Das neue deutsche ISAF-Mandat: Und wer zieht ab?
Der Bundestag hat heute wie erwartet die Fortsetzung des deutschen Afghanistan-Einsatzes beschlossen – nach einer Debatte, an der – ungeachtet der öffentlich immer wieder beteuerten Bedeutung – kein Regierungsmitglied teilnahm. 424 Abgeordnete stimmten dafür, 107 dagegen, und 38 enthielten sich. Also eine Mehrheit über die Koalition hinaus (die Namenslisten der Abstimmung sind noch nicht online) – sicherlich auch deshalb, weil der ISAF-Auftrag der Bundeswehr mit einer erstmals verrringerten Truppenstärke erfolgreich als Einstieg in den Abzug verkauft wurde.
Ob das wirklich so ist, wird man sehen – ich bezweifele es. Schon seit dem Kabinettsbeschluss im Dezember, in dem die Obergrenze auf 4.900 Soldaten gesenkt und eine weitere Reduzierung für dieses Jahr in Aussicht gestellt wurde. Konkret bedeutet die Verringerung ja erst mal nur, dass die bisherige flexible Reserve von 350 Soldaten entfällt und weitere 100 Posten eingespart werden.
Und da wird interessant zu sehen, wo diese Posten eingespart werden, also was abgezogen wird. Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte ja vorher schon in einem DAPD-Interview gewarnt: Es werde nicht den Abzug einer kompletten Einheit geben. Für die Reduzierung höre ich bislang zwei Denkrichtungen: zum Einen soll noch mehr als bisher ausgekämmt werden, verzichtbare Stellen werden eingespart. Oder, die andere Möglichkeit, es werden ganze militärische Fähigkeiten aufgegeben. Da bin ich gespannt – und vermute, es wird eine Mischung aus beidem geben.
Denn auch das hat die Bundesregierung im Mandat (genauer: in der Begründung) schon erläutert: Weniger Krieg gibt es nicht durch Beschluss des Deutschen Bundestages. Zwar werde die afghanische Armee zunehmend die Sicherheitsverantwortung übernehmen, aber: Die Verfügbarkeit und die Wirksamkeit hoch mobiler und kampfstarker Reaktionskräfte zur Unterstützung im Bedarfsfall gewinnen damit in den kommenden Jahren erheblich an Bedeutung.
Immerhin gibt es wohl die Zusage der US-Streitkräfte, die für den Einsatz im – deutsch befehligten – ISAF-Regionalkommando Nord so entscheidenden amerikanischen Hubschrauber auf jeden Fall in diesem Jahr noch dort zu lassen. Ein Abzug dieser Fähigkeit hätte vermutlich auch die Abstimmung über das deutsche Mandat noch ein bisschen schwieriger gemacht. Denn auch wenn Eurocopter-Chef Lutz Bertling Optimismus verströmt und damit rechnet, dass die Bundeswehr doch mehr als die 40 in ihrer Planung vorgesehenen Tiger-Kampfhubschrauber abnimmt: Die kommen mit großer Anstrengung vermutlich dieses Jahr noch an den Hindukusch, die als Rettungshubschrauber dringend benötigten Eurocopter-Produkte NH90 sicherlich nicht. Immerhin funktioniert die Zusammenarbeit der US-Piloten mit ihren Hubschraubern mit den Rettungskräften der anderen Nationen.
Nachtrag: Stoße gerade auf einen interessanten Randaspekt: Bei Faisabad retteten US- und ANA-Einheiten Überlebende eines Lawinenunglücks. Was mich dabei verblüfft: mit (von Russland hergestellten) Mi-17-Hubschraubern – die teilweise von Amerikanern geflogen wurden.
Ich lese, dass die Bundesregierung die Verfügbarkeit und die Wirksamkeit HOCH MOBILER und kampfstarker Einheiten für notwendig erachtet.
Gibt es auch Bestrebungen, dies umzusetzen?
Ich meine wer, wenn nicht Frau Dr. Merkel und Herr Dr. Thomas de Maizière könnte da ansetzen?
Mir geht es nicht nur um die 4 NH90, das ist eine Lachnummer bevor sie überhaupt angekommen sind.
Hier geht es um die generelle Verfügbarkeit von Hubschraubern im deutschen Verantwortungsbereich. Und da sehe ich massive Mängel.
Vor allem in der Zukunft.
„HOCH MOBILER und kampfstarker Einheiten“
= eine PzGrKp
pi
Zum Video und der generell sehr guten Zusammenarbeit der US-amerikanischen Rettungshubschraubern:
Ich hatte im Jahre 2010 die Gelegenheit, mit den Besatzungen sprechen zu können, die u.a. im deutschen Verantwortungsbereich tagtäglich ihr Leben für die unserigen Kameraden riskieren.
