Militärischer Schutz für Hilfe gegen Hunger in Ostafrika?
Noch ist nicht klar, ob es wirklich eine Diskussion wird – aber man sollte ein Auge darauf haben: Angesichts des Ausmaßes der Hungersnot in Ostafrika und der Probleme, die Hilfe zu den Hungernden zu bringen, sind die ersten Forderungen nach einer militärischen Absicherung von Hilfslieferungen zu hören. Vor allem deshalb, weil offensichtlich die islamistischen Milizen in Somalia trotz der katastrophalen Situation die Hilfe behindern und/oder versuchen, ihren Schnitt dabei zu machen.
Bundeswehr soll in Ostafrika helfen – Hannoversche Allgemeine Zeitung
Somalia helfen, notfalls militärisch – Zeit Online/Tagesspiegel
Nun gibt es natürlich schon eine militärische Mission, nämlich die African Union Mission in Somalia (AMISOM), die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um genau so eine Hilfe bemüht.
Und der Westen steht auch 18 Jahre später noch unter dem Eindruck von Blackhawk down: Die Ansätze der Operation Restore Hope, die im Chaos endeten. Der damalige Ansatz: to create a protected environment for conducting humanitarian operations in the southern half of Somalia.
Vor diesem Hintergrund wird sich natürlich die Frage stellen: Gibt es Länder, die nicht nur in der Lage wären, zur Unterstützung der Hungerhilfe militärisch zu intervernieren – sondern dazu auch willens sind?
Archivbild: Ein Bundeswehrsoldat mit somalischen Kindern in Belet Weyne (Foto: DefenseImagery via Wikimedia Commons)
Da hat man gleich wieder eine Verwendung für das Ende des Jahres in AFG freiwerdende Personal.
Oder ist eher Hilfe von Seeseite gemeint? EGV vor Somalia und dann Hilfsflüge?
Da können wir ja gleich mal unsere 3 neuen Mistral-Schiffe und unseren neuen Flugzeugträger der Queen-Elizabeth-Klasse testen. ;-) ;-) ;-)
Auch dies wäre mal wieder ein Einsatz, der der BW und Deutschland gut stehen würde. Nicht hinter den Hunden des Krieges her rennen, ohne zu wissen weshalb, sondern Einsatz für humanitäre Zwecke mit robusten Mitteln.
Vor allen Dingen sollte sich Deutschland, angesichts beschränkter Mittel und Kräfte, auf eine einzige Mission konzentrieren und diese dann auch eigenständig zum Erfolg führen. Viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Wir müssen uns nicht als Pudel anderer Staaten an deren Niederlagen beteiligen.
Und wie bei den Forderungen nach einer deutschen Beteiligung an der kurzsichtigen Libyen-Intervention wird man auch hier vergeblich auf eine Begründung warten, was so ein Einsatz mit deutschen Interessen zu tun haben soll. Moralismus war in diesem Zusammenhang immer schon ein wirksamer Diskussionsverhinderer. Manche Leute scheinen es gar nicht erwarten zu können, das Blut deutscher Soldaten erneut für Fremdinteressen vergießen zu können.
Was die Hungersnot angeht, so ist diese ein ganz normaler Vorgang bei Völkern, die zur Daseinsvorsorge unfähig sind. Entbindet man solche Völker von den Konsequenzen ihres Verhaltens, nimmt man ihnen eine Chance zum Lernen. Hilft man heute fünf Mio. Menschen, wird man es übermorgen mit doppelt so vielen genauso hilflosen Menschen zu tun haben. Endlos lässt sich so eine Spirale nicht fortsetzen. Mitleid ist eine in Kleingruppen entstandene menschliche Emotion, die auf dieser Ebene kontraproduktiv ist. 60 Jahre gescheiterte Entwicklungspolitik sprechen eine deutliche Sprache.
Zitat: „Gibt es Länder, die nicht nur in der Lage wären, zur Unterstützung der Hungerhilfe militärisch zu intervernieren – sondern dazu auch willens sind?“
Ich sehe die African Union der Pflicht. An Somalia kann und muss Afrika selbst zeigen, dass es inzwischen in der Lage ist, solche Probleme zu lösen. Die konkreten „Boots on the Ground“ müssten eben primär AU-Truppen sein. Dass hinter diesen dann noch „Babysitter“ in Form von AFRICOM und einem hoffentlich bald entstehenden europäischen Zentralkommando für Afrika stehen müssen, und das noch für Jahrzehnte, ist ein anderes Thema.
Zwangsläufig kommen wir da aber wieder in eine Situation, wie wir sie bei Stellvertreterkriegen im kalten Krieg hatten. AU-Truppen würden mit ihrem Blut, aber unserem Geld kämpfen. Man geht immer das Risiko ein, dass die Afrikaner dann doch nicht tun, was wir wollen.
Zudem hat es auch etwas von Kolonialismus, wenn wir mit unseren Wertvorstellungen, was zB Humanität und Menschenrechte angeht, den in Somalia üblichen Naturrhythmus aus Leben und Sterben und dem Recht des Stärkeren durchbrechen.
Unser heutiger „Kolonialismus“ in Namen von Menschenrechten und Demokratie (Neudeutsch: Responsibility to Protect) unterscheidet sich strukturell kaum vom missionarischen Kolonialismus, der den heidnischen Negerkindern den rechten Glauben verpassen wollte.
Erst wenn wir uns klar eingestehen, diesen „missionarischen Eifer“ im Namen von Humanität und Menschenrechten betreiben zu wollen und dafür auch ggf. zu töten, erst dann sollten wir Truppen und Geld entsenden.
@Stefan
……zumindest nicht immer wieder und immer öfter ;-)
Irgendwann muß mal Schluß sein mit dem indirekten, subsidiären Sponsoring (Geld, Soldaten, Material) durch die Länder der 1.Welt von UN-Agenturen, deren einzige Strategie darin besteht, alle ‚humanitären‘ Katastrophen der 3.Welt in erster Linie Undals Möglichkeit der Besitzstandswahrung und Mehrung ihrer verfilzten, korrupten, ineffizienten bürokratischen Selbstbedienungsstrukturen zu nutzen…….warum haben die VN erst vor wenigen Tagen diese Weltregion zum Hunger-Katastrophen-Gebiet erklärt….lesen die in New York und Zürich keine Zeitungen ?? Und jetzt sollen wieder die NATO-Länder die humanitäre Hilfe militärisch durchsetzen??? Damit sie wieder den schwarzen Peter an der Backe haben wenns wieder schief geht?
