Nachwuchswerbung? Krass coole Berghütte und beachen bei Deci
Boah, ey, voll krass. Das geht ab bei der Bundeswehr. Gehst Du auf ’ne voll coole Berghütte, mit den Gebirgsjägern. Oder supercool beachen am Strand auf Sardinien, mit der Luftwaffe. Und kein lahmer Ferienflieger, sondern ’ne echte Bundeswehrmaschine. Und Fun und Party sind bei den Jungs in Uniform sowieso gebongt.
Voll cool, diese Nachwuchswerbung auf bravo.de:
(Screenshot: bravo.de)
Interessanterweise bin ich da vorhin auch drüber gestolpert.
Finde ich gar nicht schlecht, man muss (Achtung, Werbesprech:) „die Jugendlichen da abholen, wo sie sich befinden“.
Und wie ich letztens erfahren habe, ist die Verpflichtungsrate nach solchen Events sehr hoch, somit wird das Geld hier richtig eingesetzt.
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Gibts nicht schon eine kleine Anfrage der SED-Nachfolgepartei zu diesem Thema? Mir ist wie ein Jugendevent in Neuburg oder so?
Nachdem die Nachwuchswerbung der Bw in der Vergangenheit immer mit Methoden von vorvorgestern gestaltet wurde, kommt die neue Form einem Kulturschock gleich. Grundsätzlich freue ich mich aber über den Mut zum Neuen, der hier von den Entscheidern aufgebracht wurde. Wer die Mitzeichnungswege kennt, weiß, wieviel Überzeugungskraft aufgebracht werden muss, um eine solche Kampagne durchzusetzen.
Auf jeden Fall ausbaufähig.
Brauchen wir schon solche Darstellungen um die jungen Menschen zu „Shangheien“? Das kann doch nicht die Lösung sein. Wenn die Kids dann in Camp Marmal landen, laufen sie wieder weg oder wollen wieder zur Mammi. Ich kann vor solcher Werbung nur warnen. Ich würden jeden der mich als Angehöriger der Bundeswehr mit 30 Dienstjahren fragt, davon abraten. Ich bin erschüttert, dass man zu solchen Maßnahmen greifen muss, da der Dienst in der Bundeswehr selbst wohl nicht mehr zugkräftig ist.
@TW
Ich hoffe, dass da eine Menge Ironie in der Beschreibung des Themas steckt.
Sand/Wüste und Berge/Hindukusch sind doch mal einsatznahe Gelände. So viel Realitätssinn war selten.
Der Köder muss dem Fisch schmec ken und nicht dem Angler.
http://www.youtube.com/watch?v=TmiJbovneY8
Wahrscheinlich ist es den Genossen nicht zackig genug. Die sind eher so etwas gewohnt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wehrunterricht
So bekommt man also intelligenten, führungsstarken, mehrsprachigen, kulturell aufgeschlossenen Nachwuchs, der für Einsätze in Afghanistan oder im Kosovo bestens vorbereitet ist.
Wenn ich irgendwann mal zum Pazifisten werde, dann nicht wegen einer philosophischen Abneigung gegen das Militär, sondern wegen der Leute, die sich darin hauptsächlich wiederfinden.
Das was dieses Jahr angepriesen so geboten wird ist schon sehr fragwürdig im Hinblick auf die Tatsachen, wie es wirklich in der Truppe ist.
Ich war als Schüler 2009 in genau so einem Wettbewerb in Altenstadt an der LL/TS und am Sauwaldhof und in Relation zu den „neueren“ Wettbewerben wie BW Beachen und dergleichen musste man da auch wirklich was leisten, wobei von 29 Teilnehmern (15 von Bravo 15 von Treff Bundeswehr) nur 2 negativ aufgrund falscher Selbsteinschätzung auffielen. Nach diesem Werbevideo werden ja vollkommen falsche Tatsachen vermittelt . . .
