Patriot-Einsatz „Active Fence“: Der NATO-Partner zeigt sich wenig verbündet
Bei ihren Besuchen beim deutschen Patriot-Flugabwehrkontingent in der Türkei, dem NATO-Einsatz Active Fence, sparten Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto oben) und Verteidigungsminister Thomas de Maizière nicht mit warmen Worten, was die Unterstützung und Kooperation in der NATO mit dem Bündnispartner angeht. Die Realität sieht nicht ganz so erfreulich aus: Nach einem Truppenbesuch lieferte der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, eine sieben Seite umfassende Mängelliste bei den Abgeordneten des Verteidigungsausschusses ab. Quintessenz seines Katalogs: Die Zusammenarbeit mit den türkischen Streitkräften ist, wie es der Wehrbeauftragte zurückhaltend ausdrückt, problembehaftet. Man könnte auch sagen: Die Türken verhalten sich eher destruktiv.
Die Mängel und teilweise Schikanen, die das Leben der deutschen Soldaten in der türkischen Stadt Kahramanmaras schwierig gestalten, sind heute von verschiedenen Medien bereits geschildert worden – von Schimmel in den Unterkünften bis zu unhaltbar verdreckten Sanitäreinrichtungen und Versorgungsproblemen, aber auch im Umgang türkischer Offiziere mit deutschen Soldaten. Unter anderem ist das bei Spiegel Online nachzulesen. Neben diesen, sagen wir zurückhaltend, Einsatzerschwernissen gibt es in der Mängelliste des Wehrbeauftragten aber auch einige Punkte, die belegen, dass die türkischen Streitkräfte systematisch versuchen, den Einsatz des deutschen Kontingents zu behindern.
Das wird vor allem an den Beschwerden deutlich, die den Umgang der Türken mit den Bestimmungen des NATO-Truppenstatuts betreffen:
Angehörige der Feldjägertruppe schilderten ihre Situation als unbefriedigend. Zur Zeit habe man keine dem NATO-Statut entsprechenden Befugnisse und keine ihrer Qualifikation entsprechenden Aufgaben. Sie dürften keine Waffen tragen. Sie stellten sich die Frage, ob sie ihre Kameraden im Ernstfall mit den Fäusten verteidigen sollen. Mit TUR sei keine Absprache getroffen worden, welche Befugnisse die Feldjäger außerhalb der Kaserne wahrnehmen dürfen, obwohl eine solche Absprache nach dem NATO-Truppenstatut vorgesehen sei. Die Bemühungen des Rechtsberater Stabsoffiziers, mit den türkischen Sicherheitsbehörden ins Gesprächs zu kommen, wurden dort nicht angenommen.
Grundsätzlich sind die türkischen Behörden – unklar ist dabei, ob das nur von den Streitkräften ausgeht – bestrebt, deutsche Soldaten und Militärfahrzeuge im Straßenbild zu verhindern. So dürfen die Bundeswehrangehörigen die Kaserne, wo die Patriot-Systeme stationiert sind, grundsätzlich nicht in Uniform verlassen – und schon gar nicht ihre Fahrzeuge benutzen. Aus diesem Grund stünden viele DEU Fahrzeuge unausgelastet in der Kaserne und es müssten zivile Fahrzeuge von TUR Autoverleihern angemietet werden, um den Transportbedarf des Kontingents zu decken, bekam der Wehrbeauftragte zu hören. Diese Einschränkung gilt auch für dienstliche Fahrten:
Eine besonders gravierende Begebenheit ist dem Rechtsberater Stabsoffizier und zwei Angehörigen des Feldjägertrupps widerfahren. Nach deren Eintreffen im Einsatzland haben diese die Kaserne in Incirlik nach Kahramanmaras verlassen wollen. Hieran seien sie durch die Wache gehindert worden, weil sie keine Zivilkleidung trugen. Anschließend habe man ihnen eröffnet, dass Fahrten zwischen Kahramanmaras und Incirlik 48 Stunden im Vorhinein angemeldet werden müssten. Die drei Soldaten seien letzten Endes über mehr als zwei Tage lang durch TUR am Verlassen der Kaserne gehindert worden.
Die bürokratischen Schikanen und der lässige Umgang mit Bestimmungen des NATO-Truppenstatuts zeigen sich auch im Umgang der Türkei mit der Feldpost, wie der Wehrbeauftragte erfuhr:
Der TUR Zoll verzögere zudem den Transport an der TUR-BUL Grenze um weitere zwei bis drei Tage. TUR fordere selbst für Briefpostsendungen ein NATO-Formular, das üblicherweise nur für Paketsendungen auszufüllen sei. Internationale Zoll- und Postrechtliche Vereinbarungen würden seitens TUR nicht eingehalten. Ein Soldat berichtete, dass er kürzlich ein Paket erst nach viereinhalb Wochen empfangen habe. Es sei außerdem vorgekommen, dass der TUR Zoll mit der Transall C 160 eingeflogene (Brief-) Post an der Airbase in Incirlik habe kontrollieren und Päckchen öffnen wollen.
