Vögel statt Plattenbauten: Grünen-Umweltpolitiker will Bundeswehr-Übungsstadt stoppen
So soll Schnöggersburg einmal aussehen (Grafik mit freundlicher Genehmigung von Y- Das Magazin der Bundeswehr)
Das Projekt ist (mindestens) in Europa einmalig: Auf dem Truppenübungsplatz Altmark nördlich von Magdeburg baut die Bundeswehr die Übungsstadt Schnöggersburg – mit allen Elementen eines urbanen Ballungsraums wie Hochhaussiedlung mit Plattenbauten, U-Bahn, Fabrik- und Elendsviertel, ja sogar einem künstlichen Fluss. Das insgesamt mehr als sechs Quadratkilometer große Terrain für die Vorbereitung auf Einsätze im urbanen Umfeld stößt bislang schon vor allem bei Linken und Bundeswehrgegnern auf Kritik – nun aber auch bei einem Umweltpolitiker: Der grüne Landtagsabgeordnete Dietmar Weihrich aus Sachsen-Anhalt hat nach eigenen Angaben Ende vergangener Woche bei der EU-Kommission Beschwerde gegen Schnöggersburg eingelegt, weil mit dem Projekt wichtige Umweltschutzbestimmungen verletzt würden.
„Meine Triebfeder ist nicht, das Projekt zu verhindern“, sagte Weihrich am Montag im Gespräch mit Augen geradeaus! „Ich bin Umweltpolitiker, kein Verteidigungs- oder Friedenspolitiker“. Aber auch die Bundeswehr müsse die geltenden Vorschriften beachten: „Mir geht es erst mal darum, dass die Umweltschutzrichtlinien eingehalten werden.“
Ob die Bundeswehr mit ihrem Vorhaben tatsächlich gegen solche EU-Bestimmungen verstößt, ist eine komplizierte rechtliche Frage. Sowohl der Bund als auch das Land Sachsen-Anhalt räumen zwar ein, dass der Bau der Übungsstadt ein Eingriff in die Natur sei, sehen aber nicht zuletzt durch Ausgleichsmaßnahmen die Regelungen beachtet:
Das Bauvorhaben „Urbaner Ballungsraum“ stellt gemäß § 14 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) einen Eingriff in Natur und Landschaft dar. Dieser ist durch den Verursacher gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG auszugleichen oder zu ersetzen. Verursacher von Eingriffen in die Natur auf dem Truppenübungsplatz Altmark ist der Bund als Eigentümer der Liegenschaft.
Mit Beginn der ersten Planungsschritte wurde mit der Erstellung eines Landschafts- pflegerischer Begleitplanes (LBP) begonnen, in dem alle Auswirkungen des Vorhabens und die erforderlichen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege dargestellt wurden. Die Bewertung des Eingriffs und die Ermittlung des Umfangs von Kohärenzmaßnahmen erfolgte auf der Grundlage der Richtlinie über die Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen im Land Sachsen-Anhalt (Bewertungsmodell Sachsen-Anhalt). Die ermittelten erforderlichen Kompensationsmaßnahmen für das Bauvorhaben liegen schwerpunktmäßig in der Neuanlage und Reaktivierung von Heide-Lebensräumen, in der Schaffung anderer Offenland-Lebensräume und in der Entsiegelung von bebauten Bodenflächen auf dem Truppenübungsplatz Altmark.
Der erstellte LBP wurde durch die obere Naturschutzbehörde geprüft. Im Bescheid vom 26. Juli 2012, Az 204.1.3-21121/1-2012, wird ausgeführt, dass bei Umsetzung des vorgeschlagenen Maßnahmepaketes, unter Beachtung der erteilten Auflagen die Sicherung des Zusammenhangs des Netzes „NATURA 2000“ für den betroffenen Lebensraumtyp und die betroffenen Vogelarten gewährleistet ist. Neben dem LBP wurde eine Flora-Fauna-Habitat-Untersuchung (FFH) durchgeführt. Dabei wurde beachtet, dass sich das geplante Bauvorhaben innerhalb des FFH-Gebietes E 3535-301 „Colbitz- Letzlinger- Heide“ und im SPA-Gebiet DE 3635-401 „Vogelschutzgebiet Colbitz-Letzlinger Heide“ (Special Protection Areas = Europäisches Vogelschutzgebiet) befindet und damit Bestandteil des „europäischen ökologischen Netzes NATURA 2000“ ist.
