Syrien schlagen, Iran treffen?
Das Thema Syrien ist weiter auf der Tagesordnung, angesichts der Berichte aus dem Land selbst (und ich weiß nach dem letzten Thread dazu, dass ich an diesem Thema nicht wirklich vorbeikomme…). Deshalb der Verweis auf zwei gerade veröffentlichte Meldungen aus den USA:
Josh Rogin von Foreign Policy berichtet, nach seinen Informationen seien die USA nunmehr bereit, die syrische Opposition zu unterstützen – wenn auch (noch?) nicht mit Waffen. Bislang sei eine Unterstüzung der politischen Gegner von Präsident Assad vorgesehen, keine Hilfe für die Free Syrian Army (FSA).
Und die Bloggerkollegen von Danger Room melden, der US-Kommandeur im Nahen Osten, General James Matthis, habe ebenfalls die Bereitschaft zur Unterstützung der syrischen Rebellen signalisiert. Vor dem Hintergrund der Überlegung, dass ein Sturz Assads auch die Stellung Irans in der Region schwäche: Mattis told a Senate panel that knocking off dictator Bashar Assad would represent “the biggest strategic setback for Iran in 25 years.” (…) “If we were to provide options, whatever they are, to hasten the fall of Assad,” Mattis testified, then as long as other nations were on board, “it would cause a great deal of concern and discontent in Tehran.”
Alles noch hinreichend vage, aber Stoff zum Nachdenken. Dazu passt auch (danke für den Leserhinweis) das hier: Solving Syria Requires Separating Myth From Reality
Auch relevant: Turkey Urges Syria Aid Corridors as Russia Resists UN Step
Die Kampagne gegen Syrien ist in vollem Gange. Ziel der Kampagne ist sicherlich Iran, aber weitergedacht dann auch Russland und China. (Siehe die aktuellen Versuche eine Farbenrevolution in Moskau anzustiften.)
Ohne UN Resolution wäre ein Krieg gegen Syrien, unter welchem Vorwand auch immer, illegal. Das Russland und China das einfach hinnehmen würden glaube ich nicht.
Waffen, Geld und fachliche Unterstützung bekommen die Aufständischen ja schon länger von ausserhalb.
Die Nachbarstaaten, insbesonder die Türkei, sollten etwas vorsichtiger sein. Syrien kann sich auch wehren und das nicht nur direkt sondern auch indirekt. Wenn die Kurden in der Türkei nun mit frischen Waffen versorgt werden dann wird Ankara seine Haltung wohl noch mal überdenken müssen.
OT: Das ganze Syrien-Thema ist ein weiterer Fall des „Thomas-Wiegold-Syndroms“
Sobald TW Urlaub macht, bricht eine internationale Krise aus ;)))
Das war mit Libyen genauso.
@b .. verschwörungstheorien in allen ehren, aber die mär von den angezettelten blümchen und farben revolutionen ist mit verlaub „ein klein wenig“ unterkomplex und spiegelt die internen dynamiken, die sich im verlauf solcher quasi-revolutionärer massenbewegungen entfalten nichtmal im ansatz wieder.
btt: zusammen mit syrien würde im zweifel auch die hizb allah empfindlich getroffe. für einen krieg mit israel würde es mit sicherheti noch reichen, aber ohne sicherer nachschubroute für iranische knallfrösche wirds auf dauer schwierig …
@JCR
Ich mache gar keinen Urlaub, bin nur derzeit unterwegs ;-) Also kein Grund zu Befürchtungen.
@b
R2P
Völkerrecht ist nicht eindimensional.
Und außerdem: einen Verstoss gegen das Völkerrecht kann legalistisch sowieso nur der Sicherheitsrat feststellen. Und ich vermute nicht, dass die Vereingten Staaten, Frankreich UND das Vereingte Königreich hier gegen sich selbst stimmen werden…
@Markus – mal bitte etwas in Wikileaks U.S. Cable lesen und dann noch mal von vorne anfangen. Die Farbenrevolutionen in Osteuropa waren alles U.S. Fabrikate. Das das stets in Bezug zu Russland’s Wahlen zitierte GOLOS Institut U.S. finanziert ist ist auch keine Mär sondern dokumentiert. Wenn dann noch die ganze westliche Presse in feinem Einklang von Wahlfälschung spricht wo die Wohlergebnisse doch den Umfragen vor der Wahl entsprechen, was Wahlbetrug in größerem Maße unwahrscheinlich macht, dann sollten langsam die auch bei ihnen Glocken klingen.
