Erneut Bundeswehrsoldat in Afghanistan gefallen – Zusammenfassung
Innerhalb weniger Tage ist erneut ein deutscher Soldat bei einem Sprengstoffanschlag in Afghanistan gefallen. Ein 23-jähriger Oberstabsgefreiter der Panzerbrigade 21 Lipperland starb am Donnerstag, als ein Schützenpanzer Marder in der nordafghanischen Provinz Baghlan 36 Kilometer südlich von Kundus in eine Sprengfalle geriet. Zwei Soldaten wurden schwer, drei weitere leicht verwundet. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr saßen die Soldaten in einem Schützenpanzer der neusten Ausbaustufe, einem so genannten Marder 1A5, der zum Schutz vor allem gegen Sprengfallen (Improvised Explosive Devices, IED) aufgerüstet wurde.
Bei den Verwundeten handelt es sich nach Bundeswehrangaben um einen 30-jährigen Hauptfeldwebel, einen 27-jährigen Stabsunteroffizier, zwei 24 und 21 Jahre alte Hauptgefreite und einen 46-jährigen Feldwebel der Reserve, der als Sprachmittler eingesetzt ist. Auch diese Soldaten gehören zur Panzerbrigade 21 aus Augustdorf (NRW).
(Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert via flickr unter CC-Lizenz)
Die Soldaten der 2. Kompanie des Ausbildungs- und Schutzbataillons (ASB) Mazar-e Sharif, stationiert im Observation Point North (OP North) im Norden der Provinz Baghlan, waren als Sicherung für Kameraden eingesetzt, die an einer Hauptverbindungsstraße zwischen den Orten Kundus und Pul-e Khumri nach Sprengfallen suchten. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos untersuchte die Einheit einen Verdachtsort, also einen Hinweis auf eine gelegte Sprengfalle, als sich die tödliche Explosion ereignete.
Unklar ist noch, ob es den Aufständischen damit erstmals gelungen ist, einen der Marder-Schützenpanzer erfolgreich anzugreifen. Die gepanzerten Fahrzeuge mit ihrer 20-Millimeter-Maschinenkanone sind wegen Beweglichkeit und Feuerkraft bei den Aufständischen gefürchtet.
Die Häufung der Anschläge sorgt uns, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière am Rande des Evangelischen Kirchentages in Dresden. Die Botschaft an die Soldaten wie an die deutsche Bevölkerung, aber auch an die Aufständischen sei klar: Vor Gewalt darf man nicht weichen. Wenn wir jetzt gingen, würde das Vertrauen und das Selbstvertrauen der Afghanen erst recht erschüttert. Die Taliban hätten dann leichtes Spiel. Wir werden in unserem engagement nicht nachlassen, versicherte der Minister: Unsere Strategie ist richtig, sie greift. Die Taliban verlieren an Boden, gerade im Norden Afghanistans. Mit perfiden Anschlägen versuchten sie, den Eindruck von Stärke zu vermitteln: Das Gegenteil ist der Fall.
Erst am vergangenen Samstag waren zwei Bundeswehrsoldaten bei einem Anschlag auf ein Sicherheitstreffen von afghanischen und ISAF-Offiziellen in Taloqan in der benachbarten Provinz Takhar gefallen; am Mittwoch vergangener Woche ein Hauptmann bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Patrouille in der Nähe von Kundus. Die Trauerfeier für diese drei Gefallenen ist für den (morgigen) Freitag in Hannover geplant.
Mich irritiert das schon seit der ersten Meldung: Angeblich ein Marder 1 der höchsten Ausbaustufe A5.
Nun muss ich leider klugscheissen, dass die neueste Version 1A5A1 ist. Und die sind auch schon unten. Also entweder die Bundeswehr ist unpräzise oder es war nicht die neueste Version.
Nun ja, nette Worte. Nur sollte der Minister auch mal seine sicherheitspolitischen Hausaufgaben machen. Es reicht langsam.
Unsere Regierung hat angekündigt, zu einem bestimmten Stichtag abzuziehen. Man hat eben nicht gesagt: „Wir ziehen ab, wenn der Job erledigt ist! Bis dahin machen wir jeden platt, der uns angreift.“
Damit können die Aufständischen gegenwärtig jedem ISAF-Sympathisanten sagen, ab wann die Taliban wieder das Sagen haben und süffisant hinzufügen: „Wir werden uns erinnern und jeden holen, der uns nicht geholfen hat!“ Eine derartige bundesdeutsche Kommunikationsstrategie als saublöd zu bezeichnen, ist wohl noch geschmeichelt. Aber die Käsmänner der Republik agitierten gerade vulgärpazifistisch durch die Republik, da vergaß man sicherheitspolitischen Sachverstand und unterwarf sich der innenpolitischen Stimmung. Wer Zweifel an der eigenen Willenskraft aufkommen lässt, verliert.
Dann hat man sich selbst Grenzen gesetzt. Schutz der Zivilbevölkerung, keine gezielte Liquidierung von Feinden etc. Als Sekundärziel ist das ja alles schön und gut. Es darf nur nicht das Primärziel untergraben: Die Vernichtung oder Unterwerfung des Feindes! Das tut es aber gegenwärtig.
Unsere Soldaten in Afghanistan sollen aber offenbar nur lieb kuscheln. Auch damit verliert man einen Krieg.
Siehe Clausewitz:
„3. Äußerste Anwendung der Gewalt
Nun könnten menschenfreundliche Seelen sich leicht denken, es gebe ein künstliches Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zuviel Wunden zu verursachen, und das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so muß man doch diesen Irrtum zerstören, denn in so gefährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten. Da der Gebrauch der physischen Gewalt in ihrem ganzen Umfange die Mitwirkung der Intelligenz auf keine Weise ausschließt, so muß der, welcher sich dieser Gewalt rücksichtslos, ohne Schonung des Blutes bedient, ein Übergewicht bekommen, wenn der Gegner es nicht tut. Dadurch gibt er dem anderen das Gesetz, und so steigern sich beide bis zum äußersten, ohne daß es andere Schranken gäbe als die der innewohnenden Gegengewichte.
So muß man die Sache ansehen, und es ist ein unnützes, selbst verkehrtes Bestreben, aus Widerwillen gegen das rohe Element die Natur desselben außer acht zu lassen.