Es gibt in den Streitkräften durchaus Tage in denen man Spaß hat. An denen junge Menschen einfach mal junge Menschen sein können. Cool und krass eben. Es gibt aber auch ganz andere Zeiten, in denen der Dienst hart und entbehrungsreich ist und manchmal sogar tödlich. Das muss an anderer Stelle aber auch mal gesagt werden. Der Dienst als Soldat deckt eben einige Facetten mehr im Leben ab, als jeder andere Beruf. Mit falschen Erwartungshaltungen sollte niemand den Dienst in den Streitkräften antreten. Das gilt unter anderem für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was immer wieder propagiert wird. Der Dienst als Soldat ist damit nicht vereinbar. Wenn man allerdings als junger Mensch davon hört findet man das ganz prima, um dann festzustellen, dass es glatt gelogen ist. Das ist dann wirklich uncool.
Mich würden doch mal sehr die Ergebnisse interessieren, wieviel von diesen Leuten sich aufgrund dieses Events bewerben, dann in der Bundeswehr ankommen und von ihrem Widerrufsrecht gebrauch machen.
Das wäre doch mal eine interessante Studie.
Sicherlich kann man belegen, dass nach solchen Events die Verpflichtungszahlen steigen, aber das ist meines Erachtens nur die eine Seite der Medaille. Die andere wird sich wahrscheinlich gerade den jungen Menschen offenbaren, wenn sie in den Einsatzkompanien ankommen oder an Bord unserer Einheiten sich für 4 bis 6 Monate auf See widerfinden.
Für uns könnte das dann wiedereinmal bedeuten, dass wir entweder demotiverte Soldaten heranziehen oder auf einmal, wie aus dem nix, körperlich anscheinend fitte und gesunde Leute ihre Tauglichkeiten verlieren.
Meine erste echte Berührung mit der Marine kam auf Einladung der „infopost“ zu meinem 14. Geburtstag zu Stande. Das war in Kiel. Wir haben im Laufschritt zu unseren Events verlegt und man hat uns de facto einen kurzen Einblick in die Welt der Grundausbildung gegeben. Als Highlight sind wir mit den Ostseerockern ab Kiel im Oktober durch die Ostsee gepflügt.
„Der beste Platz ist ganz vorne Männer!“: sagte der schneidige Oberleutnant bevor er die Hebel auf die Back knallte.
Wir haben gekotzt, waren klatschnass und nach diesem Erlebnis dachte ich: „Das ist nix für mich…“
Aber die Herausforderung wurde aufgezeigt. Die Jungs haben uns imponiert. Es war beachtlich, wie dieser junge Mann dort seine Besatzung führte und ein Boot mit diesen ganzen Waffen zu befehligen hatte. Die Verantwortung zeichnete sich ab!
Und das hat uns damals gelockt. Ich bin jetzt seit „zarten“ 10 Dienstjahren bei der Marine und bin froh, dass ich damals eine Marine gezeigt bekam, die aus heutiger Erfahrung als durchaus echt gelten konnte und man uns keinen Türken gebaut hat.
Na ja, so negativ wie hier einige würde ich es jetzt nicht sehen. Wäre ja auch nicht so, als dass man vor einer Verpflichtung nicht noch oft genug (und das bedeutet: jeder zweite Satz) hört, dass man verwundet/getötet werden kann.
Es ist zwar richtig, auch diese negative Seite ausreichend zu würdigen. Sie aber zum einzigen Inhalt des Soldatenberufs zu machen ist ebenso falsch. Von daher denke ich, dass diese Werbung durchaus zielgruppengerecht ist. Solange sie nicht in Sphären abgleitet wie: „Bei einem Schokoriegel sagt ihnen ja auch niemand, dass sie davon dick werden…“
PS: Und ob man mit dem anderen Extrem, also nur die „Harten“ anzuwerben, die eine Herausforderung suchen gut fährt, das kann ja jeder selber entscheiden.
