Frankreichs Streitkräfte: Weniger Geld, nicht weniger Anspruch
Französisch müsste man können. Ich gestehe offen, dass meine Kenntnisse dieser Sprache nicht ausreichen, das am (gestrigen) Montag veröffentliche neue französische Weißbuch (Livre blanc) wirklich würdigen zu können. Der Berichterstattung entnehme ich allerdings, dass die Streitkräfte des Nachbarlandes trotz allen Spardrucks ihren weltweiten Anspruch keineswegs aufzugeben gedenken:
Die französischen Streitkräfte müssen den Gürtel enger schnallen, doch die Luft geht ihnen in den kommenden Jahren nicht aus, und ihre Bewegungsfreiheit soll schon gar nicht eingeschränkt werden, im Gegenteil. Das am Montag in Paris vorgestellte Weissbuch zur Verteidigungspolitik steht zu einer ambitiösen Machtprojektion der Republik und hält insbesondere an der nuklearen Abschreckung sowie an Kapazitäten zur Ergreifung der Initiative im Ausland fest. Der Zwang zum Sparen führt indessen dazu, dass der Anteil des Verteidigungshaushalts am Bruttoinlandprodukt von 1,56 auf 1,50 Prozent schmilzt.
berichtet die Neue Zürcher Zeitung.
Wenn die BIP-Berechnung so zutrifft, dann wirtschaften die Franzosen beim konventionellen Teil ihrer Streitkräfte extrem gut. Denn die künftig 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts klingen zwar nach mehr als der Anteil des deutschen Verteidigungshaushalts (der nach meiner Erinnerung immer so bei 1,3 Prozent liegt) – aber darin sind sowohl die nukleare Abschreckung, die force de frappe, als auch die Gendarmerie enthalten. Faktisch dürfte also die Ausgabe für die französische Armee, Luftwaffe und Marine unterhalb des deutschen Ansatzes liegen.
Ich lese und würdige dieses Weißbuch gerne – wenn es denn mal auf Englisch (oder vielleicht sogar auf Deutsch) vorliegt – ja, das ist mein Makel… Aber vielleicht bekommt einer meiner Leser so etwas in die Hände?
Nachtrag: die deutsche Zusammenfassung der französischen Botschaft in Berlin:
Das französische Weißbuch der Verteidigung und nationalen Sicherheit – Eckpunkte –
Das neue Weißbuch der Verteidigung und nationalen Sicherheit wurde heute von Staatspräsident François Hollande gebilligt. Nach dem Weißbuch 2008 beinhaltet das neue strategische Dokument die Einschätzungen Frankreichs zu den heutigen Sicherheitsbedrohungen und listet die Mittel auf, die künftig für die Verteidigung und die Sicherheit des Landes eingesetzt werden müssen.
Der erste Entwurf des Weißbuchs wurde von einer Kommission vorbereitet, der zum ersten Mal ein Deutscher und ein Brite angehörten. Das Dokument zeichnet eine langfristige Perspektive (ca. 15 Jahre). Die nationale Sicherheitsstrategie Frankreichs soll dennoch auch künftig alle fünf Jahre überprüft werden.
Auf der Grundlage einer Analyse des strategischen Umfelds Frankreichs und Europas legt das neue Weißbuch fünf Prioritäten der französischen Sicherheitspolitik fest: Schutz, Abschreckung, Einsatzfähigkeit, Aufklärung und Prävention.
In dieser Hinsicht kommen die Verfasser des Weißbuchs zu folgenden Schlussfolgerungen:
– Die Sicherheit Frankreichs ist mit der Sicherheit seiner europäischen Partner eng verknüpft. Das Weißbuch hebt besonders die deutsch- französische Partnerschaft seit dem Elysée-Vertrag hervor und ruft zu weiteren deutsch-französischen Fortschritten im Sicherheitsbereich auf. Europa muss künftig – wie auch von Washington erwartet – mehr für die eigene Sicherheit tun und sich neue Ziele für seine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik setzen;
– die Verteidigungs- und Sicherheitshaushalte müssen der seit 2008 bestehenden internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise Rechnung tragen und zu deren Überwindung beitragen. Gleichzeitig muss sich Frankreich jedoch die Fähigkeiten bewahren, das eigene Staatsgebiet sowie die Interessen Frankreichs und seiner Partner zu schützen. Infolgedessen sollen die Verteidigungsausgaben Frankreichs für die Zeit von 2014 bis 2025 laut Weißbuch 364 Mrd. € betragen. Davon sollen für den Zeitraum 2014-2019 179 Mrd. € bereitgestellt werden. Damit bleibt das Verteidigungsetat auf dem jetzigen Niveau;
– die zunehmende Bedrohung im Cyber-Bereich und die weiterhin hohe Terrorgefahr erfordern, dass den Mitteln für die Cyber-Verteidigung und die Aufklärung besondere Priorität eingeräumt wird;
– die Verknüpfung zwischen innerer und äußerer Sicherheit, die bereits im Weißbuch 2008 festgehalten wurde, bleibt die Grundlage der Sicherheitsstrategie Frankreichs;
– die Rolle Frankreichs als Vollmitglied einer starken, einsatzfähigen und effizienten NATO wird bestätigt. Die Komplementarität von NATO und EU muss gestärkt werden.
Auf der Grundlage des Weißbuchs wird der Entwurf für ein militärisches Planungsgesetz vorbereitet, der voraussichtlich im Herbst 2013 dem Parlament vorgelegt wird./.
