Zum Nachlesen: Neue Konzeption der Bundeswehr
Zu meiner Schande muss ich gestehen: Erst durch einige Kommentare hier im Blog habe ich wahrgenommen, dass heute eine neue Konzeption der Bundeswehr veröffentlicht wurde (die, nebenbei, schon vor zehn Tagen vom Verteidigungsminister unterzeichnet wurde). Es gibt hier sicherlich ein Interesse an der Diskussion darüber – und so soll das ja auch sein, weil die Berichterstattung in den Medien zunehmend wichtiger wird für die Wahrnehmung der Bundeswehr in der Öffentlichkeit:
In den Auslandseinsätzen sind die Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr oft weit umfänglicher von der Lebens- und Erfahrungswelt der deutschen Bevölkerung entfernt, als dies in früheren Zeiten der Fall war. Gefahr, Entbehrungen, Tod und Verwundung, aber auch die Ermangelung jeglicher Privatsphäre sind soldatische Erfahrungen, die in der Bundeswehr vielfach, in der breiten Gesellschaft hingegen höchst selten anzutreffen sind.
Gleichzeitig blieben unsere Möglichkeiten bisher beschränkt, diese Erfahrungen in die Gesellschaft zu tragen. Mit der Aussetzung der verpflichtenden Einberufung zum Wehrdienst wird die Wahrnehmung der Bundeswehr im täglichen Leben der Menschen zudem deutlich abnehmen. Die Reduzierung des Personalumfangs und die notwendige Schließung vonStandorten können diese Tendenz noch verstärken.
Daher wird ein großer Teil der Gesellschaft die Einsatzrealität und den militärischen Alltag unserer Soldaten und Soldatinnen künftig weitgehend über die Berichterstattung in den Medien und viel weniger aus persönlicher Betroffenheit wahrnehmen. Darauf müssen wir uns einstellen und neue Möglichkeiten erschließen, die Bundeswehr für die breite Öffentlichkeit erfahrbar zu machen.
Der Vermittlung verteidigungspolitischer Zusammenhänge und Handlungen in der Öffentlichkeit kommt damit eine wichtige Rolle zu. Es ist deshalb unmittelbares Interesse der Bundeswehr, eine breite gesellschaftliche sicherheitspolitische Diskussion zu führen und über die Besonderheiten des soldatischen Dienstes zu informieren. Dazu gehören insbesondere die bewaffneten Einsätze mit ihren Gefahren und Belastungen und die Würdigung derer, die sie getragen haben.
Der komplette Wortlaut steht hier auf der Bundeswehr-Seite zum Herunterladen bereit
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Erster Eindruck der KdB:
Wenig Überraschendes, kriegstheoretisch geht man unverändert weitgehend von einer Dichotomie (unkonventionelle vs. konventionelle Konfliktformen) aus.
Die Diskussionen um hybride Konfliktformen spielen keine prägende Rolle. Im Rahmen der Konfliktlösung spielen COIN etc. keine Rolle.
Rettung und Evakuierung werden eine Dauereinsatzaufgabe – somit auch eine Legitimation für Sofortinitiativen (ehem. ESB) ohne mandatierten Einsatz?
Unterm Strich gutes Papier, aber wirklich relevant für die Praxis?
Wäre wohl zu viel verlangt.
Nein es könnten Fragen kommen
Also die KdB habe ich mir komplett durchgelesen:
1.) Sehr guter, breiter, aber ziemlich theoretischer Denkansatz.
2.) In der Tiefe kaum erforderliche Praxisnähe, sondern eher wenig konkrete Semantik.
3.) Keiner hat sich bislang an die aufgestellten Forderungen gehalten und wird sich derart zukünftig daran halten.
Mir kommt das Ganze als letzte Denkschrift von TdM und als weiterer „Ausfall aus der Festung“ vor. TdM wirkt auch mit den KdB nur noch als „Selbstverteidigungsminister“ und dann kam am Wochende zusätzlich das Gerücht des weiteren Ausfalls aus der Festung: TdM sei _d_e_r_ Kanditat für den nächsten NATO-Generalsekretär?
Noch vor zwölf Monaten hätte das jeder quer durch die Regierungskoalition und auch quer durch die Opposition geschluckt, ja sogar anerkannt. TdM als Minister „Saubermann“, zuvor im Kanzleramt und im BFM gewachsen und mit dem neuen Amt als IBUK weiter versiert, perfektioniert und überfraktionell sozialisiert, wäre da ein Volltreffer für uns und die NATO gewesen, ja fast eine national zu großzügig verschenkte Resource!
Doch seit Wörner hatte keiner das erforderliche Format, selbst wenn Wörner mit der Kießling-Affaire zuvor übelst aneckte. Fachlich hatte sich Wörner kaum etwas zu Schulden kommen lassen, außer in der „Tiefe“ mit dem Jäger 90, was damals aber nur Wenige – und wohl auch Wörner selbst nicht – überblickten (vgl. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13529575.html). In der „Breite“ erwieß sich zu damaliger Zeit Wörner ansonsten als Glücksgriff für die NATO.
TdM dagegen ist nie in die „Tiefe“ gegangen und hat so auf einen ersten Blick zunächst natürlich viele Fehler vermieden; er glaubte in der „Breite“ sein Fortune zu finden. Da trafen ihn aber dann die dillettantischen Fehler und geradezu peinlichen Mißgriffe eben als „volle Breitseite“! Nicht umsonst wurde Streumunition international und völkerrechtlich gebannt und wenn man an bestimmte absolut einfältige und realitätsfremde Stellungnahmen von Vertretern des BMVg (nicht TdM) vor dem Verteidigungsausschuss denkt, waren „Dum-Dum-Munition“ eigentlich seit jeher geächtet.
Ja, vor Jahresfrist hätten selbst Oppositionspolitiker wenig Einwendungen gegen einen NATO-Generalsekretär TdM gehabt; hatte dieser petantische Denker und Dichter doch den Ruf, umgänglich und versiert sowie inzwischen mit den Aufgaben stetig gewachsen und politisch sozialisiert, fast großkoalitionär geworden zu sein. Zwischenzeitlich denkt man aber quer durch die Fraktionen gründlich anders.
