Gegen den Trend: Norwegen plant Wehrpflicht für Frauen
Das ist eine interessante Entwicklung: Gegen den Trend in den meisten europäischen Ländern, die Wehrpflicht auszusetzen oder abzuschaffen, plant das NATO-Land Norwegen eine Ausweitung. Künftig, das scheint Konsens bei allen Parteien, sollen auch Frauen Wehrdienst leisten müssen. Vermittelt wird das allerdings, das entspricht wiederum dem Trend der Zeit, als geschlechtsneutrale Wehrpflicht.…
Mehr dazu lässt sich bei der norwegischen Zeitung Aftenposten nachlesen (hier die Google-Übersetzung).
(Danke für den Leserhinweis!)
(Foto: Norwegische Streitkräfte)
Interessant!
Das Hauptargument scheint auf allen Seiten die Gerechtigkeit zu sein (Wehrgerechtigkeit, wie auch die Verteilung der Lasten in der Gesellschaft, sowie das Konzept der egalitären Gesellschaft, siehe verlinkter Artikel „Sollten Männer so viel Verantwortung in die Heimat zu nehmen, müssen die Frauen in der militärischen Verantwortung nehmen“. Da gibt es auch einen Überblick über die Diskussion und die Positionen). Die Argumente dagegen beinhalten auch in Norwegen die immer noch vorhandene Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, und dass die Gleichstellung beim Militärdienst keinen wichtigen Beitrag zur Gleichberechtigung der Geschlechter leisten würde.
Interessant ist, dass die Diskussion offensichtlich weitgehend „ideologiefrei“ geführt wird.
Da bin ich mal gespannt, wie das Ergebnis aussehen wird.
Obwohl ich mich selbst eher als „Gegner“ einer Wehrpflicht (und als Befürworter einer kleinen, gut ausgerüsteten, ausgebildeten und „bürokratiefreien“ Berufsarmee) sehe, finde ich den Vorschlag gut-während in Deutschland immer noch hochtrabende politische Phrasen zu „PC“ und „Gender Mainstream“-Themen gedroschen werden-also viele „nur darüber reden“, aber niemand „aktiv etwas ändert“, werden hier „Nägel mit Köpfen“ gemacht…
Wenn schon gleich-dann „richtig gleich“…..
Gut so.
Um diese Meldung richtig einordnen zu können, benötigt man vermutlich tiefere Einblicke in die Verhältnisse und Befindlichkeiten in Skandinavien. Wenn sonst irgendwo auf der Welt ein Land die Wehrpflicht für Frauen einführt, würde das wohl als sicheres Indiz für eine Militarisierung und als Drohgebärde gegenüber den Nachbarn angesehen.
In den „Aftenposten-Fakta“ steht, dass der derzeitige Wehrpflichtigen-Pool aus 60.000 besteht. Davon leisten 10.000 Wehrdienst, hiervon 1.000 Frauen. Ziel ist bis 2020 20% Frauen zu haben. Hier von Militarisierung/Drohgebärde zu sprechen ist sicherlich ein wenig übertrieben. Nach militärischen Gesichtspunkten ist der Zuwachs unerheblich, besonders wenn man betrachtet, dass nur jeder 6. überhaupt Wehrdienst leistet (Thema Gerechtigkeit)
@ Trym
Ich sehe auch keine Anhaltspunkte dafür, dass sich Norwegen zur neuen Hegemonialmacht in Europa aufschwingen will.
Bemerkenswert ist es aber schon. In Deutschland standen diejenigen politischen Kräfte, die bei der Gleichstellung von Mann und Frau die Avantgarde bildeten, gleichzeitig der Bundeswehr und der Wehrpflicht kritisch bis ablehnend gegenüber. (Ich kann mich selbst an einschlägige Diskussionen erinnern).
Ansonsten sind in Deutschland Vorstöße zu einer allgemeinen Dienstpflicht für Männer und Frauen (zum Glück) verpufft. Richard von Weizsäcker fällt mir hierzu ein, der machte diesen Vorschlag aber erst, als er schon längst nicht mehr Bundespräsident war.