Man darf bei der Werbung für die BW eines nicht vergessen: Nichts ist so wichtig wie persönlicher Kontakt. Kein Mensch wird Soldat wegen eines Events, wohl aber vielleicht, weil er dort Leute getroffen hat und gute Gespräche nebenbei oder abends beim Bier geführt hat, die ihm Perspektiven und Möglichkeiten aufgezeigt haben. Auch wenn dieses Event bemüht erscheint, so wird es vielleicht doch seinen Zweck /persönliche Kommunikation/ erfüllen. Die meisten der hier Mitschreibenden werden doch auch zum SaZ oder Berufssoldaten durch Gespräche und Erfahrungen im Pflichtwehrdienst gekommen sein und nicht schon mit 16 morgens aufgewacht sein und gedacht haben „Reise, Reise… Ich will rasch aufstehen und fürs Vaterland in die Schlacht ziehen…“.
Und gerade weil die BW ja weiterhin Spiegel der Gesellschaft sein soll, muss man eben überall grasen…!
@ Eule: ist sicher interessant, zumal Anspruch / Versprechen und Realität schon seit je her oft eine immense Kluft darstellen.
Hach ja, ´94, Truppenbesuch… es führen zwei Stabsunteroffiziere durch´s Programm (heute machen das OL / H). Viele der anwesenden Soldaten waren grad aus Somalia zurück.
„Scheisse, ist der Kram schwer was die mit sich rumschleppen, kriege ich aber hin.“
„Leckomio, geht das Zirkeltraining ab!“ Also Übungen notieren und als Vorbereitungsprogramm für die OPZ zweimal wöchentlich selber absolvieren.
„Cool, TPz fahren ist ja genial! Will ich auch!“
Also ab, einen Termin beim Wehrdienstberater gemacht. Keine geschniegelte Frau Feldwebel frisch vom Lehrgang, die keine Ahnung von der Truppe hat, sondern ein zutätowierter alter FschJg-OStFw, der klar angesprochen hat was abgeht, wenn man bestimmte Bereiche betreten will.
Da war nix, was nicht später auch eingetreten ist, Anspruch zu 100% spätere Realität. Die Ernüchterungen kamen erst im Laufe der (Dienst-) Jahre.
Kurz zur Mathematik der Übung: 12 Teams à 5=60. Eigentlich interessant ist aber, wie viele sich darum bewerben. Das sind dann nämlich x qualifizierte Datensätze, wobei die Anzahl der x umso größer ist, wenn Attraktivität und theoretische Gewinnchance hoch genug sind. Bei 60 Plätzen scheint das gegeben. Interessant dürfte dann noch sein, an wen die Plätze vergeben werden.
@ Eule | 16. September 2012 – 10:40
Da war das Marineamt auch noch in Kiel, habe den selben Spaß mitgemacht, nur ohne das Kotzen; im Gegensatz zu den ganzen anwesenden Binnenländern. ;-)
1. Ich meine, dass Bw-Beachen und das Wandern gibt es aber schon länger.
2. McKinsey fährt mit seinen High Potentials irgendwo ans Meer zu Sport, Spaß und Saufen.
3. Schließe ich mich David Ermes noch an. Ich habe mich auch durch den Kontakt damals erst dafür entschieden, das Drumherum war nettes Beiwerk.
Meine erste Reaktion bestand darin, mir mit der Flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Aber David Ermes hat natürlich Recht, wenn er sagt, dass neben dem offiziellen Programm auch Gespräche mit aktiven Soldaten zustande kommen, die NICHT Teil der Werbemaschine sind. Der tätowierte Oberstaber konnte es sich noch leisten einem reinen Wein einzuschenken, als sich noch 28 Männer auf einen OffzDP bewarben. Die Demografie (der oft beschworene Geburtenknick im Osten) arbeitet heutzutage nun mal nicht für uns. By the way: Dialoge à la „Ich will zur Luftwaffe Tornado fliegen“ – „Geh erstmal zu den Grenadieren, da kannst du ja dann einfach einen Versetzungsantrag schreiben“ gab es auch schon im vergangenen Jahrhundert. Ich möchte daher der Auffassung widersprechen, dass die zugerauchten, bocklosen Gestalten, die früher für die Nachwuchswerbung zuständig waren in irgendeiner Weise bessere Arbeit geleistet hätten als die „ahnungslose“ Frau Feldwebel. In der Tat war deren demografische Herausforderung nur deutlich geringer. Der Apparat arbeitet heutzutage doch schon deutlich porfessioneller und der Durchsatz mit einsatzerfahrenem Personal ist gar nicht mal so schlecht, wage ich einfach mal zu behaupten. Der Einsatz von Fachdienern auf den OffzDP hat sich hier bezahlt gemacht.
