Deutschland schickt zwei Transall für ECOWAS nach Mali
Transall-Flugzeuge der Luftwaffe, hier beim Lufttransportgeschwader 62 (Foto: Bundeswehr/Mandt via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Deutschland wird zwei Transall-Transportflugzeuge der Luftwaffe bereit stellen, um Truppen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS zu ihrem Einsatz nach Mali zu bringen. Die Maschinen sollten nach derzeitiger Planung ausschließlich in die malische Hauptstadt Bamako und nicht in mögliche Kampfzonen fliegen, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière am Mittwoch in Berlin. Eine logistische Unterstützung der französischen Truppen im Mali-Einsatz ist nicht geplant.
Mit der jetzt beschlossenen Transporthilfe sei vorerst auch kein Mandat des Bundestages erforderlich, sagte der Verteidigungsminister. Bei einer geplanten deutschen Beteiligung an einer geplanten EU-Ausbildungsmission für malische Soldaten werde aber eine Bundestagsbeteiligung absehbar.
Mit der Entscheidung reagierte die Bundesregierung auf Anfragen von ECOWAS, die in den nächsten Tagen mehrere tausend Soldaten nach Mali verlegen möchte. Im Unterschied zu den Franzosen, die bereits mehrere Unterstützungszusagen anderer Länder hätten, gebe es bislang keine solchen Zusagen für die Afrikaner, sagte de Maizière. Auch eine Anfrage der Franzosen nach Unterstützung habe sich sowohl auf die französischen Truppen selbst als auch auf die ECOWAS-Einheiten bezogen.
Nach Angaben von Außenminister Guido Westerwelle will Deutschland zudem seine humanitäre Hilfe für Mali um eine Million Euro aufstoken.
Das kurze Pressestatement der beiden Minister hier zum Nachhören:
Nachtrag: Das Verteidigungsministerium hat ein Transkript der Eingangserklärung von de Maizière erstellt:
Deutschland wird sich mit logistischer Unterstützung angesichts der Lage beteiligen.
Diese logistische Unterstützung besteht aus der Zurverfügungstellung von Transportmaschinen des Types Transall, und zwar 2 solcher Flugzeuge. Die Hilfe richtet sich an die ECOWAS-Staaten. Wir sind bereit, Truppen der ECOWAS nach Mali zu verbringen, und zwar nach Bamako. Diese Maßnahme kann unverzüglich beginnen nach der Klärung einiger technischer Fragen vor Ort.
Das wird die Bundeskanzlerin auch dem Präsidenten der Elfenbeinküste in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der ECOWAS-Staaten mitteilen.
Es handelt sich bei dieser Maßnahme um eine Maßnahme unterhalb der Schwelle eines Einsatzes, der ein Mandat und eine Mandatpflicht gegenüber dem Deutschen Bundestag auslöst. Diese Frage haben wir umfangreich erörtert und im Parlament, ich selbst auch mit den Fraktionsvorsitzenden und den Obleuten umfangreich erörtert.
Ich füge hinzu: Wenn sich die Lage ändert, in Bamako oder durch andere Umstände, dann werden wir unverzüglich nicht nur konsultieren, sondern dann erforderlichenfalls auch ein Mandat anstreben.
Für den Fall, dass wir uns an einer Ausbildungsmission beteiligen, wird diese Ausbildungsmission auch mandatspflichtig sein und dann können auch alle weiteren Fragen rund um das Thema Lufttransport erörtert werden.
Frankreich wird von dieser deutschen Entscheidung ebenfalls unterrichtet. Wir glauben, dass wirdamit einen angemessenen vergleichbaren und sinnvollen, auch neuen Beitrag angesichts dieses Konfliktes leisten.
Nachtrag 2: Die Ministerworte scheinen in den Koalitionsfraktionen etwas anders verstanden zu werden:
Die Bundeswehr unterstützt Frankreich im Kampf gegen die islamistischen Terroristen in Mali mit zwei Transall-Transportflugzeugen. Dazu erklärt der stellvertretende verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag Henning Otte:
Ich begrüße die schnelle und unkomplizierte logistische Unterstützung der französischen Streitkräfte durch die Bundesregierung. Wir werden unserem Bündnispartner Frankreich solidatisch [sic] zur Seite stehen. Die islamistischen Rebellen in Mali gefährden auch die europäische Sicherheit.
