Kästchenkunde: Die Feinausplanung der Bundeswehr
Das ist jetzt Kästchenkunde für Kenner und Lesestoff fürs Wochenende: Nach der Grobstruktur der neuen Bundeswehr gibt es jetzt die – weitgehend abgeschlossene – Feinausplanung. Da die Kenner in den zahlreichen Kästchen viel mehr Details entdecken werden als ich bisher… stelle ich das mir zugeflogene Material mal zur Verfügung:
Zum Herunterladen: Heer und Infopaket HEER (und nein, ich weiß auch nicht, warum da Heer 2011 drübersteht.)
Zum Herunterladen: Luftwaffe und Infopaket LUFTWAFFE
Zum Herunterladen: Marine und Infopaket Marine
Zum Herunterladen: Streitkräftebasis und Infopaket Streitkräftebasis
Zum Herunterladen: Sanitätsdienst und Infopaket Sanitätsdienst
… und für die absoluten Kenner:
(Das bisherige Kdo FOSK wird, wie eigentlich schon bekannt, zu einer direkt unter dem Befehlshaber angesiedelten Abteilung Spezialoperationen.) Infopaket
außerdem:
OrgBereich Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen mit Hintergrundpaket
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr mit Hintergrundpaket
Ich versuche es mal: Die RGW 90 AS ist natürlich in Taliban-Manier als Steilfeuer-System einsetzbar. Man trifft nur „irgendwo“ und nicht genauer. Dafür ist sie auch nicht geeignet.
Für einen Kampf hinter Deckungen, Bebauungen oder in Gräben gibt es das „Wirkmittel 90 / 1200m-Waffe“ von Dynamit Nobel. Das hat ein bemerkenswert ausgedachtes Feuerleitvisier, mit dem der Zündzeitpunkt sehr exakt festgelegt wird. Das Ding geht dann als Splitter-Airburst über den bösen Jungs los. Es gibt auch Nebel, Leucht etc. als Munitionssorten. Das soll soweit ich verstanden habe (neulich gab es ein Urban Warfare-Symposium in Berlin) so funktionieren, dass das Feuerleitvisier mit Nachtsichtvorsatz und Laserentfernungsmesser das Hochwertteil ist und das alte Griffstück der Panzerfaust 3 ersetzt. Die Patronen sind dann jeweils wechselbar (Splitter, Leucht, Nebel, Airburst, Hohlladung, Thermobarisch) und können taktisch gewählt werden. Ebene: Gruppe/Trupp. Und bei bis zu 1200m mit der Airburst-Fähigkeit ist eine Menge der unmittelbaren „Probleme“ zu lösen. Für alles darüber braucht es aus meiner Sicht wirklich echtes Steilfeuer.
Grundsätzlich zu der Thematik:
Die von der BW beschaffte RGW90-AS ist eine Punktzielwaffe. Geeignet um Mauern einzureißen oder Gegner in Häusern auszuschalten.
In einem weiteren Entwicklungsschritt wird das Wirkmittel 90 (welches auf der RGW 90 aufbaut) einen Raketengetriebenen HESH Gefechtskopf verschießen, welcher noch zusätzlich einen Airburstmode besitzt. Durch diesesn Modus wird es möglich Gegner z.b hinter einer Mauer auszuschalten. Die Reichweite wird max. 1200m betragen. Die BW wird auch das Wirkmittel 90 beschaffen.
Mörser:
Mörser sind dagegen Flächenwaffen die auch geeignet sind Sperrfeuer zu schießen oder nur ungefähr aufgeklärte Infanteriegruppen auszuschalten.
Sie haben also ein völlig anderes Aufgabengebiet als z.b Schultergestützte Waffen.
Es gab und gibt von Mörsern eigentlich nur 3 Versionen die sich über die Zeit durchgesetzt haben. Den 60mm (50mm), 82mm (80mm) und 120mm Mörser.
Der 60mm (50mm) Mörser war zur Bekämpfung von Infanterie jenseits der Handgranatenweite gedacht. Er hatte jedoch schon immer das Problem einer recht geringen Splitterwirkung gehabt und wurde im 2WK dann in der Wehrmacht ausgesondert.
Heutzutage wurde er durch Granatmaschinenwaffen verdrängt.
Damit bleiben heute eigentlich nur noch zwei Optionen übrig:
Der 82mm (80mm) Mörser war und ist der Infanteriekiller Nr. 1 auf den Schlachtfeldern des 20- und 21Jh. Er hat gegenüber dem 120mm Mörser den Vorteil noch einigermaßen gut getragen werden zu können (Es gibt anscheinend auch Kommando Varianten aus Titan, die nochmal einiges leichter sind). Durch die leichtere Munition lässt sich eine größere Stückzahl mitnehmen und es lässt sich eine höhere Kadenz schießen (Was zu einer besseren Splittersättigung in der Zielzone führt).
Ein eingespieltes 82mm (80mm) Mörserteam ist also der Apltraum jeder vorrückenden Infanterie.
Vor diesem Hintergund ist es also nur zu Loben das die BW den 82mm Mörser querschnittlich einführen möchte. Die Fallschirmjäger werden von seiner besseren Luftlandefähigkeit mit Hubschrauber und Fallschirm profitieren.
Die restliche Infanterie wird in Zukunft komplett mechanisiert sein. Damit sollte es kein Problem sein, das jeder Jägerzug mindestens einen 82mm Mörser auf das Dach von seinem GTK Boxer schnallt, der bei Bedarf aktiviert wird. Bei den Panzergrenadieren verhällt es sich gleich.
Damit bekommt die gesamte BW Infanterie die Fähigkeit, große Infanterieansammlungen oder Angriffe auf die eigene Stellung im Keim zu ersticken.
Der 120mm Mörser ist zu schwer um ihn mit Munition einfach von Hand zu verlegen. Es macht also Sinn ihn fest in ein Fahrzeug einzurüsten wie z.b GTK Boxer. Mit dieser festen Basis macht es auch Sinn ihm ein automatisches Richtsystem mitzugeben. ggf. auch eine GPS Programmierfähigkeit. Mit der entsprechenden Munition wie GMM sind also Präzisionschläge möglich ohne das man bei der Brigarde vorreiten muss bzw. gar keine Artillerie zur Verfügung hat, weil man auf einem Auslandseinsatz mit geringem logistischem Footprint ist.
Gegenüber den 82mm Mörser hat er den Vorteil, das man mit ihm auch Infrastruktur und leicht gepanzerte Verbände angreifen kann. Mit spezieller Munition sind sogar indirekte Schläge gegen schwer gepanzerte Verbände möglich.
Für Jäger und Panzergrenadiere ist er also das flexible Mittel der Wahl.
Für die Fallschirmjäer macht er keinen Sinn. Er ist zu schwer und zu unflexibel in der Luftlandung. Deshalb sollten Fallschirmjäger auch durch Kampfhubschrauber unterstützt werden. Nur so verlieren sie nicht völlig ihre wieso schon geringe Mobilität.
Die Frage sollte also nicht lauten 82mm oder 120mm. Sondern es müsste lauten: 82mm für die komplette Infanterie, 120mm für Jäger und Panzergrenadiere am besten auf GTK Boxer in der schweren Kompanie oder Zug.
Noch ein kurzes Wort zum 120mm Wiesel Mörser. Ich weis wirklich nicht wer diesen Mist verbrochen hat! Für die Jäger und PzGren ist er untauglich da er nicht mit ihren Fahrzeugen maschieren kann und auch nicht über die selbe Mobilität bzw. Schutz verfügt.
Für die Fallschirmjäger ist er ein riesen Teil das bei 99% aller Luftlandungen zu Hause bleibt. Davon abgesehen, haben in Zukunft die Fallschirmjäger gar keine Ch53 mehr um ihn zu transportieren.
In der Praxis brauchen die Fallschirmjäger einen Mörser den sie unter den Arm klemmen können wenn sie aus dem Hubschrauber NH90 etc.. aussteigen. Nur so wird es möglich sein überall auf der Welt mit einem Mörser zu landen. Egal ob Dschungel oder Berge, da macht kein Wiesel mit.
@Bang50:
Das Problem ist aber, dass die Bw alle 120mm Mörser abschafft und die 60mm und 82mm bisher nur Ideen sind, die mit dem vorhandenen Personal bedient werden müssen. Am Ende steht man ohne alles zwischen allen Stühlen.
Die 60mm sehe ich wie sie – macht wenig Sinn auf Grp oder Zg-Ebene.
82mm mag bei LLOp ganz nett sein, bei Op Anaconda (vor 10 Jahren) waren die Amis aber recht froh um die 120mm.
Ein MrsTräger Boxer wurde noch nicht einmal gefordert – man setzte in Hammelburg alles auf den Wiesel. Anstatt ein deutsches AMOS zu fordern.
@Mitwisser: Soweit bin ich schon durchgestiegen und Ihr letzter Satz ist eine klare Ansage. Danke. @ Bang50: ebenfalls Dank, insbesondere für die detaillierte Abarbeitung des Fazits von Mitwisser. Jetzt wird auch der „rotierenden Fakultät“ der Wahnsinn entgültig klar, falls man die 120mm Mörser als „Artillerie der Panzergrenadiere“ tatsächlich abschaffen würde.
Also dann doch die Judikative als Notbremse?
Was mich jedoch beim Post von Bang50 irritiert, ist die Aussage „Davon abgesehen, haben in Zukunft die Fallschirmjäger gar keine CH53 mehr um ihn (den Wiesel) zu transportieren“. Wird etwa der CH53-Fähigkeitstransfer zur Luftwaffe derart zum Unfähigkeitstransfer ausarten, dass die Luftlander keine CH53 mehr anfordern können und ausschließlich auf den NH90 angewiesen sein sollen? Das wäre ja die nächste Absurdität der Reform!
Um so mehr stellt sich damit ja wieder die Frage nach einem SOF-LUH mit eindeutig geforderten ARH und AH Eigenschaften. Denke da an ‚laser-guided‘ 70mm Hydra von FZ und auch an die ‚unguided‘ Variante, speziell für Flächenziele.
@Memoria….tja da sind wir einer Meinung ;-)
Ich warte einfach nur noch darauf bis das gesamte politische, gesellschaftliche, militärische Karussell auseinander fliegt. Erst danach wird wieder etwas gutes und neues passieren können.
Deshalb sehe ich auch alles mit einem gewissen Galgenhumor. inkl diese Reform die sowas von gewaltig scheitern wird und den Sargnagel in die BW schlagen wird ;-)
@Vtg-Amtmann
Mit den Hubschraubern kennen Sie sich besser aus ;-)
Ich sehe das Problem einfach im praktischen Ablauf einer solchen Luftlandung.
Die Fallschirmjäger haben den NH90 bekommen. In einem Auslandseinsatz muss dieser verladen werden und in die Krisenregion gebracht werden.
Nur um den WieselMörser mitnehmen zu können, müsste man zusätzlich CH53 verladen (was ja ein ganz schöner Aufwand ist) und bei der Luftlandung wäre die CH53 exklusiv für dieses System reserviert. Dazu kommt das die CH53 dann einer anderen TSK angehört. Ich glaube wir wissen beide welche „Komplikationen“ so ein Fall erzeugen würde.
