Erstmals weniger als 200 Generale
In den gut 20 Jahren seit deutscher Einheit und Ende des Kalten Krieges ist die Bundeswehr zwar von rund einer halben Million Soldaten (und zeitweise mit NVA-Eingliederung noch mehr) auf mittlerweile rund 200.000 und künftig 175.000+ Männer und Frauen geschrumpft. Die Zahl der Generale und Admirale blieb allerdings trotz aller Reduzierungen über der 200er-Marke – bis jetzt: Das neue Personalstrukturmodell 185 (benannt nach der künftigen Maximalgröße von 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten und mindestens 5.000, bis zu theoretisch möglichen 15.000 freiwilligen Kurzdienern) sieht noch 180 Dienstposten der Besoldungsgruppe B6 und höher vor. Bislang waren es 202.
Künftig stellt das Heer 89 Generale, die Luftwaffe 49. 24 Admirale soll es bei der Marine geben, 17 Generals- oder Admiralsposten im Sanitätsdienst und einen für MilGeo. Mit den Heeresgeneralen bekommen übrigens die Feldjäger ihren ersten goldenen Stern. Das PSM 185 sieht allerdings über die 180 Stellen hinaus bei Bedarf zusätzliche Generalsposten für internationale Stäbe vor – wenn z.B. in einem multinationalen Einsatz kurzfristig ein General gebraucht wird, um auf Augenhöhe mit den Verbündeten agieren zu können.
Die Generals-Reduzierung ist natürlich nur die auffälligste, aber nicht die wichtigste Neuerung in dem fast 200 Seiten starken Tabellenwerk. Die Details sind was für Kästchenkundekenner, eines aber springt ins Auge: Die massivste Reduzierung findet bei den Unteroffizieren statt – in diesem Bereich wird es künftig rund 27.000 Stellen weniger geben. Das hat ein paar gewichtige Gründe: Die Verschiebung des Berufsförderungsdienstes in die Zeit nach dem Dienst, aber vor allem der massive Abbau von Ausbilderstellen, weil zum einen keine Grundwehrdienstleistenden mehr eingezogen werden und zum anderen die Verpflichtungsdauer nicht zuletzt bei den Mannschaften steigt und damit pro Jahr weniger Ausbildungsbedarf besteht.
Fast 4.000 zusätzliche Dienstposten wird es dagegen für Mannschaften geben – vor allem beim Heer: Der Aufbau einer kampfstärkeren Infanterie soll auf diese Weise personell unterlegt werden. Und: dort sollen die Kompaniechefs künftig ihre Erfahrung länger nutzen können und später aus der Cheffunktion wegrotieren. Dafür sind dann auch 300 Majorsstellen (A13) vorgesehen, auf die diese Kompaniechefs aufgewertet werden.
(Da schon die ersten Anfragen kommen: Meines Wissens ist das PSM185 bislang nicht allgemein veröffentlicht.)
@TW
1. Haben sie dazu einen Link?
2. Für Kleinigkeiten wie Generale statt Generäle liebe ich ihren Blog.
3. Ob die Infanterie wirklich kampfstärker bei gleichzeitigen Abbau zahlreicher schwerer Kompanien wird, bleibt abzusehen.
4. Die Stehzeiten der Chefs zu verlängern wird hoffentlich zu einer Professionalisierung innerhalb der Kompanien speziell bei den Beurteilungen führen(Chefs führen eine Kp 2x in den Einsatz und können die Soldaten der Kompanie 2x beurteilen)
5. Auch für die Zugführer(Offze) wird es längere Stehzeiten geben – also nicht mehr nur ein Praktikum mit anschließender Stabsverwendung oder wo auch immer
6. Ich glaube fest daran das es künftig auch weiterhin mehr aus 200 Generale gibt, da viele der multinationalen Stellen nicht nur einsatzbezogen, sondern fest für DEU vorgesehene Stellen bei NATO, EU und multinationalen Korpsstäben sind
pi
p.s.: @all
Schöne Grüße aus dem Baghlantal
@pi
Wieso Link? ;-) Manche Dinge recherchiere ich selbst, ohne dass sie schon im Internet zu finden wären… (Das hier ist zwar ein Link, führt aber zu einer Kurzfassung, deren Autor ich auch bin…)
Take care in Baghlan!