@Sun Tzu
völlig Ihrer Meinung….der moderne humanitäre Interventionismus erinnert mich immer an die Missionierung Südamerikas durch die Spanier und Portugiesen
@klabautermann
„der moderne humanitäre Interventionismus erinnert mich immer an die Missionierung Südamerikas durch die Spanier und Portugiesen“
Dem Vorgehen der Spanier und Portugiesen kann man immerhin noch zu Gute halten, dass sie damit wenigstens ihren eigenen Interessen dienten und bis heute davon profitieren. Die „humanitären“ Interventionen der Gegenwart hingegen bewirken wenig mehr als ein gutes Gewissen in den Redaktionen von „Zeit“ und „Süddeutscher“ und Milliardenlasten für Staaten, die ohnehin am Rand der Pleite stehen. Manche Beobachter weisen übrigens darauf hin, dass Staaten in vergleichbaren wirtschaftlichen Situationen traditionell immer schon Krieg geführt haben.
@Orontes
auch völlig d’accord. Sie, Sun Tzu, Steiner und ich sollten langsam mal den ‚last-of-the-no-bullshit-gang‘ blogger-club gründen, mit MNWC und Memoria als Mitglieds-Kandidaten ;-))
Ich weiß nicht, wenn D in den Sicherheitsrat will, würde es ihm gut stehen, wieder – wie früher – ein eigenes Profil zu haben. Und das des humanitären Helfers und Brunnenbauers, ergänzt vielleicht um den Beweis, dass die Brunnen auch robust verteidigt werden, würde Deutschlands Ansehen, gerade auf der Südhalbkugel, sicherlich stärken.
Ansonsten finde ich es aber auch vertretbar, was die Herren vom, wie heißt er gleich, Bullshit-Club ;-) , fordern, wenngleich mir schwer fällt, den Schritt zur spanischen Missionierung mitzugehen.
@klaubautermann:
Die „no-bullshit-gang“ dürfte beträchtlich größer werden „when the shit hits the fan“.
@Henner
„….Deutschlands Ansehen, gerade auf der Südhalbkugel, sicherlich stärken…“
Deutschland besitzt zwischen Nordafrika und Indonesien doch bereits einen überwiegend guten Ruf, der fast durchgängig besser ist als der z.B. der USA, Großbritanniens oder Frankreichs. Die Gründe dafür sind nicht immer politisch korrekt, haben aber auch damit zu tun, dass Deutschland sich dort bislang mit Interventionen zurückhielt. Bzgl. Afghanistan hält man Deutschland verbreitet zugute, dass wir dort nicht freiwillig seien.
@Orontes
lol….tja, das könnte (leider) schneller passieren als wir eh schon befürchten müssen…..ich bin wahrhaftig kein doomsday-Fetischist….aber was da in diesen Stunden innenpolitisch in den USA abgeht läßt mich zutiefst frösteln
@Orontes. Da haben Sie auch wieder Recht. Dann verstehen Sie mein Votum Pro Einsatz als: „wenn schon Einsatz, dann wenigstens…“
http://www.sueddeutsche.de/politik/2.220/nach-dem-massaker-von-norwegen-wie-die-angst-vor-der-islamisierung-europa-bedroht-1.1125734
@henner
das deutsche Verständnis von Rechtsstaatlichkeit war immer das der ‚Mäßigung und Zurückhaltung bei der Ausübung des staatlichen Gewaltmonopols innen wie außen‘. Das hatten wir Z.B. mit den Norwegern seit Jahrzehnten gemein. Und da müssen wir gerade heutzutage wieder hin…….sonst verspielen wir unser global größtes asset als Deutscher Staat: Ideologie- und Religions-freie Integrität und full spectrum soft-power Professionalität, die sich durchzusetzen weiß ohne Marines oder Fremdenlegionäre.
So ein Einsatz würde ja eine erneute „Koalition der Willigen“ erfordern denn die UN wird mit Sicherheit keine Zustimmung zu einem erweiterten Einsatz in Somalia geben. (Die Libyen Geschichte hat dem R2P Konzeot den Todesstoss versetzt.)
Merkel hat ja gerade versucht unter dem Vorwand „Folgen von Global Warming sind Sicherheitsrelevant“ den Fall Somalia (und weitere) unter die Herrschafz des UN Sicherheitsrat und unter Artikel 7 zu bringen. Zum Glück haben einige anderen Länder den Braten gerochen und das verhindert. Aus „Wir bomben euch jetzt weil ihr nicht Euro-5 Norm umsetzt“ wird damit nix.
Wenn man den Somaliern wirklich helfen will dann sollte man aufhören das unfähige Marionettenregime dort zu unterstützen und die Lebensmittel direkt und ohne Vorbedingungen an AlShabab liefern. Die sorgen dann schon für die Verteilung. Aber nein, man will die Hungersnot ja politisch ausnutzen und deshalb gibt es nur Lebensmittel wenn die entsprechenden Spionagedienste wie USAID die Verteilung „überwachen“ dürfen.
@klabautermann
Jetzt werde ich mal etwas spekulativ: Bis vor ein paar Tagen gingen nicht für Panikmache und Sensationalismus bezahlte Beobachter der Lage davon aus, dass die Sorgen bzgl. der USA unbegründet seien. Es handele sich nur um Wahlkampfmanöver etc., und man werde sich im letzten Moment einigen. Jetzt gibt es einen anderen Unterton: Man geht zwar immer noch von einer Einigung aus, ist aber deutlich zurückhaltender geworden, was die Bewertung der Wahrscheinlichkeit angeht. Man sorgt sich zudem darüber, dass die Märkte Meldungen „überinterpretieren“ könnten und geht von möglicherweise „hoher Volatilität“ der Märkte Anfang der nächsten Woche aus.