Da Luftlandungen stets zeitkritisch sind, wird man diesen riesen Aufwand sicher nicht für zwei oder drei 120mm Rohre machen.
Deshalb ist es sinnvoller einen stinknormalen 82mm Mörser mit 4 Leuten unter die Arme zu klemmen und dann flexibel zu sein. Egal ob man dann von NH90 oder Ch53 im Dschungel oder auf einem Berg abgesetzt wird.
@Bang50
Der NH90 ist allerdings für FschJg vollkommen untauglich. Reiner Friedenshubschrauber, für den Einsatz nicht nutzbar!
Vtg-Amtmann
Das Verlegeproblem am LUH ist nicht, wie er in das Einsatzgebiet kommt, sondern auf was für eine Plattform man ihn bei maritim gestützten Einsätzen abstützen soll. Die vorhandenen und in Beschaffung befindlichen Schiffe sind dafür jedenfalls nicht geeignet.
@Koffer, @Bang50: Weiteres Fazit der Reform:
Ein derzeit noch nicht verfügerbarer und bislang für LL- und KSK-Kräfte ohnehin nicht zugelassener und ansonsten untauglicher Friedenshubschrauber namens NH90, transportiert einen virtuellen 82 mm Mörser samt Bedienpersonal.und wird von einem ebenfalls noch nicht verfügbaren Unterstützungshubschrauber UH-Tiger mit zudem falscher bzw. unzulänglicher Bewaffnung bis zu einer Dienstgipfelhöhe von 4,000 m (bei Standardatmosphäre ( Lufttemperatur = 15 °C, Luftdruck = 1.013,25 hPa und Luftdichte = 1,2250 kg m³, bezogen auf mittleres Meeresniveau (NN)) in einem Einsatzgebiet mit Bergen von über 6.000 m und Aussentemperaturen von teils mehr als 35° C begleitet und gedeckt.
@MFG, @all:
Hinsichtlich geeigneter Plattformen bei maritim gestützten Einsätzen gehe ich mal davon aus, dass bei einer bedarfsgerechten Beschaffung z.B. kein „Homeland–LUH mit Kufenlandegestell, wie z.B. in >> http://www.scribd.com/doc/16593284/UH72A-Lakota-Light-Utility-Helicopter-LUH-Operational-Test-and-Evaluation-Report-July-2007-July-2007 << bewertet, sondern ein schneller sowie leistungsfähiger „Hot & High LUH“, welcher durch Radfahrwerk, faltbare Rotorblätter und eine Silouette bzw. Aussenabmessungen deutlich kleiner als der Sea Lynx MK 88 A, jedoch mit größerer Kabineninnenlänge, bei einer objektiven Evaluierung ausgewählt werden sollte.
@Koffer – Das ist glaube ich die 1 Millionen Euro Frage. Bis jetzt konnte mir auch noch niemand detailliert darlegen wie „Frontlinientauglich“ der NH90 im besten Fall gemacht werden kann. Wenn ich aber sehe was alleine die Umrüstung der MedEvac Nh90 für Afghanistan gekostet hat (dafür könnte man die komplette Infanterie der BW mit normalen Mörsern ausrüsten) so stimmt mich das nicht hoffnungsvoll. Auch das Festhalten an WAPEP zeigt mir deutlich das die Leuchtturmmentalität wichtiger ist als einsatzfähige Truppen. Vor diesem Hintergrund bin ich der Meinung, hätte man schon lange die gesamte Generalität in den Ruhestand schicken müssen.
Echte Heeresreformen wie unter Scharnhorst waren stets mit den Rauschmiss großer Teile der militärischen Spitze verbunden. Aber die Politik hat halt ihre Erfüllungsgehilfen lieb gewonnen und so ist die BW ein gigantischer Subventionsverein für nicht wettbewerbsfähige Konzerne und Strukturmaßnahmen.
Aber gerade deshalb sollte man nicht auf Systeme setzen die nicht unbedingt ein anderes System vorraussetzen. Ziel sollte es sein, die Truppen so zu konfigurieren dass sie ein abgeschlossenes System darstellen das zur Wirkung gebracht werden kann. Nur so wird man tatsächlich im Gefecht einsetzbare Fähigkeiten erhalten. Die nicht durch Leuchttürme gehindert werden.
z.b Hat die Jägertruppe mit dem GTK Boxer sich eine gute Basis geschaffen. Wenn nun noch eine Mörserversion, eine Version mit Maschinenkanone und ein Fluabwehrsystem hinzu kommen würden (Vielleicht lassen sich SysFla und die BMK Version sogar in einem Fahrzeug verschmelzen), könnte man die Jägertruppe völlig isoliert in den Einsatz schicken. Man wäre komplett unabhängig von anderen Systemen. Dies würde sich positiv in Auslandseinsätzen bis hin zu einem rein konventionellen Konflikt äußern.
@Vtg-Amtmann, @Bang50
Das ist mir jetzt zu negativ, nur weil einzelne Aspekte der Reform grottenschlecht sind, ist kann man dich noch alles schlecht reden!
@Bang50 & @MFG, @all:
Zur „Fronttauglichkeit“ des NH90 darf in aller drastischen Deutlichkeit u.a. die Quelle vom 10.Januar 2012 >> http://www.aviationweek.com/aw/gener…2/01/10/02.xml << bemüht werden und das hat weder mit „Schlechtreden“ etwas zu tun, noch mit dem Einwand von (Herrn) Koffer:
(Zitat): “MRH90s that have been accepted can be used only for testing and initial training. The most serious problem is compressor-blade rubbing caused by slight bending of a spool in the Rolls-Royce Turbomeca RTM322 engine due to uneven cooling after shutdown. This appears a few hours after a flight and lasts for some hours more, during which the aircraft cannot be safely flown. The current work-around is to not fly in that interval, but that is hardly acceptable for a battlefield and maritime transport helicopter. …” (Zitatende)
(Übersetzung): „Die MRH90s welche eingeführt wurden, können nur für Tests (Erprobung) und die Erstausbildung (Umschulung) eingesetzt werden. Das höchst schwerwiegende Problem ist, das Schleifen (Anlaufen) der Kompressorschaufeln (am Kompressorgehäuse), verursacht durch eine leichten Verbiegen einer Welle (Verdichterwelle) bei dem Rolls-Royce Turbomeca RTM322 Triebwerk, auf Grund ungleicher (asymmetrischer) Abkühlung nach dem Abstellen. Dies tritt wenige Stunden nach dem Flug auf und dauert einige weitere Stunden an, während derer das Luftfahrzeug nicht (betriebs-) sicher geflogen werden kann. Das derzeitige Verfahren ist, in diesem (Zeit-) Interval nicht zu fliegen, wobei dieses für einen Einsatz- und maritimen Transport-Helikopter kaum akzeptabel ist. …" (Ende der Übersetzung der Stellungsnahme des Rear Admiral Mark Campbell der Projektabteilung Hubschrauber der Beschaffungsbehörde des Australian Department of Defense)
Genau die dazu erforderlichen Hausaufgaben soll Turbomeca als Hersteller des Kompressor-Moduls der Rolls Royce-Turbomecá RTM 322-01/9 Engine bislang aber noch nicht gelöst haben und es soll sich hierbei um eine größere sowie längerfristige Baustelle handeln, wie seit ca. Mitte letzten Jahres anhängig. Auch die Australier gehen davon aus, dass bis Mitte dieses Jahres noch keine Lösung parat sei.
Seitens Turbomeca und EADS wurde offenbar mittlerweile erkannt, dass auch in Afghanistan und in anderen Krisengebieten „Australische OAT's“ (= Outside Air Temperatures = Aussentemperaturen) nicht nur Europäisches moderates Klima herrschen kann, welchem das Kriegsgerät ausgesetzt werden soll. So insgesamt meine Informationen aus sehr berufener Quelle.
Lösung oder auch Vorschlag für einen NH90 Service-Letter wäre damit meinerseits: Unsere zukünftig in AFG tätigen NH90-Einsatzstabsoffiziere sollten jeweils nach dem ersten NH90-Medevac-Einsatz die Muezin in der Kampfregion anrufen lassen, dass diese sich bitte auf ihre Minaretts begeben möchten, um in Paschtun sowie Darī Folgendes auszurufen:
"Die Taliban möchten doch bitte ihre Kampfhandlungen vorübergehend einstellen, weil für die Deutschen Medevac-Hubschrauber erstmal die ca. 4 -5 Stunden Abkühlzeit eingehalten werden müssen."
Soweit im Klartext zum Thema "NH90 als Medevac-Hubschrauber ab 2012 in AFGH" und "AUGENGERADEAUS" auf die von der NATO festgelegten Hilfsfrist für Verwundete von 60 Minuten nach Erstversorgung bis zur Aufnahe in ein Feldlazarett, der sogen. "Golden Hour" (man vgl. auch den Bericht 2011 des Wehrbeauftragten, Seite 19, Ziff. 4.3 in http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/084/1708400.pdf sowie http://www.dailytelegraph.com.au/new…-1225894292255 *) & http://www.dailytelegraph.com.au/new…-1226203048559 **)
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*), **) Das Ganze gleicht einer TV-Soap-Serie. Man liefert an die Australischen Streitkräfte einen Hubschrauber samt Flight-Manuals und dessen Triebwerke kapitulieren bei Australischer Hitze, trotz Betrieb gemäß Procedures.
Herr Bertling – als CEO von EUROCOPTER – stellt sich zunächst "rotzfrech" hin und verkündet, das waren gemäß der Untersuchungen seitens des Triebwerksherstellers und EUROCOPTER eindeutig und in allen Fällen ursächlich die gleichen Piloten- bzw. Bedienfehler und fordert sogar allen Ernstes die Führung der Australischen Streitkräfte auf, diesem nachzugehen.
Später mußte dann allerdings seitens Herrn Bertling eingesehen werden, dass dem nicht so war und u.a. seitens EADS-EUROCOPTER die FADEC-Einheiten der Triebwerke (FADEC = Full Authority Digital Engine Control = volldigitale Triebwerksregelung) deshalb eine neue Software erhalten. Alle betroffenen Maschinen, egal ob Schäden an den Triebwerken aufgetreten sind, oder auch nicht, werden nunmehr solange in Australien aus dem Flugbetrieb genommen, bis die Mängel auf Kosten des Herstellers behoben sind.
Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, bei den im hohen Standart "britisch" geprägten Australischen Piloten-Kollegen und dem erbärmlichen sowie erfolglosen Versuch des Herrn Bertling, ob des eigenen Versagens, einen seiner besten Kunden verleumdnerisch bloß zu stellen sowie öffentlich und höchst offiziell zu blamieren!
Herr Bertling und auch die Europäischen NH90-Abnehmer sollten eigentlich froh darüber sein, dass die Australier ungewollt "NH-90-Versuchskaninchen" spielen durften, bevor dieses Triebwerks-Drama in AFG passiert wäre!
