Wie viel zivil?
Eigentlich schien es seit der Grundsatzrede des Verteidigungsministers am 18. Mai doch klar: Die Bundeswehr hat in ihrer langfristigen Planung 55.000 Dienstposten für zivile Mitarbeiter.
Inzwischen scheint man das aber wieder mit einem Fragezeichen versehen zu müssen.
Merkposten 1: Die Meldung im aktuellen Spiegel:
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) stößt bei der Verkleinerung des zivilen Apparats der Bundeswehr auf Widerstand. Nach dem Willen des Ministers soll die Zahl dieser Dienstposten von 76.000 auf 55.000 sinken. Die jüngsten Reformvorschläge zur Personalplanung ließen immer noch „eine deutliche Überschreitung der durch die Leitung vorgegebenen Gesamtzahl erkennen“, mahnte Brigadegeneral Martin Schelleis, Leiter des Arbeitsstabs Strukturreform, Ende Juli in einem Brandbrief. Er fordert pauschale Stellenstreichungen von bis zu 15 Prozent. Der für die Reform der Streitkräfte zuständige Generalleutnant Norbert Finster hält aber die dort vorge sehenen zivilen Dienstposten für „unverzichtbar“. Schon beim Wegfall jedes zehnten Arbeitsplatzes müssten entweder externe Dienstleistungen für über 100 Millionen Euro pro Jahr eingekauft werden oder Soldaten die Tätigkeiten erledigen. Das hätte die Auflösung eines Heeresbataillons, eines Luftwaffengeschwaders und die Stilllegung eines Kriegsschiffes zur Folge.
Merkposten 2: Die größte Oppositionspartei meldet sich dazu zu Wort und hat Zweifel an der geplanten Verringerung der Stellen:
Die Strukturreform kann nicht gelingen, wenn alle Fähigkeiten der Streitkräfte bei deutlich weniger Personal erhalten bleiben sollen. Das ist ein Widerspruch in sich. Konflikte zwischen militärischem und zivilem Personal über die Relation der Personalkürzungen sind damit vorprogrammiert.
Aber die von Verteidigungsminister de Maizière geplante Reduzierung des zivilen Personals in den Wehrverwaltungen um 20.000 Dienstposten ist überzogen. Gerade bei schrumpfenden Streitkraeften muss das Zivilpersonal mehr Aufgaben übernehmen, damit sich die Soldaten auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Nur so ist eine Verkleinerung der Bundeswehr verantwortbar. In den USA betraegt das Verhältnis Zivilpersonal zu Militaer 1,5 zu eins, bei uns beträgt es drei zu eins. Wir fordern deshalb den Verteidigungsminister auf, für Klarheit zu sorgen und den weiteren Abbau des Zivilpersonals zurück zu nehmen. Streichen um des Sparen willens, wird mit Sicherheit teurer, Beispiele dafuer gibt es in der Bundeswehr genug. Immer mehr Aufgaben an private Dienstleister zu übertragen, kann nicht Zweck einer Reform sein, die mit Sparauflagen gerechtfertigt wird.
Merkposten 3: Aus dem Bundeswehr-Interview mit der Leiterin der Abteilung Wehrverwaltung, Alice Greyer-Wieninger:
Nach Vorgabe des Ministers soll der zivile Dienstpostenumfang in allen Organisationsbereichen der Bundeswehr in Zukunft 55.000 Dienstposten betragen. Welchen Anteil muss die Territoriale Wehrverwaltung erbringen?
Die Zielstruktur 2010 für das Zivilpersonal sah einen Gesamtdienstpostenumfang von rund 76.200 Dienstposten vor. Davon entfielen rund 34.300 auf die Territoriale Wehrverwaltung, mit denen personen- und liegenschaftsbezogene Aufgaben wahrgenommen wurden. Bezogen auf diese Zielgröße habe ich mit Minister de Maizière vereinbart, im Ergebnis durch Anpassung der Strukturen und Optimierung der Prozesse eine Personaleinsparung von rund 30 Prozent zu erreichen. Dies bedeutet einen weiteren Abbau von rund 10.000 zivilen Dienstposten in den von der Territorialen Wehrverwaltung bislang wahrgenommenen Aufgabenbereichen.
Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?
Das Planungsziel wird allein durch Anpassung der Strukturen nicht zu erreichen sein. Neben der Erbringung von Aufgaben in Eigenregie werde ich daher im Rahmen der Ausplanung prüfen, ob und in welchem Umfang Leistungen fremdvergeben werden können.
Und jetzt die Frage: wie viel zivile Beschäftigte wird die Bundeswehr künftig haben?
„In den USA betraegt das Verhältnis Zivilpersonal zu Militaer 1,5 zu eins, bei uns beträgt es drei zu eins.“
Ist das nicht eher ein Argument für Stellenabbau der zivil Beschäftigten? Und war nicht erst kürzlich so eine Rechnung zu sehen, dass die Bundeswehr im Vergleich absolut unproduktiv ist? Warum also keine Streichungen, was machen denn die ganzen Zivilisten so wichtiges, dass man 76.000 davon braucht…
Nachtrag: http://www.welt.de/politik/deutschland/article13463912/Bundeswehr-ist-teuer-und-ineffizient.html
„Hinter jedem Bundeswehrsoldaten im Einsatz stünden 35 Soldaten und 15 zivile Mitarbeiter in Deutschland im Grundbetrieb und zur Unterstützung, berichtet die „Wirtschaftswoche“ weiter. Bei den Franzosen seien es acht Soldaten und zwei zivile Mitarbeiter, bei den Briten neun und vier, EU-weit 16 und vier. Die Ausgaben pro Soldat im Einsatz lägen bei 5,16 Millionen Euro und damit dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt. „
Bürokratien waren noch nie ohne brutalen äußeren Druck oder entschlossenen politischen Willen reformierbar, und jeder Verwaltungsapparat schafft es zuverlässig, stetig neue Aufgaben und Bedarf für mehr Stellen zu generieren. Selbst die Aussetzung der Wehrpflicht hat ja nicht zur Auflösung der zuständigen Stellen geführt. Man schafft es in einigen Bereichen, im Wesentlichen unbeschäftigt zu sein und gleichzeitig die höchste „Burn-Out“-Rate zu haben. Ein Beweis, dass man unbedingt mehr Mitarbeiter braucht, um die furchtbare Arbeitsbelastung auffangen zu können. An den meisten Bundeswehr-Standorten fehlt es zudem immer noch an dringend benötigten hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten, und auch viele andere ähnlich wichtige Aufgaben können mangels Personal kaum wahrgenommen werden etc. etc..
Aber auch wenn wir in Deutschland nicht den nötigen politischen Willen zum gründlichen Ausmisten dieser Strukturen haben, so werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit noch innerhalb der nächsten zwölf Monate den erforderlichen äußeren Druck bekommen, der so manche radikale Reform (manche werden eher von „Zusammenbruch“ sprechen) erleichtern könnte.
