Weisst Du wie viel Sternlein stehen?
Es ist ein Dauerbrenner, und das nicht ohne Grund: Wenn die Truppe verkleinert wird, also die Zahl der Indianer schrumpft, stellt sich auch die Frage, wie viele Häuptlinge bleiben. Das war in den 1990-er Jahren nach Schrumpfung der Bundeswehr des Kalten Krieges so, das war so bei der Reduzierung auf 250.000 Soldaten Anfang dieses Jahrzehnts. Und bei der Verkleinerung der Bundeswehr auf nunmehr 170.000 plus 5.000 bis maximal 15.000 stellt sich die Frage erneut.
Hatte doch Verteidigungsminister Thomas de Mazière in seiner Grundsatzrede im Mai dieses Jahres betont:
Und schließlich zu den strukturellen Führungsmängeln. Damit meine ich nicht das Führungsverhalten von Vorgesetzten. Das ist ganz überwiegend gut. Ich meine vielmehr Führungsstrukturen. Wir haben für die Zahl der Soldaten und unseren Auftrag zu viele Stäbe und damit auch zu viele Generalssterne. Die Zuständigkeiten in diesen Führungsstrukturen sind oft unklar; es gibt Parallelstrukturen, zu viel Aufsicht für zu wenig Arbeit. Verantwortung wird zu oft geteilt und zu wenig gebündelt.
(…)
Personalgewinnung, Personalreduzierung, sowie der alters– und dienstgradgerechte Umbau des Personalkörpers – das sind die drei zentralen Aufgaben, denen wir uns gleichzeitig stellen müssen. Bei den Streitkräften bedeutet das vor allem den Abbau von redundant arbeitenden oder zu üppig besetzten Stäben. Auch die Zahl der Generale wird deutlich verringert, der Stellenkegel zugunsten der Truppenstrukturen verschlankt.
So weit, so klar. Jetzt berichtet der Fach-Informationsdienst Griephan Briefe in seiner heutigen Ausgabe, was ich bislang – allerdings nur gerüchteweise – auch hörte:
Wenn griephan richtig nachgerechnet hat, gibt es zurzeit 202 Generale/Admirale (177 national und 25 international). Dieser Bestand soll bescheiden um acht Prozent (!) auf 185 (163 national und 22 international) abgesenkt werden.
Die Argumentation ist ja üblicherweise, dass die Reduzierung der Generalssterne und Admiralsstreifen nicht pauschal in gleichem Maße wie die Verkleinerung der Truppe passieren kann – weil, und das ist nachvollziehbar, für Dienstposten in internationalen Stäben zum Beispiel der NATO auch ein paar Leute auf höherer Ebene vorgehalten werden müssen. Allerdings werden die internationalen auch gekürzt. Und die Zahl der Inlands-Diensposten sinkt nach diesen Angaben von 177 auf 163. Das ist anteilig auch deutlich weniger als die Reduzierung der Truppe.
Bislang allerdings, sagt mir das Verteidigungsministerium, ist darüber doch noch gar nicht entschieden. Klarheit gebe es erst mit dem neuen Personalstrukturmodell, und das soll bis Jahresende vorliegen. Hat also noch Zeit.
Übrigens, sagte ich schon, dass das Thema ein Dauerbrenner ist?
Ist eigentlich klar, in welchem Zeitraum das geschehen soll?
Generäle und Admiräle können jederzeit in den Ruhestand versetzt werden…
Trotzdem wird man hier wohl eher von Jahren ausgehen dürfen, also den normalen Abbau durch nicht stattfindende Neubesetzungen.
Es ist leicht, sich über die Sterne aufzuregen und oft auch berechtigt.
Aber die größte Sorge sollte sein, auf der Ebene von A13 bis A16 Dienstposten zu streichen und die Pyramide umzudrehen.
Hierzu scheinen die Anstrengungen jedoch eher in die andere Richtung zu gehen.
Hmmm – wer schreibt den die Pläne bzw. überprüft sie und leitet sie weiter … in der Regelist das ein Sachbearbeiter im BMVg aus der Ebene A15/A16 i.G. -> Noch Fragen – so ist es viel leichter einige A10- A14 zu opfern und einen A16+ zu erhalten. Wer beendet schon gern seine EIGENE Karierre.
„Brass creep“ ist ein internationales Problem.
Die USA haben jetzt 6,8 Generäle/Admirale je 10,000 Mann. Am Ende des zweiten Weltkireges waren es nur 1,8 Generäle je 10,000 Mann.
Die Bundeswehr muss noch einige Generalsstellen abbauen um wenigstens unter die schon zu hohen U.S. Zahlen zu kommen.
Die britische Marine hat angeblich mehr Admiräle als Schiffe. Jemand sollte mal die Entwicklung in der Anzahl der Panzer über die Jahre der Entwicklung der Anzahl der Generalsstellen gegenüberstellen. Wenn man die Linien dann in die Zukunft projeziert wird ihr Schnittpunkt das Ende der Bundeswehr darstellen.