Da sie schon über das PSM185 verfügen, empfehle ich, mal neben der Anzahl der Planstellen für B6 und höher auch mal die kumulierten Sterne (X * 1 Sterne + X * 2 Sterne + X *3 Sterne + X * 4 Sterne = X kumulierte Sterne) auszuzählen und zu vergleichen. Es ergeben sich interessante Erkenntnisse ;-)
Auch das Verhaltnis von General / Truppe ist im internationalen Vergleich inzwischen respektabel (1 zu 1000). So langsam holen wir manch despotische „Streitkräfte“ Zentralafrikas ein. Europameister dürften wir in dieser Disziplin inzwischen sein.
Wer denn einmal glaubte, dass die Verkleinerung der Streitkräfte auch zu der wahrlich notwendigen Verschlankung der Stäbe führen würde, wird an die Frösche erinnert, die auch nicht ihren eigenen Teich austrocknen. Inzwischen sind wir ja schon soweit, dass bei den Heeresgeneralen je Stern maximal eine einsatzbereite Panzerkompanie zu Buche schlägt. Vor Jahren machte ich mich noch darüber lustig, dass die dänische Marine in ein einziges Hafenbecken passte, aber dafür an die 10 Admirale hatte, meist in NATO-verwendungen. Davon sind wir jetzt selbst nicht mehr weit entfernt. Ich frage mich allen Ernstes, wo diese Herren denn ihre Erfahrungen her haben, die sie zu dem befähigen sollte, was ihre ureigenste Aufgabe ist: Menschen & Truppe führen. All diese wunderbaren Nebentätigkeiten der Generalität in diversen Verwendungen an der PC & Cocktail-front sind eigentlich doch Verlegenheitsverwendungen. Der Personalaufbau bei den Spitzenverwendungen geht doch nach wie vor davon aus, die „eierlegende Wollmilchsau“ durch rasche Durchlauferhitzerverwendungen herauszufiltern. Leider geht das offensichtlich immer wieder & häufiger schief. Heraus kommen Generale, die von allem ein wenig, aber kaum mehr etwas richtig können, schon gar nicht „führen“. Und mit „können“ meine ich „beherrschen“. . Angesichts der immer kleineren Zahl der Verbände wird die Generalität doch leider immer mehr beherrscht von Schreibtisch“tätern“, mit den ach so bekannten Folgen. Da helfen auch keine „Frontbesuche“! Das ist sicher auch bei den Kameraden im Baghlantal eine nur zu bekannte Malaise….
@Mustermann
Bei Null,Null Alkohol hätte ich im Moment auch Bock auf Cocktailfront. *Veranstaltungsvollster
Größere Generalsreisen halten sich in Grenzen und wenn, dann ist der Stab davon betroffen und nicht so sehr die Truppe.
…lost bataillon…
pi
Der Genauigkeit halber: Die Feldjäger gehören nicht mehr zum Heer, sondern zur Streitkräftebasis. Wahrscheinlich ist der entsprechende General nur Heeresuniformträger…
Es ist interessant, wenn man den Zahlen aus Deutschland die entsprechenden Angaben aus den USA gegenüberstellt.
Dort gibt es gesetzliche Obergrenzen für die Anzahl der Offiziere im Generalsrang (bei der Marine: Admiral). Diese lauten wie folgt (in Klammern dahinter die jeweilige Gesamtpersonalstärke):
Army: 230 (ca. 560.000; 1,2 Mio. mit Reserve und Nationalgarde, von denen jeweils ein nicht unerheblicher Anteil aktiv dient, entsprechendes gilt für die anderen Teilstreitkräfte)
Air Force: 208 (ca. 330.000, zzgl. 69.000 Reserve und 95.000 Nationalgarde)
Navy: 160 (ca. 320.000)
Marine Corps: 60 (ca. 200.000 zzgl. 40.000 Reserve)
(Quelle: Wikipedia)
@Mustermann:
+1
Wenngleich ich Ihre Ansicht, Generale sollten Menschen führen nicht ganz teile. letzten Endes sollen sie Einheiten führen…das Runterbrechen auf dan einzelnen Soldaten obliegt den kleinen Chefs… abgesehen davon haben Sie ja bereits festgestellt, dass die meisten generale nicht zu Menschenführung befähigt sind… nunja… immerhin reden sie gern drüber ;)
@Mustermann
das mag jetzt ins Mark des Selbstverstaendnisses gehen:
Was bringt Sie zu der Annahme, dass die uereigenste Aufgabe eines Generals das Fuehren von „Menschen/Truppe“ sei, das war, glaube ich, das letzte Mal bei den Landsknechten so!