Gescheiterte Rüstungsprojekte, Finanzdesaster und bis zur Korruption gehendes Laisser Faire samt Unproffessionalitäten, Uneinsichtigkeiten und Unbelehrbarkeiten im BMVg sowie ein in seiner Naivität und Inkompetenz geradezu bemitleidenswerter Günstling und StS AIN (RÜ) sind die Ergebniss einer unsägliche „Breite“ des Ministers und die Resultate einer mangelnden „Tiefe“, die bei angeblich nicht erhaltenen Ministervorlagen sowie einem „Nur-Dabei-Gewesensein“ bei Verhandlungen seines StS SB peinlich enden.
Eine Benennung als NATO-Generalsekretär wäre da wirklich der Beweis für das TdM „ausgesprochene größte Vertrauen“ der Kanzlerin! Das kann man denn so sehen, oder auch so. Diesen Bärendienst sollte Deutschland seinen NATO-Partnern und sich selbst allerdings nicht erweisen, sofern die NATO dieses „Geschenk von Merkel“ überhaupt annehmen würde.
Natürlich ist es für Deutschland höchst opportun, in Brüssel Vertraute zu haben, gerade in Anbetracht der für Deutschland mit 18% des NATO-Haushaltsanteil (2ter nach den USA) zunehmend gestiegenen Anforderungen. TdM wäre aber ein NATO-Generalsekretär, der sein Amt mit verlorener Stärke und mittlerweile ohne Vertrauensbonus antreten würde, denn er ist national und nachhaltig auf breiter Front politisch, fachlich und charakterlich angegriffen. Ihm und seinen Vertrauten ist die Kontrolle über das BMVg entglitten! Wenn man diese denn je hatte? Das alles hat sich auch innerhalb der NATO längst herumgesprochen.
Auch ein FJS hat als vierfacher Bundesminister in die Landespolitik zurückgefunden, wieso sollte solch ein „Back to the Roots“ – auch mit Fürsprache von Merkel – in Sachsen nicht funktionieren, wenn es der Wähler wollte? Und als Abgeordneter bzw. als Minster a.D. lebt man ja auch nicht schlecht nach solch einer „IBUK-Karriere“.
Kennt jemand den Grund für den großen Zeitverzug zwischen Paraffe am 01.07. und unstrukturierter Networking-Streuung per LoNo am 09.07.? Eigentlich wartete doch jeder auf dieses Buch, naja: mehr oder weniger – und offiziell wurde die KdB bis jetzt noch nicht bis in alle damit befaßten Ecken gestreut.
@Jensen: Der übliche handwerkliche Dilettantismus in Kommunikationsfragen?
@Sascha Stoltenow, @Jensen, @all: Wer nicht kommunizieren kann, kann auch nicht führen!
Endlich ist sie da. Nachdem schon lange die Entwürfe durch waren. Anscheinend musste die KdB noch einige Wochen abhängen um richtig gut zu werden.
Glückwunsch zur ausgewählten Textstelle, die sich unmittelbar mit der Situation der Bw in Deutschland beschäftigt.
Die gewünschte angestrebte breite gesellschaftspolitische Diskussion und die damit erhoffte Einbettung der Bw in die Gesellschaft ist ja sehr löblich. Kann mir aber mal einer erklären, wie das gehen soll, wenn die Standorte in der Regel über den Status „Provinz“ nicht hinauskommen? Wer Regensburg verlässt und nach Stadtallendorf zieht, wer Koblenz verlässt und nach Strausberg (nein, das ist nicht Berlin) zieht, wer Hannover verlässt und nach Oldenburg zieht usw, usw., der wird es schwer haben, für die breite Masse „erfahrbar“ zu werden.
Woran erkennt man eigentlich, welche Stellen in den Papieren ernst gemeint sind und welche nicht?
klarer Fall von Ghetto-Syndrom ;-)….oder Bendler-Syndrom ?
Sehr auffällig ist im Dokument, dass alle 3 Absätze von Rettung, Evakuierung und Geiselbefreiung geschrieben wird. Was ist hier der Hintergrund? Gab es hierzu bislang keine Regelungen? Und warum jetzt in dieser Deutlichkeit?
@ Neponator | 11. Juli 2013 – 10:18
Das dürfte seit dem Weißbuch 1994 permanent in den politischen Erwartungen/Vorgaben enthalten sein. Und deutlich, weil man das dem Wähler als sinnvoll verkaufen kann.
@ Peterman
>>> Die gewünschte angestrebte breite gesellschaftspolitische Diskussion und die damit erhoffte Einbettung der Bw in die Gesellschaft ist ja sehr löblich. <<<
Ach ja, die "gesellschaftliche Diskussion zur Rolle der Bw" … dieses unbekannte, ja geradezu mythische Wesen, von Wissenschaft und Fachkräften gern und häufig beschrieben aber bisher nirgends in freier Wildbahn beobachtet. Ich weiß nicht wie oft ich diese Begrifflichkeit gelesen habe und nie ist was draus geworden. Kann ja auch nicht – der deutsche Michel hat kein Interesse an einer "internationalen Rolle Deutschlands" und die Politikergilde hat keinen blassen Dunst wie sie so eine Diskussion anstoßen soll. Wie auch? Wie soll die Rolle der BW und ihr Status in der Gesellschaft definiert werden, wenn keiner überhaupt definieren kann was Deutschland außenpolitisch will? Ich mein die beiden Hauptziele der Nachkriegszeit – Wiedereintritt in den Kreis der zivilisierten Nationen und Wiedervereinigung – sind erzielt. Andere Ziele? Fehlanzeige … Halt, vielleicht eins – Schluß mit Deutschland als Zahlmeister Europas, aber das ist ja kein Ziel an sich. Ansonsten? *schulterzucken*
Auch dieses Mal wird das Dokument unkommentiert und von der Öffentlichkeit unbemerkt in den Fachkreisen seine Bahnen ziehen und keinerlei Auswirkung auf die deutsche Öffentlichkeit haben. So siehts aus.
@ csThor
exakt! solange das ungeschriebene staatsziel die selbstauflosung in ein diffuses eurokonglomerat ist fallt es wohl schwer interessengeleitete sicgerheitspolitik zu betreiben. was ist denn die deutsche manifest destiny? abschaffung hartz 4, mindestlohn von 15 euro.
was man mit begenzten erreich
@ csThor
Leider muss ich Ihnen Recht geben. Eigentlich traurig. Aber wir haben weder halbwegs ambitiöse außenpolitische Ziele, noch eine überzeugende Vorstellung anspruchsvoller Strategien und schon gar nicht ein so ehrliches wie stringentes Gerüst eigener Interessen. (Das verstehe ich jetzt in keiner (!) Weise als Breitseite gegen Bestrebungen in Richtung Zusammenwachsen Europa.) Wir sind offenbar in unserer größten Stunde, der Deutschen Einheit, im Rausche des Glücks in ein tiefes Strategieloch gefallen.