@CMS
Die Franzosen können Sie so nicht anführen.
Dort ist die Trennung zwischen ziviler Wehrverwaltung und Uniformierten nicht so klar. So werden z.B. die Aufgaben der ReFüs aber auch Liegenschaftsangelegenheiten und der IT-Berreich von Soldaten wahrgenommen.
(Wenn mann auch sagen muss, daß das Infrastrukturmangement im moment „zivilisiert“ wird.)
Ausserdem werden bei den Franzosen die Präsenztruppen in den TOMs, sowie z.B. in Abu Dhabi, Dakar oder Djibouti die dort fest stationiert sind, zu den Soldaten im Einsatz gezählt.
@CMS
Nur als Hinweis: Die damaligen Zahlen der WiWo sind mit Vorsicht zu genießen.
@cms
ich verstehe den Punkt genauso. Die SPD liefert mit dem Argument einen Grund für den Abbau des Zivilpersonals oder unterliegen wir hier einem Logikfehler?
Die Zivilisten abschaffen? Die armen! Damit würden dann ja auch etliche Parallel“stäbe“ entfallen, denn während sich mittlerweile Heer, Lw, Marine und Co untereinander unterordnen, bestehen die Zivilisten auf einer eigenen Hierarchie. Jede Reform wurde bisher so im Keim erstickt.
Bei uns ging das vor 4 Jahren so weit, dass die Truppenkasse aus dem Stabsgebäude auszog. Fortan war es eine halbe Stunde und ein Auto/die Fahrbereitschaft, die man benötigte um an eine vom mil. Vorgesetzte dringend erforderte Unterschrift unter bürokratischen Nonsense zu kommen. Der offizielle Postweg betrug fortan drei Tage.
Obwohl die Verschlimmbesserung relativ war. Schon vorher hatten die Zivilbeamten nämlich ihre „Sprechstunde“ auf eine Stunde (sic!) am Tag gekürzt. Wenn da nicht der OLt oder höher Druck machte, quatschten die allen Ernstes weiter wenn man als Mannschafter mit einem Befehl/Kassenzettel/etc vorbeikam.
Zivilisten haben in einer Armee minimal verloren. Für Nachwuchswerbung fallen sie sogar zu 100% aus – wie soll denn bitte ein ungedienter Schüler überzeugen? Selbst wenn er mal GWDLer war – dann soll er doch als Reservist in Bundeswehrdiensten Uniform tragen und vollwertiger Soldat sein!
Die Mär von der wichtigen Kontrolle der Bw durch „Zivilisten“ ist schon deshalb eine Mär, weil die Zivilisten nichts von den Soldaten unterscheidet, außer dass sie Sand im Getriebe sind. Nichts für Ungut, aber warum z.B. Fluthilfe durch Soldaten in Deutschland besser funktioniert als solche durch zivile Dienste, liegt ganz entschieden an dem Wust an zivilen Zuständigkeiten, dem Kampf gegen sich selbst.
Ausnahmen: Technische und versorgungstechnische Angestellte. Sonst: alle wegkürzen. Bis ausschließlich die parlamentarischen Staatssekretäre, na gut.
Ich hatte die Diskussion über die WiWo-Zahlen auch mitbekommen. Aber selbst mit enormen Fehlern würde die Rechnung immer noch ergeben, dass es sehr viele Bundeswehr-Beschäftigte in Deutschland gibt, die mit „nichts tun“ ausgelastet sind. Und dass es in der Bundeswehr mehr als nur einen Bereich gibt, der völlig inkompetent ist/geführt wird sollte unstreitig sein.
Noch ein Nachtrag: Weil ich das gerade ein drüber sehe: Alle Zivilisten aus der Musterung können ja schonmal gehen. Erster Bereich gefunden.
@Orontes
…wie wahr, wie wahr, was Sie da schreiben ;-)
Als ich 1979 das 1. Mal ins Ausland mit UKV versetzt wurde, da coachte ein Sachbearbeiter beim BAWV in Bad Godesberg meine Frau und mich durch den ganzen Verwaltungsvorschrift- und Formblatt-Dschungel.
Vor 6 Monaten wurde ich (zum letzten Mal) wieder ins Ausland versetzt, ich hatte gelegentlich dieser Versetzung mit voller UKV (allerdings solo) die Gelegenheit insgesamt 7 Sachbearbeiter verteilt über 3 Dezernate und 2 Liegenschaften in Bonn kennen zu lernen …..irgendein kluger Mann hat mal gesagt, dass alle Bürokratien auf der Zeitachse dazu neigen sich als Selbstzweck zu etablieren und sich so zu verhalten, als würden sie durch Agenten der Gegenseite geleitet ;-))
Mal eine Verständnisfrage:
175.000 Soldaten Zielgröße
55.000 Zivilangestellte Zielgröße
Sind ca. 3 Soldaten pro Zivilist.
Wenn ich nun einen Formulierungsfehler unterstelle und mir die Masse der Zivilangestellten in den US-Streitkräften (vom LKW-Fahrer und Hausmeister bis hind zum S5 Brigade sind dort relativ viele Zivilisten untergergebracht) ansehe, kann ein Verhältnis von 1,5 Soldaten pro 1 Zivilist durchaus realistisch sein. Vor allem die Elemente auf strategischer Ebene wie Pentagon, JFC, Militärischer Nachrichtendienst u.ä. sind sehr zivilistenlastig.
Ich würde das an dieser Stelle gern mal zur Diskussion stellen.
Aus Erfahrung lässt sich sagen, dass die Unproduktivität der zivilen Mitarbeiter durchschnittlich Höher liegt als bei den Militärs. Auch ist eine häufige Blockade militärischer Anliegen durch die zivilen Mitarbeiter bei der heutigen Konzeption der Mitzeichnung nach dem Konsensprinzip der Fall. Dazu kommen die langen Stehzeiten der Zivilen auf den Dienstposten, so können diese Probleme aussitzen bis der Militär nach 3 Jahren seinen Dienstposten wieder verlassen hat. Der Zivile wartet den nächsten ab und der Stillstand wird gepflegt. So entsteht ein Klima der Blockade und die Bw kommt keinen Schritt voran. Die Kürzung Ziviler Dienstposten ist mehr als notwendig und gerechtfertigt. Daneben muss das Konsensprinzip aufgelöst werden und auch strittige Vorlage durch den Sts genehmigt werden. Die gesamte Geschäftsordnung gilt es hier zu erneuern und die ministerielle und amtliche Stabsarbeit zu reformieren mitsamt den Zivilen Kräften.
Zivilpersonal zu Militaer 1,5 zu eins, bei uns beträgt es drei zu eins.
