Die deutsche Drohnen-Debatte: Fliegende Selbstschussanlagen?
Die öffentliche Debatte über bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr lässt noch einiges erwarten, und sie wird heftig. Dabei werden locker drei verschiedene Ebenen vermengt – was die politische Diskussion anheizt, sie aber nicht unbedingt sachlicher werden lässt. Ich versuche das mal zu sortieren, ehe alles aus dem Ruder läuft:
1. Die deutschen Streitkräfte denken über die Beschaffung von bewaffneten Drohnen nach. Die Unmanned Aerial Aircraft Systems (UAS), im Unterschied zu den derzeitigen deutschen Überwachungsdrohnen mit Raketen und anderen Waffen ausgerüstet, wie sie bereits bei Verbündeten wie den USA und Großbritannien im Einsatz sind, sollen – aus deutscher Sicht – vor allem dazu dienen, eigene Soldaten im Einsatz aus der Luft zu schützen. Bislang ist noch keine Entscheidung über diese teure Beschaffung gefallen; die Luftwaffe hat allerdings bereits deutlich gemacht, dass sie langfristig diese Maschinen will. Aus Sicht von Verteidigungsminister Thomas de Maizière gibt es rechtlich und ethisch keinen Unterschied zwischen bewaffneten fliegenden Plattformen mit und ohne Besatzung. Das Verteidigungsministerium soll zudem bei einer Prüfung keine völkerrechtlichen Bedenken gegen solche Kampfdrohnen festgestellt haben (ich suche noch nach dem entsprechenden Papier).
Diese zunächst mal rein deutsche Perspektive wird in der öffentlichen Debatte vermischt mit
2. dem völkerrechtlich umstrittenen Drohneneinsatz der USA in Pakistan, der als Obama’s Drone Campaign auch in den USA selbst auf Widerstand stößt. Eine aktuelle Untersuchung (die dazu gehörende Webseite livingunderdrones.org ist derzeit leider nicht erreichbar) kommt zu dem Ergebnis, dass dabei neben den ins Visier genommenen – echten oder vermeintlichen – islamistischen Terroristen auch zahlreiche Unbeteiligte ums Leben kommen – und so zudem die Terrorgefahr nicht verringert, sondern erhöht wird.
Nun ist diese – aus meiner Sicht zu Recht – völkerrechtlich fragwürdige Praxis eine Frage der Politik, nicht der dabei verwendeten Mittel: Die Angriffe wären völkerrechtlich und in ihren Auswirkungen genau so problematisch, wenn sie mit bewaffneten Kampfjets geflogen würden oder mit Raketen, die hunderte von Kilometern entfernt abgefeuert werden. Nun lassen sie sich natürlich plakativer an Drohnen festmachen, deren unbemerkte Annäherung und dazu lange Stehzeit in einem Einsatzgebiet dieses Waffensystem als unheimliche Bedrohung erscheinen lassen – auch wenn die entscheidende Frage ist, welche Regeln für den Einsatz dieses Waffensystems gelten.
Und dann kommt noch hinzu, dass
3. der Einsatz von Drohnen mit der Befürchtung verbunden ist, dass in naher Zukunft diese Maschinen autonom über den Gebrauch ihrer Waffen entscheiden – also automatisch töten. Die Debatte darüber hat mit dem Buch Kill Decision des US-Autors Daniel Suarez erneut Fahrt aufgenommen. Und vermutlich wird sich die Überschrift Bald entscheiden autonome Tötungsmaschinen über Leben und Tod der Bloggerkollegen von netzpolitik.org bald auch so oder ähnlich in den Zeitungen wiederfinden – als Fakten-Aussage, obwohl es bislang nur eine (wenn auch nicht zwingend unwahrscheinliche) Prognose ist. Dabei ist diese Befürchtung nicht exklusiv für bewaffnete Drohnen– von solchen autonomen Systemen könnten ebenso (bei der Bundeswehr übrigens längst vorhandene) Raketen, Artilleriegeschütze oder Kampfpanzer gesteuert werden.
