Zapfenstreich für Wulff am 8. März
Inzwischen steht es fest: Der zurückgetretene Bundespräsident Christian Wulff bekommt am 8. März im Park des Schlosses Bellevue einen Großen Zapfenstreich der Bundeswehr zum Abschied.
(Den bekam übrigens auch Wulffs Vorgänger Horst Köhler, der ebenfalls vor Ende seiner Amtszeit zurückgetreten war.)
Natürlich kommt mittlerweile die Frage nach den drei Musikstücken, die sich der Geehrte beim Großen Zapfenstreich wünschen darf; und die Süddeutsche Zeitung und das Pottblog rufen bereits ihre Leser auf, dafür Vorschläge zu machen (auch die Bild-Zeitung tritt noch mal nach)… Das wird natürlich nichts, weil Wulff das selbst entscheiden kann.
Dazu (zur Dokumentation) der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Stefan Paris, heute vor der Bundespressekonferenz in Berlin:
Frage: Herr Paris, trifft es zu, dass Minister de Maizière Christian Wulff angeboten hat, einen Zapfenstreich auszurichten und dass Herr Wulff diesem Angebot zugestimmt hat?
Paris: Ja, das trifft zu. Sie wissen, dass es ständiger und geübter Staatspraxis entspricht, dass Bundespräsidenten, Bundeskanzler wie auch Verteidigungsminister mit einem Großen Zapfenstreich ‑ also einem militärischen Zeremoniell ‑ verabschiedet werden, wenn sie aus dem Amt scheiden. Es entspricht auch geübter Staatspraxis, dass der Verteidigungsminister dem zu Verabschiedenden anbietet, ihn einlädt, diesen Zapfenstreich für ihn auszuführen. Das hat Verteidigungsminister de Maizière gestern getan. Er hat sich auch darüber gefreut, dass Bundespräsident a.D. Wulff diese Einladung, dieses Angebot angenommen hat.
Es ist so, dass sich die Protokolle der beteiligten Häuser ‑ das sind insbesondere das Bundesverteidigungsministerium und natürlich das Bundespräsidialamt ‑ miteinander kurz schließen, um sich genau auf den Termin zu verständigen. Ich gehe derzeit davon aus, dass das in der übernächsten Woche sein wird, also ab dem 5. März.
Die Bundeswehr wird diesen Zapfenstreich in Gestalt des Wachbataillons, das hier in Berlin in der Julius-Leber-Kaserne beheimatet ist, sehr gerne ausrichten ‑ einmal, weil es ihre Aufgabe ist, aber insbesondere auch, weil Bundespräsident a.D. Wulff in seiner Amtszeit eine sehr intensive Beziehung zur Bundeswehr gepflegt hat. So hat er, wenn ich mich recht erinnere, rund zwei Dutzend Termine mit der Bundeswehr wahrgenommen, unter anderem hat er einen Truppenbesuch in Afghanistan absolviert und viele Liegenschaften hier in Deutschland aufgesucht. Er war auch beim Einsatzführungskommando.
Insofern ist es eine besondere Freude, diesen Zapfenstreich an einem noch zu bestimmenden Tag ausrichten zu dürfen. Ich gehe einmal vorsichtig davon aus, dass wahrscheinlich im Laufe des Nachmittags der Termin genau zwischen den Protokollen abgestimmt sein wird und dann sicherlich in dem Fall auch vom Bundespräsidialamt veröffentlicht werden wird.
Frage: Haben Sie schon etwas von einem Musikwunsch gehört?
Paris: Ich wusste, dass die Frage kommt.
Nein, das ist auch Teil dieser Abstimmung. Ich denke einmal, dass der zu Ehrende sich darüber Gedanken machen wird. Sie haben in den vergangenen Jahren erlebt, dass das immer wieder sehr interessante und außergewöhnliche Wünsche sind, die das Musikcorps durchaus zu entsprechenden Einspielungen veranlassen wird. Wir werden erleben, wie es in diesem Fall sein wird. Bleiben wir gespannt.
Dafür ist immer Geld da.
Der Kommentar von dem Moser ( von einem Herren kann man in diesem Fall kaum sprechen) spricht Bände über diesen geistigen Tiefflieger. Als Soldaten sollten wir uns nicht auf das Suddelnivau der Bildzeitung begeben.
ehre wem ehre gebührt … hier also wohl eher nicht. aber angebote nimmt er ja gerne an. war wohl nen alter reflex
@Ralf
Wir sollten uns hier vor allem nicht auf das Niveau persönlicher Beleidigungen begeben.