Und selbst wenn es nocheinmal gut gehen sollte, steht man in ein paar Monaten vor dem gleichen Problem, nur dass es dann noch größer ist. Und die Situation in der EU scheint noch schlechter auszusehen. Griechenland sei noch nicht das eigentliche Problem, sondern z.B. Italien. Kein „Rettungspaket“ könnte hier greifen, wenn das Land unter Druck gerät. Wenn es so weit ist, gäbe es nur noch unpopuläre Optionen, die zu Problemen im Bereich Innere Sicherheit auch in Deutschland führen könnten. Die Alternativen seien noch problematischer: Staatliche Garantien von Bankguthaben seien schon 2008 nicht glaubwürdig gewesen. „Bank Runs“ seien möglich, und wenn Banken einige Tage geschlossen bleiben und der Geldverkehr unterbrochen ist, würde es z.B. Panikkäufe und bald danach eine größere Zahl unterversorgter Menschen geben, mit allem, was daraus folgt. Dann wird man möglicherweise über den militärischen Schutz von Hilfslieferungen in Deutschland diskutieren.
@Orontes
…warum glauben Sie wohl, warum ich bei meiner Hausbank seit 2 Jahren nur Schulden habe ?
Kein Scherz…..
@ Klabautermann
Weil Schulden momentan recht günstig sind ;)
Mal zurück zum hungernden Ostafrika.
Ja, was soll man machen? Genug Nahrung (okay, stammt auch aus Hilfslieferungen) ist grundsätzlich schon vor Ort. Sie wird von Al Shabbab and friends zurückgehalten um ein Machtmittel zu haben. Orontes hat Recht, auch wenn es hart ist. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die bisherigen Hungerkatastrophen letztlich in einer höheren Bevölkerungszahl resultiert sind. Man kann sich leider nicht um jeden Menschen auf dem Planeten kümmern, der in einer misslichen Lage ist. Sonst müssten wir ja in mindestens 100 Ländern stehen. Ein paar Lieferungen Hilfsnahrung sind als Übergang kein Problem. Um den Rest haben sich die AU und die betroffenen Menschen selber zu kümmern.
Sonst gehts immer so weiter mit immer mehr Toten.
@Niklas
ok, sie sind auch ein Anwärter für den laotnobushiga-club ;-)
@b
.. Al’shabab Nahrungsmittel übergeben ..
Warum sollte man denen etwas geben? Laut deren Sprecher existiert keine Hungerkatastrophe.
„In den südlichen Provinzen von Somalia gibt es zwar die Folgen einer Dürre, aber es gibt keine Hungersnot, die Erklärung der Vereinten Nationen ist schlichtweg falsch“, sagte der Vertreter der islamistischen Gruppe. „Die Hungerwarnung für den Süden Somalis ist politisch motiviert.“
Ein „Blackhawk Down – reloaded“ wird es nicht geben.
@Niklas
Korrekt
@ klabautermann
Ich fühle mich geadelt. ^^
Es gibt nun mal auf der Erde Orte an dem Leben nicht möglich ist.
Warum akzeptieren wir Menschen es einfach nicht ?
@klanautermann: ähem, die „Missionierung“ Südamerikas war ein veritabler Landraub. Die umfassende Vernichtung indigener Völker gelang Cortez ua deshalb so vortrefflich, weil er ihre Kultur verstand und vor allem verstand, sie gegen sie zu wenden. Das hat mit dem, was nun am Horn von Afrika passiert, nichts gemeinsam, es sei denn, sie wollen die Diskussion der Kirche aus dem 16. Jh. aufgreifen, als es erheblichen Widerstand gab, die Indigenas überhaupt als Menschen anzuerkennen.
Nun gehöre ich nicht zu denen, die die betroffenen afrikanischen Staaten und vor allem deren Führer aus der Verantwortung entlassen wollen. Wenn aber an einigen Anmerkungen Jean Zieglers (http://www.sueddeutsche.de/kultur/dokumentation-jean-ziegler-nicht-gehaltene-rede-zur-eroeffnung-der-salzburger-festspiele-1.1124001) im Rahmen seiner nicht gehaltenen Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele etwas dran ist – und dafür spricht einiges – haben wir auch eine Mitverantwortung, vor allem, weil wir handeln können. Es ist also eine Frage des Wollens, die nicht dadurch beantwortet wird, dass andere versagen oder es noch viele andere Gelegenheiten gäbe, bei denen man eingreifen müsste.
Und nein, ich will jetzt kein pejoratives „Gutmensch“ hören, sondern eine klare Ansage, ob und warum wir helfen oder nicht, und welche Bilder beides erzeugt, mit denen wir umgehen müssen.
@Sascha Stoltenow
Ich kann in Zieglers Worten keine Begründung dafür erkennen, warum „wir“ für das Schicksal der Menschen in Somalia verantwortlich wären.
Dass Somalia wegen gestiegener Nahrungsmittelpreise keine Vorräte anlegen könnte, ist schon deshalb falsch, weil ein Staat dieses Namens nur auf dem Papier existiert, seit Jahren zur Daseinsvorsorge unfähig ist und auch zu Zeiten niedrigerer Preise weder Vorräte angelegt hat noch über Institutionen oder Infrastruktur verfügt, um diese zu verteilen. Zieglers Emotionalisierungsfloskeln finde ich billig und austauschbar.
Hier ein aktueller Artikel des Afrika-erfahrenen Thomas Scheen über die zwielichtige Charity-Industrie, die Ziegler repräsentiert:
http://www.faz.net/artikel/C31325/humanitaere-hilfe-vom-geld-kommt-kaum-etwas-an-30475069.html
P.S.
Ziegler selbst hat übrigens jahrelang Robert Mugabe unterstützt, der das ehemalige Rhodesien, die „Kornkammer Afrikas“, zugrundegerichtet hat. Erst lange nachdem die internationale Kritik an Mugabe stark zugenommen hatte, wandte sich auch der Opportunist Ziegler von ihm ab.
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/ziegler_1.769755.html
Wenn Ziegler nach Verantwortlichen für das Elend von Menschen in Afrika sucht, sollte er vielleicht bei sich selbst anfangen.