Sind die Kriege gebildeter Völker viel weniger grausam und zerstörend als die der ungebildeten, so liegt das in dem gesellschaftlichen Zustande, sowohl der Staaten in sich als unter sich. Aus diesem Zustande und seinen Verhältnissen geht der Krieg hervor, durch ihn wird er bedingt, eingeengt, ermäßigt: aber diese Dinge gehören ihm nicht selbst an, sind ihm nur ein Gegebenes, und nie kann in der Philosophie des Krieges selbst ein Prinzip der Ermäßigung hineingetragen werden, ohne eine Absurdität zu begehen.“
Wir begehen gerade genau diese Absurdität!
Es ist nur logisch, dass die Aufständischen mit perfiden hinterhältigen Methoden alles tun, was ihnen einen Vorteil verschafft. Tote deutsche Soldaten sind für die IMU gegenwärtig ein Hochwertziel, denn damit zermürben sie möglicherweise die Heimatfront und siegen so. Also werden diese deutschen Gefallenen produziert, egal wie.
Das Verhalten deutscher Politiker, Medien und öffentlicher Multiplikatoren hat nun mal Auswirkungen auf das Schlachtfeld.
Man plaudert wohl kein Geheimnis aus, wenn man schreibt, dass die IMU sich im Winter massiv aufgerüstet und ausgebildet hat, um eben diesen Guerillakrieg zu führen. Unsere Jungs kämpfen nicht gegen dumme Bauern, sondern gegen Spezialisten (die eine Menge dumme Bauern anleiten …). Das weiß auch Herr de Maizière.
Nur wenn die Bundeswehr politisch gewollt die entsprechenden Fähigkeiten nicht nachführen und einsetzen darf, dann geht das halt schief. Das sehen wir gerade.
Der Feind hat gerade die Initiative, an der Heimatfront, als auch auf dem Schlachtfeld.
Ich kann bisher nicht erkennen, dass die Verantwortlichen etwas wirksames unternehmen, was das ändern würde.
Ich halte es zudem für dumm, zu erklären, dass die Taliban am Ende seien. Wenn der Herr Minister seine Akten gelesen hat, weiß er, was möglicherweise noch so kommt. Meiner Meinung kann man froh sein, wenn man diesen Sommer mit weniger als 50 eigenen Gefallenen im RC North übersteht, wenn man nicht unverzüglich die Initiative zurückgewinnt. Bei den gegenwärtigen politischen Vorgaben sehe dafür aber wenig Chancen.
Da bleibt lediglich die Hoffnung auf den amerikanischen „Babysitter“ für die Bundeswehr.
Vielleicht gibt ja jemand diesem Sun Tzu Verschnitt endlich ein paar taktische Atomwaffen und schickt in nach Afghanistan oder in die Wüste. Da kann er dann seine feuchten Träume von der „äußersten Anwendung der Gewalt“ ausleben.
/satire
Die Jungs sind auf eine Mine aufgefahren. Durch wildes bekämpfen eines nicht erkannten Feindes kann man das wohl kaum vermeiden.
Man könnte ja damit anfangen, erkannte IED-Leger auszuschalten. Ich erwähnte es schon an anderer Stelle.
Ist das eigentlich jemals bestätigt worden? Mag sein, dass ich das nicht mitbekommen habe, aber meines Wissens nach nicht.
@ b | 02. Juni 2011 – 19:09
Sie sind doch des Lesens kundig, warum also diese billige Polemik? Oder überfordert Sie dieses Zitat des Herren von Clausewitz? Schade. Sie sind damit aber leider nicht allein.
Auch wenn ich Ihre inhaltliche Sicht eher selten teile, waren Ihre Kommentare früher durchaus mal interessant. Gehen Ihnen die Argumente aus, oder warum lassen Sie so nach?
Tja SunTsu, fehlt nur noch der Krieg im Clausewitzschen Sinne …
@b
Sie sollten sich an Dingen versuchen von denen Sie etwas verstehen, Satire gehört offfensichtlich nicht dazu.
Die Nummer mit den IED-Legern unter den Augen der Bundeswehr von Uli Gack werden wir wohl offiziell nie bestätigt bekommen, ich halte sie aber für wahrscheinlich.
Insofern sind es die vieleln Kleinigkeiten, die in der Summe einen Erfolg verhindern, aber Hauptsache wir haben ein gutes Gewissen.
@ Heiko Kamann | 02. Juni 2011 – 19:25
Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihren Einwand etwas näher erläutern.
@StFwdR
Was halten Sie daran für unwahrscheinlich? Die Bundeswehr beobachtet IED-Pflanzer, kann sie aber nicht mit weitreichenden Waffen bekämpfen, da sich Zivilisten in naher Umgebung bewegen. Dann wird ein Trupp dorthin befohlen, der die Dinger wieder unschädlich macht.
Die IED-Pflanzer werden nicht verfolgt und nicht offensiv bekämpft. Morgen wird dann wieder gepflanzt…
Das war die Aussage von Gack.
@Peter
„Die Bundeswehr beobachtet IED-Pflanzer, kann sie aber nicht mit weitreichenden Waffen bekämpfen, da sich Zivilisten in naher Umgebung bewegen. Dann wird ein Trupp dorthin befohlen, der die Dinger wieder unschädlich macht.“
Genau das halte ich für wahrscheinlich ;-)
Der Fehler liegt dann wo ?
@ Peter, @ StFwdR
Die Geschichte von Uli Gack halte ich für absolut glaubwürdig. Marco Seeliger hat die gleiche Geschichte aus eigener Recherche schon vor zwei Jahren in „loyal“ geschrieben. Sie passt in unsere deutsche, bürokratische Rechtskultur für eine Armee.
Jenseits der Polemik von und gegen @ Sun Tzu stellt er mit seinem Zitat von Clausewitz doch die richtige Frage, ob man ein „bisschen Krieg“ führen kann ?
Genau diese Situation haben wir momentan im deutschen Bereich in AFG.
Es hilft uns nicht weiter, wenn wir mit jeden gefallenen Soldaten unseren Durchhaltewillen bekunden, aber den Gegner auf der anderen Seite nicht abschrecken oder einschüchtern können oder wollen. Einschüchtern tut einfach ein massiver militärischer Gewalteinsatz. Er erzeugt Respekt vor dem militärischen Gegner und hält die Taliban auf Distanz.