Ein Schlag ins Gesicht für alle Soldaten, die einmal ein Disziplinarverfahren, für ein falsch gesetztes Kreuz auf dem Trennungsgeldantrag erfuhren. Die Verfehlungen von Wulff hätten für einen Soldaten die Kündigung bedeutet! Wer aus privaten Gründen sein Amt vorzeitig verläßt sollte keinen Anspruch auf einen Großen Zapfenstreich haben! ……“Er hat sich auch darüber gefreut, dass Bundespräsident a.D. Wulff diese Einladung, dieses Angebot angenommen hat.“ …….Ja, Wulff freut sich immer über Einladungen!
@Elahan et @all
geht’s noch ???
Übernimmt jetzt wirklich der BLÖD-pobulistisch-/Wertermerkantilistisch, Medienindustrielle Gehirnwaschapperat Web 2.0 die Meinungskontrolle ???
Mein Präsident ist aus politischen Gründen zurück getreten, Mein Präsident hat während und nach seiner Präsidentschaft Anspruch auf meine staatsbürgerliche Loyalität und Achtung, denn er hat mich im Inneren und Äußern als Repräsentat und Garant des deutschen Staates und mich als Teil des Kollektivs genannt Deutsches Volk begleitet, angeleitet und vertreten..
Der letzte Verteidigungsminister hat auch ungeachtet seiner Vorgeschichte den Großen Zapfenstreich bekommen. Langsam ist wirklich gut mit dem Zynismus und dieser anmaßenden Polemik. Es ist Sitte des BMVg dies anzubieten und wenn man einem etwas anbietet, darf man es auch annehmen. Schon lächerlich genug, dass auch Christian Wulff nur mit Auflagen seinen „Ehrensold“ beziehen darf, wenn der Druck „von der Straße“ nicht wieder zu stark wird und er darauf verzichtet.
@klabautermann: Da war ich wohl wieder zu lahm. :)
Randbemerkung:
Was bedeutet dies für die Verabschiedung eines wahrhaft verdienten Menschen – Generalleutnant Carl-Hubertus von Butler, Befehlshaber Heeresführungskommando?
Dessen Großer Zapfenstreich stand bereits für Wochen am 08.03.12 fest.
@Magnus
brother in arms…….
Nun ist aber gut. Wenn sich jeder andere sich das in der freien Wirtschaft geleistet hätte wäre er rausgeflogen. Der Mann ist gefühlt für dreivirtel der deutschen Befölkerung korrupt bis in die Haarsspitzen. Da sollte die Akte doch lieber ohne Worte ganz leise geschlossen werden. lg Heiko
@klabautermann
Beweise ich durch eine Befürwortung eines Großen Zapfenstreich meine „staatsbürgerliche Loyalität“ ? Was ist das denn? Viele deutsche Soldaten haben ihre „staatsbürgerliche Loyalität“ im Auslandseinsatz und im Dienst an der Heimatfront bewiesen und werden mit einem Händedruck oder per Postzustellung in den Ruhestand versetzt. Die Fürsorge unserer Politiker für unsere Soldaten hält sich sehr in Grenzen und wird durch die Reform nicht besser und dann soll ich diesem korrupten Politiker Krokodilstränen nachweinen? Ehre wem Ehre gebührt und Wulff hat das Amt mit seinen Reaktionen blamiert! Das ist das Gegenteil von Ehre! Jeder Soldat hätte gehen müssen!
@Dante
ja,ja…alles lässt sich kommerzialisieren, insbesondere der dumme Staat.
Eben nict, denn der Staat bin ich, und ich bin aufgeklärt und eben nicht blöd.
@Elahan
…..ihre Argumentationslinie hat letztendlich den Boden für ………..????
Hallo, Weimar? …….
Also bislang sind wir erst in der Phase staatsanwaltlicher Ermittlungen, oder habe ich ein rechtskräftiges Urteil in der Sache Wulff verpasst. Wo ist also das Problem? Es ist ausgesprochen unglücklich für GenLt von Butler, wobei ja eigentlich niemand damit rechnen konnte, dass er früh geht. Warum eigentlich?