Der Vollständigkeit halber muss allerdings auch erwähnt werden, dass die deutsche Planung nicht optimal gelaufen zu sein scheint. So beklagten Soldaten des Transportbataillons 465 aus Ellwangen, dass viele von ihnen nach dem Afghanistan-Einsatz erst ein halbes Jahr wieder zu Hause waren, als sie in die Türkei geschickt wurden – aber dort gar nicht gebraucht würden: Die Gruppe fahre mit Klein-Kfz Mahlzeiten vom Hotel zur Kaserne. Eine Transportgruppe sei gar nicht erforderlich.
Neben den, pardon, zugeschissenen Klos (da fehlt unter anderem, aber nicht nur, die Wasserspülung) zeigt sich ein viel grundsätzlicheres Problem: Die Türkei hat zwar die NATO um Unterstützung gebeten – auf politischer Ebene. Auf der Ebene darunter, also bei den Streitkräften, scheint diese Unterstützung nicht gewollt. Das merken übrigens nicht nur die Soldaten, sondern auch der deutsche Steuerzahler. Eine längere Unterbringung in Hotels ist ein Hauptgrund für die erwartete Kostensteigerung um knapp fünf Millionen Euro. Denn in der Gazi-Kaserne sieht es übel aus: Bei der Begehung des in Renovierung befindlichen Bestandsgebäudes zeigte sich, dass in manchen Stuben Schimmel an den Wänden nicht beseitigt, sondern nur übertüncht worden war.
Nachtrag: Auf die Auseinandersetzung zwischen dem türkischen General und den Feldjägern wollte ich hier eigentlich nicht eingehen, weil die anderswo schon ausreichend beschrieben wird. Da es in den Kommentaren aber eine Rolle spielt, hier noch aus dem Mängelkatalog des Wehrbeauftragten der entsprechende Passus:
Auf der Fahrt in der Delegationskolonne durch die Gazi-Kaserne regelte eine DEU Soldatin der Feldjägertruppe das Zulaufen der DEU/TUR/NLD Ministerfahrzeuge an die vorgesehene Position in der Kolonne. Zu diesem Zweck signalisierte Sie dem sich nähernden Fahrzeug eines TUR Generals abzustoppen, um den Ministerfahrzeugen das Einscheren zu ermöglichen. Der TUR General stieg daraufhin aus seinem Fahrzeug und schubste die DEU Soldatin sowie weitere zur Hilfe geeilte DEU Soldaten beiseite. Die Soldatin klagte danach über Prellungen.
Nachtrag 2: Ich habe mal den niederländischen Journalisten- und Bloggerkollegen Hans de Vreij gefragt, ob die Niederländer ähnliches erleben. Bislang ist davon nichts bekannt, allerdings: Die niederländischen Einheiten sind auf der Luftwaffenbasis Incirlik stationiert, de facto auf einer amerikanischen Basis, was manche, äh, Infrastrukturprobleme von vorherein löst. Und bislang haben die Soldaten die Basis wohl nicht verlassen (müssen/dürfen).
Die USA hatten in der Stationierungsphase über Probleme mit der türkischen Bürokratie geklagt: US Patriot deployment in Turkey mired in bureaucratic red tape
(Foto: Bundeswehr/PIZ AF TUR via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Ich nehme nicht an, das ähnliche Probleme bei den Amerikanern auftreten – interessant wäre es zu wissen, wie es bei den Niederländern so läuft… Weiß man da schon etwas, z.B. aus der Presse?
Es gibt für mich nur 2 Erklärungsmuster:
1. Entweder ist die Regierung und der Bundestag in Sachen türkische Politik versus Streitkräfte völlig naiv und inkompetent oder
2. Hier wird auf dem Rücken der Streitkräfte Promiskuitätspolitik und Wahlkampf gemacht.
Vgl. dazu auch einen Artikel vom 24.02.2013 in der Rheinischen Post:
Fremde Freunde – Merkel und de Maizière in der Türkei
Da war die Rede von einem Überfall auf zwei Soldaten, über den bisher (meines Wissens) hierzulande überhaupt nicht berichtet wurde. Aus Sicherheitsgründen dürfen sich jetzt daher die deutschen Soldaten nur noch in Dreiergruppen und nur innerhalb eines eingegrenzten Arreals bewegen.