Anspruch und Wirklichkeit klaffen so gut wie immer auseinander, wenn es um Nachwuchswerbung für das Militär geht. Ob ich nun „Dress Blues with a sword“ schaue oder an einer „Team Challenge“ teilnehme.
@Eule
….man hätte Sie ja auch Wasserski fahren lassen können hinter dem Ostseerockerboot ;-))
@Sascha
….und warum ist es nix geworden ???….mit Ihnen und der Marine ?
Ansonsten hatten alle TSK vor 10 Jahren noch ‚Luft‘ für authentisches Material, Personal und Konzepten in Sachen Nachwuchswerbung. Heute ist alles zentralisiert und commercial of the recruiting shelf.
Aber diese Aktion ist ja nicht die einzige Nachwuchswerbe-Aktion der BW……..die Zeiten ändern sich, vieles ist einfach anders, weil auch die Menschen anders sind.
@ChairForce
Zustimmung meinerseits
@ whiskeyecho | 16. September 2012 – 9:52
„Wenn die Kids dann in Camp Marmal landen, laufen sie wieder weg oder wollen wieder zur Mammi.“
Dieser Satz klingt ja sehr überheblich; man könnte meinen, Sie glauben tatsächlich, dass schon jeder aktive Bundeswehrsoldat in einem besonderen Auslandseinsatz war. Da müssten Sie wohl so machen Oberstabsfeldwebel oder General mit den „Kids“ gleich setzen.
Die Bundeswehr existierte lange Zeit mit Soldaten, von denen keiner irgendwelche Einsatzerfahrung hatte …!
Die Leserschaft der „Bravo“, sind die 14-19 jährigen Jugendlichen bzw. die jungen Erwachsenen; also genau die Klientel die immer schon von der Bundeswehr beworben/geworben wurde.
@Heiko Kamann
aua, aua…..das böse „E“-Wort ;-)
Vllt. sollte der ein oder andere „aktive“ mal ein bisschen zurückdenken-
Ich denke, wer ehrlich zu sich selbst ist, wird evtl. einsehen, dass dieses Event gar nicht so daneben liegt, weder inhaltlich noch von der Motivation her. Hätte es so etwas vor 15 Jahren gegeben, mich hätte es angesprochen. Und auch ohne das mir damals jemand was über Pristina, Suva Reka, Camp Marmal oder den OP North erzählt hat, bin ich nicht wieder „zu meiner Mammi“ zurückgelaufen. So wie die allerwenigsten, die wir auch heute einstellen.
Mal eine formale Frage zur Bildunterschrift: „Tritt in der großen Teamchallenge an!“
Nach meinem „Sprachgefühl“ müsste es heißen: „Trete in der großen…“
Ich bin da mittlerweile aber ernüchtert, wenn ich sehe, wie mangelhaft unsere Sprache in Wort und Schrift beherrscht wird.
lol……..sehr fein beobachtet……reintreten und eintreten ist eben der Unterschied zwischen Kuhfladen und Kaninchenzüchterverein ;-)
Ich stelle einfach mal die kühne Vermutung auf, dass ich mit 22 Lenzen der Zielgruppe unter allen Forumsusern noch am nächsten komme.
Bin ich der einzige, den diese Anzeige nicht juckt? Was ist daran denn groß zu verurteilen? Die Bundeswehr ist nach der Umstrukturierung (von der ich weiß Gott kein Fan war / bin) mehr denn je auf Öffentlichkeitsarbeit angewiesen und dass die im besten Falle nicht pünktlich mit 18 Jahren einsetzt, braucht wohl keine Erläuterung.
Es verhält sich ähnlich wie mit dem Erlebniscamp, auf das Herr Wiegold vor kurzem aufmerksam machte.