Entsprechend Art. 6 Abs. 3 der FFH-Richtlinie i.V.m. § 34 BNatSchG wurde das Bauvorhaben auf Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines „NATURA 2000-Gebietes“ geprüft, ob es einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen das Gebiet erheblich beeinträchtigt. Im Ergebnis der Verträglichkeitsuntersuchungen zum FFH- und Vogelschutzgebiet wurde festgestellt, dass das geplante Vorhaben zu erheblichen Beeinträchtigungen von Erhaltungszielen des Schutzgebietes führen kann. Danach wäre das Vorhaben zunächst als unzulässig gemäß § 34 Abs. 2 BNatSchG einzustufen. Das Projekt wurde gemäß § 34 Abs. 3 BNatSchG im Zusammenhang mit den notwendigen Maßnahmen entsprechend des Europäischen Netzes NATURA 2000 zugelassen. Auf der Grundlage des Leitfadens des BMVg zur „Durchführung der FFH-Verträglichkeitsprüfung bei Infrastrukturvorhaben und beilandschaftsbezogenen Vorhaben der Bundeswehr“ vom Oktober 2008 wurden die erforderlichen Ausnahmeprüfungen durchgeführt und die entsprechenden Kohärenzmaßnahmen zur Sicherung des Zusammenhangs des Europäischen Netzes „NATURA 2000“ festgelegt. Der Bundesminister der Verteidigung hat mit Erlass vom 27. April 2012 die Ausnahmeprüfung gebilligt.
erklärte die Landesregierung in Magdeburg im November vergangenen Jahres auf eine Große Anfrage der Linkspartei.
„Ich stelle infrage, dass sich die Bundeswehr auf die Ausnahmen berufen kann“, hält der Grünen-Umweltpolitiker Weihrich dem entgegen. Seine Argumentation zielt darauf, dass in dem Gebiet kein Vogelschutzgebiet nach nationalem deutschen Recht bestehe, sondern ein faktisches Vogelschutzgebiet – dafür seien jedoch Ausnahmen nach der FFH-Richtlinie nicht zulässig, wie auch bereits der Europäische Gerichtshof geurteilt habe.
Nun kommen hier zwei ohnehin nicht einfache Rechtsgebiete zusammen – Umweltrecht und Europarecht. Ob und welche Auswirkungen Weihrichs Beschwerde in Brüssel haben wird, bleibt also vorerst ziemlich offen.
Jetzt mal dem Umweltaspekt beiseite gelegt.
Was mich ja stutzig macht, dass dieses Bauvorhaben gerade mal läppische 100 Millionen € kosten soll. Schaut euch mal die Grafik an, schaut euch die Elbphilarmonie, oder den Flughafen #BER an. Alles Projekte die Mehrere 100 Millionen € Mehr kosten als sie sollten.
Und nun will man mir erzählen das man ca. 500 Gebäude (davon Lagerhallen, Hochhäuser etc…) eine U-Bahn, einen künstlichen Fluss, Straßen, Stromleitungen, etc etc etc. für super günstige 100 Millionen € bauen kann?
HAHAHAHAHA….NEVER!
Wieder ein Projekt was warscheinlich 500 Millionen € kostet zum schluss.
Was kommt als nächstes? Ein seltener Frosch? Eine fast ausgestorbene Lausart oder bedrohter Hausstaub?
Dass die SED-Nachfolgepartei (aus Prinzip) dagegen ist, war ja zu erwarten.
Aber hier scheint mir doch der Umweltschutzgedanke vorgeschoben zu sein.
Es ist doch allgemein bekannt, dass Truppenübungsplätze ideale Naturschutzräume sind, betrachtet man die gelegentliche Nutzung und die vielen Brachflächen, die es so fast gar nicht mehr gibt.
@Chuck: Man wird sicherlich keine bezugsfertigen Niedrigenergiehäuser bauen, und auch die U-Bahn wird wohl kein kilometerlanges Netz im 5-Minuten Takt bedienen.
Es dürfte um Häuser im Rohbau gehen, Baracken und Straßen, die sicherlich nicht für 50 Jahre Schwerlastverkehr ausgelegt sein werden.
Natürlich wird das Projekt teurer werden als momentan veranschlagt, das liegt darin begründet, dass Kostensteigerungen nicht vorweg eingerechnet werden dürfen und grundsätzlich das günstigste Angebot den Zuschlag bekommt.
Aber ein Vergleich mit der Elbphilharmonie oder gar dem Chaos-Flughafen BER ist dennoch falsch.
Die nette dame von den Grünen sollte sich mal besser informieren.
Auf Übungsplätzen der BW werden Umweltschutzbestimmungen viel strenger umgesetzt als irgendwo sonst in diesem Land.
Zudem weisen alle Übungsplätze sowie ehemalige Übungsplätze eine höhere Artenvielfalt auf als staatliche oder private Forste, manche Tier und Pflanzenarten gibt es nur noch auf Truppenübungsplätzen. Die dame sollte als Naturschützerin froh über jeden Truppenübungsplatz in Deutschland sein.
my 5 cents
Mfg
@A.Fischer
Lesen hilft: Dietmar ist nicht typisch für einen weiblichen Vornamen.