Und ich dachte, die Unterstützung gilt den ECOWAS-Truppen und gerade nicht den französischen Streitkräften?
Nachtrag 3: Aus Sicht der SPD-Opposition ist sehr wohl ein Bundestagsmandat für diesen Einsatz erforderlich, wie ihr verteidigungspolitischer Sprecher Rainer Arnold erklärte:
Und noch mal Mali: Jetzt ist klar, die Bundeswehr wird dort mit zwei Transall Transportmaschinen bei Einfliegen der afrikanischen Truppen helfen. Für diese Unterstützung ist aber ein Mandat des Bundestages nötig – und der Verteidigungsminister liegt falsch, wenn er etwas anderes behauptet. Schließlich hat auch das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil zu AWACS-Flugzeugen in der Türkei schon festgestellt, das Parlament müsse immer dann zustimmen, wenn deutsche Soldaten Teil einer bewaffneten Mission der Staatengemeinschaft seien.
WOW, das dafür noch Kapazitäten frei waren…Respekt
Was lange währt…?
Nur wann es dann los geht, ist immer noch nicht klar.
Im Vergleich (da unser Beitrag laut TdM vergleichbar ist):
Die Belgier haben ab heute 2 C-130 im Land.
Der Entscheidungsfindungsprozess war – wiedermal – chaotisch und reaktiv.
„Wir schicken mal zwei Transall runter“. Wieder einmal ein Auftrag, bei dem die Truppe in eine heiße Zone geschickt wird, ohne den sich daraus entwickelnden Umfang wirklich zu kennen. Einsatz nur in der nicht-umkämpften Hauptstadt…. aber wie lange bleibt das so? Wie groß ist der tatsächliche Umfang, denn es wird sicher auch Bodenpersonal und eine Sicherungskomponente verlegt? Darüber schweigt die Bundesregierung. Das ganze in einem Land, in dem jede der beteiligten Gruppen ihr eigenes Süppchen kocht. Militär, das putchst und selbst an die Macht strebt, eine Regierung ohne wahre Herrschaft über das Land, Islamistische Tuareg, die mit starken Kräften derzeit aus den umliegenden Ländern nach Mali getrieben werden, Franzosen, die eine ihrer Hauptbezugsquellen für Uran sichern wollen und die afrikanische Staaten, denen es wohl vor allem um die Sicherheit der eigenen Länder geht.
Und nun eben auch noch deutsche Transall, die offiziell nur Truppen vom Ausland in die Hauptstadt bringen sollen, aber sehr wahrscheinlich bald auch Einsätze im Kampfgebiet fliegen werden.
Hier ist ein klares Bundestagsmandat erforderlich, um unseren Soldaten zumindest eine Rechtsicherheit zu geben.
Für wie blöd hält die Politik eigentlich die Bevölkerung? Da sollen mal eben ein paar Soldaten in Afrika transportiert werden und dann schickt Deutschland zwei altersschwache Transall? Mal abgesehen von Kosten- da fliegen ja sicherlich ein ganzes „Luftwaffenfeldregiment“ mit einem Oberst an der Spitze mit Vorkommando, Hauptkontingent und Instandsetzung (ganz wichtig!!) + PR für die die armseligen Maschinen ein, die dann auch noch regelmässig ausgetauscht werden müssen- ein Auftrag an eine x-beliebige Lufttransportgesellschaft hätte schneller, flexibler und effizienter ohne Tam-Tam sein Ziel erreicht. Aber da ist dann kein Hoheitszeichen dran und man kann behaupten: Wir machen mit!
Was für ein Potemkinsches Dorf!
Huch, da habe ich gestern ja um 100 % falsch gelegen: 2 statt 1 Trall. Hübsch auch, dass wir von vornherein den Verbündeten sagen, was nicht geht (Armleuchter WW). Also wollen wir mal hoffen, dass die Jungs nicht auf der falschen Sandpiste landen. Wo kämen wir da hin?