Wir und die afghanischen Regierungssoldaten werden das Land nicht befrieden können. Die verschiedenen Gruppen müssen ihr Kräftegleichgewicht finden und das Land dann gemäß ihrer relativen Stärke aufteilen. Das wird sowieso nach dem Abzug der Nato passieren. Bis dahin sollten wir uns allerdings aufgrund unserer materiellen Überlegenheit Respekt verschaffen, nach dem Motto „Speak softly and carry a big stick; you will go far.“ Zumindestens hat so die Abschreckung im kalten Krieg sehr gut funktioniert.
Im Übrigen macht es mich sehr traurig, dass wir in diesem, meiner Meinung nach, sinnlosen, da ohne nachhaltiges Ergebnis, Krieg schon wieder einen deutschen Gefallenen und fünf Verwundete zu beklagen haben.
Meine Trauer und mein Mitgefühl gilt den Angehörigen.
Das eigentliche Drama und Versagen ist ein anderes: Es ist der ISAF und insbesondere den Deutschen seit 10 Jahren nicht gelungen zu einem relevanten Knotenpunkt im Netzwerk der afghanischen Gesellschaft zu werden. Es gibt keine nennenswerte Humint-Kapazitäten, die deutschen Kommandeure haben weder die Mittel noch die Stehzeiten, die nötig wären, um das Konzept der vernetzten Sicherheit oder auch COIN umzusetzen. Es gibt für die Afghanen keinen vernünftigen Grund, ums zu vertrauen oder auch nur langfristig Ernst zu nehmen. Und das einzige Sicherheitsinteressen, dass wir befördern, ist, den kleinstmöglichen Preis für eine Solidaritätssimulation mit den Amerikanern zu bezahlen. Politisch sinnvoll, insbesondere für nicht-strategiefähige Nationen wie Deutschland,
militärisch ein Debakel und menschlich eine Tragödie.
„Sie passt in unsere deutsche, bürokratische Rechtskultur für eine Armee.“
So betrachten Sie als das Vermeiden von Kollateralschäden?
„Zumindestens hat so die Abschreckung im kalten Krieg sehr gut funktioniert.“
Das war ein anderer Gegner.
„Und das einzige Sicherheitsinteressen, dass wir befördern, ist, den kleinstmöglichen Preis für eine Solidaritätssimulation mit den Amerikanern zu bezahlen. Politisch sinnvoll, insbesondere für nicht-strategiefähige Nationen wie Deutschland,
militärisch ein Debakel und menschlich eine Tragödie.“
Schön gesagt.
Es ist der ISAF und insbesondere den Deutschen seit 10 Jahren nicht gelungen zu einem relevanten Knotenpunkt im Netzwerk der afghanischen Gesellschaft zu werden.
Richtig. Die Afghanen lehnen unser Operationen dort mit großer Mehrheit ab. Die afghanische Regierung lehnt ebenfalls einen Großteil der militärischen NATO Operationen dort ab (die monetären Operationen werden natürlich angenommen.)
Aus der jüngsten ICOS Umfrage unter Afghanen:
„Sind NATO Operationen gut oder schlecht für die Afghanen?“
Im Süden sagen 87% “schlecht”, im Norden sagen 76% “schlecht”.
Ist dann noch der Einsatz mit dem UN Mandat, Unterstützung des afghanischen Volkes und der (nicht gewählten) Regierung, vereinbar? Ich denke nein.
@ Nico
Kollateralschäden im Krieg müssen nach dem Völkerrecht nicht um jeden Preis vermieden werden. Vorausssetzung ist das das gewünschte militärische Ziel anderweitig nicht erreicht werden kann, dass nicht vorsätzlich Unbeteiligte getötet werden und das die Kollateralschäden nicht unverhältnismäßig zum beabsichtigten militärischen Ziel sind.
Für meine Begriffe ist jemand der nachts am Straßenrand in AFG etwas vergräbt, ein Aufständischer oder ein Unterstützer von Aufständischen. Wenn eine solche Situation von Aufklärungsdrohnen beobachtet wird, sollte sofort angegriffen werden. Wenn die Dorfbevölkerung es duldet oder unterstützt, das auf diese Weise Anschläge vorbereitet werden, dann muss sie das Risiko eines Angriffes mittragen.
Und noch eins.
Ich würde mir wünschen, dass der Minister in der Öffentlichkeit, z.B. gerade auf dem evangelischen Kirchentag in Dresden, nicht nur sagt, dass es zum Berufsrisiko des Soldaten gehört, im Einsatz verwundet oder getötet zu werden. Es gehört auch zum beruflichen Normalfall für einen Soldaten im Krieg, dass er bei Ausübung seines Auftrages Menschen tötet.
Ganz legal, ganz offen und nicht aus Versehen. Wenn dies Alle in der deutschen Öffentlichkeit kapiert und akzeptiert haben, dann kann man solche Gedanken zum Einsatz der Bundeswehr äußern, wie der Minister dies letzte Woche im Bundestag zur deutschen Sicherheitspolitik und zur Reform der Bundeswehr getan hat.
Und? Sehen Sie unter den von Ihnen aufgeführten Punkten auch nur einen, der das Töten von Zivilisten in diesem Fall rechtfertigen würde?
Was für Sie eine Person ist, die nachts am Straßenrand etwas vergräbt, ist für jemand anders ein Bauer, der die kühlen Morgenstunden nutzt, um einen Bewässerungsgraben zu reinigen oder zu reparieren. Was spricht dagegen, anstelle eines Artillerieeinsatzes die vorhandenen Drohnen zu nutzen, um den Verdächtigen zu seinem Haus zu verfolgen, welches damit mindestens ein Zugriffsziel für eine Durchsuchung darstellt?
„Wenn die Dorfbevölkerung es duldet oder unterstützt, das auf diese Weise Anschläge vorbereitet werden, dann muss sie das Risiko eines Angriffes mittragen.“
Ich denke die armen Dorfbewohner werden von den Taliban zur Unterstützung genötigt? Ansonsten hätten solche Extremisten doch gar keinen Rückhalt in der Bevölkerung und es wäre alles gut in Afghanistan. Sagt zumindest die Regierung. Da können Sie doch nicht die armen Dorfbewohner angreifen.
„Wenn dies Alle in der deutschen Öffentlichkeit kapiert und akzeptiert haben,“
Wird nicht passieren, weil es die Mehrheit weder kapieren und erst recht nicht akzeptieren will. Daher wird sich auch weiterhin kein Politiker den Mund daran verbrennen wollen.