Nach 10 Jahren Afghanistan wirken die Umstaende unter denen die Amerikaner bei UNOSOM II aufgegeben haben fast schon laecherlich. Wer schert sich heute noch um 18 US Soldaten, geschweige denn um 24 Pakistani.
Und, Ja, Militaer ist auf jeden fall notwendig, nur Armeen sind in der Lage Fluechtlingstroeme aufzuklaeren und Nahrungsmittel abzuwerfen und sich dabei selbst zu Schuetzen. Unser unermesslicher Reichtum bringt auch eine Verpflichtung zu humanitaeren Handeln mit sich. Auch kann nicht ausgeschlossen (aber auch nicht nachgewiesen) werden, dass unser Lebenstil ursaechlich an der gegenwaertigen Duerre ist.
Bedenken sie auch, dass der wirkliche „Kampf gegen den Terror“ zB in Al Arabia und Al Jazeera abspielt. Wenn die Extremisten diskreditiert werden indem sie es an Sorgfalt fuer ihre Bevoelkerung mangeln lassen oder dem Gebot der Barmherzigkeit zuwiederhandeln waehrend der Westen oeffentlichkeitswirksam hilft braucht man sich keine Gedanken machen ob vieleicht ein paar Sack Reis an irgendwelche Milizen gehen.
@Orontes: Mit Mitverantwortung meinte ich nicht, dass wir konkret dafür verantwortlich sind, was passiert bzw unterblieben ist, sondern, dass es auf unserem Planeten passiert. Und die Flüchtlingslager gibt es ja schon was länger …
Wie dem auch sei, einfach ist es nicht, und ich würde mich über eine klare Ansage der Regierung freuen, mal so als Kontrastprogramm zum Rumgeeiere wie bspw. in Sachen Libyen. Dass Zieglers Polemik nicht ganz präzise ist, ist da erstmal unerheblich.
@Orontes
„Mit Mitverantwortung meinte ich nicht, dass wir konkret dafür verantwortlich sind, was passiert bzw unterblieben ist, sondern, dass es auf unserem Planeten passiert. “
Nachdem ich ca. drei Jahre meines Lebens militärisch und später zivil u.a. in „humanitären“ Einsätzen verbracht habe, glaube ich daran nicht mehr. Die Politiker und Publizisten, die noch daran glauben und so etwas immer wieder propagieren, überschätzen Deutschlands Fähigkeiten enorm. Und ich habe den Eindruck, dass diejenigen, die am Ende die Entscheidungen treffen, „humanitäre“ Gründe nur als Fassade vorschieben oder das Thema als Bühne zur Darstellung ihrer eigenen Gutheit gegenüber dem Wähler benutzen und einigermaßen wissen, was die reale Wirkung des Handelns gegenüber dem behaupteten Problem ist.
@sd
„Auch kann nicht ausgeschlossen (aber auch nicht nachgewiesen) werden, dass unser Lebenstil ursaechlich an der gegenwaertigen Duerre ist.“
Das ist doch nur eine weitere Linie in der Rhetorik, die bei potentiellen Spendern Schuldgefühle und psychologischen Druck zum Zahlen erzeugen soll. Wechselnde Niederschläge gab es in der Region jedoch auch schon vor Beginn der Industrialisierung. Sie sind ein Grund dafür, warum dort traditionell Nomadentum verbreitet ist.
„Unser unermesslicher Reichtum bringt auch eine Verpflichtung zu humanitaeren Handeln mit sich. “
Der (noch) vorhandene Wohlstand scheint vor allem Ansprüche zu erzeugen, die ihn langsam, aber sicher, erodieren. Natürlich werden solche Ansprüche immer altruistisch gerechtfertigt. Niemals geht es offiziell um Karrieren, die sich auf Umverteilung gründen (oder um die „humanitäre“ Kaschierung der Afrikastrategie bestimmter Staaten), sondern immer um angebliche „Verpflichtungen“. Wo es angeblich um moralische Pflicht geht, soll sich jede weitere Diskussion erübrigen.
„Humanitäre Verpflichtungen“ sind da zahlenmäßig nicht das größte Problem, aber sie sind eins. Ein größeres ist natürlich die EU und die Sozialisierung von Verlusten durch Banken, immerhin hat Ziegler in dem Punkt nicht ganz unrecht. Für unsere angeblichen „Verpflichtungen“ auf EU-Ebene wurden alleine letztes Jahr 68% der Steuereinnahmen weggegeben. Aber auch die Gesamtzahlungen Deutschlands im Rahmen angeblicher „humanitärer Verpflichtungen“ belaufen sich mittlerweile aauf einen dreistelligen Milliardenbetrag. Gebracht hat das alles wenig außer kaum noch tilgbare Staatsschulden, die Alimentierung der Helferindustrie und wachsende Abhängigkeit bei den Transferempfängern. Der Sozialstaat bekommt doch mit ähnlichen Methoden noch nicht einmal die Verlendungstendenzen in Deutschland in den Griff (er scheint sie eher zu befördern), und ich behaupte, dass sein Wesen es auch nicht schaffen wird, die Welt genesen zu lassen.
Hier übrigens noch ein paar Bilder, die illustrieren, was die Somalis durchmachen:
http://www.boston.com/bigpicture/2011/07/horn_of_africa_on_the_brink_of.html
Im Falle Somalia und ‚moralische Verpflichtung‘ ist ja auch insbesondere unser kollektives Kurzzeitgedächtnis wieder sehr hilfreich.
Die VN und die sie sicherheitsstechnisch unterstützenden Staaten (insbesondere US) haben in dieser Weltregion den Sündenfall begangen, dass sie seit black hawk down ihre humanitäre Hilfe politisch konditioniert haben….leider habe ich den link zu einem Artikel eines ehemaligen VN Koordinators (Ex-US Army Oberst) für Humanitäre Hilfe in Somalia nicht mehr gefunden.
Ein gut Teil der Ursachen für diese humanitäre Katastrophe liegt darin begründet.