Französische Botschaft – 29.04.13
(Foto: Französische Rafale-Kampfjets in der malischen Hauptstadt Bamako – Französische Luftwaffe/EMA)
Seit dem die Gendarmerie dem Innenministerium untersteht wird sie auch aus dessen Topf bezahlt.
Von offizieller französischer Seite gibt es das nicht. Ich habe die Seite des französischen Verteidigungsministeriums mal mit Google gezielt danach durchsucht. Auch das Weißbuch von 2008 (die letzte Ausgabe) ist auf Englisch nicht verfügbar (aber es gibt jede Menge anderes Material auf Englisch, sogar eine Zeitschrift).
Nachtrag: Es war zwar nicht danach gefragt, aber das Weißbuch von 2008 gibt es auf Englisch hier:
http://merln.ndu.edu/whitepapers/france_english2008.pdf
Das Livre Blanc 2013 „hängt“ irgendwo zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Genau wie das LB 2008 – wo man Finanzen und Selbstverständnis nicht unter einen Hut bringen konnte – wird auch dieses LB die selbstgesteckten Ziele nicht erreichen.
Zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als ob man das Projekt „Livre Blanc 2013“ noch auf der Zeilgeraden einstampfen würde, da die französischen Haushälter das in VÖLLIGER prozeduraler Undurchsichtigkeit erstellte Werk gar nicht zu lesen bekommen haben und weil Außen- und Verteidigungsministerium zuvor fleissig „Wünsch Dir was“ gespielt hatten.
Also: Das französische Livre Blanc LIEST sich – wie immer – HERVORRAGEND. Ob Frankreich diesem eigenen Anspruch in BESTER deGaulle’scher Tradition auch GERECHT werden kann und wird … DAS steht freilich – auch wie immer – auf einem ganz anderen Blatt.
Zum Anspruch (S.91/92) oder neudeutsch level of ambition:
1. Weiterhin ständige Präsenz in Übersee
2. Nationale Risikovorsorge (FIRI) mit 2.300
3. Stabilisierungskräfte in bis zu 3 Einsätzen mit ingsesamt mit Heeresanteil von max 7.000 + Spezialkräfte, Luftwaffe, Marine
4. Eingreifoperation mit bis zu 15.000 Heeresanteil (ggf. Abbruch StabOp) + Spezialkräfte, Luftwaffe, Marine
Im bisherigen Weissbuch war noch von mehreren (ohne Zahlenangabe) Stabilisierungseinsätzen mit jeweiligem Heeresanteil zwischen 1.000 und 5.000 (+Luftwaffe und Marine) die Rede.
Somit scheint mir der Anspruch nicht mehr gleich zu sein – auch wenn man dies öffentlich natürlich gerne anders darstellt. Kennen wir ja.
Ist dies nicht weniger Anspruch?
Mit dem deutschen Anspruch nicht unmittelbar vergleichbar, da wir Gesamtzahlen betrachten. grob betrachtet liegen wir gleich auf bzw. wir etwas drüber.
Auffallend ist die starke Betonung der Spezialkräfte, denen auch eine eigne politiknahe Führungsstruktur zugestanden wird und bei den Beschaffungen weitaus geringer einbüssen müssen als andere OrgBer.
Hier wiederum ist der Unterschied zu Deutschland offensichtlich – insbesondere strukturell.
Das C.O.S. scheint mir eine interessante Vorlage für die nächste Bundeswehrreform zu sein.
„ob Frankreich diesem eigenen Anspruch in BESTER deGaulle’scher Tradition auch GERECHT werden kann und wird“
Letzlich ist ja auch die frage, wie die knappenressourcen eingesetzt werden. Die französischen Streitkräfte sind doch exemplarisch für eine Armee mit intaktem Kriegerethos der es ermöglicht auch mit eher rudimentärer Ausrüstung effektive Operationsführung zu betreiben. Man ist eben gewillt auch Härten und Entbehrungen hinzunehmen, wenn es die äußeren Umstände erfordern(bsp.mali). Mit wessen Verwaltungsaktmetalität das kontrastiert ist wohl jedem klar.
Clausewitz unterschied immer zwischen Vorbereitung zum Krieg und der Kriegsführung selbst. In Deuscthland ist man über das erste Stadium nie hinausgekommen.
Danke, ich habe die Gendarmerie gestrichen…
Und eine Zusammenfassung der französischen Botschaft in Berlin angehängt.
Gleichbleibender weltweiter militärischer Einsatz, trotz weniger Geld. Darin liegt wohl hauptsächlich die Motivation einer engeren militärischen Zusammenarbeit mit Deutschland.
Gibt es irgendwo eine Aufschlüsselung der französischen Verteidigungsausgaben? Insbesondere was die Ausgaben für Soldaten und Zivilangestellte, Beschaffung, Betrieb und Einsätze angeht. Frankreich leistet sich ja nicht weniger kostspielige Rüstungsprojekte als Deutschland (mit noch weniger Wettbewerb in der Beschaffung) und unterhält zudem seine Atomwaffen und Stützpunkte im Ausland.
Noch eine interessante Information zur Einsatz- / Kampforientierung der französischen Streitkräfte: Alle französischen Offizieranwärter, einschließlich der Frauen, müssen das Centre d’Entraînement en Forêt Équatoriale (CEFE) in Guyana durchlaufen, das von der Fremdenlegion geleitet wird – während die Bundeswehr die Pflichtteilnahme (nicht Bestehen) am Einzelkämpferlehrgang nur noch für Offiziere der Kampftruppe vorsieht.