@Klabautermann „..von niederdeutsch klabastern ‚polternd‘, ‚lärmend umhergehen‘ oder von ebenfalls niederdeutsch kalfatern ‚mit Pech und Werg abdichten“ (Wiki). Schade, dass sie keine Argumente haben und nur mit Vergleichen poltern, die nicht in diesen Blog gehören. Ich erspare mir sie persönlich anzugreifen und würde mich freuen wenn sie in Zukunft ihre Position mit Argumenten vertreten ohne Blogteilnehmer zu diffamieren. Sie können gerne meine belegbaren Fakten wiederlegen!
@ Elahan: Nur, dass es ein gravierender Unterschied ist, ob man Politiker ist oder Soldat, außer man will General werden, dann ist man von vornherein politischer Soldat. Sie haben doch sicherlich mitbekommen, dass heutzutage niemand mit Parteibuch noch ehrlich sagen kann, was er da gemacht hat/denkt, weil die Opposition und/oder die reißerischen Medien darauf warten eine Kampagne zu starten. Daher schweigt man lieber, weil man nichts falsch machen will, dadurch erhöht sich der Druck auf einen, lässt man sich nun etwas abpressen, wird von Salamitaktik gesprochen und am Ende ist man a.D. und bekommt stressbedingt eine Nierenkolik.
@Magnus Es geht doch nicht darum was er als Minister gemacht hat und ob dies gesetzestreues Verhalten war oder nicht! Es geht darum, dass Wulff Maßstäbe an andere anlegte, denen er selbst nicht gerecht wurde! Dass er im Amt als Präsident bewußt für einen persönlichen Vorteil gelogen hat. Es ging um den Umgang im Verfahren und die Vorbildfunktion! Man kann doch nicht von einem einfachen Soldaten/Beamten (nicht General) Dinge verlangen die man nicht von seinem Staatsoberhaupt erwarten darf. Dies ist mein Anspruch und jeder Bürger darf gerne einen anderen haben. Es ist ja gerade die Hauptfunktion des Amtes „Präsident“ über der Politik zu stehen!
Ob ich mal wieder zur Mäßigung aufrufen sollte?
Wir sollten nicht über die Vorwürfe an Wulff reden, dafür gibt es andere Blogs. Hier war das Thema der „Großen Zapfenstreich“ und dieser ist das höchste militärische Zeremoniell der Bundeswehr und dieses sollte für Personen, die sich um den Staat im Besonderen verdient gemacht haben, ausgerichtet werden. Der Große Zapfenstreich gilt als höchste Auszeichnung, die die Bundeswehr einer Zivilperson zuteilwerden lassen kann. Wenn man sonst schon nichts geleistet hat, sollte das Überstehen einer Amtszeit das Mindeste sein!
@ Elahan
Mich hat mein Spieß verabschiedet, mit meinen unterstellten Soldaten und Kameraden habe ich zünftig gefeiert. Da brauche ich keinen Zapfenstreich.
Im übrigen war sein Verhalten vielleicht merkwürdig, allerdings hätte ich auch jedem Soldaten seine Strategie im Disziplinarverfahren empfohlen. Nur zugeben, was man eh schon weiss.
@Elahan
Ich kann Klabautermann nur vollumfänglich recht geben!
Ich finde es erstaunlich, wie man so polemisieren kann gegen unser (ehemaliges) Staatsoberhaupt!
Es hat bisher weder ein Strafverfahren noch eine Amtsanklage gegeben, von daher ist und bleibt Herr Wulff „Bundespräsident“ (jetzt halt a.D.) und als solcher hat er natürlich auch Anspruch auf militärische Ehren!
Steht das „B“ in BRD zufällig für eine gelbe Südfrucht? Falls ja, wäre der Große Zapfenstreich im Fall Wulffs aus meiner Sicht angemessen.
Bundespräsiden wird verabschiedet
Es geht meiner Ansicht nach nicht um Herrn Wulff,
sondern es geht um das Amt. Und da wird der BuPrä eben mit einem großen Zapfenstreich verabschiedet. Wer das ist, was er gemacht hat oder nicht, egal.
Der Bundespräsident wird veraschiedet, dazu gehört ein großer Zapfenstreich.
Warum verabschiedet man nicht Generalleutnant Carl-Hubertus von Butler und C.W gleichzeitig mit einem Zapfenstreich?
Ist die Gegenwart eines Uniformträgers unter der Würde des Herrn C.W?