Da ist offensichtlich eine Kampagne im Gange um Putin zu „delegimitieren“ und zugleich Proteste anzufeuern die dann zu Wahlwiederholungen aufrufen. Klassischer Versuch einer Farbenrevolution.
(Ist ja fast wie EU Politik. Gewählt werden muss so lange bis das Ergebnis den Herschenden passt.)
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Zu Hizbullah. Syrian, Iran: Ziel Israel’s ist es alle 300 Millionen Menschen in der Gegend so unter der Knute zu halten das es weiterhin tun und lassen kann was es will. Hierzu erpresst es die USA (mit Hilfe des Kongresse („payed and bought by the Israel Lobby“) und auch Europa. Nachdem Irak, früher das Hauptziel Israels, seit Anfang der 90er erledigt ist sind Iran und seine Verbündeten dran. Das so eine Politik strategisch auf Dauer durchhaltbar ist ist zweifelhaft.
„Darauf angesprochen, ob Russland als Rechtsnachfolger der UdSSR Damaskus gemäß dem 1980 geschlossenen sowjetisch-syrischen Freundschafts- und Kooperationsvertrag militärische Hilfe zu erweisen hat, erwiderte Lukaschewitsch (Sprecher des Außenministeriums): „Darin geht es nicht um eine militärische Hilfe unsererseits. Russland hat nicht vor, etwas Derartiges zu unternehmen“.“
Dies wurde so unter Medwedew gesagt, nachdem man kurz zuvor militärische Hilfe geleistet hatte. Was sagt man wohl jetzt unter Putin dazu?
„In dem Vertrag heißt es unter anderem: „Wenn eine dritte Seite in das Territorium Syriens eindringt, wird die Sowjetunion in diese Ereignisse einbezogen.““
Video von heute:
Nach mehreren Toten durch Sicherheitskräfte in den letzten Wochen bewerfen Protestler ein gepanzertes Polizeifahrzeug mit Steinen und errichten Refenbarrikaden auf den Strassen.
In Saudi Arabien.
Wann marschieren wir da ein?
Wenn man sich SpOn oder WOn ansieht, dürfte die Gefahr eines Eingreifens geringer geworden sein. Ich glaube Obama und die engsten Verbündeten sind zu sehr mit den Kampf gegen die Neuverschuldung beschäftigt, und haben daher wenig Interesse an einen Mrd teuren Krieg.
@ Markus
Die Fähigkeit zur kritischen Analyse fehlt dem User B leider in Bezug auf Staaten wie dem Iraen oder Syrien. Das geht dann soweit, dass der Iran als „Demokratie“ bezeichnet wird. Dies dann durch die Einstellung gegenüber Israel wieder kompensiert.
Sie haben ja Recht, dass die Farbrevolutionen durch westliche Organisationen unterstützt worden sind, trotzdem gab es innerhalb der jeweiligen Länder Mehrheiten, die die autoritären Regime abgelehnt haben.
Auch in Syrien wurde die Opposition erst unterstützt als Assad sich entschlossen hatte, die Proteste gewaltsam zu beenden.
@Müller
Und der Informationsgehalt ihrer Aussage ist was?
Außer daß sie gezeigt haben, daß sie „auf Linie“ sind?
Und der andere in Pöser, höchstwahrscheinlich von der Linkspartei oder aus Moskau ferngesteuerter Anti-Alles?
Geht noch viel besser…die Methoden der Chinesen in ihren Westprovinzen sind seit Jahr u Tag nicht sensationell anders. Es ist ganz simpel…wenn man diese Diskussion nicht gutmenschlich u politisch korrekt fuehrt, muesste auf dem halben Globus interveniert werden. Klingt wie ein Totschlagargument, aber die Tatsachen sind, was sie sind.
U bzgl der Diskussion „damit treffen wir Iran“…ja sauber, die gleichen Genies wieder am Werk wie 2003. Schon vergessen? Damals sollte der Irak der neue US-Stuetzpunkt im Nahen Osten werden, die groessten Basen, Saudi-Arabien ade…was daraus geworden ist, u wie sich die politische Grosswetterlage da fuer den Westen verbessert hat, koennte man nachlesen, waere es nicht inzwischen weitestgehend unsexy fuer die Presse.
