Mali, scheibchenweise: Feldlazarett und neue Destination Sévaré
Das deutsche militärische Engagement in Mali kommt, pardon, in Schwung. Sozusagen scheibchenweise wird der Einsatz der Bundeswehr in dem westafrikanischen Land aufgestockt. Bisweilen so beiläufig, dass es kaum auffällt – wie das heute vom Einsatzführungskommando eher nebenbei mitgeteilte Flugziel der Transall-Maschinen mit dem Eisernen Kreuz: Die fliegen jetzt nicht nur Malis Hauptstadt Bamako an, sondern auch den Flugplatz von Sévaré bei Mopti. Die Einnahme von Mopti durch die islamistischen Rebellen aus dem Norden Malis und die Bedrohung des militärisch bedeutsamen Flugplatzes von Sévaré hatte die französische Intervention am 11. Januar mit ausgelöst.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat entschieden, dass die deutschen C-160 neben der Hauptstadt Bamako auch den Landeplatz Sevare-Mopti anfliegen können. Dieser Landeplatz liegt circa 140 Kilometer von der Kampfzone entfernt und wird nach derzeitiger Bewertung der Bedrohungslage als hinreichend befriedetes Gebiet eingestuft. Der Platz wird auch von Belgien, Frankreich, Spanien und Dänemark im Rahmen der Unterstützungsflüge angeflogen.
Zudem hat de Maizière ein deutsches Feldlazarett für den Einsatz in Mali angeboten. Bei der heutigen Truppensteller-Konferenz für die EU-Trainingsmission Mali in Brüssel habe die Bundesregierung das bisherige Angebot, das lediglich rund 40 Ausbilder umfasste, vor allem Pioniere, aufgestockt: Zusätzlich hat Deutschland, nachdem sich kein anderer Mitgliedstaat dazu bereit erklärt hat, zugesagt, rund 40 Sanitätssoldaten zu entsenden, zitiert der Berliner Tagesspiegel den Minister.
Die Begründung lässt aufhorchen. Denn wo die anderen Mitgliedsstaaten der EU auch zögern: bei der Schutzkomponente für die Ausbilder. Diese Force Protection wird mit rund 165 Mann veranschlagt. Mal sehen, was passiert, wenn sich kein anderer Mitgliedsstaat dazu bereit erklärt. (siehe Nachtrag unten)
Unterm Strich: Es ist interessant zu beobachten, wie das deutsche militärische Engagement in Mali zunimmt. Zunächst war es ungeachtet aller politischen Solidaritätsbekundungen mit Frankreich nichts. Dann zwei Transall-Flugzeuge, aber nur für die Truppen westafrikanischer Staaten und nur nach Bamako. Die dann doch, weil sie ja in die Richtung flogen, Sanitätsmaterial für die französischen Truppen mit an Bord nahmen. Gefolgt von der faktischen Zusage, Luftbetankung für die Franzosen bereit zu stellen, sobald die technisch/rechtlichen Voraussetzungen geklärt sind. Und als vorerst letzte Zusage ein Feldlazarett. – aus dem Tagesspiegel als bislang einziger Quelle geht leider nicht hervor, ob das Rettungszentrum Teil der EU-Mission werden soll oder wie die Luftbetankung davon unabhängig ist. (Die Ausbilder für die malischen Truppen lassen wir in dieser Aufzählung mal weg; die waren im Grunde schon vor Monaten prinzipiell zugesagt, als die EU-Trainingsmission absehbar war.)
(Nachtrag: Ich hätte gleich mal beim Bloggerkollegen von Bruxelles2 nachgucken sollen: Für EUTM Mali stellen die Franzosen die Schutzkomponente für den Ausbildungsort Koulikoro, die Spanier für das Mission Headquarters in Bamako. Das Rettungszentrum auf dem Level Role 2, faktisch ein deutsches Kreiskrankenhaus, stellen die Deutschen zusammen mit den Ungarn; und die Belgier die MedEvac-Hubschrauber.)
Dann warten wir doch mal ab, was Ende Februar alles im Mandatsentwurf für den Bundestag drin steht. Bis zum Kabinettsbeschluss am 19. Februar sind ja noch zwei Wochen Zeit.
(Foto: Blick aus einer Bundeswehr-Transall kurz nach dem Start in Bamako – Bundeswehr via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
[Den Ton hier bitte nicht. Und das nicht allein, weil es ans Justiziable rangeht. T.W.]