Na ist doch wieder klar. Die sportlichen, fitten und meist klugen Jugendlichen müssen dienen, während übergewichtige, renitente, Drogen konusmierende Kinder vom Dienst an der Gesellschaft befreit sind.
Auch wenn es um geringe Zahlen gehen mag, baut Norwegen den Wehrdienst aus, und Österreich behält die Wehrpflicht bei. Geht also. Die deutsche Politik hat sich seinerzeit von einem Blender überrumpeln lassen, eine sachliche Debatte fand nicht statt. Das ist die zweite Tragik in einem schon an sich tragischen Vorgang.
Dieser Weg ist richtig und stände Deutschland ebenfalls gut zu Gesicht. Eine 3-monatige Kurzwehrpflicht für Frauen und Männer wäre nicht nur für die Nachwuchsgewinnung und Gleichstellung gut. Aber zum Glück ist die Wehrpflicht in Deutschland nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt worden. Ein einfacher Bundestagsbeschluß und sie ist wieder da.
Ich gucke heute Abend selber schnell nach, aber gibt es in Norwegen einen Wehrersatzdienst? Aehnlich wie bei uns damals der Zivildienst? Falls ja, waere dieser aehnlich betroffen, sprich auch dort den Anteil von Frauen erhoehen? Persoenlich finde ich das klasse.
Das Problem mit der Nichtheranziehung der Unsportlichen ist sofort erledigt, wenn man statt der Wehrpflicht mit militärischer Musterung eine allgemeine Dienstpflicht mit normaler medizinischer Eingangsprüfung einführt. Dann gäbe es Dienstgerechtigkeit für alle und nur wer will und fit genug ist, dient als Soldat. Aber einmal für eine bestimmte Zeit der Gesellschaft dienen anstatt ausschließlich Eigeninteressen zu verfolgen, täte jedem jungem Bürger wie der Gesellschaft gut.
Auch wenn das jetzige Modell wohl militärisch schlagkräftiger ist, so vergrößert es doch die Kluft zwischen der Gesellschaft und ihren Einsatzkräften und bürdet die schweren Plichten unseres Gemeinwesens wieder den beherzten Freililligen auf, während sich die unwilligen Egomanen über diese Idealisten feixend aus der Verantwortung stehlen und sich ganz auf ihren Egotrip konzentrieren können.
Norwegen macht es da schon besser.
@MD.
Wikipedia N sagt: Zivildienst wurde in 2012 abgeschafft.
Wer aus Gewissensgründen verweigert braucht keinen Ersatzdienst zu leisten.
Freiwilliger Wehrdienst für Frauen seit 1985.
Obligatorische Musterung für Frauen gibt es anscheinend schon seit 2010.
Schwer zu erklären, was da gerade in Norwegen passiert. Aber Menschen, die Lutefisk konsumieren, muss man wohl einiges zutrauen.
Für Deutschland ist das Thema Wehrpflicht abgehakt, ob einem das nun gefällt, oder nicht.
@Stefan
Glaube die paar verbliebenen Leute in der Bundeswehr haben Besseres zu tun als viermal im Jahr neue mäßig motivierte Praktikanten zu bespaßen.
@ Stefan
“ Aber zum Glück ist die Wehrpflicht in Deutschland nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt worden…“
Kennen Sie ein Land in Europa oder sonst wo in der Welt, das nach dem Aussetzen der Wehrpflicht diese durch Gesetz wieder eingeführt hat?
Ich meine. Wer (rechtlich) aussetzt, der schafft (faktisch) die Wehrpflicht ab.
Hier in Skandinavien finden ganz andere Debatten statt als in Deutschland. Wie die Zeitungen bei uns heute vermelden ( http://www.thelocal.se/47474/20130422/#.UXVXIb-LqrU ) hat an Karfreitag ein russischer Luftverband mit zwei Bombern und Begleitjägern eine nicht abgesprochene Angriffsübung im schwedischen Luftraum abgehalten. Daraufhin sind Nato Maschinen aus Dänemark und Litauen zur Stelle gewesen, weil ¾ der schwedischen Piloten in den Osterferien waren und Luftverteidigungsbereitschaft de facto nicht bestand. Zusammen mit der irrationalen Angst vor den Russen und der nationalen Debatte um die Streitkräfte die hier in Schweden in einer breiteren Öffentlichkeit stattfindet sorgt das für ordentlich Gesprächsbedarf an der Kaffeemaschine.
