Patriot-Einsatz „Active Fence“: Der NATO-Partner zeigt sich wenig verbündet
Bei ihren Besuchen beim deutschen Patriot-Flugabwehrkontingent in der Türkei, dem NATO-Einsatz Active Fence, sparten Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto oben) und Verteidigungsminister Thomas de Maizière nicht mit warmen Worten, was die Unterstützung und Kooperation in der NATO mit dem Bündnispartner angeht. Die Realität sieht nicht ganz so erfreulich aus: Nach einem Truppenbesuch lieferte der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, eine sieben Seite umfassende Mängelliste bei den Abgeordneten des Verteidigungsausschusses ab. Quintessenz seines Katalogs: Die Zusammenarbeit mit den türkischen Streitkräften ist, wie es der Wehrbeauftragte zurückhaltend ausdrückt, problembehaftet. Man könnte auch sagen: Die Türken verhalten sich eher destruktiv.
Die Mängel und teilweise Schikanen, die das Leben der deutschen Soldaten in der türkischen Stadt Kahramanmaras schwierig gestalten, sind heute von verschiedenen Medien bereits geschildert worden – von Schimmel in den Unterkünften bis zu unhaltbar verdreckten Sanitäreinrichtungen und Versorgungsproblemen, aber auch im Umgang türkischer Offiziere mit deutschen Soldaten. Unter anderem ist das bei Spiegel Online nachzulesen. Neben diesen, sagen wir zurückhaltend, Einsatzerschwernissen gibt es in der Mängelliste des Wehrbeauftragten aber auch einige Punkte, die belegen, dass die türkischen Streitkräfte systematisch versuchen, den Einsatz des deutschen Kontingents zu behindern.
Das wird vor allem an den Beschwerden deutlich, die den Umgang der Türken mit den Bestimmungen des NATO-Truppenstatuts betreffen:
Angehörige der Feldjägertruppe schilderten ihre Situation als unbefriedigend. Zur Zeit habe man keine dem NATO-Statut entsprechenden Befugnisse und keine ihrer Qualifikation entsprechenden Aufgaben. Sie dürften keine Waffen tragen. Sie stellten sich die Frage, ob sie ihre Kameraden im Ernstfall mit den Fäusten verteidigen sollen. Mit TUR sei keine Absprache getroffen worden, welche Befugnisse die Feldjäger außerhalb der Kaserne wahrnehmen dürfen, obwohl eine solche Absprache nach dem NATO-Truppenstatut vorgesehen sei. Die Bemühungen des Rechtsberater Stabsoffiziers, mit den türkischen Sicherheitsbehörden ins Gesprächs zu kommen, wurden dort nicht angenommen.
Grundsätzlich sind die türkischen Behörden – unklar ist dabei, ob das nur von den Streitkräften ausgeht – bestrebt, deutsche Soldaten und Militärfahrzeuge im Straßenbild zu verhindern. So dürfen die Bundeswehrangehörigen die Kaserne, wo die Patriot-Systeme stationiert sind, grundsätzlich nicht in Uniform verlassen – und schon gar nicht ihre Fahrzeuge benutzen. Aus diesem Grund stünden viele DEU Fahrzeuge unausgelastet in der Kaserne und es müssten zivile Fahrzeuge von TUR Autoverleihern angemietet werden, um den Transportbedarf des Kontingents zu decken, bekam der Wehrbeauftragte zu hören. Diese Einschränkung gilt auch für dienstliche Fahrten:
Eine besonders gravierende Begebenheit ist dem Rechtsberater Stabsoffizier und zwei Angehörigen des Feldjägertrupps widerfahren. Nach deren Eintreffen im Einsatzland haben diese die Kaserne in Incirlik nach Kahramanmaras verlassen wollen. Hieran seien sie durch die Wache gehindert worden, weil sie keine Zivilkleidung trugen. Anschließend habe man ihnen eröffnet, dass Fahrten zwischen Kahramanmaras und Incirlik 48 Stunden im Vorhinein angemeldet werden müssten. Die drei Soldaten seien letzten Endes über mehr als zwei Tage lang durch TUR am Verlassen der Kaserne gehindert worden.