An Galanterie und Tapferkeit kaum zu überbieten und somit kaum gerecht zu würdigen.
Und all das für „fremde“ Soldaten (einer der größten und wirtschaftsstärksten Nation der Welt).
Vorbildlich.
@ pi
„hoch mobil= pzgrnkp“
aber nur auf befestigten straßen, innerhalb begrenzter radii sowie je nach verfügbarkeit!
bei so vielen einschränkungen kann man das zumindest das „hoch“ schon wieder streichen!
echte überraschungseffekte und hohe mobilität werden durch luftsturmoperationen i.V.m. abgesessenem vorgehen erreicht. Allein der Wille und das material fehlen.
Diese diskussionen sind ohnehin müßig. maßgblich für den isaf einsatz ist und bleibt die berliner und nicht die kunduzer realität. Politschizophrenie.
Ich denke die 4 (woher kommt die Zahl btw?) NH90 sind ein Anfang. Wenn wir auf uns gestellt sind merken ein paar Herren vielleicht auch dass da noch ordentlich Spielraum nach oben ist, und zwar generell im Bereich der Hubschrauber in der Bw. Man darf sich nicht beschweren dass bisher so wenig passiert ist – es gab ja die Amis die unseren Hintern gerettet haben-das müssen wir jetzt selbst lernen. Dabei fallen wir wahrscheinlich auch ein paar mal drauf, aber irgendwann können wirs dann. (hoffentlich)
Die MI-17 flogen auch schon Anfang 2010, Herr Wiegold. Sie wurden sogar vom deutschen Ktgt zur Erkundung etc. eingesetzt. Der Pilot war ebenfalls Amerikaner und hat Stein und Bein auf seinen Vogel geschworen.
Übrigens gibt es seit 1990 keine Luftsturmoperationen mehr… :-) Und das die auch nicht immer und überall das Mittel der Wahl sind, wissen viele Verbündeten auch mittlerweile und verabschieden sich von den riesigen LLOps mit dutzenden Hubschraubern. Wenn Durchschlagskraft gefordert wird, führt unverändert kein Weg am KPz vorbei, bzw. bei unseren Ktgt am SPz. „Abseits befestigter Wege“, wo kein KettenKfz durchkommt, wird ohnehin nur selten eine Op durchgeführt.
@Vodoo
Mir schon klar, dass die Mi-17 seit Jahren fliegen, und ich weiß auch von US-Piloten. Mich hat verblüfft (aber das ist halt meine Unkenntnis), dass es offenbar komplette US-Einheiten auf Mi-17 gibt. Könnte ich mir bei der Bundeswehr nicht so recht vorstellen…
Irritierend schon, aber ich hatte das auch schon vorher mal irgendwo gelesen … mir ist nicht ganz klar, woher die Erfahrung kommt, aber haben wir vielleicht nach der Wende auch ein paar Mi17 an die USA geschickt?
http://www.438aew.afcent.af.mil/library/factsheets/factsheet.asp?id=18253
@vodoo
„verabschieden sich von den riesigen LLOps mit dutzenden Hubschraubern.“
Naja, von „riesigen“ LLOps kann man bei dutzenden Hubschraubern ja nicht gerade sprechen ;)
Aber mal im Ernst. Gerade der Luftsturm (wie man das auch immer politisch korrekt heute nennen möchte) ist immer noch ein Mittel höchster Priorität in dynamischen Szenaren. Bei den Briten und den Franzosen. Bei den Amis ja sowieso.
Und selbst die Niederländer sind uns da um LICHTJAHRE voraus.
Für AFG könnte uns dieser Ansatz durchaus weiter bringen!
WENN wir die Hubschrauber hätten…
Luftlandeoperationen. Luftsturm war NVA. Um aber nochmal das operative Element hervorzuheben: Ja, LL ist überraschend wenn gut geplant, zügig etc. etc. – aber eben nicht wirklich lange durchhaltefähig. Das meinte ich damit, wenn ich davon spreche, dass unsere Verbündeten das ganze Konzept überdenken und eher davon weggehen. Zumal: In der neuen Reform wird die Luftbewegliche Brigade auch nicht weiter verfolgt und man setzt wieder alleinig auf Fallschirmjäger.
@ T. Wiegold
Ich hab in dem Artikel nur von zwei Mi-17 gelesen, ich glaube es dürften so um die fünf sein. Wenn ich das richtig im Kopf habe, schult man die ANA Piloten in den USA auf der Mi und fliegt dann zusammen mit ihnen in AFG. Mi-24 hat die ANA ja auch schon (eigenständig) einsatzbereit, ich durfte einen dieser Kreuzer im Vorbeiflug in MeS erleben ;-)
@Vodoo
„Luftlandeoperationen. Luftsturm war NVA.“
Danke. Das weiß ich auch. Durch immerwährende Wiederholung wird dieses Argument aber dennoch nicht richtiger!