Nachtrag:
Stellungnahme des schwedischen Verteidigungsministeriums von heute Mittag:
http://www.thelocal.se/47488/20130422/#.UXVccL-LqrU
@tez: mäßig motivierte Praktikanten?
Über den Einwurf eines Gescheiten lässt sich streiten. Bei der Entgegnung eines Dummen muss man verstummen (Ludwig Fulda).
@ J. König
USA
Bürgerkrieg und I. Weltkrieg als Selective Service, danach:
1940 Wehrpflicht eingeführt,
1947 ausgesetzt,
1948 wieder eingeführt und
1973 ausgesetzt.
In Großbritannien ebenfalls zum I. und II. WK Einführung und Aussetzung.
@LTC007
In Österreich gibt es nur deshalb noch eine Wehrpflicht, weil die Organisationen, die Zivildiener brauchen, ziemlichen politischen Einfluß haben.
Die ehrlichere Frage zur Volksabstimmung, nämlich ob eine allgemeine Dienstpflicht eingeführt werden soll, wurde nicht gestellt, das ganze war eine ausgesprochen österreichische Veranstaltung. :-))
Eine allgemeine Dienstpflicht (auch für Frauen?) hätte interessante Optionen, wie zumindest teilweise Umstellung auf Berufsheer (+ Miliz) eröffnet. Durch Begrenzung auf Wehrpflicht vs. Berufsarmee wurde geschickt vermieden, das falsche Ergebnis zu bekommen. :-)
Danke fuer die Auskunft bezueglich Schweden! Schade, dass es sich nur um den Wehrdienst handelt. Finde das Konzept Allgemeine Dienstpflicht aber Entscheidung zivil oder militaerisch fuer goldrichtig, aber ich bin kein Skandinavienkenner, um das Warum gesellschaftspolitisch zu bewerten. Danke auch fuer die Infos bezueglich des schwedischen Luftraumspekatkels. Schoenes aktuelles Beispiel fuer gewisse mil. Notwendigkeiten und sicher Wasser auf die Muehlen der Diskussion Breite vor Tiefe. David, wissen Sie zufaellig, wie es den Finnen geht? Deren Militaer ist ja nachwievor auf den ‚russen‘ ausgerichtet. Was gibt es dort bezueglich des schwedischen Luftraumzwischenfall zu berichten? Besten Danke fuer die Infos!
Stefan | 22. April 2013 – 14:15
Es ist aus meiner Sicht nicht zu rechtfertigen, Menschen auch nur drei Monate ihrer Freiheit zu berauben, um damit das Nachwuchsproblem der Bundeswehr, das wesentlich in ihrer eigenen Unfähigkeit begründet ist, zu lösen. Gleiches gilt für die Gewinnung billiger ungelernter Arbeitskräfte (GeZi, Poststelle etc.).
Wenn Sie die Wehrpflicht dagegen in ein umfassenden Heimatschutzkonzept einbetten, in dessen Rahmen z.B. die Dienstpflichtigen nach drei Monaten Grundausbildung für insgesamt vier Jahre in Reserveverbänden der Bundeswehr, im THW, in der FFW und den SEGs des DRK Dienst leisten, dann stimme ich Ihnen zu.
Der bisherige Zivildienst sollte dazu aus meiner Sicht nicht gehören – denn bei allem Respekt vor der Leistung der ZDLer, ging es auch hier vor allem um billige Arbeitskräfte. Die Leistungen der ZDLer wie z.B. Essen auf Rädern, Rettungdienst und die Betreuung von Senioren, sind Leistungen, die durch den Markt sichergestellt werden müssen.
wer einmal den norwegischen far north erlebt hat, kann verstehen, dass die norwegischen Wehrpflichtigen (m) heilfroh sind über diese geschlechtsneutrale Entscheidung ;-)
@ klabautermann
Nanana… Welch Unterstellung.