@Koffer
Es geht weniger darum alles schlecht zu reden, sondern darum das die BW einen Verfassungsauftrag hat: Sie soll die deutschen Hoheitsgebiete schützen und ggf. deutsche Staatsbürger in Ausland retten bzw. die deutschen Interessen in der Welt durchsetzen.
Dafür stellt der Steuerzahler einen nicht unerheblichen Betrag Steuergelder zur Verfügung.
Die Aufgabe der militärischen Führung ist es also mit diesem Geld eine Armee aufzustellen, die diesen Aufgaben bestmöglich nachkommen kann. Sollten Bedenken oder Probleme auftreten, so ist es Aufgabe der Generalität die Politik mit militärischem Sachverstand zu beraten.
Und nun schauen wir uns die Situation in der BW an. Dort sitzt eine Generalität die sich in dem Gedanken gefallen hat, niemals kämpfen zu müssen. Der militärische Alltag erschöpfte sich in strategischen Planspielen mit einer großen Panzerarmee in der Rotland sich exakt so verhällt wie es die Planer festgelegt haben. Das ist inetwa so als würde man mit sich selbst Schach spielen und sich jedesmal freuen gewonnen zu haben. Da mit einer ernsten Führungsverantwortung im Ernstfall nicht zu rechnen war, konnte man sich voll und ganz auf seine Karriere konzentrieren. Da war es natürlich förderlich stets die erfolgreiche Umsetzung nach oben zu melden. Den was im Schlammelement wirklich passiert ist, war ja nicht wichtig. Ab einem bestimmten Dienstgrad mussten natürlich besondere Taten für einen weiteren Aufstieg her. Da war es dann hilfreich wenn man natürlich ein ultimatives Waffensystem „erfolgreich“ in die BW eingeführt hatte. Durch eine intensive Werbetour wurde auch der letzte überzeugt das dieses Waffensystem das ultimative und tollste überhaupt ist. Das die Rüstungsindustrie noch ein bisschen mehr als dankend auf die Schulter geklopft hat und… na lassen wir das.
Nun kam der Afg.. Einsatz.
Die Beschönigungsmentalität hielt noch munter ein paar Jahre an. Die Politik war begeistert von diesem stillen Ministerium das sich so toll im Sinne der regierenden Partei verhielt. Als Dankeschön einen völlig unfähigen Minister einsetzte, der sich hinter seinem Schreibtisch verkroch. Das war auch kein Problem, schließlich hatten zwei Männer das Ministerium fest im Griff und sorgten schon dafür das es nur tolle Nachrichten gab.
Dann plötzlich sah sich ein Oberst in Afg. mit dem Rücken an der Wand, seine Reaktion war der Angriff nach vorne. Das Ergebnis war das, welches stets in der BW systematisch ausgeblendet wurde: Tote INS und auch noch Tote Zivilisten!!
Im System BW kommt sowas nicht vor! Schnell den Deckel drauf und vertuschen!
Doch es war geschehen, die BW war über Nacht zu einer echten Armee geworden, die sich nun mit den schweren Fragen von Tod, Verwundung und Fehlern auseinandersetzen musste.
Die einfachen Lanzer bekamen das dann sehr schnell zu spüren und klagten über schlechte Ausrüstung. Plötzlich wurde interessant was im Schlammelement passiert. Die Bestandsaufnahme war eine Katastrophe. Eine Ausbildung die schon vor 30 Jahren veraltet war. Eine Ausrüstung die schon vor 20 Jahren völlig anders konzeptiert hätte werden müssen. Ein Zusammenspiel der Truppenteile, Stäbe, TSK`s das in der Realität nicht funktioniert. Dank Leuchtturmlösungen lässt sich keine einzige Fähigkeit ohne Sonderlösungen auf den Boden bringen.
Ich wüsste keinen einzigen Infanterieverband der in den 10 Jahren Afg. geschlossen mit seinem Material verlegt hätte und dort einfach einsatzfähig gewesen wäre.
Die militärische Führung hat ihren Auftrag nicht erfüllt (das alleine wäre eigentlich schon Grund für eine komplette Welle von Ruhestandsversetzungen gewesen). Doch es kam noch schlimmer. Die Friedensgeneralität die sich inzwischen zu Kadavergehorsam der politischen Führung gegenüber verpflichtet hatte, legte plötzlich eine unglaublichen fachlichen Mangel an den Tag. Die moderne Kriegsführung und ihre Schwierigkeiten war vollkommen an den feinen Herren vorbei gegangen. Deutsche Offiziere agierten dilletantisch auf dem int. Parkett und waren z.t überhaupt nicht mit NATO Gefechtsverfahren vertraut. Das brachte die Amerikaner regelmässig zur Rage und hat zu einer gerechtfertigten Geringschätzung deutscher Offiziere geführt. Nun im Krieg stellen wir fest, das die Offiziersausbildung in weiten Teilen völlig untauglich ist (hauptsache etwas studiert) und auf den Generalstabslehrgängen im Prinzip Input/Output Drohnen geschaffen werden, die auch eine Endlösung anordenen würden (soviel zum Staatsbürger in Uniform). Seitdem diese Schwächen aufgedeckt wurden, reagieren die Verantwortlichen mit gereitzten Vertuschungsversuchen. Wie man z.b am Ch53 Blog sehen kann. Man merkt Ihnen förmlich ihre Angst an, da sie wissen das ihre Zeit abgelaufen ist und eine junge Generation an Veteranen nicht mehr bereit ist einfach alles zu akzeptieren (was ich hier im Blog als sehr positive Entwicklung feststelle).
In Afg. kommen wir in eine heiße Phase und in Kürze in eine der kompliziertesten strategischen Lagesituationen. Wir werden mit dem Feind überall um uns herum, den Rückzug einleiten. Die Fähigkeiten für einen sicheren Rückzug fehlen uns (wie wir bereits besprochen haben). Die Wahrscheinlichkeit ist groß, das wir in dem letzten Moment vielleicht in eine katastrophale Niederlage getrieben werden. Ein langsame und schwach gesicherte Marschkolonne mit kampunerfahrenen Unterstützern, Instandsetzern, Stabspersonal ist schnell aufgerieben. Dann werden Köpfe rollen!! Das wird eine mediale Hinrichtung des Verteidigungsministeriums erster Klasse.
Mein Vorschlag die gesamte Generalität zu entlassen, ist also kein Akt der Bösartigkeit sondern die Möglichkeit ihr Ansehen in den Ruhestand zu retten und vielen Soldaten das Leben zu retten. Ich bin nun lange genug in diesem Forum um zu wissen das es hier unglaublich viele Leute gibt die mich mit ihrem Fachwissen beeindrucken und ihr handeln sehr kritisch reflektieren. Die große Mehrheit würde ich der mittleren Ebene zuordnen. Warum sollen diese Leute welche das Herz am rechten Fleck haben und noch nicht vollkommen von dem System zersetzt wurden, nicht die Chance bekommen nach oben aufzurücken und zeigen das sie es besser können?
Unsere Diskussion über Mörser, SOF LUH, etc… sind stets Symptome einer Krankheit: Das System Kalter Krieg hat sich überlebt. Es ist an der Zeit das es so schnell wie möglich beerdigt wird. Ansonsten wird es Tote geben, den der Krieg verzeiht keine Fehler. Deshalb müssen wir schon jetzt der Stachel im Fleisch sein! Wir müssen während der Reform die Fehler gnadenlos kritisieren und die Entscheidungen hinterfragen. Nur dann wird dieses System sich zum besseren verändern.
Es gab in der preußischen Geschichte mindestens zwei „Reformen“ die mir einfallen in denen die militärische Führung abberufen wurde. Dies hat sich stets als Segen erwiesen. Auch wenn man vielleicht den ein oder anderen guten Mann dabei erwischt, so ist es eine notwendige Frischzellenkur.
@Vtg-Amtmann
Bzgl. der Golden Hour weise ich darauf hin, dass nur wir deutschen dies als „Gesetz“ auffassen die NATO und unsere Allierten fassen dies so auf, wie es gedacht war, als „Richtlinie“.
Stümperfehler :(
@Bang50
„Da mit einer ernsten Führungsverantwortung im Ernstfall nicht zu rechnen war, konnte man sich voll und ganz auf seine Karriere konzentrieren.“
„. Nun im Krieg stellen wir fest, das die Offiziersausbildung in weiten Teilen völlig untauglich ist (hauptsache etwas studiert) und auf den Generalstabslehrgängen im Prinzip Input/Output Drohnen geschaffen werden, die auch eine Endlösung anordenen würden“
Das war ja wohl vollkommen daneben, unterste Schublade, unkameradschaftlicher und unehrenhafter Schwachsinn.
@Koffer wenn Sie es so sehen wollen dann okay.
Dann bin ich daneben, unterste Schublade, unehrenhaft, unkameradschaftlich und schwachsinnig oder wie mir scheint ehr der Nestbeschmutzer?
-Was kann ein junger Offizier dafür wenn er nach sehr kurzer Truppenpraxis für viele Jahre in ein Studium geht das mit seinem militärischen Handwerk erst mal nichts zu tun hat. Dann irgendwann aus seinem Studium kommt und plötzlich Soldaten führen soll? „Hauptsache studiert“ ist das Motto der BW, wie man der Werbung entnehmen kann. Sicher nicht das der jungen Offiziere, die dann überfordert werden und gar nicht mehr zu den Führungspersönlichkeiten werden können die sie sein sollen.
Zu diesem Thema hatten wir hier mal einen heiß diskutierten FAZ Artikel der dieses Problem aufgezeigt hat und mir die Schuhe ausgezogen hat. Sorry aber ich komme nicht darum hin das inzwischen so krass zu sehen und auch auszusprechen.
-Das mit dem Generalstabslehrgang stammt nicht von mir, sondern vom Lehrstabsoffizier Dietmar Lorek
http://www.nordbayern.de/nuernberger-zeitung/nz-regionews/beinahe-eklat-bei-reservistenempfang-1.1805551
-Stichwort Verantwortung/Karriere: Wieviele Dinge laufen in der BW schon seit langer Zeit ziemlich schief? NH90, Tiger, A400M, Mörsermunition, Gewehrmunition, K130 usw usw…
Die BW hat ein ganz gewaltiges Verantwortungsdiffusionsproblem (Das wurde von der Weisekommission in aller Deutlichkeit angesprochen und hat zur Empfehlung einer Rüstungsagentur geführt). Den es war noch nie jemand für irgendwas Verantwortlich wenn bei Rüstungsprojekten etwas schief gelaufen ist. Wenn es darum geht das jemand Verantwortung übernehmen soll, so werden hunderte Seiten Sicherheitsbestimmungen für die Monatge von Funkgeräten formuliert. Den an meiner Dienststelle soll bitte keinerlei Verantwortung kleben bleiben, wenn sich jemand mal den Schädel an dem Teil stößt.