Israels legitimes Ziel ist es nicht 300mil Menschen im Nahen Osten so unter die Knute zu bekommen, dass es machen kann was es will, sondern die überwiegende Mehrheit dieser Menschen, welche „bekennende Antisemiten“ sind, von Kompetenzen und Kapazitäten fern zu halten die eine Vernichtung dies Israelischen Volkes bedeuten könnten.
Ein Blick auf die Landkarte kombiniert mit dem Wissen des Aktuellen Umbruchs sollte eigentlich für mehr Diskussion Stoff sorgen als; „die Ammi Banker und die Juden sind schuld“ sorgen.
Das der Nahost-Konflikt mittlerweile auch von Seiten des einzigen Rechtstaates in der Region, aufgrund einer sich ständig im Bereich der oberen Eskalation Stufen befindlichen Situation, nicht hinnehmbares Unrecht erzeugt ist klar.
Terror-Organisationen aber als Freiheitsbewegungen und Unrechts-Staaten zu „souveränen“ Mächte zu stilisieren empfinde ich als perverses Gutmenschentum.
Ziege:
Bitte mal den Begriff „Rechtsstaat“ nachschlagen. Geht es vielleicht eher um Gerechtigkeit? Denn Israel ist straff auf dem Weg in die Apartheid (abgesehen von anderen Episoden wie staatlich sanktionierten Ermordungen). U die gesamte nicht-juedische Bevoelkerung zu Antisemiten zu erklaeren, da hat aber jemand maechtig das AIPAC-Kool Aid getrunken.
Schade, dass sich hier mittlerweile auch die üblichen Verdächtigen rumtrollen. Für dieses ständige „Israel ist Schuld“-Battle ist das Spiegel-Online Forum doch viel besser geeignet. Thema dieses Artikels ist Syrien.
@b .. keine sorge .. farbrevolutionen sind sagen wir sowas wie ein aeh „hobby“ von mir und ich bin so frech zu behaupten mit allen wichtigen autoren vertraut zu sein, die sich in den letzten jahren mit der thematik befasst haben (es ist nicht damit getan ein paar cables zu lesen.. ).
ich kann jedem anwesenden hier versichern, wenn man die ursachen der farbrevolutionen auf den Faktor „Dollar/wühlarbeit“ reduzieren könnte hätte man zu dem Thema nicht so viel Papier dreckig machen müssen …
in short: interne Faktoren sind viel wichtiger als (das zweifellos vorhandene) engagement „externer“ kräfte. ein wunder, dass hier noch keiner den Soros genannt hat.
@Ziege/para
Aus irgendwelchen Gründen ruft das Israel/Araber-Thema in Deutschland sehr starke Emotionen hervor, und viele Deutsche identifizieren sich stark mit der einen oder der anderen Seite. Warum eigentlich? Was hat das, was Israelis den Arabern antun (und umgekehrt) mit Deutschlands Sicherheit zu tun, abgesehen davon, dass die Araber das Öl haben und die Israelis nicht?
Das liegt an der Moralisierung der Gesellschaft.
Für die einen sind die Israelis die „neuen Nazis“ und der Araber so eine Art „edler Wilder“, als Gegenentwurf zu unserer dekadenten Konsumgesellschaft wie Winnetou nur mit Turban statt Feder, für die anderen bedeutet Auschwitz ewige Treue zu Israel und bei einem Teil habe ich das Gefühl daß sie Israel mögen, weil es eben ein Staat ist der macht was er will, nicht wie der unsrige.
So ähnlich wie die Schwächlinge auf dem Schulhof den starken Assi bewundern der jeden vermöbelt.
Das Beste ist, Aussagen und Gedanken über den Nahostkonflikt auf ein Minimum zu reduzieren.
Der Nahostkonflikt ist wie ein geistiges Geschwür, daß auf die Dauer jegliche Debatte unmöglich macht.
Das liegt meines Erachtens daran, daß man, wenn man sich wirklich in eine der beiden Seiten hineinversetzt, man den jeweiligen Standpunkt zumindest der gemäßigten Vertreter nachvollziehen kann.