Es gab eine Demonstration gegen die deutsche Präsenz vor der Kaserne, in der sich die deutschen Soldaten aufhalten. In der Kaserne kommt es zu Schikanen, die Deutschen dürfen den Fußballplatz nicht nutzen, Internetzugang wird verwehrt etc. etc.
Auf der Ebene darunter, also bei den Streitkräften, scheint diese Unterstützung nicht gewollt.
Genau. Und das hat drei Gründe.
1. Es sitzen über 100 hohe Offiziere (inklusive 80 im Generalsrang) im Knast und werden in verschiedenen Prozessen wegen angeblicher Umsturzpläne (eher zweifelhaft) verurteilt. Bei diesen Sondergerichtsverfahren geht es nicht unbedingt rechtsstaatlich zu. Die Personaldecke im oberen Bereich ist inzwischen so dünn das kürzlich ein oberer Marineposten nicht besetzt werden konnte weil keiner der Übriggebliebenen die notwendigen Qualifikationen hatte.
2. Der von Erdogan aus sektiererischen Gründen getriebene Aufstand in Syrien ist den Militärs nicht recht. Die hätten lieber Ruhe an ihrer Südflanke und würden sich lieber auf den Kampf gegen die PKK konzentrieren als ausländische Salafisten auszubilden. Mit der PKK macht Erdogan aber gerade Frieden da er die kurdischen Stimmen braucht um 2014 (dann mit erheblich mehr Exekutivmacht) Präsident zu werden.
3. Die türkische Armee ist stolz auf ihre Fähigkeiten. Warum, so fragt man sich, müssen fremde Truppen ins Land geholt werden wenn man selbst die Aufgabe lösen könnte. „Warum haben wir keine Patriot Batterien? Warum kaufen wir keine?“
Die vor 10 Jahren noch recht hohe Motivation der türkischen Streitkräfte ist inzwischen wohl bei Null. Sollte Erdogan noch weitere Kriege anzetteln wird er die mit einer stark geschwächten und unwilligen Truppe führen müssen.
Erklärung sind eigentlich unnötig. Tätliche Angriffe eines türkischen Offiziers gegen deutsche Militärpolizisten (SpOn) halte ich schon fast für einen erheblichen militärischen Zwischenfall.
Entweder Bundesregierung und SACEUR sorgen für eine respektvolle Behandlung der Einsatzkontingente oder man zieht ab,stellt der Türkei nebenbei noch alle Kosten in Rechnung und vollstreckt auch diese Zahlungen.
Heftig, heftig. Das mit den Toiletten ist zwar „nur“ widerlich, aber die unklare Lage hinsichtlich der Rechte außerhalb und der Behandlung nach NATO-Truppenstatut ist natürlich schwerwiegend!
Denn man kann sich ja auf (fast) jede Einschränkung einstellen. Aber wenn man nicht weiß, WELCHE Einschränkungen heute gerade anstehen und ob sie sich morgen nicht schon erledigt haben, dann ist das natürlich für einen Führer im Planungsprozess übel und für einen Untergebenen mehr als nur unbefriedigend und verunsichernd…
Nicht erst im Lichte der jüngsten Vorfälle ein hervorragendes Beispiel für politischen Aktionismus, durch den mit dem militärischen Instrument gedankenloser Unfug getrieben wird, der zur Symbolpolitik hinzuhalten hat.
Addiert man dann noch die wahrhaft unnachahmliche Fähigkeit der Luftwaffe, sich an solchen Stationierungsorten breit zu machen, kann das nur so enden.
Aber in der Tat: wie ergeht es denn den USA und den Niederländern?
Die Problematik Türkei und Umgang mit Untergebenen und der Hygiene in türk. Unterkünften ist nicht neu. Das kenne ich aus den 70igern bei der AMF. In den 90igern war es nicht besser bei Dt. Kontingenten über Monate in Polatle, als dort Militärhilfe übergeben wurde und türk. Soldaten am Gerät eingewiesen wurden. Wenn das jetzt noch so ist, das scheint ja Tatsache zu sein, hat a. die türk. Generalität und die Offiziere nichts an ihrem herrschaftlichen Verhalten dazugelernt, und b. die deutsche mil. Führung nicht restriktiv genug bei den türk. verantwortlichen klargestellt, dass es unterschiedliche Führungsstile und Umgangsformen gibt. M.E. sollte man bei pol. notwendiger Anwesenheit Deutscher Soldaten auf Bitte der Türkei dieser Sachverhalt umfassend ernst genommen und gehandelt werden. Wer uns als Partner hat und haben will, sollte sich auch entsprechend als Gastgeber benehmen und nicht den „Dicken Matcho“ heraushängen lassen. Wir sind ja nicht die Fußabtreter anderer….. .