Luftsturm (des es übrigens mit dem gleichen Begriff auch in USA und UK gibt) wird nicht mit Luftlandeoperation, sondern eher mit luftgestützter bzw. mit luftmechanisiertem Einsatz „politisch-korrekt-aber-dennoch-inhaltlich-falsch“ in der Bw übersetzt.
Luftsturm im internationalen Konzept (NVA mal außer acht gelassen, für die war das wiederum etwas anderes), ist etwa anderes als eine klassische Luftlandeoperation. Auch die LLOp hat ihren Anspruch und Sinn, aber manchmal ist eben eine Luftsturmoperation zweckmäßiger. Liegt an der jeweiligen Lage.
FschJg können beides (wenigsten theoretisch).
„Um aber nochmal das operative Element hervorzuheben: Ja, LL ist überraschend wenn gut geplant, zügig etc. etc. – aber eben nicht wirklich lange durchhaltefähig.“
1. Stimmt.
2. Ist eine Binse.
3. In AFG muß man auch keine durchhaltefähigen LLOp durchführen.
4. Bei schnellen Anfangs-/EndOperationen muß auch nicht durchhaltefähig gearbeitet werden. Dafür gibt es dann die VStkKr, bzw. den Entsatz, bzw. eben das Schließen des LLBrückenKopfes.
„Das meinte ich damit, wenn ich davon spreche, dass unsere Verbündeten das ganze Konzept überdenken und eher davon weggehen.“
Wo gehen die Amerikaner davon weg? In welcher ihrer beiden vollausgerüsteten und kriegsfähigen Divisionen?
Selbst die Niederländer halten sich eine Brigade die das kann (natürlich nur mit Einschränkungen).
„Zumal: In der neuen Reform wird die Luftbewegliche Brigade auch nicht weiter verfolgt und man setzt wieder alleinig auf Fallschirmjäger.“
Das ist auch richtig. Gut ausgebildete FschJg können beides. Die luftbewegliche Brigade konnte nur eines von beiden.
Aber meine Befürchtung ist eher, dass das der luftmechanisierte Einsatz mit der (Rück-)Überführung an die (nur noch eine und dazu noch schwache) LLBrig sterben wird.
Das man in der sogenannten Neuausrichtung nicht mehr auf Luftbewegliche Brigade setzt, ist nur zum Teil richtig. Ein Blick auf die Division Schnelle Kräfte zeigt, dass man versucht das Grundkonstrukt durchaus zu halten. Unsere Bündnispartner gehen übrigens fast unisono den Weg, die Hubschrauberkräfte zusammen zu fassen. Da brauchen wir wahrscheinlich noch einige Eitelkeiten weniger und einige schlechte Erfahrungen mehr bis wir da sind. Und was die Aussagen von Dr. Bertling angeht, sollte man berücksichtigen, dass er den modernen Manager schlechthin verkörpert: Wenn die Wirklichkeit keinen Anlass zu Optimismus gibt, dann halt die Parolen.
Wir aber haben Grund zum Optimismus, denn wir haben Könner und die, die glauben,dass sie etwas können. Wir müssen nur auf die Könner hören.
Auch das ist ISAF:
Bloggender britischer Soldat in Helmand.
http://www.globaldefence.net/defence-news/20786-a-soldiers-life-in-helmands-green-zone.html
„…die Bundesregierung die Verfügbarkeit und die Wirksamkeit HOCH MOBILER und kampfstarker Einheiten für notwendig erachtet.“
Ja tut sie, da bleiben noch ganze drei (3!) gemischte Infanterie-Kp mit SPz und leichter Infanterie zum abgesessenen Einsatz als verteiltes QRF-Äquivalent übrig. Und drei reichen, um von kampfstarken Einheiten (!) zu sprechen.
Das ist genauso präzise formuliert, wie der Abzug der deutschen Kampftruppen (im Gegensatz zu kämpfenden Truppen) bis 2014.
Auch ein betagter SPz Marder ist prinzipiell hoch mobil. Dann schaue ich mir die Karte von KDZ an und stelle fest, da gibt es steile Hänge, Gebirge, geflutete Reisfelder, kaum tragfähige Brücken, kaum nutzbare Uferstellen für Brückenlegepanzer, viele enge Gassen durch verwinkelte compounds, die wir nicht beschädigen sollen und eine Bergeoperation, wenn ein SPz stecken bleibt, dauert schon mal 13 Stunden. Da wird so ein SPz-Kdt plötzlich ganz schön vorsichtig mit diesem hoch mobil. Da ist die abgesessene Infanterie plötzlich wieder Mittel der Wahl, denn die wichtigen Punkte sind die verwinkelten Dörfer, die Städte und die beherrschenden Höhen und da kommt nun mal nur die Infanterie hin – wenn man sie mal abgesessen vorgehen lässt.