Der Mann beruft sich auf eine EU-Richtlinie? Ich habe zwar im Unterricht meist eher geschlafen als aufgepasst, aber ich weiß noch, dass eine Richtlinie keine unmittelbare Rechtswirkung nach außen entfaltet. Sie muss erst durch den nationalen Gesetzgeber umgesetzt werden. Man kann sich demnach auch bei einer Klage oder Beschwerde nur als Auslegungshilfe (in Bezug auf die nationale Gesetzgebung) auf die Richtlinie berufen.
Es ist also entweder die Auslegung des Deutschen Gesetzes durch das BMVg bzw. den Bund zu beanstanden oder aber die Umsetzung der Richtlinie durch die nationale Gesetzgebung. In keinem dieser beiden Fälle ergibt das Vorgehen des Herrn Weihrich, sich bei der EU-Kommission zu beschweren, in meinen Augen besonders viel Sinn. Aber man korrigiere mich, wenn ich mich irren sollte.
@Chuck:
Ich nehme an, das die Gebäude im Prinzip nur Rohbauten sein werden. Wenn man den gesamten Innenausbau, die Verkabelung, Erschließung des Grundstücks, den Brandschutz etc. alles weglassen kann, dann spart man schon ziemlich viel Geld.
Ich hingegen verstehe nicht wozu wir das unbedingt brauchen, hatten wir nicht schon Bonnland?
Bonnland ist doch „nur“ ein kleines Dorf, keine Großstadt. und mit seinen deutschen Häusern nicht sehr realitätsnah. Elendsviertel und Hochhäuser passen da besser..
Ich war selbst eine Weile im GÜZ stationiert und kann die Umweltbedenken nicht nachvollziehen. Bei jeder Übung haben im Hintergrund Leute gearbeitet, die darauf geachtet haben das bestimmte Bereiche nicht überstrapaziert werden bzw. genügend Zeit zur Regeneration der Umwelt vorhanden ist (bevor wir da wieder alles platt gefahren haben… )
Man kann der Bundeswehr ja einiges vorwerfen, aber im Umweltschutz ist sie top.
Soweit ich weiß soll diese Übstadt im Norden gebaut werden. Freie, ungenutzte Fläche gibt es dort genug, von daher sollten kaum Waldstückchen darunter leiden.
Für die Vögel wird es wohl auch schlimmeres geben, als in verlassen Übgebäuden wettergeschützt ihre Nester bauen zu können.
Zu den Kosten; kennt einer grundlegende Kenndaten, zu dem Projekt, w.z.B. Bauvolumen in m³ oder m² viellicht sogar noch aufgegliedert in Anteile Wohnungsbauten, Gewerbebauten.
Dann ließe sich, die Kosten relatiev leicht nach BKI hochrechnen, mann hört halt beim Rohbau, bis auf Beleuchtung Sensorik und Überwachung auf.
Wobei sich Sensorik und Überwachung wohl äquivalent vom behördlichen Gefängnissbauten ableiten ließe.
Das ganze wäre zwar recht grob, viel anders werden es die Jungs im VM aber wohl auch nicht gemacht haben.
Und um die Grünen würde ich mir keine sorgen machen, die Region braucht Arbeitsplätzt dringender als Goldhamster, Probleme könnten hingegen fanatische ewig nicht ganz so gestrige sein, da sie ihren „Skandal“ wohl bis auf Bundesebene hochspielen könnten, was ich bei den Grünen nicht vermute.
Ich glaube hier geht es nicht unbedint um die Nutzungszeit, sondern um die Eingriffe während der Bauzeit.
Was jetzt dort passiert sieht mir doch eher wie das Alltagsgeschäft bei solchen großen Bauvorhaben aus. Trotz möglicher Ausnahmeregelungen kommt es immer zum Konflikt, wenn erhebliche Beeinträchtigungen festgestellt werden. Und wenn ich mir die Maßnahme so anschaue, dann handelt es sich um einen bedeutenden Eingriff. Vor allem während der Baumaßnahme, denn das ganze sieht mir schon nach einer etwas größeren Erdbaustelle aus. Und jeder der aus dem Fach kommt weiß, wie sich das auf die Landschaft auswirkt (auch wenn man aus dem ausführenden Gewerbe kommt ;)).
@T.Wiegold
Schuldig im sinne der Anklage.
Ändert aber nichts am Inhalt.
MfG A.Fischer
A.Fischer | 07. Januar 2013 – 15:36
Sie unterstellen in Ihrer Einlassung „Herr Weihrichs sollte sich besser informieren … „, das er in Unkenntnis handelt. Wie kommen Sie darauf?
