De Maizière: „Jetzt möchte ich mal ernten“
Dass Verteidigungsminister Thomas de Maizière gerne seine Arbeit auf diesem Posten nach der Bundestagswahl im September im neuen Kabinett weiter führen möchte, ist nicht wirklich neu. Interessant allerdings der Grund, den er in einem Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung nennt:
Ich habe so viel gesät – jetzt möchte ich mal ernten.
Schließlich habe er, so gibt das Blatt den Ressortchef wieder*, in seiner politischen Laufbahn immer wieder recht schnell das Amt gewechselt, ohne die Ergebnisse der von ihm begonnenen Arbeit nutzen zu können.
Die derzeitige Kritik an ihm und seiner Amtsführung sieht de Maizière als eines der Hochs und Tiefs, die ein Politiker durchmachen muss: Ich habe früher sehr viel Lob für meine Arbeit bekommen. Vielleicht manchmal zu viel.
(*Verlinkt wird hier natürlich nicht die Verlagswebseite, sondern die Pressemitteilung dazu bei ots)
(Foto: Verteidigungsminister Thomas de Maizière beim Abschreiten der Front beim feierlichen Gelöbnis vor dem Reichstag am 20. Juli 2013 – Sebastian Wilke/Bundeswehr via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
@Elahan
Ist okay.
Auf der Seite der Elbe habe ich zum Glück nie an Ausbildung teilgenommen, aber das Verb „lehren“ beschreibt den Vorgang im Vergleich zu „studieren“ denke ich gut, soweit ich gehört habe. Wo studiert wird, sollen komplexe Sachverhalte nach wissenschaftlich-kritischer Methode aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und durchdrungen werden. Ostwärts der Elbe wurde, meinem Verständnis nach, wohl eher eine Kollektion an militärwissenschaftlichen Schriften mit dem erklärten Ziel gelehrt, eine sehr starre Doktrin zu rechtfertigen, die nur verstanden, nicht kritisch betrachtet werden musste. Immerhin gab es da eine klar ausdifferenzierte operationelle Ebene mit Kampagnenplanung, was in Westdeutschland ja nicht mehr richtig vorkam.
@Memoria
„Oder einen Stabsoffizier, der ein Buch wie Nagl (“Learning to eat soup with a knife”“) oder des Australiers (!) Kilcullen (“Accidental Guerrilla”), etc.“
Keiner der je ein tiefgreifendes Buch geschrieben hat, hat je Karriere gemacht
Weder Boyd, Hart, Clauswitz (zwar General aber eben kein Kommando), Warden, Nagl
Kilcullen „güldet“ nicht, der ist eh Zivilist….
Das ist ein militärspezifisches internationales Systemversagen ;-)
@Cynic2
Im folgenden Krieg war es dann das französische Hinterladergewehr mit höhrerer Reichweite, dass den Ausschlag gab… mochte die Stabsarbeit noch so gut sein….
@ Memoria
Das meinte ich aber auch mit „dauernder Entmündigung“ … wenn man ein mündiges Gegenüber will, muß man auch mal mit Gegenwind rechnen. Wenn ich mir die diversen Vorschläge zur BW-Reform ansehe (ich glaube es war die Weizsäcker-Kommission) so wurden alle Vorschläge den Generalinspekteur über die Rolle des glorifizierten Sekretärs oder der überbezahlten Kummerkastentante hinaus zu heben und ihm eine zentrale Rolle unter dem Bundesminister zu geben, wurden tunlichst ignoriert.