@ Nico
Zitat:
„Ich denke die armen Dorfbewohner werden von den Taliban zur Unterstützung genötigt? Ansonsten hätten solche Extremisten doch gar keinen Rückhalt in der Bevölkerung und es wäre alles gut in Afghanistan. Sagt zumindest die Regierung. Da können Sie doch nicht die armen Dorfbewohner angreifen.“
Ich vermute Sie haben diese Aussage polemisch gemeint. Im Chat ist es immer schwierig die Gefühlslage des Anderen einzuschätzen.
Das Problem bei jeder Partisanenarmee ist, dass sie sich wie ein Fisch im Wasser bewegen kann. Den Rückhalt haben die Taliban ja nur in den paschtunischen Siedlungsenklaven im afg. Norden. Der Rest der Bevölkerung im Norden ist strikt gegen die Taliban. Also die Paschtunen werden nicht nur zur Zusammenarbeit gezwungen, sie machen zumindestens teilweise freiwillig mit.
Wenn unser „Schutzauftrag“ der afghanischen Bevölkerung vor den Aufständischen nicht funktioniert, vielleicht funktioniert die Abschreckung. Wenn die Bevölkerung mehr Angst vor einem Gegenschlag der Nato, als vor einem Racheakt der Taliban hat, dann ist sie vielleicht kooperativer und präventiver mit uns als zur Zeit.
Samthandschuhe eignen sich nicht zur Abschreckung !
PS:
Zitat:
“Wenn dies Alle in der deutschen Öffentlichkeit kapiert und akzeptiert haben,”
Wird nicht passieren, weil es die Mehrheit weder kapieren und erst recht nicht akzeptieren will. Daher wird sich auch weiterhin kein Politiker den Mund daran verbrennen wollen. “
(Gemeint war der Hinweis, das das Töten von Menschen zum Berufsbild des Soldaten im Einsatz gehört)
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, nur — dann darf man auch die eigenen Soldaten nicht nach Afghanistan in den Einsatz schicken. Sonst sind sie nämlich das deutsche Bauernopfer der Regierung !
Ich schätze den guten Herrn Gack und einige der selbsternannten „Spezialisten“.
Aber dass die Bw wegen den Juristen keine Bombenleger bekämpfen darf, das stimmt nicht!
Wenn klar erkannt werden kann, dass jemand ein IED vergräbt, dann darf bekämpft werden. Aber wie erkennt man bei Nacht bzw. aus der Ferne, dass dort wirklich ein IED vergraben wird. Leider ist es im Süden passiert, dass Zivilisten getötet worden sind weil man dachte, dass sie ein IED vergraben… was aber nicht stimmte.
Wir dürfen nicht anfangen auf jeden zu schiessen, der was vergräbt. Und es darf nur dann bekämpft werden, wenn die feindliche Absicht klar erkannt ist. Ich darf ja auch nicht jeden Zivilisten hier erschiessen, der eine Waffe trägt.
Zu Clausewitz… der war nie in AFG… genau wie viele andere auch nicht!
Sie war sarkastisch gemeint. Natürlich haben die INS Rückhalt zumindest in Teilen der Bevölkerung, wie auch immer dieser zustande kommt. Übrigens eben nicht nur bei den Pashtunen, sondern in letzter Zeit auch bei anderen ethnischen Gruppen. Was einem schwer zu denken geben sollte.
Natürlich funktioniert Gewalt als Abschreckungsmittel, wenn man nur genug davon einsetzt. Nur wie viel wollen Sie davon einsetzen? Wie viel glauben Sie einsetzen zu müssen, um die Gewalt, die die INS einsetzen (würden), noch zu toppen? Glauben Sie, dass das realistisch durchführbar ist? Ich nicht.
Zudem sprechen die Erfahrungen, die die letzten Besatzer gemacht haben, gegen diese Methode. Wenn man nicht gerade einen Völkermord in Kauf nehmen will, bringt man dort die Bevölkerung nur noch mehr gegen sich auf.
„Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, nur — dann darf man auch die eigenen Soldaten nicht nach Afghanistan in den Einsatz schicken. Sonst sind sie nämlich das deutsche Bauernopfer der Regierung !“
Korrekt. Aber solange die Verluste dort im Rahmen des Ertragbaren bleiben, ist das für die Regierung wohl erträglich. Und dem Volk ist es auch nicht so wichtig. Das ist die traurige Realität.
@jetflyer: Genau. Wobei ein in der Öffentlichkeit bewaffneter Zivilist in Deutschland auch keine sonderlich hohe Lebenserwartung hat. :-)
@ Jetflyer:
Natürlich ist das klare Identifizieren eines IED-Verbringers nicht leicht.
Aber die Nachtsichfähigkeiten des deutschen EinsKtgt sind ja auch noch deutlich ausbaufähig. Zudem gab es nach meinem Stand auch in den letzten Monaten noch merkwürdige Auslegungen der ROE durch die mil. Führung.
Zu Clausewitz: Die Gedanken von Clausewitz sind ja gerade deßhalb so interessant, da seine Kernüberlegungen zeitlos sind. Gen. Powell sagte nach Ende des Vietnam-Krieges: Das lesen von Clausewitz – nach Ende des Krieges – war wie ein Lichtstrahl für ihn. Die Anwendbarkeit der clausewitzschen Theorie in aktuellen Konflikten wurde in den letzten Jahren mehrfach glaubwürdig dargestellt. Bsp.:
http://ebucherstapel.com/dokument-ansehen/YToyOntpOjA7czo3NDoiaHR0cDovL3d3dy5jbGF1c2V3aXR6LmNvbS9yZWFkaW5ncy9DbGF1c2V3aXR6aW1aZWl0YWx0ZXJkZXJOZXVlbktyaWVnZS5wZGYiO2k6MTtzOjcwOiJDbGF1c2V3aXR6IGltIFplaXRhbHRlciBkZXIgbmV1ZW4gS3JpZWdlOiBEZXIgS3JpZWcgaW4gUnVhbmRhIDE5OTAgLi4uIjt9
Die Einlassungen des IBuK und des EinsFüKdo zu den letzten Tagen („Angriffe sind Zeichen der Schwäche“) halte ich für sehr bedenklich.
Es fehlt in der Bw eben allgemein an einer sauberen kriegstheoretischen Grundlage. Obwohl man in der Clauswitz-Kaserne den Führungsnachwuchs ausbildet..
Ihnen, jetflyer, wünsche ich für Ihren schweren Dienst weiterhin viel Kraft und Energie.
Es ist immer sehr gewinnbringend ihre Stimme aus dem Einsatz hier zu haben!