Daher sind die Kp ja auch alle gemischt, weil sich die Fähigkeiten ergänzen. Mehr als drei Kp wären trotzdem schön gewesen.
Richtig ist, dass nahezu alle westlichen Staaten Abstand von der LLOp in Divisionstärke genommen haben, weil ein entsprechendes Szenario dazu inzwischen nicht mehr anwendbar wäre. Gleiches gilt aber für den Panzerkeil in Divisionsstärke, der sich in die Verteidigung frisst. Luftmechanisierte Operationen und schnelle, mobile Kräfte mit Panzerschutz werden von allen Streitkräften aber weiter geübt und im Einsatz eingesetzt – nur eben kleiner.
Die „mein-SPz-ist-besser-als-deine-LLTr“-Diskussion (und umgekehrt) wird also in absehbarer Zeit nicht entschieden.
In Deutschland wird übrigens alles abgebaut: SPz, KPz, Art, Helikopter und LLTr. Dahinter vermute ich aber keine strategische Absicht, sondern lediglich die Weigerung der Führung zu akzeptieren, dass man ab einer bestimmten Größe sich auf Fähigkeiten konzentrieren muss, um sie zu erhalten.
Andererseits wäre die Ausstellung „Unser Heer“ nur mit BwFuhrpark-Fz auch langweilig. Taktische Einsatzfähigkeit … BLÖDSINN!
@cynic2
„Richtig ist, dass nahezu alle westlichen Staaten Abstand von der LLOp in Divisionstärke genommen haben, weil ein entsprechendes Szenario dazu inzwischen nicht mehr anwendbar wäre.“
Ja und nein! Szenar zu LLOp/Luftsturm über Brigadeebene (-) Regiment (+) sind in der Tat nur noch für drei Nationen (Indien mal außer Acht gelassen) noch denkbar: USA, Russland und China.
Aber genau diese drei hatten dies auch schon immer in dem Doktrin.
Und für die Ebene Rgt (+) oder Brig (-) gibt es immer noch mehr als genug Szenare (vielleicht sogar mehr als früher, da eigentlich heute in diesem Bereich sogar mehr gehen konnte als zu Zeiten der großen PzSchlachten in der Norddeutschen Tiefebene!).
Also von daher wusste ich gerne wa sich in Bezug auf LLOp/Luftsturm geändert haben soll!
Alle anderen (inkl. DEU) hatten das sowieso noch nie vor. Mal abgesehen vom Tiger und den hieraus resultierenden ZUSÄTZLICHEN Möglichkeiten (wenn er denn endlich mal fliegen sollte!).
Nur mal als laie ne Frage. Die ganzen Ch 53 sind doch eigendlich Physisch vorhanden. Das sollten so zwischen 60 und 80 Stück sein. Auf der ILA erklärte mir letzens ein Heeres Presseoffizier die sind alle fit und einsatzbereit. Wo liegt eigendlich die Schwierigkeit 20 Stk davon für Afg tauglich zu machen und in Rotation einzusetzen? Sind die Strukturell abgeflogen ( Max flugstundenzahl überschritten), oder giebt es anderen gründe um nicht das leistnungsgesteigerte triebwerk samt Staubfilter einzusetzen und die nach afgh zu schicken?
@Dante
Ja es ist richtig,dass es so viele CH’s gibt. Doch leider nicht in der Konfiguration um sie in AFG einzusetzen. Da gibts leider nur 20. Davon stehen gut die Hälfte bei der „Weltmarkt-Firma“ ECD, oder in der Instandsetzung um sie wieder fit zu machen für AFG. 6 sind im Einsatz und 4-5 im Heimatland um die Crews für AFG auszubilden. Mit den anderen Modellen siehts mit Einsatz schlechter aus.
Keine Eloka-Anlage,keine Aussenzusatztanks um die Strecken zu bewältigen, nicht genügend Staubfilter Sätze, etc….
Und nat. das grosse Thema Geld. Es gibt nix um die Maschinen umzurüsten. Und welche von den Amerikanern leasen oder sowas kommt ja leider nicht in Frage.
Vielleicht in Zukunft.
Zum Thema Mi17.
Nach der Wende haben die Amerikaner 2 Mi24 Hind und x Mi8 bekommen .(Nachfolger/ für den Export ist die Mi17) Somit dürften sie genug Erfahrung im Umgang mit diesen Geräten haben….
Un es gibt einige Mi17 in Nord AFG mit amerik. Piloten. Und afg. Piloten….
(Übrigens mit besserer Eloka-Ausstattung als die CH53)
Armes Deutschland. Na solange es für die Selbstmorddrone reicht.