Das ist allerdings nicht der KdB anzulasten, und auch nicht dem Verteidigungsminister in seiner heutigen Aufgabe (eher in seiner Kanzleramtszeit). Aber es stimmt: Es fällt verdammt schwer, eine wachrüttelnde Diskussion über die Rolle der deutschen Streitkräfte anzuregen, wenn es an außen- und sicherheitspolitischen Grundlagen mangelt.
Das Traurige ist für mich Schwerpunkt, weil es viele Baustellen gibt welche bedient werden Fahrzeuge, Einheiten und Flugzeuge
Es ist da und da Natürlich was sonst ersetzt werden muss auch gekauft werden aber, da schwimmt alles.
Es Müsste Heißen Schwerpunkt liegt in dieser Reform Bei den Einheiten, dafür werden auch die Notwendige Fahrzeuge beschafft
Auslandeisatz haben wir ein Großes Defizit in diesem Bereich dafür werden weiter Beschaffung betätigt
Folgende Einheiten Stehen auf der Warteliste und werden bei der Nächsten Reform oder in 3-4 Jahre dann dran und sein und 6-7 Jahre die und die.
Weil wir nur so viel Geld haben, werden wir Schwerpunkte setzen müssen
So viel Geld haben wir zu Reserve um kurzfristige Beschaffung zu ermöglichen
Wenn das und das nicht beschafft werden kann weil die Industrie das nicht werden kann die und dies Beschafft
Aber das Wischi Waschie ist Breit und Hoch aber es kann alles sein, dafür hat die BW jedoch kein Geld
Die KdB ist wohl nur ein Zwischenschritt – bis zur nächsten Reform nach der Wahl.
Hoffentlich wendet man sich dann vom Pseudo-Ansatz „Breite vor Tiefe“ ab.
Eine ehrliche Lagefeststellung würde ergeben, dass dies bereits heute eine Fiktion ist.
Wenn man jedoch in der KdB eine konventionelle (!) Bündnisverteidigung für notwendig erachtet, dann zeigt dies einmal mehr, dass es vorallem um Strukturerhalt geht.
Auch hier wird ja das Fehlen einer sicherheitspoitischen Debatte beklagt, aber es gibt ja nicht einmal innerhalb der Fachkreise eine ernsthafte Diskussion über die KdB (innerhalb und außerhalb dieses Blogs, die Kommentierung zu emotional aufgeladeneren Themen ist ja auch weitaus größer).
Vielleicht auch von Interesse, der neue Jahresbericht der Jugendoffiziere:
http://tinyurl.com/l4wfppm
„Hoffentlich wendet man sich dann vom Pseudo-Ansatz “Breite vor Tiefe” ab.“
Na was dann wegfällt können Sie sich wohl denken. Alles was dem originär militärischen Auftrag entpricht, puff oder peng macht und folglich gefährlich und viel zu martialisch ist.
Die eingesparten Mittel können dann in sinnvolle Projekte wie Gleichstellungsbeauftragte auf Halbzugsebene oder Wisentauswilderungen auf Truppenübungsplätzen reinvestiert werden.
Wie obig schon thematisiert ist eine “ gesellschaftliche debatte“ erstens auch in anderen Ländern ein Dauerphantom un zweitens überflüssig. Entscheidend ist ein elitenkonsens bezüglich nationaler Prioritäten und der mittel zu ihrer Erreichung. Diese Mentalität muss nicht in irgenwelchen Traktaten niedergeschrieben werden, sondern ist schlicht ein überpositiver Bestandteil der raison d’etre des jeweiligen Staates.
In frankreich, GB, US ist dem so, hier aus vielerlei Gründen nicht. Daran würde sich auch im hypothetischen fall nichts ändern, wenn sich plötzlich Herr Müller aus Buxtehude an einer „Debatte“ beteiligen wollte. Ein Diskurs ist nur unter Personen sinnvoll, die über ein Minimum an Sachkompetenz in der jeweiligen Materie verfügen, ansonsten wird das ganze zum ungeordneten Palaver. Deutsche Debatten zu SiPol q.e.d..
Solange man hier allerdings von Personen vertreten wird, die meinen „unter Freunden spioniert man nicht“ sollte man sich diesbezüglich keine Hoffnungen machen.
@wacaffe:
„Na was dann wegfällt können Sie sich wohl denken. Alles was dem originär militärischen Auftrag entpricht, puff oder peng macht und folglich gefährlich und viel zu martialisch ist.“
Da wär ich mir nicht so sicher. Der Bundestag hat in dieser Legislatur vorallem den LUH befördert. Ziemlich martialisch.
Die Dauerausrede, die Politik will ja nicht, ist kein Grund fortlaufend als Bw seine Hausaufgaben nicht zu machen.
„Der Bundestag hat in dieser Legislatur vorallem den LUH befördert“
Nicht ohne ihm durch das verbot von capture/kill ex ante einen Gutteil seiner Existenzberechtigung schon genommen zu haben. ;)
@ Memoria
„Die Dauerausrede, die Politik will ja nicht, ist kein Grund fortlaufend als Bw seine Hausaufgaben nicht zu machen.“
Zustimmung.
Meiner Beobachtung nach ersetzen die Streitkräfte intellektuelle Arbeit und dazugehörige Diskussion sowie die notwendige „Streitkultur“ gerne durch sog. „konzeptionelle Arbeit“ und Mitprüfungsrunden, die den Anschein von tiefgründiger geistiger Beschäftigung erwecken.
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass diejenigen Themen, welche die militärische Führung tatsächlich bewegen eher klientelpolitischer Natur sind (z.B.: „General der soundso Waffengattung“, Flaggenstöcke, „fuel-to-noise-converter“ vs. CAS od. Lufttransport).
Die Aussage, dass sei der Führung bzw. der politischen Ebene nicht zu vermitteln, ist das dazugehörige, gerne genommene und durch nichts zu widerlegende Totschlagargument und täuscht über die eigene Mut- und/oder Antriebslosigkeit hinweg.