Ja, ich glaube auch die BW an sich, und die Generalität im besonderen, sollten sich schnellstens von ihrer falsch verstandenen Loyalität zum BMvG verabschieden und auch mal den Mund aufmachen, aber wenn jahrzehntelang Konformität gepredigt wurde kann man sich nicht wundern wenn die mit Ecken und Kanten längst geflohen sind. Was Sie ansprechen, das Fehlen von Militärgeschichte etc im Curriculum, ist auch etwas spezifisch deutsches. Auch wenn man dem Hype um preussisch-deutsche Ideen und Konzepte im US-Raum skeptisch gegenüberstehen kann, so beinhalten sie wenigstens noch den Kern dessen, der in der Welt als „Militärgeschichte“ verstanden wird – nämlich die „operational military history“. Das gibt es meines Wissens so in der BRD nicht, Militärgeschichte wurde zur weichgespülten Sozialwissenschaft herunterreduziert und großteils vom militärischen Fokus befreit. Kein anderes Land hat so etwas getan …
@ Söhnke Marahrens
H.R. McMaster ist mit „Dereliction of Duty“ noch im Rennen, aber es ist bei jeder Beförderungsrunde eine Zitterpartie. Der dritte Stern ist ihm, denke ich, sicher, auf den vierten würde ich aber nicht mehr wetten.
Anstatt sich in eine deutsch/europäische militärgeschichtliche Nabelschau zu stürzen, sollte man mal die
1. Entwicklung der US Militärstrategie seit 1991 untersuchen
z.Bsp. anhand http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/crs/95-1170.htm
2. Den Einfluß dieser Entwicklung auf die Strategischen Konzepte der NATO seit dem Washington Summit 1999
3. Die Auswirkungen auf die deutsche Verteidigungspolitik und Bundeswehr insbesondere auch nach 9/11
Auf folgenden passus in dem CRS Bericht weise ich besonders hin:
„Should Criticism Be Institutionalized?
The creation of the functional equivalent of an Office of the Devil’s Advocate for RMA issues ought to be given serious attention. As noted above, there is a multiplicity of potential choices involved in various concepts of an RMA. An organization specifically designed to indicate that proposed activities will not work, will cost too much, will take too long to implement, are far beyond near-term technological capabilities, or will result in a much more weakened state if they fail in operation when compared to existing systems — might serve as a necessary counterbalance to the wishes of service leaders and assessments by advocates of the potential benefits arising from the inevitable advances in technology.“
Nun, eine solche Funktion hatte im Prinzip einmal der Planungsstab des Bundesministers. Aber der wurde ja dann ab 2001 erst gleichgeschaltet und dann abgeschafft.
@Sönke Marahrens:
McMaster ist auch für mich noch im Rennen.
Sein Artikel in der NYT erfordert auch in den USA Schneid.
Und zudem soll er noch ein fürsorglicher und trotzdem entschlossener Truppenführer sein.
Es gibt viele die ihm die Daumen drücken – besonders viele von denen haben unter ihm gedienet.
@Klabautermann:
Zustimmung. Es fehlt das „Red Team“.
Aber der Minister erhält im Untersuchungsausschuss ja bereits jetzt hierfür die Ernte.
Kein Sensorium, wenn etwas aus dem Ruder läuft.
Kein umfassendes Lagebild. Kein Erarbeiten von echten Handlungmöglichkeiten.
Stattdessen medial betriebener Aktionismus im Hunderte Mio.€ Bereich,
@ Sönke Marahrens
>>> Im folgenden Krieg war es dann das französische Hinterladergewehr mit höhrerer Reichweite, dass den Ausschlag gab… mochte die Stabsarbeit noch so gut sein…. <<<
Jein, das ist etwas zu einfach. Sicher, das Chassepot war dem Zündnadelgewehr weit über, aber die französische Armee war den preußisch-deutschen Truppen dennoch taktisch, psychologisch und organisatorisch gnadenlos unterlegen. Wenn man sich die diversen Schlachten (z.B. Weissenburg, Spichern, Wörth oder Mars-la-Tour und Vionville) ansieht, so verursachte die Wirkung des Chassepot neben horrenden Verlusten auf preußisch-deutscher Seite vor allem eine Änderung der taktischen Grundausrichtung weg von der "eingebauten" preussischen Aggressivität hin zur Artillerie. Letzteres wird bei Sedan besonders augenscheinlich und setzt sich bis hin zum 1. Weltkrieg fort.
Was die Franzosen so ziemlich jede Schlacht gekostet hat war ihre unglaubliche Passivität, ihr paralysiertes Offizierskorps und das völlige Fehlen jedweder Systematik. System D, eben.
@csThor:
… diese unglaubliche Passivität hatte man auch 1940 nicht überwunden.