Nunmehr sind wir mit einem Fuß drin im Land.
Die UN-Mission ist zeitgleich ja bereits in Vorbereitung.
Bei was werden wir uns als Nächstes „nicht entziehen können“?
„Destination“ ist eigentlich ein Begriff aus der Tourismusindustrie…
@Memoria
Brunnen bohren und Wasseraufbereitung…..robust, natürlich
…Patrouillienboote für den Niger inclusive Radarkette zur Verkehrsüberwachung und -leitung.
Fußpflege für Kamele und Dromedare ?
@ klabautermann
Ich mag die Herren ja auch nicht, aber das war jetzt etwas sehr flach.
@T.W.
ok…..ich dachte eben, es ist Karneval ;-))
@all
Nachtrag mit mehr Infos aus Brüssel oben ergänzt.
@J.R.
„flach“ ist doch IN……
@ Memoria | 05. Februar 2013 – 22:24
Nunmehr sind wir mit einem Fuß drin im Land.
Die UN-Mission ist zeitgleich ja bereits in Vorbereitung.
Bei was werden wir uns als Nächstes “nicht entziehen können”?
Darf ich ehrlich fragen, was Sie am Mali-Engagement, neben eventuellen grundsätzlichen Erwägungen, so kritikwürdig finden?
P.S.: Ich empfand das deutsche Vorgehen zu langatmig, zu wenig entschlossen. FRA hätte mE als Head of Mission schneller, schlussendlich effektiver unterstützt werden müssen. Zumindest als politisches Signal, denn evtl. wollte FRA ja den Fahrplan, der jetzt gefahren wird genau so. Aber zwei Tralls mit Ziel Bamako war ja selbst Norbert Lammert etwas zu wenig, so erging es auch mir.
@Sachlicher:
Es sind eben grundsätzliche Erwägungen.
Was ist wirklich das Problem dort für uns?
Was wollen wir mit und in dem Einsatz erreichen?
Ist der jetzige Einsatz die richtige Antwort hierauf?
Rutschen wir immer weiter in einen weiteren Konflikt hinein, der im Kern nichts mit uns zu tun hat?
Verstehen sie mich nicht falsch: AQMI ist zweifellos ein Problem, aber was machen wir dagegen effektiv?
Wir machen halt mal wieder mit, weil andere es wollen.
Mein Problem
Das mit dieser Nein dann doch ,
Das jetzt Sanis runtergehen und wieder das Thema Ausrüstung wieder Einheiten ist Gefährlich Gelände gehen ohne das für diesen Fall genügend geschütztes Material da ist , bin mal gespannt auf der ersten Fotos wie viele Lkw ohne Schutz da runter gen und ungeschützte Container ,
Da unsere Presse ja nur warten die Bilder von Toten Soldaten die auch nicht sein müssten zu Zeigen werden deutsche Soldaten Ziel mit YouTube P ins Netz, die dann auch für Deutsche Sichtbar werden wie die von Karfreitag
@ Memoria | 05 Februar 2013 – 22:54
Vielen Dank für Ihre Erwiderung!
Ich akzeptiere gern, dass Sie im grundsätzlichen verbleiben. Und versuche einmal grundsätzlich mit Blick auf Afrika entgegenzuhalten.
1. Wir sind nicht in der Lage unsere Interessen in Afrika durchzusetzen. Dazu brauchen wir Mandatsträger. FRA bietet sich für unsere Interessen mE als Einziger, zumindest aber als Optimum an.
2. Zu den Interessen, hier: http://augengeradeaus.net/2013/02/britische-hilfe-fur-franzosen-in-mali-starkung-der-achse-paris-london/#comment-53390 von
ChairForce | 05. Februar 2013 – 18:54 skizziert:
Ich stimme nicht in dem Punkt überein, dass wir in der Region keine Interessen haben.[….] Rohstoffe (z.B. algerisches Erdöl, nigrisches Uran), Regionale Destabilisierung durch Terrorproliferation (z.B. Niger und Mauretanien), damit einhergehend steigender Migrationsdruck auf die EU (was letzlich auch alle Mitgliedsstaaten schultern müssen), das “Buhlen um Afrika” (USA und China als wirtschaftliche Konkurrenten der EU)…
Insbesondere den letzten Punkt werfe ich mal als Polemik in die Runde: Ein Afrika unter Führung der USA oder unter der VR China ist weit weniger in unserem Interesse als eine Mehrmächtekonstellation mit Frankreich als starke afrikanische Regionalpartner und somit Macht ohne Kolonisationsanspruch.