Nun hatten wir in Deutschland schon mal autonome Tötungssysteme, die zwar mechanisch funktionierten und nicht von elektronischen Schaltkreisen und Algorithmen gesteuert wurden: Die Selbstschussanlagen an der DDR-Grenze feuerten auf alles, was sich innerhalb eines bestimmten, gesperrten Gebietes bewegte (die Analogie, die ich recht treffend finde, verdanke ich dem FDP-Abgeordneten Jimmy Schulz). Entscheidend für das tödliche Ergebnis war allerdings erst in zweiter Linie die Technik – und in erster die dahinter stehende Absicht.
All diese Dinge werden derzeit in der deutschen Debatte recht frei zusammengerührt. Mit dem Ergebnis, dass schlicht gleich gesetzt wird: Wenn die Bundeswehr bewaffnete Drohnen will, will sie damit unter Inkaufnahme ziviler Opfer Jagd auf einzelne Terroristen machen und zudem demnächst die Entscheidung über Leben und Tod einer Maschine überlassen. So kann man natürlich argumentieren – sauber finde ich das nicht. (Was übrigens, damit da kein Missverständnis aufkommt, Bundeswehr und Verteidigungsministerium nicht der Aufgabe enthebt, zu begründen, warum, wann und zu welchen Kosten sie bewaffnete Drohnen wollen.)
(Wenn ich einiges von dem oben stehenden schon bisweilen in den Beiträgen hier geäußert habe, bitte ich um Nachsicht – ich wollte das noch mal zusammenhängend aufgeschrieben haben.)
@Stefan H.
Spitzenanalyse…meine volle Zustimmung. Und was sagt uns das hinsichtlich der Absichten unserer politischen Führung in Sachen Afghanistan 2014+ ?
Eben…… wird nicht stattfinden….dieses ‚assist’……
@klabautermann
Warum wird „assist“ nicht stattfinden?
Weil unsere Beschaffungsplanung nicht einsatzorientiert ist??
Oder warum?
Und wie paßt das zu den Aussagen des GI?
@Memoria
also nun fangen Sie nicht an mich zu foppen ;-)
Unsere Beschaffungsplanung ist natürlich nicht einsatzorientiert. Dieser GI ist 2014 history und vielleicht TdM auch……muß ich noch mehr schreiben ?
@Stefan H.
1. Wir sprachen nicht von RPA für ISR sondern von bewaffneten RPA!
2. Ja, wenn man die notwendigen Regelungen schafft!
3. Wir haben sie im Moment nicht, deshalb ist für Deu ein OPA eine gute Wahl!
4. Ich finde ISR und CAS sind wichtige Fähigkeiten die wir unbedingt und robust haben müssen!
5. Wir sind im Moment mit den einfachen Geräten schon überfordert!
6. Optimaler CAS und optimaler ISR benötigt verschiedene Plattformen!
7. Sie wollen die Wirkung im Ziel, warum machen sie sich gedanken über den Lieferservice? Ist da der Wunsch Vater des Gedankens?
8. Was glauben sie wie lange es dauern wird, bis wir ein Bewaffnetes RPA System in AFG haben werden?
Ich vermute, dann wenn wir nicht mehr dort sein werden!
…..und die Kisten werden dann in DEU verrotten!
@Elahan
Sie verheddern sich in Ihren eigenen Kommentaren….
@Stefan H.
Hatte zu keinem Zeitpunkt geschrieben, dass ISR durch RPA nicht notwendig ist!
Bin aber auf Grund des Betriebes in der BRD für ein OPA als Nachfolger Heron.
Ein bewaffnetes RPA wir den Einsatz in AFG wohl nicht erleben (pers Vermutung).
Ja, ich bin der Meinung ein EU Lösung wäre angebracht. Warum soll etwas mit dem GlobalHawk klappen und mit einem CAS RPA nicht? EATC klappt auch!
Ansonsten schließe ich mich ihrer Bewertung nach der Gegenfrage an! Und ohne politischen Willen ist es eine Geisterdebatte!