Die bürokratischen Schikanen und der lässige Umgang mit Bestimmungen des NATO-Truppenstatuts zeigen sich auch im Umgang der Türkei mit der Feldpost, wie der Wehrbeauftragte erfuhr:
Der TUR Zoll verzögere zudem den Transport an der TUR-BUL Grenze um weitere zwei bis drei Tage. TUR fordere selbst für Briefpostsendungen ein NATO-Formular, das üblicherweise nur für Paketsendungen auszufüllen sei. Internationale Zoll- und Postrechtliche Vereinbarungen würden seitens TUR nicht eingehalten. Ein Soldat berichtete, dass er kürzlich ein Paket erst nach viereinhalb Wochen empfangen habe. Es sei außerdem vorgekommen, dass der TUR Zoll mit der Transall C 160 eingeflogene (Brief-) Post an der Airbase in Incirlik habe kontrollieren und Päckchen öffnen wollen.
Der Vollständigkeit halber muss allerdings auch erwähnt werden, dass die deutsche Planung nicht optimal gelaufen zu sein scheint. So beklagten Soldaten des Transportbataillons 465 aus Ellwangen, dass viele von ihnen nach dem Afghanistan-Einsatz erst ein halbes Jahr wieder zu Hause waren, als sie in die Türkei geschickt wurden – aber dort gar nicht gebraucht würden: Die Gruppe fahre mit Klein-Kfz Mahlzeiten vom Hotel zur Kaserne. Eine Transportgruppe sei gar nicht erforderlich.
Neben den, pardon, zugeschissenen Klos (da fehlt unter anderem, aber nicht nur, die Wasserspülung) zeigt sich ein viel grundsätzlicheres Problem: Die Türkei hat zwar die NATO um Unterstützung gebeten – auf politischer Ebene. Auf der Ebene darunter, also bei den Streitkräften, scheint diese Unterstützung nicht gewollt. Das merken übrigens nicht nur die Soldaten, sondern auch der deutsche Steuerzahler. Eine längere Unterbringung in Hotels ist ein Hauptgrund für die erwartete Kostensteigerung um knapp fünf Millionen Euro. Denn in der Gazi-Kaserne sieht es übel aus: Bei der Begehung des in Renovierung befindlichen Bestandsgebäudes zeigte sich, dass in manchen Stuben Schimmel an den Wänden nicht beseitigt, sondern nur übertüncht worden war.
Nachtrag: Auf die Auseinandersetzung zwischen dem türkischen General und den Feldjägern wollte ich hier eigentlich nicht eingehen, weil die anderswo schon ausreichend beschrieben wird. Da es in den Kommentaren aber eine Rolle spielt, hier noch aus dem Mängelkatalog des Wehrbeauftragten der entsprechende Passus:
Auf der Fahrt in der Delegationskolonne durch die Gazi-Kaserne regelte eine DEU Soldatin der Feldjägertruppe das Zulaufen der DEU/TUR/NLD Ministerfahrzeuge an die vorgesehene Position in der Kolonne. Zu diesem Zweck signalisierte Sie dem sich nähernden Fahrzeug eines TUR Generals abzustoppen, um den Ministerfahrzeugen das Einscheren zu ermöglichen. Der TUR General stieg daraufhin aus seinem Fahrzeug und schubste die DEU Soldatin sowie weitere zur Hilfe geeilte DEU Soldaten beiseite. Die Soldatin klagte danach über Prellungen.
Nachtrag 2: Ich habe mal den niederländischen Journalisten- und Bloggerkollegen Hans de Vreij gefragt, ob die Niederländer ähnliches erleben. Bislang ist davon nichts bekannt, allerdings: Die niederländischen Einheiten sind auf der Luftwaffenbasis Incirlik stationiert, de facto auf einer amerikanischen Basis, was manche, äh, Infrastrukturprobleme von vorherein löst. Und bislang haben die Soldaten die Basis wohl nicht verlassen (müssen/dürfen).
Die USA hatten in der Stationierungsphase über Probleme mit der türkischen Bürokratie geklagt: US Patriot deployment in Turkey mired in bureaucratic red tape
(Foto: Bundeswehr/PIZ AF TUR via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
@Klabautermann:
Ebenfalls Zustimmung. Ich würde mir eine Reaktion von Seiten der Regierung oder zumindest militärischer Führung (wobei man mittlerweile die Möglichkeit das auf dieser Ebene noch anzusprechen verlassen hat) doch wünschen. Ich stimme auch @Koffer hier zu das gerade die „Einschränkungen“ hinsichtlich Feldpost und Bewegungsfreiheit einfach nicht gehen.