Guido Westerwelle: Nach der Operation Pegasus ist der Bundesrepublik Deutschland nun der nächste Coup gelungen! Mein Dank gilt allen, die unter strengster Geheimhaltung diese hochkomplexe, fordernde Aufgabe zügig gemeistert haben. Deutschland hat sich wieder einmal als starker, hochflexibler und verlässlicher Bündnispartner präsentiert. Frankreich hat sich bereits bei uns für diese grosszügige Geste bedankt.
[Da fehlen doch die Ironie-Tags… Aber im Ernst: ein Pseudonym wie „tagesschau“ ist ein bisschen sehr platt. Vielleicht doch lieber was Sinnvolleres wählen. T.W.]
@ murgpirat. me knows, differenzieren ist schwierig, aber tuareg =! islamisten. die indigenen wüstnebewohner haben bei arabischstämmigen Muslimen einen schlechten leumund für die sehr volkstümlich lokale auslegung des islam, die sich auch fundamental von den strengen aufassungen der üblichen terrortouristen mit wahabi background unterscheidet.
auf seiten der tuareg ärgert man sich bereits über die laus, die man sich da selbst in den pelz gesetzt hat.
@markus d.Ä.:
Daher gibt es hier auch weiterhin „Kooperationsangebote“:
„On Wednesday, an official of the separatist Tuareg organisation, the MNLA, in northern Mali, said the group was ready to join the fight against their former allies, the Islamist militants.
Speaking to the BBC, Moussa Ag Assarid, did not go as far as saying the MNLA would fight alongside French forces but said his group was against al-Qaeda and terrorism.“
Ob man dies ernst nimmt und Gespräche führt? Könnte kriegsentscheidend sein.
Nicht nur kriegsentscheidend, wenn man die Leute dann auch ernst nimmt und sie nicht wieder von Bamako aus regiert werden lässt könnte ein CA durchaus Erfolg haben. Nation Building at it’s finest.
Immer wieder spannend, wenn Deutschland als stärkste Wirtschaftsmacht Europas in sicherheitspolitische Konflikte „eingreift“. Traurig, dass die Politik sich auch noch selbst feiert, während die Menschen in Mali unter der Herrschaft von Islamistischen Fundamentalisten leiden und sterben…
Mich hat es aber erstaunt, dass unsere Regierung nicht die Landtagswahlen in NDS abgewartet hat… :D
Besser als nichts aber auch nicht mehr.
Bare minimum eben. Kennt man ja.
Empfehle aus gegebenem anlass auch noch mal die lektüre der auftragsbeschreibung eu battle group.
Und damit stecken wir mit drin in der Sch…..
In Algerien sind gerade auf einem British Petrolium Ölfeld 41 Geiseln, darunter auch mehrere Ausländer, genommen worden. Täter sind wohl Freunde der AQIM Leute die die Franzosen gerade in Nordmali bombardieren. (AQIM hat sich ja ohnehin in den letzten Jahren mehr mit Geiselnahmen und Lösegeld kassieren als mit „Terrorismus“ hervorgetan.)
Algerien wird jetzt bedauern das es den Franzosen gestern Überflugrechte eingeräumt hat.
Wann und nach welchem Ereignis wird Deutschland bedauern sich in den Bürgerkrieg in Mali eingemischt zu haben?
@b:
„AQIM hat sich ja ohnehin in den letzten Jahren mehr mit Geiselnahmen und Lösegeld kassieren als mit “Terrorismus” hervorgetan.““
Da AQIM Geiselnahmen auch zur Freipressung von Gesinnungsgenossen nutzt (auch mit deutschen Geiseln) und die Lösegelder für andere „Aktivitäten“ verwendet (Beschaffung von Waffen und Material), sind auch diese Geiselnahmen – nach meinem Verständnis – als Terrorismus zu verstehen.
Am Anfang von AQIM standen bereits deutsche Lösegeldzahlungen.
@b Fragen sie doch mal die hinterbliebenen des amerikanischen konsuls in benghasi was die von ihrer aqim einschätzung halten
@b: Was ist mit den hunderten von algerischen Soldaten und Polizisten, die in den letzten Jahren durch AQIM getötet wurden?