„Gibt es irgendwo eine Aufschlüsselung der französischen Verteidigungsausgaben? “
http://www.eda.europa.eu/info-hub/defence-data-portal
Über diese Dschungelausbildung gibt es mehrere interessante TV-Dokumentationen, in welchen der frühere Chefausbilder, ein mittlerweile pensionierter, aus Spanien stammender Adjudant-Chef der Fremdenlegion namens Lopez, der Star ist.
Wenn die dort praktizierten Ausbildungsmethoden (welche das französische Militär ganz arglos filmen ließ) bei der Bundeswehr versucht würden, so müsste der Verteidigungsminister zurücktreten, es gäbe einen Untersuchungsausschuss und mehrere Dutzend Polizisten und Juristen hätten über Monate hinweg nichts anderes zu tun.
Man findet die Dokus bei Youtube. Für den Feiertag eine anregende Unterhaltung.
Aus den Erfahrungen der FRA OA: Die 2 Wochen sind nicht der „wirkliche“ Dschungelkampflehrgang, sondern sollen die Rekruten in erster Linie „abbücken“.
Die Methoden und Einstellungen sind unterschiedlich zu DEU, aber das bekommt man hier auch hin, wenn man will. Ohne Dschungel.
Interessante Punkte:
„- Die Sicherheit Frankreichs ist mit der Sicherheit seiner europäischen Partner eng verknüpft. Das Weißbuch hebt besonders die deutsch- französische Partnerschaft seit dem Elysée-Vertrag hervor und ruft zu weiteren deutsch-französischen Fortschritten im Sicherheitsbereich auf. Europa muss künftig – wie auch von Washington erwartet – mehr für die eigene Sicherheit tun und sich neue Ziele für seine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik setzen“
Netter Seitenhieb auch auf DEU, hier mal aktiver zu werden – abseits von Sonntagsreden und mal Ziele anstatt weichgespülten Wischiwaschi zu formulieren.
„Gleichzeitig muss sich Frankreich jedoch die Fähigkeiten bewahren, das eigene Staatsgebiet sowie die Interessen Frankreichs und seiner Partner zu schützen.“
-> Schutz der Interessen auch seiner Partner, sowas darf es bei uns gar nicht geben. Wenn sie das durchziehen, durchaus ein Vorbild der EU-Integration. Ich erinnere mich hier an lebhafte Diskussionen im Januar, als es in Mali losging…
Zum allgemeinen: Wie schon von @Wacaffe angemerkt: Das was FRA in Mali durchzieht, ist für die BW unerreichbar. Schnelle Intervention, sofort Kampftruppen die direkt einsetzbar sind, ohne 3 Monate Logistik aufzubauen. Direkter Einsatz eig veralteter Helis, ohne 2 Monate auch FOC zu warten. Das erhöht die Schlagkraft bei geringen Mehrkosten beträchtlich.
„Das was FRA in Mali durchzieht, ist für die BW unerreichbar. Schnelle Intervention, sofort Kampftruppen die direkt einsetzbar sind, ohne 3 Monate Logistik aufzubauen.“
Da stimme ich vom Grundsatz zu, ist aber für Mali nur ein Teil der Wahrheit, denn FRA hat grade im frz sprechenden Teil Westafrikas Kräfte und Basen verfügbar, die einiges erleichtern! Da muss nicht alles erst rein, manches ist „eh da“.
Vorsicht vor der Sicht, dass das Gras auf der anderen Seite viel grüner ist. Die kaufen sich diese „Flexibilität“ auf Kosten der Soldaten ein. Zugegeben, da herrscht auch ein anderer Ethos, die nehmen das hin. Bei uns klagen die Soldaten beim Wehrbeauftragten ein, dass sie die Feiertage im Einsatz als Zusatzurlaub mit zurück nach DEU nehmen wollen. (wobei das keine mit grünem oder bordeauxfarbenem Barett waren … noch Fragen wer das ist?)
Das Los des einfachen französischen Soldaten ist traditionell kein leichtes. Der französische Publizist Alfred Grosser erwähnt in einem seiner Bücher eine Episode, in welcher der damalige Verteidigungsminister Helmut Schmidt bei Konsultationen mit seinem französischen Amtskollegen mal zur Sprache brachte, wie schlecht der Versorgungszustand der in Deutschland stationierten französischen Truppen sei. Besorgte deutsche Bürger hätten sich an (deutsche) Behörden gewandt, um darauf aufmerksam zu machen. Es muss wohl Fälle gegeben haben, in welchen darbende französische Soldaten um Nahrungsmittel gebettelt hätten.
Das trug sich wohlgemerkt in den 70er Jahren zu, nicht zu Napoleons Zeiten.
@diba, chickenhawk:
Danke für die Rückmeldung. Ich weiß, es ist auch westlich des Rheins nicht alles Gold was glänzt. Und auch was die persönliche Ausrüstung des Soldaten angeht, ist FRA meilenweit hinter der BW.
Natürlich geht es zulasten der Soldaten, dafür produzieren die FRA Streitkräfte aber mMn für das gleiche Geld ein großes Mehr an Sicherheit / Fähigkeit. Dass das WIE nicht mit DEU vergleichbar ist, ist schon klar. Aber einiges kann man schon anpassen wenn man sieht worauf bei uns in letzter Zeit die Schwerpunkte liegen. Sei es in der AGA oder im Einsatz, wo wir zu großen Teilen doch „wettbewerbsfähiges“ Material haben. Gemeckert wird immer. Interessant wäre, ob es in der französischen Grundausbildung ähnlich viele Abbrecher gibt als bei uns.
