Veteranengedenken, inoffiziell

Die Kameraden waren da, natürlich. Die Fahnenträger. Der Trompeter, der das Lied vom guten Kameraden spielte. Beim inoffiziellen Veteranengedenken, dem Memorial Run am (heutigen) Samstag in Berlin, fehlte auffällig nur eine bestimmte Gruppe: Die offizielle Bundeswehr – Ministerium, Truppe, aber auch Reservistenverbände.

Vielleicht hatte es damit zu tun, dass der Memorial Run, der in Berlin zum fünften Mal stattfand, aus dem Umfeld der Motorradclubs begründet wurde; dass die ursprünglichen Initiatoren, die Recondo Vets, sich als militärische Motorradgemeinschaft bezeichnen  und für manche möglicherweise in der Schmuddelecke stehen.

Dabei ist der Umgang mit Veteranen, mit Angehörigen der Bundeswehr, die im Einsatz waren, für die Politik doch derzeit ein Thema, und gerade Verteidigungsminister Thomas de Maizière treibt die Debatte darüber zumindest öffentlich immer wieder voran und schlug kürzlich vor, das Gedenken an Veteranen mit dem deutschen Nationalfeiertag am 3. Oktober zu verbinden.

Eingeladen waren Ministerium, Truppe und Reservistenverband jedenfalls, versichert der Bund Deutscher Veteranen, der den Memorial Run mit organisierte. Die einzigen, nun, Offiziellen, die bei dieser Veranstaltung auftauchten, waren – wohl eher zufällig – Feldjäger aus der Wache des Verteidigungsministeriums bei ihrem Streifengang.

Trotz aller optischen Unterschiede zwischen den bei Gedenkveranstaltungen meist anwesenden Würdenträgern und den rockermäßig wirkenden Veteranen auf ihren Motorrädern: So viel anders war diese Veranstaltung gar nicht. Vielleicht der vorangehende Motorradkorso vom (stillgelegten) Berliner Flughafen Tempelhof zum Ehrenmal der Bundeswehr direkt am Verteidigungsministerium im Bendlerblock. Vielleicht auch die starke internationale Beteiligung – Veteranen aus den Niederlanden, Schweden, Dänemark, ebenfalls in Motorradclubs organisiert, fuhren ebenfalls vor dem Bendlerblock auf.

Aber natürlich gab es Reden (Wir haben das als politische Demonstration anmelden müssen, deshalb gibt es auch Reden), Grußworte internationaler Vertreter (Wir sehen uns in Valhalla, sagte der Schwede), die Veteranen legten Kränze am Ehrenmal nieder, eine Bagpiper-Band spielte Amazing Grace und der Trompeter den Guten Kameraden. Und es war ein würdiges Gedenken.

Über das Gedenken hinaus haben vielleicht auch ein paar Berliner die Veteranen wahrgenommen, als sie mit ihren Motorräder, eskortiert von Motorradpolizisten, durch Berlin zogen. Wir sind nicht mehr zu übersehen, ist sich jedenfalls Robert Sedlatzek-Müller vom Bund Deutscher Veteranen sicher.

Und es gibt wohl schon einige, die nicht zur Bundeswehr gehören, die keine Veteranen sind, aber die das wahrnehmen. Wie dieser Kranz zeigt.

 

Nachtrag: Der Präsident des Reservistenverbandes, der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter, hat mir mitgeteilt, dass er definitiv keine Einladung zu dieser Veranstaltung kenne.

(Alle Fotos @Thomas Wiegold/augengeradeaus.net – diese und weitere Bilder stehen auf Flickr unter einer CC-BY-NC-ND-Lizenz für nichtkommerzielle Webangebote wie Blogs, private Webseiten oder Verbandswebseiten zur kostenfreien Nutzung bei Nennung – und bitte auch Verlinkung – des Urhebers zur Verfügung)