@klabautermann:
Will Sie nicht foppen – kann ihre Argumentation jedoch weiterhin nicht komplett nachvollziehen (TdM und GI hin oder her).
Ich finde es einfach fahrlässig jetzt davon auszugehen, dass der „train, advise, assist“-Einsatz nicht zumindest ein, zwei Jahre läuft.
So ist auch bei wachsenden Zweifeln (auch in den USA) an der Sinnhaftigkeit des Einsatzes eine „Vollbremsung“ (=Komplettabzug) bis Ende 2014 unwahrscheinlich.
Somit ist es weiterhin wahrscheinlich, dass nach 2014 noch eine Folgemission stattfindet Darauf muss man sich in der Bw jetzt vorbereiten.
Wenn man es dann doch nicht braucht auch gut.
Besser so als – mal wieder – anders herum („Wie wir sollen nach 2014 in AFG ANSF unterstützen?“).
Es wäre nicht das erste Mal, dass man in der militärischen Führung glaubt (!) zu wissen was „politisch gewollt ist“ – und damit richtig auf die Nase fällt (siehe QRF).
Daher: So lange die Entscheidungen von Chicago nicht zurück genommen werden, sollte der Apparat planen und nicht „Politiker-Versteher“ spielen.
@Memoria
welcome to the world of Realpoltik ;-)
@klabautermann:
Mit Realpolitik bin ich vertraut – gerade daher sollte man sich über 2014+ nicht so sicher sein. Den Politik ist meist schneller als die Planung…
Die Diskussion sollten wir aber wohl im GI-2014-Thread fortführen.
@klabautermann
Und wo?
Liegt evtl daran, dass Sie nicht sauber trennen, zwischen; was jemand gerne hätte und was realisierbar ist! Auch verwechseln viele die Fragen nach einer Nachfolgebeschaffung von Heron (ca 3 Sys) bewaffnet oder nicht und der grundsätzlichen/langfristigen (2020+) Beschaffung von CAS RPA, siehe auch Eingangsstatement von T.W. zu diesem Thread.
@Elahan
Die Gretchen-Frage lautet, was empfiehlt diese Regierung kurz-, mittel- und langfristig in Sachen Risikoabsicherung und Verteidigungsvorsorge Deutschlands?
Damit diese Gretchenfrage nicht gestellt wird, zündet man zZt jede Menge placebo-Diskussionen auch in den neuen Medien, und die Lobbyisten machen fröhlich mit.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg ;-)
Wo kein Wille ist, dann nehmen wir eben wir.dienen.Deutschland für die usefull idiots
@klabautermann
Da stimme ich ihnen zu und da auch kein Wille erkennbar ist de Logistg von Munition für fliegende Waffensysteme zu ändern (siehe Tiger), halte ich eine schnelle Beschaffung eines bewaffneten RPA für eher nicht wahrscheinlich (das bedeutet nicht unmöglich).
Die placebo Diskussion nützt auch dem Reformvorhaben Bw der Regierung!
Aber wo bitte vereddere ich mich in meinen Kommentaren?
Ein Beispiel für eine günstige und in der EU betreibbare ISR Plattform (wird durch die Schweiz beschafft):
The GUARDIAN is a surveillance and reconnaissance platform equipped with two turbo-diesel engines and a range of up to 1800 km with a fuel consumption of only 28l/hr. The aircraft already operates in 28 countries worldwide and also can be used as an UAV (Unmanned Aerial Vehicle) or OPV (Optionally Piloted Vehicle).
Diamond Airborne Sensing and Scotty Group Austria are mounting daily live demonstrations of their beyond line-of-sight surveillance capability, demonstrating how live beyond line-of-sight video and HD imagery can be sent (via satellite) to a ground station in the company’s chalet from a DA42 MPP flying over Austria.
http://www.arabianaerospace.aero/dubai-2011-diamond-da42-mpp-shines-in-dubai.html
http://www.flightglobal.com/news/articles/dubai-diamond-polishes-da42-mpp-guardian-364805/
Ist aber O.T. :-)
“Reliability, safety, efficiency, and low noise are essential features of Centaur,” said “armasuisse” program manager Roland Ledermann. “This hybrid aircraft is uniquely suited to the needs of customers who seek the advantages of a remotely piloted aircraft but must also operate in crowded skies.”
http://www.aviationnews.eu/2012/01/31/first-diamond-da42-opa-contract-signed-with-swiss-department-of-defence/
Und genau das ist eines der Probleme in der EU „crowded skies“ und Luftrecht/EMAR/EASA.