@Hekto
einige der älteren denken eben wehmütig an die sexuelle Erregung nach erfolgreichem Abschluß von Mitzeichnungsgängen im Ministerium zurück ;-))
Die Bundeswehr muss, ob sie will oder nicht, für die Zielgruppe attraktiv erscheinen.
Und das tut sie bestimmt nicht mit dem deutlichen Hinweis auf das frühe Aufstehen, lange „spazieren gehen“ und schlichtweg ewige Abwesenheiten.
Wir reden hier von Werbung! Es soll und darf natürlich nicht gelogen werden, aber wer im Zuge der Nachwuchswerbung vor allem seine negativen Seiten hervor stellt ist schlichtweg dämlich.
Solche Aktionen sind genau das richtige, dazu zähle ich auch das Bw-Beachen, Truppenbesuche, Sommercamps, Erlebniswochenenden etc.
Es wirkt befremdlich, droht gelegentlich von der Wortwahl her ins Lächerliche abzurutschen, aber ich denke man sollte dem eine Chance geben.
Die Bundeswehr hat schon sehr viel Geld für sehr viel schwachsinnigere Aktionen verbrannt.
Den Ansatz finde ich sehr gut, denn wie hier jemand schon kommentierte: Man muss die jungen Menschen dort abholen, wo sie sich befinden. Insofern: Weiterentwickeln und beobachten. Schmunzeln musste ich trotzdem ;-)
@Hanseat: q.e.d.
Diese links müssten frei sein
http://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=inflection&input=treten&features=%28Cat+V%29&lang=de
oder
http://www.woxikon.de/wort/treten.php
„Zu klabautermann | 16. September 2012 – 13:33
@Hekto
einige der älteren denken eben wehmütig an die sexuelle Erregung nach erfolgreichem Abschluß von Mitzeichnungsgängen im Ministerium zurück ;-))“
Eher off topic: Fein beobachtet – tritt übrigens auch heute noch ein. Merke: Mögen die Akteure auch andere sein, die sexuelle Erregung tritt immer noch ein. Ein gelungenes Kontinuitätsprogramm!
Ich denke, mit meinen 16 Jahren, bin ich der einzige hier, den die Werbung ansprechen soll.
Die „info-post“ bekomme ich schon seit 2 Jahren und so ist mir auch das „BW-Adventure Camp“ nicht neu.
Die Idee junge Leute mit solch einem Camp anzuwerben ist an sich nicht schlecht,
jedoch sieht mir das alles zu sehr nach Urlaub aus, Beach-Volleyball in Sardinien etc.
Mir fehlt etwas der Bezug zu „richtigen“ Bundeswehr.
Mein Vater ist auch Soldat (bei den Heeresfliegern), so weiß ich, was es bedeutet, wenn man für längere Zeit in den Einsatz muss.
Natürlich lässt sich damit schlecht Werbung machen, jedoch solllte man immer daran denken, schließlich ist das die Bundeswehr und nicht die freiwillige Feuerwehr oä.
Aber die eigentliche Frage ist, was soll die Bundeswehr sonst machen?
Nach dem Aussetzen der Wehrpflich, muss man die jungen Leute direkt ansprechen und das geht eben mit Strand-Partys etc. am besten.
Ich denke die Strand-Partys sind gar nich soo schlecht.
Was es ja auch oft gibt sind die Sommerreisen wo Jugendgruppen sich mehrere Kasernen ansehen, die Truppengattungen kennenlernen und auch mal über die HiBa gehen. Aber da sind auch immer erfahrene Soldaten dabei mit denen man sprechen kann. Und ich wusste mit 16 und auch mit 18 Jahren noch nicht definitiv dass ich Zeitsoldat werden will, wollte mir das aber als Wehrpflichtiger auf jeden Fall „ansehen“.
Hab dann auch viel gesehen und viele Gespräche geführt und dann wollte ich gar nichts anderes machen.
Wie man die Leute dazu bekommt sich die BW anzuschauen… da ist so ein Feriencamp keine soo schlechte Möglichkeit, vor allem wenn man sich freiwillig dafür bewerben muss und die BW somit schon Erstinteressenten hat.