Die Beratungspflicht schließt – wie ich meine – den öffentlichen Diskurs Politik – Militär – Gesellschaft ein und nicht aus.
Gute Nacht
P.S. M.E. ist die Anzahl (halbwegs) aktueller wissenschaftlicher Arbeiten von DEU Militärs zu Konfliktforschung, Kriegstheorie oder aber auch militärischen Einsatzverfahren bzw. artverwandten Themen ein gutes Indiz. Die lassen sich nämlich an wenigen Fingern abzählen.
Gleichwohl sich bei einigen – oft idealistischen – jüngeren „Einzelschicksalen“ zumindest die Kenntnis einschlägiger und meist englischer Literatur feststellen lässt. Nur haben diese Exoten (Ein Buch? Im Dienst? Sind Sie verrückt?) keinen Stuhl bekommen, als die Musik aufhörte zu spielen.
Gute Ansätze der KdB sind die Bundeswehrgemeinsamkeit und die Befähigung zum Kampf. Soldaten sollen keine Verteidigungsbureaucraten werden, sondern die Wehrverwalter soldatischer. Ob es klappen wird – wir werden sehen.
Grundsätzlich ist es natürlich traurig, daß Sicherheitspolitik nur eine Minderheit hierzulande interessiert.
@ wacaffe
>>> Wie obig schon thematisiert ist eine ” gesellschaftliche debatte” erstens auch in anderen Ländern ein Dauerphantom un zweitens überflüssig. Entscheidend ist ein elitenkonsens bezüglich nationaler Prioritäten und der mittel zu ihrer Erreichung. Diese Mentalität muss nicht in irgenwelchen Traktaten niedergeschrieben werden, sondern ist schlicht ein überpositiver Bestandteil der raison d’etre des jeweiligen Staates. <<<
Das Problem besteht schlicht aber darin, daß die "Elite" (welch ein Euphemismus in bezug auf unsere Politkasper) ja nicht gänzlich von der Gesellschaft isoliert ist und sich aus Menschen aus eben dieser Gesellschaft zusammensetzt. Diese wurden in dieser Gesellschaft groß, sie wurden in ihr sozialisiert und nach ihren Werten und Vorstellungen aufgezogen. Die allgemeine Ahnungslosigkeit in punkto Außenpolitik und der reflexartige Allergieschock in punkto Sicherheit und Militär sind gewachsene Verhaltensmuster, die aus 40 Jahren Unselbständigkeit (teils selbst auferlegt, teils von außen verordnet) und Fremdkontrolle resultieren und sich nicht von heute auf morgen verändern lassen. Will man also auf lange Sicht die Problemkuh "Rolle der BW" vom Eis bekommen, kommt man IMHO nicht drumherum die Bevölkerung mit einzubeziehen und dort die einbetonierten Ansichten argumentativ zu verändern. Das hilft heute nicht, aber ohne diese Diskussion bleibt genau die gleiche vertrackte Lage auf ewig festzementiert.
@csThor
kann Ihnen zustimmen, however: eine breite sicherheitspolitische Debatte kann man nur wirklich lostreten, wenn man in Vorlage geht seitens des repräsentativen Souverän, dafür ist er schließlich gewählt. Das schafft man aber nicht mit solchen semantischen Konserven wie VPR und KdB.
Warum keine „SiPo Richtlinien der Bundesrepublik Deutschland“ ? Warum kein „Gesamtkonzept der Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland“ ? Nicht immer nur von Ganzheitlichkeit und Vernetzung schwafeln, sondern mal durchdenken und skizzieren.
@ klabautermann
Ich persönlich glaube sogar Ihre Ideen sind schon zu spezialisiert. Man muß ja eigentlich erstmal grundsätzlich ausloten was Deutschland international erreichen will und was nicht. Welche Rolle soll es innehaben? Wo soll es sich wie engagieren? Hier muß erstmal ein Fundament gelegt werden und erst danach kann man über Instrumente (denn das ist die BW letztendlich doch) reden.
Hierzulande gibt es das „Große Schweiz“ – Syndrom – außenpolitisch desinteressiert und inaktiv, isolationistisch gestimmt und militärisch nicht präsent. Für diese Sicht der Dinge braucht man keine international einsetzbare Interventionstruppe sondern eine für die Landesverteidigung. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer – international gibt es Erwartungen an die BRD derer sich der deutsche Michel weder bewußt ist noch daß er sie versteht oder gar bejaht (ganz im Gegenteil). Die deutsche Politik agiert in einem Spannungsfeld, das sie weder beherrschen noch begrenzen noch positiv zu beeinflussen weiß ohne eine der beiden Spannungspole radikal anzugehen. Entweder sie geht das „Große Schweiz“ – Syndrom aktiv an oder sie zieht sich irgendwann aus der internationalen Politik zurück und stößt langjährige Partner vor den Kopf. So wie es jetzt ist – „ein bischen schwanger“ um mal beim polemischen Unterton zu bleiben – wird es nicht ewig gehen, denn die deutsche Politik handelt hier unehrlich, feige und verantwortungslos.
@csThor
d’accord ;-) (reimt sich sogar)
@csThor
„Kann ja auch nicht – der deutsche Michel hat kein Interesse an einer „internationalen Rolle Deutschlands“ und die Politikergilde hat keinen blassen Dunst wie sie so eine Diskussion anstoßen soll. Wie auch?“
Zu einer Debatte gehören mind zwei unterschiedliche Positionen. Doch die Politik geht auf die Position der Bevölkerung gar nicht ein!
Ziel einer Debatte ist die inhaltlichen Vorbereitung zu einer Abstimmung.
Was ist so schlecht an dem Standpunkt das Militär nur zur Verteidigung (das Konsens in der Bevölkerung) einzusetzen?
Wenn sie einen Apfel wollen, ist es unsinnig, dass man von ihnen die Wahl zwischenen einer Banane und Mango Erwartet. Wer sich dann noch wundert, dass sich keiner an der Wahl beteiligt sollte sich mal mit dem Apfel beschäftigen!
Evtl ist der deutsche Michel und Michaela klüger als die ganze Schar der angeblichen und selbsternannten Fachleute in Fragen der Sicherheitspolitik!
@Elahan
kann schon sein, dass Sie da einen Punkt haben. Die Deutschen stimmen gerne mit den Füßen ab und wenn ich mir unsere Bewerberzahlen anschaue und deren mögliche Entwicklung angesichts all der sicherheitspolitischen Debakel der jüngsten Zeit inkl. Motivation der Truppe infolge Neuausrichtung……….
