Erneute Gewalt im Norden des Kosovo – deutscher Bataillonskommandeur verwundet

(Zusammenfassung mit einigen neuen Einzelheiten)

Die Gewalt im serbisch bewohnten Norden des Kosovo ist am Montag erneut aufgeflammt. Beim Versuch von deutschen und österreichischen Soldaten der internationalen KFOR-Truppe, eine Straßensperre auf dem Weg zum umstrittenen Grenzübergang Brnjak nach Serbien unter ihre Kontrolle zu bringen, wurden die Einheiten beschossen. Der Kommandeur des deutsch-österreichischen Bataillons der Eingreifreserve, Oberstleutnant Klaus Glaab, und ein weiterer deutscher Soldat wurden dabei verwundet. (Inzwischen habe ich dafür auch die Bestätigung von KFOR.)

KFOR reagierte mit Tränengas und Gummigeschossen auf die Angriffe der Demonstranten, die in Sichtweite der geräumten Straßensperre eine neue errichteten, und drohte auch mit scharfen Schüssen.

Nach Angaben von KFOR hatten die Soldaten am Morgen gegen 0900 Uhr die Barrikade in der Ortschaft Jagnjenica nahe der Stadt Zubin Potok zunächst besetzt und dann mit schwerem Gerät geräumt. Dabei seien die Schüsse aus Handfeuerwaffen gefallen, die die beiden Soldaten verwundeten. Der stellvertretende Bataillonskommandeur verhandelte daraufhin mit dem Bürgermeister von Zubin Potok, um zu erreichen, dass sich die Protestierer zurückziehen.

Der Zustand der beiden verwundeten Soldaten ist nach Bundeswehrangaben stabil. Glaab wurde durch die Schüsse am Arm verwundet, der andere Soldat am Bein.

Erst in der vergangenen Woche war es an einer anderen Straßensperre im Nord-Kosovo ebenfalls zu schweren Auseinandersetzungen gekommen, bei denen 21 KFOR-Soldaten verletzt wurden. Allerdings ist es offensichtlich seit Beginn der Unruhen um die Grenzübergänge zwischen Kosovo und Serbien Ende Juli das erste Mal, das von Seiten der Protestierer auf KFOR-Soldaten scharf geschossen wurde.

Nachtrag: Auf serbischer Seite – d.h. in Serbien selbst – scheint keine vollständige Einigkeit über die Bewertung des Vorfalls zu herrschen. Während der für den Kosovo zuständige Minister der Belgrader Regierung vor allem KFOR Gewalt und eine Überschreitung des Mandats vorwarf, rief Serbiens Präsident Boris Tadic alle Seiten (also auch die Kosovo-Serben) zur friedlichen Lösung der Probleme auf – und verlangte, die Bewegungsfreiheit (Freedom of Movement) zu respektieren.

(Serbische) Videos sind bereits online:

Nachtrag 2: Nach Angaben von KFOR kam es am Montagnachmittag zu weiteren Auseinandersetzungen und zu weiteren Verletzten:

In the late afternoon the demonstrators used fireworks and Molotov cocktails against KFOR-Troops. Again a number of KFOR soldiers have been injured.
Deputy Commander ORF several times talked with the representative of the municipality of Zubin Potok to find a way to decrease the situation.