Wäre man sarkastisch, dann könnte man sagen, daß die Bundeswehr jetzt genau das macht, was sie der NVA der DDR immer vorgeworfen hat: Kopflastigkeit, Befehls- statt Auftragstaktik, kadettencorpsartige Offizierausbildung, Entwertung des Unteroffizierkorps…
Eine hohe Kopflastigkeit ließe sich alleine durch eine strukturell und konzeptionell angelegte Aufwuchsfähigkeit begründen. Doch dafür lassen sich keine Belege finden. Im Weißbuch 2006 findet sich nach meiner Erinnerung nicht einmal das Wort „Verteidigungsumfang“.
JPW
Nun kommt das ja auch immer auf die Ausbildung an. Nachdem ich nem Hauptfeldwebel. das Funktionsprinzip ner Milan Rakete, vor allen Leuten erklären musste (als Wehrdienstleistener), hat ihm auch keiner mehr geglaubt, und respektiert.
Vielleicht ganz interessant in diesem Zusammenhang, dass bereits im Generalstabslehrgang (LGAN) die Anzahl der Teilnehmer deutlich zurück gefahren wurden.
Aber wie in allen anderen Bereichen auch, kann man Personal nicht mit einem Federstrich verändern (oder hinter den Deich gehen und erschießen) und die Anzahl des Personals in den mittleren und älteren Jahrgangsbändern hat sich auch noch nicht verändert. Jetzt einseitig und drastisch die Spitze der Pyramide zu kappen würde für einen gewaltigen Beförderungsrückstau bis in die mittlere Managementebene führen – und damit voll auf die Attraktivität des Berufs durchschlagen. Da sind -8% schon eine ganze Menge – wenn wie gesagt die betroffenen Altersbänder noch komplett da sind!
Das eigentliche Problem scheint mir nicht die Anzahl der Generalstellen zu sein, sondern wie sie zustande kommen. Grenzwertig wird es, wenn die Stellen nicht als Ergebnis einer sinnvollen Struktur quasi oben herauspurzeln, sondern Struktur Ergebnis der gewünschten Anzahl an Spitzendienstposten ist. Und General und General ist nicht das Gleiche. Und nach der Neuausrichtung ist General auch deutlich weniger als vorher. Immerhin ist dann in der zweiten Führungsebene EDEKA.
Ein weiteres Problem ist der erforderliche Proporz an Dienstgraden um einen General/Admiral zu begründen. Wenn also an der Spitze ein 3sterner stehen soll, brauche ich entsprechende Anzahlen an B6,7,8ern, B3ern, A16ern usw. Was die dann machen sollen spielt erst einmal keine Rolle. In diesen Dienstragden ist man schlau genug eine Aufgabenbeschreibung entsprechend zu fassen. Den Inspekteur einer TSK zum 3sterner zu machen, ohne den Apperat darunter aufzublähen, ist nicht möglich. Da ist der VM, was die Organisation von Dienststellen anbelangt, nicht Herrscher des Verfahrens.
Es sollte ein Ziel der Bundeswehrreform sein, jedem Offizier im Generalsrang einen Mannschaftsdienstgrad gegenüber stellen zu können ;)
Oder anders herum? ;-)
Mir faellt bei dieser Diskussion (‚mal) wieder unser (noch) KdoOpFueEingKr als Streichvorschlag ein – das Ding ist mE einfach nicht totzukriegen.
Sollte es dort „Experten“ geben, die einzigartig sind, verstaerkt Potsdam anteilig, um denen ein warmes Buero zu geben und um ggf. ein – wie auch immer geartetes – HQ stellen zu koennen. So schwer kann das doch gar nicht sein.
Es klingelt noch in meinen Ohren: „Sie koennen sich gar nicht vorstellen, wie wichtig dieses Kdo fuer die Bw ist“ – nach Anschauen der Struktur wusste ich, wieso.
Das „Reachback“ hoerte sich sexy an, war aber eher Mittel zum Zweck.
Seien wir doch mal ehrlich: Warum sollten Frösche ihren Teich trocken legen?
Die Streitkräfte kranken nicht daran, dass es zu wenige Führer gibt, sondern dass es einfach viel zu vielen Führern erlaubt ist, ihre jahrzehntelange Erfahrung über den Untergebenen auszuleeren. Wenn dann das auch noch mit dem Mut gekoppelt ist, für den nächsten Stern fast alles zu tun, damit der Vorgesetzte zufrieden ist, dann brauchen wir uns um den Fortbestand solcher Probleme keine Sorgen zu machen.
@ BausC
Muss mal eben „klugscheissen“ ;-)
Es gibt keinen B8’er Soldaten…. (B6, 7, 9, 10)
@Dante:
Auch ein Dienstgrad kann nicht alles wissen und kennen. Wenn es z.B. ein KFZ-Meister war ist es doch besser, er lässt es sich erklären (vom Eingewiesenen) als falsches Wissen vorzutäuschen.
Der Dienstgrad war Zugzührer bei uns Panzergrenadieren. Es gibt aber halt Leute bei denen sich Unwissenheit mit Dessinteresse kreuzt.