Orontes:
Ich identifizier mich da mit gar nichts, ausser dem Interesse des Landes, dessen Staatsangehoeriger ich bin. Und im dieser Hinsicht ist „Raushalten“ m.E weitestgehend korrekt. Das schliesst ein, dass gewisse Ruestungshilfe, die wir den Israelis geleistet haben, eindeutig nicht in diesem Interesse ist und uns eher schadet. Wie uebrigens auch den USA ihr „Schwanz wedelt mit dem Hund“-Verhaeltnis zu Israel ganz klar schadet, da muss man nur mal die Chinesen fragen, was sie aus Tel Aviv fuer schoene Geschenke erhalten haben.
Ich bin kein dicker „Pali-Kumpel“, sondern bestenfalls politischer Realist. Hinzu kommt, dass ich tatsaechlich Menschen aus der Region u ihre Haltung zum Thema persoenlich kenne und schon deshalb solche Phrasen wie „die sind alle/ueberwiegend Antisemiten“ etc lachhaft finde. Ebenso wie das komplette Reflexverhalten mancher, wenn es um Kritik an Israel u gewissen Entwicklungen, die dort von statten gehen, geht.
Die Behauptung, die Araber seien Antisemiten, ist schon allein deshalb albern, weil die Araber selbst die mit Abstand größte Gruppe unter allen Semiten sind. Die Juden sind, mit 14 Millionen, die kleinste Gruppe unter den Milliarden Semiten weltweit.
„Antisemitismus“ ist aber ein eingeführter Begriff für Judenhass.
Das liegt daran, daß zu dem Zeitpunkt, als intellektuelle Juden in Europa im späten 19. Jahrhundert den Begriff prägten einerseits Rassenlehre (JEDER betrieb im späten 19. Jahrhundert Rassenlehre) herrschende Meinung war und zum Zweiten die Juden im europäischen Umfeld die einzigen Semiten waren.
Araber waren zu dieser Zeit als Kolonialvolk bzw. Untertanen der hohen Pforte schlichtweg völlig irrelevant.
@JCR
„Gegen Ende der Naziherrschaft wurde die Selbstbezeichnung „Antisemiten“ – auch in Hinblick auf arabische Verbündete – abgeschafft und z. B. durch „Judengegner“ ersetzt. Schon Dühring wollte im 19. Jahrhundert den Antisemitismus lieber als „Antihebraismus“ verstanden wissen.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Semiten
@ Stefan
Antisemitismus ist als Judenhass definiert. Dementsprechend können Araber (auch wenn sie Semiten sind) Antisemiten sein und davon gibt es dort nicht zu wenig.
„“Es wäre ein Fehler zu denken, dass die USA im Alleingang eine bewaffnete Invasion in Syrien unternehmen könnten, oder zu glauben, dies würde die einfachste Lösung des Problems sein“, sagte der US-Präsident am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus.“
http://de.rian.ru/security_and_military/20120306/262876187.html
Das die USA dies im Alleingang tun würden, glauben auch nur die Dummen auf dieser Welt. Bisher haben die USA bei ihren Kriegen immer einen Verbündeten gefunden der diesen einen internationalen Anstrich verliehen hat.
@Müller | 07. März 2012 – 0:04
Nun, warum nennen wir das Kind dann nicht beim Namen und sagen Judenhass, wenn wir Judenhass meinen. Warum sagen wir Antisemitismus, wenn es doch so überwältigend viele nichtjüdischen Semiten weltweit gibt, von denen viele die Juden hassen? Das zeigt doch das diese „Definition“ blühender Unsinn sein muß.
Da die Begriffe austauschbar sind, ist es volkommen irrelevant, ob sie Antisemitismus oder Judenhass als Begriff benutzen. Insofern kann auch jeder Araber ein Antisemit sein.
Andererseits sind solche Begriffsdebatten genau das Problem.
Man kann es auch Horst nennen und es bleibt das selbe.
Tatsache ist, daß der Nahostkonflikt Menschen dazu bringt, kategorische moralische Standpunkte zu suchen, obwohl dieser Konflikt, wie jeder andere, auf beiden Seiten von knallharten Interessen geprägt ist.
@Müller | 07. März 2012 – 0:29
Sie haben vermutlich nicht verstanden, was ich meine. Da auch z.B. die Syrer Semiten sind, ist ein Syrer-Hasser ebenfalls ein Antisemit, selbst wenn dieser ein Jude ist. Was sonst? Daran ändert auch ihre „Definition“ nichts. Sozusagen ein „antisemitischer Semit“. ;-))
Übrigens sind nicht alle Juden Semiten, ich meine hier besonders die zum jüdischen Glauben konvertierten Menschen.