Zu Afrika: Auch wenn die Franzosen von ihren Basen profitieren, in Mali gab es offiziell keine. Und unabhängig davon, wie lange die Truppen geflogen sind: Sie haben direkt in die Kämpfe eingegriffen, inkl. Helis!
nun ja, es gab in der Tat Zeiten, da war es egal ob man in der französischen oder russischen Armee Wehrdienst leisten mußte. Aus der Anfangszeit der D/F-Brigade gibts da ein paar spannende stories.
Apropos Wehrdienst. Kann es sein, dass die deutsche Politik sich noch nicht aus dem Wehrdienst mind-set befreit hat?? Stichworte wie Parlamentsarmee, Wehrbeauftragter usw ? So lange wir letztendlich die Unversehrtheit der freiwillig Dienenden zur ultima ratio unserer Führungs- und Ausbildungs- und Einsatz-Kultur machen wird uns auch künftig ein wenig „Professionalität“ fehlen.
@T.W.
Beim Sandhurst-Wettkampg in West Point errang die Bw – bei erstmaliger Teilnahme – den 54. von 58 Plätzen (siehe auch TdM-Rede in West Point).
Auch wenn ich allgemein bei der Übertragung von Wettkampfergebnissen auf das echte Leben zurückhaltend bin – diese Platzierung zeugt zumindest von einer unterschiedlichen Herangehensweise.
Frankreich hat leider nicht teilgenommen.
Hier der Org.-Befehl der USMA:
http://tinyurl.com/bl9m85j
Aus dem auch die Disziplinen hervorgehen.
Jedoch auch, dass „gender issues“ bzw. die Frauenquote auch in West Point angekommen sind.
(Sollte die Union vielleicht in die Argumentation mit auf nehmen….)
@klabautermann:
Kurz pol. Bil. für nen B3er a.D.:
Parlamentsbeteiligung und Wehrbauftragter haben nichts mit der Wehrpflicht zu tun (keine GWDL in Einsätzen, Eingaberecht für alle Statusgruppen).
Mind-set ist nicht nur eine Frage der Politik, die Bw hat selbst kein mind-set mehr – außer opportunistische „Führung“. Gehegt und gepflegt an den höheren Ausbildungseinrichtungen.
Dafür ist nicht nur die Politik verantwortlich zu machen.
@ Memoria
Stellt sich die Frage, wen die Bundeswehr da konkret geschickt hat.
@Memoria
danke für die PolBil und noch 3 Monate to go ;-)
Ich wollte jetzt keine längere Abhandlung schreiben, aber der deutsche Wehrpflicht-mind-set, der einerseits den einfachen Wehrpflichtigen nur im Verteidigungsfall als kämpfenden Soldaten vorsieht, und der andererseits mit dem freiwillig länger Dienenden ein Soldatenbild geschaffen hat, dass man legal auch außerhalb des Verteidigungsfalles einsetzt, der aber nicht wirklich kämpfen soll, weil er eigentlich noch immer als eine andere Art von Wehrpflichtiger verstanden, wahr genommen und behandelt wird.
Nachtrag:
Hier noch die Wettkampfergebnisse im Detail:
http://www.usma.edu/dmi/SiteAssets/SitePages/Sandhurst%20Competition/130422-SANDHURST_13_Final_WebsiteUL.xls
(würde ich mir so u.a. auchh von der IDSM wünschen)
Wir hatten die langsamste Mannschaft – mit schlechten Schießergebnissen.
Lediglich bei der ABC-Abwehr waren wir im oberen Drittel.
Daher meinte TdM wohl auch scherzhaft in seiner Rede man sollte Fußball als Disziplin aufnehmen.
Vielleicht mal ein Impuls über die Ausformung unserer OA-Ausbildung nachzudenken.
Wobei ich kein Freund des Kadettensystems bin.
Mit den OA-Btl und dem schnellen Wechsel zur Uni hat man jedoch alles nur verschlimmbessert.
Ausbildung sollte wieder DAS Thema sein.
Vergleichswettkämpfe gibt es in der Bw bezeichnenderweise auch nicht mehr.
@klabautermann:
Wollte ja nur mal etwas contra geben ;).
Das ist doch aber weniger ein Wehrpflicht-mind-set, sondern „wir sind die guten lieben und von uns soll keiner sterben, weil ich hab mit energiewende und frauenquote genug zu tun“-mind set. Siehe Drohnendebatte.
@Chickenhawk:
Wahrscheinlich eine gemischte Gruppe der OSH und UniBw (sonst bekommt man das Altersband ja nicht hin).
@ Memoria
2002 hat die Bundeswehr doch schonmal bei der Sandhurst Competition mitgemacht (Platz 19)?
Aus der zivilen Perspektive fällt zunächst mal ins Auge, dass die französischen Militärs sehr viel häufiger mit dem Einsatz leben mussten und müssen: Indochina in den 50ern; Algerien bis Anfang der 60er, danach immer wieder bis heute in Nord- und Zentralafrika unterwegs: Irgendwo war immer ein bißchen was los. Damit haben die französischen Offiziere zumindest gedanklich seit jeher näher am Einsatz gelebt als unsere Men&Women in Fleck. Der Einsatzbefehl stand dort jederzeit als konkrete Möglichkeit im Raum, hierzulande bis in die 90er Jahre allenfalls theoretisch. Das dürfte bei den Franzosen einfach eine stärker kampf- und einsatzorientierte Haltung geschaffen haben als bei unsrer Truppe.