Auch wenn mich das eher nicht angesprochen hätte…
Ich möchte nicht wissen, was diese „Werbungsverantstaltung“ kostet… Sollte wirklich einer der Teilnehmer danach in die Bundeswehr eintreten, ist er/sie wahrscheinlich der Soldat mit dem höchsten „Einkaufsaufwand“, der jemals geworben wurde.
Ernsthaft: Was soll das? Es kann nicht sein, dass hier für 60 (!!!) Teens auf Kosten der Steuerzahler eine einwöchige Sause ausgerichtet wird, die null, aber wirklich null Effekt auf die „Visibility“ der Bundeswehr hat. Hier bleibt nichts hängen, kein „Was-machen-die-eigentlich?“-Effekt. Man meldet sich an, gewinnt oder eben nicht; die Werbepost, die später kommt, fliegt ungesehen in die runde Ablage.
Wir.Verbraten.Steuergelder.
@ Hanseat | 16. September 2012 – 12:29
@ klabautermann | 16. September 2012 – 12:50
2. Person Singular Imperativ von antreten ist „Tritt an“.
Siehe z.B. Woxikon oder Wiktionary.
„(…) Im mündlichen Sprachgebrauch ist der Infinitiv als Ersatz für den Imperativ bei echten Aufforderungen (nicht Bitten und auch nicht längeren Sätzen) allgemein üblich, zum Beispiel: Aufpassen!, Herschauen!, Nicht faulenzen!, Erst denken, dann rechnen!. (…)“
Quelle: Wikipedia
OFF TOPIC
@ Zivi a.D. Mea culpa
Gem. deines Links heißt der Imperativ also tatsächlich „tritt“. So kann man sich irren…
@Husar
vielen Dank, volle Zustimmung
Bei meinem (kommunalen) Dientherren denkt man übrigens auch schon aufgrund Nachwuchsmangels drüber nach, die Anwärter nach bestandener Aufnahmeprüfung durch Kurztrips ins Ausland „zum besseren gemeinsamen Kennenlernen“ bei der Stange zu halten, weil zwischen Aufnahmetest und Einstellungstermin etliche noch abspringen.
Kostet auch nix.
Ich stell´s mir grad bildlich vor: Versicherungsschutz, Einverständniserklärungen der Eltern, dann kommen sich auf so einem Trip welche „recht nahe“, herrlich… :-)
Die Flugsportgruppen der Bw wurden abgeschafft da sie mit 3Mio DM jährlich zu teuer waren, die Offz-Kampagne 2000 kostete wohl ca. 4Mio DM und brachte dann 5 Festanstellungen.
P.S. Der Sprachgebrauch der bei dieser Werbung verwendet wird, ist ca. 5Jahre alt und junge Menschen verwenden heute einen ganz anderen. Für die viele wirkt er peinlich und anbiedernd,
Interessant. Ich hatte unlaengst eine laengere Diskussion mit einem meiner Professoren ueber Rekrutierung. Lustigerweise habe ich mich genau ueber solchen Kram beschwert. In meinen Augen laeuft solche Werbung die Gefahr, die Falschen anzuziehen und die Richtigen abzustossen, da es die Bundeswehr doch ein bisschen wie einen Luschenverein aussehenlaesst. Die beste Art motivierte, frustresistente und kampfbereite Rekruten zu gewinnen ist doch letztenendes genau daraus eine Tugend zu machen, etwas worauf die Soldaten stolz sein koennen.
Eine Armee braucht Soldaten die das Soldatentum als Berufung verstehen, nicht als Mittel zum Zweck, jegliche Bonuse duerfen nur das Sahnehaeupchen sein, nicht die Hauptmotivation. Genau so gehoert das fuer mich beworben. Bootcamp statt Beachen sollte der Ansatz sein. Denn in der heutigen Wirtschaft und mit der heutigen Demografielage geht doch keiner zum Bund weil die Herren in Uniform ein lustiges Abenteuerlager veranstaltet haben, vor allem nicht wenn Audi, BMW und Volkswagen dasselbe machen.