@Elahan, Klaubautermann, Memoria
Lassen Sie uns mal etwas weiter schauen als die Fragestellung 2014-2016 und Afghanistan.
Ich rechne mittelfristig mit keiner Eröffnung eines neuen „mittleren“ Einsatzes a la Afghanistan, auch wenn man so etwas nie ausschließen darf.
Auf der anderen Seite bleibt das AA nun mal für Außenpolitik zuständig und noch jeder Außenminister hat vom ständigen Sitz im Sicherheitsrat geträumt. Deutschland ist mit 8% zweitgrößter Finanzie, spielt aber militärisch bei den VN keine Rolle. Keine Kdr, niemand in höheren Positionen und trotz 1000 Mann Anmeldung praktisch nie mehr als zwei Handvoll Beobachter in den Einsätzen. Nach Afghanistan und Balkan wäre die Bw kaum noch eingesetzt. Der politische Wille zum Einsatz ist problematisch, da die Bevölkerung negativ eingestellt ist. Mit VN Mandat, Gutmenschentum und internationalem Zureden laesst sich da was machen, bei besagten Interessen des Vorreiters AA die uns auch bisher schon Einsätze näher gebracht haben.
Die typische Einsatzform sind dann m.E. kleine Kontingente mit maximal Btl-Stärke (EU-Battle Group Stärke) und wahrscheinlich oft genug darunter und werden sich vorzugsweise in Afrika wieder finden.
Grundsätzliche politische Rahmenbedingung ist dann eine strikt limitierte personelle Mandatsobergrenze, um eine iterative Missionsausweitung zu verhindern, um politische Kollateralschaeden zu vermeiden.
@Elahan
Als Operateur und Planer sehe ich hier einen echten Zusatzbenefit von UAVs. Sie stehen auch kleinen Kontingenten zur Verfügung ohne das sie politisch auf eine Mandatsobergrenze anrechnen.
@Memoria
Da sind wir dann auch sehr schnell bei optimierten kleinen Kontingenten, die sehr viel Ähnlichkeiten in Richtung US OMLT-Formen a la ODA/ODB haben. Im Gegensatz zu Ihnen empfinde ich den Brigade-Ansatz aber schon zu einem Schritt in die richtige Richtung, auch wenn da sicher noch viel zu tun ist. Immerhin ein erster Schritt zum Aufbau jenseits von Force Generation aus Verbänden. Ausstattung und Ausbildung ist natürlich Lichtjahre weg von dem was die USA haben. Sollte o.a. Szenar Realität werden, wird man spätestens dann viele Ressourcen in die kleinen Einheiten stecken, um deren Verluste zu minimieren. Später als von Ihnen gewollt, zunächst weniger professionell, aber wenn die groessten Trümmer der Beschaffung schon angegangen werden ( z.B UAVs), dann kann man den Rest vielleicht schneller nachziehen als Sie heute denken.
@Stefan H.:
Ich halte die Brigadelösung durchaus für einen Fortschritt – jedoch einen zu kleinen.
Aber immerhin ein Schritt nach vorne, daher sind wir hier gar nicht so weit auseinander.
Mein Hauptproblem bei dieser Lösung ist die – bisher – unzureichende Personalauswahl und Aus- und Fortbildung. Man entlastet zwar die Verbände, aber das Problem löst man nicht wirklich. Die Führung versteht aus meiner Sicht weiterhin nicht, dass die Anforderungen für diese Aufgabe nun mal recht nah an ODA/ ODB liegen und nicht einfach mit „ein deutscher Offizier kann alles“ erledigt sind.
