Afghanische Regierungskräfte halten die Städte – die Taliban das Land

Ein afghanischer Polizist räumt eine von deutschen Soldaten entdeckte Mörsergranate (Foto © Timo Vogt/randbild)

Die Afghanen, das ist der Plan, sollen zunehmend mit ihren eigenen Sicherheitskräften – Armee und Polizei – die Gebiete des Landes gegen die Aufständischen sichern. Auf dieser Annahme fußen auch die Überlegungen der internationalen Schutztruppe ISAF und damit auch der Deutschen, ihre kämpfenden Truppen bis Ende 2014 aus Afghanistan abzuziehen.

Vor diesem Hintergrund ist eine Analyse interessant, die in der pakistanischen Zeitung Dawn erschienen ist. Kurz gesagt: Die afghanischen Sicherheitkräfte kontrollieren die Bevölkerungszentren, die Aufständischen die Fläche:

But in the country’s north at least, there is a sense that while the Taliban insurgency may never be militarily defeated, neither will the present dispensation collapse under Taliban pressure.
Syed Daud Agha, a former parliamentarian from Kabul, typified the dual thinking about the Taliban in his analysis of the insurgency.
“Government control is restricted to the provincial headquarters only. The majority of the districts are with the Taliban, particularly in the east, south and west,” Agha said.
He added: “In the north, the Taliban are everywhere, while Hizb-i-Islami is active in urban areas. The Taliban are operating even in Tajik-dominated areas.”
But Agha argued that the Taliban are in no position to overthrow the Afghan government. “The police and military are capable of defending the provincial centres everywhere,” Agha said.

Das klingt nach einer ungemütlichen, wenn auch halbwegs stabilen Situation. Dazu passt dann, was heute die Bundestagsabgeordneten in ihrer wöchentlichen Mitteilung aus dem Verteidigungsministerium zu lesen bekamen, nachdem in den vergangenen Tagen die ISAF-Eingreiftruppe (Forward Deployable Task Force) des RC North zur Unterstützung der Afghan National Security Forces (ANSF) in den Unruhebezirk Ghormach entsandt wurde (der formal längst in die Sicherheitsverantwortung der Afghanen übergeben wurde):

Die als Folge dieser großen ANSF-Operation registrierte Zunahme an sicherheitsrelevanten Zwischenfällen ist nicht mit einer Verschlechterung der Sicherheitslage gleichzusetzen, sondern als Resultat der vom afghanischen Staatpräsident Hamid Karzai beabsichtigten Stabilisierungsbemühungen zu verstehen.

Hm. Ja, ist klar: ohne Stabilisierungsbemühungen, das heißt ohne Einsatz von Truppen, gibt es auch keine sicherheitsrelevanten Zwischenfälle. Der Umkehrschluss im Extremen: am friedlichsten wäre es, wenn sich den Aufständischen gar keine Truppen entgegenstellen würden.