@TW
TT.Kreischwurst ist aus Walter Moers‘ „Stadt der Träumenden Bücher“ das Gegenstück von Kurt Schwitters
:)
wenn wir noch einen GI wie Naumann hätten, dann wär der längst in Ankara
Kennt irgendwer einen auch nur „klitzekleinen“ Fleck auf dieser Erde, wo US Soldaten Dienst tun, ohne dass dort ein Sternenbanner weht ? In jedem amerikanischem Vorgarten wird mit Nationalstolz der ganzen Welt gezeigt, wo man sich stehen sieht.
Und die Deutschen Soldaten dürfen ihre Herkunft nicht zeigen? Müssen wir dann in Zukunft auch die Bundesflagge auf der Uniform abkleben?
Da kann sich die Bundeswehr ja schon nach einen Ersatzhub zu Trabzon für den Afghanistan Abzug umschauen. Nicht dass es da die gleichen Einschränkungen gibt, wie beim Bahntransport aus Afghanistan raus. Dann bringt der Hub da nicht viel.
Die Türken sind doch bisher mit jeder Unverschämtheit durchgekommen. Da macht man halt immer weiter.
@JCR: Richtig. Ich kann jedem die Moers Bücher nur empfehlen – Die besten Kinderbücher die jemals für Erwachsene geschrieben wurden
Sorry für OT
Wir haben einfach keine Eier mehr. Eine Schande, wie man sich hier schikanieren lässt. Ich bin entsetzt.
„Es ist kein Problem Türkei-Deutschland, es geht nicht um den EU-Beitritt der Türkei und ähnliche Dinge. Sondern erst mal um das Verhalten des türkischen Militärs gegenüber Verbündeten. Vielleicht könnten wir das auch mal auf dieser Ebene belassen & betrachten…“
Wie so oft findet sich das Problem nicht in der Sache, sondern bei denen, die es kommentieren. Ob es sich dabei um die Mütze eines Ministers, die Äußerungen eines anderen Ministers oder auch nur um Deppen auf einem Marinekutter handelt. Sowas wird von einigen gerne als Aufhängern genommen, um die eigenen Meinungen zu verbreiten, ganz egal ob fundiert oder nicht.
@zog
„Sowas wird von einigen gerne als Aufhängern genommen, um die eigenen Meinungen zu verbreiten, ganz egal ob fundiert oder nicht.“
Ist Ihre Meinung denn fundierter, als die der übrigen Mitforisten? Oder sind wir hier auf der Orwellschen „Farm der Tiere“?
@Ben. Ein guter Hinweis. Ich hoffe, dass es beim geplanten Hub Trabzon für den Rücktransport des deutschen ISAF Kontingentmaterials nicht zu derartigen Problemen kommen wird. Vielleicht sollte man diese, in Kahramanmaras erlebten Probleme des DEU Patriot Kontingentes gleich den Verhandlungen mit den TUR Behörden thematisieren, sonst wird das eine Ewigkeit dauern, bis das Material die Bestimmungsorte in DEU erreichten wird. Ich bin ebenfalls sehr erstaunt, dass es solch eine Diskrepanz zwischen der Politischen Ebene in Ankara und den militärischen Realitäten am Stationierungsort der DEU Patriot Batterie gibt. Der Wehrbeauftragte hat hier mit seinem Bericht den Finger in die Wunde gelegt, und es besteht Handlungsbedarf, dass aus der Wunde nicht „Amputationsfall“ wird, ich meine damit, dass das DEU -TUR Verhältnis nachhaltig gebrochen wird.
@Prediger
Die Kritik von „zog“ richtete sich nach meinem Verständnis dagegen, solchen Vorfällen einen Kontext zu unterstellen, den sie nicht haben. Deeskalation ist angesichts der heiklen Fragen, um die es hier geht, sowie des tatsächlichen politischen Kontextes und der Tatsache dass Deutschland etwas von der Türkei will und nicht umgekehrt, politisch geboten. Vor diesem Hintergrund erklärt sich wohl auch die angemessene Zurückhaltung der Bundesregierung.
Das Verhältnis europäischer (aber auch amerikanischer) Politiker zur Türkei erinnert einem an ein Mädchen daß sich total in einen Typen verguckt hat von dem jeder andere weiß daß er sie schlagen wird.
@ zog
Sie möchten hier also die Meinungsfreiheit der Mitforisten einschränken bzw. diese unter Vorbehalt stellen ? Ach so.