Beim entscheidenden Durchbruch bei Sedan sollte ein franz. Korps zum Angriff in die Flanke antreten. Der K.G. bestand jedoch darauf, dass der bereits mündlich erteilte Befehl(!), schriftlich vorliegt. Ein Melder wurde in Marsch gesetzt. Bis er ankam war es zu spät – der Weg nach Paris für die Wehrmacht war frei. Es folgten 4 Jahre Besatzung.
Quelle: Frieser, Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940.
Entscheidend ist nicht das Einzelereignis, sondern die dahinter stehende Kultur.
Kennt auch kaum ein aktiver Offizier.
Wenn dann nur aus privatem Interesse.
Organisationsversagen. Aber interessiert nicht.
SASPF, COPD, NetOpFü-Träume, etc sind wichtiger
Meine volle Zustimmung zu der Diskussion über die Militärtheorie
Jedoch möchte ich anmerken, dass die Militärtheorie auch nur ein notwendiges Element neben vielen anderen Elementen ist.
Betrachten wir die gesamte Institution BW (eigentlich müsste man sogar die gesamte deutsche Sicherheitsstruktur betrachten) so ergeben sich daraus viele interdisziplinäre Fragestellungen, mit denen wir wahrscheinlich die Fakultäten einiger Universitäten für die nächsten Jahre beschäftigen können.
@Bang50:
Es geht nicht darum in Universitäten die Weltformel-Studie zu schreiben, sondern das eigene Führungspersonal auf die zukünftigen Aufgaben vorzubereiten.
Dafür braucht es eine gedankliche Offenheit bei Lehrern und Schülern.
Daran fehlt es ja schon.
@ Memoria – das ist sicher richtig, das wir diese Offenheit brauchen, sie löst aber noch kein Problem in der Beschaffung oder mangelhafter Rechtssicherheit im Einsatz.
Ich sehe die BW etwa so wie ein Fußballteam. Dort gibt es die Spieler (Soldaten), den Trainer (Generale) und viele Leute die im Hintergrund mit ihrem Fachwissen dafür sorgen dass mit Anpfiff des Spiels die Spieler auf dem Feld ihre Höchstleistung vollbringen können und alle Details geklärt sind.
Die Situation in der BW ist ehr die, dass man darüber diskutiert ob die Spieler eigentlich spielen oder ob sie nur so tun sollen. Ob man sie vom Flughafen abholen soll oder ob sie nicht besser selbst den Weg in das Hotel finden. Ob man ihnen in Rechnung stellt, wenn die Schuhe im Training/Spiel beschädigt werden etc…
Und was hat den USA das Studium gebracht? Wenn man sich Libyen, Irak, Afg uvm ansieht, sind die gewonnenen Gefechten oft nur auf die waffentechnische Überlegenheit zurückzuführen die Schlachten sind ja eher verloren worden.
@Elahan
Es existiert dort aber die Faehigkeit der Selbstreflektion und Adaption. ..
McMaster kam nur wieder aus dem Loch heraus, das ihm das establiment zu gedacht hstte, weil Patreus extra fuer das Board zurückgeholt worden war. Und vor dem hintergrund der Patreus Affäre zweifele ich (leider) an weiteren Sternen fuer ihn…
ja, ja @Soenke….nur, wer 4 Sterne hat, hat Recht…..merken Sie noch was ???
@ klabautermann
3. Die Auswirkungen auf die deutsche Verteidigungspolitik und Bundeswehr insbesondere auch nach 9/11
Deutsche Institutionen, die sich mit dem GWOT beschäftigen? Damit ist doch kein Bluimentopf zu holen – entweder verprellt man beim Publizieren mit zuviel Kritik die sicherheitspolitischen Zirkel in Amerika oder mit zuviel Verständnis die Bevölkerung in Deutschland.
Außerdem ist es soviel bequemer gar nicht mitzubekommen was in der Welt vorgeht. Augen zu und weiter wie bisher – siehe NSA und Drohnendebatte. Wissen und Meinungen machen nur angreifbar…
Dann doch lieber deutsche Militärgeschichte. Das betrifft wenigstens niemanden.