Nun wird die Tndenz zur Großmannsucht hoffentlich wenige Anhänger finden und wir sollten SiPo bei unseren Leisten bleiben. Leider zertrümmern wir sie gerade. Was steckt hinter der militärischen Geltungssucht. Handelt sich um Leute, die mehr scheinen wollen, als sein, moderne high tech Plastikflieger in den Hallen stehen haben, dafür keine Freunde und obendrein einen Haufen Schulden.
Bin mal gespannt was nach der Neuausrichtung (Schreddern der Bw) noch an Verteidigungsfähigkeit/ – vermögen übrig bleibt.
@Elahan
die büschen-scheinschwanger-policy der Regierung hat nun auch den Panzerdeal mit den KSA zum platzen gebracht….passt alles ins Bild.
@ Elahan
Ich habe nirgends gesagt, daß ich den „transatlantischen Blick“ vertrete. Im Gegenteil – ich finde bei all den „Äkschpärden“ mit diesen Ansichten (die meinen Deutschland sollte Außenpolitik á la Frankreich/GB betreiben und sich global engagieren) nur Forderungen, Meinungen und Gemecker über den status quo. Viel aufschlußreicher ist, ist was ich nicht gefunden habe – Argumente, warum Deutschland das tun sollte. Stattdessen nur „Verweise“ auf eine Logik hinter diesen Forderungen, die sich mir völlig entzieht.
Meine Forderung nach breit angelegter Diskussion ist ergebnisoffen und zielt vornehmlich auf Ehrlichkeit und Offenheit (im Gegensatz zum Hinterzimmergemauschel und Merkel-Mikado das jetzt vorherrscht). Und im Zuge dieser Diskussion müssen alle möglichen Optionen sowie die zugehörigen pro/contra Argumente und Auswirkungen auf den Tisch gepackt werden. Und wenn am Ende eben rauskommt, daß es doch die „Große Schweiz“ wird, dann ist das dann eben so – aber wenigstens ist es das Ergebnis eines demokratischen Diskurses und nicht das blinde Herumstolpern im Nebel wie jetzt.
@csThor
„Ich habe nirgends gesagt, daß ich den “transatlantischen Blick” vertrete.“
Hatte ich auch nicht behauptet :-). und ihrem Letzten Kommentar stimme ich zu.
@Elahan: „Was ist so schlecht an dem Standpunkt das Militär nur zur Verteidigung (das Konsens in der Bevölkerung) einzusetzen?“
Der von Ihnen behauptete Konsens in der Bevölkerung, Militär nur zur Verteidigung einzusetzen, existiert so nicht. Wie den Forschungsberichten 94 und 96 des damaligen SWInstBw (jetzt wohl Teil des ZMSBw) zu entnehmen ist, befürworten große Teile der Bevölkerung zahlreiche andere Einsatzmöglichkeiten der Streitkräfte, so die Unterbindung von Drogenanbau und Drogenhandel, die Sicherung der Versorgung Deutschlands mit Rohstoffen und Energie, die Bekämpfung des internationalen Terrorismus, die Sicherung des Seeverkehrs und des Welthandels, Stabilisierungseinsätze in verschiedenen Regionen, ja es gibt sogar 42% Zustimmung zu „Die deutschen Streitkräfte sollten im Ausland eingesetzt werden, um eine ausländische Regierung zu entmachten, die die Menschenrechte verletzt.“ Auch wenn Teile davon (z.B. Versorgungssicherheit) unter einen weiten Verteidigungsbegriff fallen können, tun es andere (z.B. Drogenbekämpfung, Entmachtung einer Regierung) definitiv nicht. Von einem Konsens, Militär nur zur Verteidigung einzusetzen, kann also selbst bei einem weit ausgelegten Verteidigungsbegriff nicht gesprochen werden.
Links:
FB94 http://www.zmsbw.de/html/einsatzunterstuetzung/downloads/forschungsbericht94.pdf
FB 96 http://www.zmsbw.de/html/einsatzunterstuetzung/downloads/forschungsbericht96.pdf
Wo steht Deutschland heute ? Wo kann, soll, will Deutschland in 20, 30, 50 Jahren stehen? Als Nation oder als föderaler Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Europa ? Für welche Interessen, Haltungen, Werte können, sollen, wollen die demokratisch gewählten deutschen Repräsentanten einstehen ? Welche Interessen, Haltungen und Werte entsprechen dem Konsens der deutschen Gesellschaft heute, morgen und idealerweise in 30 Jahren ?
Die Antworten auf diese Fragen wären (wesentliche) Bestandteile einer deutschen Verfassung, über deren Inhalte ein Konsens aller gesellschaftlichen, ökonomischen, ethnischen und religiösen Gruppen erzielt werden müsste. Um von dem einer solchen Verfassung zugrunde liegenden Status Quo ausgehend die durch die Verfassung definierten Ziele zu erreichen, wäre eine umfassende Strategie zu entwickeln und analog zum Verfassungskonsens durch den Souverän zu bestätigen.
Diese Strategie – in Form einer Staatsdoktrin ? – enthält dann als unverzichtbaren Bestandteil sicherheitspolitische Strategien, der wiederum eine verfassungskonforme sicherheitspolitische (und zwar die innere wie die äußere Sicherheit betreffend) Konzeption der Exekutive zugrunde liegen müsste. Erst daraus liessen sich belast- bare und mittelfristig funktionierende sicherheitspolitische Richtlinien und in Folge die darauf ausgerichtete „Konzeption der Bundeswehr“ ableiten und formulieren.
Das mag isolationistisch oder gar national fokussiert anmuten – ist es aber nicht. Denn wenn die Grundlage eines vereinten, freien, demokratisch regierten Europa aus dem konsensualen Willensausdruck aller in diesem Europa lebenden und den europäischen Souverän verkörpernden freien Bürger besteht – müssen die oben angeführten Interessen, Haltungen, Werte und Ziele der freien Bürger aller EU-Nationen überhaupt erst einmal erfasst, formuliert und als grundlegende Bestandteile eines möglichen europäischen Staatsgebildes berücksichtigt werden.