3. Wer A sagt muss auch B sagen, wer a ist muss auch b sein. Wer also Welthandelsmacht sein will, der muss auch Sorge tragen können und wollen, dass man Interessen durchsetzen kann. Die Zeiten, sich dabei auf die deutsche Sonderrolle zurückziehen zu können, sind bekanntermaßen vorbei. Suchen wir uns lieber Partner, die uns die Last etwas abnehmen und bekennen wir Farbe zu diesen Partnern.
Mal ein paar Ergänzungen zum Thema Sanitätseinrichtung:
Den Begriff „Feldlazarett“ gibt es in der Bundeswehr nicht. (Zumindest kenne ich kein aktuelles System und auch keine Vorschrift, die diesen Begriff verwendet.)
Aus diesem Grund fragte ich in einem anderen Thread auch nach, was sich hinter dem bereits gelieferten „Feldlazarett“, welches schon in Mali sein soll verbirgt. ( http://augengeradeaus.net/2013/01/deutsche-mali-transporthilfe-25-fluge-182-passagiere/#comment-52669 )
Der Sanitätsdienst kennt Modulare und Luftbewegliche Sanitätseinrichtungen (MSE respektive LSE). In absehbar längerfristigen Einsätzen (<1Jahr) kann auch mal ein Einsatzlazarett aufgebaut werden. Kennzeichen ist die feste Infrastruktur und das vorhandensein aller "relevanten" Approbationen.
Eine Sanitätseinrichtung der Ebene 2/Role 2 entspricht jedoch noch nicht dem gerne zitierten "deutschen Kreiskrankenhaus". Es fehlen u.a. radiologische Fähigkeiten (fehlendes CT/MRT ) als auch Facharztfähigkeiten (kein Zahnarzt, kein HNO, kein Augenarzt …).
Je nachdem ob MSE oder LSE wären für eine Ebene 2 Versorgung ein Luftlanderettungszentrum, leicht (Zelte) oder ein Rettungszentrum, leicht (Container) möglich. Wobei die Zahl von 40 Sanitätern quasi nur ein LLRZ, le vermuten lässt.
Ich bin gespannt, wie die Informationen weiter tröpfeln.
Das Glas ist fast halb leer.
PS: Meine Frage zum bereits in Mali befindlichen "Feldlazarett" bleibt weiterhin bestehen. Ich hätte noch nichts gehört, was sich dahinter verstecken sollte.
@Sachlicher:
Und die Welthandelsmacht VR China hat sich in Afrika schon längst sehr umfangreich positioniert – wie auch in Nord-Afghanistan.
Diese ganzen strategischen Begründungen passen allzu spätestens dann nicht mehr, wenn man auf unser Handeln schaut.
Mal noch ein paar Links nachgeschoben:
RZ, leicht: http://goo.gl/CStBY
LLRZ, leicht: http://goo.gl/ZxAbo
Role2: http://goo.gl/n5jyY
Wer Zugriff drauf hat, kann es sich natürlich umfangreicher in den entsprechenden Vorschriften der Bw und den AJPs der Nato nachlesen.
@O.Punkt
Was das Rettungszentrum für EUTM Mali angeht: Da war der Brüsseler Kollege ja ein bisschen präziser als alle deutschen Quellen, die ich am Abend noch finden konnte, und er schreibt leider auch nur Role 2. Ihre Einwände akzeptiert, allerdings scheint es bei Role 2 gewisse Definitionsunterschiede zu geben, ich erinnere mich da an Diskussionen unter ISAF-Nationen bzgl. MeS.
Was das bereits in Mali befindliche Feldlazarett angeht, das ja nach offiziellen Angaben des Verteidigungsministeriums bereits im Land ist: Das wurde offensichtlich vor längerer Zeit dorthin geliefert, als noch deutsche Ausbilder/Berater vor dem Putsch im vergangenen Jahr 2012 im Land waren. Wo sich das Material nun genau befindet und in wessen Hand, habe ich bislang auch noch nicht herausfinden können…
China hat hier in Norwegen so ziemlich jeden noch freien Studienplatz in den Fakultäten Bergbau, marine technology, , Energie etc. auf Jahre hinaus gekauft, bzw. belegt…….das nenn ich ein Konzept.