General kommt von Generalist….. ein guter Truppenfuehrer zu sein, ist Teil davon, aber bitte nicht ausschliesslich!
Ein Zitat vom General der Jagflieger gegen Ende des 2. Weltkrieges „Gute Piloten hatte ich genug, gefehlt haben mir gut ausgebildete Generalstabsoffiziere in Berlin…“
Der bei den Alliierten am meisten gefuerchteste General DP im deutschen Generalstab war der des Generalquartiermeister …… der des Chefplaners
Und mal ganz pragmatisch, wenn Sie die Generals-DP im Bereich der Ruestung/IT/Beschaffung aufgeben….. was glauben Sie denn, wer dann die Interessen der Truppe in diesen Angelegenheiten (Operationelle Forderungen) auf Augenhoehe vertritt?
Der GI allein?????
Bevor jetzt ein Shitsturm mit A400M usw einsetzt…..die Probleme sind nicht kompliziert, die sind alle KOMPLEX , und da habe ich manchmal den Eindruck, dass es fuer den ein oder anderen es sogar zur Versuchung werden kann, sich hinter der bedeutenden „Schwierigkeiten derTruppenfuehrung“ zu verstecken.
Aber nur weil man von seinen Soldaten geliebt wird, heisst es nicht, dass man am Ende aller Tage auch die richtige Ausruestung fuer diese an Land bekommt, denn dazu braucht es dann u.a. auch kaufmaennisches und technisches Verstaendnis.
….und wer in seinem Leben noch nie gefehlt hat, der werfe bitte dann den ersten Stein…., nachdem er mind 14 Tage in den Schuhen der jeweiligen Amtsinhaber geschritten ist….um mal die Bibel und Native Americans zusammen zu bringen
Das hat nichts mit Schoenreden zu tun, wo Menschen handeln, entstehen Fehler….
Na ja, nix gegen die Generäle, jeder sollte einen haben, ist ja dann bald so weit :-).
Was mir ins Auge springt ist die massive Reduzierung der Unteroffiziersstellen :-(
Mag an meiner DG-Gruppe liegen, aber wo kommen den zukünftig die Grp- / Zg Fhr her ?
Wer bildet die aus ? Sicher sind längerdienende Mannschaften ein Vorteil, aber was kommt dann ?
Na denn viel Spass beim Diensteschieben :-)
@Terek
Da haben Sie recht; interessanterweise ist in der Übersicht die SKB nicht gesondert ausgewiesen – im Unterschied zur Sanität (wo es ja auch die verschiedenen Uniformträger gibt).
@StFwdR: Die ZgFhr werden künftig verstärkt Offze sein. Wenn ich die Entwürfe diesbezüglich richtig im Kopf habe, ist doch vorgesehen, dass ZgFhr Alpha und Bravo dann OLt sind, der KEO OLt oder Hptm und der Chef Major (wohlgemerkt bei einer regulären Kompanie, keine selbstständige).
Dass das den (vorallem altgedienten) Uffzen OFw aufwärts nicht passt, kann ich mir jetzt schon lebhaft vorstellen.
@T.W., @Terek
Das mit der SKB im Gegensatz zur Sanität konnte daran liegen, das die SKB keine eigene Personalführung hat!
Unabhängig davon, dass ich den Begriff „Uniformträger“ ansich schon strikt ablehne, in Bezug auf die SKB ist er auch noch inhaltlich falsch.
Wenn überhaupt kann man nur bei ZSan von Uniformträger sprechen…
@StFwdR
Die Gruppen- und Zugführer werden ja dienstgradmäßig anders ausgebracht, so weit ich das verstanden habe, viel schlimmer finde ich, dass man technischen Einheiten dieselben Dienstgradverteilungen aufzwingt, obwohl dort Mannschaften gerade mal zum Hallefegen eingesetzt werden können.