Eine Bemerkung sei mir noch gestattet: unserer moralischen Verpflichtung würden wir am besten nachkommen, wenn wir neben Terroristen-Datenbanken auch Endverbleibs- oder Anschlußverwendungsdatenbanken für ‚Spezielle und Spezialisierte‘ Soldaten einführen würden weltweit. Die Kombination von charity- und security-industries unter dem Dach der VN ist schon beeindruckend…….und seltsamer Weise wird es nicht besser sondern immer schlimmer.
Somalia ist ein grosser Misthaufen.
Das alleine rechtfertigt keine Intervention. Aber leider kommen grosse Haufen Muist allein gelassen ins Rutschen und dann hat man das Problem auch nebenan.
-Piraterie vor Somalia,
-Unruhen entlang der somalischen Grenzen mit regelmässigen paramilitärischen und kriminellen Grenzkonflikten.
-letzter ungestörter Rückzugs-, Ausbildungs- und Rekrutierungsraum extremenistischer Islamisten.
-ungenutzte Bodenschätze
IMHO, die Hungerkatastrophe ist eine elegante und gerechte Begründung mal alle genannten Themen über einen Kamm zu scherren.
Die Erfahrungen mit der gescheiterten Festnahme Aidids würde ich wie andere hier auch heute nicht mehr als Gegenargument hinnehmen. Man versuchte damals mit paramilitärischen operativen Mitteln eine militärisch-strategische Entscheidung zu erzwingen, zum Teil auch aus political correctness. Und hat Erfahrungen mit einer nachvollziehbaren Niederlage gemacht. Erfahrungen die direkt zu einer anderen Handhabung ähnlicher Operationen führten, z.B. in Faludja, Kandahar usw.
Damals hat man sich zurückgezogen weil die Logik lautete „man kann niemanden mit Gewalt zwingen in Frieden, Freiheit und Wohlstand zu leben“ und „ein Krieg auf moslemischen Boden könnte negative Wirkungen haben“. Nach dem 11. September ist letzteres schlicht irrelevant geworden und ersteres ist nicht länger das Primärziel. Denn man kann sehr wohl mit Gewalt Shababmilizen schwächen, mit Gewalt Piratennester ausräuchern, mit Gewalt die Grenzen sichern.
Es kann ja gar keinen Hunger mehr geben,wenn wir unsere Lebensmittel,sprich Mais und Getreide ,so im Überfluß haben das wir es verheizen müssen!!!!
Es gäbe da noch eine Interventionsmöglichkeit, wenn es wirklich um die Beendigung der regelmäßig wiederkehrenden Hungerkatastrophen auf dem Heimatkontnent der Menschheit ginge:
Einer der Hauptverantwortlichen residiert mitten in Rom und trägt (ebenso wie seine Amtsvorgänger) seit Jahrzehnten mit seinem Kampf gegen jede Form der Geburtenkontrolle fleissig mit dazu bei, daß Hunger in Afrika zum Alltag gehört (seit ich als Kind die Bilder aus Biafra sah, hat sich daran gefühlt nichts geändert!).
Es wäre vielleicht ein echter Akt von nation building, wenn dem Vatikanstaat auch Freiheit, Demokratie und Menschenrechte gebracht würden (und im übrigen nicht der erste deutsche Auslandseinsatz dort :-))
@ Sascha Stoltenow
Das ist doch Unfug im Quadrat, was Sie da schreiben, sorry.
Es gibt Punkte, wo man der Außen- und Handelspolitik der EU Vorwürfe machen kann, dass sie Afrika destabilisiert. ZB wenn man massiv subventioniert Agrar- Überschüsse in afrikanische Märkte drückt und damit die dortige Landwirtschaftsstruktur schädigt. Übrigens haben diese Politik mal wieder Gutmenschen verbrochen, die sagten: „Wir können doch nicht bei uns Lebensmittel vernichten, wo doch in Afrika Menschen hungern…“ Das Thema ist aber inzwischen erledigt.
Ich komme inzwischen sehr zu der Auffassung, dass unsere Mitleidsindustrie Teil der Probleme in Afrika ist, nicht der Lösung.
Aber eine Schuld herleiten zu wollen, weil wir reich und die arm sind, halte ich für Unfug.
Wenn wir uns entscheiden sollten, Ressourcen dafür aufwenden zu wollen, humanitäre und soziale Probleme in Afrika lösen zu wollen, dann geht das nur mit einem ganzheitlichen Ansatz. Hier und da ein Brunnen oder ein Sack Weizen führt eher zu Stabilisierung der gegenwärtigen Verhältnisse.
Dieser ganzheitliche Ansatz geht nur über Aufzwingung guter Regierungsführung, Bekämpfung von Korruption und Kriminalität und in der Folge dieses Ansatzes dem massiven Einsatz von Sicherheitskräften, um das gegen den Willen derer durchzusetzen, die von den gegenwärtigen ostafrikanischen Verhältnissen profitieren. Etwas sarkastisch wurde mir mal auf die Frage, wie man die Probleme denn mindern können, gesagt: „Als erstes António Guterres und seine Bande ins Gefängnis werfen, dann den Schlüssel wegwerfen!“
Abschließend noch was zur „Dürre“. Hat sich mal jemand die Mühe gemacht, in die Wetter-Basisdaten für die letzten 12 Monate einzusteigen? Wenn ich die neben die 1984-1985 Daten lege, dann war das damals hefiger. Und auch bei der damaligen Hungerkatastrophe war etwas weniger Regen zwar der Auslöser, nicht aber die Ursache der Hungerkatastrophe.
Wird uns da gerade wieder ein Klima-Märchen erzählt, um hungernde Bürgerkriegsflüchtlinge „Global Warming“ in die Schuhe zu schieben, um den bundesdeutschen CO2- verschleudernden Autofahrer als Schuldigen zu ermitteln?
Nachtigall ick hör dir trapsen …
@ Steiner | 30. Juli 2011 – 16:40
Das wird zwar gern in deutsch- atheistischen Medien erzählt, hat aber mit der Realität Afrikas nichts zu tun. Die kirchliche Sexualmoral ist Teil eines Normen- und Wertekonzepts, was wesentlich weiter geht, als das Verbot von Verhütungsmitteln. Wer bei 1) Kein Sex vor der Ehe, 2) Enthaltsamkeit und Treue und 3) Keine Verhütungsmittel 1) und 2) ignoriert und dann meint, sich an 3) halten zu müssen, sollte sich auf Schizophrenie untersuchen lassen.