Wir haben ja noch das Goethe-Institut
@ T.W.:
Die unterschiedlichen Definition der verschiedenen Behandlungsebenen sollten zumindest NATO-weit eigentlich seit einigen Jahren ad acta gelegt worden sein, nämlich spätestens seit Inkraftsetzung der entsprechenden NATO-Agreements.
Aber das setzt sich leider nur langsam durch. Wobei vor allem die Schnittstelle Role1/Role2 Probleme macht (neben der Tatsache, dass die maritime Kräfte auf die Bezeichnung „Echelon“ anstelle von „Role“ bestehen).
Aber ich denke, allein die Tatsache dass nur 40 Soldaten mitkommen, verdeutlicht schon, dass kaum das Behandlungsspektrum eines deutschen Kreiskrankenhauses abgedeckt werden kann. (Wenn doch, würden unsere Krankenhäuser wohl sehr reichhaltig mit Personal ausgestattet sein, wenn 40 ausreichten ;-)
Ist alles keine Kritik an Ihrer Recherche. Soll lediglich den interessierten Leser informieren.
„Die NATO kann nicht den Weltpolizisten spielen, der von einem Land zum anderen reist und alle Probleme löst. (…) Rasmussen bei euronews 18.01.2013
Aber TdM möchte doch mehr NATO und die Strukturen nicht doppeln! Nun müssen wir wohl genau das Gegenteil machen!
(…) Auch möchte ich daran erinnern, dass der UN-Sicherheitsrat ein Mandat für eine afrikanisch-geführte Sicherungstruppe erteilt hat.“ Rasmussen bei euronews 18.01.2013
Mit welchem Mandat sind wir in Afrika?
@ Sachlicher
Ich sehe das ähnlich wie Sie.
Wie geschichtsvergessen muss man nach 9/11, Madrid, London, Sauerland und jüngst Bonn eigentlich sein, um in einer von Islamisten und Djihadisten beherrschten Region vor der südlichen Haustür Europas keinen Konflikt mit unseren (ja, auch deutschen) vitalen Interessen zu erkennen?
Es mag ja sein, dass die Franzosen mit ihrem Engagement noch eigene weitere Hintergedanken verfolgen. So what? Ihr beherztes Eingreifen war jedenfalls voll im europäischen Sinne. Und es ist erbärmlich, wie wir als Trittbrettfahrer glänzen und uns zugleich jedes Risikos enthalten wollten. Jetzt bezahlen wir dafür, und das mit Recht.
„Bei Angriffen der französischen Luftwaffe und direkten Kämpfen in den malischen Städten Konna und Gao sind seit dem 11. Januar „mehrere hundert Islamisten“ getötet worden. Das teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit.“….gut so, keine Gefangene…das meine ich ernst.
„Wir Europäer sollten künftig etwas leisten können, was andere (z. Bsp. die NATO) so nicht leisten können, dabei aber nicht die NATO duplizieren, sondern komplementär zur NATO. Ich denke hier insbesondere an den Bereich der zivilen und der zivil-militärischen Zusammenarbeit, der in der öffentlichen Wahrnehmung und in der Umsetzung eher ein Schattendasein führt. Wenn wir heute über Mali diskutieren, wird nur eine Frage gestellt: Wer schickt Soldaten mit welchem Auftrag?“ TdM in München 01.02.2013
Nun schickt die NATO aber keine Soldaten und auch keine Tanker!
@KeLaBe
Wo kamen denn die Terroristen her? Einige aus Deutschland, keiner aus Mali oder AFG. Wo sind denn nun die aus Mali hin? Besser sie wären in Libyen geblieben!
@ klabautermann
Ein kameradschaftlicher Ratschlag: Legen Sie sich schlafen. Entschuldigung, ich schätze Sie durchaus und möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber Sie drohen sich als aktiver Offizier um Kopf und Kragen zu reden.
@ Memoria | 05. Februar 2013 – 23:17
Da uns klabautermann aus dem schönen Norwegen schreibt gestatten Sie mir zunächst als Antwort bitte ein Zitat (wenngleich nicht im Interpretationssinn des Songs zitiert), der Norwegerinnen von Katzenjammer „A Bar In Amsterdam“, Songtext:
„Nine hours passed and how long will it last
said the man with the plan and a gun in his hand.
He´s scared but prepared it might be as he feared
are they still in control and safe behind the wall.
This evening´s too quiet, oh, we need a real riot
to shake and to break and to bite like a snake.