Doch ich habe verstanden, was sie uns mitteilen wollen. Allerdings ist ihr Einwand irrelevant. Antisemitismus ist definiert als Judenhass. Demzufolge kann natürlich auch ein Semit eine antisemitische Einstellung haben. Zudem gibt es auch Juden, die antisemitische Positionen vertreten. Im übrigen ist die Zahl konvertierter Juden ziemlich gering, da das Judentum keine missionarische Religion ist.
Ein anderes Beispiel ist der Antiamerikanismus. Dieser ist definiert als „Ablehnung der Kultur und Politik der USA“. Jetzt halten Sie sich fest, ein Süd- oder Mittelamerikaner kann antiamerikanische Einstellungen vertreten, obwohl er selber Amerikaner ist.
@Müller | 07. März 2012 – 9:20
So, wie viele Deutsche antideutsche Einstellungen vertreten. Sei es nun bewußt oder unbewußt.
Etwas off-topic, aber: whoa, holy shit, Chaos ist Kommandeur der US-Streitkräfte im Nahen Osten? Ich stelle mich auf eine interessante Entwicklung ein. (vorausgesetzt, er hat sich seit Genereation Kill nicht sehr verändert in seiner Taktik…)
@Marlene Hepach: … stelle mich auf interessante Entwicklung ein…
Wäre es auf dem Hintergrund der hier ja nur in Teilaspekten beleuchteten, sehr komplexen Iran-Syrien Problematik interessant, besonders die Frage aufzuwerfen, ob die Gefahr neuer Stellvertreterkriege gerade erheblich zunimmt?
Ich denke, es ist für diese Diskussion hier Zeit, das Thema Israel vorübergehend etwas aus dem Fokus zu nehmen und sich wieder auf Syrien bzw. Iran zu konzentrieren. Denn Israel gehört zwar zu der konfliktträchtigsten aller Regionen in der Welt, ist aber nicht für alles verantwortlich. Gerade die Arabellion zeigt doch: Die Taktik der autokratischen Herrscher dort, alle eigenen Unzulänglichkeiten eindimensional der Existenz Israels in die Schuhe zu schieben, verfängt nicht mehr. Im Klartext: Auch ohne einen Staat Israel – ich lasse mal offen, ob seine Politik hilfreich ist oder nicht – würde von den meisten Menschen in Nahost ihre Lage als erbärmlich empfunden werden, und zwar aus ganz anderen Gründen.
Was Syrien betrifft: Hier liegt m.E. ein klarer Fall von R2P vor. Allerdings gibt es da zwei Probleme: (1) Wer soll das völkerrechtsverbindlich entscheiden, solange sich Russland und China sperren? (2) Was käme nach einem durchsetzungsstarken Eingreifen der Völkergemeinschaft?
Über den ersten Punkt wird es derzeit viel debattiert, ohne auszubuchstabieren, was R2P in diesem Fall eigentlich bedeuten würde. Aber noch kritischer ist m.E. der zweite Punkt. Wer garantiert eigentlich, dass nach einem gewaltsamen Sturz des Assad-Regimes Ruhe einkehrt in diesem Land, das innerlich und ethnisch durchaus zerrissen ist? Oder so formuliert: Haben wir alle eigentlich aus Afghanistan und dem Irak die richtigen Lehren gezogen? Es ist vergleichsweise einfach, mit starken militärischen Operationen einen Regimewechsel durchzusetzen. Aber es ist verdammt schwer, und es ist meist mit unglaublich hohen Verlusten der Zivilbevölkerung vor Ort verbunden, dann etwas Neues und Besseres aufzubauen.
Die Vorstellung, nach Überwindung Assads könnte in Syrien binnen Kurzem so etwas wie ein demokratischer Frühling ausbrechen, halte ich für Wunschdenken. Viel pragmatischer ist es, nicht nur gegen das heutige syrische Regime in welcher Weise auch immer vorzugehen, sondern viel mehr noch sich auch mit den Zielen, der Moral, der Legitimität und der Autorität der syrischen Oppositionskräfte zu befassen. R2P soll Menschenverachtung und Blutvergießen verhindern, aber es darf auch nicht im Nachgang neue unbeherrschbare Risiken erzeugen.
@KaLaBe
vollste Zustimmung meinerseits. Alle R2P Protagonisten sollten sich mal Lybien heute anschauen,,,,,das Ergebnis des ersten R2P real live test case.