Das ist eindeutig ein Sinndreher: Militär zu Zivil ist bei uns 3 zu 1, in den USA 2 zu 1 (laut wiki).
Die USA haben also deutlich mehr Zivilstellen pro Soldat obwohl sie auch noch extrem und teuer outsourcen.
Wenn man hier weniger Zivilisten in der BW will dann muss man deren Tätigkeit auslagern und das ist erwiesenrmassen teurer und in der Qualität schlechter.
@b: Tatsächlich macht das mehr Sinn. Allerdings muss man die Frage nur geringfügig abändern, um vermutlich aufs gleiche rauszukommen: Wie ist denn das Verhältnis Verwaltung:Rest in der Bw, wie in anderen Armeen.
@all
also bitte: die Unterschrift eines Verwaltungsangestellten oder Beamten die eine kassenwirksame Zahlungsverfügung auslöst ist immerhin eine hoheitliche Tätigkeit!!! Die kann man doch nicht Soldaten überlassen, bzw. einer Honorarkraft!
Und pro Formular brauche ich eben genau einen Unterschriftsbefugten, weil die Verwaltungsvorschriften eben so vielfältig sind mittlerweile….man darf die Menschen ja nicht überfordern. Und da durch die Einsatzdynamik die Menge der Verwaltungsakte explodiert ist und es da ja noch den 87c-Bereich gibt (Betreibergesellschaften), der haushaltsrechtlich ja auch ‚controlled‘ werden muss, werden wir 2020 nach meiner Berechnung ein Verhältnis von ca. 1 zu 2 Soldaten/BW-Verwaltung haben ;-))
Aus dem täglichen Erleben hatten die meisten Soldaten ja ohnehin schon geschlossen, dass die Wehrverwaltung die Truppe nur als mutwillige Dienstbelastung ihres ruhigen Amtsalltages betrachtet. Nachdem die Verwaltung aber mit dem Argument des sozial-verträglichen Stellenabbaus schon aus allen vorigen Strukturreformen davongekommen ist, ohne die vorgegebenen Einsparungen durchzuführen, muss man feststellen, wie viel Energie diese Verwaltung in ihren Mußestunden doch in der Selbsterhaltung zu entwickeln in der Lage ist.
Die Krönung dieser Strategie ist die Entsendung der Einsatzwehrverwaltung in die Einsatzländer, wo die Verwaltung weiterhin Dienst von 0800 bis 1600 macht, die Truppe mutwillig durch Ausgabe von Handwaffen an unqualifiziertes Personal gefährdet, Leute entsand werden, die eigentlich kein 90/5 hätten bekommen dürfen, dafür der Etat mit einem Einsatzzuschlag für Personal ohne Mehrwert belastet wird und für all diese Leistungen noch behauptet wird, die Verwaltung sei „Einsatzwichtig“ und könne daher nicht verkleinert werden.
Es stellt sich die Frage, ob denn überhaupt eine gesteigerte Effektivität, durch weniger Verwaltung, und Effizienz, durch weniger Personal, durch die Politik gewollt sind. Man stelle sich vor, das BWB beschaffte Rüstungsgüter nach den Bedürfnissen der Truppe und nicht den wirtschaftlichen Folgen für die Wahlkreise der Abgeordneten – Skandal!
Also wir haben eindeutig zu wenig zivile Mitarbeiter! Wenn ich es in 2 Monaten NICHT schaffe meine Sachbearbeiterin in der WBV ans Telefon zu bekommen (bei ner direkten Durchwahl) obwohl ich es zum Teil täglich probiere.. dann muss die gute Frau so überlastet sein, dass ihr mein Beileid sicher ist… aber mit korrekten gehaltsabrechnungen sind die sicher nicht beschäftigt.. dazu sind die zu selten (ja ok, das war nicht ganz sachlich argumentiert, aber da kommt bisschen persönlicher frust durch)
@Student: Sie sind mir ja auch einer. Stören die arme Frau beim Kaffeetrinken!!! Das sie sich nicht was schämen…
Auch interessant in der spiegel-Meldung: Der GI sollte bis 15. Juli die Aufteilung der Kopfzahl auf die TSK/OrgBer festlegen. Ist daran aber gescheitert. Das sagt wohl alles über die neue Reform, den Minister und den GI.
@Memoria
Das würde ich so nicht sehen…. die WASK (Weisung zur Ausplanung der Streitkräfte) steht ja schon im Wesentlichen. Offensichtlich aber noch nicht endgültig.
vgl. dazu: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-78832417.html
mal ganz im ernst wer braucht die zivilbedinsteten die in bundeswehrdienstleistungszenten „arbeiten“ genau KEINER denn diese zentren haben sich immer mehr in bundeswehrdienstleitungsverweigerungszentren verwandelt ich kenne noch zeiten da war es so das mann überall soldaten antraff und mann staune das lief wesendlich besser als heute und die sind auch noch günstiger als der ganze bwi ,bundeswehrfuhrpark usw.
Hm, ich sehe hier durchgängig einen tiefen Frust über die Zivilbeschäftigten… Liest vielleicht einer von denen hier mit und mag was dazu sagen?
@Student:
Fragen sie doch mal bei der/dem Vorgesetzten nach … vielleicht hat sie einen Telearbeitsplatz und arbeitet daheim. Ist ja nicht ungewöhnlich im Jahre 2011 …
Den Vergleich mit den amerikanischen Streitkräften in diesem Zusammenhang sollte man aber wenigstens mit einer Fußnote versehen.
In den US-Streitkräften werden reine Verwaltungsaufgaben in großem Umfang von Uniformträgern wahrgenommen. Beispiele in der US Army sind das Finance Corps und das Adjutant General’s Corps. Die Soldaten, die zu diesen Dienstzweigen gehören, sind zwar Soldaten, werden aber in ihrer gesamten Laufbahn ausschließlich im Bereich Finanzen bzw. in der Personalverwaltung eingesetzt.
Die US Army verfügt über mehrere „Finance Battalions“, also Finanzbatallione (diese Bezeichnung finde ich besonders originell).
Wer schon einmal als Soldat mit der WBV zu tun hatte, muß sich Fragen was so viele Zivilisten den ganzen Tag über machen . Aus meiner Erkenntnis ist hier noch sehr viel Einsparpotinzial vorhanden. Außerdem ist die Zielgröße von 75.000 bei weitem noch nicht erreicht.
Auch bei der Wehrverwaltung kann ich mir schlankere Strukturen z. B. „Amt Wehrverwaltung und Bundeswehrdienstleistungszentren“ vorstellen und damit den Wegfall der mittleren Ebene der WBV.
Außerdem ist zu untersuchen ,ob langfristig ein outsourcing nicht kostengünstiger ist.
Aber ich glaube der politische Einfluß des Zivilen ist in einer Demokratie ,deren außenpolitische Tradition dem Zivilmachtdenken verhaftet ist, größer als der militärische.