We´re stuck in this attic so bored and so static
tomorrow they´ll ask us to throw off our masks.
But the storm is a´coming ´cross the hills tonight
like a vain full of rain to the
hearts that should fight.“
Oder anders: Spät ist nicht zu spät. Ein starkes Europa der freien demokratischen Staaten organisiert als freier und demokratischer „Staatenverbund“ (siehe Urteil des BVerfG) ist für uns alternativlos. Wir müssen als Pol wahrgenommen, respektiert und als handlungsfähig registriert werden. Wir müssen unsere Handelswege geöffnet halten, auch um letztlich auf dem Weg der Ökonomie den Schritt zu einer gerechteren Welt machen. Das verspricht den Schritt zu langfristiger Stabilität. Ich weiß nicht, ob es das halten kann, was es verspricht. Aber als Möglichkeit des Handelns klingt es mE so schlecht nicht. Darum sehe ich ideel wie rational die Weichen gestellt, um Hollande zu unterstützen.
In Anlehnung an das Lyrikzitat und damit schließe ich für heute Abend: Wir müssen von unseren Dachboden, wo wir gelangweilt und bewegungslos uns an uns selbst abarbeiten herunterkommen. Wenn uns die VR China morgen bittet unsere Masken abzulegen, muss ein entschlossen dreinblickendes Gesicht zum Vorschein kommen. Ziel muss es sein mit der VR in einer freien und friedlichen Welt zusammen zu leben. Dazu müssen sie und wir bereit sein…bis dahin werden wir leider noch einige Malis kommen und gehen sehen.
@klabautermann: „China hat hier in Norwegen so ziemlich jeden noch freien Studienplatz in den Fakultäten Bergbau, marine technology, , Energie etc. auf Jahre hinaus gekauft, bzw. belegt…….das nenn ich ein Konzept.“ Das kann man getrost ergänzen: Die Pekinger Notenbank schließt ein Swap-Abkommen nach dem anderen mit wichtigen Handelspartnern, die dazu dienen, den Handel direkt in den nationalen Währungen abzurechnen (jüngst etwa Süd-Korea, schon im letzten Sommer Australien). Der Effekt: Der USD wird scheibchenweise als Handelswährung aus Asien, Afrika und Lateinamerika verdrängt, die USA werden immer stärker auf ihren Schuldnerstatus reduziert, weil die Finanzierung in Dollar und damit Dienste der US-Banken nicht mehr benötigt werden. Das halte ich für den sehr viel gefährlicheren Teil der chinesischen Strategie.
@Sachlicher
Zustimmung, nur mit militärischen Mitteln ist das nicht zu erreichen!
@ Elahan
Sehen Sie keinen (damaligen) Zusammenhang zwischen 9/11 und Afghanistan? Halten Sie eine Verbindung von islamistisch gesicherten Freiräumen und globalem Terrorismus für Paranoia? Wenn ja: Ich würde Ihnen ja liebend gerne Recht geben (dann hätten wir in der deutschen Sicherheitspolitik ein Problem weniger), aber das kann ich beim besten Willen nicht.
@Elahan | 05. Februar 2013 – 23:39
Es gibt kein UN-Mandat für nichtafrikanische Streitkräfte, sondern lediglich eine Einladung der Regierung von Mali. Aber diese hatten die Russen auch, als sie vom Westen stark kritisiert in Afghanistan einmarschierten. Was der eine tut, dass darf der andere noch lange nicht.
@ Stefan
Selbstverteidigung (auch mittels Hilfe Dritter) bedarf grundsätzlich keines spezifischen UN-Mandats. Es ist generelles Recht.
@KeLaBe | 05. Februar 2013 – 23:43
Ihr beherztes Eingreifen war jedenfalls voll im europäischen Sinne. Und es ist erbärmlich, wie wir als Trittbrettfahrer glänzen und uns zugleich jedes Risikos enthalten wollten.
Danke für Ihre Antwort. Ja. So ist es.
@ Elahan
Prinzip hast du recht wie Unrecht.
Deutschland übertreibt das ein wenig, das ein Land mit der Bevölkerung sich selbst die andere tun Last, und die andere das tun sollen, eine Wohngemeinschaft wäre schon Längst Verträten auseinander gegangen und man hört das mache Länder Sauer sind.