Saubere Toiletten verlangen? Das muss wohl diese Gier nach Anerkennung sein! Diese Probleme sind teilweise hausgemacht. Es kann doch nicht sein, dass Leute, die gerade einmal ein halbes Jahr aus Afghanistan zurück sind, die „hochqualifizierte“ Aufgabe eines Zivildienstleistenden mit drei Tagen Erfahrung wahrnehmen. Ohne Waffen, Autos und Absicherung (Feldjäger) bietet ein Roter-Kreuz-Bus in der Tat sogar mehr Schutz.
Na da freut man sich doch direkt doppelt, dass das EU-Aufnahmeverfahren für die Türkei beschleunigt werden soll. Schließlich sind die Beitrittsverhandlungen ja bisher auch äußerst erfolgreich gewesen (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Beitrittsverhandlungen_der_T%C3%BCrkei_mit_der_Europ%C3%A4ischen_Union#.C3.9Cbersicht). Da wirken Vorfälle wie der beschriebene auch gleich noch vertrauensbildender.
Es würde der deutschen Seite besser stehen, bei diesem Thema dezenter aufzutreten. Das Vertrauen vieler Türken in den deutschen Staat ist aus bekannten Gründen erschüttert, und anstatt jetzt Öl ins Feuer durch populistische Aufblähung von Einzelfällen zu gießen, sollte man auch einmal die Frage nach den Ursachen des Rückgangs des Vertrauen der Türken stellen.
Dass man als popeliger MP keinem General die Weiterfahrt verweigert, hätte einem schon klar sein müssen…
„popelige MP“, aha. Wissen Sie, ich stelle mir das mal andersrum vor, was dann losgewesen wäre. Die „popelige MP“ hat mit Sicherheit einen Auftrag, den sie in dem Moment ausführt, denn aus Spaß an der Freude wird sicherlich niemand aufgehalten. das Problem liegt in dem Herrenmenschengehabe, das grad bei türkischen StOffz und aufwärts permanent an den Tag gelegt wird.
@ MilAtt
„Das Vertrauen vieler Türken in den deutschen Staat ist aus bekannten Gründen erschüttert, und anstatt jetzt Öl ins Feuer durch populistische Aufblähung von Einzelfällen zu gießen, sollte man auch einmal die Frage nach den Ursachen des Rückgangs des Vertrauen der Türken stellen.“
Pardon, aber könnten Sie Ihre Einschätzung ein wenig präziser erläutern und begründen ? Sprechen Sie jetzt von deutschen Bürgern türkischer Abstammung, von türkischen Bürgern mit Wohnsitz in Deutschland oder von türkischen Bürgern in der Türkei ?
@MilAtt
Jetzt schon der 2. Beitrag dieser Sorte im 2. Threat.
Sind wir jetzt die Sklaven der Welt, weil Sie unsere Geschichte auf 12 Jahre reduzieren?
Die Türkei sollte dezenter auftreten, sonst sehe ich das Verhalten (im Zusammenhang mit den Äußerungen Erdogans letzte Woche) als Aufforderung an die EU, sich als handlungsunfähig zu entlarven und das durchgehen zu lassen ODER den Beitrittsprozess sofort zu beenden.
Die Türkei will unsere Hilfe!
Die Türkei will in die EU!
Dann sollen Sie sich auch so verhalten!
Vielleicht kann der Öz Cemdemir da weiterhelfen? Der kann doch sonst auch alles schönreden?
@Etienne Rheindalen
Ich kann nur meine Eindrücke der Diskussion in der Türkei wiedergeben, aber dort ist verbreitet der Eindruck entstanden, das der deutsche Staat bzw. deutsche Sicherheitsbehörden aktiv in Morde an in Deutschland lebenden Türken verwickelt waren. Dass sich dieses Misstrauen auch auf die Bundeswehr überträgt, überrascht doch nicht. Wenn Medien jetzt türkenfeindliche Töne wegen der recht banalen Vorfälle im Zusammenhang mit der Bundeswehr in der Türkei anschlagen, dürfte das dieses Misstrauen kaum reduzieren. Die beste Prävention gegen solche Vorfälle wäre es aber, das Vertrauen der Türken zurückzugewinnen, und das würde dezenteres Auftreten (die Demütigung türkischer Generale durch dienstgradniedrigere weibliche Bundeswehrsoldaten, der Wunsch zu besatzungsartigen, bewaffneten Auftreten unter der Zivilbevölkerung und die provokative Beflaggung wären nicht nötig gewesen) und auch dezenteren Umgang mit solchen Vorfällen voraussetzen.