Gleichzeitig hat mich mein Professor allerdings auch auf etwas aufmerksam gemacht an dass ich nicht gedacht hatte: Mutter. Letztenendes ist es doch so dass die 17-19 Jaehrigen aus denen die Bundeswehr am meisten rekrutiert zumeist immer noch eine recht starke Verbindung/Abhaengigkeit zum Elternhaus haben. Und wenn Mutter schnurstraks dagegen ist dass Sohn/Tochter zum Bund geht, sucht sich dieser dann eben „voruebergehend“ eine andere Ausbildung/Karriere und kommt wahrscheinlich nie mehr zurueck. Dass muss natuerlich bei jeder Werbekampagnie mitbedacht werden.
Die Amis sind was das angeht uns (wie so oft) schon einen Schritt voraus. Die meisten ihrer Werbekampagnen in den alten Medien (Druckmedien, Fernsehen, Radio) sind mama-freundlich – „Schau dir die Karrieremoeglichkeiten, Ausbildung, Studiensubventionen, etc an!“. Gleichzeitig ist die Werbung in den neuen Medien sehr viel mehr auf die Jugendlichen zugeschnitten. Wer glaubt dass die unzaehligen Helmet-Cam Videos, Actionmontagen und Videos von Jungoffizieren die zu „Gangnam Style“ oder „Call Me Maybe“ tanzen allesamt reiner Wildwachs seien liegt weit daneben. Da muss die Bundeswehr noch wirklich nachholen.
@ elahan:
sehr richtig. offenbar wird in der Bw vergessen, dass die „unverbindliche spaßverbreitung“ oft mehr tut, als zielgerichtetes werben je wird erreichen können. eine flugsportgruppe, die neben dem spitzensport auch den breitensport (fliegerische grundausbildung) unterstützt, ist in meinen augen ein hervorragendes und sehr kostengünstiges instrument, um einerseits den kontakt zur zivilen welt zu pflegen und anderseits bereits früh werben und kandidaten geeignet (vor-) prägen zu können.
im hinblick auf die zukunft sollte die Bw auch modellfliegergruppen unterstützen, ist sogar noch billiger :)
zur sprache:
die meisten jungen leute sind eben nicht dumm (zumindest nicht solche, die man gerne als offz-nachwuchs hätte). sie riechen den braten, insbesondere wenn die sog. jugendvokabeln eben nicht an der genau passenden stelle im richtigen kontext verwendet werden, da muss die sprache an sich nicht veraltet sein; ein jugendlicher merkt eben, wenn ein „erwachsener“ auf cool macht (sagt man heute bestimmt anders, wir konnten damals unsere „gruftis“* aber zehn meilen gegen den wind riechen. daher glaube ich auch (wie schuultz schon sagt) muss die Bw viel „krasser“ an die zielgruppe ran und auch junge (zielgruppe!) in den prozess der kommunikation aktiv einbeziehen.
* so nannten wir damals das „gammelfleisch“ oder die Ü30er
Die bereits aus der Diskussion um das berühmt-berüchtigte Werbevideo bekannte Grünenabgeordnete Agnes Brugger (alias Agnieszka Malczak) hat sich zu Wort gemeldet:
„…solche Mittel der Nachwuchswerbung seien „nicht akzeptabel“. Der Einsatz bei der Bundeswehr sei im Extremfall „lebensgefährlich und kein Abenteuer“. „Völlig unangebracht“ sei es zudem, mit der Kampagne auch Minderjährige anzusprechen….“
Quelle: stern.de
@Husar:
Die Kosten dürften überraschen gering sein, da hier der ‚eh da‘-Effekt greift…
Man macht dieser Zeit gerne Tagungen auf Deci weil die Transporter ohnehin regelmäßig dorthin fliegen und die Räumlichkeiten ‚eh‘- dort vorhanden sind…
Was die tollen Verpflictungszahlen angeht: schön, dass die Quote stimmt… das die Truppe dann mit dem Anspruchsdenken dieser jungen Leute zu tun hat und wohin das führt wollen wir hier mal nicht vertiefen, aber die Hürde, diese wieder loszuwerden, ist schon eine sehr hohe… ebenso hoch ist die Anzahl der Leute im ‚Spitzen-nachwuchsperosnal‘, die ich dringend versuche wieder loszuwerden…
So ein Zufall, die taz hat das Thema auch jetzt entdeckt… ;-)
Unter der Überschrift Abenteurer in Uniform (den Link gibt es bekannterweise nicht, auch nicht für die taz).