Vielen Dank – auch – dafür.
wie viele junge Männer müssen noch sterben, wie viel Leid bringt es den Frauen, Kindern, Eltern. wofür???????Ich versteh es nicht!!!
und seid nicht böse, aber wenn die sich da unten in einer Nicht-Zivilisation wie Wilde aufführen, warum müssen unsere Soldaten dafür mit dem Leben bezahlen. Da möchte auch keiner sich verpflichten, wenn er dann zu diesen „Menschen“ muss, die sich jeglicher Menschlichkeit und Respekt vor dem Leben und dem Anderen benehmen.
@Memoria
@ Jetflyer:
„Aber wie erkennt man bei Nacht bzw. aus der Ferne, dass dort wirklich ein IED vergraben wird.“
Indem man die Firmen anfordert welche diese Fähigkeiten kostengünstig bereitstellen.
„Natürlich ist das klare Identifizieren eines IED-Verbringers nicht leicht.
Aber die Nachtsichfähigkeiten des deutschen EinsKtgt sind ja auch noch deutlich ausbaufähig.“
Es gibt Systeme die dies können, aber ihre Beschaffung ist nicht gewollt!
Man benötigt für diese Lösungen keine Großen deutsche Firmen und Jetpiloten.
http://www.dosystems.com
http://www.diamond-air.at/da42_mpp+M52087573ab0.html
http://www.m4com.de/visco.php?lang=de
uvm
So ist das mit der Führsorge, wenns ums Geld geht hört die Freundschaft auf und die Lobbyarbeit beginnt.
@Memoria
Es fehlt in der Bw eben allgemein an einer sauberen kriegstheoretischen Grundlage.
Benötigt man auch nicht, da man mit einem Polizeimandat im Einsatz ist :-)
Was die Ausrüstung betrifft gibt es mit Sicherheit noch Verbesserungsbedarf. Aber selbst die beste Ausrüstung kann eines nicht ersetzen: Den Willen und die Möglichkeit ENTSCHEIDUNGEN zu treffen. Ich war selber 3 mal in AFG und immer außerhalb der Lager eingesetzt. Hier werden teilweise keine Entscheidungen getroffen aus Angst etwas falsch zu machen. Immer nach der Devise: Wer nix macht, macht nix verkehrt und wer nix verkehrt macht wird befördert. Die Meinungen die diverse Politiker nach Gefallenen von sich geben wundern mich nicht. Ich habe Politiker (egal von welcher Partei) die nach AFG kamen immer als völlig unwissend kennen gelernt. Selbst Mitglieder des Verteidigungsausschusses legten eine bemerkenswerte Unkenntnis an den Tag.
Wenn man Ihnen dann Zusammenhänge erklärte kam fast immer die gleiche Reaktion: Da hab ich noch nie was von gehört….!!!
Auf welcher Grundlage treffen die dann Ihrer Entscheidungen…???
Ausrüstung ist nicht alles…man muss damit umgehen können und sollte schon vor dem Einsatz daran ausgebildet sein. Hier fangen schon viele Probleme an…
Das größte Problem ist jedoch der mangelnde Willen Entscheidungen zu treffen und auch den Soldaten vor Ort die Freiheit zu geben angemessen zu agieren.
Der letzte Rest dieses Willens, sollte er jemals vorhanden gewesen sein, ist mit den Tanklastern in Rauch aufgegangen.
Wenn man von UNS erwartet das wir unser Leben riskieren dann soll man uns bitte auch die Möglichkeit geben uns zu wehren. Die Soldaten kennen Ihre ROE…
Aber…Vertrauen in die Soldaten…???
Frei nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser…!!!
Die Kontrollwut ist allgegenwärtig…
Bloß keine Fehler machen…denn……. siehe oben….
@ Elhanan:
Widerspruch: es ist kein Polizeimandat mehr. Weder die UN-Sicherheitsratsresolution noch das Bundestagsmandat sind ein „Polizeimandat“.
Auch die ROE sind – mittlerweile – mehr als ein Polizeimandat.
Bis 2009 hatte das BMVg über die ROE auf dm „Verwaltungsweg“ aus einer Kapitel VII-Operation (Gewaltandendung zur Auftragserfüllung) eine Kapitel VI-Operation (Gewaltanwendung nur zur Selbstverteidigung) gemacht.
Man redet sich nur allzu oft ein man könne bzw. dürfe nichts tun
Zu Beschaffung: Ich sehe bei diesen Dingen nicht das Geld als Hauptproblem, sondern die unzureichende Formulierung von Forderungen duch den Bedarfsträger. Gera beim angeschnittenen Thema sind oftmals die technischen Möglichkeiten gar nicht bekannt. Daher nutzt man dann verstärkt MIRA u.ä. Dinosaurier-Systeme.
Auch da redet man sich ein, dass man nicht machen könne, da ja Geld fehlt.
Also stellt man keinen ESB-Antrag. self-fullfilling profecy…
@Elthanan:
Wenn man mit der Nachsicht-/Wärmebildkamera verfolgt, wie im Dunkeln Löcher in die Strasse gegraben werden, also offensichtlich nicht repariert wird, dann sieht wie Granatenartige Objekte verbracht werden und auch die Kabel gezogen werden… dann ist das erkennen eines IED Verbringers echt nicht schwer..
Und ja… die Mittel zur Erkennung sind durchaus verhanden, wenn sie auch nicht von den Deutschen dort eingebracht wurden. Die Mittel zur Bekämpfung eher nicht – eine PzH 2000 taugt dafür idR nicht.
Und ja, Leute hinchicken ist an sich immer die beste Lösung, weil man nur so sicherstellen kann, das alles was an WIrkmitteln da hingeschleppt wurde auch unschädlich gemacht wird.
Ich fänds schön in den Kommentaren wieder mehr sachlich informatives und nachdenkenswertes zu lesen, als so eine Ansammlung stumpfer Polemik.
@StBtsm
Volle Zustimmung
@Memoria
„Widerspruch: es ist kein Polizeimandat mehr. „………
Man beachte den :-) jedoch ist es definitiv kein Krieg zwischen Staaten.
Ein Korrupte Regierung die nicht wirklich regiert, hat um Kriminelle und Terroristen zu bekämpfen um Unterstützung durch andere Staaten gebeten (total freiwillig auf dem Petersberg). Wir kämpfen dort nicht gegen einen anderen Staat sondern in einem Gebiet, zT ohne Regierung, gegen Kriminelle die aus ganz unterschiedlichen Beweggründen zur Waffe greifen.