@Soenke Marahrens
Inzwischen hab wir nicht mal mehr das Personal um unseren Kernauftrag zu erfüllen und wenn jetzt noch ein weiteres Amt mit 400 Mann bestückt werden muss, dann wird es noch mehr klemmen. PolBil und IGF ist in vielen Bereichen schon nicht mehr möglich. Internationale Besprechungen zum Thema EMAR und A400M werden z.T. schon nicht mehr beschickt.
Was will dieser Mann denn noch ernten, christliches bzw. menschliches Mitleid? Ja, auf jeden Fall!
Seine Saat sind m.M.n. unsattliche Arroganz, pure Menschenverachtung, starre Verwaltungsschemen und unsäglicher Narzismus: PTMBS = Post-Traumatische-Ministeriele-Belastungs-Störungen. Er giert um Anerkennung, will ernten und das finale pathologisch-morbide Symptom – welches TdM längst eingeleitet hat – wird sein, „ich hab euch doch alle lieb, ich wollte stets nur das Beste für Euch und unseren Staat“.
Das hatten wir schon einmal, auch bei weniger Intellektuellen, damals sagte man „Rübe ab“, heute „der Sack ist zu“ und bereits diese Spezies waren (sind) reif für die Couch und fast strafunmündig.
Es fällt mir schwer als ehemaliger Offizier, entsprechend politisch „konservativ bis liberal“ familiär geprägt, – übrigens von Schloss Lichtenwalde, zurück nach Ostpreußen, über die Pfalz und Luxemburg bis zu den Hugenotten -, derart hart zu urteilen. Aber wer wie TdM dem Volkssouverän auf der Nase herumtanzt, diesen evident belügt, die Truppe bevormundet und für dumm verkauft sowie bei deren Ehre schlichtweg, großkotzig, ahnungslos und brutal in deren Ei… tritt, der braucht sich nicht zu wundern, wenn der nächste Tritt in dessen „Musculus gluteus maximus“ die Folge sein wird.
Dazu vergleiche man bitte per „Google“ > Das unsichtbare Band zwischen Merkel und Thomas de Maizière KARRIEREN – Die Schläferin < 9.11.2009 von Alexander Osang.
Sorry – auch an T.W. und dessen Blog -, das liegt zwar ziemlich unter der Gürtellinie, aber es sind trotzdem beachtenswerte Fakten über einen Herrn, der inklusive seiner Vasallen auf der „Beckenebene“ sowie jeglicher Expertise agiert.
Sachsensumpf, Eurohawk, NSA, NH90-UH-Tiger MoU und SOF-LUH samt 18 freihändig vergebenen SEA-LION“ und 12 hinterher, sind da „Peanuts“ und damit weder Wahlkampf, noch Parteipolitik, sondern ein warnendes Menetekel, was man (wir, unserer aller Staat und auch unsere Bundeswehr) vielleicht doch nicht ignorieren sollten?!
Und mit einem Blick nach vorne: Da soll es ja auch noch seit der griechischen Mythologie die phönizischen Königstochter, Eurṓpē geben, die Frau mit der weiten Sicht“, welche aber weder Latzhose, noch einen Hosenanzug an hatte. Könnte ja sein, daß TdM und seine StS’s zu einem europäischen Problem werden?
Nachtrag zu den Fundstellen:
Dazu vergleiche man bitte per Google: “das unsichtbare Band zeichen Merkel und Thomas de Maizière“ 21.06.2013 von Günther Lachmann
sowie „KARRIEREN – Die Schläferin“ vom 09.11.2009 von Alexander Osang.
@Klabautermann, Memoria und Elahan
http://en.wikipedia.org/wiki/H._R._McMaster#Later_career
Meine Theorie war, dass die die Querdenken eben nicht den 4.Stern (Oder ein hoehreres Kommando, oberhalb einen Btl bekommen), ich hab mir sagen lassen, dass das bei der Deu Marine auch passiert ;-), da reicht es zwar statt 3 Sternen für 4 Streifen….