Die beste Prävention gegen solche Vorfälle wäre es aber, das Vertrauen der Türken zurückzugewinnen, und das würde dezenteres Auftreten voraussetzen.
Und das soll wie genau aussehen? Sollen die Patriot eingebundelt und die Soldaten in einer hermetischen abgeriegelten Sperrzone kaserniert werden? Es ist die Aufgabe der türkischen Regierung, die erbetenen Hilfsleistungen angemessen zu kommunizieren! Mal von den ungeschriebenen Gesetzen der Gastfreundschaft abgesehen … Und die Verquickung mit den NSU-Morden ist einfach nur ganz schlechter Stil.
Und was wäre dezenter? Schön streichen und sagen: „Wir sind gut ausgerüstet und ausgebildet, wir wurden toll aufgenommen und alle hier sind unsere Freunde und wir können unseren Auftrag ausführen!“ ?!
Wenn ihr Nickname ihre Verwendung wiederspiegelt, dann kann ich mir lebhaft vorstellen, dass genau das ihre Intention wäre. Lassen wir mal lieber alles auf kleiner Flamme köcheln, hauptsache keine internationalen Verwicklungen – ungeachtet UNSERER Männer und Frauen, die da gerade irgendwie versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. „Recht banale Vorfälle…“ evtl. sollten sie das mal vor Ort zum Besten geben, natürlich nach persönlichem, mehrwöchigen Aufenthalt versteht sich.
Apropos – das Wort, was sie suchen heißt: Fürsorge. Könnte ihnen geläufig sein. Zumindestens hoffe ich das.
@MilAtt
„die Demütigung türkischer Generale durch dienstgradniedrigere weibliche Bundeswehrsoldaten“
Diese „Demütigung“ beschreibt der Spiegel wie folgt: „Beteiligte Soldaten schildern die Situation anders, demnach habe es eine handfeste Rangelei gegeben, der General sei regelrecht ausgerastet, nur herbeieilende deutsche Kameraden hätten die Feldjägerin beschützt.“
Wer hat da denn nun wen gedemütigt?
@Jack Bristow
Man sollte die Sorgen der Türken ernster nehmen, wenn man sie als Partner gewinnen möchte. Hier ein Eindruck der Stimmung in der Türkei:
http://www.dw.de/t%C3%BCrkei-nimmt-nsu-morde-st%C3%A4rker-unter-die-lupe/a-16601697
@b
Zustimmung, hinzu kommt. dass die Forderung nach ziviler Kontrolle der SK (=Unterstellung des GenStabes unter den VtgMin) insbesondere eine deutsche EU Beitrittsreife-Forderung ist. Das mag weder Erdogan (der will sich den GenStab als künftiger Präsident direkt unterstellen) noch der GenStab hören. Und in so ein innenpolitisches Wespennetz schicken wir die deutsche Luftwaffe…
Wie ich das verstehe, geht es bei Partriot- und EU-Beitritt darum, Deutschland als Partner zu gewinnen. Davon abgesehen geriert sich in dem verlinkten Beitrag die türkische Regierung (einmal mehr), als Sprachrohr der Deutschtürken. Also die Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund, mit denen ich vor gut zehn Jahren gedient hatte, kannten von ihrer Heimat nur noch von einigen Speisen von Mutti.
@Milatt
Demütigung von türkischen Generälen durch niederrangige Bw Soldaten?
Bewaffnetes Auftreten in der Zivilbevölkerung?
Provokative Beflaggung?
Entschuldigen Sie, aber ihre Anschauung sind leicht befremdlich. Bekleiden Sie eine Position im MilAtt-Bereich oder ist dieser Nick nur als Provokation ihrer , meiner Meinung nach, abstrusen Anschuldigung gedacht?
@MilAtt
Ich drücke es mal vorsichtig aus: Hackts?
Ein Großteil der türkischen Bevölkerung ist also schlecht auf Deutsche zu sprechen weil unsere Regierung angeblich an Morden auf in Deutschland lebende Türken beteiligt ist?
Na klar. Offensichtlich stört das aus der Tourismusbranche Niemanden.
„das Problem liegt in dem Herrenmenschengehabe, das grad bei türkischen StOffz und aufwärts permanent an den Tag gelegt wird.“
Und was wollen Sie daran ändern? In Afghanistan werden doch auch eine ganze Menge „kultureller“ Eigenarten und Verfehlungen übersehen, um die lokalen Verbündeten nicht zu verärgern. Glauben Sie, ein türkischer MP hätte den Standortkommandanten angehalten und ihm die Weiterfahrt verwehrt?