Das Beschönigen in der BW zum guten Ton gehört, machen sämtliche Jubelartikel und Hochglanzbroschüren deutlich in denen alles supertoll ist. Schon alleine das Stabssprech ist ein Beweis für die zwanghafte Erfolgsmeldementalität (hoch technisiert (als wäre das ein Qualitätsmerkmal), hoch mobil (ist alles vom Mungo bis zum Boxer) usw…)
Diese Mentalität hat ihren Sinn. Den sie soll Karrieren befördern und das hat lange Zeit gut funktioniert. Im Ministerium sind die Militärs bemüht sich im ständigen Wahlkampf um ihre Person nichts zu Schulden kommen zu lassen. Warum sonst hat sich in der BW das Micromanagment durchgesetzt? Dahinter verbirgt sich die Angst etwas könnte aus dem Ruder laufen und würde an der eigenen Person kleben bleiben.
@Bang50
1. Offiziere mit Studium per se zu diskreditieren halte ich schon für äußerst schwierig und nahe an der Grenze der Kameradschaft und des guten Geschmacks, aber
2. aktuellen, deutschen Generalstabsoffizieren zu unterstellen, sie würden „Endlösungen“ umsetzen ist SOWEIT ausserhalb des Sehstreifens, dass ich an dieser Stelle jede weitere Diskussion einstelle.
*Plonk*
Schade, dann haben Sie es verpasst mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Leider haben Sie meinen letzten Beitrag anscheinend auch nicht gelesen, sonst hätten Sie Ihre Antwort nicht so formuliert.
@Koffer: und um diesen zu zitieren:“Bzgl. der Golden Hour weise ich darauf hin, dass nur wir (D)deutschen dies als “Gesetz” auffassen die NATO und unsere Allierten fassen dies so auf, wie es gedacht war, als “Richtlinie”. … Stümperfehler :(
Ich habe in der zivilen, professionellen Fliegerei- ohne auf den Putz zu hauen – europaweit und bis Aegypten und Kenia – Hubschraubereinsätze und auch Situationen hinter mir, welche zumindest unseren AFG-Kollegen einigermaßen ebenbürdig sind. Davon u.a. mehr als 5 Jahre und als Stationsleiter auf ITH (Intensivtransporthubschrauber).
Im tiefsten Friedensbetrieb gab es bei uns im Geschäft keine „Golden Hour“, man sprach von 15 – 30 Minuten Interventionsfrist zwischen abgeschlossener medizinischer Erstversorgung (welche natürlich bis zu 30 Minuten und in Ausnahmefällen auch länger dauernn kann) und erster bzw. „halbwegs“ intensivmedizinischer Betreuung. Das war i.d.R. Aufgabe der RTW (Rettungstransportwagen) und NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) sowie der Rettungstransporthubschrauber (RTH).
Und wegen des „Halbwegs“ sind wir dann angerückt mit dem ITH, so denn nach dem „Halbwegs“ sowie entsprechender medizinischer Indikation noch eine zumindest vage Hoffnung auf die andere Hälfte bestand. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, mögen fünfmal unsere Verbündetn die Medevac- oder HEMS-Helicopter stellen und immernoch in einer „M.A.S.H.-Mentalität“ denken.
Sind etwa unsere Soldatinen und Soldaten mit eher medizinisch atypischen Kriegverletzungen eine andere Art von Spezies als zivile Patienten in einem stabilen und vor allem geregeltemn Umfeld? Ich sage Nein!
Bei dieser moralischen und ethische Pflicht von „Gesetz“ oder „Richtlinie“ zu sprechen, befremdet mich schon sehr. Sorry für diese harrsche Kritik.
Und deshalb spreche ich – ganz mit den Forderungen der Truppe übereinstimmend – von einem zumindest auch MEDAVAC- und CASEVAC- fähigen SOF-LUH.
@Vtg-Amtmann
„Sind etwa unsere Soldatinen und Soldaten mit eher medizinisch atypischen Kriegverletzungen eine andere Art von Spezies als zivile Patienten in einem stabilen und vor allem geregeltemn Umfeld? Ich sage Nein!“
Das sehr ich anders. Sorry!
Natürlich haben wir als Soldaten ein Recht auf eine den Umständen angemessene Versorgung. Aber grundsätzlich gilt für uns unverändert: Wirkung geht vor Deckung!
Erst kommt der Auftrag, dann die persönliche „Komfortzone“.
Wenn es anders wäre, dann hätten wir keinen Beruf sui generis.
@Koffer, @all,
Sorry, dass Wehrmedizin und Einsatzchirurgie, dazugehöriges Patientengut nebst entsprechender Erstversorgung auf dem Gefechtsfeld und militärisches Rettungswesen samt Zeitfaktoren ein bedeutend komplexeres Szenario darstellen, als die medizinisch Versorgung und Notfallmedizin im zivilen Bereich und damit in einem gesicherten, stabilen und etablierten Umfeld, kann man z.B. aus
>> http://www.aerzteblatt.de/archiv/80973/Wehrmedizin-In-Afghanistan-sind-medizinische-Alleskoenner-gefragt ersehen <<.
Deshalb ist eine „(nur) den Umständen angemessene Versorgung“ indiskutabel., Ebenso indiskutabel erscheint mir auch der Versuch, dies mit Sprüchen wie „Wirkung geht vor Deckung“, „erst der Auftrag, dann die persönliche Komfortzone“ und „Beruf siu . generis“ u.ä. zu legitimieren. Die Zeiten eines "ALBERT SCHNEZ SUI GENERIS" waren 1970 (vgl. Rudolf Augstein in http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45226146.html )
Unsere Soldatinnen und Soldaten haben schlichtweg einen Anspruch auf eine dem Einsatz und dessen Risiken absolut gerechte o p t i m a l e wehrmedizinische Versorgung, genauso wie deren Anspruch auf eine einsatzgerechte Ausrüstung und Bewaffnung besteht!
Und das habe alle zu akzeptieren bis hin zum obersten Dienstherrn und trotz Struktur- und Spar-Reform, basta!
(Zitat Brigadegeneral Alois Bach, Kdr ZInFü): „Im ethischen Umgang mit dem Thema Tod und Verwundung gilt es viele Spannungsverhältnisse auszuhalten. „Das Besondere des Soldatenberufes anzuerkennen, ohne den Soldaten als „ s u i g e n e r i s“ über andere Berufe zu erheben – das ist ein schmaler Grat, auf dem Politik, Gesellschaft und Bundeswehr voranschreiten müssen. Besonders deutlich wird dies am Umgang mit der Pflicht des Soldaten, für die Erfüllung seines Auftrags ggf. zu töten und sein eigenes Leben oder das seiner Kameraden zu riskieren.“ Es muss gelingen, dies unserer Gesellschaft noch deutlicher zu vermitteln und die Bereitschaft zur Achtung und Anerkennung des Soldatenberufes zu verbessern. ….
Der letzten Konsequenz soldatischen Dienens, nämlich der Anwendung von Gewalt und damit höchste physische und psychische Anforderungen sowie Gefahr für Leib und Leben, muss noch mehr Augenmerk entgegengebracht werden als bisher. Die Thematik „Tod und Verwundung“ muss in der Bundeswehr selbstverständlicher Bestandteil der Ausbildung und Erziehung sein, sonst werden wir unserem beruflichen Selbstverständnis und unseren zu erwartenden Aufträgen in ggf. schwieriger werdenden Einsätzen nicht gerecht.“ (Zitatende; Quelle: http://www.panzertruppe.com/pdf/pdf%20s-b/tod_verw_41.pdf)
@all, Nachtrag zum letzten ‚pOst‘:
Man öffne bitte das SOWI-ARBEITSPAPIER Nr.: 132 „Ethische Fundamente der Inneren Führung“ http://www.sowi.bundeswehr.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NjgzNjcxMzczNjcyNjkyMDIwMjAyMDIw/Ap_132.pdf ,
gebe den Suchbegriff „sui generis“ ein und lese die entsprechenden Passagen; den Rest sagt Abbildung 2: Bundeswehrentwicklung und Innere Führung auf Seite 29.
@Vtg-Amtmann…sehr interessantes Dokument. Danke dafür!
@Vtg-Amtmann
1. Soldaten sind für das Gefecht da, Gefechte sind gefährlich.
So einfach ist das. Und deswegen gilt natürlich „Wirkung geht vor Deckung“.
Natürlich haben aber auch Soldaten dass Recht auf eine den Umständen angemessene
Versorgung.
Deswegen muss jeder militärische Führer immer abwägen ob der Auftrag ein zusätzliches Risiko für seine Soldaten rechtfertigt.
Aber die Mär vom dauerhaft möglichen innerdeutschen Standard auch auf dem Gefechtsfeld mag vielleicht im RC in MeS gelten, aber sicherlich nicht im Gefecht (von Szenaren mit Intensitäten wie im Süden AFG ganz zu schweigen).
2. Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie einen normalen Beruf haben, dann bitte sehr. Vermutlich haben Sie dann auch einen normalen Beruf.
Glücklicherweise hat der neue Minister da eine andere Meinung…
@koffer, @all:
Zu 1.) Ihre Auffasung oder auch Ihr Wissen über glasklare wehrmedizinische, kriegstraumatologische, intensivmedizinische und einsatzchirurgische Erkenntnisse, dazugehöriges Patientengut nebst entsprechender Erstversorgung auf dem Gefechtsfeld und militärisches Rettungswesen samt Zeitfaktorenn erschienen mir zumindest hinterfragenswert.
Aber Antwort haben Sie ja nun selbst gegeben. Offenbar haben Sie aber weder belastbare Kenntnisse vom zivilen Rettungswesen, noch vom militärischen, sonst hätten Sie sich den hinkenden Vergleich „RC in MES vs. Gefecht und Gefechtsfeld“ erspart. Ich bin mir sicher, dass in Kunduz oder den anderen kleineren Feldlagern zur notfall- und intensiv-medizinschen Versorgung und im Feldlazarett Mazar-e Sharif als Einrichtung der höchsten Versorgungsstufe, ein zumindest gleichwertiger, wenn nicht gar höherer, weil eben auch wehrmedizinsch hoch spezialisierter Standart gegeben ist, als in vergleichbaren zivilen Einrichtungen in der Heimat.
Nur finden weder in MES noch in den Feldlagern das militärische Rettungswesen und die wehrmedizinische Erstversorgung statt, sondern eben auf dem Gefechtsfeld. Und bis dorthin läuft ab Alarmierung bis zur Rückführung des bzw. der (Schwer-) Verwundeten und Aufnahme in den Sanitätseinrichtungen der Feldlagern oder im Einsatzlazarett MES die Zeit. Daran können – Entschuldigung – auch Ihre archaischen und wenig auf die eigentliche Substanz eingehenden Wortfetzen nicht rütteln.
Zu 2.) Gegenfrage: Haben Sie einen Beruf mit Eigenheit und Besonderheiten, oder haben Sie einen Beruf mit etwas „Besonderem“, gar mit einem „Sui Generis“? Wenn Ja, dann darf ich ihnen neben den bereits benannten Dokumenten auch noch http://ub.unibw-muenchen.de/dissertationen/ediss/froehling-hans/inhalt.pdf & http://www.das-parlament.de/2009/48/Beilage/004.html empfehlen:, und wenn Ihnen das zuviel ist, dann einfach die ZDv 10/1 „Innere Führung“ (Ausgabe Januar 2008, DSK FF140100255).