Im Südsudan beobachtet man zB, dass konfessionell geprägte Dörfer einen höheren Wohlstand und eine geringere Reproduktionsrate haben, als religiös entwurzelte oder auch muslimisch geprägte Gemeinden.
Das Konzept plene humanus, pleno, fidelis et exclusorius, fecundus scheint halt den ein oder anderen Schreiberling zu überfordern.
Aber ist halt so schön einfach den Papst zum Feindbild zu machen …
also der Schuldige ist eindeutig Laplace ! Hätte er nicht seinen Dämon erfunden, dann hätte die Menschheit sich nicht dem Irrglauben hingegeben, dass man letztendlich alles kontrollieren kann…….die technokratische Allmachtsillusion, mit der man echt viel Geld machen kann….
Also, nicht GenMaj Bühler oder der Pabst….Laplace wars ;-)
@ klabautermann | 30. Juli 2011 – 18:01
Der war gut!
Wobei Laplace als Napoleons Innenminister (und Steigbügelhalter) ja eigentlich live miterlebt hat, wohin diese Allmachtsfantasien führen. Der napoleonische Exportversuch der französischen Revolution nach Ägypten oder Russland ist ja eher schief gelaufen … aber wenn wir das heute mit unserer „Responsibility to Protect“ machen, ist das ja was gaaaanz anderes …
Der Laplacesche Dämon ist doch heute wieder sehr populär. Schließlich maßen sich ja unsere Klima“wissenschafter“ an, so was wie eine Weltformel zu haben und unsere Kanzlerin will das Wetter in 100 Jahren auf 2 Grad genau einstellen … und das, wo man noch nicht mal einen ordentlichen Haushalt in der Gegenwart zustande bekommt.
@Sun Tzu
„Das wird zwar gern in deutsch- atheistischen Medien erzählt, hat aber mit der Realität Afrikas nichts zu tun.“
In der Tat. Für 99% der Bevölkerung dort (wie auch hier) spielt es keine Rolle, was der Papst zur Kondomfrage sagt. Während es die überwiegend muslimischen Somalis naturgemäß nicht interessiert, nehmen Christenmänner anderswo gerne das an, was man ihnen an Legitimation für ohnehin vorhandene eigene Präferenzen gibt (keine Kondome benutzen) und ignoriert den Rest einfach. Nur in Ausnahmefällen geht vom weitgehend liberalisierten Christentum noch ausreichend Kraft aus, um tatsächliche Verhaltensänderungen zu bewirken.
Uganda gilt übrigens im Gegenzug als ein Erfolgbeispiel bei der Reduzierung der HIV-Durchseuchung der Bevölkerung. Die dortige Methode sorgte zunächst für Empörung bei vielen selbsternannten europäischen Afrika-Helfern, weil man es tatsächlich gewagt hatte, einen Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Menschen und ihrer Situation anzunehmen. Dabei weiss doch jeder, dass die Menschen in Wahrheit immer Opfer äußerer Umstände (Papst, Kapitalismus etc.) sind. Nachdem jedoch eine durch zunehmendes Elend angefachte kleine konservative Kulturrevolution Werte wie Monogamie gestärkt hatte, ging für bestimmte Aktivisten völlig überraschend auch die HIV-Rate zurück.
Die niedrigste Durchseuchungsrate auf dem afrikanischen Kontinent haben übrigens calvinistische Buren in Südafrika,deren Vorstellungen zur individuellen Lebensführung im Schnitt weitaus konservativer sind als die der Papisten.
Rechtsgerichtete Soziologen provozieren jetzt mit Thesen darüber, ob z.B. bei den Calvinisten verstärkt nachweisbare Einflüsse wie Disziplin, soziale Kontrolle und ein Ethos der Pflicht gegenüber der Gemeinschaft möglicherweise doch einzelne positive Auswirkungen haben könnten. Glücklicherweise haben solche kruden, diskriminierenden Ansichten aber nur wenig Rückhalt unter den wahren Experten.
Übrigens wurde sowhl den monogamen Ugandern als auch den disziplinierten Calvinisten jüngst Homophobie nachgewiesen, und die deutsche Entwicklungszusammenarbeitet arbeitet im Rahmen ihres Engagements für Menschenrechte und universelle westliche Werte schon an einem Bekämpfungsprogramm.
@ Orontes | 30. Juli 2011 – 18:50
Wie, das eigene Verhalten soll etwas mit dem individuellen Wohlstand, Lebensglück, Gesundheit und Erfolg zu tun haben? Soll gar Fleiß und Disziplin sowie eine Ausrichtung/Spezialisierung des eigenen Tuns an möglicherweise sogar genetisch bedingten Fähigkeiten etwas mit dem Erfolg einer sozialen Gemeinschaft zu tun haben?
Wer hat Ihnen denn dieses krude neofaschistische biologistische Gedankengut in den Kopf gesetzt?
Das sind aber nun wirklich krude Krudiditäten. Auf jeden Fall muss man verbieten, so was überhaupt denken zu dürfen. Das sind ja Gedankenverbrechen!
So, und jetzt demonstriere ich für das Recht der Männer, Kinder zu gebären! Ist ja diskriminierend, dass das nur Frauen dürfen sollen.
;-)
@Orontes
„Übrigens wurde sowhl den monogamen Ugandern als auch den disziplinierten Calvinisten jüngst Homophobie nachgewiesen, und die deutsche Entwicklungszusammenarbeitet arbeitet im Rahmen ihres Engagements für Menschenrechte und universelle westliche Werte schon an einem Bekämpfungsprogramm.“
So ein Ironieversuch schlägt fehl, wenn in Uganda Parlamentarier ernsthaft die Todesstrafe für Homosexuelle fordern.
@ T.Wiegold | 30. Juli 2011 – 19:13
Zitat: „So ein Ironieversuch schlägt fehl, wenn in Uganda Parlamentarier ernsthaft die Todesstrafe für Homosexuelle fordern.“
Sie wollen also ernsthaft ein paar intellektuelle Querschläger unter Parlamentariern als Beweis dafür aufführen, dass Homosexuelle in Uganda massiver Verfolgung ausgesetzt seien (was nicht der Fall ist)?