Nur ist die Frage wie weit wir können nicht überall sein
US System Drohnen Einsatz wäre eine Möglichkeit weil in Mali haben sich Islamisten in der Wüste Versteckt, wie Taliban in den Bergen Verschwanden 2002
Aber man erlebt in Afg.- wie die Taliban wieder zu schlagen wo die US Truppen Breits zurückgezogen wurden
Normale sollte man Saudi-Arabien Bombardieren das den Salavisten das Geld ausgeht .Aber wie soll man vorgehen am besten Kämpfen zurückziehen bis die wieder aus den Verstecke auftauchen und neu bekämpfen , Praktisch unmöglich alles wieder abziehen und wieder hinschaffen .
Ein Islamitisches mal würde auf Algerien überschwappen.
Ich war gegen den Sturz Gaddafi , Mubarak eine Erkältung mit der Pest zu heilen schien mir als Flopp den haben wir erleben das alle Staaten Salavistisch werden .
Wir sollten nicht weiter abrüsten sondern wieder aufrüsten der Krieg schabt Bosnien über die Frage ist wann vielleicht auch den Kosovo und wir können nicht immer Papi holen (USA)
Und wir können auch nicht im Pazifik mit mischen wenn wir nicht unsere Haustür Sicherhalten können
@KeLaBe | 06. Februar 2013 – 0:21
Zitat: „Selbstverteidigung (auch mittels Hilfe Dritter) bedarf grundsätzlich keines spezifischen UN-Mandats. Es ist generelles Recht.“
Vollkommen richtig. Dieses Recht galt natürlich auch für den Einmarsch der Russen in Afghanistan.
Hinzuzufügen ist noch, dass Frankreich und nicht Deutschland von der Regierung Malis um Hilfe gebeten wurde. Das „generelle Recht“ stellt sich für Deutschland etwas anders dar. Deutschland wurde nur von der ECOWAS um Unterstützung gebeten. Sie ist nicht die Regierung des souveränen Malis.
@ Elahan: Zustimmung
Fraglich bleibt, welches Ziel vor Ort erreicht werden soll. Und unter welchen Kriterien man die Truppen wieder nach Hause holen will. Wie könnte die Zeitachse aussehen? Ich habe die Sorge, das alles wieder dilettantisches Rumgemurkse wird.
@ Stefan, KaLeBe
Selbstverteidigung (auch mittels Hilfe Dritter) bedarf grundsätzlich keines spezifischen UN-Mandats. Es ist generelles Recht.
In der deutschen Verfassung ist die rechtliche Hürde aber nochmal höher gelegt, was ja kein Widerspruch ist.
(Wobei man an der Stelle auch mal festhalten sollte, dass die derzeitige Übergangsregierung vor fast einem Jahr von den Putschisten ernannt wurde und die versprochenen Wahlen immer noch nicht stattfanden. Warum die auf bilateraler Ebene legitimierter sein sollte Unterstützung anzufordern, als andere Bevölkerungsgruppen, bleibt offen.)
Sehen Sie keinen (damaligen) Zusammenhang zwischen 9/11 und Afghanistan? Halten Sie eine Verbindung von islamistisch gesicherten Freiräumen und globalem Terrorismus für Paranoia?
Da stellt sich auch die Frage, wie stark diese Verbindung ist (was fördert den Takfirismus wie stark), und wie schwer die einzelnen Ursachen zu bekämpfen sind.
Das beseitigen von Rückzugsräumen ist dabei ein politisches Langzeitziel (durch das Unterstützen einer islamischer Zivilgesellschaft, die den Radikalen Paroli bieten kann). Das wird aber politisch so gar nicht angegangen. In Syrien nicht, in Afghanistan nicht, auch in Nordafrika nicht und in der Sahelzone ebenfalls nicht.
Stattdessen dient „Islamismus“ immer wieder als Vorwand für billigen militärischen Aktionismus. Und das ist gerade in Mali nicht anders.
@KeLaBe | 06. Februar 2013 – 0:08
Wenn man die Geschichte mit 9/11 am selben Datum beginnen läßt und nur die bewaffnete Seite betrachtet haben Sie recht! Wenn man die Rolle der USA und Pakistans außer Acht läßt.
Und genau das halte ich für falsch!
@Alarich
Für Mali gilt das selbe! Wenn man Kohlen aus dem Feuer holen muss, dann muss jemand vorher welche ins Feuer geschüttet haben! Schon mal aufgefallen, dass wir es sind, die für andere die Arbeit machen! Welchen Anteil hat DEU an den Situationen in den jeweiligen Ländern, zu den Zeitpunkten als die Konflikte begannen?