@Roman Das ist leider nicht immer so und sie haben mit Sicherheit ihren Abschied selbst bezahlt!
@Koffer Wo polemisiere ich? Um die Leistung die eine Person für unser Land erbracht hat aus meiner persönlichen Sicht beurteilen zu können, benötige ich kein Strafverfahren oder eine Amtsanklage. Ich nehme zur Wulff beim Wort! Zu oft hat ausgerechnet er betont, dass die Politik auch nicht nur den Anschein erwecken dürfe, in Abhängigkeit zur Wirtschaft zu geraten. Am Ende war es Wulff selbst, der diese Ansprüche nicht einmal ansatzweise erfüllen konnte. Abgesehen von seiner „Islam-Rede“ gab es zugleich keine inhaltlichen Anstöße des Präsidenten. Am Ende hat er durch sein fatales Krisenmanagement dieses Amt so sehr heruntergewirtschaftet, dass nun sogar darüber diskutiert wird, wofür Deutschland überhaupt noch einen Präsidenten braucht. Wenn sie andrer Meinung sind ist das doch in Ordnung. Mein Ehrbegriff ist eben ein anderer!
@Elahan
„Wo polemisiere ich?“
In dem Sie unzulässiger Weise Ihre persönliche Bewertung von der Leistung des (ehemaligen) Staatsoberhauptes in eine Entscheidung über einen Akt der Staatsräson hineinbringen.
Ich z.B. bin nicht der Meinung das Hr. Wulff korrupt war, ich z.B. bedauere, dass Hr. Wulff einer widerlichen Medienhetze erlegen ist. Und solange nicht zumindest ein Strafverfahren eröffnet wurde (eigentlich ja zu seinen Lasten abgeschlossen wurde), erhebe ich mich nicht über meinen eigenen Verantwortungsbereich hinaus und maße mir an zu entscheiden wofür es bestellte Organe der Rechtspflege und Volksvertretung in DEU gibt.
So oder so spielt das alles keine Rolle.
Der Bundespräsident ist ein Amt und wenn Sie den Menschen nicht achten, dann doch bitte das Amt. Und eben in dieser Funktion wird er ja auch durch den Zapfenstreich geehrt.
@ Koffer | 25. Februar 2012 – 10:41
Dem möchte ich mich vollumfänglich anschließen. Ich befürchtete schon, ich wäre der einzige, der das genauso sieht.
Manchmal fragt man sich wirklich, ob nicht alle den Verstand verloren haben: Wulff verbringt ein Wochenende in einer Familienpension auf Sylt und bezahlt die Rechnung ein paar Tage später. Dann benutzt er mal ein fremdes Mobiltelefon – und schwupp, haben wir eine Staatskrise.
Obelix würde sagen: Die spinnen, die Deutschen.
Die Deutschen spinnen, weil sie zu Spinnern gemacht werden durch einen Medienapperat der mit dieser medial gesteuerten heuchlerischen Wurbürgerunkultur ganz groß Kasse macht und dabei die Legislative und Exekutive zunehmend manipuliert .
Politische Korrektheit ?? Das war gestern. Heute gilt das Diktat der politischen und rechtlichen persönlichen Makellosigkeit. Wir.sind.Pabst!
Werferfehler | 25. Februar 2012 – 7:50
Genau das ist der Punkt … !
Hermann | 25. Februar 2012 – 9:00
Weil protokollarisch zwischen Bundespräsident und General „Welten“ liegen.
Mal ehrlich: Wenn er nur en bißchen Ehre im Leib gehabt hätte, dann hätte er auf den Großen Zapfenstreich verzichtet. – So wird diese Veranstaltung nur peinlich.
Janmaat | 25. Februar 2012 – 12:22
Ja, so peinlich wie bei Guttenberg … und die Bundeswehrsoldaten müssen diese Posse leider auch noch mit machen.
@Janmaat und Heiko Kamann
Für mich als Soldat und Staatsbürger ist diese Veranstaltung in keinster Weise peinlich. Peinlich wäre es, wenn der IBUK das Angebot nicht gemacht hätte und noch peinlicher wäre eine Ablehnung durch Wulff gewesen.
@ chickenhwak: die eingeleiteten Vorermittlungen beziehen sich nicht auf einen Wochenendurlaub und ein Handy, sondern um die Gewährung von Millionenkrediten zu seiner Amtszeit als Ministerpräsident. Das sind zwei gewaltig unterschiedliche Paar Stiefel.