Warum geht Deutschland mit einem solchen – und meiner Ansicht nach unverzichtbaren – Projekt nicht voran ? Oder oute ich mich mit dieser Frage als „Alt und naiv“…? Und – nein, diesen Gedankenweg halte ich nicht für OT. Denn ohne im Konsens definierte Ziele kann es keine Strategie geben, die die Mittel und Wege zu eben diesen Zielen definiert und ermöglicht. Und ohne Strategie – sind sicherheitspolitische Richtlinien und „Konzeptionen“ beliebig, binnen Legislaturperioden austauschbar und damit nicht hilfreich. So gut der Erlass auch formuliert sein mag..
@E.R.
Ohne Ihren Ansatz negieren zu wollen, muss man bei der Konzeption der Bundeswehr (KdB) meiner Ansicht nach mit beiden Füssen auf dem Boden bleiben. Sie ist mehr nach innen, als nach außen gerichtet. Vereinfacht ist sie mit den Teilkonzeptionen eine bedarfsbegründende Unterlage. (Grob vereinfacht: Bedarfsbegründung -> Haushaltsbegründung -> Haushaltsmittel (=Geld), egal ob für bestehende oder zu beschaffende Strukturen/Ausrüstung/etc.; ohne Aufhänger in der KdB wird etwas wohl auch nicht in der detaillierenden TK stehen (Stichwort Tiefe der Ausführungen; die zugehörigen TKs entstehen in den nächsten 1-2 Jahren) und dann wird es bei knappen Haushaltsmitteln bei der Priorisierung für jemand der nicht auftaucht problematisch.
Ich finde es gut, dass die KdB transparent im Internet steht; die KdB von 1988 war noch – geheim eingestuft – im Panzerschrank.
Bei Ihren Ansätzen müssten Sie weit höher als bei der KdB einsteigen, die in ihrer Wirkung wohl auch unterhalb einer Dekade einzustufen ist. Selbst oben in der Fruchtfolge Weißbuch -> Verteidigungspolitische Richtlinien (VPR) -> KdB dürften Sie weder einen wirklich ressortübergreifend deutschen Ansatz haben, obwohl das Weißbuch zumindest ein Regierungspapier (und von allen Ressorts mitgezeichnet) ist. Da sind wir wieder bei der Nationalen Sicherheitsstrategie von Klabautermann. Nur wenn niemand bereit ist, sich da auch zu seinen Interessen zu bekennen, sie mit einem verbindlichen Rahmen aufzuschreiben und sich danach messen zu lassen, dann lohnt sich der Aufwand wohl weniger. Ich bin ein Verfechter einer DEU NSS, sehe aber keinen politischen Willen so etwas anzugehen. Nach der gewachsenen Ressortzuständigkeit in Deutschland sind übrigens AA und BMI da Außen- und Innenpolitisch am Steuerruder und nicht der Verteidiger.
@ Stefan H.
Vollste Zustimmung.
@Sascha W
Das ist ein Problem der Fragestellung, der Zeitpunkt der Studie, so schließen die von ihnen genannten Umfrageergebnisse den von mir genannten Konsens (evtl besser der kleinste gemeinsame Nenner) nicht aus.
Im Moment ist die Bw eher mit sich selbst beschäftigt und danach kommt das Wundenlecken. Die Fleischwunden Neuausrichtung und Afghanistaneinsatz werden noch lange offen sein und ich hoffe, dass die Bw nicht daran zu Grunde geht.
@Elahan: Die Methodik der Studien ist transparent und aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu beanstanden, die Fragestellung ist ausgewogen und die Ergebnisse über Jahre (siehe auch Forschungsberichte 90 und 86) stabil, weshalb die Studien den von Ihnen genannten Konsens eben sehr wohl ausschließen, weil er von einem großen Teil der Befragten einer hinreichend großen Stichprobe, die Rückschluß auf die Einstellung der Grundgesamtheit zuläßt, nicht geteilt wird.
@ Stefan H.
Es stimmt: Die KdB ist eher nach innen als nach außen gerichtet – oder sie müsste es zumindest sein. „Bedarfsbegründende Unterlage“ trifft eigentlich den Kern der Sache. Man könnte auch „strukturbegründend“ hinzufügen. Das heißt aber: Zuerst der Bedarf bzw. die Forderung, dann die Bedarfsdeckung und die Struktur. Hier sind wir aber in der Realität angekommen. Denn leider ist es doch so, dass wir uns nicht am Anfang, sondern am Ende einer durchgreifenden Strukturentscheidung befinden. Und die KdB kann in dieser Phase nur noch einen Primärzweck erfüllen: Diese (bereits getroffenen) Entscheidungen zur Reform der Bw konzeptionell zu unterlegen (was damit eher nach außen gerichtet ist). Frei nach dem Motto: Erst entscheiden, dann begründen. Ein schlüssiges Vorgehen ist das jedenfalls nicht.
Mit anderen Worten: Diese KdB mag noch so gut formuliert sein – in ihrer Substanz kommt sie zu spät.
Zu der Notwendigkeit einer übergreifenden deutschen Sicherheitsstrategie ist schon lange alles gesagt. Die Vorteile liegen auf der Hand, nicht zuletzt mit Blick darauf, dass alleine die (gewiss schwierigen) Arbeiten an einer solchen Strategie zu intensivem Nachdenken über unsere sicherheitspolitischen Interessen und damit auch zu einer breiten Debatte zwingen. Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, trotz des in dieser Frage beachtlichen Trägheitsmoments in der deutschen (Regierungs-)Politik.
Die Reform ist doch schon Gescheitert
Weil Sie keine durchhalte Fähigkeit hat,
Kein Geld da ist und weitere Einheiten Aufgelöst werden müssen weil kein Geld da ist.