„Zu Beschaffung: Ich sehe bei diesen Dingen nicht das Geld als Hauptproblem, sondern die unzureichende Formulierung von Forderungen duch den Bedarfsträger….“
1. Man benötigt für diese Lösungen keine Großen deutsche Firmen und Jetpiloten.
2. Im Moment ist das Geschwader der Bedarfsträger und das will fliegen!
Der wahre Bedarfsträger der Mann vor Ort braucht Informationen in Echtzeit, ihm ist es egal wie diese Informationen zustande kommen.
3. Solange die Luftwaffe nicht akzeptiert das sie nicht dafür da ist, dass Pilotren fliegen können, sondern um Wirkung (thermisch, kinetische oder optische) im Ziel zu erreichen.
4. Ja das Geld kann nicht das Problem sein, denn ein System Da 42 MPP kostet soviel wie 20 Eurofighter Flugstunden.
5. Die Da 42 kann mit und ohne Pilot geflogen werden Stehzeit in der Luft => 12 h
6. Man braucht das System noch nichteinmal zu kaufen. Man kann nur die Fähigkeit die der Mann am Boden (Bedarfsträger) benötigt kaufen, man bezahlt nur die Info (Bedarf) die man benötigt.
„Gera beim angeschnittenen Thema sind oftmals die technischen Möglichkeiten gar nicht bekannt. Daher nutzt man dann verstärkt MIRA u.ä. Dinosaurier-Systeme.“
=> Zustimmung, genau so ist es!
@Elhanan:
zu 3) Die Luftwaffe hat das schon lange akzeptiert, aber Afghanistan ist nunmal nicht das einzige Szenario für das die Luftwaffe Mittel vorhalten muss.
zu 2) Piloten brauchen Flugstunden um Ihre Fähigkeiten zu Erhalten, das ist von der NATO so gefordert und nicht vom Geschwader.
Ich weiss ja nicht, woher Sie ihre Infos nehmen, aber in der Summe möchte ich die Seriösität Ihrer Quellen sowie auch die Grundlage Ihrer Einschätzungen doch in Zweifel ziehen.
@StBtsm:
Die Entscheidungsschwäche ist sicherlich das Kernproblem. Es wird aus meiner Sicht aber gerade hier oftmals Verantwortung abgeschoben – gern mit der Floskel das ist politisch nicht gewollt. „Die Politik“ interessiert sich für das angeblich politisch nicht gewollte Details jedoch oftmals gar nicht, weil es für diese Ebene nicht relevant ist. Habe ich in KDZ selbst erlebt.
Auch nach Oberst Klein: Entscheidungen zu treffen ist nunmal Aufgabe militärischer Führer. Vor Gericht war bisher noch keiner – auch nicht Oberst Klein.
Er wurde auch nicht disziplinarisch geahndet.
Wer hindert jetzt also die JOC in KDZ daran ihren job zu machen?
Der Bundestag? Der Minister?
Aus meiner Sicht redet man sich in der Bw vorallem selbst laufend ein, dass man nichts darf. Denn es wissen auffällig viele StOffze und Generale mit nicht einmal rudimentärem Politikverständnis was ANGEBLICH politisch gewollt ist (siehe QRF-Aufstellung). Natürlich gibt die Politik Grenzen vor, aber der eigene Handlungsspielraum wird bei weitem nicht ausgefüllt.
Ganz im Gegenteil verengt man durch Absicherungsdenken laufend seinen eigenen Handlungssspielraum. Anstatt zu entscheiden fragt man in MeS oder Potsdam nach.
Man versteckt sich halt gern hinter Politik und Pa ragrafen – ist halt bequemer als seinen „Job“ zu machen.
So wird ja auch der Führungsnachwuchs erzogen.
@ Memoria
Ich kann Ihre Einschätzung der Lage unterstreichen. Erst wenn dieses Denken aus der Bundeswehr verschwunden ist, wird eine (ernst zu nehmende) Einsatzarmee daraus.
@Memoria:
ACK für den ersten Teil, ein klares NACK für den 2.
Der Führungsnachwuchs wird so nicht erzogen, es ist eher so das Ja-Sager seitens ihrer Führung eher selektiert und gefördert werden als die weniger bequemen Kameraden (von denen es durchaus genug gibt) – auch verständlich, oder?
Das Kernproblem sehe ich auch nicht in der Angst vor falschen Entscheidungen, sondern in einer fachlich falschen Ausbildung. Die Deutschen stricken sich in Ignoranz der NATO/ISAF und anderer Regularien ihe eigenen Konzepte, trainieren dafür, gehen damit in den Einsatz und können diese dann (oh Wunder) so nicht umsetzen. Das führt dann regelmässig dazu das Dinge nicht umgesetzt werden, weil Leute schlichtweg nicht wissen, WAS möglich ist oder WIE es möglich ist.
@ Volker:
Wir habe hier glaube ich keinen Dissens
„Der Führungsnachwuchs wird so nicht erzogen, es ist eher so das Ja-Sager seitens ihrer Führung eher selektiert und gefördert werden als die weniger bequemen Kameraden (von denen es durchaus genug gibt) – auch verständlich, oder?“
Die Auswahl von Ja-Sagern ist ja gerade ein wichtiges „Erziehungsmittel“ – gerade an der FüAk. So wird der Führernachwuchs geformt und erzogen.
Immer alles im eigenen Bereich gut finden. Schuld sind Politik, 87b und Industrie.
Das wir in Teilen nicht NATO/ISAF-konform ausbilden ist sicherlich ein wichtiger Teilaspekt, aber unterm Strich ist es aus meiner Sicht viel zu oft schlichtweg über Jahrzehnte eingeübtes Absicherungsdenken (s.o.).
Denn im Einsatz könnte ich mich doch auch auf die anderen „Regularien“ einstellen – ein deutscher Offizier kann alles!
Aber dann müßte man ja selbst entscheiden.
@ Memoria
Volle Zustimmung, so wird die viel gelobte Auftragstaktik begraben und zwar in erster Linie von Offizieren, nicht so sehr von Politikern. Diese Offiziere haben sehr subtil in ihrer militärischen Laufbahn gelernt, im vorauseilenden Gehorsam, Wünsche und Aufgaben der Vorgesetzten zur vollsten Zufriedenheit zu erledigen.