Ursachen müssen bekämpft werden keine Symptome!
P.S.: Was ist das für eine Regierung in Mali? Demokratisch gewählt? Legitimiert durch das Volk? Welche Ziele verfolgt diese Regierung im Norden von Mali?
Muss den eine Regierung demokratisch gewählt sein? Trifft das Volk wirklich die besseren Entscheidungen?
@Roman
Das, werte Leser, ist eine Diskussion, die wir hier nicht führen werden. Natürlich kann man über die Qualität demokratischer Entscheidungen heftig streiten. Wer gerne die Demokratie infrage stellen möchte, wird im Netz bestimmt passende Foren dafür finden.
@ TW.
Danke für den Hinweis. Ich wollte auch keine Diskussion über Demokratie ja/nein bzw. gut/schlecht anfangen. Es ist nur nervig bzw. sehr merkwürdig, das einige der Kommentatoren hier ständig die Legitimität der mailischen Regierung in Frage stellen. Es gibt in Mali eine Präsidenten, eine zugegebenermaßen schwache Regierung die beide zusammen die Macht innehaben. Weite Teile der Bevölkerung stellen das erstmal nicht in Frage. Wie die Malier nun zu dieser Rgierung gekommen sind, ist erstaml nachrangig. Ob dass der Hautpling Mumbumba ist, Prokonsul oder der Sieger aus dem Kreis der Gleichen: Egal. Er ist der Vertreter der mailischen Nation und damit unser erster Ansprechpartner.
@T. Wiegold
“ Wer gerne die Demokratie infrage stellen möchte, wird im Netz bestimmt passende Foren dafür finden.“
Diese ideologische Verengung halte ich für ein großes Problem der Diskussion in Deutschland. Hätte man diese Frage z.B. 2001 vor der Festlegung des ISAF-Auftrags offen diskutiert, wäre vielleicht manches in Afghanistan besser gelaufen. Ebenso hätte mancher schwarzafrikanische Bürgerkrieg vielleicht verhindert werden können, wenn man multiethnischen Gesellschaften nicht im naiven Glauben an Mehrheitsentscheidungen als politischem Allheilmittel westliche Vorbilder aufgezwungen hätte. Auch in Mali hat Demokratie, die die Herrschaft der ethnischen Mehrheit über die Minderheit festschreibt, schon einmal zum Bürgerkrieg geführt, und diese Konflikte werden nicht enden, solange man nicht andere Lösungen findet, wie etwa Autonomie.
Eine der Stärken der Demokratie war früher übrigens ihre Fähigkeit, sich in freier Diskussion ständig selbst zu korrigieren und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Durch die zunehmende Ausschaltung dieser Selbstkontrolle erstarrt auch die Diskussion zunehmend in nicht mehr hinterfragbaren Schlagworten, mit denen ein gescheiterter Einsatz nach dem anderen begründet wird.
@Pionier
Wie sieht eigentlich die Pioniertruppe den parallelen Einsatz einmal in mali und zum anderen in Afghanistan?
In mali 40 Pionierausbilder und in MES auch noch eine Pionier Schule?
Ist das langfristig durchhaltefähig?
pi
@T.W.
Zustimmung, die Demokratie sollte in diesem Blog nicht infrage gestellt werden!
Wenn wir unseren Einsatz über ein Mandat einer Regierung legitimieren, die nicht durch das Volk legitimiert ist, kann man das Mandat nach dem Verständnis mancher hinterfragen, genau das hat der Kreis mit dieser Denkweise bei der AFG Regierung beim Einmarsch der Russen gemacht! Auch wird von eben diesem Kreis der syrischen Regierung die Legitimität abgesprochen! Mir geht es nicht um die Qualität einer Regierung, sondern um die Legitimität eines Einsatzes, des Mandates, in einem anderen Land! Demnächst ruft uns Lukaschenka um vor unserer Türe gegen Terroristen in seinem Land zu kämpfen! Unsere Soldaten werden vermehrt zu Hilfspolizisten von Regierungen, welche ihre innerstaatliche Ordnung nicht aufrecht halten können! Was ist wenn uns Assad zur Hilfe ruft? Was ist wenn uns Mursi zur Hilfe ruft? Wer gibt uns ein legitimes Mandat, die UNO, oder irgend ein an die Macht geputschter Terrorist, Widerstandskämpfer, Aufständischer, Diktator ovm?
