Kampfdrohnen: „Entscheidet euch“
Auch wenn die Zeitungstexte auf deutschen Verlags-Webseiten hier (wg. des Leistungsschutzrechts) nicht verlinkt werden – ein Hinweis auf die gedruckte Süddeutsche Zeitung von heute mit einer Betrachtung des Kollegen Joachim Käppner:
Entscheidet euch – Die Frage der Kampfdrohnen spaltet die Gesellschaft. Aber wenn sie solche Waffen nicht will, darf sie keine Soldaten in Kriege schicken
Sollte man lesen. In der Wochenendbeilage.
(Foto: Eine Drohne vom Typ MQ-9 Reaper, betrieben von der britischen Luftwaffe und ausgerüstet mit Hellfire-Raketen und GBU-12-Bomben auf dem Flugplatz Kandahar in Afghanistan – Crown Copyright/defenceimages.mod.uk/Cpl Steve Bain ABIPP via flickr unter CC-BY-NC-ND-Lizenz)
@Stefan
Vielleicht kann ich Ihre Fragen beantworten:
– Im Einsatz ist die Eigensicherung im Normalfall nur ein Nebenaspekt. Es geht in erster Linie darum, bestimmte Wirkung (vor allem auf den Feind) zu erzielen. Eigensicherung kann aber auch die militärische Bekämpfung von Feind voraussetzen.
– Drohnen haben allgemein den Vorteil, längere Zeit präsent sein zu können, und sind vor allem zur Aufklärung sehr wertvoll, weil sie ohne Risiko für eigene Soldaten tief und langsam fliegen können und z.B. die Beobachtung des Verhaltens von Personen über längere Zeiträume ermöglichen, was hilft, militärischen Feind von Unbeteiligten zu unerscheiden. Zudem kann man mit ihnen Ziele, wie sie in Afghanistan häufig vorkommen, präziser bekämpfen als z.B. mit Jagdbombern.
– Im Einsatz sind mir keinerlei praktische ethische Probleme begegnet, was den Einsatz von Drohnen anging, und die meisten Behauptungen dieser Art stammen ja auch von Personen mit (freundlich gesagt) begrenztem Verständnis militärischer Abläufe und Zusammenhänge. Meist wird zudem Kritik an militärischen Entscheidungen zur Bekämpfung bestimmter Ziele mit Kritik am Waffensystem vermengt.
– In Afghanistan wird der Feind auch von den Amerikanern nicht als „Terrorist“, sondern eben als militärischer Feind betrachtet, was einen großen völkerrechtlichen und daraus folgend auch taktisch-operativen Unterschied darstellt. Der militärische Feind ist kein Straftäter, folglich braucht man zum Vorgehen gegen ihn auch keine Beweise im Sinne der Justiz oder gar Gerichtsurteile, egal ob eine Drohne beim Vorgehen beteiligt ist oder nicht.
@T.Wiegold | 12. Mai 2013 – 19:41
Wenn etwas vorhanden ist, dann wird es sicher auch mal anderweitig eingesetzt. Sicherlich kann man mit einem G36 auch mal notfalls einen Hirsch erlegen, wenn gerade kein Jagdgewehr zur Hand ist. Aber überwiegend erfolgt der Einsatz der Sensenmänner nicht zum Schutz der eigenen Truppen. Der Haupteinsatz hat offensichtlich einen anderen Schwerpunkt. Darüber gibt es im Netz reichlich Informationen zum nachlesen.
Die entscheidende Frage ist doch, ob der Schutz der eigenen Truppen von vorhandenen oder anderen flexibler einsetzbaren Fluggeräten nicht ebenso oder vielleicht sogar besser und/oder preiwerter gesichert werden kann?
So haben z. B. die USA 20 EMB-314 Super Tucano für Ausbildung und Combat Air Support (Luftnahunterstützung) (lieferbar bis Mai 2014) bestellt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Embraer_EMB_314
@Elehan:
Sie haben sicher Recht, dass Experten nichts besser können als streiten ;-) Trotzdem würde ich einer Umfrage unter den bisherigen Aufklärungsdronenoperatueren der BW zu den Einsatzmöglichkeiten dieser Technik mehr Relevanz zumessen, als einer Umfrage in der Bevölkerung oder im deutschen Bundestag.
@Stefan:
Selbst wenn die BW-Soldaten nur Erfahrungen mit unbewaffneten Dronen haben, so können diese über die grundsätzlichen Möglichkeiten dieser Werkzeuge was Wetterfestigkeit, Störanfälligkeit, Aufklärungsgüte, usw. noch am ehsten Auskunft geben, denn die gleiche Technik wird doch auch in den Kampfdrohnen eingesetzt bis es zum Schuss kommt. Wenn die dann zu der Einschätzung kommen, die tatsächlichen Möglichkeiten dieser Flugkörper nur sehr begrenzt sind und der finanzielle Aufwand besser für andere vielseitger einsetzbare Systeme betrieben werden sollte wie z.B. @memoria schon mehrfach berichtete, dann sollte man sie auch nicht anschaffen.
Ich glaube nicht an Dronen, sondern an den Wirkungsgrad und die richtige Werkzeugwahl derer, die mit dem Werkzeug einen Auftrag ausführen müssen.
Politik und Bevölkerung müssen nur den Auftrag klar definieren und bereit sein, nach der Ausführung auch die Rechnung zu bezahlen. Wie und mit welchem Werkzeug dieser dann umgesetzt wird, sollten die ausführenden Fachmänner-und Frauen mit der relativ größten Erfahrung entscheiden, auch wenn sie notgedrungen Einäugige unter Blinden sein sollten.
@T.Wiegold
„Übrigens selbst die USA, die über die meisten Experten verfügen dürften, setzen ihre Kampfdrohnen nicht zum Schutz ihrer Truppen, sondern zum töten von vermeintlichen Terroristen ein.“
Sie haben es in diesem Sinne nicht getan (gegen Null), weil es in der Gefechtswirklichkeit nicht funktioniert. CAS mit einem großen Abstand zur eigenen Truppe wird nur dann durch UAV durchgeführt, wenn sie gerade zufällig in der Nähe sind.
Wie soll man etwas beweisen, was es nicht gegeben hat?