@wacaffe: Benghazi war nicht AQMI.
Nach dem Gespräch mit dem ECOWAS-Präsidenten vertrat die Bundeskanzlerin die Meinung, dass die Lage in Mali auch die deutsche Sicherheit gefährde und man unter sehr hohem Zeitdruck stehe.
Reden und Handeln. Bezeichnend.
Halb OT: „[…]Harakat Al-Shabaab Al Mujahideen has reached a unanimous decision to execute the French intelligence officer, Dennis Allex […]“
Ich fordere ein Bundestagsmandat mit einer mindestens 6 stündigen Debatte für diese unerhörte Unterstüzung eines NATO-Angriffskrieges.
@ zog ach nein?
http://www.nytimes.com/2012/09/27/world/africa/clinton-cites-clear-link-between-al-qaeda-and-attack-in-libya.html?_r=0
@zog @b: Was ist mit den hunderten von algerischen Soldaten und Polizisten, die in den letzten Jahren durch AQIM getötet wurden?
In Algerien ist nicht alles so wie es auf den ersten Blick erscheint. AQIM ist, wie ihre Vorgängerorganisationen, zumindest teilweise vom algerischen Geheimdienst (DRS) unterwandert und wird von dem für seine Zwecke eingesetzt. Der DRS hat lange eine spezifische recht grausame Taktik eingesetzt um den islamischen Bewegungen im Lande (die immerhin 1992 Wahlen zu gewinnen drohten was ein Putsch verhinderte) den Rückhalt in der Bevölkerung zu nehmen. Die unterwanderten bzw vom DRS gegründeten „islamischen“ Gruppen begingen so grausame „Terroranschläge“ gegen Zivilisten das die Bevölkerung sich insgesamt von alle islamischen Bewegungen abwandte.
Ein ehemaliger U.S. Geheimdienstler, jetzt Professor, schreibt dazu:
The Ugly Truth about Algeria
In Algerien, wie auch in Mali, muß man schon etwas genauer hingucken wer da was in der Gemengelage macht.
Medico International hat im August eine recht guten Hintergrundbricht zu dem Sahelkonflikt geschrieben. Auch da wird der algerische Geheimdienst als Akteur genannt.
Düstere Perspektiven im Sahel – Analyse des malischen Dilemmas
Jeremy Keenan’s jüngster Artikel zu dem Thema ist hier:
How Washington helped foster the Islamist uprising in Mali
@wacaffe: Nein.
Secretary of State Hillary Rodham Clinton on Wednesday suggested there was a link between the Qaeda franchise in North Africa and the attack at the American diplomatic mission in Benghazi, Libya, that killed the American ambassador and three others.
[…]
Mrs. Clinton did not offer any new evidence of a Qaeda link,
[…]
Top militia leaders in Benghazi have dismissed the possibility that Al Qaeda in the Islamic Maghreb played a role in the attacks or had a foothold in eastern Libya. Benghazi residents have said they believe the brigade that conducted the attack could easily have managed the assault on its own, because it included more than 100 heavily armed fighters.
Der Artikel ist vom September, und abgesehen von nicht belegten Behauptungen enthält er nichts in der Richtung.
Dass Verbindungen zwischen den Angreifern in Benghazi und AQMI bestehen ist ziemlich wahrscheinlich. Dass da auf operativer Ebene zusammengearbeitet wird, und insbesondere bei diesem Angriff, müsste erst mal nachgewiesen werden.
Maggus | 16. Januar 2013 – 17:58
Nur als Anmerkung:
Wenn Sie ein Bundestagsmandat wollen, müssen Sie sich zur Wahl für den Deutschen Bundestag auf stellen (lassen) … fordern können Sie das zwar, aber ob der Wähler Ihnen aufgrund dessen seine Stimme, gibt bezweifele ich.
@Maggus
wie kommt da denn die NATO ins Spiel? Das ist bis jetzt eine rein französische Nummer mit log. Unterstützung durch Partnerländer Frankreichs. Die NATO hat da gar nix mit am Hut (ausser vielleicht, Frankreich zu dem Eingreifen gratuliert zu haben).