Dringendes material nicht beschafft werden kann wie BÜR zu Teuer weiteres Gefecht Fahrzeuge noch nicht bestellen, nur die alten Aufträge
Ari weiter reduziert das die nicht mehr fähig ist Verteidigung zu führen
Neue Inf. BTL viel zu wenig, und mit den Pz BTL kann man auch keine Große Operationen führen
Die Reform ist nur auf die Aktuelle Auslandeisätze ausgerichtet nicht auf weitere Eskalation mit Russland und nicht wenn wegen Sueskanal wir nach Ägypten geht um den Zusammen Bruch zu verhindern (Welthandel Container Schiffe)
@KeLaBe
Ganz so schlimm ist es nicht, obwohl man es auf den ersten Blick meinen könnte: Die Neuausrichtung basiert auf der Leitlinie Neuausrichtung – genauer gesagt auf ihren Entwürfen um zeitlich exakt zu sein. Die Kernstücke Level of Ambition, Priorisiertes Fähigkeitsprofil und vieles mehr lag der Ausgestaltung der militärischen Organisationsbereichen zugrunde. Insovern ist die KdB halt eine Ebene höher als die einmalige Leitlinie Neuausrichtung und evolutionsmäßig etwas weiter, aber kein Widerspruch. Es ist die Wiederherstellung der bereits geschilderten Fruchtfolge und so auch ein Stück Normalität in stürmischen Zeiten,auf der basierend man – meiner Einschätzung nach – eine halbe Dekade arbeiten kann. Mancher Leser der KdB bemängelt auch fehlend Revolutionäres und vieles kommt bekannt vor. Halt eine Weiterentwicklung – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Im Prinzip haben auch mehr oder minder dieselben Akteure die Leitlinie Neuausrichtung und die KdB geschrieben, was ich als eine angenehme Konstanz bei sehr viel Wechsel empfinde.
Ob Sie mit Ihrer Prognose, dass wir am Ende einer Reform stehen recht haben, werden Wir beide sehen und erleben. Ohne dieses Thema aufzumachen, vor dem Wahltag macht das auch nur begrenzt Sinn, lehrt zumindest die Erfahrung der Vergangenheit seit 1990 etwas anderes.
@ Stefan H.
Okay, meine Kritik ist sicherlich überspitzt und eher von (weltfremden) Vorstellungen einer reinen Lehre getragen. Die Wirklichkeit orientiert sich – das weiß ich nur allzu gut – in ihren Zwängen nicht immer an Idealbildern.
Aber folgende Fruchtfolge würde doch eigentlich Sinn machen: Ausgangspunkt ist neben den strategischen Konzepten von NATO und EU eine (leider nicht vorhandene) deutsche Sicherheitsstrategie (den Begriff „Nationale Sicherheitsstrategie“ würde ich wegen der Abkürzung NSS eher nicht verwenden – sorry, aber da kann ich nicht über meinen emotionalen Schatten springen), daraus folgen die Verteidigungspolitischen Richtlinien, die wiederum die politischen Vorgaben liefern für die KdB. Und erst dann (!) können Struktur-/Beschaffungs-/Stationierungs- und andere Umsetzungsentscheidungen auf gesicherter Grundlage getroffen werden.
Die Realität ist leider anders, und das war schon immer so. Die KdB hinkte stets hinterher, was ihr dann eher die Rolle einer Rechtfertigung als die einer handlungsleitenden Forderung einbrachte. Diesmal ist es genauso.
Kurz noch zum Ende der Reform: Das glaube ich auch nicht. Die ganze Geschichte der Bw seit 1990 ist von einer ständigen Neuausrichtung (das Wort „neu“ ist dabei völlig verbraucht) gezeichnet. Warum sollte dieser Prozess jetzt enden, zumal – und da wären wir wieder am Ausgangspunkt unserer Diskussion – nach wie vor noch klare Vorstellungen darüber fehlen, welchen Stellenwert Sicherheit für unser Land einnimmt und wie die einzelnen Instrumente (von denen die Bw nur eines ist) strategisch aufeinander abgestimmt werden?
@Sascha W.
Hatte weder die Methodik noch die Ausgewogenheit bezweifelt, ebnso hatte ich den von mir erwähnten Konsens auf den kleinsten gemeinsamen Nenner ggf eingeschränkt.
Kann in der Studie keinen Widerspruch erkennen nur eine Diferenzierung. Deutlich wird es bei der Fragestellungsunterscheidung ob der Befragte (oder eigenes Kind) selbst dafür eintreten würde oder ein anonymer (nicht verwandt) Soldat.
Zudem ist im Text der Studie klar erkenntlich, dass es für Stabilisierungsmissionen außerhalb Europas eben keine Mehrheit gibt. Wer eher zustimmt, stimmt u.a. Eben nicht zu, sondern nur unter bestimmten Umständen.
Noch eindeutiger fallen die Antworten aus, wenn etwas allgemeiner gefragt wird, wie sich die Bundesregierung zukünftig verhalten solle, wenn Militäraktionen wie jetzt in Afghanistan geplant seien. Lediglich 8 Prozent der Deutschen meinen, dass Deutschland sich in solchen Fällen „ohne Wenn und Aber“ daran beteiligen sollte, 52 Prozent sagen, man sollte sich dann so weit wie möglich zurückhalten, 31 Prozent lehnen eine Beteiligung ab. (Allensbach 2010)
Noch deutlicher ist die Ablehnung heute.
@KeLaBe
Wir liegen (mal wieder) dicht beieinander ;-)
Ansonsten stören mich an der KdB wissenschaftstheoretische Mängel wie zBsp der Gebrauch von Begrifflichkeiten wie „Priorisierung“ einerseits, die sich dann andererseits aber als eine reine Auflistung/ Sortierung/Kategorisierung von Fähigkeiten erweist unter der Überschrift „Breite vor Tiefe“. Priorisierung kann nur anhand von konkreten Kriterien erfolgen und bedeutet letztendlich eine präzise Ermittlung von Ressourcenzuteilung anhand dieser Kriterien. Will sagen : Breite und Tiefe müssen klar definiert werden, und darüber hinaus sollte man auch mal über Länge reden, denn „Bundeswehr im Einsatz“ ist keine 2-dimensionale komplexe Struktur, sondern eine 3-dimensionale.
@ klabautermann
Stimmt. Das oft substanzlose Gerede von einer „Priorisierung“ ärgert auch mich schon lange. Es zeugt von Rat- und Mutlosigkeit und auch von einer Angst, vielleicht etwas falsch machen zu können und dafür auch noch verantwortlich gemacht zu werden. Das ist ein sehr erfolgversprechender Weg – ins Versagen.
Die Erarbeitung des Bundeswehrplanes erfolgte immer mit irgendwelchen „Prio-Tools“.