Da hat wohl jemand bei der Einsatzvorbereitung etwas geschlampt…
@MilAtt
Womit begründen Sie Ihre Anschuldigung, dass ein türkischer General durch Bundeswehrsoldaten im Einsatz (und ohne Zweifel in Ausführung klar formulierter Aufträge) „gedemütigt“ worden sei ?
Deutsche Medien, die „türkenfeindliche Töne…anschlagen“…? Pardon…????
Bitte erläutern Sie doch, woraus nach Ihrer Meinung die angebliche „provokative Beflaggung“ bestanden haben soll.
Ihre Eindrücke der Diskussion in der Türkei haben Sie vor Ort in der Türkei höchstpersönlich gesammelt – oder basieren diese Eindrücke auf der Rezeption eines repräsentativen Spektrums der türkischen Medien in türkischer Sprache ?
@MilAtt
Ich habe oben in meinem ersten Kommentar nicht umsonst „Promiskuität“ geschrieben. Dat ist ’ne Sch….Strategie, wie mein Vater zu sagen pflegte, denn man wird als Bordsteinschwalbe wahr genommen und endet dann auch als solche
2. Teil des Kommentares: Da hat wohl jemand bei der Einsatzvorbereitung etwas geschlampt… und die dt. MP durfte das dann ausbaden.
@all
Da das hier eine größere Rolle spielt…. habe ich die Info des Wehrbeauftragten zur Auseinandersetzung türkischer General vs. Feldjäger oben mal nachgetragen.
Um mal diesen Punkt auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen: Wie hätte die türkische MP reagiert, wenn sich ein lokaler Kommandeur in die Fahrzeugfolge einer türkischen Ministerkolonne versucht hätte reinzudrängen? Ich bin mir nicht sicher, ob das ohne Schusswaffengebrauch abgegangen wäre…
@Buzz
Das steht doch alles genau so im zitierten Bericht des Wehrbeauftragten, auch wenn ich mir erlaubt habe, es aus der Perspektive zu interpretieren, mit der es durch die Bevölkerung vor Ort und auch das türkische Militär wahrgenommen werden könnte. Nach mehr als fünfzehn Jahren Erfahrung in Auslandseinsätzen sollte das Thema kulturelle Sensibilität in der Bundeswehr kein Fremdwort mehr sein.
@MilAtt
Sie glauben also der türkische General hätte nicht geschubst wenn es ein männlicher FJg gewesen wäre ??
Ganz genau so habe ich türkische Armee im Kosovo kennengelernt. Die Arroganz einiger Offiziere bei (vorsichtig formuliert) bescheidener Leistung war schon bemerkenswert. Übrigens haben die Holländer schon genau dasselbe von Ihren Einsätzen in den Golfkriegen erzählt.
Aber ich wäre auch interessiert, wie das bei den Amerikanern aussieht. Eine professionelle Armee klärt sowas unbedeutendes wie das NATO-Truppenstatut ab, bevor man politisch Hurra schreit. Und wenn denen sowas passiert, sind die auch in ihrer Reaktion ziemlich rigoros. Aber die buddeln sich auch zur Not ne Latrine wenn’s keine Klos gibt.
Man könnte ja mal Hardball spielen und den Türken erklären, dass sie ihre Grenze alleine verteidigen können, wenn sich da nicht sofort was ändert, aber wir hatten ja noch nie die Eier in der Hose für sowas. Und solange wir uns vor jedem ernstzunehmenden Konflikt (Lybien, Mali) verpissen, haben wir auch nicht das „standing“, mal ernsthaft aufzutreten. Unterm Strich kriegen wir wohl die Demütigung, die wir verdient haben.
@MilAtt
Die von Ihnen so bemühte „kulturelle Kompetenz“ ist innerhalb des NATO Vertragsgebietes sehr detailliert auf Basis von Rahmen- MOU, -SOFA , STANAG etc geregelt, diealle von der Türkei ratifiziert sind.
Tatsache ist, das Thema NSU-Morde wird von der Regierung Erdogan ausgeschlachtet bis es quietscht.
Einige gehen dem leider auf den Leim.
@ MilAtt
Hoffentlich hat Ihr Nickname nichts mit Ihrer Verwendung und dem damit einhergehenden Dienstgrad zu tun.
1. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass „wir“ die Türkei als Partner gewinnen wollen. Vielmehr wurden „wir“ um Hilfe gebeten.
2. Sind Ortsschilder Bundes- und Landesflaggen nichts Provokatives, ansonsten müssten wir ja mal bei den Deutschtürken in deutschen Kasernen die Türkei-Trikots abnehmen.