Natürlich habe ich einen normalen Beruf (in der professionellen zivilen Luftfahrt) und einen solchen hatte ich auch in der ebenso professionellen militärischen Luftfahrt als Truppen-Offizier, natürlich auch in beiden Fällen mit Eigenheiten und Besonderheiten zur jeweiligen Zeit, aber keineswegs mit etwas „Besonderem“. Insofern kann ich in diesem Zusammenhang die Sinnhaftigkeit ihrer Aussage „Glücklicherweise hat der neue Minister da eine andere Meinung…“ leider nicht nachvollziehen.
Und wenn es Ihnen tatsächlich um ein „Sui Generis“ gehen sollte, wird auch der Minister keine von den Grundsätzen der „Inneren Führung“ abweichende Meinung haben können, geschweige denn zu einem „Rückfall in ein Sui Generis“ haben dürfen. In dieser Auffassung bzw. in diesem demokratischen Selbstverständnis lasse ich mich auch von Niemandem bevormunden und ich hoffe unsere Bundeswehr auch nicht..
@Vtg-Amtmann
zu 1.) Durch eine Laune des Dienstherren habe ich weitgehende Einsichten in das militärische Sanitätswesen und kann Ihnen daher nur mit einem Kopfschütteln antworten.
Wer ernsthaft glaube wir werden langfristig und unter allen Gefechstbedingungen den von Ihnen skizzierten Standards gerecht werde können belügt uns Soldaten der Kampftruppen und Kampfunterstützungstruppen!
Ein bestmögliche Versorgung unter Berücksichtigung der Lage, des Auftrages und der faktischen Möglichkeiten steht jedem Soldaten zu. Wer aber mehr verspricht schürt Erwartungen, die auf dem Gefechtsfeld zwangsläufig enttäuscht werden.
Und das wir deutschen hier (noch) in einer Traumwelt leben erkennt man ja daran, dass die meisten unserer kampf- und einsatzerfahrenen Verbünden hier mit mehr Augenmaß arbeiten. KEIN verantwortungsvoller Vorgesetzter verheizt seine Soldaten, aber jeder gute Offizier erkennt auch, wenn die Erfüllung eines gegebenen Auftrags Opfer verlangt…
Hinsichtlich des Grundsatzes „Wirkung geht vor Deckung“ mag es jemandem wie Ihnen als archaisch vorkommen, aber dieser Grundsatz ist sowohl vorschriftentechnisch, als auch vom „mind-set“ her und schlussendlich auch vor dem Hintergrund der aktuellen Einsatzerfahrungen „auf der Höhe der Zeit“. Er steht also nicht nur direkt und indirekt in den Vorschriften des Heeres, er leitet auch gute Soldaten aller Dienstgradgruppen.
Um es Ihnen als ehemaligen Lufftwaffenmann vielleicht etwas näher zu erläutern: Die unmittelbare Bedeutung statt aus den Gefechsdienstvorschriften des Heeres und verlangt von einem Soldaten um der Möglichkeiten der Waffenwirkung seinen eigenen Schutz vernachlässigen zu müssen.
Übertragen galt und gilt dieser Merksatz aber auch für jede andere Situation in der ein gegebener Auftrag höhere Risiken oder die Akzeptanz unangenehmer „Begleiterscheinungen“ einfordert.
zu 2.) Der Begriff „sui-generis“ leitet sich aus der Juristerei ab und ist ein terminus technicus, der ein Rechtssubjekt, -objekt oder eine andere rechtliche Konstruktion beschreibt die nicht mit andere zu vergleichen ist. Das typische (aktuelle) Beispiel ist die Europäische Union, die ein Konstrukt eigener Art ist (ein Staatenverbund).
Im militärischen war dies immer eine Umschreibung für die konservative Position hinsichtlich eines soldatischen Selbstverständnisses. In der politisch aufgeladenen Diskussion der 70er wurden die Vertretern der sui-generis These gerne verleumdet und als Gegner der Inneren Führung oder der FDGO hingestellt. Aufgrund dessen ist es um den Begriff ansich irgendwann ruhig geworden.
Die konservative „Ströhmung“ im Offizierskorps, die dieses Berufsverständnis vertritt ist aber nach meiner Bewertung über die Jahre deswegen keinesfalls geringer geworden. Ganz im Gegenteil, seit dem zunehmen der Einsätze und der Steigerung der Intensität sehe ich seit einigen Jahren eine immer größer werdende „Anhängerschaft“ (gerade unter jungen, einsatzerfahrenen Offizieren und Stabsoffizieren.
Auch der neue Minister hat in zahlreichen Reden alle „klassischen“ Kriterien der „sui generis“ „Lehre“ genutzt und untermauert. Das einzige was er (vermutlich aus politischen Gründen) noch nicht getan hat, ist den Begriff ansich zu nutzen und das Tabu zu brechen.
„Haben Sie einen Beruf mit Eigenheit und Besonderheiten, oder haben Sie einen Beruf mit etwas „Besonderem“, gar mit einem „Sui Generis““
Ja, habe ich. Einen Beruf der Tapferkeit unter Strafandrohung verlangt, der im Extremfall den Preis des eigenen Lebens voraussetzt gibt es ansonsten nicht. Weder Polizei, noch Feuerwehr sind diesen moralischen und gesetzlichen Zwängen ausgeliefert.
Darüber hinaus erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass ohne unseren Berufsstand alle anderen nicht existieren könnten. Lesen Sie hierzu mal die klassischen Philosophen wie Sokrates und Aristoteles. Oder auch gerne die Schriften und Reden von Moltke d.Ä.
Da beinhaltet natürlich noch keine Wertung welches der „bessere“ Beruf ist (und auch hierzu habe ich meine eigene Meinung), aber dies spielt hier keine Rolle, da es nicht originärer Teil des sui-generis Konzeptes istl.
Und hinsichtlich des Eingriffs in die Grundrechte gibt es nur eine Bevölkerungsgruppe die vergleichbar weitreichende Eingriffe hinnehmen muss: die Strafgefangenen, aber die sind ja glücklicherweise keine Berufsgruppe ;)
Ihre Unterstellungen übrigens sui generis würde gegen demokratische Grundsätze und/oder die Innere Führung verstoßen weise ich scharf zurück und erkenne daran, dass Sie überhaupt nicht wissen was sui generis wirklich bedeutet. Und nebenbei vermute ich, haben Sie auch wenig Einblicke in das berufliche Selbstverständnis junger, einsatz- und gefechtserfahrener Soldaten…
@koffer
Ihre Auffassung in allen Ehren aber sie erliegen einem grundlegenden Irrtum. Sie überhöhen die eigene Opferbereitschaft und versuchen daraus einen besonderen Status abzuleiten.
Das ist falsch.
Erstens unterschätzen sie die Leistungsbereitschaft anderer in ihren jeweiligen Berufen.
Zweitens ist die Auffassungm der Aufgabe als Soldat falsch:
Um Patton zu zitieren: „Es ist nicht Ihre Aufgabe für ihr Land zu sterben, sondern es ist Ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass der andere für sein Land stirbt.“
@koffer, @all:
Sie sollten Ihre eigenen Kommentare und auch die der Ihnen Erwidernden samt benannter Quellen bitte einmal konzentrierter Revue passieren lassen (z.B. so ab 26. Feb. hier im Thread). Dann hätten Sie eigentlich schon längst merken müssen, das hier kein Luftwaffenwaffenmann mit Ihnen diskutiert, sondern ein ehem. Offizier der HFlg-Truppe mit Offz-Ausbildung „alter Art“ (also kein Neckermann-Lt) und mit einer ordentlichen infanteristischen Ausbildung bis zum Zugführer, welche sich extrem an der „Hflg-Kundschaft“, nämlich den Luftlandern orientierte (das ging schon bei der gemeinsamen Grundausbildung los). So sind z.B. die HDV’s der 100er Serie mir auch keine „Böhmischen Dörfer“, denn ich war noch auf der HOS alter Art. Ausserdem habe ich hier im Thread stets ziemlich KSK-, LL- und PR-lastig in Sachen SOF-LUH argumentiert. Könnte ja sein, dass ich mich nicht als Rentner, sondern beruflich mit dem Thema SOF-LUH samt dessen geforderten Fähigkeiten – u.a. auch zu MEDAVAC-: & CASEVAC-Eigenschaften – befasse?
Zurück zur „Golden Hour“: Hierbei ging es um die Frage, innerhalb welcher Zeiten ein verwundeter Soldat Bergung und Rettung soeir der ersten notfallmedizinischen sowie chirurgischen Erstversorgung zugeführt sein muss. Aufgrund der Erfahrungen in aktuellen Einsätzen werden übrigens die zeitlichen Vorgaben zunehmend durch den Begriff der „Platinum Ten Minutes“ ergänzt ( vgl. http://www.bundeswehrkrankenhaus-hamburg.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzIzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NmQ2NzY4NzY2Mzc4NjIyMDIwMjAyMDIw/s00772-010-0789-7_danielchristianhinck@bundeswehr.org.pdf & http://www.wehrmed.de/article/1458-VON_HUMANITAeRER_HILFE_BIS_ZUR_EINSATZCHIRUGIE.html )
Wenn Sie da schreiben (Zitat) „Wer ernsthaft glaube wir werden langfristig und unter allen Gefechstbedingungen den von Ihnen skizzierten Standards gerecht werdenkönnen belügt uns Soldaten der Kampftruppen und Kampfunterstützungstruppen! Eine bestmögliche Versorgung unter Berücksichtigung der Lage, des Auftrages und der faktischen Möglichkeiten steht jedem Soldaten zu. Wer aber mehr verspricht schürt Erwartungen, die auf dem Gefechtsfeld zwangsläufig enttäuscht werden. Und dass wir Deutschen hier (noch) in einer Traumwelt leben, erkennt man ja daran, dass die meisten unserer kampf- und einsatzerfahreneren Verbünden hier mit mehr Augenmaß arbeiten. KEIN verantwortungsvoller Vorgesetzter verheizt seine Soldaten, aber jeder gute Offizier erkennt auch, wenn die Erfüllung eines gegebenen Auftrags Opfer verlangt…(Zitatende)
… und wenn Sie eben Dank einer Laune des Dienstherren so weitgehende Einsichten in das militärische Sanitätswesen haben, dann antworten Sie doch bitte auch im Klartext!
Können wir die „Platinum Ten Minutes“ und die „Golden Hour“ für unsere Soldat(in)en gewährleisten, Ja oder Nein?
Oder funktioniert das nur so einigermaßen, weil für uns (noch) die Amerikaner fliegen und die bewegliche Arzttrupps (BAT), z.B. mit einer notfallmedizinisch geschulten Hautärztin oder einem „frischgebackenen Kollegen“ besetzt sind, weil der Bundeswehr bald die Ärzte ausgehen und die erfahrenen Kollega Chirurgen, Traumatologen, Anaesthesisten, Internisten, Neurologen und auch Allgemeinmediziner im Feldlazarett und in den Rettungszentren bitter nötig gebraucht werden?