@JR
Dann lösen Sie doch mal das hier…
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wiedervereinigung-moskau-bot-verhandlungen-ueber-ostpreussen-an-a-695928.html
Das ist dann unabhängig von der von Klabautermann geforderten Analyse… BTW hat die Bw 1990 die WGT ausbalanciert, als die Schichttorte mit dem Aufmarsch gegen den Irak ausgedünnt wurde….
@Elahan
Spannenderweise haben wir ja mal ein 395.000 große Bw mit 3 TSK geführt….
Im Übergang zur Optimierung wurden es auf einmal 4 …..(SKB) mit voller FuOrg
es gehen kaum Häuptlinge im Altersband 2…., alle eingestellt als die Bw noch mit über 250.00 ausgeprägt war…. Damit müssten eigentlich mehr als genug da sein, oder irgendwas ist im Top Down schief gegangen, allein das BMVg hat mehr als die geforderten 400 abgegeben…..ich würde behaupten, wir haben kein Ressourcenproblem, wir haben sie nur nicht da, wo man sie braucht….also ein Ressourcenverteilungsproblem.
Die Union hat schon Wahlen am Wahltag verloren! Es müssen nur genug Union Wähler zu Hause bleiben, schon hat Rot Grün die Mehrheit. Denn wird TdM statt einer Ernte eine scharfe Abrechnung für seinen Rot Grün Wahlkampf bekommen. Dann wird Rot Grün für ganz lange Zeit im Bundestag und Bundesrat durchregieren können. TdM sollte aufpassen, dass er nicht nach der Wahl den zweiten Euro Hawk Untersuchungsausschuss bekommt.
@Bang50:
„das ist sicher richtig, das wir diese Offenheit brauchen, sie löst aber noch kein Problem in der Beschaffung oder mangelhafter Rechtssicherheit im Einsatz.“
Das sehe ich anders. Auch in diesen Bereichen fehlt es an geistiger Offenheit und ganzheitlichen Denken.
In der Rüstung werden Forderungen aufgestellt ohne sich für die technische Machbarkeit zu interessieren. Im Ergebnis ist das System nicht sinnvoll einsetzbar (siehe Elektronischer Rücken bei IdZ-2).
Zur mangelhafter Rechtssicherheit im Einsatz. Was genau meinen sie hier? Aus meiner Sicht gibt es eher zu viel Regulierung. Gelegentliche Forderungen nach mehr Vorgaben sind reines Absicherungsdenken mitten im Krieg.
@Sönke Marahrens:
Das Thema Kritikfähigkeit verkürzen sie regelmäßig auf die weitere Karriere.
Dies erklärt nicht hinreichend warum in der Armee der Inneren Führung und der Traditionslinie Widerstand, der Kult des Konformismus auf die Spitze getrieben wird.
Aus Angst auf A15/16 oder gar B9 stehen zu bleiben.
Wie werden diese Leute wohl handeln wenn es wirklich um etwas geht?
Nun, letztendlich – ob nun G10/NSA oder BW und Einsatz – haben wir doch das Problem, dass das Gesamtkonzept der FDGO genannt Grundgesetz nicht mehr so richtig passt für die Welt wie sie nun mal heute ist. Aber solange Regierungen und Bundestag und die Gesellschaft damit zufrieden sind, eine komfortable sicherheitspolitische Warteposition zwischen EU und NATO als alternativlos anzusehen, wird sich nix ändern.
@klabautermann:
Nicht das System ist das Problem, sondern die gesellschaftliche Geisteshaltung nach der einen das Gemeinwohl nicht mehr interessiert.
Biedermeier 2.0.
Die politischen, wirtschaftlichen, militärischen, gesellschaftlichen, kirchlichen Eliten sind auch mehr an sich selbst interessiert und im Dauerkuschelmodus, anstatt mit „Cojones“ an Probleme heran zu gehen.
Das ist mein Fazit aus den letzten 10 Jahren.
Der Zeitgeist ist das Problem, nicht das System.
Überschrift zum Minister Besuch beim Kdo Heer:
„Beim Deutschen Heer verläuft alles planmäßig“.
Fehlerkultur in Feldgrau.