@Mustermann
Pro General wohl eher nur ein Panzerzug, wenn überhaupt… Aber gibt ja auch mehr Admirale als Fregatten.
@Soenke Marahrens
„Ein Zitat vom General der Jagflieger gegen Ende des 2. Weltkrieges “Gute Piloten hatte ich genug, gefehlt haben mir gut ausgebildete Generalstabsoffiziere in Berlin…”
und jetzt wo die Luftwaffenführung wieder in Berlin ist und Piloten die Inspekteure uvm stellen, hat sich da leider auch fast nichts ändern. Da dies so ist, hat Koffer ja evtl recht, dass bei der Lw was nicht stimmt :-))
@Elahan
es gibt ja mittlerweile auch Piloten mit GenstAusb ;- ) – Honi soit qui mal y pense ;-)
@ TW:
Versuchen sie bitte mal im zivilen Bereich zu recherchieren. Ich hörte, dass man dort ab der Ebene A 14 aufwärts enorm aufgewachsen ist. Ob der Wegfall von Generalen im Tausch zur B-Ebene bei den Beamten hilfreich wäre, gilt es gesondert zu bewerten. Wie gesagt, wäre interessant. Danke.
@Koffer:
Nun, mal abgesehen davon, daß ich das Konstrukt auch nicht besonders gelungen finde, was soll denn ab dem Begriff „Heeresuniformträger“ oder MUT, LUT, denn bitte inhaltlich falsch sein?
@Terek
Uniformtraeger gibt es bei der Kleiderkasse/LHD…..da hängen Uniformen dran!
@ Sönke Marahrens
Die Zote ist eher was ist eher was für Leute, die den Schlüssel zum Verfügungsraum holen sollen…
Einigen wir uns doch auf: „Soldatinnen und Soldaten der Streitkräftebasis, die im Dienst eine Heeresuniform tragen“, im Gegensatz zu „Soldatinnen und Soldaten der Streitkräftebasis, welche im Dienst eine Luftwaffenuniform tragen“ und „denen, die eine Marineuniform tragen“… ;)
@Terek
aber dann bitte Soldaten der Streitkräftebasis, denn da ist Soldaten plural und man benötigt -innen nicht :-))
Das kann doch nicht im Ernst gemeint sein?
“Soldatinnen und Soldaten der Streitkräftebasis, die im Dienst eine Heeresuniform tragen”
… und außerhalb Luftwaffenuniform :-D
Geht das nicht kürzer?
@Terek
Ich finde die Bezeichnungen LUT/MUT/HUT als würdelos und ganz persönlich ein bisschen verächtlich …. Ich bin kein Uniformtraeger, ich bin Soldat/ Offizier!
Falls mal jemand auf die Idee kommen sollte, die SKB zu einer echten eigenstaendigen TSK zu machen, würde ich mich dementsprechend dann als SKB Offizier bezeichnen, bis dahin sehe ich mich als Luftwaffenoffizier, der seinen Dienst mit Stolz und Ueberzeugungb in der SKB versieht!
@Terek
1. Zum grundsätzlich: ich weigere mich grundsätzlich einen Heeressoldaten als „Uniformträger“ zu bezeichnen.
Entweder ist jemand von Denken des Heeres durchdrungen und überzeugter Heeressoldat oder nicht.
Und wenn er Heeressoldat ist, dann ist es unerheblich wo er Dienst tut!
Die Idee von zentralen militärischen Dienststellen ist ja nicht neu (es gab sie ja schon solange wie es Lw und Marine gibt), aber bis heute ist niemand auf die Idee gekommen jemanden anders zu bezeichnen, nur weil er gerade wo anders Dienst tut.
Darüber hinaus empfinde ich die Bezeichnung auch als persönlich herabwürdigend für die betroffenen Soldaten.
2. zum speziellen: Selbst wenn man das sprachliche und geistige Konstrukt akzeptieren würde, dann würde es auf die Sdt in der SKB ja nicht zutreffen, weil Laufbahnlehrgänge und Personalführung immer noch beim Heer liegen. Das ist bei ZSan anders, hier könnte man schon eher sagen, dass es alles Sanitäter sind, die nur jeweils unterschiedliche Uniformen tragen…
“Soldatinnen und Soldaten der Streitkräftebasis, die im Dienst eine Heeresuniform tragen”
… und außerhalb Luftwaffenuniform :-D“
Warum nennen wir sie nicht einfach Heeressoldaten, bzw. Luftwaffensoldaten?!
