Das Leben ist kein Ponyhof – die Bundeswehr schon gar nicht

Aus zwei Reden bestand heute im Wesentlichen der öffentliche Teil der diesjährigen Bundeswehrtagung in Strausberg: Aus der von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Vortrag von Verteidigungsminister Thomas de Maizière.

Beide Reden habe ich hier im Blog zum Nachlesen oder -hören dokumentiert; zu beiden meine spontane Wahrnehmung:

Die Kanzlerin  sagte nichts wirklich Neues, das ist auch in Ordnung – ist die Neuausrichtung der Bundeswehr schon eine Weile auf dem Weg. Sie sagte aber einiges, was ihr offensichtlich aufgeschrieben wurde und ziemlich fremd war. Immerhin betonte sie noch mal, dass die Bundeswehr, die Bundeswehrreform, der Umgang mit den Streitkräften insgesamt nicht nur Aufgabe des Verteidigungsministers, sondern der ganzen Regierung und übrigens auch des ganzen Parlaments sei. Was das konkret bedeutet? Da bin ich noch ein wenig ratlos; vielleicht erschließt sich mir das bei erneutem Nachhören und (später) -lesen.

Die Rede des Verteidigungsministers dagegen hatte die Grundlinie: Die laufende Neuausrichtung der Bundeswehr ist genau richtig, arbeitet alle mit daran, und wer das noch nicht verstanden hat, wird es schon noch verstehen. Sehr hübsch dabei das Zitat mit dem Ponyhof:

Wir sollten bei der Nachwuchsgewinnung und im Auftreten nach außen über den Soldatenberuf Illusionen vermeiden, wir sollten nicht so tun, als könne die Bundeswehr ein Leben wie auf einem Ponyhof bieten. Der Dienst in der Bundeswehr ist hart, unbequem, zuweilen gefährlich.

So richtig wie eine Binse – also warum sagt de Maizière das? Bestimmt nicht, weil er was über die Nachwuchsgewinnung sagen wollte. Sondern vielleicht eher, weil er bei manchen eine solche Ponyhof-Einstellung vermutet?

Das würde zur Grundlinie passen, die auch diese seine Rede prägte: Strengt euch an, dann wird es auch was mit dieser Reform. Und Unzufriedenheiten aus der Truppe werden sich schon auflösen. Zum Beispiel beim bisweilen beklagten Tempo: Ein richtiges Tempo gibt es nicht. Und viele Klagen werden sich  mit der Zeit richten.

Denn, das gab der Minister den versammelten Generalen und führenden Zivilisten am Schluss noch mit auf den Weg: Nicht wir stehen im Mittelpunkt. Sondern unser Auftrag.

(Übrigens klatschten alle am Schluss, wenn auch unterschiedlich lang – das scheint sich inzwischen in der militärischen Kultur etabliert zu haben.)