Es geht hier um eine Rechtsfrage und Rechtsstellung zu der der EUGH schon einmal etwas gesagt hat … das hätten auch die Juristen des BMVg wissen können und müssen, meinen Sie nicht?
Dieses Schnöggersburg sieht ja schon beeindruckend aus. Sehe ich das richtig dass die da oben rechts im Foto sogar eine zerstörte Stadt simulieren wollen? Hoffentlich machen die verantwortlichen das dann auch richtig: Stadtgebiet voll aufbauen, dann für eine Woche Artillerie und Luftwaffe den scharfen Schuss üben lassen!
Das sind Nachzugefechte eines Hinterbänklers. Ich habe nach der Wende die Diskussionen in Magdeburg hautnah miterlebt. Der damalige MP, Höppner (Spitzname: Höppchen Teita), wollte den Übungsplatz unbedingt verhindern und aus der Gegend ein Tourismusgebiet machen. Gut, dass er gescheitert ist. Es war das Beste, was der Natur passieren konnte, dass die Bw den jahrzehntelangen Missbrauch und Raubbau der GSTD beseitigt hat. Hat sich der Herr mal informiert, wieviel Tonnen Explosivgeschosse und Schrott die Bw der GSTD hinterhergeräumt und was das bisher gekostet hat? Heute geht beides in der Altmark: Tourismus und Übungsplatz. Wie verbohrt muss man eigentlich sein, um das zu ignorieren?
An „Eingriffen in Landschaft und Natur“ ist die Übungsstadt unbedeutend im Vergleich zu dem, was derzeit unter Mitwirkung der Grünen durch Windkraftanlagen und Vernichtung von Wäldern für Leitungstrassen angerichtet wird. Es dürfte nicht um den vordergründig behaupteten Naturschutz gehen, sondern nur darum, etwas gegen die verhaßte Bundeswehr zu unternehmen. Dabei ist die Übungsstadt überhaupt erst erforderlich geworden, weil die Bundeswehr dank grüner Regierungsbeteiligung an Orten wie dem Kosovo und Afghanistan im Einsatz. Als ehemaliger Soldat nehme ich den Grünen diese Doppelmoral (erst die Armee in den Einsatz schicken und dann über sie schimpfen) übel.
@Heiko Kamann
Ich unterstelle hier dass sich ein Grünen-Politiker für den Schutz und die Erhaltung der Natur also Flora und Fauna einsetzt, das scheint hier aber nicht ausschlagebender Grund zu sein
Rechtsfrage und Rechtsstellung erscheint mir hier eher ein vorgeschobener Grund ein ungeliebtes militärisches Bauvorhaben zu torpedieren, denn praktische Gründe bezüglich des Umwelt und Naturschutzessind nicht angeführt. Sonst würde er sich nicht auf kryptisches Rechtsdeutsch beziehen sondern könnte sich auf eine reale Gefärdungen für bestimmte Arten oder ähnliches beziehen.
Gibt es bei diesem Projekt Einlassungen seitens der BW, wie stark das Übungsgelände ausgelastet werden soll? Ist vorgesehen diese Einrichtung auch EU und Nato-Partnern zur Verfügung zu stellen?
Wenn das Europaweit einmalig ist, dann können sie sich leicht ausrechnen, dass NATO-Partner auch mal vorsichtig anklopfen werden. Ungefähr vergleichbar mit dem TrÜbPl BERGEN, der auch recht häufig von befreundeten Nationen für ihre Großgeräte „gebucht“ wird.
Werden Umweltrichtlinien verletzt, so muss man das Konzept nachbessern – auch die Bw baut nicht am Gesetz vorbei. Verhindern wird diese Aktion den Bau aber nicht und das wäre auch fatal – der Ansatz dahinter ist nämlich ausbildungstechnisch top und ein Schritt in die richtige Richtung.
Schon Bonnland wurde zu meiner Zeit dort intensiv von internationalen Besuchern und auch von der Polizei genutzt. Einrichtugen wie die geplante gibt es international nicht allzuviele, und das Interesse dürfte groß sein.
@Orontes:
Auch CDU/FDP hätte die Bundeswehr in die genannten Einsätze geschickt. Oder glauben Sie das Frau Merkel den Amerikanern Solidarität verweigert hätte?
@Schnöggersburg:
Ein tolle Sache, und sicher auch im finanziellen Rahmen. Wenn man das denn überhaupt von Projekten sagen kann die durch die öffentliche Hand geschaffen werden…
Wenn man das Bild betrachtet stellt man fest das die BW da anscheinend wirklich grenzenlose Übungsmöglichkeiten bekommt, und das nicht nur für den urbanen Kampf, auch wenn gerade dieser Aspekt immer wieder extrem betont wird.