Sollen sie doch einen Zapfenstreich durchführen. Kopf ausschalten, Durchführung, Kopf einschalten. Gehört halt dazu, muss man tiefgreifender drüber nachdenken, fertig. Gut, vielleicht bei eventuell auftretenden Liedwünschen:
„Gute Freunde kann niemand trennen“, „Liza Minelli – Money“, „Dire Straits -Money for nothing“
@Thomsen
Wie Sie vollkommen richtig feststellen: „VOR-Ermittlungen“.
Ich dachte bei uns in DEU gelte gemäß unserem Grundgesetz und der darin garantierten FDGO die UNSCHULDSVERMUTUNG bis zur Verurteilung?
Aber naja, ich vergass das gilt ja nur für den gemeinen Bürger. Ein Politiker kann ja öffentlich gesteinigt werde, ohne das ihm bisher etwas auch nur annähernd bewiesen worden wäre…
Mit solch einer schwarz-weiß-Malerei kommen sie auch nicht weiter. Das wurde aber auch in der Wulff-Diskussion neulich oft angesprochen. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung, aber wenn jemand wegen etlicher Vorfälle unter Verdacht gerät ist er als Bundespräsident nicht länger tragbar.
Was ist ihnen lieber? Ein Präsident, der nach einer Anhäufung von Verdächtigungen (von nix kommt nix) zurücktritt oder ein Präsident, der sich ihrer Argumentation bis zum St. Nimmerleins-Tag bedient und dann erst zurücktritt, wenn er strafrechtlich verurteilt ist?
Zumal der Antrag der Staatsanwaltschaft auf Aufhebung der Immunität bestimmt nicht aus dem Nichts kam.
Aber wie auch sie richtig sagen:
„Ein Politiker kann ja öffentlich gesteinigt werde, ohne das ihm bisher etwas auch nur annähernd bewiesen worden wäre…“
Ich sage nur Hohmann. Dagegen ist die „Affäre“ Wulff bzw. das Vorgehen der Presse und Möchtegernsaubermänner und -innen ein Witz.
@ Thomsen | 25. Februar 2012 – 14:21
Den Schrotthändler Geerkens kannte Wulff bereits seit seiner Kindheit, er ist ein persönlicher Freund. Er unterstützte Wulff nach einer – auch finanziell – schmerzhaften Scheidung.
Geerkens hatte sich zum Zeitpunkt des Darlehens bereits aus dem Geschäftsleben zurückgezogen. Auch vorher hatte Geerkens mit der öffentlichen Hand keinerlei Geschäftskontakte, er beteiligte sich insbesondere nie an öffentlichen Ausschreibungen und dergleichen.
Es ist noch nicht einmal ansatzweise erkennbar, inwiefern hier eine Vorteilnahme vorgelegen haben soll.
@Thomsen
Und nochmals: es geht hier nicht um die Frage ob der Rücktritt von Hr. Wulff richtig war oder nicht (da haben wir beide wohl offensichtlich unterschiedliche Meinungen), es geht hier darum ob dem scheidenden Staatsoberhaupt die ihm als (ehemalige) Amtsperson zustehende Ehre erwiesen wird!
@ Koffer: dazu habe ich mich oben auch geäussert.
@ chickenhawk:
von Geerkens redet keine Staatsanwaltschaft, sondern davon dass einer Firma, an der der Unternehmer Groenwold beteiligt ist, eine Landesbürgschaft in Höhe von vier Millionen Euro erhalten zu haben. Und Wulff hat von ihm Gefälligkeiten erlangt.
@ Thomsen | 25. Februar 2012 – 17:25
Ja, Groenewold buchte das Wochenendzimmer im „Hotel Stadt Hamburg“ in Westerland auf Sylt (wo es die Zimmer in der Nebensaison lt. Website der Pension auch schon für unter 100 EUR gibt). Und dann auch noch das Handy. Um Gottes Willen!
Und dafür beschaffte Wulff dann die Millionen-Bürgschaft (die im übrigen nie abgerufen wurde), Korruption zu Schottenpreisen.
Was halten sie davon, wenn wir einfach abwarten was rauskommt?