Den Sozialismus in seinem Lauf…
Zeitsprung ins Jahr 2016 (Neue Grobstruktur):
„Herr Minister ich trage vor, zum neuen hoch innovativen Organisationelement: „Die Armee Wenck““.
(Foliensatz von 59 Seiten + 37 Reserve).
@Memoria
Zustimmung, wir sagen mit verschiedenen Worten letztendlich das Selbe.
Und natürlich verläuft alles nach Plan ! Ob der Plan zielführend ist, ist irrelevant, denn wer keine effektiv messbaren Zwischen- und Endziele hat, der macht den Plan, vulgo den Weg, zum Ziel.
Wie kann etwas nach Plan verlaufen wenn es offensichtlich doch gar keinen Plan gibt? *trauriges Zwinkern*
@Klabautermann, Memoria
Ich lese meine Posts irgendwie anders, muss dann wohl an mir liegen.
Allgemein Organisationstheoretisch – eigentlich eher organisationspraktisch – wird / (kann) vom System natürlich nur der belohnt (werden), der systemkonform denkt und handelt. (Sonst gäbe es ja nicht Theoreme wie das Peter Prinzip, dass ja nur eine Tatsachenbeschreibung ist)
Schliesslich sollen ja die belohnt werden, die das System fördern (Vergleichbar mit dem 4. Gebot in der Bibel „Du sollst Vater und Mutter ehren“), wer das System in Frage stellt, egal welche Motivation er dabei hat, ist eben nicht systemkonform und damit würde sich ja das System selbst in Frage stellen.
Damit ergibt sich an der von Ihnen beschriebenen Wiederstandslinie zwangsläufig ein Dilemma, denn „Innere Führung und der Traditionslinie Widerstand“ fordern ja nun de facto das Gegenteil,
Ich kann das nur für mich beantworten, dass ist eine Spannung die ich aushalten kann und muss….
„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Diesen Spruch habe ich als junger Mensch gehasst, heute mit zunehmenden Alter fange ich langsam an, die darin wohnende Weisheit langsam zu begreifen.
„Wie werden diese Leute wohl handeln wenn es wirklich um etwas geht?
Das werden wir nur erfahren, wenn es tatsächlich soweit ist….aber auch das ist immer so, das ist der Unterschied zwischen Mut und Tapferkeit……
Nicht jeder, der der Held auf dem Kasernenhof war, war auch auf dem Gefechtsfeld einer, und umgekehrt schreibt Galland über das Ende des II. Weltkriegs nicht von ungefähr in etwa folgendes “ Heldenhafte Piloten hatte ich genung, was mir gefehlt hat waren gut ausgebildete Generalsstabsoffiziere in Berlin…..“
Zu Idealismus und Konformismus in der Theorie:
http://tinyurl.com/nlj6blb
Der beste Beweis für das Reden ist das Tun.
Nach der Rede verläuft dann alles wieder „planmäßig“.
Und wenn überhaupt gibt es „lösbare Herausforderungen“, die man „in der Gesamtschau betrachten muss“.
Die Panzertruppen in Übung und Einsatz sind „bestmöglich ausgebildet und ausgerüstet“ usw. usw.
Und wenn nichts anderes mehr hilft, dann „steht es einem nicht zu das zu beurteilen“.
Für diesen FüAk-Standard-Ausreden-Satz gehört jeder zumindest degradiert.
Der „Stauff“ und Tresckow und all die anderen würden sich heut sehr wundern, wer sie so alles lobt.
All die klugen Hänse, Fromms und de Maizières (d.Ä.) des 21. Jahrhunderts.
@Sönke
Sie und ich können uns vielleicht diese etwas fatalistische Denke zu eigen machen.
Die Staatsführung aber nicht. Good Governance Standards durch betriebswirtschaftliche best-practices zu ersetzen ist imho a bisserl fahrlässig ;-)
Er Erntet doch zurzeit:
-Wut seiner Soldaten für Missratene Reform
-Wut seiner Soldaten die immer mehr ins Ausland müssen weil Soldaten für die Einsätze fehlen, dafür die bekommen Scheidungspapiere ihre Frauen
-Drohnen nur weil er sich um seine Projekte nicht kümmert ( das sagte auch in einem Nebensatz Herr Jung )
-Ihn nimmt in Berlin niemand mehr voll, alle Liesen ihn Abblitzen , wenn er was wollte
-Gelobt wird er nur noch von den Leuten die für die BW nichts übrig haben
@Sönke Marahrens:
Wir haben mit Blick auf die Lösung keinen Dissens.