Diese ganzen spieletheoretischen, gameboy strategischen, endstate Phantasten und Illusionisten wie Levy und Co sollte man als erste Bombe abwerfen.
@Klabautermann
Gute Idee :)
@KaLaBe
Problem ist, daß Syrien kein relativ isoliertes Land wie Libyen ist, sondern daß eben dort geostrategische Interessen Israels, der USA, des Irans usw zusammen laufen.
Was übrigens der Fluch dieses Landes seit den alten Römern, wenn nicht schon seit den alten Ägyptern ist.
Die Akteure mögen andere sein, aber der geostrategische Wert blieb immer gleich.
@JCR
Das ist richtig. Und gerade deshalb wäre es vermessen und von vornherein erfolglos, sozusagen mit einem einzigen Schwertstreich das Problem lösen zu wollen. Am langatmigen, mühsamen, in seiner Wirkung freilich ungewissen Ansatz über die Diplomatie führt in diesem Fall kein Weg vorbei.
Gleiches gilt übrigens für den Umgang mit dem Iran. Allzu viel Säbelrasseln endet in einer Sackgasse, aus der sich beide Seiten nicht befreien können, ohne im Lichte der jeweils eigenen Bevölkerung das Gesicht und damit ihren Stolz zu verlieren.
@KeLaBe
Das interessante (und gleichzeitig BRANDGEFÄHRLICHE) ab R2P ist, dass bei bestimmten Auslegungen eine juristische Feststellung nicht notwendig ist. Eine von der Staatengemeinschaft getragene Ansicht (was immer das auch heissen mag), reicht uU aus.
Unabhängig davon bleibt die berechtigte Frage: was kommt nach Assad. Wird es vielleicht für lange Zeit erst schlimmer, bevor es besser wird?!
@KeLaBe
Das Problem ist, daß der Faktor „was kommt nach Assad“ für diese geopolitischen Überlegungen keine Rolle spielt.
Für israelische Sicherheitsinteressen reicht es aus, wenn die Regierung Assad die Gewalt über das Land verliert und die syrische Luftverteidigung aufhört zu funktionieren.
Das Ziel ist ja, Syrien als Barriere zum Überflug zum Iran und als Nachschubweg für die Hisbollah auszuschalten.
Diese Ansicht ist nicht nur nicht sonderlich human, sondern wie die gesamte israelische Ansicht „Arabs are irrelevant“ äußerst kurzsichtig.
@all
Von der New York Times: Defense Secretary Leon E. Panetta said Wednesday that the United States and its allies were reviewing options, including military action, for protecting Syrians from the Assad regime, but said that he still believed the best solution to the crisis would not involve military intervention.
ach ne, hat ja nur 40 Jahre gedauert bis das DoD mit seiner comprehensive regime change strategy immer nur die USA zum Teil des Problems und nicht der Lösung gemacht hat……tja wird eben langsam zu teuer und wirft immer weniger return on intervention invest ab. Finanziell und politisch.
@Koffer: Zur Frage einer juristischen Feststellung
„Eine von der Staatengemeinschaft getragene Ansicht“ mag vielleicht ausreichen, um zu handeln. Aber nicht, um eine Legitimität im Sinne internationalen Rechts herzustellen. Übrigens war auch der Kosovo-Einsatz in dieser Hinsicht ausgesprochen problematisch. Aber gut: Manchmal siegt eben die Macht des Faktischen über rechtlichen Dogmatismus.
Jedenfalls haben die Völkerrechtler hier noch eine Menge Arbeit vor sich, um die geänderten globalen Rahmenbedingungen zu verarbeiten und insbesondere R2P auf eine legale/legitime Grundlage zu stellen.
@ JCR
Auch Israel wird wohl die Entwicklungen in Syrien nicht ohne Sorge betrachten. Auch wenn Syrien als Proxy des Iran gilt und vor allem die Hisbollah nachhaltig unterstützt, war es doch einigermaßen berechenbar. Syrien selbst ist aus israelischer Sicht seit Jahrzehnten keine echte Gefahr, was die konventionelle Kriegführung betrifft. Außerdem hat Assad immer (aus Eigeninteresse) sunnitische Terrororganisationen wie Al Qaida bekämpft. (Es gibt im syrischen Kabinett z.B. einen „Religionsminister“, dessen Hauptaufgabe darin besteht, die radikalen Islamisten unter Kontrolle zu halten!) Also: Ob sich die Lage für Israel „nach Assad“ verbessert oder verschlechtert, steht m.E. in den Sternen. Gleiches gilt übrigens für die Christen in Syrien.