@ Dante:
„Wo liegt eigendlich die Schwierigkeit 20 Stk davon für Afg tauglich zu machen und in Rotation einzusetzen?“
Zwischen den sich aneinander reibenden Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger.
@Thomsen:
Bei richtiger Schwerpunktsetzung wäre hierfùr auch genug zwischen den Fingern. Aber solang die Generalität /Amiralität und gelegentlich der ein oder andere Politiker konsequent am Einsatz vorbei beschaffen will (siehe FüInfoSysH, SVFuA, WABEP, F125, AGS, etc.), ist für dringend Notwendiges halt auch nach 10 Jahren kein Geld da.
Das Problem liegt im Kern nicht zwischen den Fingern, sondern zwischen den Ohren.
@all:
Was sagen die Kenner denn zum kompletten Rückzug der Franzosen bis Ende 2013???
@ Memoria: das ist vollkommen klar. 80%-20%-Lösung, aber wir sind ja in Deutschland, da wird stets die 1000%-0%-Lösung präferiert.
@memoria
Jeder hat seine Sicht auf die Dinge:
FüInfoSysH (in Nutzung) und SVFUA (in Entwicklung) sind Elemente der vielgepriesenen „Vernetzten Operationsführung“. Inwieweit dies hehre Vorhaben in die derzeitige Lage in AFG passt, mögen andere bewerten. Letzlich ist es der Operateur, der für seinen Prozess die notwendige Führungsunterstützung fordern sollte.
@T. Wiegold
Ein Thread zum Thema Führungsunterstützung kann m.E. sehr spannend werden!
@ loup
„Letzlich ist es der Operateur, der für seinen Prozess die notwendige Führungsunterstützung fordern sollte.“
Schon mal probiert, einen Teich trocken zu legen, und dazu die Froesche befragt ,-)
Und nun ohne Sarkasmus weiter, die obige Aussage mag fuer die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts stimmen, fuers 21. Jahrhundert stimmt sie garantiert nicht mehr:
Mal zum Nachdenken….. die Auftragstaktik wurde urspruenglich fuer Zeiten der Nichtverfuegbarkeit von Kommunikation entwickelt und wir nutzen sie auch, wenn wir miteinander kommunizieren koennen,-) (soviel zum Operateur und seiner notwendigen Fuehrungsunterstuetzung…
Nur wenige Operateure haben ihre Prozesse zeitgerecht so weiterentwickelt, dass diese unter den heutigen Rahmenbedingungen konkurrenzfaehig oder im militaerdeutsch gefechtsfaehig sind bzw haben ein so dermassen tiefes Verstaendnis von Fuehrung entwickelt, dass man deren Vorstellungen nahezu als zeitlos bezeichnen kann….wie bspw Boyd´s OODA Loop (http://en.wikipedia.org/wiki/OODA_loop), die deutsche Wikipedia Variante erreicht bei weitem nicht die Tiefe der Boyd’schen Darstellung.
Probleme wie Mikromanagement durch Missnutzung von technischen Moeglichkeiten sind exemplarisch…., wenn man die moderne Technik richtig anwendet (nutzt, sich nicht von ihr bestimmen laesst), werden auch die o.a. Systeme zu Force Enablern oder Multiplikatoren)…… hierzu empfehle ich folgenden Artikel zum Thema Stryker…., der deutlich zeigt, dass es hier eben nicht nur um eine Brigade plus geht
http://www.rand.org/pubs/monographs/2005/RAND_MG267-1.pdf
(Zugegeben ein bisschen lang…..ich wuerde nach dem Inhaltsverzeichnis vorgehen)
wenn man sie aber nur als digitale Karten verwendet und fuehrt wie bisher…. dann bremsen sie! Garantiert..
Wir koennen uns hier gerne um Begriffe streiten….. NCW, NetOpFue etc…., aber es ging dabei nie um Technik, sondern um ein Umdenken im Handeln…, die Reduktion auf reine Technik erfolgte immer nur durch die Kritiker oder auch durch o.a. Froesche.
Die Aussage „Network Forces outperform Non Network forces“ ist nahezu zeitlos…., die laesst sich ueber die Geschichte durch alle Jahrhunderte verfolgen, seien es Napoleons Telegrafenmasten oder Guderians Panzer mit Funk (Radio, er hatte nicht genuegend, und hat daher dann bei Nichtfuehrungsfahrzeugen auf Empfaenger zurueck gegriffen…) und plötzlich konnten seine Verbaende „beyond Line of Sight“ der vorherigen Signalfahnen Kommunikation agieren…und erst das hat seine militaerischen Erfolge ermoeglicht (nicht bewirkt)…..