Wenn diese Überlegung nicht völlig falsch ist, bieten sich von daher wohl auch einige Rückschlüsse auf den Zustand der BW an: Die zumindest zu einem gewissen Teil kampferfahrenen unteren und mittleren Ränge der BW werden von einer Spitze geführt, die den scharfen Schuss (egal ob als Schütze oder Ziel) nicht oder nur in Ausnahmefällen (?) persönlich kennt. So ein Erfahrungsvorsprung auf Seiten der Geführten gegenüber den Führern schafft natürlich ordentliche interne Konfliktpotenziale . . .
Ich habe mir mal die Ergebnisliste dieser Sandhurst Competition angesehen. Das ist schon eine ziemlich bittere Angelegenheit:
Die gastgebende United States Military Academy verteilt ihre Kadetten in den 4 Studienjahrgängen auf 36 Kompanien. Von diesen 36 Kompanien schickte jede(!) eine eigene Mannschaft in den Wettbewerb, welche bis auf 2 in der Endabrechnung alle vor dem deutschen Team landeten.
@J.R.:
Hatte das mit der erstmaligen Teilnahme nem Pressebericht entnommen.
Schlecht recherchiert.
@chickenhawk:
Ich frag mich aber auch wie man von der USMA kommend, teilweise dann so schlecht abschneiden kann.
Trotzdem sollte dies für uns wein Weckruf sein: die OA-Ausbildung ist viel zu theoretisch und praxisfern!
Passend zu diesem Thread: Ich hatte mich mal länger mit nem franz. Angehörigen eines OA-Btl unterhalten (Austauschpersonal das beide Ausbildungen durchläuft). Er war in FRA einer der schlechtesten im Sport – in DEU der Zugbeste.
Als er eine Laufgruppe einrichten wollte, wurde dies von der KpFü verhindert.
Taktik spielte ebenfalls eine untergeordnete Rolle. Er zeigte sich zudem sehr verwundert, dass Handstreich und Hinterhalt nicht Teil des OAL seien.
Die Mehrheit interessiere sich auch vorallem fürs Studium.
Dann musste er leider weiter – lernen für die Wehrrechtsprüfung (Sperrfach im OAL).
Sein Gesamteindruck: Wehrrecht ist wichtiger als Sport und Taktik.
Der Sandhurst-Wettbewerb stützt diese Thesen.
Dem Inspizienten OffzAusb sind diese seit Jahren bekannt – aber weil nicht sein kann was nicht sein darf, passen wir jetzt auch die FwAusb an dieses „Erfolgssystem“ an.
Das ist n.m.E. weitaus wichtiger als allzu viele Diskussionen um Struktur, Geld, Stationierung und Ausrüstung: Die Bundeswehr bildet immer weniger Soldaten aus, sondern Bundesbeamte Fachrichtung Landesverteidigung.
Zu Sandhurst Competition kenn ich die Details: Das deutsche Team kam von der OSH und bestand aus OAs ohne Studium, die vom OL1 direkt in den OL2 übergehen, was die einzige Möglichkeit bildete, eine kontinuierliches Training durchzuführen. Der verantwortliche StOffz (selbst ehemaliger Leistungssportler) war deshalb auch zumindest in dieser Hinsicht ein Befürworter der Kadettenausbildung. Persönlich hatte er allerdings wenig Hoffnung auf eine hohe Platzierung, da der deutsche Ausbildungsplan wenig Zeit für die Vorbereitung liese und die amerikanischen Hindernisse zu einer deutschen Hindernisbahn grundsätzlich verschieden seien. Wenn ich mir das Foto des britischen Siegerteams anschaue, sind das allerdings auch nicht die harten Leistungssportler…
Zur körperlichen Leistungsfähigkeit: Ein LGrKdr an der OSH schwärmte in seiner realitätsfernen Weise auch von Crossfit, was tatsächlich zweckmäßig wäre – während der oben genannte StOffz darauf verwies, dass machen OAs bereits erhebliche Probleme hätten, das DSA abzulegen.
@Boots on the Ground:
Vielen Dank für die Info.
Ein Wettkampfserfolg steht und fällt eben mit der Vorbereitung.
Trotzdem sind wir weit hinter den anderen westlichen internationalen Teilnehmern.
Hinzukommen die sehr schlechten Schießergebnisse beim Gewehr usw. – also es war nicht nur die HiBa..
Wenn schon bei Offz ohne Studium nur solche Ergebnisse produzieren, dann wohl besser gar nicht mehr teilnehmen.
Der Ansehensverlust ist sicher nicht zu unterschätzen.
Aber wie so oft, anstatt ganz oder gar nicht, mach man halt ein bisschen – und ist damit auch zufrieden. Im Zweifel ist jemand anderes schuld.
Danke für das schöne Beispiel für die „Realitäten“ der OSH.
@all
Allerdings: Beim Trilat in Sandhurst (1. Quartal 2012) schnitt die DEU Mannschaft gut ab, und waurde 2. von 4 (FRA, UK, USA, DEU). Es ist also nicht alles schlecht auch wenn ich die Klagen über die OA-Ausbildung teile.