3. Wurde der türkische General aufgehalten, weil die Straße für die Kolonne unseres IBuKs gesperrt war. Und wenn ein türkischer General Probleme mit weiblichen Feldjägerinnen hat, und das symptomatisch für türkische Offiziere, türkische Soldaten oder gar die Türkei ist, dann sollte alles getan werden, damit die das nicht in der EU ausleben dürfen.
4. Interessieren mich die Gedanken der Bevölkerung vor Ort nicht im geringsten. In Istanbul hat man als Deutscher erstaunlicherweise keine Probleme.
Liegt natürlich teilweise in Europa, die Bevölkerung ist höher gebildet als auf dem Land …
5. Die wollen zur NATO gehören. Sollen die sich so benehmen und mal das NTS lesen, dann wissen die auch, was sie zu tun und zu lassen haben.
6. Die paar türkischen Offiziere in MES waren auch so ein Kaliber wie der General hier. Die haben sich aber nur einmal aufgeregt und das schnell gelassen, als sich die restlichen Nationen verbrüderten und die drei „Herrschaften“ aus dem Camp werfen wollten.
@T.Wiegold | 02. März 2013 – 13:09
„Wie hätte die türkische MP reagiert, wenn sich ein lokaler Kommandeur in die Fahrzeugfolge einer türkischen Ministerkolonne versucht hätte reinzudrängen? Ich bin mir nicht sicher, ob das ohne Schusswaffengebrauch abgegangen wäre…“
Unbewaffnet geht das aber schlecht. ;-)
Ich bin erstaunt und erschüttert, dass von deutscher Seite aus hier keine angemessene Reaktion erfolgt. Die rote Linie wurde bei diesem Vorfall unmissverständlich überschritten.
Daher müssen jetzt Konsequenzen gezogen werden. Dies muss öffentlich passieren und nicht hinter verschlossenen Türen. Ganz klar: In gewissen Bereichen muss man der Türkei noch Manieren beibringen. So geht das nicht mehr weiter. Wenn wir solche Aktionen „dulden“ oder dies als lächerliche „Einzeltat“ herunterspielen, machen wir alles nur noch schlimmer.
Wo sind die deutschen Politiker, die sich hier zu Wort melden????
@MilAtt
Wie steht es denn mit der „kulturellen Sensibilität“ der Gastgeber? Ich meine mich zu erinnern, daß dieses DEU Kontingent auf Anforderung der Türkei vor Ort ist.
Und einem türkischer General, der glaubt sich in einer höheren Position als ein Minister und dessen Troß zu befinden und deutsche OFw verprügelt, unterstelle ich das Abhandensein jeglicher kultureller und diplomatischer Sensibilität.
Die Sache mit dem FJFw mag ja noch (ich ziele da in Richtung @MilAtt) unter das Thema „kulturelle Sensibilität“ fallen. Wenngleich es für einen deutschen Soldaten natürlich schon seit dem 19. Jhdt unverständlich sein kann von einem Vorgesetzten körperlich attackiert zu werden, so ist das nicht bei allen unseren Verbündeten so.
Ich billige das nicht und der Kamerad FJgFw hat sicherlich berechtigte Zweifel an der türkischen Generalität bekommen (wenn sie die nicht schon vorher hatte ;) ), aber die Welt ist nun einmal so wie sie ist (vgl. hierzu z.B. auch die erheblichen Restriktionen denen weibliche US-amerikanische Soldaten in Saudi-Arabien über Jahre ausgesetzt waren und teilweise heute auch noch sind).
Und auch die Sache mit der Hygiene der sanitären Einrichtungen kann man durchaus (so widerlich das ist!) „gelassener“ sehen. Das ist nun einmal in der Türkei so. Da können alle Teilnehmer der alten NATO-AMF Übungen Süd ein Lied von singen.
ABER die Frage der (systematischen?!) Behinderung und Einschränkung der Freizügigkeit (Kaserne Verlassen, Verstoß gegen NATO-Truppenstatut, unzureichender Schutz in der Öffentlichkeit, Feldpost, Beflaggung etc. etc.) ist etwas ganz anders. Da geht es nicht um kulturelle Sensibilität, sondern einfach um Behinderung von Alliierten im politisch gewünschten Auftrag!
:(
@Chris78
…die machen Wahlkampf….bin mal gespannt ob Herr Gabriel seine Doppelstaatsbürgerschaftsidee immer noch verteidigt.
@ Chris78 | 02. März 2013 – 13:24
Das ist eine gute Frage.
Und mein erster Gedanke war: „Kann man sich beim Wehrbeauftragten auch gegen BMVg/BReg beschweren, wenn die keine adäquate öffentliche Reaktion durchführen?“
Tja die Chance sich vor seine Soldaten zu stellen hat TDM mal wieder verpennt, nun kommt halt Königshaus als Retter in der Not, bin gespannt wie TDM jetzt reagiert.