Kleine Notiz, weil ich letztens ein interessantes (und tatsächlich ernst gemeintes) Filmchen eines norwegischen Humoristen gesehen habe.
Das ganze Gender-Ding scheint gerade in Norwegen vergleichsweise extrem zu sein.
Dort wurde lt. dieses Films offenbar der Konsens geschaffen, Jungen und Mädchen seien von Geburt an mental komplett gleich usw. Sprich es geht um Dinge, die weit über das hinausgehen, was wir hier diskutieren.
Vor diesem Hintergrund sehe ich auch diese Meldung. Handelt es sich hier nun um Sicherheitspolitik oder eine sozialpolitische Agenda? Wohl eher letzteres, was ich schade finde, vor allem, wenn ich das richtig lese, man plant, bis 2020 eine gewisse Frauenquote erreicht zu haben. Es tut mir leid, aber diese ganze Diskussion um die Geschlechter wird in fast allen Ländern grundfalsch angegangen.
@Niklas
…..einfach mal im Winter 4 Wochen eine Wehrübung nördlich Trondheim machen….;-)
Plant @Klabautermann etwa schon seine erste Wehrübung, um @Niklas „einzunorden“? (Ironiemod aus)
Niklas | 22. April 2013 – 20:35
Falls Sie sich auf die Dokumentation „Hjernevask“ von Harald Eia beziehen, kann ich Sie beruhigen: Dem Nordic Gender Institute wurde daraufhin die staatliche Förderung durch das Nordic Council of Ministers entzogen und das Institut geschlossen. Noch etwas, in dem die Norweger voraus sind.
@ St. Michael
Stimmt. Es war aber immer in Kriegszeiten. Aber nach Vietnam nicht mehr. Auch keine Wehrpflicht in dem USA in allem darauf folgende.
Das Vereinigte Königreich kennt die Wehrpflicht auch nur im klassische Krieg. Malvinas- Falkland war nicht Wehrpflicht.
Deutschland wird nicht wieder einführen. Ausser. Existentiell und unmittelbar bedroht. Wahrscheinlich?
@Vtg-Amtmann
nein, das plant @klabautermann nicht ;-)
However, demographisch, volkswirtschaftlich und gesellschaftspolitisch ist der „far north“ in Norwegen ein echter „issue“…..meine „Unterstellungen“ sind nicht so ganz aus der Luft gegriffen…..wenngleich auch etwas provokativ.
Norwegen ist politisch unisexistisch in fast allen Bereichen…bis auf (bislang) die Wehrpflicht.
Und die spielt in Sachen „far north“ eine echte Rolle mittlerweile…..eher gesellschaftspolitisch und weniger verteidigungspolitisch.
@ Boots on the Ground.
Die Probleme bei der Nachwuchswerbung der Bundeswehr rechtfertigen sicher nicht allein die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht.
Aber ich finde man darf den gesellschaftsfördernden Aspekt dabei nicht außer Acht lassen. Und da ist es mE derzeit leider so, dass der Einsatz für die Gesellschaft immer mehr auf Ehrenamtliche und Idealisten abgewälzt wird und somit letzlich zur Privatsache verkommt, die von den „Wegduckern“ dann gerne mit einem abschätzigen „Na , wenns dir Spaß macht“ abqualifiziert wird. Wer selber mal – in welcher Arbeitskleidung auch immer – über einen längeren Zeitraum gedient hat, weiß besser zu schätzen, was es bedeutet für andere einzustehen und da anzupacken, wo Hilfe gebraucht wird.
Bestimmte Arbeiten müssen eben nicht nur getan werden – sie tun auch was mit denen, die sie verrichten. Sie fordern von den Dienstleistenden Verantwortung zu übernehmen und ermöglichen ihnen dafür auch die Erfahrung wie erbaulich das Gefühl konkret und dauerhaft zu helfen sein kann.
Es ist nicht nur eine Plicht – es ist viel mehr auch eine Chance für den Einzelnen wie für die Gesellschaft.