Zu Elahan.
Das Problem mit Jugendsprache und Werbung ist daß Jugendsprache sich sehr schnell verändert.
Z.B. Anglizismen wie „cool“ sind heute anscheinend längst nicht mehr so verbreitet wie zu „meiner Zeit“ in den 80ern/90ern.
Das schlechteste Beispiel für Jugendanbiederung ist die evangelische Kirche, die immer noch irgendwo zwischen der Friedensbewegung und der Generation Spaß der frühen 90er hängen geblieben ist;)
Drei der vier Jugendlichen, die auf dem Foto zu sehen sind, sind zurzeit Offiziere im Studium. Von der vierten Person weiß ich es noch nicht mal.
Außerdem weiß ich sicher, dass weitere fünf der Jugendlichen (von 28), die damals teilgenommen haben, sich später auch verpflichtet haben.
So what???
Den jungen Menschen muss man mit beschwingter Musik gewinnen: Laß doch der Jugend der Jugend ihren Lauf
;-)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-wirbt-im-jugendmagazin-bravo-mit-abenteuercamps-a-855922.html
„Kritiker sprechen von einem Verstoß gegen die Uno-Kinderrechtskonvention.“
SPON mal wieder :D
Vor nicht nicht langer Zeit hat man sich in den einschlägigen Foren und Blogs über die mangelnde Kreativität und Zielgruppenferne des Bundeswehrmarketing ausgelassen. Die Strategie ist letztlich die Bundeswehr als möglichen Arbeitgeber positiv zu besetzten, und damit beginne ich nicht erst in der Altersgruppe, welche ich innerhalb der nächsten sechs Monate auf dem Hof stehen haben will. Neben der Begleitung meiner Zielgruppe über mehrere Jahre hinweg, gilt es auch die unterschiedlichsten Charaktere anzusprechen, welche ich einer einer Großorganisation mit unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern einfach brauche. Was Grundbetrieb und Einsatz betrifft, so war es niemals so einfach wie heute via Internet aktuelle Eindrücke zu erhalten.
Wir sollten nicht vergessen, dass die aus dem Grundwehrdienst heraus gewonnenen Kameraden sich aus unterschiedlichsten Gründen heraus verpflichtet haben, und häufig sich diejenigen als Totalversager erwiesen haben, die sich seit frühester Jugend nichts schöneres vorstellen konnten als Soldat zu werden.
Im Übrigen ist das keine neue Erfindung, die Kalten Krieger hatten schon ähnliche Ideen.
Aus dem SPIEGEL 35/1984:
„Ähnliche Resonanz erhoffen sich Wörner-Pressesprecher Jürgen Reichardt und seine Mitarbeiter von ihrer neuesten Idee: Zur ‚Nachwuchssicherung in der Jugendarbeit‘ schlagen sie regelmäßige ‚Ferienfreizeiten der Bundeswehr für Jugendliche‘ vor. ‚Altersgruppen und inhaltliche Gestaltung der Freizeiten wären nach Vorgaben der Meinungs- und Motivforschung im Bereich der Jugendlichenuntersuchungen zu bestimmen. Sport könnte wesentlich sein (Erlangen von Qualifikationen)‘, heißt es dazu im Aktenvermerk 01-55-07.“
Gerade eben waren Drohnen und Bravo Thema in der heute show!
Wenn man ueber die Praeambel weiter liest kommt man in der UN Kinderkonvention zu folgendem …..
Die Vertragsstaaten nehmen davon Abstand, Personen, die das
fünfzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, zu ihren Streitkräften
einzuziehen. Werden Personen zu den Streitkräften eingezogen,
die zwar das fünfzehnte, nicht aber das achtzehnte Lebensjahr
vollendet haben, so bemühen sich die Vertragsstaaten,
vorrangig die jeweils ältesten einzuziehen.