@Elahan
„…die Demokratie sollte in diesem Blog nicht infrage gestellt werden!“
Dann kann man die Diskussion auch ganz sein lassen. Solche politischen Auflagen für Diskussionen wurden übrigens einmal als Grund dafür identifiziert, warum autoritär regierte Staaten enorme Schwierigkeiten bei der Beurteilung der eigenen Sicherheitslage haben. Die Auflagen führten dazu, dass nur genehme Dinge weitergemeldet werden, weshalb die Führung keine angemessenen Entscheidungen treffen kann. In der Endphase der DDR führte das z.B. dazu, dass die Führung quasi blind agierte. Die Volksdemokratie durfte schliesslich nicht in Frage gestellt werden, und so durfte es eben auch bestimmte Probleme offiziell nicht geben.
Die Entscheidungsprozesse in der BRD leiden zunehmend an der gleichen Krankheit. Ich durfte z.B. persönlich häufig erleben, wie innerhalb der Bundeswehr im Afghanistan-Kontext Meldungen über bestimmte Entwicklungen in Nordafghanistan nicht weitergegeben wurden oder man den Inhalt entschärfte, weil sie politisch unpässlich waren.
@Orontes
Wenn die Demokratie hier nicht infrage gestellt werden soll, kann man die Diskussion auch ganz sein lassen?
Mir ist ja schon klar geworden, dass Sie so’n Gedöns wie Demokratie, Menschenrechte und diesen ganzen Kram für irgendwie unsinnig halten. Kaum sage ich, das dürfe nicht infrage gestellt werden, schreien Sie reflexartig auf, hier werde die Diskussion massiv begrenzt, und vergleichen das mit autoritären Staaten. Dass es ein Unterschied ist, ob Berichte aus Afghanistan aus politischen Gründen geglättet werden (was natürlich kritikwürdig ist) oder ob man Demokratie insgesamt infrage stellt, scheint Ihnen nicht vermittelbar.
Hören Sie endlich auf, Ihren vorgestrigen Maßstab als Maß aller Dinge zu nehmen, nur noch Ihre eigene Position als sakrosankt anzunehmen und alle anderen für Idioten zu halten. Es reicht.
@Orontes
Evtl schreiben wir von verschiedenen Dingen! Ich hatte nicht geschrieben, dass man die Demokratie nicht kritisieren darf! Ob das jedoch der richtige Blog ist um grundsätzlich verschiedene Regierungsformen zu diskutieren bezweifle ich!
Sie kritisieren doch eher die Regierung, Entscheidungsprozesse, Strukturen uvm.
Wenn sie die Demokratie infrage stellen sind sie m.E. hier falsch! Aber eben m.E.!
@Elahan
Ich bin hier in der Tat falsch.
@all
Zur Info: Bislang scheint nicht klar, wie das deutsche Role 2-Angebot für Mali konkret aussieht. Ich bemühe mich weiter um Details.
Auch, wenn ich mich unbeliebt mache: Ich empfinde die „Merkel-Doktrin“, das Ertüchtigen lokaler Staaten zur Hilfe in der Krisenregion, als den besseren Weg. Daher kann ich auch den von der Bundeswehr bereitgestellten Leistungsumfang durchaus akzeptieren, nur unterstützende Hilfe zu leisten. Zum Einen binden wir uns nicht auf Jahre einen Krisenherd ans Bein, über dessen Wert für Deutschlands Sicherheitsinteressen man vortrefflich streiten kann (was ich jetzt allerdings nicht vorhabe). Zum Anderen muss man Ursachen bekämpfen, und keine Symptome.
Die vielgepriesene französische Armee (der für das entschlossene Eingreifen durchaus mein Respekt gebührt) wird sich bereits nächsten Monat wieder aus Mali zurückziehen. Und dann? Glaubt irgendjemand, hier wurde eine dauerhafte Lösung des Problems erreicht? Nein, mit Kampftruppen können wir hier nichts gewinnen.
@Franz S.
Zustimmung! Nun, geht der robuste Polizeieinsatz in die zweite Runde:
Bamako/Paris – Die islamistischen Rebellen im Norden Malis leisten nach Angaben der französischen Regierung zunehmend Widerstand. Seitdem Soldaten in der Umgebung der befreiten Städte mit Patrouillen begonnen hätten, gebe es Zusammenstösse mit kampfbereiten islamisch-fundamentalistischen Dschihadisten-Gruppen. (Blick.ch)