Einen Befehl kritisch zu hinterfragen und seine Position argumentativ standhaft gegen Widerstände zu verteidigen, ist eher die Ausnahme. Das Etikett „Quertreiber“ wird heute sehr schnell vergeben.
/ Sarkasmus an
Für den angeblichen kritischen Widerstand des Offizierskorps bleibt ja noch der 20. Juli. Dort wird dann der kritische Offizier Stauffenberg geehrt, der gegen ein verbrecherisches Regime vorgegangen ist.
Am 21. Juli geht man dann wieder in das System vorauseilenden Gehorsam über.
/ Sarkasmus aus
Volker | 03. Juni 2011 – 10:17
@Elhanan:
zu 3) Die Luftwaffe hat das schon lange akzeptiert, aber Afghanistan ist nunmal nicht das einzige Szenario für das die Luftwaffe Mittel vorhalten muss.
Das ist in Teilen so, aber betrachten sie die Kosten die für ein Tornado oder EF anfallen und vergleichen sie diese mit denen einer King Air oder DA 42.
zu 2) Piloten brauchen Flugstunden um Ihre Fähigkeiten zu Erhalten, das ist von der NATO so gefordert und nicht vom Geschwader.
Flugstunden müssen nicht ausschließlich auf Ef oder TOR erflogen werden im Übrigen hatte ich nicht gefordert weniger zu fliegen sondern das Richtige.
„Ich weiss ja nicht, woher Sie ihre Infos nehmen, aber in der Summe möchte ich die Seriösität Ihrer Quellen sowie auch die Grundlage Ihrer Einschätzungen doch in Zweifel ziehen.“
Dafür ist ja so ein Blog gedacht! Aber sie können sich gerne bei den entsprechenden Firmen erkundigen! Die Quelle aus der ich hier Infos darlege ist das Internet und Messen, alles frei zugänglich. Schreiben sie doch bitte welche Info sie genau bezweifeln! Mit Sicherheit kann ich Ihnen helfen.
Warum fliegt den die USA und GB low cost reconnasance?
http://www.casr.ca/bg-army-aviation-king-air.htm
http://www.gs.flir.com/products/airborne/
Warum steigt die USA in Teilen bei Einsatz LFZ Air Ground um auf low cost?
http://www.hawkerbeechcraft.com/military_and_special_mission/light_attack.aspx
Es ist nun mal ein Unterschied ob man für eine Flugstunde 50 000 – 70 000 € bezahlt oder unter 1000€
isabella, das sind hier keine „Wilde“ und wir können gerne darüber reden, ob es clever war nach AFG zu gehen, aber nun sind wir hier und müssen das Beste draus machen. Auch wenn es schwer fällt und Tote/Verletzte fordert. Da ich „mitten drin“ stehe, erlaube ich es mir zu sagen/schreiben.
In Deutschland ist gestern wieder ein Mensch gestorben, zu Tode geprügelt von Betrunkenen. Das sind meiner Meinung nach „Wilde“…. und das „mitten unter uns“.
Leute, es ist technisch sehr viel möglich, mehr als wir hier vielleicht tun. Aber möglich ist nicht immer machbar. Wenn man nach einem Unfall feststellt, dass eine verfügbare Einrichtung Leben gerettet hätte bedeutet das lange nicht, dass das die Lösung für alles ist und eingeführt werden sollte.
Wir sind alle nur Menschen…. und davon gibt es auch hier in AFG großartige… Ich kannte Daoud ganz gut, und er war ein sehr beachtlicher Mensch (ja… Fischer und Schily haben auch früher Steine geworfen…..).
@jetflyer
„Leute, es ist technisch sehr viel möglich, mehr als wir hier vielleicht tun. Aber möglich ist nicht immer machbar. Wenn man nach einem Unfall feststellt, dass eine verfügbare Einrichtung Leben gerettet hätte bedeutet das lange nicht, dass das die Lösung für alles ist und eingeführt werden sollte.“
Genau, aber das war auch nicht die Intention. Sondern es war eine Antwort auf eine Frage.
“Aber wie erkennt man bei Nacht bzw. aus der Ferne, dass dort wirklich ein IED vergraben wird.”
Wer meint er kann mit einem Werkzeug ein ganzes Hausbauen irrt. Aber genau das ist eines der Probleme in AFG und im Kleinen der Lw. Dieses Denken führt zur Eierlegendewollmilchsau. Wir benötigen für bestimmte Tätigkeiten bestimmte Fähigkeiten und es macht eben keinen Sinn wenn der kleinste Starrflügler der Lw zum Transport eine C-160 ist und man dann Personen von Flugplatz A nach Flugplatz B mit einer CH53 fliegt nur weil eben nichts anderes da ist. Um Sortenreinheit zu haben haben wir alles abgeschafft was Lücken schloß.
Wir sind ja noch nichteinmal in der Lage innerhalb der BRD eine Person von Flugplatz zu Flugplatz zu fliegen! Da lacht jeder Flugsportverein.
@Volker
Ja, meine Angaben waren nicht ganz korrekt. Die Stehzeit der DA 42 in der Luft, ohne Nachtanken, ist nicht 12h sondern 13,5h bei einer Range von 1192nm.
Auch erhältlich mit wahlweisem Flugbetrieb mit oder ohne Pilot:
http://www.diamond-air.at/news_detail+M5b30c4eb89d.html
oder von Stemme (in Frankreich im Einsatz):
http://www.stemme.de/daten/d/CP_Patroller_wins.pdf
Mag sein, aber wir sind ja auch kein Flugsportverein….
Genau, wir könne nicht einmal das. Deshalb sind wir froh, dass wir die Heeresflieger mit der Bo noch haben. Mit der Bo zu fliegen ist zwar nicht gerade günstig aber immer noch das preiswerteste Mittel um militärisch, in der BRD durch die Luft von A nach B zu kommen. Eine Fähigkeit der Lw ist der Personen Transport und den können wir nur teuer. Fragen sie mal nach den Zahlen der VIP-Flüge in AFG mit CH-53 oder was anstelle der Bo eingesetzt werden soll. Es wird wohl der NH 90, dann wird der General zu einem satten Preis von A nach B geflogen und der Techniker bleibt am Boden weil wir uns die Flugstunde nicht leisten können.
Wie ein OTL mal sagte, wer fliegen will soll doch in einen Flugsportverein.