Hallo @dasbo. Wenn man schon keine Ahnung hat, sollte man wenigstens den Pinguin machen (also die Klappe halten). Im internationalen Vergleich hat DEU die wenigsten Sterne, in Europa liegen die Österreicher, Franzosen und Briten vorne. DEU bewegt sich auf Höhe der USA, was das Verhältnis angeht. Also, beim nächsten Mal lieber nachrechnen. Grüße.
@Koffer
Zustimmung!
Luftwaffensoldaten und Heeressoldaten die an der Offizierschule des Heeres zum Offizier der jeweiligen Teilstreitkräfte ausgebildet werden :-))
@j.Hunter
„Dass das den (vorallem altgedienten) Uffzen OFw aufwärts nicht passt, kann ich mir jetzt schon lebhaft vorstellen“
Nicht mehr meine Baustelle, aber die erfahrenen Offiziere und Feldwebel kommen heutzutage ja alle vonne Schule respektive wachsen auf den Bäumen, müssen nur gepflückt werden. ;-)
@Koffer und Sönke Marahrens
In der Sache stimme ich mit Ihnen vollkommen überein. Ebenso in der grundsätzlichen Ablehung des Konstrukts und ich finde auch, es klingt herabwürdigend.
Vielleicht „leider“ aber es hat nunmal mittlerweile Eingang in die offizielle Sprachregelung gefunden. HSdt der SKB, wäre, bei näherer Überlegung, aber wohl besser gewählt.
Endlich ein goldener Stern für die Feldjäger und damit ein dem Aufgabengebiet angemessener Repräsentant. Dann hoffen wir mal, dass der Generalsposten auch durch einen Feldjäger besetzt wird und nicht wie lange Jahre Praxis Truppengattungsfremde die Spitze der besetzen.
Nebenbei erscheint mir die Anzahl immernoch reichlich hoch.
„Und: dort sollen die Kompaniechefs künftig ihre Erfahrung länger nutzen können und später aus der Cheffunktion wegrotieren. Dafür sind dann auch 300 Majorsstellen (A13) vorgesehen“.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun – Die Kompaniechefs werden erst einmal nur älter.
Ich zitiere den damaligen Stellvertretenden Befehlshaber Heeresführungskommando Generalmajor Trull aus dem Jahre 2007 (?):
„Die Verringerung der Veranschlagungsstärke der Wehrpflichtigen um etwa 30.000 Soldaten vor 1 ½ Jahren und damit die Vorwegnahme des PSM 2010, hat im Heer zu hohlen Strukturen geführt, die nicht ohne Auswirkungen auf die Ausbildung blieben. Junge Offiziere, die nach dem Studium in die Truppe wechselten, standen mitunter vor folgender Lage: Die Zugführerzeit von etwa neun Monaten setzte sich zusammen aus
drei Monaten Leerquartal in einer nicht befüllten Kompanie, drei Monaten Allgemeiner Grundausbildung und drei Monaten einsatzvorbereitender Ausbildung.Die Folgen sind klar: diese Zugführergeneration hat zu etwa einem Drittel, wenn nicht mehr, keinen Tag in der Ausbildung der Befähigung zum Kampf zugebracht. In der 14. PzGren-Div hatte am Ende meiner Zeit als Divisionskommandeur, Februar 2005, rund ein Drittel der Kompaniechefs der Kampf- und Kampfunterstützungstruppe keine Bilder vom Gefecht!“
Lange ist es her: Bilder vom Gefecht bzw. Gefechtsmedaillen haben heute viele Offiziere und die Problematik der kurzen Stehzeit sollte sich durch den neuen Verwendungsaufbau der Offiziere nach dem Studium jetzt in der Truppe auswirken. Dieser Verwendungsaufbau wird ein höheres Lebensalter der zukünftigen Chefs zur Folge haben. Ob diese jedoch dann auch Major sein müssen bzw. es als Kompaniechef überhaupt werden stelle ich in Frage. Es bleibt doch zu befürchten, dass der Chef zwar auf Stelle sitzt aber über kurz oder lang aus Haushaltsgründen nicht pünktlich zum Major befördert wird.