Der Anschlag in Mumbai oder aber der arabische Fruehling sind andere Beispiele
Und nicht immer auf der Technik rumhacken……. die geht auch in anderen Teilen von Armee kaputt…., bei Fm/IT faellt es interessanterweise immer nur am deutlichsten auf….. Fm/IT /FüUstgler sollte man nicht werden, wenn man auf extrinsische Motivation und oder ständiges „gelobt werden“ steht ….
bez. der CH 53 Problematik: dazu gabs 2008 eine kleine Anfrage im Bundestag mit ganz interessanten Antworten. Insbesondere wenn der Presseoffizier davon spricht, dass alle einsatzbereit seien… Und ich will nicht glauben, dass sich da seit 2008 grundlegend was geändert haben soll!
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/082/1608225.pdf
@all
Die Kommentare, die das Thema Frankreich und beschleunigter Afghanistan-Abzug aufgriffen, habe ich in den neuen Thread verschoben.
Zur Frage der US-Piloten in MI-17 lohnt sich unter anderem ein Blick auf die OPFOR des JRTC: http://www.jrtc-polk.army.mil/OPFOR/aircraft.html
Bzgl. “HOCH MOBILER und kampfstarker Einheiten”
Erst kürzlich kursierte ein amerikanischer Artikel über die BW in Afg. Dort warf man den Deutschen vor, sie würden mit massiver Mechanisierung angewaltzt kommen und die INS auf diese Weise einfach „vertreiben“, da diese sich nicht auf ein Gefecht mit derart gehärteten und bewaffneten Konvois einlassen.
Ich sage: gut so! Wenn wir ehrlich sind, ist der Einsatz in Afg. gescheitert. Jetzt zu versuchen mit riskanten „Luftsturm-“ , „Luftlande-“ , Jagdkampf-Aktionen noch ein paar INS auszuschalten, wird am Ausgang des Afghanistan Abenteuers nichts ändern. Auch wenn der Ruf nach „action“ natürlich da ist und auch ich ein großer Fan des infanteristischen Kampfes bin, der alleine vermag Gebiete wirklich zu halten und zu sichern.
Vor diesem Hintergrund halte ich es für das einzigst richtige was die BW Führung jetzt macht. Sie schickt ihre Soldaten raus ins Feld um die Bewegungsfreiheit der INS einzuschränken. Dabei geht sie wenig Risiko ein und rückt in Kompaniestärke und besagter Mechanisierung aus. Die INS weichen aus, im BW Gebiet bleibt es ruhig und die Jungs und Mädels kommen gesund wieder.
Die Entwicklungen des 21.Jh werden noch früh genug blutig werden, da brauchen wir nicht in einem sinnlosen Abnutzungskrieg unsere wertvollste Ressource, nämlich wehrfähige Männer und Frauen, verheizen. Bei den jetzigen Geburtenraten ist jeder Verlust nicht nur ein Verlust an Menschenleben, sondern der Verlust einer kompletten Familie mit ihrem potentiellen Nachwuchs von 1-2 Kindern. Während die Massen Asiens kein Problem haben 3 oder mehr Personen zu opfern ohne ihrem Bevölkerungswachstum einen Knick zu verpassen.
@loup:
Leider erfüllen FüinfosysH und SVFuA noch nicht einmal grundlegende Anforderungen:
FüInfoSysH ist nicht „joint and combined“ und SVFuA soll alle SEM ersetzen ist aber nur für den Einsatz in Fahrzeigen geeignet. Hierfür wurden in dne letzten Jahren mehre hundert Millionen Euro fr entwicklung und Beschaffung ausgegeben, aber für mehr CH-53GS/GE/GA war lange kein Geld da.
@Soenke Marahrens:
Als Moltke die Auftragstaktik einführte war der Telegraf ebenfalls schon im Heer eingesetzt.
Aus meiner Sicht war der Grund für die Einführung der Auftragstaktik die durch Clausewitz geprägte Vorstellung, dass Krieg zu dynamisch und chaotisch ist als dass er – zentral gesteuert – erfolgreich geführt werden kann.
NCW/ NetOpFü führen – gewollt oder nicht gewollt – zu einer Zentralisierung der Entscheidungsfindung. Die von uns ja bereits diskutierten EBO/EBAO/COPD-Bemühungen (mittlerweile auch in Ulm angekommen – und damit auch relevant für die Btl-Ebene als Gegenstelle zum FHQ) verstärken diesen Trend aus meiner Sicht erheblich. Ähnliche Tendenzen lassen sich auch in der freien Wirtschaft zeigen.
Dort schaut man mit großem Interesse auf die Auftragstaktik:
http://www.youtube.com/watch?v=IzUwo2jEy8w
Ähnliches auch von van Riper (aber der ist ja auch kein Freund von EBAO…):
http://www.youtube.com/watch?v=i7B5pFSq7XA
(Bildmaterial gehört nicht zum Ton, etwas verwirrend)
@Bang50:
Wenn force protection das wichtigste ist, dann sollten wir konsequenterweise gar niemand mehr hinschicken.