Hinsichtlich „sui generis“, „Staat im Staat“ , „konservative Ströhmungen”, „Geister des Neo-Traditionalismus“ vs. einem „Inneren Gewürge“, glaube ich auch nicht ihrer Belehrungen zu bedürfen, denn ich stamme aus einer alten Soldatenfamilie inklusive Goldfasan (Großvater), So durfte ich schon als Schulbub und auch noch später als Offizier Herren wie Lindemann, Schulz, Lieb, Morzik und Speidel persönlich erleben und nachdem mein Vater als ehem. Berufsoldat 1957 seine Lehramtstätigkeit aufgab und in die Bundeswehr wiiedereintratt, gabe es über diese Hochinteressantes zwischen den Generationen zu diskutieren.
Ihr „Jus-Ausflug“ in Sachen „sui generis“ ist im konkreten Fall ebenso obselet, wie der in die Pholosophie und zu Moltke d.Ä. und der Rest ihrer Ausführungen entspricht ansonsten http://de.wikipedia.org/wiki/Sui_generis
Sie sind Berufssoldat der Bundeswehr und damit sind Sie Staatsbürger in Uniform. Derart sind die rechtlichen Rahmenbdingungen und Führungsprinzipien Ihnen durch das GG, unsere Demokratische Grundordnung, das Soldatengesetz und die Grundsätze der Inneren Führung eindeutig vorgegeben und ebenso die Grenzen Ihres Gehorsams und Ungehorsams!
Nehmen wir deshalb den soziologischen und staatstheoretischen Ansatz, da steht „sui generis“ für eine Idee, eine Entität oder eine Wirklichkeit, die keinem höheren Konzept untergeordnet werden kann. Übrigens in der Tierzucht hat „sui generis“ gleiche Bedeutung.
Unwirkürlich muß ich hierbei an die etwas unglücklichen Worte des ehem. Inspekteurs des Heeres, GenLt Hans-Otto Budde denken „Wir brauchen den archaischen Kämpfer und den, der den High-Tech-Krieg führen kann.“ Nicht umsonst und „auf kameradschaftlichen Rat des seinerzeitigen Generalinspekteurs“ durfte Budde alsdann im BW-internen Forum Intranet-Aktuell zeitnah erklären, dass es für ihn „an der Inneren Führung keinen Ersatz, keine Abstriche gäbe.“
Wie sollte man sich auch den „archaischen Krieger“ denn vorstellen, etwa als einen todesmutigen Kolonial-Rambo, welcher fern der Heimat, auf dem Balkan, in Süd-Asien und in Afrika nach eigenen Gesetzen und Vorstellungen todesmutig kämpft, eben „sui generis“?!
Verlangen die neuen Aufgaben der Bundeswehr denn wirklich ein „sui generis“? Oder haben nur unsere Politik und die BW-Führung es versäunt, rechtzeitig auch dem letzten Soldaten klarzumachen, dass der Staatsbürger in Uniform sich deswegen im K r i e g befindet, weil er auch „Europäischer Staatsbürger in Uniform“ und auch „Weltbürger in Uniform“ innerhalb der Bündnisse geordneter Staatengemeinschaften ist.
Und noch Etwas: Ein wenig würde mich schon bei dem Gedanken frösteln, wenn meine Tochter oder mein Sohn in Afghanistan auf einen militärischen Vorgesetzten stoßen müssten, welcher von einem m.M.n. absolut obsoleten „sui generis“ samt einem „amor fati“ erfüllt ist, um anschließend die dortige Sanaitätsdienstliche Versorgung beanspruchen zu müssen.
P.S.: Unser Gruppenfluglehrer in Bückeburg hat uns übrigens immer gepredigt „Jungs, Mut ist kalkuliertes Risiko, wenn Etwas von vorne herein unkalkulierbar ist, dann kann man nur noch in Dummheit agieren“! … und damit bin ich auch fliegerisch bislang recht gut klar gekomm
@koffer
sorry für die Einmischung….ich kann Ihre Argumentation nachvollziehen, sie ist aber – sorry -obsolet.
Warum? Nun, weil das kleine Wörtchen ‚tapfer‘ in unserem Eid nur dann greift, wenn Deutschland existenziell bedroht ist (Verteidigungsfall).
Wenn wir den Einsatz in Afghanistan oder Pirateriebekämpfung mit dem Vtg-Fall gleich setzen, dann lassen wir es zu, dass wir aus deutschen Soldaten deutsche Söldner machen im Sinne von ‚Right or wrong, my country’….
Insofern ist der Struck’sche Spruch eine Irreführung ….bestimmt keine bewußte, aber ein nicht richtig durchdachter Spruch…….mit Blick auf die Konsequenzen in mehr als nur einer Hinsicht, z.B. auch mit Blick auf Innere Führung.
@Jeff Costello
„Erstens unterschätzen sie die Leistungsbereitschaft anderer in ihren jeweiligen Berufen.
Zweitens ist die Auffassungm der Aufgabe als Soldat falsch:
Um Patton zu zitieren: “Es ist nicht Ihre Aufgabe für ihr Land zu sterben, sondern es ist Ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass der andere für sein Land stirbt.”“
Ich respektiere alle die ihren Beruf mit Hingabe und zum Wohle der Gesellschaft ausüben!
Aber ohne eine Armee wäre dies alles NICHTS…
Deswegen sind wir etwas besonderes. Im Guten, wie im Schlechten. Eben anders (sui generis).
Und hinsichtlich des Patton Zitates: Niemand hat die Aufgabe zu sterben. Sehr wohl allerdings die Aufgabe sein Leben einzusetzen!
@klabautermann
Ich schätze Ihre Aussagen, aber hier haben Sie gleich doppelt Unrecht: 1. Umfasst das dienen juristisch auch die Tapferkeit (der Nachsatz uber dr Tapferkeit im Eid hat nur deklamatorischen Charakter) und 2. ist ein Soldat ohne Tapferkeit ein bewaffneter THW Mitarbeiter…
@koffer
wenn Sie den Eid auf ‚Wirkung vor Deckung‘ verkürzen wollen, dann sollten Sie sich nicht wundern, wenn nicht allzuviele Soldaten Ihnen folgen, wenn Sie denn wirkend voranstürmen……
;-)
@ Koffer
Ich bin der Meinung, dass „Das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes“ in Afghanistan nicht bedroht ist. Also muss es auch nicht „tapfer“ verteidigt werden.
Was bleibt von der Eidesformel für diesen Einsatz übrig ?
„Der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen“. Dies schwört auch jeder zivile Beamte in Deutschland, also sowohl der Finanzbeamte, als auch in füheren Zeiten der Lokführer der Bundesbahn oder der Postbote der Deutschen Post.
Nach meiner Meinung ist die Diskussion über die Eidesformel, bzw. welcher Einsatz der Streitkräfte damit abgedeckt ist, seit dem Somalia-Einsatz 1993 notwendig und mittlerweile überfällig.
@all:
Jetzt wird es ja immer „lustiger“ bzw. eigentlich auch immer trauriger! Bedeutung von „deklamatorisch“ > lateinisch > „declamatorius“ ist: Auf Wirksamkeit, nicht auf reale Verwirklichung bedacht, dabei oft auch pathetisch wirkend. …
Die Bedeutung von „tapfer“ laut Duden ist:
„Sich furchtlos und zum Widerstand bereit mit Gefahren und Schwierigkeiten auseinandersetzend, beherrscht, Schmerzen und seelische Regungen, Gefühle nicht sichtbar werden lassend; ohne zu klagen, seine Angst unterdrückend, …“
Bedeutung von „verteidigen“ laut Duden ist:
„Gegen Angriffe schützen; Angriffe von jemandem, etwas abzuwehren versuchen für eine Person, Sache, die irgendwelcher Kritik ausgesetzt ist, eintreten, sprechen, argumentieren . …“.
§ 9 (1) SG „Eid und feierliches Gelöbnis“ lautet:
„(1) Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit haben folgenden Diensteid zu leisten:
„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“
Der Eid kann auch ohne die Worte „so wahr mir Gott helfe“ geleistet werden. Gestattet ein Bundesgesetz den Mitgliedern einer Religionsgesellschaft, an Stelle der Worte „ich schwöre“ andere Beteuerungsformeln zu gebrauchen, so kann das Mitglied einer solchen Religionsgesellschaft diese Beteuerungsformel sprechen.“
Da lesen sich die früheren Eidesformeln von Reichswehr und von Wehrmacht schon gänzlich gänzlich anders (vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Reichswehreid )
Warum die Bundeswehr Gelöbnisse veranstaltet, erklärt sie im Folgenden selbst (Zitat):
„Worin liegt nun die Bedeutung von Eid und Gelöbnis für die jungen Soldaten der Bundeswehr, und vor allem: Warum hält die Bundeswehr weiterhin feierliche Gelöbnisse auch in der Öffentlichkeit ab? .)
Die Bundeswehr misst dem Treuebekenntnis der jungen Soldaten fünf Hauptfunktionen zu:
Die Soldaten der Bundeswehr leiten ihren Auftrag aus dem Willen des Volkes her. In der Öffentlichkeit – sozusagen vor ihrem Auftraggeber – bekennen sie sich zur Treue gegenüber unserer Werteordnung, die auf dem Grundgesetz und den einfachen Gesetzen in der jeweils gültigen Fassung beruht. Die anwesenden Bürger üben stellvertretend für das deutsche Volk eine gesellschaftliche Kontrolle aus (Kontrollfunktion).
Die jungen Soldaten leisten ihr Gelöbnis vor Kameraden des Standortes ab. Ganz bewußt werden sie in die soldatische Gemeinschaft aufgenommen (Integrationsfunktion).
Das öffentliche Gelöbnis ist eine würdevolle Veranstaltung und nur mit einem schlichten militärischen Zeremoniell verbunden. Die Symbolkraft hoheitlicher Elemente (z. B. Eides- u. Gelöbnisformel, Feststellung des Kommandeurs, Truppenfahne, Nationalhymne) soll die Soldaten auch emotional an ihre soldatischen Pflichten binden (Sicherungsfunktion).
Bereits wenige Wochen nach Beginn der Grundausbildung bekunden die Soldaten öffentlich ihre Bereitschaft zur Erfüllung der soldatischen Pflichten; damit geht auch eine erzieherische Wirkung einher (Bewußtmachungsfunktion).
Die religiöse Beteuerungsformel – die den jungen Soldaten freigestellt ist auszusprechen – stellt für Angehörige einer christlichen Religion und entsprechend auch für Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften eine zusätzliche Bindungsbekräftigung dar (ethisch-religiöse Funktion).“
(Quelle: Thomas Flink, Notwendiger Rückhalt. Eid und feierliches Gelöbnis, Information für die Truppe 3/98, S. 16-19.)
Mit ‚sui generis“ und ‚amor fati“ hat also dieser Eid absolut keinen Konnex!