Wer den Sarkasmus findet…. ^^
interaktive karte der region courtesy of le monde
http://www.lemonde.fr/afrique/visuel/2013/01/16/a-map-of-the-malian-crisis_1818035_3212.html
Hmm… Vor dem Hintergrund des arabischen Frühlings und der damit einhergehenden Labilität in der muslimischen Welt, könnte die Angelegenheit in der Tat neue Ausmaße annehmen. Ganz offenbar ist es in Algerien „heißer“ als es einem so bewusst ist, wie
die Geiselnahme andeutet. Um so etwas zu beenden muss wieder ganz schöner Aufwand betrieben werden.
Laut Spiegel hätte die Bundeswehr maximal 4 Transalls und 2 MedEvac Airbus entsenden können, ohne dabei die laufenden Auslandseinsätze zu gefährden.
Wenn das zutreffen sollte, ist das natürlich ein Armutszeugnis und eigentlich nicht zu fassen.
Maggus | 16. Januar 2013 – 22:46
Vielleicht hat der GI den Spiegel ja nicht gelesen, als er die Bundesregierung beriet. Wenn Sie dem DEU Engagement ein „Armutszeugnis“ ausstellen, welches Zeugnis bekommt dann FRA in Bezug auf AFG und KFOR? FRA hat derzeit genug Kapazitäten für so eine Aktion ((warten wir mal die nächsten Wochen ab; dann ist bei FRA auch die Luft raus) … DEU eben nicht.
Haben Sie auch, das nicht unerhebliche DEU-Engagement für die Flüchtlinge des Mali-Konflikts in Ihre Beurteilung einbezogen?
Was würden Sie den machen? Bin gespannt wie Sie argumentieren und woher Sie die Bundeswehr-Truppen nehmen …!
Der Spiegel bezieht sich auf die Aussage eines Offiziers vor dem Verteidigungsausschuss. Ich vermute mal, dieser wird wissen was die Bundeswehr noch leisten kann.
Wenn man von ca. 60 Transall nur maximal 4 entsenden kann, dann ist das für mich ein Armutszeugnis.
Maggus | 16. Januar 2013 – 23:21
Also Ihre Entgegnung etwas „sparsam“.
Der Spiegel war nicht dabei aber glaubt ein Offizier hat dem Verteidigungsausschuss irgendwas gesagt. Das nennt man „hören-sagen“ und hat keine Relevanz.
Wie sind denn die ca. 60 Transall derzeit eingesetzt? Können Sie nitte mal konkrete Zahlen nennen, auf denen sich Ihre Einschätzung begründet?!
Sie sind ja sehr flach in der Argumentation; haben Sie Einblick in die Thematik?
@ Maggus
Bereits die Aussage wir stellen zwei oder vier, oder wie viele auch immer,Transall zur Verfügung ist doch schon von stark begrenzter Aussagekraft. Die Frage ist doch wo, will ich pro Tag wie viele Sorties wohin fliegen. Alle Annahmen von mir auf dem Sofa sitzend um mal die Komplexität des Themas anzureißen.
Ich setze nur geschützte Transall ein. Davon gibts nicht so viele und wenn ich keine aus A. zurück hole, dürften in D. jeden Tag zwischen Null und Vier einsatzbereit sein. Für die Dauer des Einsatzes findet also in D. realistischer Weise keine Ausbildung mehr auf denen statt und langfristig muss ich überlegen, ob ich die Zahlen in A. aufrecht erhalten kann, denn die Flieger müssen ja in Abhängigkeit der Flugstunden in die größeren Wartungen rein.
Ist die Länge des Einsatzes so groß, dass ich rotieren muss, werde ich mir schnell Probleme mit dem Einsatz in A. einfangen, da die Belastung auf einigen Posten durch schlechte Regeneration/Personalpolitik bereits sehr hoch ist. Sprich, je nach Sitzplatz, sind die Kameraden eh schon zwei bis dreimal im Jahr in A, und dass seit mehreren Jahren.