Und nebenbei empfehle ich ihnen mal einen Blick in die Anti-Korruptionsrichtlinien ihrer Kommune etc. zu werfen, was da als Gefälligkeit gilt bzw. was alles dem kleinen Mann im Staatsdienst untersagt ist, entgegenzunehmen. Das noch zum Thema zweierlei Maß, Vorbildfunktion, moralische Instanz, usw.
@Thomsen
Nochmal zurück zum Thema.
Es geht hier in diesem Blog nicht darum ob Sie den Alt-Bundespräsidenten mögen oder nicht, sondern darum, dass im Rahmen der gelebten Staatspraxis ein Ehrenritual für jemanden ausgeübt wird, der rechtlich gesehen unschuldig ist.
Also: einfach mal auf dem Teppich bleiben…
Das ist ja genau der springende Punkt. Man hätte abwarten sollen, was sich bei gründlicher und unaufgeregter Prüfung der Fakten ergibt. Dass es sich so oder so nicht um das Verbrechen des Jahrhunderts handelt, sagt einem bereits der gesunde Menschenverstand. Das war übrigens auch der Tenor in der ausländischen Berichterstattung.
Aber mittlerweile wurde Wulff nicht nur zum Rücktritt gezwungen, sondern von der veröffentlichten Meinung verunglimpft, verhöhnt, beleidigt und mit Dreck beworfen.
Gerhard Schröder heuerte, wenn ich das richtig erinnere, binnen weniger Tage(!) nach Ausscheiden aus dem Amt des Bundeskanzlers bei Gazprom an und wurde dadurch zum zig-fachen Multimillionär – mit unmittelbarem Bezug zur seiner früheren Tätigkeit. So etwas macht mich wütend.
@ Koffer:
und nochmals: dazu habe ich oben bereits etwas geschrieben, dann kommentieren sie doch das und nicht meine Antworten auf andere user hier.
Und wenn ich den Teppich mal vertikal verlasse liest sich das anders.
@ chickenhawk: bei einer Anhäufung von Verdachtsmomenten gegen Beamte ist es durchaus Usus ist, diese vorübergehend aus ihrem Amt zu entfernen, sei es um im Falle einer Bestätigung des Verdachtes den Ruf der Behörde nicht weiter zu schädigen und sei es anders, um den Verdächtigen auch zu schützen vor weiteren Vorwürfen etc.
Andersum gefragt: wenn es gegen einen Erzieher einer Kindertagesstätte einschlägige Vorwürfe gibt, lassen sie den dann auch im Dienst? Oder gegen den Kämmerer? Den Rechnungsführer? Den Nachschubdienstfeldwebel?
Deutlicher kann ich es nicht mehr vergleichbar machen. es sei denn natürlich für sie ist der Bundespräsident wirklich nur eine Marionette in Berlin, der nullkommanull Aussagekraft hat. Dann verstehe ich aber auch die Aufregung nicht.
Damit Koffer jetzt nicht wirklich noch nach oben rollen muss (was scheinbar ziemlich schwer ist): mir ist es egal ob Zapfenstreich oder nicht, das macht nichts besser und nichts schlimmer. Ich denke auch nicht, dass der Zapfenstreich großartig beachtet werden wird wie z.B. der von KTzG.
@ Thomsen | 25. Februar 2012 – 18:32
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen der Tätigkeit eines Nachschubdienstfeldwebels und der eines Ministerpräsidenten (das war Wulff in der fraglichen Zeit).
Ein Ministerpräsident ist eine Person des öffentlichen Lebens, er steht im ständigen Kontakt und Austausch mit Wirtschaftsunternehmen, Verbänden, Gewerkschaften usw. Er lädt zu Tagungen, Konferenzen, Banketten, Empfängen und Arbeitsessen ein und wird dazu eingeladen.
Wirtschaftsförderung gehört zu seinen ureigensten Aufgaben, er besucht auf Messen die Stände von Unternehmen aus seinem Bundesland, er legt im Ausland ein gutes Wort für diese Firmen ein, er schreibt auch schon mal einen gefälligen Brief. Das passiert jeden Tag in Deutschland, Land auf, Land ab, tausendfach.
Wenn man jeden dieser Vorgänge mit großem Argwohn penibel unter die Lupe legt, wird man mit Sicherheit auch verdächtiges zu Tage fördern.