@fred @all
Also das meiste ist mir hier zu pauschal … ich habe mich während meiner aktiven Dienstzeit auch schon mal geärgert; aber überwiegend lief das Ganze, vor allem seit der Aufstellung der Dienstleistungszentren, sehr gut.
(14 Umzüge, mehrere ins Ausland, ungezählte Dienstreisen u.ä. …)
Die Amerikaner haben ein Grundlegend anderes Verständnis des zivilen „Contractors“ (ich schmeiß jetzt mal die Wehrverwaltung und PPP in einen Topf)…das geht über den nachrichtendienstlichen analysten über den IT-Experten (das „K“ in BWI steht für Kompetenz) bis runter zum Kraftfahrer im Grundbetrieb und im Einsatz.
Ja, diese Leute gibt es bei uns auch…allerdings in verschwindend geringer Anzahl. Die Masse der zivilen Dienstposten wird durch selbstverwaltende, den Dienstleistungsgedanken ablehnende, ob-der-Belastung-lamentierende Behördenhengste (und Stuten) besetzt.
Ich sie verankerte Trennung GG § 87a und b nicht verkehrt, jedoch sollte man den Herrschaften man wieder aufzeigen das die TRUPPE ihre Existenzberechtigung ist und sie keinen anderen Auftrag und Daseinsberechtigung haben, als alles in Ihrer Macht stehende zu tun, der Truppe in bestmöglicher Art und Weise zu dienen.
Tja, wie macht man die Reform richtig?? (Ich schweife ins Off-Topic ab, aber sei’s drum)…
Ein Anfang wäre mal eine Definiton des Parlaments, was sollen unsere Streitkräfte können? Wo? Wie lange? Bis zu welcher Intensität? Alles unter Einbesiehung der ECDP den Bündnisverpflichtungen und, und, und
Mit diesen Vorgaben kann ich mit einem leeren Blatt Papier anzufangen meine Streitkräfte zu planen…und zwar von unten nach oben (Beispielhaft: Wie sieht meine Infantrie-Gruppe aus, was braucht sie an Kampf- und Einsatzunterstützung, etc.)
Wenn dieses Organigramm steht, nehm ich mir die aktuelle IST-Struktur und besetze die „Felder“ mit den Einheiten die ich jetzt schon habe, Was am Ende noch fehlt muss durch Umglliederungen geleistet werden. Was danach fehlt ist aufzustellen. Und alles was aus der „alten“ IST-Struktur übrig bleibt wird aufgelöst. PUNKT.AUS. Was wir nicht mehr brauchen hat seine Existensgrundlage verloren.
Das Problem ist, man tut vielen Leuten weh und es kostet einen ganzen Haufen Geld…(wurde nicht die Anschubfinanzierung für die Reform mal diskutiert??)
Alles andere gibt nur ein Reförmchen, oder Transformatiönchen….(Zitat ohne Quelle: Transformation ist die Bewegung auf einer schiefen Ebene. Nach unten.)
Und dann kann es trotzdem sein, das wir in 15 Jahren wieder vor dem gleichen Problem stehen, weil wir auf einmal feststellen das z.B. ständig Konflikte in Litoralzonen haben, in denen wir zwar MArineinfantrie, aber keine PzGren brauchen…
Sorry für Off-Topic, aber das ganze hängt in meinen Augen ursächlich miteinander zusammen.
Och sehe das wie „Interessierter“: US Civilians oder auch Contractors in den UK kann man mit dem gemeinen deutschen Beamten wohl kaum gleichsetzen. Zivilisten in den amerikanischen Streitkräften schickt man jederzeit neben den Soldaten in den Einsatz, oft in einer Uniform wo dann „DoD Civilian“ o.ä. drauf zu lesen ist, was irgendwelchen Insurgents aus der Entfernung aber hinreichend egal sein dürfte. Teilweise tragen die ebenso Waffen und sind mit einem absoluten Selbstverständnis draußen unterwegs.
@Interessierter: Es wäre ja mal interessant, eben dieses Organigramm zu sehen, wie es gerade in der Planung ist (oder ist das an mir vorübergegangen?). Jemand hier, der da was weiß?
@CMS
Da liegt ja eben der Hase im Pfeffer…es gibt wohl den ASR (Arbeitsstabstrukturreform) und die Einzelprojekte, aber konkrete Aussagen bekommt man nicht (die Aktiven die im Intranet im Wiki-Service zur Reform mitlesen wissen was ich meine).
Es gibt wohl Organigramme, aber alles wurde mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen verhandelt. Das alles weckt ein wenig den Eindruck, man setzt bei der Informationspolitik voll und ganz auf die „normative Kraft des faktischen…“.
Darüber hinaus ist alles was ich bisher gesehen habe auch nur „halb-offiziell“ und nichts von Bestandskraft (darüber hinaus wäre es hier auch der falsche Ort selbst DAS zu veröffentlichen…).
Die von mir genannte Möglichkeit des Handels war auch die „SOLL-Situation“. Und die steht dem IST nmE dem IST diametral entgegen.
…der „Bus“ der die Soldaten bei der Reform mitnehmen sollte, hat anscheinend keinen Sprit im Tank…nichts genaues weiß man nicht…
Irgendwann hab ich mal den Spruch gehört: Kleineste messbare Arbeitseinheit ist zwei (!) StoV. Einer trägt den Besen und der andere die Verantwortung. Ob da was dran ist/ war?
Okay…ein letztes Mal Off-Topic:
Neulich traf ich einen unserer Refü’s als ich Ihn fragte wieviel Leute eigentlich im BwDLZ arbeiten, sagte er: „Knapp die Hälfte….“
Aber gerade im Bereich der Neustrukturierung sehe ich auch keine großen Probleme, das ganze Transparent zu machen. Wenn es fertig ist, dann ist die Struktur eh für alle Sichtbar, warum also nicht schon vorher kommunizieren? Hätte auch den Vorteil, dass die Soldaten sich sicherer fühlen könnten etc, Vorteile von Transparenz (gerade im Web) sind ja nun wirklich hinreichend bekannt.