Die Transall werden in Bamako stationiert. Da brauche ich schon mal zwei Tage bis ich dort bin. Von Bamako aus dürften die Flüge zwischen zwei und sechs Stunden oneway sein. Das heißt, ich schaffe mit einer Besatzung ein bis zwei Sorties pro Tag. Wenn der Flieger nicht kaputt geht. Da kann ich zwar vielleicht ein bisschen mit den Franzosen dealen, fliegen ja auch Transall, aber wahrscheinlich muss ich entsprechend Technik mitnehmen, oder jedes mal auf Teil und Prüfer aus D, warten. Wir sind ja schließlich Deutsche. Da die Besatzung crew rest braucht muss ich bei geplanten ein bis zwei Sorties pro Tag mindestens drei Crews (bei zwei Fliegern) mitnehmen. Mehr als fünf Crews (zwei bis vier Sorties pro Flieger und Tag) machen bei zwei Fliegern keinen Sinn, da geht der Flieger zu oft kaputt.
Als Besatzung brauche ich mindestens: Kommandant, Co-Pilot, Bordtechniker, TSO, Ladungsmeister. Da ich die „Passagiere“ nicht kenne/einschätzen kann und wohl ihre Handwaffen mitführen, würde ich einen zweiten Ladungsmeister und zwei Feldjäger mitnehmen. Über einen Dolmetscher darf man sich ruhig auch Gedanken machen. Als Technik mindestens einen Wart, vielleicht einen Sani/Fliegerarzt. Da sind aber natürlich der Bw-Bürokratie keine Grenzen gesetzt. Unterkunft setze ich mal voraus. Über die Einhaltung der deutschen Sicherheitsvorschriften in Umgang und Lagerung von Munition (Flares), sowie den einzuhaltenden Sicherheitsabständen hab ich mir bis hier noch nicht mal Gedanken gemacht!
Bleiben, nach dem ganzen Aufwand, irgendwo um die 45 Passagiere, mit leichtem Gepäck, pro Flug.
Nicht besonders Beeindruckend, was anderes haben wir aber nicht!
Mehr geht aber mit so einem alten Kampfzonentransporter, so weit weg von zu Hause, bei der momentanen finanziellen Hinterlegung der Bundeswehr einfach nicht.
Die Frage ob nicht eine zivile Charter nicht billiger und vor allem effektiver wäre ist also durchaus berechtigt.
Amateure sprechen über Taktik(Flugzeuge), Profis über Logistik!
@Schmidt M:
sehr verständlicher & informativer Beitrag, nach der Lektüre ist man als Laie doch wesentlich schlauer als vorher. Sonst sitzt der Laie immer vor den Nachrichten und denkt sich: „wo ist das Problem, wieso geht das alles nicht viel schneller und einfacher??“
@ alle anderen Militärs und Spezialisten: wenn Ihr Euch auch etwas verständlicher ausdrücken würdet, fändet Ihr in der Öffentlichkeit vermutlich auch wesentlich mehr Verständnis…
zur Information: Auch die Friedensbewegung hat eine kürzere und etwas längere Stellungnahme zu Mali veröffentlicht: http://www.verqueert.de/dokumentiert-friedensforschung-und-friedensbewegung-gegen-mali-intervention/
@SchmidtM:
Wenn man sich das ganze etwas weiter anschaut, dann fragt man sich aber warum die Luftwaffe nach all den Jahren immer noch nur eine sehr begrenzte Zahl von geschützten Tralls (C.160 ESS) hat. Schon bei Pefasus war es wohl eng!
Und bitte jetzt nicht das angeblich fehlende Geld anführen – gerade bei der Luftwaffe wohl eher ein Problem der fehlenden Priorität.
Oder den Zulauf des A400M (Tralls sollen bis 2019 in Nutzung bleiben).
Beim Personal: Belgien plant für 2 C-130 und einen MedEvac-Hubschrauber mit einem Bedarf von 80 Personen.
Das ganze erinnert mich an CH-53-Diskussionen vor einigen Jahren, wo auch zu Tage kam, dass die Heeresflieger mit ISAF schon beinah überfordert waren und milEvakOp nur eingeschränkt geleistet werden konnte.
Siehe: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/082/1608225.pdf
Aber wir sind ja die Meister der „Verkomplizierung“ – gelegentlich sinnvoll, oftmals nicht.