Das Problem der erheblichen Friktionen dieses Unterstützungs-Einsatzes auf Anforderung durch die Türkei besteht n i c h t in dem wenig kooperativen Verhalten des NATO-Partners Türkei bzw. seiner militärischen Repräsentanten ? Sondern das Problem sind wir Mitforisten, die dieses Verhalten als Problem sehen bzw. es als im Rahmen der NATO-Partnerschaft nicht akzeptabel ansehen ? Oh. Entschuldigen Sie bitte meine hier geäußerte anderslautende Meinung.
@MilAtt
Deutschland will bitte was von der Türkei ? Der Westen will bitte was von der Türkei ?
Hallo ??
Umgekehrt wird ein Schuh drum.
@Prediger | 02. März 2013 – 14:20: In Anbetracht mancher Kommentare hier („Türken vom Land“…) wage ich zu behaupten, dass meine Kenntnis sowohl von Land und Leuten als auch vom Militär fundierter ist als die einiger Kommentatoren.
MilAtt hat die Intention meines Kommentares besser verstanden. Wg. solcher Kleinigkeiten auf einen möglichen EU-Beitritt rückzuschließen ist schlichtweg lächerlich.
@ MilAtt
Was will Deutschland denn von der Türkei ? Und worin besteht denn bitte der „tatsächliche politische Kontext“ ? Eine Partnerschaft – auch eine nicht ausdrücklich auf Herzenswunsch und gemeinsamen Werten basierende – besteht grundsätzlich aus einem balancierten Verhältnis von Geben und Nehmen.
Was gibt u n s denn die Türkei ?
@Etienne Rheindahlen | 02. März 2013 – 14:28
„Sie möchten hier also die Meinungsfreiheit der Mitforisten einschränken bzw. diese unter Vorbehalt stellen ? Ach so. “
Ich würde mir wünschen, dass manche sich zurückhalten, anstatt Unsinn zu schreiben.
Nebenbei nett, wie Sie versuchen, mir Positionen zu unterstellen, die ich nicht vertreten habe.
Der Thronfolger von Bahrain hat mal einem deutschen VtgMinister ganz locker gesagt: “ Wer sich nicht um Freundschaft bemüht, der steht im Zweifelsfall ohne Freunde da“
Na hoffentlich hat man bei der Einfuhr des Geräts an die türkischen Zollbestimmungen gedacht. Nicht dass bei der Rückkehr dann auch über den türkischen Zoll ausgeführt und und einsprechend gezahlt werden muss. Würde ja im Moment in das Bild passen. Diese Erfahrung macht man ja auch gerade in AFG.
Leute, noch keine 100 Kommentare, und ich muss schon zur Mäßigung aufrufen…
Wäre nett, wenn das jetzt nicht in persönliches Angiften ausarten würde. Und ich sag’s noch mal: Ein EU-Beitritt der Türkei ist hier nicht das Thema.
Oh, Sonne, draußen. Zur Entspannung alle mal kurz vor die Tür gehen?
….und Freundschaft war schon immer eine 2-Bahnstrasse
@ zog
Ich beginne zu ahnen, Herr Zog – Sie haben als türkischer Staatsbürger in der türkischen Armee aus Überzeugung und freiem Willen gedient ? Oder als Repräsentant eines deutschen Unternehmens der Industrie in der Türkei sowohl die politischen Akteure als auch verschiedenrangige Angehörige der türkischen Armee und herzliche, weltoffene und freundliche Menschen kennen- und schätzengelernt ?
Bitte lassen Sie uns doch en detail an Ihren fundierten Erfahrungen und folglich wohl begründeten Einschätzungen und Expertisen teil haben.
@Etienne Rheindahlen | 02. März 2013 – 14:40:
Beides falsch.
Tja wenn man in Deutschland einen türkischen Herrenmenschen falsch anschaut, hat man sofort eine Faust im Gesicht. Wieso sollte das in der Türkei anders sein? Wir sollten uns wie in Deutschland einfach unterordnen und die Einzelfälle schön reden.
@Mam | 02. März 2013 – 14:46: Verlinkt pi-news neuerdings auf augengeradeaus?
@zog / MilAtt
The Seven Commandments are reduced to a single phrase: „All animals are equal, but some animals are more equal than others“.
Hmm spannend wäre gewesen wenn die Feldjäger den pöbelnden und schupsenden General mal eben festgesetzt hätten. Ohja, dann kann ich mir sehr gut vorstellen wie schnell da eine Reaktion unserer Regierung gekommen wäre….und zwar eine ganz dicke Entschuldigung.