@Memoria – Daran wird ja gerade fieberhaft in der Politik gearbeitet. Es geht jetzt nur noch darum Zustände wie beim Abzug der Amerikaner aus Vietnam zu vermeiden. Das kommende Gemetzel werden wir uns dann gemütlich bei CNN anschauen.
Das was mich wirklich traurig macht: Der Westen wird wie in Vietnam die Leute im Stich lassen, welche die westlichen Soldaten unterstützt haben und sie somit an das Messer liefern. Das wird dem Westen wieder so viel an Vertrauen und Symphatie kosten, das wir den Völkern Asien keinen Vorwurf mehr machen können wenn sie uns egoistische Gier vorwerfen. Man könnte fast meinen die Amerikaner haben einen alten britischen Matrosenspruch wiederentdeckt nur mit einer modifikation:“ tastes oily, must be american“. Und wir als die alte Welt und ehem. Kolonialherren torkeln den Amerikanern völlig strategielos hinterher und predigen Menschenrechte. Das dies bei den asiatischen Völkern so ankommt als würden wir sie für blöd verkaufen, hat anscheinend noch keiner unserer erlesenen Damen und Herren aus der Politik verstanden. Wo sind die Zeiten hin als die conquistadores sich mutig auf fremde Oceane vorwagten um die Lehre vom Christentum, der Vernuft und der Wissenschaft zu verbreiten? Wir sind wahrlich tief gefallen wenn wir unsere größten Errungenschaften durch eine plumpe und heuchlerische Moralpredigt über Menschenrechte ersetzt haben.
Anm: Editiert, da ich zu früh auf Enter gekommen bin.
Den vorrangegangenen Post bitte löschen.
@soenke
1. es geht um Kontrolle
2……um Kontrolle von human-centric, organic systems, mittels
3. network-centric (command) and control systems….?????
Wir wollen also darwin’sche Systeme mit aristotelischer Steuer- und Regeltechnik kontrollieren ??
Auftragstaktik ist control by delegation mittels selbstorganisierender, lern- und regenerationsfähiger autonomer Einheiten, die strategisch wissen, was das richtige Ding ist und die taktisch das richtige tun können.
@klabautermann
Control ist eben nicht mit Kontrolle zu übersetzen.
Ein control system ist ein Führungsmittel – es unterstützt den Führer in seiner Lagefeststellung und Entscheidungsfindung. Und damit keine Steuerungs- und Regelungstechnik
Das macht es übrigens auch so schwer für die mittleren Führungsebenen geeignet aggregierende Führungs(informations)systeme zu schaffen (was muss er wissen um Entscheiden zu können ohne dabei von Detailinformationen „erschlagen“ zu werden und wie kann ich diese Informationen sinnvoll zusammenfassen)
Übrigens ganz interessante Materialbewegungen in Richtung Afg. sind auf dem BW-Flickr Account zu finden:
http://www.flickr.com/photos/augustinfotos/6766191563/in/photostream/
@Ralf G.
ach was ;-)
@PW
Und wann ist mit den ch 53 GA ein Klarstand zu erwarten? Die CH 53 K wird ja anscheinend garnicht als mittelfristige Lösung in betracht gezogen.
@Dante/ PW:
Die CH-53K wurde im Rahmen des CH-53-Nachfolgers FTH untersucht – erfüllt aber nicht die „Platinrand“-Foderungen des Heeres.
Lt CH-53-Blog wurde der FTH mittlerweile von der Lw konzeptionell bereits beerdigt (Änderung der SFF).
Und was dann? Mir wurde mal beigebracht das man absteigen sollte wenn man ein totes Pferd reitet. Wie stellt sich denn die Bundeswehrführung den Nachfolger für die CH 53 vor ? Ich hätte da auch gerne mal nen Kommentar vom BMWB!!
@Memoria& Dante
Das mit der CH-53K finde ich auch einen Hammer. Wir haben derzeit in AFG nur halbe Lösungen im Einsatz und statt zeitnah eine Version zu beschaffen, die niegelnagelneu wäre CH53K im Jahr 2020), verschiebt man erst eine Beschaffung in weite Zukunft um Eurocopter (oder wem auch immer) zu ermöglichen eine Neujinzeption zu machen und lässt dann das Projekt sterben.