Ich warte ja auf „gieren nach Hygiene“ oder auch ein Diszi für den OFw.
@fred1911
Selbst dem Satiremagazin Titanic ist das schon aufgefallen (und ich bin mir nicht sicher, ob ich die als Freunde und Förderer der Bw verorten kann).
Also ich muss dann doch mal eine Lanze brechen für diejenigen die hier etwas Zurückhaltung fordern – wenn gleich ich mich deren Ausführungen nicht uneingeschränkt anschließen möchte.
Hier wird zum Teil kritisiert dass die NSU Geschichte sich auf die Einstellung Deutschlands gegenüber auswirkt (wird von Tur Regierung ausgeschlachtet z.B.) aber auf der anderen. Seite wird dieses Beispiel benutzt um der Türkei die mögliche EU-Mitgliedschaft, als auch die Nato-Mitgliedschaft in Abrede zu stellen. Tut mir leid aber da verhählt man sich keinen Deut besser als die, die man kritisiert. Bevor man den Vorfall jetzt hernimmt und auf höhere politische Ebenen oder gar die ganze türkische Bevölkerung ummünzt (Stichwort Türken auf dem Land) sollte man doch lieber mal die Kriche im Dorf lassen.
Der Vorfall bzw. Vorfälle sind nicht zu entschuldigen aber sie sind wohl in erster Linie militärischer Natur. Die Einschätzung das sich da einige lokalen Offiziere durch deutsche Präsenz auf den Schlips getreten fühlen teile ich. Nochmal – das entschuldigt das in kleinster Weiße, aber dann daraus eine Staatsaffähre zu machen ist Käse.
Mich würde es auch sehr interessieren wie es bei den niederländischen und amerikanischen Truppen aussieht. @TW wäre Super wenn sie da vielleicht etwas rausbekommen können.
@tt.kreischwurst
Zustimmung, however, das Problem – um nicht zu sagen Skandal – ist doch die Null-Reaktion der Regierung Merkel.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich ein US -MP Angehöriger ausserhalb Lager/ Kaserne ohne Waffe hinstellt, oder gar von einem TUR StOffz schlagen, anrempeln oder gar verletzen lässt. Die Amis (meine Einschätzung!) sind da anders gestrickt.
Zu Niederlande und USA habe ich oben was nachgetragen – sind aber noch sehr spärliche Informationen.
Ansonsten gebe ich der Kreischwurst (was für ein Pseudonym…) recht: Es ist kein Problem Türkei-Deutschland, es geht nicht um den EU-Beitritt der Türkei und ähnliche Dinge. Sondern erst mal um das Verhalten des türkischen Militärs gegenüber Verbündeten. Vielleicht könnten wir das auch mal auf dieser Ebene belassen & betrachten…
Da auch dieser Auslandseinsatz letztlich auf Anforderung des AA (oder täusche ich mich da…?) gefahren wird, wäre unverzügliches Handeln des Auswärtigen Amtes meiner Ansicht nach nicht nur notwendig, sondern aussenpolitische Verpflichtung.
Die offensichtlich weitestgehend solide dokumentierten Erschwernisse und Behinderungen, die die zur Unterstützung des NATO-Mitglieds Türkei auf dessen Territorium eingesetzten Bundeswehreinheiten erfahren, sollten von türkischer Seite dringend erläutert und erklärt werden. Und zwar im höflichen, aber unmissverständ-lichen Klartext Die Türkei unterhält in Berlin eine Botschaft – die Telefonnummer sollte im AA bekannt sein und die Fahrstrecke der Botschafterlimousine zum Auswärtigen Amt beträgt – auch ohne Sonderrechte oder Eskorte und unter Befolgung der StVO – geschätzt eine halbe Stunde. An der AA-Zufahrt regeln auch keine Feldjägerinnen den zulaufenden Verkehr.
Aussenpolitisch könnte allerdings Herr Erdogan überaus intelligent agieren, seinen goldverzierten, herrschaftlichen Generälen eine entsprechende „ordre de Mufti“ (sic!) erteilen und somit ein klares Zeichen setzen. Und eventuell die von ihm persönlich eingeladenen NATO-Einheiten zudem ausdrücklich willkommen heissen. Wie heisst (oder hieß) es so schön in der offiziellen TUR-Touristenwerbung: „Zu Gast bei Freunden“.
@Luftwebel
Mittlerweile gehe ich davon aus, daß es sich hier um einen Feldversuch mit der Fragestellung handelt, wie weit sich die Deutschen demütigen lassen.