Genau das ist der Unterschied zu den USA und GB sie sind in der Lage Fähigkeit und Attraktivität zu verbinden.
http://www.raf.mod.uk/aircadets/whatwedo/
http://www.usafa.af.mil/photos/mediagallery.asp?galleryID=7078
@Elhanan:
Im Gegensatz zu Deutschland welches diese Fähigkeit aufgegeben hat fliegen die USA noch bemannte Aufklärung mit reichlich großen Fliegern und nutzen die Drohnen um die Lücken zu stopfen und die Stehzeit zu verlängern.
Die Masse der Jets in AFG fliegt keine Kampfeinsätze, sondern „Armed Overwatch“, nimmt also die Aufgaben bewaffneter Drohnen war mit der Option schneller irgendwo einzugreifen als Drohnen das könnten.
Infosern vergleichen sie da Äpfel mit Birnen. Auf die Infos der Industrie zu verweisen ist da mal arg fragwürdig… man findet idR nirgendwo mehr Lügen gebündelt als in Parteiprogrammen und Prospekten der Industrie…
Auch Ihre Aussage zu C-160 udn CH53 ist so nicht nachvollziehbar. CH53 ist noch Heer and die C-160 ist Luftwaffe, da liegen völlig unterschiedliche Zuständigkeiten vor und die Leute nutzen halt priär erstmal ihre organischen Mittel. Ebenso in Afghanistan. Neben der Frage der Größe und Tauglichkeit der Flugplätze unterstehen die CH53 dem RC North, sind also Mittel des taktischen Lufttransportes unter Kontrolle RC-N, während die C-160 mit Masse ISAF in Kabul unterstehen und von dort verplant werden. Wenn man den Gesamtzusammenhang nicht kennt mag manches komisch aussehen… erklärt sich jedoch aus den Details.
Diese ewigen Schwanzvergleiche mit den USA sind so lange Schwachsinn, wie wir nicht bereit sind unsere Armee ausreichend dafür zu Alimentieren.
Letztendlich ist es eine Frage des Geldes welche Mittel der Staat zur Verfügung stellt um den Auftrag zu erfüllen. Und das wir da noch nicht mal Kreisklasse sind zeigt sich jeden Tag auf`s neue.
Da können die Soldaten vor Ort einen noch so guten Job machen, dieses Defizit bleibt und wird im Einsatz mit Blut bezahlt.
Wohl von heutiger BPK:
„Die Bundeswehr reagiert auf die Serie schwerer Anschläge in Afghanistan. Bereits ab Oktober sollen die deutschen ISAF-Truppen über spezielle Fahrzeuge zum Räumen von Bomben und Minen verfügen. (…) Das Verteidigungsministerium teilte mit, dass ab Oktober mit Robotertechnik ausgestattete Fahrzeuge im Einsatz sein sollen, die Sprengfallen auf Straßen aufspüren und räumen können. 2013 sollen auch Fahrzeuge zur Kampfmittelaufspürung und -räumung im Gelände eingesetzt werden. (…)
Dienst machte deutlich, dass erst 2009 die Notwendigkeit erkannt worden sei, die deutschen Soldaten im Norden Afghanistans mit Fahrzeugen auszurüsten, die Bomben unschädlich machen können. Unter anderem die USA setzen vergleichbare Technik schon seit längerem in Afghanistan ein. Sie seien der Bundeswehr in Sachen Räumfähigkeit etwa zwei Jahre voraus, sagte Dienst.“
http://www.n24.de/news/newsitem_6946051.html
Nun ist es ja offiziell: Seit 2004 wird die Bundeswehr in KDZ mit IED angegriffen, Nach 5 Jahren (!) merkt man dass man etwas tun muss. Man hat also jahrelang gepennt (war ja bei den Jammern ähnlich). Und auch hier ist wieder niemand verantwortlich.
Schuld sind ja sicher wieder Politik, BWB und Industrie und weitere dunkle Mächte.
Und 2 Jahre voraus ist wohl mal wieder die Wahrheitsversion von Herrn Dienst.
@T.W: Ist das Thema – mit den O-Tönen von der BPK – nicht ein neuen Thread wert?
@Memoria
Besitze leider nicht die Gabe der Ubiqität und war deshalb heute nicht in der BPK… Wenn der Wortlaut vorliegt, mache ich damit gerne einen neuen Thread auf.
BTW: Dass die Bundeswehr mit neuen Systemen auf die Anschläge der vergangenen Tage reagiert, ist natürlich Unsinn. Die Planung für ein eigenes Route Clearing Package läuft seit dem vergangenen Jahr…
„Wir können keinem afghanischen Soldaten mehr trauen“ titelt die Welt online:
„Ein Oberst in Kundus sagte: „Wir können keinem afghanischen Soldaten mehr trauen. Ein schier unmöglicher Zustand.“ “
http://www.welt.de/politik/ausland/article13410426/Wir-koennen-keinem-afghanischen-Soldaten-mehr-trauen.html
In den Videos von Gefechten der BW/ISAF/OEF im Partnering mit der ANA kann ich keinen wirklichen Kampfwert der afghanischen Soldaten erkennen. Die ballern ihre Salven in den Himmel oder stehen einfach nur rum.
Wie sehen das die Soldaten, die vor Ort waren?
@ T.W.:
Danke, wieder was gelernt – Ubiqität. Sehr schön.
Über die Behauptung man reagiere jetzt auf den Anschlag bin ich höflich hinweggegangen, aber dass man erst seit letztem Jahr sich ernsthaft damit beschäftigt ist ja der eigentliche Skandal.
Ist was dran an dem Gerücht, was ich gerade gelesen habe, dass die ISAF/OEF-Soldaten bei Gefechten keine afghanische Soldaten im Rücken dulden? Würde meine Vermutung bestätigen, dass die ANA im Partnering ein chronisches Sicherheitsrisiko ist.
@Reinhard:
solange es ein OMLT Konzept gibt, bleibt Ihr Gerücht ein eben solches…
Als „German Route Clearing Package“ sollen modifizierte Wiesel, Fuchs A8 und Büffel zum Einsatz kommen. Die sollen dann auf MULTI FSA zum Einsatzort gefahren werden. (Wie schön das wir vorher wissen wo die IED versteckt wurden und dann „sicher“ dorthin fahren können – typische, deutsche Konzeption vom grünen Tisch.) http://www.rheinmetall-defence.com/index.php?lang=2&fid=5549
Das US-Original (Vorteil: Combined operations, Logistik, TTP´s etc.) Husky und Buffalo entspricht ja nicht den deutschen StVzO.
Aber immer noch besser als gar nix ist es schon.