Ein integriertes Heimatschutzkozept wäre sicher ein prima Sache. Aber für mich gehört der Zivildienst alter Prägung ( ich habe noch 20 Monate davon in der Altenpflege geleistet) da mit dazu. Zivis waren nämlich nicht nur billig, sie waren vor allem hochmotiviert und körperlich – da voll wehrdiensttauglich – auch für Arbeiten einsetzbar, die normales Pflegepersonal im wahrsten Sinne des Wortes nicht stemmen konnte.
Natürlich gibt es bei jeder Pflicht auch Unwillige, die so faul und gedankenlos sind, dass man sie niemandem zumuten möchte. Und dass diese dann in der BW auf Vordermann gebracht werden müssten, wäre genauso unangenehm, wie sie auf alte Leute loszulassen.
Naja – ist ja alles eine OT-Utopie.
Aber was dagegen spricht, dass unser Gemeinwesen seine jungen Bürger einmal im Leben dazu bringt, eine gewisse Zeit nicht nur für sich, sondern die Gesellschaft zu arbeiten und die Sozialkassen durch ihre dann billige Arbeitskraft zu entlasten verstehe ich nicht.
Wenn man derzeit beklagt, dass der Indivdualismuswahn immer mehr an Fahrt aufnimmt und das Engagement unserer Einsatzkräfte immer weniger gewertschätzt wird, so hat das IMHO auch die Ursache, dass heute in D-Land der Dienst an der Allgemeinheit kein Thema mehr ist.
@ZDL a.D.
guter Kommentar……
ceterum censeo: die Berthelsmann-Stiftung sollte verboten werden ;-)
@Boots on the Ground | 22. April 2013 – 19:19
Ich sprach allein von einem 3-monatigen Kurzwehrdienst für alle Frauen und Männer (der ihnen das Überleben im Krieg sichen kann), und ausdrücklich nicht von Zivildienst und anderen Dingen. Zivile Aufgaben müssen durch zivile Stellen gelöst werden und haben nicht das geringste mit Wehrdienst zu tun. Mit unserer lächerlichen Mini-BW und einer nicht militärisch ausgebildeten Bevölkerung werden wir mit Sicherheit Deutschland niemals verteidigen können. Daran ändert auch der hohe Ausbildungsstand unserer Berufssoldaten nichts. Es sind einfach zu wenig Soldaten. Landesverteidigung ist aber der Verfassungsauftrag der BW, nicht militärische Auslandseinsätze und Brunnen bauen.
@ ZDL a. D.
Wenn man derzeit beklagt, dass der Indivdualismuswahn immer mehr an Fahrt aufnimmt und das Engagement unserer Einsatzkräfte immer weniger gewertschätzt wird, so hat das IMHO auch die Ursache, dass heute in D-Land der Dienst an der Allgemeinheit kein Thema mehr ist.
Die Zahl der Ehrenamtlichen hat mindestens die letzten 10 Jahre ziemlich konstant bei um 35% gelegen (siehe etwa die Freiwilligensurvey).
In Friedenszeiten kann man sich Experimente wie das der Norweger problemlos leisten, und die Bevölkerung macht so etwas ohne Protest mit, solange die Frauen nicht direkt bedroht sind.
@J.R.
Das die Zahl der Ehrenamtlichen schon abgenommen hat, habe ich nicht behauptet, sondern dass die Wertschätzung für solche Tätigkeiten abnimmt. Aber ich gebe zu, dass meine Meinung nicht auf der Analyse statistischer Daten, sondern auf meinen persönlichen Erfahrungen während dem Zivildienst vor 27 Jahren im Vergleich zur heutigen Einstellung meiner Schüler, meiner Gemeindemitglieder und meines persönlichen Umfelds beruht.
Und Tätigkeiten, die nicht gewertschätzt werden verlieren mit der Zeit an Attraktivität. Gottlob gibt es immer noch genügend Menschen, die auf die Anerkennung anderer nicht angwiesen sind, um dauerhaft etwas für die Gesellschaft zu leisten. Aber mehr werden es so bestimmt auch nicht.
@ ZDL a.D
Aber mehr werden es so bestimmt auch nicht.