Sowas von kurzsichtig, es ist ja jetzt schon absehbar, das wir spätestens ab 2025 bzgl. MTH total offen sein werden (und das im Vergleich zu der heute ja schon schlechten Ausgangsbasis)…
@Dante:
Die Heeresflieger haben sich eine eierlegende, weit fliegende, hüpfende und sonst auch alles könnende Wollmilchsau (=FTH) gewünscht. Ein Hubschrauber der Dingo 2 über 1000 Km verbringen kann. Im Ergebnis bekommt man jetzt vielleicht gar nichts – wenn sich die Lw mit der Vorstellung durchsetzt, dass die CH durch ein Flächenflugzeug unterhalb des A400M (z.B. C295) ersetzt werden soll.
Die FTH-Ideen sind ja noch nicht sehr ausgereift (Tandemrotor vs. CH53K-Klon) – wie hieraus bis 2025 ein eingeführter Hubschrauber werden soll ist mir unklar.
@Memoria
„Die FTH-Ideen sind ja noch nicht sehr ausgereift (Tandemrotor vs. CH53K-Klon) – wie hieraus bis 2025 ein eingeführter Hubschrauber werden soll ist mir unklar.“
Naja, aus meiner Sicht ganz einfach: in dem man jetzt bei den Amis 40 (?!) CH53K ohne (größere Änderungen) bestellt.
Dann können die jetzt erst einmal ihre eigenen produzieren und wenn wir dann drankommen können wir sogar schon auf Erfahrumgem zurück greifen!
@Dante u. Koffer:
Die Weichen werden derzeit aber anders gestellt (von CH-53-Blog):
“Am Rhein räuspert man sich zu, dass die weiteren Untersuchungen zum Thema FTH (Future Transport Helicopter; angedachter Nachfolger CH-53) eingestellt worden sind. Die hierfür bereitgestellten Mittel sollen umgeschichtet werden. Man sei gerade dabei die SFF (Systemfähigkeitsforderung) “Operativ/Taktischer Lufttransport der Bundeswehr” anzupassen. Der zukünftige Bedarf wird kein Drehflügler mehr sein, sondern ein Flächenflugzeug als Nachfolger Transall in der Fähigkeitskategorie unterhalb des A400M.”
Eine Beschaffung der CH-53K wäre sinnvoll, risikoarm und wirtschaftlich vertretbar – scheidet daher als Lösungsansatz für die Bw aus.
@klabautermann
Guckst du hier, um eine etwas jugendlichere Sprache zu verwenden… ,-)
http://www.c2coe.org/beta/files/articles/Article_C2.pdf
ich bleibe weiterhin hoffnungsfroher Optimist!
Natuerlich kann ich ein Messer auch zum Toeten (Kontrolle) verwenden, ich kann damit aber auch Brot und Fisch (Fuehren) teilen….
@RalfG, nix fuer ungut, der Klabautermann ist ein „Alt“meister der FueUstg, wenn einer den Unterschied zwischen control und Kontrolle kennt……dann er :-)
@Memoria
„Der zukünftige Bedarf wird kein Drehflügler mehr sein, sondern ein Flächenflugzeug als Nachfolger Transall in der Fähigkeitskategorie unterhalb des A400M.“
Das wird dann wohl der Untergang des taktischen Lufttransports in der Bundesrepublik Deutschland sein.
Der A400M ist nicht taktisch und KEIN Starrflügler kann einen Hubschrauber in taktischer Hinsicht ersetzten (mal ausgenommen vielleicht V-22 Osprey, aber hierzu habe ich noch zuwenig Kenntnisse um dazu etwas sinnvolles sagen zu können, außerdem liegt das wahrscheinlich sowieso außerhalb unsers Budgets…).
Das heißt, wenn sich die Lw mit diesem Unfug durchsetzt, dann werden wir STÄNDIG unsere Verbündete um Hilfe bitten müssen.
Na Mahlzeit!
Nehmen wir doch die Mil 26 als lizensbau!
@Dante
Die Mi 26 wäre für die Taktischen Sachen zu behäbig und zu schwer/Groß.
@Koffer
Von der Geschichte mit dem Nachfolger der CH53 = kleines Flächenflugzeug hab ich auch schon gelesen: CASA 295 (natürlich Airbus..)
Eine zwischenzeitlich sinnvolle Lösung wäre die CH53 E. Die mit 3 Triebwerken.
Stehen bei den Amis aufm Friedhof als Reserve, die Crews/ Technik wären sicherlich innerhalb weniger Tage/Wochen eingewiesen und Einsatzbereit.
Die Lfz sind vor allem neueren Datums und haben weniger Std. auf der Uhr. Die zukünftige GA ist weiterhin nur die alte CH53 nur mit modernerer Elektronik und Flugsteuerung. Die Mechanik bleibt und somit Probleme mit den Teilen.
Und für die Zukunft würde die V-22 Osprey Taktisch wie auch funktionell Sinn machen, aber ob dafür Geld da wäre ,wage ich zu bezweifeln.