Der Minister Volker Rühe (CDU) prägte bzw. „plagte“ zwar den Begriff der erweiterten Sicherheit, und hohe Generäle vertraten die Auffassung und nutzten diese Wende zur plakativen Parole – „Der Krieg ist der Ernstfall!“,
aber eine solche „Innere Führung ist schlichtweg zu platt“ und genau dies führt zu sehr bedenklichen Fehlinterpretationen, wie ‘Wirkung vor Deckung’, ‚Ich und mein Beruf sind „sui generis“’, bis hin zu Ekzessen, wie die „Totenschädel“, die „Blut-Wurst aus Eigenblut“ oder auch nur die aufgesprühte „Afrika-Corps-Palme“ auf den KSK.Fahrzeugen und zu guter Letzt zum „einschlägig querem Spindbild“, um nur wenige Beispiele vom Vielen zu nennen!
Ist es denn tatsächlich so schwer die „Innere Führung derart ‚aufzubohren’“ und diese i´durch unsere Polituk und die Bundeswehrführung im „Klartext“ zu vermitteln, dass unsere Soldat(in)en auch in AFG erkennen, für welche ethischen, sozialen und damit demokratischen Grundwerte diese ihren Kopf und ihren A…. hin halten?
Offenbar ja, weil in einer kaputt diskutierten, kaputt verschwendeten, alsdann kaputt geplanten und kaputt gesparten sowie nunmehr kaputt reformierten Einsatz- bzw. Interventionsarmee, die Rahmenbedingungen nie stimmten und und bis heute nicht stimmen.
Ergo sollten bzw. müssten wir konsequent und .s-o-f-o-r-t unsere Soldat(in)en in AFG abziehen und unseren Verbündeten dann vermitteln, dass unsere Politik, die Führung der Bundeswehr und diese selbst in Deutscher Gründlichkeit „bankrott“ sind!
Und wen es weiter interessiert, der lese mal http://www.ifsh.de/pdf/publikationen/hb/hb153.pdf .
@klabautermann
Wenn ich ihn NUR darauf verkürzen würde, hätten Sie vermutlich recht ;)
@Georg
Das „tapfer“ im Eid steckt schon im „treu dienen“! Das war schon immer so. Etwas anderes war nie gemeint oder beabsichtigt.
Und treu dienen umfasst alles, überall und jederzeit (soweit es nicht gegen unsere Verfassung verstösst)
Und hinsichtlich der Beamten: DESWEGEN haben wir einem Beruf sui generis. Genau diese Dinge (Tapferkeit etc.), sind natürliche Bestadnteile unseres Berufes…
Deswegen verstehe ich die Phantomdidkussion um Somalia ff. nicht.
@koffer
ne,ne..lieber @koffer…rein philologisch können Sie das ‚und‘ nicht einfach wegwischen…
@koffer
Am 27.10.2011, abends auf der Heimfahrt von einer Dienstreise, hörte ich den Deutschlandfunk. In den Nachrichten kam zunächst die Meldung, dass der UN-Sicherheitsrat das NATO-Mandat für Lybien aufgehoben hat. Dann – nach dem Kommentar – folgte das Gespräch mit Zeitzeugen. Es stand unter dem Titel „Dass Soldaten auf Einsatz drängen, das ist ein Zerrbild“ und wurde mit General a.D. Klaus Naumann geführt (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/zeitzeugen/1594276/).
Ich war danach zutiefst beeindruckt und dachte mir, das ist „gelebte Innere Führung, mit allen Erfolgen und Rückschlägen einer Führungspersönlichkeit“, und genau diese Werte sollten mal durch Führung und Politik unseren Jungs in Afghanistan vermittelt werden. Zuhause rief ich dann die Sendung nochmals am Rechner auf und speicherte den Link.
Unsere Bundeswehr braucht kein antiquiertes „sui generis“ und auch kein eher philosophisches „amor fati“, ihr sind selber längst der „guten Traditionen genug“ eigen. Man muss diese nur erkennen und unseren Soldat(in)en vermitteln, also wie der Soldat Naumann „Innere Führung leben“!
@Klabautermann
Ich kann das Recht nicht ändern! Ich bin weder Richter noch Bundestagsabgeordneter, aber Sie können mit glauben, dass es rechtlich so ist wie ich es darstelle! Die Tapferkeit ist im „treu dienen“ bereits eingeschlossen und der Nachsatz hat lediglich sprachlich/deklamatorischen Charakter.
@Vtg-Amtmann
1. Die Bw hat in 50 Jahren auch eigene Leistungen erbracht auf die man stolz sein kann.
2. Das reicht aber nicht aus! Wer Soldatsein begreifen will, muss sich der Fülle einer 2500jährigen allgemeinen und 300jährigen preußisch-deutscher Soldatentradition bedienen. Wir sind „auch“ Bundeswehr, aber wir sind (natürlich) auch viel, viel mehr. Eben „sui generis“.
3. Natürlich ist Gen Naumann ein Heros! Aber gerade Naumann würde Ihnen scharf widersprechen, wenn Sie Soldatenum auf „alles nach ’56“ beschränken würden (vgl. hierzu z.B. die massive Ausweitung der miltargeschichtlichen Bildung in seiner Amtszeit…
Haben Sie einfach mehr Mut und lassen Sie einen breiteren Horizont zu als nur das beschränkte und enge Korsett der letzten 50 (deutschen) Jahre!
Ich schätze die Impulse von General a.D. Naumann sehr, frage mich aber, warum er seinen publizistischen Mut – wie so viele andere – erst nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst (wieder)entdeckt hat. Oder anders gesagt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er als Major wesentlich unintelligenter war als heute. Was ich mir aber vorsdtellen kann, ist, dass wenn er schon früher seine Stimme erhoben hätte, er nicht General geworden wäre, was ich wiederum als einen Hinweis auf ein findamentales Kulturproblem im Umgang der deutschen Politik mit ihren Streitkräften sowie ein Kulturproblem der Streiktkräfte selbst sehe.
@koffer
Sie konstatieren da den klassischen Zirkelschluß. Fall tapfer verteidigen im treu dienen enthalten ist, wozu dann der Nachsatz. Letztendlich ist das so, als ob man legal mit legitim gleich setzt. Wir sind wieder bei OB und WIE ;-))
Geh gleich auf Reise….bis denne ;-))
@Sascha Stoltenow
In der Tat war Gen Naumann wohl bereits als Major so schlau wie er heute ist ;) Meine mich zu erinnern gelesen zu haben, dass er auf LGAN Heusinger Preisträger war…
Wenigstens äußert er sich seit seiner Pensionierung mit SP wissenschaftlich und/oder konstruktiv. Besonders auf dem Geist gehen mir Gen aD für die plötzlich alles schlecht ist (zB Gen Kujat)
@klabautermann
Werde mal sehen ob ich Ihnen kurzfristig Gesetzeskommentare und/oder Asschussprotokolle aus dem BT beibringen kann um zu belegen, dass dies alles nicht meine Erfindung ist…
@Vtg-Amtmann
Ich hatte zwei Ihrer Stellungnahmen (die beiden langen von gestern und vorgestern) überlesen (manchmal ist auf iPhone lesen nicht SOOO zweckmäßig).
Hier zu einige kurze Anmerkungen:
„Offizier der HFlg-Truppe mit Offz-Ausbildung „alter Art“ (also kein Neckermann-Lt) und mit einer ordentlichen infanteristischen Ausbildung bis zum Zugführer, welche sich extrem an der „Hflg-Kundschaft“, nämlich den Luftlandern orientierte (das ging schon bei der gemeinsamen Grundausbildung los).“
Für solche Aussagen habe ich wenig Verständnis! Sie haben nur dann eine ordentliche infanteristische Ausbildung bis zum Zugführer, wenn Sie die entsprechenden Grp- und ZgFhr Lehrgänge in Hammelburg besucht und abgeschlossen haben (NOTFALLS auch in Munster). Alles andere ist nicht „Infanterie“, sondern „allgemeine Aufgaben im Einsatz“ und höchstens noch „besondere Gefechtshandlungen“.
„… und wenn Sie eben Dank einer Laune des Dienstherren so weitgehende Einsichten in das militärische Sanitätswesen haben, dann antworten Sie doch bitte auch im Klartext!“
Bevor ich zum „wahren Glauben“ (der FschJgTr) fand, war ich Sanitäter und habe inklusive Fachlehrgängen und Unteroffizierprüfung alles mitgemacht.
„Können wir die „Platinum Ten Minutes“ und die „Golden Hour“ für unsere Soldat(in)en gewährleisten, Ja oder Nein?“
Anstreben? Ja.
Zusichern? Nein.
Der konkrete Auftrag und die gegebene (Gefechts-)Situation bedingt es, dass von dieser Faustregel im Zweifel abgewichen werden muss.
„Oder funktioniert das nur so einigermaßen, weil für uns (noch) die Amerikaner fliegen“
Jepp!
„und der Rest ihrer Ausführungen entspricht ansonsten http://de.wikipedia.org/wiki/Sui_generis“
Das ist vermutlich kein Zufall sein ;) Denn wenn Sie mal dort die Bearbeitungshistorie einsehen, dann hat da vor einigen Jahren ein gewisser Nutzer @Koffer sein „Unwesen“ getrieben ;)
Allerdings habe ich auch dort nur – genauso wie hier eine kurze und sehr unpräzise Definition verwandt, damit auch Laien einen „schnellen Überblick“ bekommen.
„Sie sind Berufssoldat der Bundeswehr und damit sind Sie Staatsbürger in Uniform. Derart sind die rechtlichen Rahmenbdingungen und Führungsprinzipien Ihnen durch das GG, unsere Demokratische Grundordnung, das Soldatengesetz und die Grundsätze der Inneren Führung eindeutig vorgegeben und ebenso die Grenzen Ihres Gehorsams und Ungehorsams!“
Und was soll jetzt diese Binse mir sagen?
„Wie sollte man sich auch den „archaischen Krieger“ denn vorstellen, etwa als einen todesmutigen Kolonial-Rambo, welcher fern der Heimat, auf dem Balkan, in Süd-Asien und in Afrika nach eigenen Gesetzen und Vorstellungen todesmutig kämpft, eben „sui generis“?!“
Nein, sui generis hat NICHTS, NICHTS, NICHTS mit dem „todesmutigen Kolonial-Rambo“ zu tun. Allein die hohen ethischen Anforderungen die das „sui-genris-Konzept“ an einen Soldaten stellt und der Dienst am Vaterland, zum Wohle des Staates und der Gesellschaft läßt einen solchen Söldner Typen nicht zu!
Ich glaube bei Ihnen fallen die ideologischen Scheuklappen, wenn Sie den Begriff sui generis hören und Sie ordnen diesen Begriff wohl etwas eindimensional und zudem noch falsch ein…
„Verlangen die neuen Aufgaben der Bundeswehr denn wirklich ein „sui generis“?“
Nicht nur die neuen! Auch schon die alten, nur damals kostete die Verteidigungsbeamtenmentalität keine Menschenleben. In den heutigen Einsätzen schon. D.h. die Notwendigkeit des Konzeptes sui generis war schon immer da, aber heute wird sie an ganz praktischen Dingen auch für „Zweifler“ leichter erkennbar.