Ich hoffe nur für die Region das auch Ortsnahe Unternehmen von diesem Projekt profitieren.
Grüße,
ht_
Bin ich der einzige, der bei Innenstadt, kurzer U-Bahn, Fluss und Hochhäusern an Berlin denkt?
Ja.
@smilee
Meinen Sie, man könnte sich Schnöggersburg sparen und einfach Neukölln nutzen?
Ich kann mir in der Tat vorstellen, dass dort die Umweltauflagen weniger restriktiv sind.
@smilee
Wahrscheinlich schon. Berlin ist wohl kaum die einzige Stadt der Welt mit Innenstadt, U-Bahn, Fluss und Hochhaeusern. Tatsaechlich hat sowas (fast) jede Grosstadt der Welt, von Berlin bis Shanghai.
Und welche Weltstadt mit U-Bahn ist ein mögliches Einsatzgebiet der Bw?
Waren die Einsatzgebiete bisher nicht eher unterentwickelte und weniger urbane Gegenden?
@Elahan
Die militärische Diskussion nimmt allgemein an, das Städte künftig eine wichtigere Rolle spielen werden. Böse Zungen würden behaupten, dass der Verweis auf Neukölln in dem Zusammenhang gar nicht so weit weg ist von dem, was langfristig den Einsatz von Streitkräften erfordern könnte. Die Franzosen sprechen recht offen über solche Szenare im Inland.
Ist doch besser man bereitet sich auf alles vor. Und Einsätze in Großstädten mit Hochhäusern, Elendsvierteln / Slums und evtl auch Ubahnen sind wahrscheinlicher als solche in afghanischen und kosovarischen Dörfern…
Unterentwickelt und urban muss sich ja nicht ausschließen.
Vermutlich hätte man das auch billiger haben können, wenn die Bundeswehr sich vor 20 Jahren eine eine der ehemaligen Sowjet-Kasernen gesichert hätte. Etwa die in Mahlwinkel (auch 6km² groß, auch mit Plattenbauten). Die hält jetzt allerdings u.a. als zivile Panzerfahrschule und Woodland-Spielfeld her.
„By the 2030s, five of the world’s eight billion people will live in cities. Fully two billion of them will inhabit the great urban slums of the Middle East, Africa, and Asia. Moreover, while at present half of the world’s poorest 10% live in Asia, that share will decrease to one fifth, while Africa’s will rise from one–third to two–thirds.
Most mega-cities and cities will lie along the coast or in littoral environments. With so much of the world’s population crammed into dense urban areas and their
immediate surroundings, future joint force commanders will be unable to evade operations in urban terrain. The world’s cities with their teeming populations and slums
will be places of immense confusion and complexity, physically as well as culturally. They also will provide prime locations for diseases and the population density
for pandemics to spread. By the 2030s, five of the world’s eight billion
people will live in cities. Fully two billion of them will inhabit the great urban slums of the Middle East, Africa, and Asia. Moreover, while at present half of the world’s
poorest 10% live in Asia, that share will decrease to one fifth, while Africa’s will rise from one–third to two–thirds.
Most mega-cities and cities will lie along the coast or in littoral environments. With so much of the world’s population crammed into dense urban areas and their
immediate surroundings, future joint force commanders will be unable to evade operations in urban terrain. The world’s cities with their teeming populations and slums
will be places of immense confusion and complexity, physically as well as culturally. They also will provide prime locations for diseases and the population density
for pandemics to spread.“
Quelle http://www.jfcom.mil/newslink/storyarchive/2008/JOE2008.pdf
Joint Operating Environment (Former) Joint Futures Group, (Former) US Joint Forces Command, 2008, S 40 Urbanization
Fehlt also nur noch das Meer ;-), alles andere scheint Schnöggersburg ja zu haben…
A.Fischer | 07. Januar 2013 – 18:50
Lesen Sie den Artikel besser noch einmal; nur weil Sie es nicht verstehen, ist es noch lange nicht kryptisch und Unterstellungen bringen gar nichts.
Hoyerswerda würde sich doch anbieten. Feindselige Eingeborene wären inklusive, und architektonisch kann es durch so ein bißchen Häuserkampf definitiv auch nicht mehr schlimmer werden.
WENN (!!!) die Übungsstadt kommt, Hut ab.
Pate steht die französische Version im CENZUB in Sisonne. Eine 5000 „Einwohner“-Stadt mit allem Pipapo. Inklusive OpFor Btl mit amx leclerc und
auchn Fluss.
Videos dazu gibt’s bei youtube usw.
Bon nuit!
Stimmt, eine franz. Stadt kommt dem nahe! Warum dann nicht gleich dort?