Oder gibt es mittlerweile ein Konzept zur Personalauswahl und -entwicklung der „OMLT-Abteilungen“?
Meine Befürchtung die OMLT-Abteilungen werden Verschiebebahnhöfe für „verdiente Dienstgrade“.
Diese Ausbildungsunterstützung wird – auch da sind wir uns einig – jedoch in den nächsten Jahren erheblich an Bedeutung gewinnen (siehe auch SPD-Papier).
Da wird die Bundeswehr wieder auf dem falschen Fuß erwischt.
Mal wieder ein beispiel für den Hauptfehler der Neuausrichtung.
Die Zielvorgabe ist geprägt von KFOR/ISAF-Denke.
Über diese 3a wurde nach meinem Eindruck nicht intensiv diskutiert -ist irgendwie entstanden, weil Franzosen und Briten derlei auch können – oder besser konnten.
Wenn man will kann man in der neuen Struktur viel in dem Bereich erreichen – man muss es nur wollen – und zwar vor allem in der militärischen Führung.
[Sollte das wirklich in den Drohnen-Thread, oder soll ich das verschieben? T.W.]
@Stefan H
Zustimmung
„Als Operateur und Planer sehe ich hier einen echten Zusatzbenefit von UAVs. Sie stehen auch kleinen Kontingenten zur Verfügung ohne das sie politisch auf eine Mandatsobergrenze anrechnen“
Die Bw Reform und die fehlende Bereitschaft mehr für Verteidigung auszugeben wird 2020+ für die Bw keinen großen Spielraum lassen. Auch wird die Entwicklung weiter gehen, Kampf RPA und ISR RPA werden differenzierter und natürlich kann in Zukunft ein CAS UAV gut sehen, auch wird sehr viel autonom geschehen (Google-Auto
Kalifornien lässt fahrerlose Autos im Straßenverkehr zu) Autos machen es vor, obwohl der Straßenverkehr viel komplexer ist als der Luftverkehr! Die Waffenentwicklung wird auch weiter gehen (MBDA Deutschland bereitet Weg für C-Ram Laser-Waffensystem) und erschließt hochfliegenden bemannten Lfz ganz neue Möglichkeiten. Auch im ISR Bereich wird es unglaubliche Entwicklungen geben und wir haben mit dem Zeppelin NT eine Chance vertan (Der brandneue Super-Zeppelin der US-Army namens LEMV – Long Endurance Multi Intelligence Vehicle wird von der Northrop Grumman in den USA gebaut und hat eine Größe von einem Fussballfeld. Der Super-Zeppelin der nächsten Generation soll schon in naher Zukunft in Aufklärungs-Missionen in Afghanistan eingesetzt werden).
Das Hase und Igel Spiel geht weiter, die UAV der heutigen Generation werden 2020 veraltet sein und wir werden wieder Dinge beschaffen, welche die USA gerade einmottet :-)
Wichtig ist für die Truppe, dass sie die geforderte Wirkung im Ziel dann bekommt, wann sie diese benötigt. Welche Plattform dies gewährleistet, sollte dem Soldaten egal sein! Aber ich befürchte, dass viele meiner Kameraden enttäuscht werden (was meist eine Täuschung voraussetzt).
@Thomas_Wiegold
Ich habe leider nicht die Zeit gefunden, alle Kommentare zu lesen, möchte aber kurz einige Punkte ansprechen, die mir an deinem ganz überwiegend guten und sachlichen Beitrag diskussionswürdig erscheinen.
Ich stimme dir zunächst einmal zu, dass vor dem Hintergrund einer (noch zu erwartenden) Pro-/Contra-Debatte über das höchst komplexe Thema „Einsatz bewaffneter Drohnen“ diverse Sachverhalte etwas wild miteinander vermengt werden. Das bedeutet andererseits aber nicht, dass all diese Dinge gar nichts miteinander zu tun hätten.