Warum schafft man nicht Stellen- und Haushaltswahrheit indem man die Einweisung von der Besoldungsstufe A11 in A12 zeitlich staffelt? Der Kompaniechef bleibt A12, kann dies aber z.B. erst nach 12 Dienstjahren werden, sein Stellvertreter kann gerne A11 sein und dies mit entsprechend jüngerem Lebensalter. Ein neuer Beförderungsstau aus haushalterischen Gründen könnte zumindest vorerst vermieden werden. Alle weiteren Beförderungen schieben sich entsprechend.
Interessant dürfte auch der zukünftige Zeitpunkt des Stabsoffizierlehrganges (SOL) sein, denn dieser ist bisher Voraussetzung für die Beförderung zum Major und gleichzeitig Auswahllehrgang für die zuküftigen Generalstabsoffiziere. Besuch SOL VOR der Chefverwendung? – Interessant. Ein Zeitsoldat SaZ 12 wird zukünftig so oder so kein KpChef, es sei denn als „unterbezahlter Billigheimer“ A11/12 auf A13-Dienstposten – persönliches Schicksal oder Vorsatz des Haushälters?
@securityfreak65:
Belege? Der Post von chickenhawk ist zwar nicht ganz korrekt (http://de.wikipedia.org/wiki/Generalit%C3%A4t#Regelungen_zur_Generalit.C3.A4t), die gesetzlichen Regelungen zeigen aber immer noch ein deutlich geringeren Anteil von Generälen zur Truppe, insbesondere wenn man bedenkt, dass der Anteil an Einsatzverbänden in den USA deutlich höher ist. Dafür hab ich zwar kein Beleg, aber persönliche Erfahrung legt das nahe und in den Höchstzeiten der beiden aktuellen Kriege war 1 von 6 US-Soldaten im Einsatz.
Mit den Majorsdienstposten als Chefs bin ich gespannt. Das wird immer gerne mit mehr Erfahrung verkauft, in der Realität sieht das (zumindest in der Lw) dann oft so aus, dass irgendwelche Offiziere, die noch „die Chefverwendung durchlaufen“ müssen, dort schnell Major werden können. Ob da wirklich einer vom Oberleutnant bis zum Major drausitzt, wag ich zu bezweifeln. Folglich kommen junge Offiziere noch später in Verantwortung als bisher und somit wird deren Persönlichkeitsentwicklung gehemmt. Aber wir werden sehen.
In den USA gibt es eine Reserve die faktisch kaum von den „regulären“ aktiven Soldaten unterscheidbar ist. In allen TSK gibt es „Reserve-“ Generale bzw. Admirale bis, IIRC, einschließlich 3 Sterne Ebene.
@ Hausmeister Ücüncü | 02. Juli 2012 – 8:39
Die Zahlen habe ich aus der englischsprachigen Wikipedia. Die in der deutschsprachigen Wikipedia zitierte Quelle scheint mir im übrigen auch gar nicht (mehr) einschlägig zu sein.
@Thomas
Viel wichtiger hierbei ist die Frage warum SaZ immer wieder direkt von A10 auf A12 springen. Aber für BS immer wieder eine nicht geringe Wartezeit besteht.
Nicht das ich es den SaZ nicht gönne, aber diese ungleich
Behandlung das manche A12 DPs wohl wichtiger sind als andere A12 ist auch wenn mich das nicht betrifft ne sauerei. Entweder ist ein DP als A12 hinterlegt oder nicht.
Es gib förderliche und nicht förderliche Dienstposten, auch in A12. Ein BS im Alter für A12 wird in der Regel nur auf förderliche Dienstposten gesetzt während „auslaufende“ SaZ 12/13 auch für nicht förderliche Dienstposten in Frage kommen. Ich glaube ein BS wäre nicht dankbar wenn er/sie zwei Jahre früher auf A12 kommt dann aber 8-10 Jahre darauf verbringt weil die Zeit auf dem nicht förderlichen Dienstposten karrieremäßig „Leerzeit“ ist und auf förderlichen A12 Dienstposten „nachgeholt“ werden muss.
