Kündigung im freiwilligen Wehrdienst: Ein Drittel sieht keine Perspektive in der Truppe

In der vergangenen Woche hatte das Verteidigungsministerium eine Bilanz der Meldungen zum freiwilligen Wehrdienst gezogen. Die wichtigste Zahl war schon früher klar gewesen: Knapp ein Viertel der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL), die bis zu 23 Monate zur Truppe gehen, wirft innerhalb der Probezeit in den ersten sechs Monaten hin. Das ist zwar, wie Generalleutnant Norbert Finster, der Abteilungsleiter Führung Streitkräfte, verangene Woche versicherte, ungefähr der gleiche Prozentsatz wie bei zivilen Ausbildungsverhältnissen. Unklar bleibt allerdings, warum die Zahl der vorzeitigen Abbrecher beim ebenfalls mit Aussetzen der Wehrpflicht eingeführten Bundesfreiwilligendienst nur bei 15 bis 20 Prozent liegt.

Interessant sind die zusätzlichen Zahlen, die ich nach dieser Bilanz aus Finsters Abteilung erfragt habe. Die Bundeswehr hatte die vorzeitigen Abbrecher nach ihren Gründen befragt, und knapp 1.000 der ausgegebenen Fragebögen (bei knapp 5.000 Abbrechern) kamen auch zurück. Die möglichen Gründe konnten angekreuzt werden, und Mehrfachnennungen waren möglich:

• Der mit rund 37 Prozent am häufigsten genannte Einzelgrund für den Abbruch war die Entfernung vom Sationierungsort nach zuhause

• Zwar nannten 34 Prozent eine bessere zivilberufliche Alternative als Grund für den Abbruch, also zum Beispiel eine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz, die zu Beginn des freiwilligen Wehrdienstes noch nicht sicher waren. Doch ebenso beklagten auch 34 Prozent eine fehlende Zukunftsperspektive in der Bundeswehr.

Da scheint die Bundeswehr noch nacharbeiten zu müssen – an der Entfernung zum Heimatort lässt sich vermutlich kaum etwas ändern, und auch der zivile Ausbildungsplatz liegt nicht in ihrem Einflussbereich. Wenn aber ein gutes Drittel die fehlende Zukunftsperspektive als Grund nennt – und das ist ja etwas jenseits von Wohlfühlfaktoren wie dem Kasernenton -, scheint in der Struktur dieses Freiwilligen Wehridenstes etwas nicht zu stimmen.

Mehr als die Hälfte, nämlich 51,6 Prozent, der vorzeitigen Abbrecher kommen bereits im ersten Monat zu ihrer Entscheidung. In den Monaten danach liegt der Anteil zwischen sieben und zwölf Prozent – auch nach der Allgemeinen Grundausbildung, wenn der Kurzzeit-Soldat im vierten Monat zu seiner künftigen Einheit kommt, entscheiden sich nur 10 Prozent der Abbrecher.

Interessant ist übrigens, wie viele der jungen Männer und Frauen sich im vergangenen Jahr von vornherein für die Maximaldauer von 23 Monaten entscheiden, nämlich 27,4 Prozent. Im laufenden Jahr meldete sich etwa die Hälfte der Kurzdiener für 23 Monate – allerdings sind darin auch die erfasst, die sich erst nach Dienstatritt für eine längere Zeit entschieden. Insgesamt erklärten im Jahr 2013 rund drei Viertel aller FWDLer ihre Bereitschaft, zwölf Monate und mehr zu dienen. Und damit auch ihre Bereitschaft zu einem Auslandseinsatz.

(Foto: Verteidigungsminister Thomas de Maizière begrüßt am 4.Juli 2011 in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin die ersten freiwillig Wehrdienstleistenden – Sebastian Wilke/Bundeswehr via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)