In meinem persönlichen Umfeld kann ich da halt keinen „Niedergang“ bemerken, aber ich bin jetzt auch kein Lehrer oder dergleichen.
Dazu kommen halt noch einiges an netzbasierten Projekten. OpenSource-Bewegung, hochwertige Blogs, Wissensarchive wie Wikipedia, sehr taugliche Ratgeberforen etc.: Das ist ein enormer Aufwand, der in bisher in kaum einer herkömmlichen Statistik erfaßt sein dürfte.
Da frag ich mich halt schon, ob wir heutzutage nicht mehr Bürgerengagement haben als jemals zuvor.
@ jr
das problem ist, dass sie mit niederschwelligem „like“ engagement keinen brand löschen und mit der landesverteidigung dürfte es auch schwierig werden.
kony hat sich ja durch die entsprechende kampagne auch wenig beeindrucken lassen
@ wacaffe
kony hat sich ja durch die entsprechende kampagne auch wenig beeindrucken lassen
Und von den Wehrpflichtigen auch nicht. ;)
Vermutlich kann er denen sogar dankbar sein, dass die noch Resourcen der eigentlichen Streitkräfte gebunden haben.
Egal wie Sie’s drehen oder wenden: Die deutsche Gesellschaft hat von den Wehrpflichtigen nichts gehabt.
(Umgekehrt haben Sie mit Linux und Wikipedia allein schon ein öffentliche Wertschöpfung, die in die Millionen Euro geht. Das hat mit „Like“-Engagement nichts mehr zu tun.)
Korrektur: Die deutsche Gesellschaft hat von den bei der Bundeswehr Wehrdienstleistenden nichts gehabt.
Das DIlemma in der Debatte ist ja üblicherweise, dass Linke jede Wehrpflicht ablehnen, Konservative aber die Gleichstellung der Frau ablehnen. Eines der wenigen Länder, wo das anders war, ist Österreich (da Wehrpflicht angeblich Bereitschaft zu Krieg verringert), aber da haben die Sozen es es schwer.
Wird also wahrscheinlich auch eher die Ausahme bleiben international.
wer ist kony?
@ J.R. Stimmt, das Engagement im Netz ist ein echter Aktivposten, wobei Sie damit sicher die Erzeugung von richtigen Inhalten (Wikipedia), Beiträgen in Supportforen oder das Aufsetzten und moderieren von Blogs oder Forenplattformen meinen und nicht das Drücken eines LIKE-Button oder das Absetzten einen Emoticonkommantars.
Auch das stärkt den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
@wacaffee hat aber auch Recht, dass ohne eine Gewisse „Grundausbildung“ bestimmte Einsatzaufgaben nicht bewältigt werden können.
Wenn solche Aufgaben dann noch mit Entbehrungen für die Dienenden verbunden sind ist es naturgemäß schwieriger dafür Freiwillige zu bekommen, bisweilen findet man keine – wo auch der Unterschied zum Netzengagement besteht, das ja meist auch dem persönlichen Interesse an einem Thema entspringt, das sich mit der Einsicht verbindet, auch mal etwas für die große Netzgemeinschaft tun zu müssen, wenn diese Bestand haben soll.
Eine allgemeine Dienstpflicht könnte Dienende eben auch dahin lenken, wo eher unbeliebte aber sehr notwendige Aufgaben übernommen werden müssen und das gesellschaftliches Bewußtsein dafür und die Wertschätzung solcher Dienstleistungen erhöhen. Sie könnte auch dafür sorgen, dass nicht immer die Gleichen sich engagieren müssen. Oder andersrum klarmachen, dass in einem Gemeinwesen ALLE gefordert sind – nicht nur die, die wollen.
“ Die deutsche Gesellschaft hat von den bei der Bundeswehr Wehrdienstleistenden nichts gehabt.“
Also der damaligen Strategie folgend hat sie mehrere Jahrzehnte eine glaubhafte Abschreckung gehabt und so die Grundlage für Frieden in den Zeiten des kalten Krieges – das scheint mir ein ganze Menge zu sein.