@chickenhawk:
Englische Wikipedia ist sicherlich aussagekräfter. Ein Link macht es alledings immer etwas einfacher, Infos nachzuvollziehen ;-)
@tbr
Danke für den Versuch, aber wo ist der Sinn das die A12 ob nun förderlich oder nicht unterschiedlich einzuweisen? Von den A12 die lange auf ihre Einweisung warten ist der A12 zu 99% EDEKA.
Wie ich schon schrieb ich bin nicht betroffen, aber ich kann nicht nahvollziehen wieso SAZler direkt bei Beförderung vom OLt zum H teilweise auf A12 eingewiesen werden aber FDler mit wartzeiten von 24 Monaten rechnen müssen.
Wenn Sie da mehr wissen bin ich dankbar für alle Informationen die diese Personal/Haushaltspolitik in einem besseren Licht erscheinen lassen.
Lieber Herr Wiegold,
was sagen Sie zu dem gestrigen Einwurf von „dasbo“ (Kumulation der einzelnen Generalsposten im PSM 185)? Gibt es also wirklich eine Reduzierung?
Beste Grüße
@Erwinius
Ich hab‘ mich zunächst mal auf die Gesamtzahl der Generalsdienstposten bezogen. Die Sterne müsste ich mal auszählen (siehe aber auch den Widerspruch von Securityfreak65). Im Moment komme ich allerdings nicht zur der detaillierten Goldstern-Analyse…
@T.W.:
Danke, das ist verständlich. Wenn Sie dennoch trotz Ihrer vielen – unentgeltlichen! – Arbeit für diesen hervorragenden Blog einmal dazu kommen sollten, wäre das natürlich toll.
Der Kommentar von „Securityfreak65“ bezog sich leider nur auf den Vergleich zu anderen Nationen. Dass andere Streitkräfte in Punkto „Kopflastigkeit“ genauso schlimm oder gar schlimmer sind (wobei die Belege fehlen), ändert freilich nichts an der Lage der Bundeswehr.
Um einen Vergleich zu den USA zu ziehen und auch mal ein paar Zahlen zu liefern:
In der Onlineausgabe Air Force Times wurden im Artikel „AF has military’s highest GO-to-troops ratio“ (09.05.2011) wurden einige Zahlen zum Verhältnis Generalität zu Soldaten genannt. So war das Verhältnis am Ende des Haushaltsjahres 2010 in der
US Air Force 1:1045 und in der
US Army 1:1764.
Die anderen Teilstreitkräfte wurden im dem Artikel nicht weiter aufgeführt.
Es werden auch die Obergrenzen, die hier schon genannt wurden, erwähnt. Die Air Force hat zwar 208 Stellen, aber 2010 gab es jedoch insgesamt 315 Offiziere in der Air Force im Generalsrang.
In der Wehrmacht waren 5% der Soldaten Offiziere, in der BW sind (waren) es im Heer 2010 7%, bei der US Army sind es ca 14%. So generalslastig kann die BW doch gar nicht sein?
Halli Hallo, @Erwinus. Freilich bezog sich der Kommentar auf die Ratio bei anderen Nationen, und zwar hier auf die Nationen mit einer besonders hohen Ratio. Am anderen Ende der Skala stehen die USA, die Zahlen oben bei „Wanderer“ sind im wesentlichen korrekt. DEU steht im Vergleich mit USA etwas schlechter dar, aber nicht signifikant. Nochmal: wer, wie teilweise geschehen, DEU eine Kopflastigkeit vorwirft, kennt die Zahlen nicht oder stellt bewusst falsch dar. Im Übrigen, die wirklich gute Nachricht ist doch die Verlängerung der Verwendungsdauer (und des Verwendungsaufbaus) für Einheitsführer (Kp/ Bttr/ Stff) und die sich daraus ergebende Verbesserung des Führungskönnens der Einheitsführers. A13 ist da quasi nur ein „Nebenprodukt“. Grüße allerseits.
@securityfreak:
Die Vorteile der Stehzeitverlängerung sehe ich derart positiv wie Sie. Auch die Sache mit dem Dienstgrad bewerte ich gleich. Ein netter Nebeneffekt, aber mehr auch nicht. Weiterhin ist es förderlich, dass die KpChefs damit auch im Durchschnitt um ca. 3Jahre älter sein werden (mal sehr hoffnungsvoll formuliert).