Hier noch ein interessanter Bericht für deutsche Teilnehmer an der franz. OffzAusb – auffallend oft wird auf die körperliche Robustheit verwiesen („Körperliche Fitness wird nicht erst in Frankreich erworben“): http://tinyurl.com/cbh9w86
@Hans:
Es ist sicher nicht alles schlecht bei uns (starke Verschulung in FRA, strenge Hierarchie in GBR), aber durch das neue System verlieren wir immer mehr die international anerkannten (!!) Vorteile unserer Ausbildung.
Dies will man jedoch in der mil. Führung nicht hören.
Ein sehr gutes Beispiel, dass vieles in der Bw hausgemacht ist und eben nicht nur „die Politik“ schuld am Zustand der Bw ist.
Ich bin mal gespannt ab wann ein Land Soldaten von einem anderen (Ärmeres Europäisches Land)
Soldaten anmieten muss weil es keine Soldaten sehr europäische Verpflichtung zu Verfügung hat
Deutschland oder Frankreich
@Memoria „besser gar nicht teilnehmen“
Also jetzt bin ich aber fassungslos! Wenn ich bei einem Wettkampf mit meiner Mannschaft schlecht abschneide und mich das beschämt, so werde ich mir doch nicht dadurch die entgangene Anerkennung zurückholen, dass ich mich beim nächsten mal drücke!!
Wenn man den Respekt der anderen wiederhaben will, dann nimmt man wenigstens sofort wieder teil und zeigt damit, dass man die Herausforderung ernst nimmt. Und dann trainiert man eben das, was bei dem Wettbewerb gefragt ist und zwar systematisch; am besten mit Mannschaften, die erfahren sind.
Und wenn man dann wieder teilnimmt sagt man sich, dass es besser ist aufrecht unterzugehen anstatt aufzugeben und beißt sich also immer weiter durch.
Aus eigner Erfahrung (25 Jahre Kampfsport, 3x Braveheartbattle) kann ich sagen, dass man damit auch bei total überlegenen Gegnern mehr Anerkennung erwirbt, als wenn man sich einfach verdrückt.
Und von den „Berufskämpfern“ meiner Nation hätte ich irgendwie mehr Motivation erwartet, eine solche Scharte wieder auszuwetzen und sich den Schneid in so einem Vergleichswettkampf unter Freunden nicht nochmal abkaufen zu lassen.
Wenn das die Grundeinstellung in der Truppe ist, so wundert mich die hohe Abbrecherquote bei der Ausbildung überhaupt nicht.
@ZDL a.D.:
Ich bezog mich auf die – angeblich schlechten Rahmenbedingungen – zur Vorbereitung.
Ansonsten geb ich ihnen Recht: Daraus lernen und nächstes mal besser machen.
Aber genau damit tut sich die Bw eben sehr schwer – im Großen und im Kleinen.
@ZDL.a.D.
sehr weiser Kommentar ;-)
@Memoria
on a personal note: manschmal hab ich den Eindruck, dass Sie Organisation mit Person verwechseln ;-) Die BW wird seit 2 Jahren nun „von Grund auf“ in allen militärischen Kernbereichen umgekrempelt und steht gleichzeitig im Einsatz……und ehrlich gesagt ist es von daher Sch…egal wie wir in Sandhurst abschneiden.
@klabautermann:
Es geht mit nicht um den Wettkampf, sondern um die wachsenden Defizite in der Führerausbildung des Heeres: Da ist dies nur ein Mosaiksteinchen.
Daher ist eben doch nicht ganzn sch… egal.
Man kann auch weiter alles gesund beten…
Nur genau dies treibt sehr fähige Leute fortlaufend aus der Bw.
Und auch andere am Wettkampf teilnehmende Armeen werden auch laufend umorganisiert und stehen erheblich im Einsatz… Was für ein OA-Wettkampf jedoch auch nicht so erheblich ist, auch nicht in der Vorbereitung.
on a personal note: hab ihren Eindruck zu Organisation und Person nicht wirklich verstanden.
Schönen 1. Mai noch.
@Memoria
Ihnen auch einen schönen Mai ;-)
@J.R., ZDL a.D., klabautermann:
Zur angeblichen Erstmaligkeit der Teilnahme und den Lehren – der Minister in seiner Rede an der USMA:
„Wie ich hörte, waren in der vergangenen Woche deutsche Offiziersanwärter von der Offiziersschule des Heeres in Dresden hier zu Gast und haben erstmalig an der Sandhurst Competition teilgenommen. Ich hörte auch, dass wir einige Lektionen mit nach Hause nehmen… Ich verspreche, im nächsten Jahr werden wir besser sein. Vielleicht ließe sich Fußball als eine Disziplin integrieren.“
Das BMVg scheint endgültig den Überblick zu verlieren.
@Memoria
„Das BMVg scheint endgültig den Überblick zu verlieren.“ Sie fordern den totalen Überblick? Die totale Kontrolle ?
ÖÖÖÖÖÖÖÖha ! Vorsicht, Vorsicht !!!!!!
Dinge die man in den augengeradeaus – Threads lernen kann:
1. Von kleinsten Details kann man auf das Gesamte schließen…
2. Die da oben sind an allem Schuld…
3. Früher war alles besser…
4. Wenn nur mal einer auf mich (ehemaliger/aktiver A1 – B9) hören würde…
5. Wir sind schlecht (ggf. alle anderen aber auch)…
In diesem Sinne – ebenfalls schönen 1. Mai :-)
@St.Michael
6. bei Aga kann man über 1.-5. diskutieren ;-)
….auf nach Wembley
Den zweiten Platz bei der Sandhurst Competition belegte übrigens das Team des ROTC der Penn State University.