Du nennst zunächst richtigerweise drei ganz zentrale Aspekte 1) Anschaffungswunsch/Modernisierungserfordernis (deutsche Perspektive), 2) behaupteter, völkerrechtswidriger U.S.- Drohnenkrieg 3) Drohnenautonomie/Kontrollverlust/düstere Zukunftsvisionen (globale Perspektive) der Debatte, die ich noch um einen vierten Aspekt, nämlich die der rechtlichen Bewertung und Formulierung von Rahmenbedingungen (die du nicht als eigenständige Ebene aufführst ) für den Einsatz ergänzen möchte.
Dieses ist eine sehr grundlegende Frage, deren Beantwortung – ungeachtet der Tatsache, dass bewaffnete Drohnen global bereits zum tödlichen Einsatz kommen – der Diskussion aller anderen Sachverhalte vorangestellt werden muss:
– Gibt es vor dem Hintergrund von nationalem Recht und Völkerrecht wasserdichte Einsatzregeln für den Einsatz von Drohnen ?
Aus deutscher Sicht muss das wohl mit „nein“ beantwortet werden.
Für die CIA in Pakistan gibt es ein solches Regelwerk laut Stanford/ NYU-Report, Seite 122 -> http://livingunderdrones.org/wp-content/uploads/2012/09/Stanford_NYU_LIVING_UNDER_DRONES.pdf …, jedoch ist selbiges geheim und damit nicht für jedermann nach-/überprüfbar.
Dass ein Ministerium nun verlautbaren lässt, die Anschaffung sei völkerrechtlich geprüft worden, ist meines Erachtens – selbst im Falle, dass wir die Dokumente irgendwann einmal zu Gesicht bekommen, nicht sehr überzeugend, geschweige denn rechtlich wasserdicht.
Die Implikationen, die ein Einsatz dieser Waffen mit sich bringt, sind so vielfältig, dass man kein Prophet sein muss, um zu ahnen, dass diese Klärung letztendlich durch das BVerfG vorgenommen werden wird.
Genau diese Frage der wasserdichten Einsatzregeln ist es aber, die dem Verteidigungsministerium derzeit weiter Kopfzerbrechen bereitet, weil an sie die Anschaffung geknüpft sein dürfte.
Hinzu kommen die nicht enden wollenden Berichte von eklatanten Verletzungen des Völkerrechts durch die US-Amerikaner in Pakistan, Jemen etc. …, die deutlich machen, wo die spezifischen Probleme beim Einsatz dieser Waffen liegen.
De Maizière’s höchst irreführender Narrativ von der „zunächst als neutral zu betrachtenden Waffe“ kommt nicht von ungefähr, und genau vor diesem Hintergrund. Er versucht damit bewusst die komplexen Sachverhalte des Einsatzes auszublenden, um die Anschaffung zu erleichtern. Ist die Waffe dann einmal im Arsenal, wird die Schwelle sinken, sie einzusetzen und eine Hinterfragung ihrer Verwendung (zB analog Streumunition) erschwert.
Deiner Formulierung zum U.S.-Drohnenkrieg in Pakistan, dass ein Einsatz von bewaffneten Kampfjets anstelle von bewaffneten Drohnen völkerrechtlich genau so problematisch wäre, kann ich aus dem Grunde nicht zustimmen, weil der spezifische Charakter der Waffe auch eine andere Art, andere Möglichkeiten, andere Folgen etc… von Kriegsführung mit sich führt.
Zu argumentieren, dass bemannte Systeme theoretisch genau so verheerend wie unbemannte Systeme eingesetzt werden können, ist daher meines Erachtens falsch. Sie werden es schlichtweg einfach nicht.