Also wenn da nichts offizielles von unserer Seite nachkommt, gut Nacht Marie, dann wissen wir Soldaten doch erst recht was wir vom Rückhalt unserer „Volksvertreter“ zu halten haben.
@Mam
Den Ton hier nicht. Ich hoffe, das ist jetzt verstanden.
@ zog
Für die Bedeutung Ihres Nicks werfen Sie ganz schön viele Steine durch das Glashaus.
Die Reaktionen hier zeigen meiner Meinung nach viel mehr
– wie schlecht die Erfahrungen mit türkischen Soldaten, vor allem (St)Offz, in den Auslandseinsätzen sind,
– dass viele in Deutschland scheinbar auch eher negative Erfahrungen mit (Deutsch-)Türken gemacht haben,
– dass vielen womöglich auch einfach mal die türkische Regierung/Politik tierisch nervt und
– dass es scheinbar auch eher auf Unverständnis trifft, dass die Herren Polemiker der türkischen Regierung mal öffentlich von der deutschen Regierung abgewatscht werden und der Botschafter sich im Auswärtigen Amt einzufinden hat.
> Wg. solcher Kleinigkeiten
Nein, die Sache ist keine Kleinigkeit. Die Sache ist sehr sehr ernst. Immerhin geht es um die Verteidigung eines Landes. Und einen Krieg führt man von einem Schützengraben zum anderen und nicht immerhalb desselben.
Die Deutschen werden abgelehnt m.E. weil da ein paar türkische Offiziere ehrenkäsig sind und nicht einsehen wollen, dass so ein Waffensystem etwas mehr braucht als ein dickes Scheckheft und die Fähigkeiten einen „roten Knopf“ zu drücken auf dem „Bumm“ steht. Vielleicht ist das sogar der Hauptanlass für die Aussage von Thomas de Maizière wegen der „Sucht nach Anerkennung“. Vielleicht hat er sogar mehr an die Türken gedacht als an die Deutschen.
Für mich aber heißt das: Sollte es zum Krieg kommen, dann sind unsere Leute tot. Denn nur dann sind wieder die türkischen Generäle die Helden. Also ganz gleich was passiert, wenn es eine Chance gibt dass unsere Leute draufgehen, dann lassen die Türken das passieren. Das ist die Botschaft so wie sie bei mir ankommt. Und deshalb wäre ich gegen einen solchen Einsatz, aber mich fragt ja keiner.
Zitat:
ZOG steht für
eine Abkürzung für das in neonazistischen, antisemitischen Kreisen verwendete Schlagwort Zionist Occupied Government („Zionistisch besetzte Regierung”)
Von: http://de.m.wikipedia.org/wiki/ZOG
Und was ist damit Herr Wiegold? Das scheint sie weniger zu stören.
[Nein, das stört mich nicht weniger. Bislang hatte ich nicht Anlass zu vermuten, dass das Pseudonym diese Abkürzung ist. Aber danke für den Hinweis. T.W.]
@Someone: Die Bedeutung meines Nicks? Klären Sie mich auf, auch wenn ich bereits ahne, auf was Sie anspielen wollen. Sollte dem so sein: Sie irren sich.
Durchaus möglich. Von nichts kommt nichts.
Viele? Ich kann nicht mal eine Handvoll Kommentare entdecken, die sich diesbezüglich äußern (warum auch? Hat mit dem Thema Null zu tun). Zudem lässt sich auch leicht erkennen, aus welcher Ecke solche Kommentare meist kommen… siehe Mam.
Vollkommen nachvollziehbar. Aber auch hier: Was hat das mit dem Vorfall bzw. den Zuständen aus dem Bericht zu tun?
Möglich. Mich persönlich würde es nicht stören.
Da wir jetzt anscheinend dank „zog“ diesen Level erreicht haben: Macho aus Frust: Packt sie bei der Ehre! ( Tagesspiegel, mir nicht als rechtslastig bekannt)
Die Amerikaner scheinen auch so ihre Probleme zu haben. In 2012 kam es zu Übergriffen auf Angehörige der US Navy in Antalya sowie in Bodrum. In Antalya kamen die Täter aus derselben linksnationalistischen Gruppe, die auch schon für den Vorfall in Iskenderun im Januar verantwortlich zeichnete.
Ebenfalls im Januar behauptete eine örtliche türkische Tageszeitung, amerikanische Soldaten hätten in der Neujahrsnacht eine Moschee auf dem Stützpunkt in İncirlik angegriffen und dabei ein Exemplar des Koran zerfleddert oder verbrannt.