Wenn „pooling and sharing“ Sinn macht, dann in der Ausbildung und bei Übungen, zu dem wir ja nach Aussage des IBuK eh nur im Bündnis kämpfen!
Wie viele Kräfte haben wir denn, welche für einen derartigen Einsatz in Frage kommen könnten?
Warum nur eine Stadt, wenn eine ganze Region zur Verfügung steht?
Und das zum Schnäppchenpreis!
http://ukrainetrek.com/pripyat-city
Ja, es wird große Städte geben mit hoher Kriminalität (São Paulo, Rio de Janeiro, MexicoCity, LA, NY! Moskau, Neapel uvm) aber was hat das mit der Bw zu tun?
http://www.mycitytrip.com/reisemagazin/die-gefaehrlichsten-grossstaedte-der-welt.25.htm
Welche Gefahr geht von diesen Städten für die BRD und deren Bündnispartner aus?
Mit einem solchen Projekt hätte ich echt nicht gerechnet. Wow.
Über den hohen Nutzwert braucht man wohl kaum diskutieren, wobei ich immer auch ein Freund bin, auch dezentral wenigstens grundsätzliche Übungsmöglichkeiten bereit zu stellen.
Anstatt über einen Grünen zu schimpfen könnte man das Argument auch einfach drehen. Dort wo die Bundeswehr (und auch andere Heere) übt, finden sich sehr oft seltene Tier- und Pflanzenarten, die andernorts keinen Platz hätten. Bei uns in der Lüneburger Heide wird allmählich wieder der Wolf heimisch. Ich persönlich finde das grundsätzlich sehr gut, wohlgemerkt grundsätzlich. Dies ist nur möglich, weil wir hier extrem große Sperrflächen haben, wie die Übungsplätze Bergen und Munster Nord/Süd oder den Testschießplatz von Rheinmetall.
Allerdings geht es in diesem Fall wohl um eine juristische Frage und das ist viel schlimmer :)) Denn die Brüder mit der Robe sind völlig unberechenbar. ^^
Evtl. könnten sich die in Schnöggersburg übenden Verbände der Bundeswehr auch alternative Fähigkeiten erarbeiten:
Beringung von Zugvögeln, Begleitung und Schutz von Teichmolchen während der Laichzeit, Auswilderung von Luchsen, Beschneidung von Kiefern.
Damit könnte sich Deutschland im NATO-Rahmen nützlich machen, wenn man lieber nicht mit Feuerwaffen, Sprengstoff und anderen garstigen Dingen hantieren möchte. Und die Zustimmung der Grünen hätte man obendrein.
@all:
ist ein bisschen OT: VN-Ausbildungszentrum in Wildflecken: realitätsnahe Übungen sind möglich und der ganze gehärtete Fuhrpark steht auch in ausreichender Menge zur Verfügung, zuzüglich bei Bedarf einige hundert Rollenspieler.
Wird auch von NATO-Partnern genutzt, Ich habe im Sommer am Ende eines Lehrganges mitbekommen wie gerade eine holländische Brigade dort aufgeschlagen ist.
Also wird mit Schnöggersburg nicht unbedingt das Rad neu erfunden, aber Hochhäuser und U-Bahn, das hatten wir bis jetzt noch nicht.
„Semper paratus“, da wir nicht wissen was die Zukunft uns an Konflikten bringen wird.
@chickenhawk
Vielleicht kann man den Grünen mit Verweisen auf Artenvielfalt beikommen und darauf hinweisen, dass auf dem Übungsplatz demnächst Leoparden und Marder sowie Pumas und Tiger unterwegs sein werden.
@Elahan:
Um wieder ernst zu werden: Die Bundeswehr war 2006 z.B. in der Drittwelt-Großstadt Kinshasa eingesetzt. Soenke Marahrens hatte ja schon auf eine der vielen Studien hingewiesen, die es als wahrscheinlich erscheinen lassen, dass Städte bei künftigen Einsätzen eine wichtigere Rolle spielen werden. In Städten kommt die technologische Überlegenheit, die sogar die Bundeswehr über Drittweltgegner besitzt, zudem nur bedingt zum Tragen, so daß solcher Feind die Konfrontation schon deshalb in Städten suchen wird. Es ist daher sehr sinnvoll, die eigenen Kräfte darauf vorzubereiten, und Bonnland ist eben nur ein altes fränkisches Dorf und nicht Kinshasa.
„Immer bereit“ oder besser „mehr breit“ oder Breite vor Tiefe.
Wer überall stark sein will, ist überall schwach! (Moltke)
Wer sparen will, sollte sich auf seine Kernaufgabe konzentrieren und das ist und bleibt die Verteidigung (auch im Bündnis) vor einem Angreifer!