Aber ich vermute mal (ja, jetzt kommt ein Tiefschlag), dass wieder ein hochprofessioneller PR-Berater a la „Wenn Sie nen Schokoriegel bewerben, dann sacht Ihnen auch keiner, dass sie davon fett werden können.” das angeleiert hat…
Na das die Bw im Bereich PR super aufgestellt ist, sollte denke ich klar sein…Egal ob Social Media, Web-Präsenzen, der neue „Wir.Dineen.Deutschland.“-Slogan….alles hööööööööööchst professionell aufgezogen…
Der englische Historiker C. Northcote Parkinson (hierzulande vor allem bekannt als der Schöpfer von Parkinsons Gesetz) veranschaulichte die Entwicklung der Relation von Soldaten und Verwaltungspersonal mit statistischen Angaben aus der Geschichte der Royal Navy:
Anzahl der Großkriegsschiffe
1914: 62
1928: 20
(minus 67,74 %)
Anzahl der Offiziere und Matrosen
1914: 146.000
1928: 100.000
(minus 31,5 %)
Anzahl der Werftarbeiter
1914: 57.000
1928: 62.439
(plus 9,54 %)
Anzahl der Werftbeamten- und Schreiber
1914: 3.249
1928: 4.558
(plus 40,28 %)
Anzahl der Admiralitätsbeamten
1914: 2.000
1928: 3.569
(plus 78,45 %)
Die Entwicklung setzte sich danach mit derselben Tendenz fort. Parkinson merkt dazu süffisant an, dass durch das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935 zwar die Gesamttonnage für Kriegsschiffe begrenzt wurde, nicht jedoch die Zahl der Verwaltungsbeamten.
Ich muß jetzt hier mal eine Lanze für den Zivilteil brechen. Sicher sind auch nicht alle Soldaten notwendig und engagiert. Genauso gibt es umtriebige Beamte in der Verwaltung, die als Möglichmacher denken und handeln. Persönlich habe ich beides erlebt. Und ich wette, daß es vielen aktiven und ehemaligen Soldaten genauso geht.
Als Soldat wil ich mal für das Zivilpersonal auf der Arbeitsebene (Handwerker, Geländebetreuung etc.) mal eine Lanze brechen, denn an denen liegt es nun wirklich nicht. Was uns bremst ist die Ebene ab Leitung BwDLZ aufwärts. Es wurden völlig untaugliche Strukturen geschaffen, die teilweise auch viel zu weit von der Truppe entfernt stationiert sind. Früher habe ich z.B. den Maler direkt angesprochen. Heute muss ich bei einer Koordinierungsstelle des BwDLZ anrufen, die rufen dann (hoffentlich) die Ausssenstelle in unserem Standort an, dann wird der Bedarf geprüft. Dieses Ergebnis wird zum BwDLZ gemeldet und projektiert. Irgendwann kommt die Freigabe, das BwDLZ beauftragt unsere Aussenstelle den Auftrag auszuführen und wenn der letzte übriggebliebene Maler dann Zeit hat, wird gestrichen. Schöne neue Welt. Ich warte aktuell seit 8 Monaten auf das anbringen von Haltern für Feuerlöscher obwohl bei mittlerweile drei Begehungen der Mangel festgestellt wurde.
Das schlechte Bild verstärkt sich noch wenn unsere zivilen Dienstleister (BWI, LHD, BwFuhrpark) in Spiel kommen. Hier wird die schlechte Vertragsgestaltung zum grössten Hemmnis.
Allerdings tragen auch unsere zahlreichen mil. Führungsebenen ebenfalls ihren Teil zum Bürokratiewahn bei. Hier herrscht nur noch Überwachung und Absicherungsdenken vor und die unterstellten Einheiten werden mit Meldeorgien überzogen. Tausend Vorschriften und Befehle die sich widersprechen sowie eine unsägliche Dislozierung der unterstellten Einheiten, mit Strukturen die keiner mehr versteht.
Die gesamte Verwaltung (mil und zivil) gehört aus meiner Sicht zugunsten der Arbeitsebene radikal reduziert. Leider wird das wohl ein Wunschtraum bleiben denn die Führung wird sich wohl nicht selber den Ast absägen auf dem sie sitzt.
Die SPD-Fraktion hat durchaus Recht, dass bei sinkender Zahl militaerischer Dienstposten zusaetzliche Aufgaben von Zivilangestellten uebernommen werden muessen, damit sich die Soldaten auf ihr „Kerngeschaeft“ konzentrieren koennen. Mit der derzeitigen Struktur funktioniert das allerdings nicht, denn das falsche (Zivil-) Personal konzentriert sich auf den falschen Dienstposten. Zweckmaessige Ansaetze waeren z.B.
– Die standortgebundenen Sanitaetszentren ausschliesslich mit Zivilpersonal zu besetzen.
– Die sog. „blaue Inst“ wiedereinzufuehren, um der „gruenen Inst“ (= die InstZuege und Kompanien) wieder mehr Gefechtsausbildung zu ermoeglichen.
Dazu waere es aber ein klares Vorgesetztenverhaeltnis zwischen Zivilpersonal und Soldaten notwendig. Gleichzeitig koennte die Bundeswehr auch ihre Attraktivitaet als Arbeitgeber erhoehen, indem sie ab einer gewissen Dienstzeit den Soldaten die Uebernahme in die Zivilverwaltung garantiert und so auch die Zivilverwaltung mit Reservisten durchsetzt, die einerseits Ablaeufe und Organisation der Truppe kennen und andererseits die derzeitigen Probleme mit ungedientem, bewaffneten Zivilisten im Einsaty verhindern. Zudem sollte die Bundeswehr Ausbildungsplaetze und Anstellung in der Wehrverwaltung vom abgeleisteten Wehrdienst abhaengig machen.
Danke an WB und Insider
Nur ein paar anmerkungen eines Zivilisten, der sich als Teil der Bundeswehr fühlt. Ich behaupte, dass die meisten Kollegen in der Verwaltung engagiert sind und versuchen ihren Job so gut wie nur irgend möglich zu erledigen. Allerdings gibt es da so einige Gesetze, Erlasse und Verfügungen die wir beachten müssen. Manche machen Sinn, andere weniger. Dazu kommt, dass auch die Verwaltung massiv Personal abgebaut hat. Das führt zwangsläufig zu weniger Service, weil ich eben nicht mehr den Handwerker vor Ort habe, der mal eben was auf Zuruf erledigen kann.
Nur zur Klarstellung, auch die Verwaltung muss bei der Reform mitziehen. Aber ich muss auch schauen was dann noch machbar ist. Mit immer weniger Personal die gleichen Aufgaben erledigen geht weder bei den Soldaten noch bei uns. Und ob Privatisieren wirklich eine Lösung ist?
Eine Anmerkung zum Schluß, in den Einsatz gehen wir als Soldaten. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, das wir keineswegs einen acht Stunden Tag hatten.
@all
Es sind ja leider nicht die Sachbearbeiter, die nichts zu tun haben.
Sondern die Vorgaben, Meldungenn, Statistiken etc.
Anträge zu optimierung? Werden allesamt abgeleht.
Ich habe mit Kamerade im Bekleidungsbereich ein Einsparpotential in Höhe von ca. 45 Mio € berechnet, im Reisekostenmanagement etwa 150 Mio Euro.
Alle Anträge im tollen KVP werden abgeleht mit der Aussage: Wurde schonmal überlegt, aber nicht umsetzbar.
Danke für diese Idee, aber wir haben das in Arbeitsgruppen geprüft.