Ich kann, abseits allem Groll, ansatzweise nachvollziehen, das ein TUR General angep…, erm, angespannt ist, weil er in einer TUR Kaserne von deutschen Feldjägern (und dann evtl. auch noch einer Frau?) „durch die Gegend kommandiert“ wird. Da sollte sich das AA oder die für das Protokoll zuständige Stelle mal fragen, ob das ein gutes Bild bzw. eine gute Idee war. Wir regen uns schließlich auch öfters mal auf, wenn wir z.B. bei Festlichkeiten in detschen Kasernen von amerikanischen MPs „gegängelt“ werden. PS: Bi-nationale Posten wirken manchmal Wunder…
Nur: Das erklärt nicht die restlichen Punkte, die teils erheblicher Natur sind. Wir sind dort nicht im Gefecht, noch ist der Einsatz dort auf einer militärisch sinnvollen Skala weit oben. Also würde ich als verantwortlicher Vorgesetzter (und zwar militärisch als auch politisch/zivil) mal ernsthaft darüber nachdenken, ob ich das Wohl meiner Soldaten tatsächlich für so ein Abenteuer aufs Spiel setzen will. Offensichtlich ist man nicht erwünscht – entweder das Verhalten ändert sich, oder man baut wieder ab.
Ich sehe auch nicht, das „WIR“ etwas von der Türkei wollen – andersherum wird ein Schuh daraus, wie bereits erwähnt.
Nachtrag: Zu dem letztgenannten Vorfall vgl. diesen Artikel:
http://www.hurriyetdailynews.com/turkish-armed-forces-releases-statement-on-mosque-attack.aspx?pageID=238&nid=38805
Ich sehe keinen Grund Millionen für einen Einsatz auszugeben, der von der host nation aktivst behindert wird.
@ zog
Das hoffe ich doch mal auch.
Hier dürfte sich auch eher zurückgehalten werden. Aber alleine die Kommentarflut bei SPON und Co spricht Bände (932 Kommentare seit heute Morgen, das schafft nicht einmal eine Fußball-WM).
Ich gehe da mal von stilistischen Mitteln aus. Und gerade mit deutlichen Worten bekommt man seine Reaktionen.
Es ist die nächste Perle auf der Kette dieser Verhaltensweisen.
Und genau daher darf auch der Schluß vollzogen werden, dass die Türkei ein mieser NATO-Partner ist und nicht bereit für mögliche andere Beitritte. Ich kann den Vorfall gerne singulär betrachten; dummerweise ist es aber nicht das erste negative Auffallen türkischer Soldaten/Staatsbediensteten.
Und btw.:
Die schlechtere Bildung im ländlichen Osten der Türkei im Vergleich zum Westen können Sie im Turkish Statistical Institute, DRadio Kultur u.a. nachlesen.
Das schlechtere Bildung mit erhöhter Gewalt usw. einhergeht, zeigen die Ergebnisse aus der ganzen Welt zu diesem Thema bei Eingabe von Schlagworten auf Google News.
Bedeutung Zog = Albanischer König? ;)
Um zurück zum Thema zu kommen und abseits der ganzen Provokation seitens weniger:
Die Türkei scheint – und das kann man durchaus im großen Rahmen sehen, in dem die Zustände unter denen die Kameraden dort unten Dienst tun nur ein Mosaiksteinchen darstellen – momentan an Selbstüberschätzung zu leiden und das nicht erst seit gestern sondern seit Jahren!
1.: Die Zeiten der Wichtigkeit der Türkei für das westliche Verteidigungsbündnis als Wachposten am Bosporus sind vorbei.
2.: Gerade im Bezug auf Deutschland stünde Erdogan/ den türkischen Militärs dieselbe Zurückhaltung gut zu Gesicht, mit der deutsche Soldaten und Politiker gegenüber der Türkei und seinen Bewohnern/ Politikern/ Wünschen gegenüberstehen, weil letztendlich ist es momentan Deutschland, dass auch mit Blick auf den möglichen Beitritt der Türkei zur EU eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt.