Hier geht es nach dem Motto, nach AFG haben wir nichts mehr zu tun, dann suchen wir uns wenigstens Arbeit!
Das Geld reicht uns im Moment nicht um die laufende Reform und Einsätze (Mun für Patriot, Helis, Transporter, Dienstreisen, Betreuung, Wachfrei, FWDL, Krankenfahrten, Aufklärung, Ausbildung, Offz-Schulen, Flugstunden, KvD, uvm) zu bezahlen und dann basteln wir uns noch eine Stadt, obwohl wir die unserer Partner nutzen könnten!
Was ist der hohe Nutzwert dieser Anlage? Wer soll da was Üben, was man nich in anderen Übungsgebieten üben kann? Für welches Szenario?
Ich glaub ja nicht, dass außer der Partei Die Linke jemand dagegen hat, dass die Soldaten der Bundeswehr gut ausgebildet werden. Auch und gerade für die doch sehr anspruchsvollen urbanen Umgebungen. (Und auch die Grünen in Sachsen-Anhalt beziehen da ja auch eindeutig Position.) Ob man sich nicht gerade hier besser mit anderen Nationen zusammen getan hätte bleibt offen.
Was beim Aufbau von Schnöggersburg aber auffällt, ist dass es doch sehr … kleinstädtisch deutsch rüberkommt. Das „Elendsviertel“ wirkt seltsam abgelegen angeflanscht, so als wollte man vor allem den Eindruck einer Interventionsarmee vermeiden, aber trotzdem auch für der Einsatzarmee die wahrscheinliche Umgebung vorhalten.
Typische Metropolenstrukturen fehlen:
– Der City-Block (Beispiel Mexico City).
– Die zusammengewachsene, mehrstöckige Innenstadt (Beispiel Bagdad).
– Die für Fahrzeuge schwer zugängliche, wild wuchernd mehrstöckige Favela (Beispiel Rio).
In Schnöggersburg scheint man vergleichsweise gut mit dem gepanzerten Fahrzeug überall hinzukommen. (Kann aber natürlich auch sein, dass das nur am Maßstab und dem planerisch-übersichtlichen Design liegt.)
@Elahan:
Aber was ist „die Verteidigung“ in 2013??
Man muss sicher nicht dem AFG-Muster folgen, aber auch die klassischen Ansätze sind wohl weder zweckmäßig noch realistisch.
Klassische FlaRak und PzDiv helfen uns gegen was?
Und auch das Grundgesetz gibt nicht vor dass wir ewig an einer solchen Art von Verteidigung festhalten.
Erwarte das Unerwartete.
Balkan war ja auch so rural, wie man an einem bekannten Spiegel-TV-Video sehen kann, bei der eine ganze deutsche Kolonne einen Lada mit zwei Serben in Prizren, ähem, an der Weiterfahrt hindert.
@J.R.
Wenn ich mir die Grafik so ansehe, komme ich eher zu einem anderen Schluß: es geht nicht darum, eine möglichst zusammenhängende Stadt in ihrer Gesamtheit zu schaffen, sondern eher mehrere typische Stadtgebiete darzustellen, die etwas voneinander abgesetzt sind, damit sie parallel beübt werden können, ohne dass sich die Üb-Truppenteile in die Quere kommen.
@Memoria
Es geht mir nicht um das Festhalten, sondern um die Finanzierbarkeit und Sinnhaftigkeit!
Wer glaubt er benötigt urbane Trainingsmöglichkeiten, kann dies bei unseren Partnern günstig und effektiv bekommen!
Wenn ich sehe, dass uns für die Mannschaften und Mun das Geld fehlt, ist für mich Verteidigung das was gewährleistet sein muss! Wenn mal mehr möglich sein sollte, kann man sich auch über Luxus und Aben-Teuer unterhalten!
@ Elahan, @ Memoria
Ich denke wir konzentrieren uns bei der Bewertung zu sehr auf die Innenansicht der Bundeswehr. Dabei werden die Beschaffungsentscheidungen fast immer von externen Argumenten letztendlich entschieden.
Rüstungs- , Beschaffungs- und Stationierungspolitik ist in Deutschland immer nationale Subventionspolitik ohne Vetorecht aus Brüssel.
Also gilt es die alte Frage zu beantworten: „Wem nützt es ? “
Zunächst mal der lokalen oder auch der überregionalen Bauindustrie. Ein Bauvorhaben mit mindestens 100 Mio Euro sichert Arbeitsplätze im Bau- und Ausbaugewerbe. Damit bringt es Wohlstand in die Region. Der grundgesetzliche Auftrag zur Angleichung der Lebensbedingungen innerhalb Deutschland wird erfüllt. Also die amtierende Landesregierung von Sachsen-Anhalt, der zuständige Landrat, die zuständigen Bundes- und Landtagsabgeordneten profitieren davon, denn deren Position, event. auch deren Wiederwahl wird unterstützt. Auch die Bundesregierung profitiert davon, denn Wähler mit beruflicher Perspektive sind dankbare Wähler.