Wer die Organisationskultur ändern will braucht neue Anreizsysteme.
Positiv und negativ.
Ich wollte nur aufzeigen dass das Selbstbild des Offizierberufes und die Praxis immer weiter auseinander triften.
Solange man ohne Konsequenz realitätsferne Meldungen absetzen kann bzw. muss wird sich nichts ändern.
Wer eine Fehlerkultur – wirklich ! -will, der belohnt Querdenker und bestraft extreme Konformisten (ohne die Weisheit von Hammerstein außer Acht zu lassen).
Beispiel: Nur einen GI oder Insp oder Befh ablösen wegen Verstoß gegen Paragraf 13 SG .
Dazu nen Tagesbefehl (zu verlesen auf Kp-Ebene) – und schon dreht sich das Dickschiff.
Aber dafür müsste sich der IBuK für die Realität interessieren, wobei wir wieder beim Ausgangspunkt – der erhofften Ernte -wären.
Leider hat die Bw mit der Neuausrichtung sehr gute Leute verloren. Mir fallen spontan 3 Fälle ein (StFw, Hptm, Oberst i.G.), die müde waren vom Kampf gegen Technokraten, Opportunismus und Ignoranz.
An die Sache mit dem Mut, der Gelassenheit und der Weisheit dachte ich gestern auch. Das ist sehr wahr, doch läuft man Gefahr seinen Handlungsspielraum zu unterschätzen.
Aber wem der Herr genug Weisheit gab, der ist maximal effektiv.
In diesem Sinne gemäß der Seeckt’schen Grabinschrift:
„Über Gräber vorwärts!“
Pünktlich zu heißen Phase des Wahlkampfes wird auch Major Tom wohl bei EADS eine größere Runde Entlassungen und Auflösung von Doppelstrukturen bekannt geben. Das wird auch der Union ne Runde Stimmen kosten. So eine Show Einlage hätte der Selbstverteidigungsminister auch verhindern müssen.
@Memoria
Die Frage ist doch letztendlich welches Offizierbild haetten wir denn gerne?
Athener vs Spartaner
Staatsbürger in Uniform vs der unpolitische Offizier
Rambo vs the ultimate Platoonleader
Söldner gegen Der Buerger als erster Verteidiger seines Staats
Befehlsbefolger vs Widerstandskaempfer
Marineoffz vs LwOffz vs H Offz aber aufpropffaehig zum SKB Offizier
Offizier als hoechste Form eines Mannbarkeitkults vs weibliche Offiziere
Grenzverteidiger vs Stabilitaetsprovider
Diener oder Meckerer
Klagt nicht kaempft vs Bundeswehr verbandsmitglied
Und und und….
Alles Formen und Diskussionen die mir adhoc aus 26 Jahren Dienstzeit einfallen.
Ich finde den Beruf nach wie vor echt spannend, weil man ihn taeglich neu ausgestalten kann.
@Sönke
leader oder manager ;-))
@Klabautermann Damned den habe ich vergessen…
Ich haette aber noch
Auftragstaktiker vs Prozessverantwortlicher
Kuenstler (Art of War) vs Handwerker (waffenhandling)
OT: ntv.de meldet einen Brandanschlag auf die Kaserne in Havelberg / Sachsen-Anhalt, 16 Kfz verbrannt
„Das Suffix -ung entwickelte sich in der deutschen Hochsprache als universelles Mittel zur Substantivierung von Verben. Im Verlauf der Geschichte wurde es auch Bestandteil eigenständiger Substantive, die als feststehende Begriffe keinen unmittelbaren Zusammenhang zum ursprünglichen Tätigkeitswort mehr haben.“ aus wikipedia
Die Selbstver-UNGung der militärischen FührUNG hat in Deutschland Tradition ;-)