3.: Die Annäherung der Turkei an Europa und die Einbettung in die westliche Sicherheitspolitik ist ist durch die Türkei initiiert und nicht andersherum. Natürlich freut man sich auch in NATO und EU einen Partner da unten zu finden, aber das Abhängigkleitsverhältnis sollte dennoch klar sein (unsere Grenzen sind momentan sicherer…)
Unabhängig von diesen Tatsachen ist es aber wirklich eine Schande, dass der deutsche Staatsapperat nicht in der Lage ist zum Wohle aller tätig zu werden; nicht die Zustände und Vorkommnisse sehe ich hier als das große Problem an, sondern die Passivität, die nur dazu führt, dass sowas noch öfters passieren wird, in dem Bewusstsein, dass man keinerlei Konsequenzen seitens der deutschen Führung zu fürchten braucht.
„Ich kann, abseits allem Groll, ansatzweise nachvollziehen, das ein TUR General angep…, erm, angespannt ist, weil er in einer TUR Kaserne von deutschen Feldjägern (und dann evtl. auch noch einer Frau?) “durch die Gegend kommandiert” wird. Da sollte sich das AA oder die für das Protokoll zuständige Stelle mal fragen, ob das ein gutes Bild bzw. eine gute Idee war.“
Sind wir evtl kürzlich militärisch in die Türkei eingefallen? Oder wurden wir etwa gar angefordert?
Und ein türkischer General darf natürlich deutsche OFw verprügeln, weil diese es wagte diesem türkischen General gem. ihrem Auftrag die Einfädelung in den Troß des Ministers zu verweigern.
Offenbar sind wir noch nichtmals bei der Gleichstellung der Frau in der Bw angelangt.
O tempora, o mores
@ Voodoo
Drehen sie mal die Nationalitäten um, kann mir kaum vorstellen was da los wäre. Der General wäre auf jeden Fall am nächsten Tag entlassen. Für solche Aktionen kann es keinerlei Verständnis geben, übrigens völlig unabhängig vom Dienstgrad.
Da unser Engagement offensichtlich nicht gewünscht ist und der Vorfall schon ein paar Tage her ist, frage ich mich ernsthaft warum noch ein deutscher Soldat vor Ort ist. Sofort ab nach Hause, alles andere wäre eine Frechheit gegenüber unseren Soldaten.
@ Someone
Kahramanmaras ist ungefähr so groß wie Dresden oder Leipzig (um 530.000 Einwohner). Ländlich würde ich das nicht nennen.
Wir erinnern uns an die sogenannte Kaviar- bzw. Arschlochaffäre im Jahr 2001:
Immerhin kann man als positiv festhalten daß es hier mal zugunsten der Bundeswehr eine Art Shitstorm im Internet zu geben scheint
:)
Also ich verstehe die ganze Aufregung nicht?
In der Badischen Zeitung. Do, 31. Januar 2013 konnte man lesen: „ …. Trotz der Hektik der Anfangstage ist [Oberst] Ellermann bestens gelaunt. „Die Zusammenarbeit mit den türkischen Kollegen ist sehr gut“, sagt er, „die sind für jeden unserer Wünsche offen.“ Der Chef der Panzereinheit in der Gazi-Kaserne ist vom Rang auch Oberst, „da treffen wir uns auf Augenhöhe“, meint Ellermann zufrieden. …“
Und auf der BMVg-Page vom 25.02.13 steht: „Kahramanmaras/Türkei, Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat am 23. Februar einen Truppenbesuch in der Türkei absolviert. Begleitet wurde er vom türkischen Verteidigungsminister Mehmet Ismet Yilmaz, seiner niederländischen Amtskollegin Jeanine Hennis-Plasschaert und dem Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Karl Müllner. ………
Kontingentführer Oberst Ellermann wies den Minister in einem kurzen Briefing im mobilen Gefechtsstand in die Gegebenheiten vor Ort ein. …In einem gemeinsamen Pressestatement bedankte sich der Minister für die großartige Unterstützung durch die türkische Seite. Er sprach dabei speziell die geplante Unterbringung des Kontingents in der Gazi Kaserne an. „Wir bedanken uns für die Tatsache, dass die türkische Regierung extra Gebäude saniert, oder neu errichtet, damit unsere Soldaten gut und angemessen untergebracht sind.“……..
Im Gespräch mit einigen deutschen Soldaten erfuhr der Minister von der Gastfreundschaft der türkischen Soldaten und auch der Bevölkerung. Es freute ihn zu hören, dass sich die Truppe in der Türkei willkommen fühlen. Aber auch für die Probleme der Kontingentangehörigen, die gerade in der Anfangsphase eines Einsatzes auftreten können, hatte der Minister ein offenes Ohr.“
Oder könnte es sein, dass es da einigen Herren an Courage und Durchsetzungsvermögen fehlt, denn die vorgenannten Artikel könnten vielleicht besser in „Titanic“ stehen?