@Agenturmensch:
Israeliten leben die letzten 20 Jahre verglichen mit unseren Verhältnissen ja nicht in Friedenszeiten. Trotzdem haben sie die Wehrpflicht für Frauen, die dort sicherlich eine gefährlichere Dienstzeit haben als in Norwegen. Das scheint also doch zu funktionieren.
@ZDL a.D.:
„Aber was dagegen spricht, dass unser Gemeinwesen seine jungen Bürger einmal im Leben dazu bringt, eine gewisse Zeit nicht nur für sich, sondern die Gesellschaft zu arbeiten und die Sozialkassen durch ihre dann billige Arbeitskraft zu entlasten verstehe ich nicht.“
Die ganz kurze Antwort lautet: Menschenrechte!
Die etwas ausführlichere lautet, daß – neben einem entsprechendem Verbot in Art. 12 Abs. 2 GG, der zumindest durch verfassungsändernde Mehrheit geändert werden könnte, sofern ein solcher Dienst beide Geschlechter umfaßte – eine allgemeine Dienstpflicht eine durch Art. 4 Abs. 2 EMRK untersagte Zwangs- oder Pflichtarbeit darstellt, die durch keinen der Ausnahmetatbestände in Art. 4 Abs. 3 EMRK gedeckt wäre. Auch wenn – rein juristisch, denn politisch wäre es unzweifelhaft eine Katastrophe – die EMRK durch Deutschland kündbar ist, so steht einer solchen Dienstpflicht immer noch der – unter diesen Voraussetzungen nicht kündbare – sachgleiche Art. 8 Abs. 3a der Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte vom 19.12.1966 entgegen.
@ ZDL a.D.
Joseph Kony ist ein skrupellos-brutaler zentralafrikanischer Warlord, Gründer der Lords Resistance Army. Allerdings hatte die Lords Resistance Army ihren Höhepunkt wohl um 1990 rum – seit 2000 gab es nur noch Massaker mit einigen hundert Toten oder so. (Achtung, Zynismus)
@J.R:
Danke! zynismus verstanden!
@Sascha W.
OK – juristisch geben ich mich geschlagen. Und dass es dazu nicht kommen wird ist mir leider auch klar.
Aber wäre es deshalb vom Wesen der Idee her trotzdem falsch, den Dienst an der Gemeinschaft für einen begrenzten Zeitraum höherwertig anzusehen, als die individuelle Selbstbestimmung ?
Es geht mir ja nicht um das Knechten einer Generation, sondern um das Wesen unserer Gesellschaft, indem das für einander Einstehen IMHO einen höheren Stellenwert haben sollte.
Es ist nur eine Utopie (wenns eine Vision wäre, müsste ich wohl zum Arzt ;-)
@Entschuldigung an alle für meine OT-Neigung!
@ZDL a.D.: Die genannten Normen haben doch nicht nur eine juristische Dimension – sie sind lediglich der in Recht umgesetzte Konsens hinsichtlich der Rechte von Menschen und setzen insbesondere Staaten Grenzen bei dem, was sie ihren Bürgern und anderen Personen antun, zumuten und abverlangen dürfen. Es sind aufgrund konkreter politischer und gesellschaftlicher Vorstellungen ganz bestimmte Ausnahmen geschaffen worden, in denen der Dienst an der Gesellschaft über die individuelle Selbstverwirklichung gestellt wird. Betrachtet man diese näher, so ist dies die Vorsorge für den Verteidigungsfall und die Hilfeleistung bei Unglücken und Katastrophen – das sind große Brocken und man tat dies ganz bewusst! Darüberhinaus gehende Eingriffe sind sachlich durch nichts zu rechtfertigen, ohne daß das Individuum und seine Rechte marginalisiert werden.
@Sascha W.
Die Gedanken sind frei.
Auch wenn aus einer bestimmten gesellschaftlichen Erfahrung heraus einmal ein Konsens zu einem Thema gefunden wurde, heißt das mE nicht, dass er damit auf ewig in Stein gemeißelt sein muss, sondern nur, dass man gute Argumente und einen langen Atem braucht, um einen anderen Konsens herbeizuführen.