Das sind Zivilisten, Studenten an einer zivilen Uni, die studienbegleitend zum Offizier ausgebildet werden. Sie belegen zusätzlich zum Curriculum ihres Studienfaches militär-theoretische Fächer, machen einmal die Woche nachmittags Formalausbildung, dreimal die Woche Sport und in den Semesterferien geht es ins Gelände.
@memoria:
ich finde es gut, dass es Ihnen nicht …egal ist! Und daher habe ich das Gefühl, dass auch Sie sich genau wie klabautermann etwas mehr Kämpferethos in der BW wünschen würden.
Von außen betrachtet finde ich es wirklich erstaunlich, dass eine Organisation die doch eigentlich Kämpfer ausbildet und Menschen anziehen sollte, die sich gerne zu etwas überwinden, die für extreme Herausforderungen auch Schmerzen und Unbequemlichkeit in Kauf nehmen – dass diese Organisation ein so verdruckstes oder gebrochenes Verhältnis zum militärischen Wettkampf hat. Und das obwohl, man mit den Sportkompanien doch auf der zivilen Seite führend ist.
Irgendwie scheint man sich der kämpferischen Qualitäten, die die Soldaten einer schlagkräftigen Armee doch ganz sicher bedürfen, zu schämen.
Und das ist wirklich ein Unterschied zu Frankreich, wo ich einige Freunde habe. Wettkämpfe und gegenseitige Konkurrenz sich dort in der Zivilgesellschaft viel stärker verankert. Und die Bevölkerung gesteht der L’Armee francaise daher auch problemlos ein richtiges Kriegerethos zu – ohne dass sofort die Naziverdachtsglocken zu klingeln beginnen. In UK und USA sowieso.
@St. Michael
1. verschiedene Symptome ergeben ein Krankheitsbild heißt es in der Medizin – so wohl auch hier. Trotzdem lässt sich natürlich keine Diagnose völlig verallgemeinern.
2. Bestimmt nicht, aber wenn ich als Außenstehender die Beiträge vieler aktiver Soldaten hier zusammenfasse, so steht ihnen schon eine gewisse Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, dass die kritschen Selbstregelungskräfte in der Führungsebene kein Gehör finden.
3. Früher war alles anders. Seit 20 Jahren wird die BW umgemodelt und gleichzeitig in immer anspruchsvollere Einsätze geschickt, ohne dass unser Land sich grundsätzlich darüber klar geworden ist, was die Bundeswehr denn genau für uns alle leisten soll. Dass da eine gewisse Nostalgie nach früheren sicheren Zeiten Platz greift, kann man den Soldaten kaum übelnehmen.
4. Die Tatsache, dass hier Soldaten so leidenschaftlich diskutieren, deutet für mich als normalen Bürger schon darauf hin, dass innerhalb der BW die freie und selbstkritsche Reflektion wohl nicht besonders gefragt ist. Wenn sie also in 3. wollen, dass man sich nicht nur über die da oben echauffiert, dann sollte man die konstruktive Kritik hier doch eher positiv sehen, anstatt sie als Pienzigkeit abzutun.
5. Wer sich nicht ständig um Verbesserung bemüht, wird immer schlechter, so gut er auch jemals gewesen ist. Auch das Bemühen um Verbesserung ist ein Kampf, der viel Durchhaltevermögen und Mut bedeutet, denn jeder der Missstände anspricht wird gerne als Nestbeschmutzer diskreditiert. Dass unsere Armee Offiziere hat, die diesen scheinbar aussichtslosen Kampf trotzdem führen ist GUT, sehr GUT !!!, denn wenn sie diesen Schneid aufbringen, so traue ich ihnen zu, auch im Einsatz ihr Handeln kritisch zu hinterfragen und trotzdem mutig die notwendigen schweren aber nicht immer opportunen Entscheidungen zu treffen.
@ ZDL a.D.
Ich hatte meine Punkte nicht ohne Hintergedanken mit einem Emoticon (Smiley) versehen.
Anonym geführte Internetdiskussionen ähneln sich in vielen Blogs etc. sehr. Es bleibt nur zu hoffen, dass bei augengeradeaus das Niveau weiterhin auf einem erträglichen Maß bleibt und nicht auf das Stammtisch-Niveau von SPON etc. abgleitet. Ich möchte meine Punkte gerne als schelmenhafte Aufforderung dazu verstanden sehen.
In Punkte muss ich Ihnen jedoch wiedersprechen:
a.) Die „früheren sicheren Zeiten“ mag es Anfang der 80er im nostalgischen Rückblick scheinbar gegeben haben. Ich jedoch halte eine Unsichere Gegenwart für besser als ein geteiltes Vaterland und die Marginalisierung von konventionellen Streitkräfte vor dem Hintergrund einer drohenden thermonuklearen Apokalypse.
b.) „dass innerhalb der BW die freie und selbstkritsche Reflektion wohl nicht besonders gefragt ist“ – dies kann ich so nicht bestätigen! Ich kenne kaum Streitkräfte auf dieser Welt, in denen Soldaten ein verbrieftes größeres Recht auf eine eigene Meinung haben als in den unseren (Vielleicht mit Ausnahme der Skandinavier und den Kameraden in den Niederlanden). Inwieweit die politische Führung (BMVg) Diskussionen immer wünscht kann ich nicht bewerten, in den Streitkräften ist dies jedoch (zumindest in meiner kleinen bescheidenen Welt) üblich und erwünscht.