Am Anfang steht immer ein Bedarf und die Tatsache, dass einfach die finanziellen Mittel fehlen. Dann gibt es einen vordringlichen Bedarf, unabweisbarer Bedarf, eine Korbeinteilung 1 – 5, Maßnahmen werden Kategoriesiert und Gruppiert, das Heer führt VERA (Vordringliche Einsatzrelevante Ausrüstung) ein, aktuell werden für die Bedarfsanalyse zum Ressourcenplan Projekte in Maßnahmenlisten zusammengefasst und viele kluge Dinge mehr. Am Ende sind wir wieder am Anfang, das Geld reicht immer noch nicht. Da heißt es eigentlich Entscheidungen treffen. Das wurde aber nicht gemacht und ob das mit neuem CPM besser wird, muss man abwarten. Die Entscheidung Eurohawk hat ja auch nicht gerade zu Beifallsstürmen geführt. Wenn Breite vor Tiefe heißt, wir können alles ein bisschen aber nichts richtig, ist mir das für den Soldatenberuf zu dünn. Wenn insofern ein politisches Kalkül dahinter steht welches heißen könnte, wenn wir nicht können dann müssen wir auch nicht bzw. dann fragt uns auch keiner dann wäre das immerhin eine Möglichkeit über die man diskutieren kann.
@Elahan: Ich habe hier nie behauptet, es gäbe eine Mehrheit, die Stabilisierungsoperationen außerhalb Europas befürwortet – es gibt jedoch eine hinreichend große Zustimmung zu den entsprechenden Items, um einen Konsens, sich auf Verteidigung zu beschränken, verneinen zu können. Auch Ihre Reduzierung Ihres Anspruches von einem Konsens in der Bevölkerung auf einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“ ist als solcher zurückzuweisen, denn immerhin 2-3% der Bevölkerung möchten überhaupt keine Streitkräfte – auch nicht zur Verteidigung – unterhalten.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen aus meiner Sicht aber auch noch etwas anderes: nämlich eine Abweichung des sicherheitspolitischen Meinungsklimas in der Bevölkerung von der veröffentlichten Meinung und dem darauf aufbauenden Elitendiskurs. Die medial vermittelte, eher friedensbewegte Auffassung mit einem unterschwelligen Mißtrauen gegenüber allem Militärischen entspricht nicht dem Meinungsklima in der breiten Bevölkerung. Dieses Bias läßt sich mutmaßlich auf die politische Haltung der in den Medien verantwortlich Tätigen, welche sich in einem großen Maße selbst eher weiter links verorten als die Gesamtbevölkerung, zurückführen. Diese veröffentlichte Meinung hat allerdings erheblichen Einfluß auf den öffentlichen und auch auf den nicht-öffentlichen Elitendiskurs und auf die Entscheidungsfindung, deren Ergebnis sich wiederum in der durch den o.g. Bias verzerrten Berichterstattung wiederfindet. Damit steht zu befürchten, daß sich veröffentlichte Meinung, Elitendiskurs und Entscheidungsfindung immer weiter von der tatsächlichen öffentlichen Meinung der Gesamtbevölkerung entfernen.
@Sascha W.
Natürlich gibt es bei 3% grundsätzlicher Ablehnung von Einsätzen,der Ausweitung des Auftrages auf wenige Sonderfälle und ihrer Interpretation der Studie keinen Konsens die Bw nur zur Verteidigung einzusetzen.
Verbleiben wir so, dass ich der Meinung bin, wir würden die Debatte besser führen können, wenn man mind zwei große Lager hätten. Evtl versteht ja unter den Aufgaben für die Bw jeder etwas anderes. Wenn man dann mit den Erfahrungen aus Irak, Libyen, Afghanistan uvm fragen würde was für die DEU Interessen nachhaltig besser wäre, käme man evtl auch auf mind zwei Lager (abgesehen der 3%).
Ohne Polarisierung (Intervention oder Verteidigung) keine breite Debatte im Volk, aber dann bitte auch den Preis angeben und dem Volk sagen, was dann die Bw kosten würde.
Im Moment können wir nich nicht einmal Verteidigung.
@Elahan: Dem stimme ich grundsätzlich zu. Ich bin der Auffassung, daß es – neben der grundsätzlichen Ablehnung der Notwendigkeit von Streitkräften, die ich einmal außen vorlassen möchte – drei größere Lager gibt, über deren jeweilige Größe jedoch keine fundierte Aussaage getroffen werden kann: die erste legt den Verteidigungsbegriff eng im Sinne einer reinen Landesverteidigung aus, die zweite betrachtet Verteidigung als aktive, proaktive und bewegliche Verteidigung nicht nur des Landes und ggfs. der Bündnispartner, sondern auch von Interessen (die noch hinreichend zu definieren wären) unterschiedlichster Art, sofern diese militärisch befördert oder gar durchgesetzt werden können, einschließlich einer diesem Anspruch folgenden Machtprojektion, die dritte betrachtet Streitkräfte als moralisches Interventionsinstrument, mit der es bestimmte ideologische Ansichten zu befördern gilt, unabhängig von eigenen nationalen Interessen, weil solche zugunsten eines übergeordneten Moralanspruches negiert oder zumindest in den Hintergrund gedrängt werden. Dabei überschneiden sich Interessen der einzelnen Lager durchaus, was zu merkwürdigen Interessenallianzen führen kann – ein tatsächlicher Diskurs findet aus meiner Sicht trotz der Existenz dieser Lager in Deutschland nicht im erforderlichen Umfang statt, weil ein ständiger Moral-/Vergangenheits-/Verantwortungskeuleneinsatz einen solchen im Keim erstickt und starke Denkverbote bestehen.
Ich bin übrigens ein großer Freund Ihres Ansatzes, ein Preisschild dran zu hängen. Die jeweiligen Lager stellen Ansprüche an die Streitkräfte, die jeweils in konkrete Fähigkeitsforderungen münden, die nur durch entsprechende Personalumfänge und Ausrüstungsausstattungen realisiert werden können, die jeweils natürlich einen entsprechenden Preis haben. Dabei betrachte ich Ihre Aussage „Im Moment können wir nicht einmal Verteidigung“ als kritisch, denn egal ob man den engen oder den weiten Verteidigungsbegriff wählt, handelt es sich um eine Forderung, die in jedem Fall kostspielig und personalintensiv ist – wobei sie natürlich dem Grundverständnis von Streitkräften entspricht.
Dem Ein oder Anderen ggf. bekannt aber zum Wochenende darf vielleicht auch mal ein Auge zwinkern.
Herr Wiegold, ich hatte ihnen das zugeschickt, die Übermittlung hat möglicherweise nicht geklappt.
Der Admiral parriert jedenfalls die harten Nachfragen des Journalisten.
http://www.youtube.com/watch?v=t0jgZKV4N_A