Wenn eine andere Bundesbehörde in der Lage ist, 25% bei der Bahn als Großkundenrabatt zu bekommen und dies auch bei Dienstreisen, BfD usw. konsequent umzusetzen, vielleicht sogar Antragsbearbeitung online, würden ja veiel Stellen wegfallen.
Und Strukturen beschäftigen sich Selbst.
Die Post und Bahn haben es doch vorgemacht.
Lieber Personal mit vollen bezügen nach Hause schicken, als ein Büro mit Telefon, PC, etc. zusätzlich zu zahlen.
Eine der ersten Maßnahmen war rie Reduzierung von Anträgen, Pauschalisierungen bei Reisekosten und dementsprechender Reduzierung von Personal.
Oberste Regel jedoch müsste sein: Vorschriften, Regelungen konsequent einstampfen, auch wenn dann langfristig vielleicht nicht jede x-beliebige Möglichkeit abgedeckt wird. Sondern Entscheidungsfreude fördern und den Mitarbeitern wieder mehr Entscheidungsspielraum lassen.
Und schon habe ich genug Einsparpotential…
Und die Abschaffung des Wehrdienstes hat beim Bundesamt für Zivildienst bisher auch noch keine Stelle gespart.
Die sind jetzt das Bundesamt für den Bundesfreiwiligendienst.
*fremdschäm*
Nachklapp: Das Diktum der Weise-Kommission „nicht erfolgsfähige Strukturen“ gilt sowohl für militärische als auch für zivile Teile der Bundeswehr. Die Krux ist Verantwortung.
So schlecht wie teilweise dargestellt, ist die zivile Seite der Bw auch wieder nicht.
Es gibt jedoch Effekte, die sich gegenseitig verstärken, aufschaukeln und die Zielerreichung massiv verschlechtern.
1. Das von @Chickenhawk schon erwähnte „Parkinson-Prinzip“. Eine Verwaltung neigt dazu sich immer mehr selbst zu vermehren und sich mit internen Verwaltungsaufgaben zu beschäftigen, anstatt eine Dienstleistung für Externe zu erbringen.
2. Die „STANologie“ einer Dienstpostenbegründung
Wenn ich als Sachgebietsleiter einen A13/A14 DP im höheren Dienst begründen will, dann brauche ich ca. 3 A11/A12 DP des gehobenen Dienstes und ca. 5 – 7 A7 – A9 DP des mittleren Dienstes in dem Sachgebiet. Es stellt sich nicht die Frage ob alle Mitarbeiter ausreichend beschäftigt sind, sondern nur ob die Dienstposten ( DP) genehmigt werden, damit die gewünschte Dotierung des Sachgebietsleiters erreicht wird.
Vorschlag: Umkehrung des Prinzips, z.B. derjenige Sachgebietsleiter wird von A13 auf A14 angehoben, der mit den wenigsten; Mitarbeitern seinen Auftrag erledigen kann. Jetzt ist Führungsstärke und Personalauswahl des Sachgebietsleiters gefragt !
P.S. Das gleiche Prinzip gilt natürlich auch für militärische Strukturen, siehe die „wunderbare Dienstpostenvermehrung“ in den Ämtern indem die Dezernatsleiter auf A15 und die Gruppenleiter auf A 16 angehoben wurden.
3. Wie die Abteilungsleiterin Frau Alice Greyer-Wieninger im Interview oben (Merkposten 3) bereits andeutete, denkt sie ans Outsourcen von Aufgaben (Public Private Partnership). Diese Methode ist anerkanntermaßen teuerer, als wenn Aufgaben in Eigenregie erledigt werden. Der grundsätzliche Wirkungsmechanismus dieser Vorgehensweise macht die Beamten zu Auftraggebern und Kontrolleure und die zivile Industrie, Handwerkerfirmen usw. zu den Durchführenden, die die Arbeitsleistung erbringen müssen. Wenn Leistung in Eigenregie erbracht werden, kann ich mir Auftragsvergabe, Kontrolle der Auftragsdurchführung, Rechnungsüberprüfung, Bezahlung der Rechnung schenken. Ich brauche allerdings den technischen Meisters, event. Ingenieur, der die eigenen Projekte plant und die Durchführung mittels eigener Handwerker überwacht.
Diese Vorgehensweise macht eine grundsätzlich Problematik der öffentlichen Verwaltung deutlich. Die Bürokraten sind verwaltungsfreundlich und technikfern. Der angestellte technische Meister für die Heizungs-, Klima und Lüftungsanlagen einer technischen Einrichtung der Bw stellt üblicherweise die Spitze der technischen Vertretung eines BwDLZ dar. Lieber 5 Mitarbeiter für Auftragsvergabe, Kontrolle, Rechnungsüberprüfung und Kassenanweisung, als 3 technische Mitarbeiter, die die Arbeit an sich ausführen.
Das gleiche Prinzip hat sich in den letzten 20 Jahren auch in kommunalen Verwaltungen, z.B. im Bauamt eingestellt. Früher hat die Hochbauabteilung einen städtischen Bau selbst geplant, heute beauftragt sie ein Architekturbüro/ Bauingenieurbüro und kontrolliert den Ingenieurbüro bei der Auftragsdurchführung.
Von Alice Greyer-Wieninger wurde das PPP-Projekt der Fürst-Wrede Kaserne in München als großer Erfolg gefeiert. Für 80 Mio. Euro wurde die Kaserne von einer zivilen Firma grundsaniert und wird in den kommenden 20 Jahren von besagter Firma instandgehalten. Dafür bekommt die Firma über den Daumen gepeilt die nächsten 20 Jahre 240 Mio Euro in monatlichen Raten.
Wenn man als Häuslebauer diese Rechnung überschlägt, dann entspricht dies ungefähr einen Hypothekendarlehen auf 20 Jahren, bei dem man ca. den 3 fachen Betrag der Hypothek als Zins und Tilgung zurückzahlen muss.
Also als Häuslebauer schaue ich, dass ich möglichst viel von meinem Haus direkt bezahle, denn Hypotheken sind eine sehr teure Art den laufenden Betrieb zu finanzieren.
Wenn man also ein paar Dinge, Grundprinzipien im öffentlichen Dienst verändern würde, könnte man jederzeit ca. 25 % des Personals einsparen, ohne dass es nennenswerte Auswirkungen hätte.
@Memoria, @T.Wiegold
Vorweg – ich bin kein Insider aus dem eingeweihten Kapuzenclub.