@ T.W.
Ich buche das mal unter der Taktik ab, dem Gegner zur Abschreckung kurz die Folterinstrumente zu zeigen. Für ein militärisches Eingreifen sehe ich trotzdem (noch) keine wirkliche Grundlage. Das Problem Assad wird früher oder später ohnehin gelöst. Auch wenn es schwer fällt angesichts der täglichen Meldungen aus Homs und anderen syrischen Städten: Wir brauchen noch Geduld und dürfen uns nicht vorschnell in ein Abenteuer treiben lassen, dessen Ergebnis niemand auch nur annähernd abschätzen kann.
Ich habe bloß manchmal meine Zweifel, ob das israelische Handeln heutzutage noch so langfristig und kühl kalkulierend ist wie zu Moshe Dayans Zeiten.
Wenn es noch so ist, dann verstecken sie es verdammt gut;)
Was Syrien als Anflugroute angeht, so hat mich immer gewundert daß die Israelis beim Angriff auf die syrische Atomanlage 2008 so munter ausgeplaudert haben, daß sie in der Lage waren, die syrische Flugabwehr zu hacken.
Daß solche Fähigkeiten existieren war damals allgemein unbekannt bzw deren Einsatzreife nicht bestätigt und es hätte wohl im Falle eines Angriffs auf den Iran einen ungeheuren taktischen Vorteil bedeutet, wenn dies noch unbekannt bzw unbestätigt geblieben wäre.
Heute weiß jedes potentielle Zielland daß es mit so etwas zu rechnen hat
Möglicherweise wurde es hier schon erwähnt. Laut einer der veröffentlichten internen Stratfor-Emails waren diverse Spezialkräfte bereits vergangenen Dezember in Syrien aktiv:
http://wikileaks.org/gifiles/docs/1671459_insight-military-intervention-in-syria-post-withdrawal.html
Es wird auch recht ausführlich beschrieben, wie weiteres Vorgehen aus US-Sicht aussehen könnte:
Wem die Medienberichterstattung allgemein als verzerrt erschient, könnte diese Bemerkung interessieren, wobei da natürlich kein Zusammenhang bestehen muss:
@Orontes
warum muß ich immer nur an Oliver Norton denken ……………
Oliver North?
neinein, die zeiten sind vorbei. heute geht das alles ganz „offiziell“, die Reptilienfonds sollten heute groß genug sein, man hat ja aus den debakeln gelernt.
Da die finanzierung steht:
A-teams abseilen für die Ausbildung und Spielzeug bekommt man auch in mittelgroßen Stückzahlen über die türkische Grenze.
Ist dieser Thread noch aktiv? Bin gerade auf diesen Artikel gestoßen:
Fearful of a nuclear Iran? The real WMD nightmare is Syria
By Charles P. Blair | 1 March 2012
http://www.thebulletin.org/web-edition/op-eds/fearful-of-nuclear-iran-the-real-wmd-nightmare-syria
Stefan | 06. März 2012 – 20:19
[…..]Dies wurde so unter Medwedew gesagt, nachdem man kurz zuvor militärische Hilfe geleistet hatte. Was sagt man wohl jetzt unter Putin dazu?[…]
Das gleiche. Dazu müssen Sie sich nicht einmal auf Verträge und Rechtsnachfolge beziehen. Dennoch hat Russland die Grenze gezogen. ABER und das gilt es zu betonen, jetzt auch die Verantwortung. Dessen ist man sich sicher bewusst, Ergebnisse wären aber langsam angebracht.
http://www.tagesschau.de/ausland/syrien1272.html
Mal eine nüchterne Meinung in einem Massenmedium. Wird sich eigentlich Assad halten können auch wenn der Westen nicht eingreift? Aus meiner Sicht nicht, denn auf jeden Toten kommt ein neuer motivierter Kämpfer, während die „Ressourcen“ von Assads loyalen Soldaten begrenzt sind. Bleibt aufjedenfall spannend, vor allem wie sich ein isrealische Angriff auf den Iran auswirken würde? Kämpfen dann alle Muslime gemeinsam gegen die Zionisten? Gibt es da irgendwelche Theorien?