Wenn man jede absurde Äußerung deutscher Bundestagsabgeordneter so auf die Goldwaage legen würde, sähen wir aber ziemlich alt aus.
Es gibt wirklich wichtigere Probleme, wo wir Entwicklungshilfegelder reinstecken sollten.
Kein denkender Mensch wird ernsthaft glauben, daß „der Papst“ an allem schuld ist. Also wirklich, da würde ich doch der mir angetragenen Mitgliedschaft im „last-of-the-no-bullshit-gang“-blogger-club keine Ehre machen, wollte ich so etwas ernsthaft postulieren.
Tatsächlich teile ich die hier geäußerten Bedenken im Hinblick auf die Wirksamkeit westlicher Entwicklungshilfe im allgemeinen ebenso, wie die Sorge, daß der „Brot für die Welt“-Reflex unseres schlechten Wohlstandsgewissens letzten Endes die Zustände eher zementiert, als sie zu beenden.
Was mich an der Mentalität früherer Kolonisatoren ebenso stört, wie an den meisten Modellen moderner „Hilfe“, ist der (nur von mir empfundene?) Unterton von „Afrika (früher: der Neger) schafft das ohne uns nicht“. Für mich kommt darin ein Mangel an Respekt zum Ausdruck, der in meinen Augen Teil des Problems.
@klabautermann
Maxwells Daemon braeuchten wir, der wuerd es wieder richten.
@Sun Tzu
Besonders aktiv sind eben die extremen christlichen Fundamentalisten bei der Missionierung. Die machen mir mit ihrer verwirrten Ideologie weit mehr Angst als irgendeine islamische Gruppe. Da waechst ein Monster heran, dass uns in Zukunft vieleicht noch viel mehr Beschaeftigen wird als der derzeitige „Kampf gegen den Terror“ (der mir eh weitgehend ein sehr bequemes Deckmaentelchen fuer vielfaeltige Interessen scheint.)
@Orontes
Folgende beiden Aussagen von ihnen machen mich, durch ihre Kombination durchaus Neugierig:
„Nachdem ich ca. drei Jahre meines Lebens militärisch und später zivil u.a. in ‚humanitären‘ Einsätzen verbracht habe, glaube ich daran nicht mehr.“
„[…] Alimentierung der Helferindustrie und wachsende Abhängigkeit bei den Transferempfängern […]“
Es kommt nicht sehr viel durch, aber von den verstreuten Artikeln und Meldungen die ich ueber die Zeit gelesen habe, scheint da etwas sehr, sehr maechtig zu stinken. In Afghanistan im besonderen, vermutlich aber auch in anderen Gebieten. In den letzten 10 jahren ist die Anzahl und der Einfluss der NGO explodiert. Ich frag mich, vor allem wenn ich die Spenden druecker auf der Strasse sehe, zu welchem Teil es Charity-Business* ist und zu welchem Grad legitim und effektiv.
Aufgrund der oben zitierten Aussagen, hoffe ich sie koennen vieleicht ein wenig aus dem Naehkaestchen plaudern.
Zur Unabhaengigkeit der Geholfenen: Das kann ja nur zu einem gewissen Grad Sinn und Zweck sein. Jeglicher Altruismus laesst sich ja von Egoismus ableiten.
Man moechte doch auch im Folgenden etwas, dass bei Dankbarkeit und Wohlgeneigtheit losgeht und bei politischer oder wirtschaftlicher Abhaengigkeit endet. In den letzten Jahren hat es in der Presse zur Entwicklungszusammenarbeit immer wieder geheissen, dass man sich von den alten Schemata loesen moechte und pragmatischer an die Sache gehe. (Weniger Konzessionen/Reformen verlangen) Ganz offensichtlich aufgrund des Drucks seitens der Entwicklungsarbeit Chinas. Hat sich da irgendetwas getan?
China scheint ja sehr, sehr erfolgreich an die Sacher heranzugehen, mit der festen Absicht neue Absatzmaerkte aufzubauen, Rohstoffe zu erschliessen und die sehr gute Bauindustrie auszulasten. Von den Infrastrukturprojekten profitieren die Empfaengerlaender weitgehend sehr. Vor allem kann China das tun, da sie keine ideologische Scheuklappen haben (eg. Sudan).
Zu hoffen ist jetzt, dass china auch bei Aufbau von Verwaltungsstrukturen und Rechtsstaat hilft. Bei beiden gibt es in China bei weiten die groesste Kompetenz. (Die haben das seit 1980 selbst von Grund auf gemacht, und dabei ein sehr festgesetztes korrputes Bonzennetzwerk weitgehend rausgeworfen/umgedreht)
*Der soziale druck hier in Nordamerika Geld fuer irgendwelche charities zu spenden ist immens, und weitgehend unsinnig. Statt schnell mal eine viertel Million aus der Portokasse zu zahlen, werden ganze Belegschaften freigestellt um Peanuts durch Bakesales oder aehnlichen quatsch einzunehmen. Natuerlich bevorzugt fuer suesse kranke Kinder, Tiere oder Haiti. Dazu kommen die Druecker an allen Ecken, die privat-wirtschaftlichen Druecker von den Maltesern in Deutschland sind da noch harmlos dagegen.
@Sun Tzu
Komisch, dass es nur ein paar intellektuelle Querschläger waren, die das Gesetz mit der Todesstrafe immerhin ins Parlament gebracht haben, was dann aus technischen Gründne nicht behandelt wurde…
http://www.guardian.co.uk/world/2011/may/13/uganda-anti-gay-bill-shelved
Nun gut, mag so sein, ist alles von den westlichen Medien aufgebauscht natürlich.
Die Verbindung zur Entwicklungshilfe haben Sie jetzt gezogen, ich nicht.