Meines Wissens ist der Grund für die Verschiebung der Weisung Ausplanung Streitkräfte GI, dass man den 11 Projektgruppen Ergebnisoffenheit und Entscheidung weit unten im Sinne der Auftragstaktik zugebilligt hat (Stand zumindest in Bundeswehr aktuell Nr. 24). Hätte jetzt der GI seine Weisung am 15. Juli herausgegeben, hätte das möglicherweise die Projekte in ihrer Arbeit eingeschränkt. Mitte September sollen die Ergebnisse der 11 Projektgruppen in einer Klausurtagung vorgestellt werden. Dann wird wohl m.E. auch die Harmonisierung mit der WASK erfolgen, die dann wahrscheinlich zeitnah in Kraft gesetzt wird. Bei einem Projekt dieser Größenordnung fände ich aber auch ohne Begründung einen 2 Monate Aufschub absolut unproblematisch. Bei allem medialen und politischen Druck sollen die Ergebnisse ja bis 2020 Bestand haben – zumindest laut Strukturnamen.
Wir hier in Deutschland messen uns immer gerne mit Zahlen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Vergleichen etc. Genauso muß alles genauestens Protokolliert und für x-Jahre nachprüfbar sein.
Das gilt sowohl für die Soldaten als auch für die ‚Zivilisten‘ (egal ob jetzt BW -DLZ, -IT, -FPS, LhdBW,…). Wäre ja schlimm, wenn irgendjemand zu viel, unberechtigterweise, über bedarf etc. Material oder Personal bekommt oder gar Schwarzbestände oder stille Reserven hat.
– ich als Soldat habe mittlerweile zwei neue Batterien für meinen Tonner bekommen, Antrag auf Aussonderung wurde vor ~5 Monaten gestellt (zusammen mit Ausdruck des Batterietestgeräts). Die Aussonderungswürdigkeit mußte aber erst durch den TO festgestellt werden, dann die entsprechende Batteriemenge für den Versand und Neuanforderung erreicht werden und das ganze auch aktentechnisch korrekt sein. In der Zeit war der LKW halt fahrunfähig…
Auf andere angeforderte bzw. ausgesonderte (schadhaft) Teile warte ich schon länger und manches STAN-Material ist 3 Jahre nach Aufstellung der Einheit noch immer nicht da…
– in der LhdBw bekomme ich bei jedem Tausch diese schöne Chipkarte, damit meine Bekleidungsstammkarte geändert werden kann. Ist ja wichtig zu wissen, welches Modell der Feldbluse, 3-farb, tarndruck ich habe (ich habe verschieden Modelle).
– eine rausgesprungene Sicherung im Gebäude darf ich als EloMech nicht wieder einschalten, da muß mein Zugführer (Gebäudeverantwortlicher) die Auftragsannahme des BW-DLZ anrufen, damit die irgendwann einen Elektriker hindisponieren. Bei dem kommt dann zwar nur noch die Meldung: „Halle X, Stromausfall in Raum Y“ an, aber dafür ist alles schön protokolliert…
Sowas wie gesunden Menschenverstand und Zusammenarbeit darf es anscheinend in Deutschland nicht mehr geben und auch im Einsatz gibt es Leute, die sowas einführen wollen und auf der genauesten Einhaltung von Vorschriften bestehen.
Aus dem realen Leben:
Der Brigadekommandeur befiehlt alle KpChefs seiner Brigade zu einer Tagung. Die Verwaltungsbestimmungen (Pkt 6. im Befehl) sind genauso lang wie der Rest, in dem es umso „unwichtige“ Sachen wie seine Absicht , Ort, Zeit und das restliche Blabla geht. Trotzdem müssen jetzt die Chefs eines Bataillons nochmal einen DienstreiseANTRAG stellen, der zunächst vom zuständigen BwDLZ mitgezeichnet werden muss, bevor der BtlKdr sein OK geben kann, obwohl der BrigKdr einen verbindlichen, rechtmäßigen Befehl gegeben hat, der auch nicht gegen die Menschenwürde verstößt.
Jetzt kann sich jeder seinen Teil denken…
@mietsch
Und jetzt kommt der eigentliche Witz:
Wäre der BrigKdr richtig beraten worden, hätte er mit dem schlanken Satz „Die mit diesem Vorhaben im Zusammenhang stehenden, notwendigen Dienstreisen werden hiermit angeordnet.“ das ganze Antrags-Gedöhnse hinfällig machen können…
@ T.W.. Stefan H.:
Mich verwunderte die SPIEGEL-Meldung auch, da ich ebenfalls davon ausging, dass derlei in der WASK geregelt ist (oder ist diese noch nicht schlußgezeichnet?)
Offenbar rumpelt es ja hinter den Kulissen.
Nach dem was ich höre warten die anderen Arbeitsgruppen eher auf klare Eckdaten für ihre Ausplanung – gerade was die Kopfzahlen angeht (wie soll dort sonst geplant werden?).
Aufgrund fehlender Vorgaben wird derzeit im nachgeordneten Bereich ohne Eckdaten ausgeplant – ohne Eckdaten natürlich für den Papierkorb.
Und zum Thema 2020: Die Bundeswehr wird schon in der nächsten Phase von ISAF ab 2014 überfordert sein, weil man auch in der neuen Struktur kein Personal für Ausbildungsunterstützung bzw. Mentoring vorsieht („Vom Einsatz her denken!“???). Aus meiner Sicht kommt spätestens 2016/2017 die nächste Reform… dann noch kleiner und noch effizienter und effektiver…
Genauso wird das in Verwaltungen (auch außerhalb der BW) täglich unzählige Male praktiziert.
Das Problem dabei ist freilich, dass ein Brigadegeneral grundsätzlich kein Verwaltungsprofi ist (obwohl: in Friedenszeiten ist ein General vermutlich genauso ein Büromensch wie ein Oberkreisdirektor). Aber er müsste eigentlich Leute dafür haben, die sich mit so etwas auskennen.
Guten Morgen,
als Zivilbeschäftigter der Bundeswehr mit nunmehr dreizehn Jahren Berufserfahrung auf verschiedenen Dienstposten der Wehrverwaltung und einem absolvierten Auslandseinsatz nun ein paar Worte zur Richtigstellung:
1. die KWEÄ werden sukzessive aufgelöst, der Personalfluß zu anderen Dienststellen ist derzeit mächtig im Gange, von außen sieht man das natürlich erst, wenn das Schild abgebaut wird. Spontane Massenerschießungen vor der Tür würden dieses Verfahren deutlich beschleunigen, sind aber im Grundgesetz nicht vorgesehen und verstoßen gegen mehrere Grundrechte (Achtung, Ironie!)
2. die Einsatzwehrverwaltung tut den gleichen Dienst wie die Soldaten. Grundsätzlich. Acht bis 16 Uhr gibt es noch nicht mal mehr im Inland, sechzig Wochenstunden sind mein Minimum. Gern mehr, am Jahresende wird alles über 40 Plusstunden rigoros weggekürzt, Abbau der Überstunden mangels Vertretung nicht möglich. Ist hier eher die Regel als die Ausnahme. Man darf auch nciht vergessen, daß nicht jeder „echte“ Soldat in AFG draußen unterwegs ist. Der „Troß“ ist immens groß! Jemand merkte an, physisch untaugliche Beamte und Arbeitnehmer würden mit ’ner Faustfeuerwaffe zu einem Sicherheitsrisiko: Punkt 1 touché, aber es gibt noch keinen einzigen mir bekannten Fall von Schußwaffenmißbrauch oder Schießunfällen (ein Suizid im Kosovo mal ausgenommen).