@SchmidtM:
Gibt es bei zivilen Charterfirmen auch geschützte Transportflugzeuge?
Ansonsten wundere ich mich bei Ihren ansonsten sehr interessanten Ausführungen darüber, warum es bei der Bundeswehr unbedingt geschützte Transalls sein müssten, bei der Alternative ziviler Charter es aber auch ungeschützte Maschinen sein dürften. Die Gefährdungslage ändert sich doch nicht abhängig von dem, der fliegt.
Auch wenn der A400M dann 2019 kommt, ist er noch lange nicht Einsatzfähig und die Trall als Kampfzonentransporter ersetzt er nicht! Genau dies ist doch die Lüge, da will man die Bw als Krisenreaktionskraft für weltweite Einsätze umbauen und verwehrt ihr die nötige personelle und materielle Ausstattung! Wir benötigen Lufttransportkapazitäten wie sie SALIS zur Verfügung stellt und wir benötigen militärisches, einsatztaugliches Fluggerät! Genau dies schnorren wir uns von unseren EATC Partnern! Das ist auch eine Art von „pooling and sharing, aber keine Breite und erst recht keine Tiefe!
Gen Naumann hat es auf welt.de mal wieder schön auf den Punkt gebracht, inklusive seiner politisch korrekten Bemerkung zu Breite vor Tiefe….lesenswert
@Klabautermann
Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken?
„Wir hätten spätestens in Libyen erkennen müssen, dass mit der richtigen, auch für Europa nützlichen Hinwendung der USA in den pazifischen Raum die Zeiten vorbei sind, in denen die Amerikaner für Europa die Kohlen aus dem Feuer holen, was sie ja seit 1990 stets getan haben“
Genau, das ist die grundfalsche Denkweise!
1. In Libyen hätten wir erkennen können was die Koalition der Willigen in Afrika anrichtet!
2. Welche Kohlen hatten die USA für uns aus dem Feuer geholt?
3. Haben nicht hauptsächlich die Europäer in AFG und Irak das Feuer versucht zu löschen!
4. Sind es nicht die USA und Frankreich welche im Moment noch immer Kohlen ins Feuer werdfen?
Nunmehr äußert sich auch die Bundeswehr: http://bit.ly/WhzKgF
Die Transall sind die ESS Variante.
Eine kommt aus dem Norden, eine aus dem Süden.
Insgesamt 4 Besatzungen (wenn ich den dort merkwürdig geschriebenen Teil richtig lese).
Der Stationierungsort steht noch nicht fest.
Ebenso ist der Einsatzzeitraum nicht definiert.
Von einem Zeitpunkt für Verlegung / Klar zum Einsatz lese ich auch nichts.
Die EU hat nun offiziell den Beginn von EUTM Mali beschlossen:
http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/EN/foraff/134748.pdf
Komisch geht auf einmal viel schneller – wenn man will.
@Tom:
Das ist alles politisch, rechtlich, militärisch und technisch sehr kompliziert – daher muss nun noch eingehend geprüft werden (Vorsicht: Ironie). Schnellstmöglich ist ja ein bewußt unklarer Begriff.
Dabei glaube weniger, dass die LTG das Problem sind (siehe Trall-Flüge mit Westerwelle nach Benghazi und Bamako), sondern eine Vielzahl von Bedenkenträgern in Uniform in den mittleren und höheren Ebenen.
@Memoria et al.
Yep, mache gleich einen Thread zu EUTM Mali auf.
@Memoria
Bedenkenträgern oder meinten sie „Erfahrungsträger“ mit Verantwortung!
Wir hatten für den AFG Einsatz und die USA für den Irak Einsatz eher zu wenig Erfahrungsträger mit Verantwortungsbewußtsein!
@SchmidtM: Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung. Das war meinerseits auch weniger Kritik an der Bundeswehr sondern an der Politik, die es nicht schafft für eine angemessene finanzielle Ausstattung sorgen.
Die Franzosen betreiben neben der Transall mehrere taktische Transporter vom Typ CN235-200 und haben als die Verspätungen beim A400M absehbar wurden auch nochmal nachbestellt. In Deutschland fehlte dafür wieder einmal das Geld oder Wille?