@ thelepathy: „Dass ein Ministerium nun verlautbaren lässt, die Anschaffung sei völkerrechtlich geprüft worden, ist meines Erachtens – selbst im Falle, dass wir die Dokumente irgendwann einmal zu Gesicht bekommen, nicht sehr überzeugend, geschweige denn rechtlich wasserdicht. Die Implikationen, die ein Einsatz dieser Waffen mit sich bringt, sind so vielfältig, dass man kein Prophet sein muss, um zu ahnen, dass diese Klärung letztendlich durch das BVerfG vorgenommen werden wird.“
Das sehe ich auch so, auch wenn ein erforderliches Regelwerk längst durch den UNO-Sonderberichterstatter für aussergerichtliche Exekutionen, Rechtsprofessor Philip Alston / University of New York, vorgezeichnet ist:
Es darf auf die Drucksache der Vereinte Nationen A/HRC/14/24/Add.6 (pdf), Generalversammlung Verteilung: Allgemein, Menschenrechtsrat, Vierzehnte Tagung, Tagungsordnungspunkt 3 „Bericht des Sonderberichterstatters über außergerichtliche, summarische oder willkürliche Hinrichtungen, Philip Alston*, Addendum Studie über gezielte Tötungen“, verwiesen werden. Hier insbesondere auf „IV. Schlussfolgerungen und Empfehlungen“, welche das Grundgerüst für ein völkerrechtlich konformes Regelwerk und Prüfschema zum Einsatz bewaffneter Drohnen darstellen könnten.
Eine sehr gute Zusammenfassung dieses Berichts findet man bei Humanrights.CH unter dem Titel „UNO-Sonderberichterstatter kritisiert Drohnen-Angriffe“
.
@Vtg-Amtmann
Vielen Dank für die Antwort und den guten Hinweis auf den UN-Rapport, der mir noch nicht bekannt war! :-)
Zwischenlösung von 2014-2020+
„The IAF is planning to join hands with an Israeli firm to upgrade the UAVs of the three services under a project worth over Rs 5,000 crore to enhance their snooping capabilities……After the upgrades, the IAF would be capable of operating these aircraft from far-off distances and control them through satellite communication system,..“
http://thewire.ajallmendinger.com/article/036241s9V30hQ?q=New+Delhi
HUNTSVILLE, Alabama — Alabama A&M University announced today it has reached a memorandum of understanding with the U.S. Army Project Office for Unmanned Aircraft Systems.
http://blog.al.com/breaking/2012/10/alabama_am_to_work_with_us_arm.html
Haben wir nicht sogar zwei Bw Unis?
„Germany 10 Points!“ – IFS-Team gewinnt „Scientific Achievement Award“
8. Mai 2012. Das Team des Instituts für Flugsysteme gewinnt mit seiner Videodokumentation „Dual-mode Cognitive Automation in Manned-unmanned Teaming Missions“ (siehe Bericht unten) den „Scientific Achievement Award“ des NATO RTO HFM-217 TechForums in Prag.
Was ist denn deren Position zu diesem Thema?
FORT RILEY, Kan. – Soldiers assigned to the Big Red One’s aviation brigade will take the final step in becoming the most modern aviation unit in the Army when they launch the Gray Eagle Unmanned Aerial System for its inaugural flight out of Fort Riley next week. …..Some of the capabilities the Gray Eagle will bring to the battlefield include longer reconnaissance time, weapon targeting of ground targets, and the ability to control the UAS from the Army’s new AH-64 Apache Block III.
Wir schaffen an, was die USA schon bald nicht mehr haben wird!
….and the ability to control the UAS from the Army’s new AH-64 Apache Block III.
…. und NATO FAC Übung „Ramstein Rover“ ohne bewaffnete UAV?
“we have done everything to provide realistic and challenging training to further develop the capabilities of FACs and the Air Land Integration in support of ISAF operations.”
http://www.airn.nato.int/press/2012/RamsteinRover12_Initial%20Release%20FINAL.pdf
Brüssel (dpa) – Die Verteidigungsminister der 28 Nato-Staaten beraten heute (Dienstag/13.30) in Brüssel darüber, wie sie das immer knapper werdende Geld fürs Militär künftig besser ausgeben können. Bei dem Treffen geht es darum,
gemeinsam an großen Verteidigungsprojekten wie der Bodenaufklärung durch unbemannte Flugzeuge zu arbeiten.
Evtl. Nachfolgeregelung für Nachfolger HERON 2014+?