3. die BwDLZ wurden binnen vier oder fünf Jahren zweimal „reformiert“. Von viergliedriger Struktur, die von 1956 an grob so bestand, auf eine zwei+zwei-Struktur mit den gleichen Dienstposten/Bewertungen. Danach dann die Transformation von StOV nach BwDLZ, und, siehe da, wieder viergliedrig. Es wurden die Truppenverwaltungen von der Truppe ins BwDLZ integriert, meines Erachtens auch ein Bedeutungsverlust für die Kolleginnen und Kollegen und etwas weniger Unabhängigkeit beim Kommandeur, der dann dafür jetzt den Behördenleiter nerven kann, wenn der Leiter TrV nicht spurt.
4. SASPF. Nach meinem Studium, das ich 2002 beendete, wurde ich erst einmal auf einen SAP-Lehrgang geschickt, Personalwesen. Heute sind immer noch nciht alle Bereiche in das ach so tolle Projekt SASPF (SAP für die Bundeswehr) integriert, amn fährt zweispurig parallel nebeneinander her. Auswertungen, die mächtiger waren, als es SAP je zulassen würde, haben wir 2002 in Excel gemacht. Und konnten selbst Anpassungen vornehmen.
So viel erstmal dazu.
Mal ein kleiner Bericht aus einem KWEA – wenn auch aus der uniformierten Sicht:
Die Leute langweilen sich zu tode, weil sie nichts mehr zu tun haben. Die wenigen Menschen, die freiwillig einen Dienst in den Streitkräften verrichten wollen, wenden sich in der Regel an die Wehrdienstberatung und nicht an das KWEA. Dort (im KWEA) findet nur noch eine Art Vorprüfung für das Zentrum Nachwuchsgewinnung statt.
Die Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft, da bei weitem nicht alle Beamte sind sondern eben auch viele Angestellte für die es in der neuen Struktur oft keine Zukunft mehr gibt.
Viele der Beamten sind hingegen so sehr auf das Wehrersatzwesen spezialisiert, dass man sie kaum für andere Aufgaben nutzen könnte.
Geht man in die Teeküche des Amtes, so trifft man dort nunmehr zweimal am Tag die verbliebenen Mitarbeiter des Amtes. Die Stimmung ist nicht besonders.
Aber ohne Auftrag – sprich ohne Sinn für den Arbeitstag – würde auch bei mir keine gute Laune aufkommen wollen.
Interessant finde ich jedoch die Einstellung unserer für die Musterung zuständigen Ärzte. Da der Truppe ja zahlreiche Sanitätsoffiziere – sprich Ärzte – fehlen, wurde hier das Angebot offeriert, den zivilen Rock gegen eine Uniform zu tauschen. Dieser Vorschlag stieß aus diversen Gründen auf Ablehnung. Gern genannter Grund ist die Herabstufung in der Besoldung, die mit diesem Wechsel in §87 a einher gehen soll.
Mir unverständlich ist jedoch eine Äußerung wie:
„Ich habe ein persönliches Problem mit dem hierachischen Denken in der Bundeswehr und weil ich mich nicht diesem System unterordnen will, lehne ich es ab, Uniformträger zu werden.“
Da ist der Punkt erreicht, wo ich über das berufliche Selbstverständnis dieser Personen ins Grübeln komme…
So allmählich kommt die Diskussion in eine sachliche Richtung.
1. Bemerkenswert auch in diversen Planungsüberlegungen ist ja, dass die TSK überall da, wo die Verwaltung direkt in ihre Strukturen eingebunden ist, mehr Verwaltungspersonal für sich fordern, hingegen die TerrWV ruhig minimiert werden darf.
2. Wieweit ein – durchaus nötiger und möglicher – Abbau ziviler DP gehen kann, sollte mE auch davon abhängen, inwieweit kleiner werdende „einsatzorientierte“ Streitkräfte sich auf ihren Kernauftrag konzentrieren und damit von bürokratischen Aufgaben trennen sollten. Im Bereich der Nachwuchsgewinnung scheint es eher so, dass bei Reduzierung der insgesamt damit Befassten der militärische Anteil bei der Zusammenführung ZNWg/KWEA auch numerisch aufwächst.
3. Ja für mehr Verantwortung nach unten – aber wenn dann was passiert, schreit mit Sicherheit nicht nur einer nach neuen Vorschriften oder der Wiedereinführung einer aufgehobenen. Vom Bürokratieabbau sind wir in unserer Gesellschaft weit entfernt. So besteht ein guter Teil der Verwaltungsarbeit darin, trotz der Vorschriftenlage eine sachgerechte Lösung für die Truppe / die Verwaltung vor Ort zu finden.
Btw. Eigentlich hätte die zivile Seite schon bei jeder Reform unserer Streitkräfte stärker Federn lassen müssen. Nur leider war es immer so, dass man es verstandt, sich sein Bett selber zu machen.
Ich möchte hier einmal die Gedanken auf eine andere Seite richten. Wie oben schon beschrieben herrscht viel Frust auch wegen dem fehlenden Auftrag der KWEA´s. Ich denke der Frust wird größer werden, wenn es darum geht diese Mitarbeiter unterzubringen.
Es wird immer davon gesprochen, dass keine „Betriebsbedingten Kündigungen“ ausgesprochen werden, STIMMT!
Nun dazu wie es kommen wird. Es werden „Verhaltensbedingte Kündigungen“ ausgesprochen.
Hierzu ein Beispiel.
Einem Mitarbeiter eines KWEA wird ein Dienstposten in A-Dorf angeboten, welches sich in einer nicht geringen Entfernung zum Wohnort befinden.
Der Mitarbeiter lehnt (muss ablehnen) aus wirtchaftlichen Erwägungen ab.
Er erhält ein erneutes Angebot nach B-Dorf mit der gleichen Entfernung, wie A-Dorf.
Er lehnt erneut ab, aus den gleichen Erwägungen, wie beim ersten Angebot.
Jetzt kann eine „Verhaltensbedingte Kündigung“ ausgesprochen werden.
Es gibt im Tarifvertrag Umbau der Bw keine Zusicherung auf einen „bestimmten“ Dienstposten. Es gibt eine Zusicherung auf Unterbringung. Diese kann jedoch in der gesamten Republik stattfinden.
Arme Teilzeitkräfte und Zweitverdiener, die die Masse der Mitarbeiter in den KWEA`s nun mal sind.
Dieses Szenario wird auch bei anderen Dienststellen zum Tragen kommen.