Die gleichen Argumente gelten übrigens auch für viele Entscheidungen der jetzigen Bw-Reform, wie z.B. die Entscheidung die CH-53 von Rheine nach Holzdorf zu verlegen.
Also halten wir fest, es profitieren die lokale Bevölkerung und deren politische Repräsentanten. Dies ist ähnlich wie bei den Rüstungsentscheidungen zu Tiger, NH-90, A400M für sich alleine schon Grund genug die Investition zu tätigen.
Ähnlich wie bei neuen Waffensystemen gilt auch bei der Investition in Infrastruktur, die Soldaten, die Bw bekommt das, was hinten rauskommt, egal wie gut oder schlecht oder zweckdienlich das Ergebnis sein mag.
Wichtig ist in erster Linie die Förderung der Regionalstruktur. Man darf nicht verkennen, dass Deutschland eine schrumpfende Bevölkerung hat und mittels Stationierungsentscheidungen Bevölkerungsanteile von West nach Ost verlegt werden sollen, um diesen Prozess, insbesondere für manche Gebiete in Ostdeutschland zu verlangsamen, zu dämpfen.
@Georg
Bei dem Volumen muss Europaweit ausgeschrieben werden da wird nur wenig in der Region hängen bleiben im ungünstigsten Fall wandert es sogar aus D raus.
@Hans
Bonnland ist tatsächlich kein „Kunstdorf“, sondern war eine richtige Siedlung mit echten Menschen bis die Nazis es ab 1937 räumen ließen und nur noch militärisch nutzten.
Vgl.:
de.wikipedia.org/wiki/Bonnland
@Reservist
Das meine ich ja: Die Kriege werden nicht mehr in Dörfern Stand 19./ frühes 20. Jahrhundert stattfinden. Ein Neubau ist daher geboten.
@all:
Wenn Stullenstadt in Europa / weltweit einmalig ist, wohin sollen wir ausweichen?
Auch das GÜZ ist voll ausgebucht, auch von Partnernationen. Da ist es doch einfacher, billiger und besser für die Region das neu zu bauen.
Was allerdings noch möglich sein wäre: Die USA ziehen die Truppen ab, in DEU vor allem 2 der 3 Kampfbrigaden. Inwiefern kann die BW hier Übungsplätze, v.a. Hohenfels übernehmen oder zumindest mitnutzen?
@Hans
Da wir derartige Einsätze nur im Verbund mit EU/NATO Staaten üben, kommt immer der eine zum anderen und auch das muss geübt werden!
Ausbildung ist die einfachste Form der Lastenverteilung und Kampfwertsteigerung in Europa! Demnächst werden wir uns evtl nicht einmal mehr Offizierschulen leisten können und schließen Standorte weil uns 50 Mio fehlen! Wenn das Militär mit Verlegungen zu Übungen in Europa ein Problem hat, dann steht es nicht gut um unsere Verteidigung.
Den Vergleich mit den USA und Russland möchte ich gar nicht anstellen!
Doch wenn das der Grund ist, dann nutzt man doch gleich die Liegenschaften der Briten bei Munster und verlegt den Rest des Heeres/Bw doch ganz nach Norddeutschland!
Oder am besten wir bauen diese Stadt Schnagselburg und die Bw zieht mit Sack und Pack dort hin, für die Lw genügt bald ein Flugplatz und die Marine ist ja schon in unmittelbarer Nähe! Betreuung und Fürsorge ist gewährleistet, kurze Wege und man bleibt unter sich!
Da auch dies ein Großvorhaben ist, schreiben wir über ein ungelegtes Ei und so wie wir in der BRD aufgestellt sind, wird uns auch dafür das Geld knapp und das Projekt über Generationen gestreckt werden.
Der (Aus)bau der britischen Anlagen für Orts- und Häuserkampf in der Senne zieht sich auch schon sehr lange. Solche Verfahren können sehr lange dauern.
@ elahan … die allgemeine versorgungslage der russischen truppen ist ihnen aber bekannt oder ? mannschafter sein, macht da keinen spass.
Desaster bei öffentlichen Großprojekten – Wie die Politik die Bürger täuscht
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/grossprojekte-der-politik-warum-ber-s21-und-co-so-teuer-werden-a-876311.html
Dies gilt wohl auch für die gesamte Neuausrichtung der Bw wie auch für das Projekt der Übungsstadt!