@ Prediger & Section 31
Hallo, Ruhe bewahren, wir stehen auf der selben Seite. Ich schrieb bewusst „ansatzweise nachvollziehen,“ das schließt interkulturelle Kompetenz, Wechsel der Betrachtungsseite etc. mit ein ;-) Auf diese Weise konnte ich tatsächlich in etwa nachvollziehen, warum diese spezielle Situation eskalierte. Macht es das besser? Nein – das schrieb ich oben aber auch. Übrigens ist die deutsche Gleichstellung von Mann und Frau in den Streitkräften den Türken herzlich egal ;-)
Vtg-Amtmann hat die Mentalität unserer Führung schön zusammengefasst – nach Taschenkarte, wie ich bereits schrieb: „Wir sind gut ausgebildet und ausgerüstet, alles ist toll hier und wir können unseren Auftrag ausführen. Für weitere Fragen wenden sie sich bitte an den PresseStOffz.“
Jetzt hat sich Thomas de Maizière zu Wort gemeldet und die Probleme bestätigt (Links bitte ergoogeln). Bei seinem jüngsten Besuch sei ihm die »Schokoladenseite« gezeigt worden.
@Vtg-Amtmann
Bzgl. Titanic und ausdrücklich (!) ohne Wertung:[Link gelöscht. s.u.]
@T.W,: „So funktioniert’s: Zur Voransicht auf das Bild klicken, versenden bzw. teilen durch Klick auf das Share-Icon.“ Somit Public Domain
[Tut mir leid, es ist ein Trugschluss, dass Bild sei damit „public domain“ – die rechtlichen Bedingungen bzgl. Urheberrecht gelten weiter, und auch die Titanic ist eine deutsche Verlags-Webseite. T.W.]
@Someone | 02. März 2013 – 15:42:
Da brauchen Sie nicht hoffen, das ist so.
Diesen Einwand kann ich leider nicht akzeptieren. Die Foren verschiedener Internetangebote sind meines Erachtens nur was für die ganz Schmerzbefreiten, gerade SPON. Dort treiben sich größtenteils ideologisch verbrämte Leute rum, je nach politischer Richtung bei SPON, Welt oder anderswo.
Gerade die Welt leidet übrigens massiv unter dem systematischen Flooding der PI-Userschaft inkl. Anhängseln. Das ist kein Geheimnis, und sollte Bände sprechen, wie repräsentativ die Kommentare in solchen Foren sind.
Das ist Ihre Ansicht. Für mich klingt das eher nach einem größtenteils fremden-, zumindest aber türkischfeindlichem Weltbild. Und ich bin offensichtlich nicht der Einzige, der das so sieht.
Betrachten Sie so auch die mehr oder weniger regelmäßigen Berichte über „skandalöse“ Vorfälle in der Bundeswehr?
Davon ab kann ich mir eine gewisse Amüsiertheit nicht verkneifen, dass jetzt gerade die türkischen Streitkräfte als Begründung dafür herhalten müssen, wieso die Türkei nicht „mögliche andere Beitritte“ geeignet sei.
Der Vergleich mit Istanbul ist gerade deswegen haarsträubend. Nur weil der gemeine Mitteleuropäer nichts anderes als die Kernstadt zu Gesicht bekommt, heißt das nicht, dass er ein umfassendes Bild der Stadt hat. In Blick in die Peripherie zeigt, dass gerade Istanbul der Magnet für die ungebildete Landbevölkerung aus dem Südosten ist. Der Großraum Istanbul hat fast das Fünffache an Bevölkerung wie das Ruhrgebiet. Zu behaupten, der durchschnittliche Bildungsstand dort wäre höher als in einer Stadt wie Kahramanmaras, die, wie J.R. schon richtig bemerkt hat, fast eine halbe Million Einwohner hat, ist schon … mutig.
Und ohne jetzt ein neues Fass aufmachen zu wollen: Gewalttätigkeit hat viele Ursachen. Mangelnde Bildung ist sicherlich eine davon, aber eben nur eine von vielen. Gerade im Beispiel Türkei haben kulturelle/gesellschaftliche Ursachen einen starken Einfluss. Meiner Erinnerung nach sind z. B. die Prozentzahlen für Gewalt im familiären Bereich in der Türkei mehr oder weniger unabhängig vom Bildungsgrad.
@JCR: Nein. Aber nicht schlecht :)