@St. Michael
Alles klar, den Smiley hab ich übersehen.
zu a) natürlich ist unsere heutige Lage besser, als damals. Aber die Rolle der BW war damals glasklar auch in der Bevölkerung. Das scheint mir heute nicht mehr der Fall zu sein.
b) Ich war nie dabei, bin aber sicher, dass Sie mit Ihrem Vergleich zu anderen Armeen recht haben. Die Kritk von Memoria, Elduderinho und vielen anderen bezieht sich wohl auf die obersten Führungsstrukturen und nicht auf den einzelnen „Staatsbürger in Uniform“.
Als sagen wir mal „kerniger Zivilist“ kann ich ja nur aus einer wohlwollenden Position relativer Ahnungslosigkeit Stellung nehmen, was sicher für den ein oder anderen Profi hier ein gewisses Schmerzpotential freisetzt, was ich zu entschuldigen bitte.
;-)
@ St. Michael
Ich kenne kaum Streitkräfte auf dieser Welt, in denen Soldaten ein verbrieftes größeres Recht auf eine eigene Meinung haben als in den unseren […]. Inwieweit die politische Führung (BMVg) Diskussionen immer wünscht kann ich nicht bewerten, in den Streitkräften ist dies jedoch […] üblich und erwünscht
Nur in der Praxis traut sich keiner was zu sagen. Kaum ein Blog, Buch oder Journal zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Bundeswehr und Realität wird von aktiven Soldaten herausgebracht, warum wohl? Was gelebte soldatische Meinungsfreiheit angeht würd ich Deutschland jetzt nicht als Beispiel anführen. (Und dieses Versagen als „selbstgeführter“ „Staatsbürger in Uniform“ zieht sich da doch durch alle Ränge. Das eigene Schweigen immer nur auf die Führung schieben kann halt auch verdammt bequem sein.)
Und da finde ich dieses Fehlen an Streitkultur und Dinge-besser-machen-wollen um einiges bedenklicher als das Abschneiden bei irgendwelchen Sportwettbewerben.
nochmal ein dumme Frage:
Gab es in den letzten Jahren in AFG oder sonst wo denn überhaupt schon mal tatsächlich gemeinsame Einsätze der Deutsch-Französischen-Brigade?
Nur KFOR und IFOR meine ich mal
@ J.R.
Naja – das eine ist ja interne Kommunikation, das andere externe Kommunikation.
„Kaum ein Blog, Buch oder Journal … wird von aktiven Soldaten herausgebracht, warum wohl? “
Wo ist hier der Maßstab, an dem wir uns messen sollten?
Die US-Streitkräfte? John A. Nagl als COIN-Vordenker, ein Offizier der immer viel veröffentlicht hat, ist nicht mehr im aktiven Dienst. Der britische Army Rumour Service ist anonymisiert.
Ich habe zumindest subjektiv das Gefühl, dass es in Deutschland in den letzten 10 Jahren hier einen großen Sprung nach vorne gegenüber dem kalten Krieg gegeben hat.
„Nur in der Praxis traut sich keiner was zu sagen.“ – hier lautet das Stichwort Zivilcourage bzw. in diesem Fall „Militär-Courage“. Wer sich intern nicht traut etwas zu sagen, da er sonst seine Karriere in Gefahr sieht, muss das mit sich selbst ausmachen. Leib, Leben und berufliche Existenz sind nicht gefährdet – siehe selbst die Extrembeispiele wie die Damen und Herren vom Darmstädter Signal.
Jessas, was fuer eine Diskussion….
Ganz ehrlich, weder Polizeifuehrungskraefte noch das Management Personal von Siemens diskutieren deren Interna im Internet. Um nur mal 2 andere Beispiele zu nennen.
Ob hier jemand mit Klarnamen oder nicht bloggt, ist doch völlig schnuppe, die Qualität zeigt sich doch eh spätestens beim 3. Post, dafür hat’s hier genug Experten!
@ st.michael
Ihr Beispiel (Darmstädter Signal) zum Thema Diskurskultur illustriert vor Allem das Kritik bis hin zur infamen Kameradenverleumdung toleriert wird sofern man der richtigen Politischen Hemisphäre angehört oder sich zumindest deren Duktus aneignet.
Sobald man sich in nichtkonformer Weise zu Themen wie Frauen in den Streitkräften/ Praxistauglichkeit Innere Führung/ Combat Mindset und ähnlichem äußert ist ganz schnell Karriereende und bei Soldatenrechtlicher Option Zurruhesetztung angesagt.
(siehe eklat um artikel zur Frauenthematik an der UniBW München)
In der BW hat sich zu bestimmten Themen mittlerweile eine Politrukmentalität eingestellt die in diametralem Gegensatz zum eingenen Anspruch steht. Insofern ist der politische Soldat hier doch schon längtst wieder realität.
Von einer derart lebendigen Diskussionskultur wie in den USA ist man hier weit entfernt.
@wacaffe
Das ist nett, die einen diskreditieren, weil sie ihr Recht in Anspruch nehmen (genommem haben) und man selbst anderer Meinung ist, und die anderen hochloben, weil man sich zwar selbst mit gemachten Aussage identifiziert, und dabei deren „infame Kameradinnenverleugnung“ nicht sehen möchte…
;-)