Zum Ratio General / Truppe. Evtl. war ich etwas voreilig, da ich ohne Quellenangabe arbeitete. Ich hatte hier einen Artikel im Hinterkopf, der eben jene Ratio von diverse Nationen tabellarisch darstellte, aber schon einige Jahre alt ist. Besonders prägnant habe ich in Erinnerung, dass Südafrika mit 1/200 auf Platz 1 lag und sich Deutschland im europäischen Vergleich in den Top5 befand. Daher wagte ich die Behauptung (und mit sicherlich etwas frötzelnder Anspielung auf die aktuelle Fußball-EM), dass wir inzwischen hier Europameister sein müssten.
Ich versuche die Quelle nochmals ausfindig zu machen.
nochmal halli hallo. Warum lange suchen? Ich meine, bei rd 185000 Mann (und Frauen) insgesamt und 180 B6+ kommt man doch sehr schnell auf die Zahl (die dann nicht bei der Südafrikas liegt). Oder irre ich?
Abseits der Generalsstellen scheint mir die Offz-Lastigkeit auf Ebene ZgFhr ein WIRKLICH großes Problem zu werden.
Es wird viel von Attraktivität gesprochen, aber für Fw wird es immer schwieriger ZgFhr zu werden???
Wir schleppen eben noch Offze/OA aus der vorletzten Struktur mit. Die wiederum durch die Offz-Ausbildung truppenfern ausgebildet in die Kompanien/Batterien/ geworfen werden.
Für die Kultur und den Zusammenhalt der Einheiten sicherlich nicht förderlich.
Ob dies die erfahreren KpChefs ausgleichen können bezweifle ich.
hat jemand hier eine ungefähre vorstellung davon wieviele unserer B6+ dauerhaft in irgendwelchen NATO/EU-strukturen gebunden sind?
@Memoria
„Es wird viel von Attraktivität gesprochen, aber für Fw wird es immer schwieriger ZgFhr zu werden???“
Wieso? Früher hatte eine InfKp zwei OffzZg und einen FwZg, heute hat sie 2-2!
„Wir schleppen eben noch Offze/OA aus der vorletzten Struktur mit. Die wiederum durch die Offz-Ausbildung truppenfern ausgebildet in die Kompanien/Batterien/ geworfen werden.“
Das kann so nicht sein, denn alle OA aus dieser Zeit sind in der Zwischenzeit schon nicht mehr in diesem Verwendungsband (da zu alt) und wenn die neue Struktur kommt, dann sind diese alle schon Hptm oder Zivilist!
Als Ergänzung, ohne im einzelnen auf Planwechselstellen einzugehen, sieht der Einzelplan 14 im Titel 42301 folgende Stellen für B6+ vor (nur Soldaten):
BMVG: B10 = 1; B9 = 8; B7 = 8; B6 = 26
Truppe: B10 = 2; B9 = 27; B7 = 47; B6 = 127
Gesamt : 204 Dienstposten
(B10= General; B9 = Generalleutnant; B7 = Generalmajor; B6 = Brigadegeneral [und jeweils vergleichbare Dienstgrade])
Ergibt insgesamt 314 Sterne pro Schulter; bei zwei Schultern natürlich doppelt ;-)
@Koffer:
Nach meinem Kenntnisstand waren große Teile des 76. OAJ dieses Jahr im OL 3. Diese OLt wurden – zumindest teilweise – noch mit Blick auf die Struktur „Heer der Zukunft“ angeworben.
So war mein Kommentar zu verstehen.
@Memoria.
Das mag sein, aber die Struktur wird beginnend nächstes Jahr und im Schwerpunkt übernächstes Jahr eingenommen.
Da haben diese OLt bereits im Regelfall ihre Zugführerzeit hinter sich, d.h. es kann gar nicht sein, dass es heutzutage wegen der Offizierstellen schwieriger für einen Fw wird ZgFhr zu werden (zumindest nicht in der Kampftruppe).
Ein Faktor macht es allerdings den OFFIZIEREN derzeit schwierig einen Zug zu bekommen (Aussage wiederum nur für Kampftruppe gesichert, bei FüUstg und KpfUstg kenne ich mich zu wenig aus): der Mangel an Mannschaften! Denn die meisten Kommandeure legen eher den II. Zug (also einen Offz-Zg) still, als den III. Zg!