Davon abgesehen, kann doch der Einzelne aus ganz bestimmten Gründen anderer Meinung sein. Und es sollte ihm möglich sein diese Meinung auch zu äußern, um herauszubekommen, ob er damit wirklich alleine steht oder ob noch andere mit seiner abweichenden Meinung übereinstimmen. Genau das tue ich hier.
„Darüberhinaus gehende Eingriffe sind sachlich durch nichts zu rechtfertigen, ohne daß das Individuum und seine Rechte marginalisiert werden.“
Auch hier kann ich meine persönliche Erfahrung dagegensetzen:
Ich musste Zividienst leisten, meine Rechte waren in dieser Zeit etwas eingeschränkt, aber nun wirklich nicht marginalisiert, wenn ich doch abgesehen von der Arbeit weiter alle anderen Bürgerrechte behalten hatte.
Dafür habe ich einen reichen Schatz an Erfahrungen in verantwortungsvoller Tätigkeit für andere Menschen gewonnen, der meine Einstellung zum Gemeinwesen sehr positiv beeinflusst hat. Diese Prägung kann ich jedem jungen Bürger aber auch der Gesellschaft als Ganzes nur wünschen und so begründet sich meine Einstellung.
Zur Sache
http://www.de.rian.ru/zeitungen/20130423/265995786.html
Ein Bericht wie Russland seine Landschaft sieht .
http://www.de.rian.ru/security_and_military/20130423/265995367.html
Der Bericht ist für mich schon wieder mehr Sorgen
Was das alles Soll Schweden ist Neutral wie die Schweiz und warum werden die Schweden Reaktion getestet
Darum finde ich ein Norwegen Diskussion schon wichtiger .
Weil das mit Schweden kann nur Planungen bedeuten das ein Angriff über Schweden zu den Öl und Erz in Russland eine Option ist
Natürlich darf man es nicht übertrieben sehen , weil Russland hat es schon Öfters getan in Kanada da geht es um die Vermutete Ölfelder unterm Eis
Aber Norwegen hat auch im Norden Norwegische Schiffe mit Russlandschiffe gedroht wurde um Fischereien und das Öl wo da oben auch vermutet wird
@Alarich
Danke für die Links!
Wenn man das so liest, könnte man denken wir wären im Jahr 1982…
Durchaus beunruhigend.
Seit wann genau ist rian.ru eine verlässliche Quelle?
Gehen Sie zu ihrem Politiker
Der sagt wie sie in Ihrer Welt und Staatlich gelenkte Presse nicht gestört werden
RIA ist eine Internationale die schreibt nicht selber die geben nur aus Russische Medien weiter
Und weitere hin her zu schreiben zu vermeiden, Natürlich ist auch Propaganda dabei
Aber da hilft Menschlicher verstand weiter
Wie der erste Bericht wir sind nicht die sondern die USA zwingt uns dazu
@ZDL a.D.: Ihre Ausführungen bedeuten im Endeffekt, daß Sie die Menschenrechte als dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen und grundsätzlich als disponibel betrachten – eine gefährliche Ansicht, denn an welcher Stelle wollen Sie die Grenze ziehen? Beim Recht auf ein faires Verfahren? Beim Verbot der Folter? Oder erst beim Recht auf Leben? Oder gar nicht? Nota bene: Diese Fragen sollen weder Sie persönlich angreifen noch Ihnen etwas unterstellen, ich möchte nur aufzeigen, auf welchem gefährlichen Pfad eine auch nur partielle Aufweichung der Menschenrechte und eine Akzeptanz ihrer Unteilbarkeit führt.
Auch Ihre Ausführungen zu Ihren persönlichen Erfahrungen vermögen mich nicht zu überzeugen. Ich kann zwar sehr gut nachvollziehen, daß Sie den Dienst an der Gemeinschaft als positive Lebenserfahrung wahrgenommen haben und diese positive Erfahrung auch dem Gros der Bevölkerung wünschen. Dies ändert jedoch nichts daran, daß immer dann, wenn ein Individuum zum Dienst an der Gemeinschaft verpflichtet wird, es dahingehend marginalisiert wird, als daß es in seiner Bedeutung eben hinter diese Gemeinschaft zurücktritt.