@Elahan:
Hier geht es nicht um die grundsätzliche Entscheidung, sondern die völlig unzureichende planerische Vorbereitung und Zuarbeit durch militärische Stellen (nicht nur in diesem Fall).
Verantwortungsträger habe ich in unserer Generalität hingegen bisher fast nie erlebt (u.a. bei den teilweise inaktzeptablen Zuständen im Einsatz).
@Memoria
Und auch dazu benötigen wir Erfahrungsträger mit Verantwortung und die sind gerade mit einer fast nicht zu leistenden Auflösung und Neuaufstellung der Luftwaffe/BMVg beschäftigt! Ja, wenn Verantwortungsträger fehlen, dann doch erst recht erfahrene Verantwortungsträger :-)
Selbst die, welche das Schlamassel der Reform angerichtet haben machen sich gerade aus dem Staub (oder sind schon Weg). Jetzt fordert man die Soldaten auf Mitverantwortung zu tragen und sich einzubringen! Das ist dann der Gipfel der Verantwortungslosigkeit!
@ flawed
Der Einsatz von geschützten Flugzeugen ist, nach meinem Kenntnisstand vom Sofa über die Bedrohungslage (z.B. mögliche MANPADS aus Lybien in Mali, aber auch in den ECOWAS Staaten), nicht nötig. Dass diese trotzdem genutzt werden liegt wahrscheinlich daran, dass man sich politisch absichern will. Falls doch was passiert, hat man ja alles menschenmögliche getan. Vielleicht wurde aber auch eine Möglichkeit ergriffen, zu Zeigen wie schlecht es um solche Ressourcen in der BW bestellt ist.
Ob und wie zivile „Dienstleister“ z.B. in A. ihre Flugzeuge/Helikopter schützen ist ein delikates Thema zu dem überwiegend geschwiegen wird. Nach den Bildern zu urteilen die es im Internet gibt, geht es aber.
Um es mal etwas überspitzt zu formulieren: Dem gemeinen Steuerzahler und deutschem Politiker ist es …..egal ob die ECOWAS Soldaten in geschützten Flugzeugen unterwegs sind oder nicht.
In A. fliegen seit Jahren ungeschützte Flugzeuge, auch deutsches Material, durch die Gegend ohne das man sich je für die echte/gefühlte Gefahr für diese Besatzungen interessiert hat. Ist ja kein Deutscher dabei und offensichtlich findet man Willige für das Geld, dass man bietet. Erst kürzlich hat man ja durch den Besuch von ungeschützten a-310 in Mazar-e-Sharif gesehen, dass sich die deutsche Einschätzung der Bedrohungslage, in Richtung der Einschätzung die andere Länder schon seit Jahren haben, ändert. http://tg.photoshelter.com/image/I0000LopAPbvdGFg
Oder vielleicht ist die Not bei der Transall einfach so groß, dass man nicht mehr anders konnte.
Die logistische Unterstützung der Franzosen zeigt doch wieder einmal das gesamte Dilemma der europäischen Verteidigungspolitik (und das deutsche Level of Ambition):
D: 2x Transall (derzeit nur nach Bamako)
DK: 1x C-130J (einsetzbar nach Wunsch der Franzosen)
BE: 2x C-130H
NL: unbekannte Anzahl (jedoch nur in Malis Nachbarländer)
GB: 2x C-17
Jeder bringt in homöopathischen Dosen seine Kapazitäten ein. In Summe kann man zwar halbwegs zufrieden sein, die Effizienz ist aber jenseits von Gut und Böse.
3 Typen taktischer Transporter mit eigenem Wartungspersonal, eigener Ersatzteilversorgung und eigenen Piloten.
Hoffentlich schafft man beim A400M die Standardisierung der Technik sowie ein sinnvolles Pooling und/oder Sharing der Flugzeuge. Idealerweise wird es dann europaweit eine übersichtliche Zahl an Transport-Großverbänden geben, in denen A400M, C-130J und C-295 bzw. C-27J gebündelt werden.
Ironie?
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/abendschau-der-sueden/penzing-transall-fliegerhorst-bundeswehr-100.html