Dann bestätigt sich mal wieder meine Theorie, wie man Spitzenämter in der Politik letztlich nur noch besetzen kann:
Entweder man wählt Leute, die von Hause aus so stinkreich sind, dass sie völlig unabhängig sind (Beispiel: der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der verzichtete auf sein Gehalt und absolvierte Dienstreisen auf eigene Kosten im Privatjet).
Oder man wählt einen Asketen, der im 12. Stock eines Plattenbaus wohnt und Apfelsinenkisten als Möbel hat.
Eigentlich ist es nur ein weiteres Beispiel dafür, warum Politiker immer mehr an Ansehen verlieren. Es fehlt an Anstand und Moral. Und Herr Wulff muss sich halt u.a. auch an den von ihm geforderten Verhaltensregeln messen lassen. Und da hat er sich nicht daran gehalten. Und wenn ich einem Würdenträger Respekt entgegen bringen soll, dann nicht als obrigkeitshöriger nur weil er durch politische Absprachen als Kandidat aufgestellt und in mehreren Anläufen gewählt wurde. Nein, auch er muss sich den Respekt verdienen. Daher nein zum Zapfenstreich für Wulff und erst recht nein zum Zapfenstreich für „KTzG“.
Und auch nein zur Zahlung von Sold (in dem Fall ist es bestimmt kein Ehrensold) an Herrn Wulff.
Und was für mich völlig unverständlich ist, sind die häufig im Kameradenkreis anzutreffenden kritikfreien, unterstützenden Meinungen zum Ex-BP. Teilweise ja auch hier (z. Bsp. Klabautermann und sein „brother in arms“),
Und ja, die Medien haben es in diesen wie auch in anderen Fällen übertrieben.
Aber das ist doch kein Geheimnis, wie sich die Medien verhalten. Und umso unverständlicher ist es für mich, dass ein amtierender Bundespräsident und jahrelanger Politiker nicht so intelligent ist, auf diese Situation angemessen zu reagieren.
Es war mehr als Zeit, dass er zurückgetreten ist.
Und jetzt bitte keine Erläuterungen zur rechtlichen Lage, die ist mir wohl bewusst, d.h. aber nicht, dass ich mit ihr übereinstimmen muss.
Uff. Bald dürften wir alle Aspekte durch haben…
@ chickenhawk: und warum sind diese ureigensten Aufgaben eines Bundespräsidenten bzw. ihre Ausführung durch den ehemaligen Amtsinhaber ihrer Ansicht nach erst jetzt bei Wulff verdächtig geworden? Warum vorher nie? Weil er sich mit der Presse angelegt hat? Warum berief CW sich dann nicht auf die Ausübung seiner ureigensten Tätigkeiten, sondern verhielt sich wie ein Kind, dem man die Förmchen im Sandkasten weggenommen hat?
Sie stehen recht alleine da auf weiter Flur mit dieser Sichtweise.
Egal, Zapfenstreich, und ab in die Versenkung, bis der nächste Politbonze sich mit irgendwas entblödet. Oder der Springer-Verlag macht seine Ursprungsdrohung wahr…
Stimmt.
Stimmt auch…
;-)
Ganz allein ist er nicht aber es ist mühselig hier Argument auszutauschen, wenn es doch schon in anderen Blogs geschieht und dies nicht gerade zur Sicheheitspolitik gehöhrt. Der Große Zapfenstreich gehört zur Bundeswehr und da gibt es eben Bürger mit der Meinung, dass diesen nur Menschen bekommen die es verdient haben und das ist ja wohl immer eine persönliche Bewertung. Am einfachsten wäre es, wenn Wulff selbst eine konsequente Entscheidung träfe. Immerhin hatte er sich nach seinem Amtsantritt 2010 z.B. dafür ausgesprochen, Abstriche beim Ehrensold vorzunehmen und so könnte er ja auch anstandshalber auf den GZ verzichten. Mir wäre ein GZ an seiner Stelle peinlich, aber auch das ist eben eine persönliche Einschätzung. Er hat nun einmal ein anderes Peinlichkeitsgefühl als viele Offiziere. Selbst erklärter Teilverzicht und mal nicht alles mitnehmen was nichts kostet: Das wäre in der Tat ein neuer Stil.
Diese Schlagzeile spricht in meinen Augen Bände:
Demütigung für Wulff – Seine Amtsvorgänger bleiben Zapfenstreich am Donnerstag geschlossen fern
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/article13905284/Demuetigung-fuer-Wulff.html