@T. Wiegold
„So ein Ironieversuch schlägt fehl, wenn in Uganda Parlamentarier ernsthaft die Todesstrafe für Homosexuelle fordern.“
Meine Bemerkung war sarkastisch gemeint, denn deutsche Politik wird an der allgemeinen Ablehnung männlicher Homosexualität in dieser Region der Welt ebensowenig ändern können wie an der Abneigung gegenüber dem Gebrauch von Kondomen und der Zahl der HIV-Infizierten in Afrika, der Rolle der Frau in Afghanistan oder dem Unwillen von Somalis oder Afghanen zur Staatsbildung. Ich bin aber zuversichtlich, dass schon aus finanziellen Gründen vor uns eine Zeit der außenpolitischen Bescheidenheit und des Realismus liegt.
@sd
Wenn der Speicher des Dämons voll ist, kann er erst nach Zurücksetzung weiter benutzt werden. Der Speicher scheint mir mehr als voll. Wenn Sie einen Weg finden, ihn zurück zu setzen, dann sind Sie bestimmt der nächste Nobelpreisträger in Mathematik ;-)
@ sd | 30. Juli 2011 – 19:30
Natürlich sind durchgeknallte Typen in jeder Glaubensrichtung möglich. Nur glaube ich, dass hier das Christentum heute eher wenige Ausfälle produziert.
Beim Attentäter in Norwegen hat sich ja jeder von diesem Verbrecher distanziert. Das sah zB bei 9/11 in der islamischen Welt anders aus. Da wurden regelrechte Freudenfeste veranstaltet, US-Fahnen verbrannt und selbst in Duisburg wurde „Tod den Ungläubigen, Tod den USA“ skandiert, um anschließend im Betraum zu feiern.
Diese unterschiedliche Reaktion zeigt mir: Im Christentum hat religiös motivierter Terrorismus so gut wie keinen Rückhalt. Teile der islamischen Welt müssen da noch dazu lernen.
Wobei Sie Recht haben, dass man die Frontbildung, die da in den letzten Jahren stattfindet, sehr genau im Auge behalten muss.
@ T.Wiegold | 30. Juli 2011 – 19:35
Haben Sie mal beobachtet, was zB die Linkspartei regelmäßig für einen Unfug als Gesetzentwurf einbringt?
Da könnte man so manche Geschichte raus machen.
Wer Deutschland als faschistisch, kommunistisch, pädophil etc. darstellen will, der wird sicher fündig in zahlreichen Bundesdrucksachen. (Hatten die Grünen nicht mal einen Parteitagsbeschluss zur Legalisierung der Pädophilie …)
Ach ja, wann noch mal wurde § 175 StGB in Deutschland aufgehoben? 1994.
@Sun Tzu
„Diese unterschiedliche Reaktion zeigt mir: Im Christentum hat religiös motivierter Terrorismus so gut wie keinen Rückhalt. Teile der islamischen Welt müssen da noch dazu lernen. “
Das schon aus demographischen Gründen schwindende liberale westliche Christentum ist möglicherweise nicht mehr repräsentativ für die ganze Religion. Praktische Lernprozesse vor Ort laufen m.E. eher in die andere Richtung. In Subsahara-Afrika (z.B. Nigeria, Südsudan), Indonesien oder auch Ägypten meine ich eine gewisse Radikalisierung unter Christen ausgemacht zu haben, nachdem Feindesliebe und Gewaltlosigkeit sich zur Abwehr von Massakern als ebenso wirkungslos erwiesen haben wie Fr. Käßmanns gute Ratschläge bzgl. „Fantasie für den Frieden“ oder so. Die Täter hingegen müssen nichts dazulernen, denn sie haben meistens Erfolg. Im Irak z.B. können sich Christen nicht mehr radikalisieren, weil es dort fast keine mehr gibt.
Was Homosexualität angeht, so habe ich v.a. in Subsahara-Afrika unter Christen wie auch Nichtchristen nichts als absolute Ablehnung dieser Orientierung erlebt. Man ist dort verbreitet der Ansicht, dass es sich dabei um eine aus dem Westen importierte Verfallserscheinung handelt. Westliche Multikulturalisten sind zutiefst verunsichert, weil auch scheinbar friedliche afrikanischstämmige Grasraucher in diesem Punkt recht konkret werden und man noch keinen Bezug zum Papst herstellen konnte, siehe u.a. http://www.houseofreggae.de/news/230-neon-beitrag-aufruhr-reggae-community.html
Die Wahl von Terror als Mittel, reflektiert doch eine Machtlosigkeit, sonst wuerden wirtschaftliche, politische oder militaerische Mittel vermutlich bevorzugt werden. Bei den ersten beiden setzten die fundamentalistischen Christen im Westen an. Dazu kommt, dass Gruppen im Islam erst kuerzlich, von den Christen, gelernt hat wie bedeutend die Missionierung als Machtinstrument sein kann. Den Wettlauf haben sie aber bereits verloren, selbst in islamischen Laendern ist die Religion in die Defensive geraten. Vergegenwaertigen sie sich doch nur einmal was fuer ein verantwortungsloer Zuendler man sein muss, wenn man in Afghanistan oder Indonesien eine christliche Missionstaetigkeit aufnimmt. In der Côte d’Ivoire haben wir sehen koennen wie ein Konflikt durch fundamentalistische Konvertiten noch weiter Angeheitzt wurde. (Ein Symptom: Gbago und vor allem seine Frau haben sich fuer von Gott gesand gehalten.)
Dazu kommt noch was Orontes angemerkt hat, das europaeische Christentum geraet zu einer Randgruppe. In Afrika und auch zunehmend in Suedamerika wird der akademische theologische Unterbau weitgehend Ignoriert im besten fall und abgelehnt im schlimmsten Fall. Die Bibel selbst spielt eine groessere Rolle als die Scholastik, und im Vergleich zur Bibel ist die Scharia ein sehr grosser Schritt in Richtung Rechtsstaatlichkeit und Moderne.
Nur Leider ist man auf diesem Auge weitgehend Blind, nichtzuletzt Aufgrund des Einflusses der christlichen Fundamentalisten in den USA und des Idealismus in unseren moderaten lutherischen Kirchen. Die katholische Kirche ist etwas mehr auf der Hut, aber hat sich schon einmal die Finger daran verbrannt und ist vorsichtig geworden.