DroneWatch: Aus für den EuroHawk

So, jetzt macht es in Berlin die Runde: Das Aus für den EuroHawk ist beschlossene Sache. Wie andere Kollegen höre auch ich das aus Regierungskreisen; offiziell wird sich dazu wohl niemand äußern, ehe am (morgigen) Mittwoch der Verteidigungsausschuss des Bundestages informiert ist.

Das Aus bedeutet konkret: Die geplanten vier Serien-EuroHawk, die zusätzlich zum bislang vorhandenen Full Scale Demonstrator (FSD), also dem Prototyp, geplant waren, werden nicht gekauft. Das macht, so rechnet man in Berlin, schon mal 500 Millionen Euro, die nicht ausgegeben werden.

Darüber hinaus wird auch der Prototyp, wie schon vermutet, keine Verkehrszulassung bekommen, also nicht eingesetzt werden. Für den FSD und die Sensorausrüstung wurde mir eine bislang ausgegebene Summe von 508 Millionen Euro genannt – etwas weniger als die bereits vom Verteidigungsministerium offiziell an Abgeordnete kommunizierte Summe von ruind 560 Millionen Euro, aber wenn wir die Kosten für Unterstützungsleistung der Industrie von 54 Millionen Euro hinzurechnen, kommt’s ungefähr hin.

Das Entscheidende wird morgen wohl im Verteidigungsausschuss sein, was Staatsekretär Stéphane Beemelmans den Abgeordenten vorrechnen wird: Dass nämlich von den – je nach Berechnung – 508 bis 560 Millionen Euro, die bereits für das Projekt EuroHawk ausgegeben wurden, etwa je zur Hälfte das Geld in das Flugzeug und in die Sensor-Technik floss. Und die Sensor-Technik, so die Argumentation, sei gut, werde noch bis zum Jahresende getestet, und könne dann auch in eine andere fliegende Plattform eingerüstet werden. Vielleicht sogar in eine bemannte.

Davon gehen zwei Signale aus: Zum einen, und das dürfte für das Ministerium wichtig sein, dass nicht etwa Milliarden versenkt wurden, sondern, ärgerlich genug, rund 250 Millionen Euro. Was ja schon ein kleiner Unterschied ist.

Und zum anderen: Die luftgestützte signalerfassende Aufklärung, SIGINT, will die Bundeswehr weiterhin, rund zehn Jahre nach Ausmusterung der Breguet Atlantic, doch bitte schön irgend wann mal wieder haben. Und bleibt an dem für den EuroHawk entwickelten Sensorsystem dran – damit bleibt übrigens auch die EADS-Tochter Cassidian im Geschäft.

Im Hinblick auf die Plattform für die Sensoren gibt’s übrigens die interessantesten Gerüchte: Selbst der Airbus A319CJ der Flugbereitschaft, das VIP-Flugzeug für Kanzlerin und Minister mit rund 50 Sitzplätzen, sei schon mal als Fluggerät für die neue Aufklärungstechnik erwogen worden. Das halte ich allerdings wirklich für ein Gerücht. Zumal die Luftwaffe davon nur ein Exemplar hat, und das ist dann irgendwie nix mit der Durchhaltefähigkeit bei Aufklärungsmissionen…

Interessant werden allerdings, neben dem erwartbaren Streit über Verantwortlichkeiten und Kosten des EuroHawk-Debakels, die langfristigen Vorstellungen für unbemannte Systeme, also für Drohnen. Völlig unabhängig davon, ob sie nun bewaffnet sind oder nicht: Die Zulassung für den zivilen Luftraum über Europa, die dem EuroHawk fehlt, wird erst mal auch jeder anderen Drohne fehlen. Vielleicht wird’s nur billiger, diese Zulassung zu erreichen – und vielleicht spielt die Black-Box-Problematik der US-Hersteller bei anderen Systemen nicht eine so große Rolle.

(Foto: EADS)