„Ein wenig würde mich schon bei dem Gedanken frösteln, wenn meine Tochter oder mein Sohn in Afghanistan auf einen militärischen Vorgesetzten stoßen müssten, welcher von einem m.M.n. absolut obsoleten „sui generis“ samt einem „amor fati“ erfüllt ist, um anschließend die dortige Sanaitätsdienstliche Versorgung beanspruchen zu müssen.“
Ich bin mir nicht sicher, ob amor fati hier wirklich hinein gehört…
Unabhängig davon, hat sich das mit AFG schon vor einigen Jahren (und nicht in Ihrem Sinne) geklärt. Ihre Ansicht ist insofern „obsolet“ (um eines Ihrer Lieblingswörter zu benutzen).
„aber eine solche „Innere Führung ist schlichtweg zu platt“ und genau dies führt zu sehr bedenklichen Fehlinterpretationen, wie ‘Wirkung vor Deckung’, ‚Ich und mein Beruf sind „sui generis“’, bis hin zu Ekzessen, wie die „Totenschädel“, die „Blut-Wurst aus Eigenblut“ oder auch nur die aufgesprühte „Afrika-Corps-Palme“ auf den KSK Fahrzeugen.“
Was für ein Unsinn… a hat mit b gar nichts zu tun.
„und zu guter Letzt zum „einschlägig querem Spindbild“, um nur wenige Beispiele vom Vielen zu nennen!“
???
„Ist es denn tatsächlich so schwer die „Innere Führung derart ‚aufzubohren’“ und diese i´durch unsere Polituk und die Bundeswehrführung im “Klartext” zu vermitteln, dass unsere Soldat(in)en auch in AFG erkennen, für welche ethischen, sozialen und damit demokratischen Grundwerte diese ihren Kopf und ihren A…. hin halten?“
In der Tat ist dies auch nach meiner Wahrnehmung eines der aktuellen Probleme und Herausfordern der bzw. an die Inneren Führung.
@klabautermann, Georg und Vtg-Amtmann
Um die Frage mit der Tapferkeitspflicht hier jetzt mal zu einem Ende zu bringen hier ein Zitat aus einem Aufsatz, der die aktuell herrschende Lehrmeinung (der ich mich zumindest in diesem Fall anschließe) glaube ich ganz gut wiedergibt. Schlegtendal, Axel: Die „Geschäftsgrundlage“ für den Soldaten oder Inhalt und Reichweite seiner Treuepflicht, in: NZWehrr, 1992, S. 177:
„Darüber hinaus ist die Pflicht des Soldaten „Recht und Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“ keine eigenständige Dienstpflicht neben der Treuepflicht. Sie ist vielmehr Bestandteil der Treuepflicht und soll dem Soldaten sinnfällig vor Augen führen, dass mit seinem Beruf die Verpflichtung verbunden ist, für die Verteidigung seines Volkes und Landes nötigenfalls sein Leben einzusetzen. Die Treuepflicht des Soldaten wird vom Verfassungsauftrag der Streitkräfte bestimmt und begrenzt.“
Dies wird dann weiter ausgeführt und unter anderem vom Wortsinn und von der durch die Protokolle belegten Absicht des Gesetzgebers.
Interessant ist hierbei vielleicht folgender Satz:
„Der Ausschuß war der Auffassung, daß hierbei [bzgl. der Tapferkeit] nicht nur an den Verteidigungsfall gedacht werden dürfe, sondern daß das gesamten Verhalten der Soldaten auch im Frieden unter dem Gesichtspunkt dieser Grundpflicht gesehen werden müsse.“
Der Autor fährt dann fort:
„Danach hat der Verteidigungsausschuss dem Wort „tapfer“ lediglich Klarstellungsgründe beigemessen und sieht die Bestimmung des § 6 als eine Grundpflicht an.
Anmerkung von mir: Der damalige § 6 ist heute der § 7 SG und sollte ursprünglich die Fassung haben: Der Soldat hat die Pflicht, treu zu dienen und dem Vaterland und die Freiheit unter Einsatz seines Lebens tapfer zu verteidigen.
Und nun noch abschließend hinsichtlich der seit Somalia angeblich geänderten „Geschäftsgrundlage“ (was für ein widerliches Wort im Zusammenhang mit unserem Dienst):
„Dabei ist das gegenseitige Dienst- und Treueverhältnis von Soldaten und Dienstherren nicht „statisch“ mit der Folge, daß die Rechte und Pflichten von Beginn des Dienstverhältnisses an unabänderlich festgelegt sind. Es handelt sich vielmehr um ein „dynamisches Rechtsverhältnis“, das einer Ergänzung/Klarstellung der Rechte und Pflichten im Rahmen der geltenden Rechtsordnung zugänglich ist. […] Diese Auslegung der Treuepflicht des Soldaten führt zu dem Ergebnis, dass eine Grundgesetzregelung zum UN-Einsatz von Bundeswehrsoldaten die Treuepflicht des Soldaten weiter konkretisiert, es einer Ergänzung des § 7 SG jedoch nicht Bedarf.“
@koffer .
(Zitat) ”…Das ist vermutlich kein Zufall sein ;) Denn wenn Sie mal dort (http://de.wikipedia.org/wiki/Sui_generis) die Bearbeitungshistorie einsehen, dann hat da vor einigen Jahren ein gewisser Nutzer @Koffer sein “Unwesen” getrieben ;)
Zunächst vielen Dank für Ihren Hinweis, der u.a. zu folgenden Rechercheergebnissen (natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit) führte:
http://www.territorioscuola.com/wikipedia/de.wikipedia.php?title=Benutzer:Koffer
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:Gy7kw_fNB8cJ:www.soldatentreff.de/st_alt/modules.php%3Fname%3DeBoard%26file%3Dprint%26fid%3D7%26tid%3D23731%26orderdate%3DDESC+Falschirmj%C3%A4geroffizier+sui+generis+koffer&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de
http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer_Diskussion:Koffer
http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Fallschirmj%C3%A4ger
Diese verdeutlichten ein mir neues Verständnis in „sui generis“, „Wirkung vor Deckung“, „Tapferkeit“, „treues Dienen”, u.a., allerdings mit derart vielen Fragezeichen, dass ich hier die Motivation verloren habe, an der Diskussion über Inhalt und Bedeutung dieser Werte und deren Vertiefung, weiter zu partizipieren.
Verbleibt also nur noch der Passus bzw. Ihre Antwort (Zitat): Bevor ich zum “wahren Glauben” (der FschJgTr) fand, war ich Sanitäter und habe inklusive Fachlehrgängen und Unteroffizierprüfung alles mitgemacht.
“Können wir die „Platinum Ten Minutes“ und die „Golden Hour“ für unsere Soldat(in)en gewährleisten, Ja oder Nein?”
„Anstreben? Ja., Zusichern? Nein. Der konkrete Auftrag und die gegebene (Gefechts-) Situation bedingt es, dass von dieser Faustregel im Zweifel abgewichen werden muss.“ (Zitaende)
Die verfassungsrechtliche Grundlage für den Einsatz deutscher Soldat(in)en in dieser Friedensmission ist Artikel 24 Abs. 2 des Grundgesetzes. Dieser regelt das Vorgehen im Rahmen eines Systems gegenseitiger kollektiver Sicherheit. Gleichzeitig hat die Bundeskabinett die Resolutionen 1386, 1383 und 1378 des Sicherheitsrates zugrunde gelegt.
Also haben wir es mit einer „Friedensmission“ zu tun und NICHT mit KRIEG bzw. NICHT mit dem VERTEIDIGUNGSFALL im Sinne des GG und damit haben unsere Frauen und Männer auch in AFG einen Rechtsanspruch auf die Gewährleistung der „Platinum Ten Minutes“ und der „Golden Hour! Der Staat und der Dienstherr sind eindeutig und absolut kompromislos dazu verpflichtet, dieses zu realisieren und stehen deshalb auch in der bindenden Pflicht, die hierzu erforderlichen personellen (z.B. Ärzte, Sanitätspersonal) und materiellen Voraussetzungen (z.B. geignete Spezialfahrzeuge und ebenso geeignete Hubschrauber) sicherzustellen, koste es was es wolle!
Es gilt schlichtweg das Grundgesetz Art 2 (2) „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden“. Ferner gilt Soldatengesetz § 6 „Staatsbürgerliche Rechte des Soldaten: Der Soldat hat die gleichen staatsbürgerlichen Rechte wie jeder andere Staatsbürger. Seine Rechte werden im Rahmen der Erfordernisse des militärischen Dienstes durch seine gesetzlich begründeten Pflichten beschränkt.“
Also hat der Staat bzw. der Bund für die Dasseinsvorsorge der Soladat(in)en der Bundeswehr uneingeschränkt auch bei der „Friedensmission ISAF“ einzustehen.
Oder wir etwa haben KRIEG in AFG, Sie (koffer) schreiben ja, „ …Der konkrete Auftrag und die gegebene (GEFECHTS-)Situation bedingt es, dass von dieser Faustregel im Zweifel abgewichen werden muss“ und sprechen von „Wirkung vor Deckung“, “in Tapferkeit und Treue das Leben einzusetzen“, „sui generis“, etc..
Dann wäre aber der AUFTRAG an unsere Soldat(in)en und die GEFECHTSSITUATION in welche diese befohlen wurden, rechtlich nicht abgedeckt und damit auch nicht verfassungskonform.
Denn KRIEG kann kein UN-Mandat sein und der Verteidigungsfall im Sinne des GG kann für die Bundeswehr in AFG auch nicht gegeben sein. Also raus aus AFG, dann stellt sich nicht mehr die Frage nach den „Platinum Ten Minutes“ und der „Golden Hour“ sowie nach entsprechendem Personal und Material, samt Kosten und deren Deckung durch den EP 14!
Kurzum, wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen können, und wenn man dies nicht kann, verbleibt eben nur noch „C“. „C“ ist aber ein verfassungsrechtliches Problem, und hat mit der „Inneren Führung“, mit „sui generis“ und dem Diensteid unserer Soldat(in)en unmittelbar nichts zu tun.
So simpel ist dies in der Logik, aber leider eben nicht in der Praxis und in den geschaffenen und damit von unserem Staat zu verantwortenden Realitäten, für die unsere Männer sterben (N.B. gefallene Soldatinen gibt es bislang nur bei unseren amerikanischen Verbündeten).
Knappe Kassen, EADS (= einfach alles deutlich später bei NH90, UH-TIGER, MH90 und A400M), PR-, MEDEVAC- & CASEVAC-tauglicher SOF-LUH in der Haushaltswarteschleife seit lüngster IAGFA-Sitzung, fehlende CSAR-Hubschrauber bei der Luftwaffe, verzögerte Nachrüstung des CH53, fehlende gepanzerte Fahrzeuge, Ärztemangel, etc. sind damit weder Ausrede, geschweige denn Entschuldigung, sondern eindeutiges Versagen des Dienstherrn!