Der neue Markenkern: Wir.Dienen.Deutschland
Parallel zum grundlegenden Umbau der Bundeswehr machen sich die Streitkräfte auch – endlich – Gedanken, was den nun ihre Kernbotschaft ist. So ähnlich wie im vergangenen Jahrhundert der zwar oft umstrittene, aber dennoch einprägsame Spruch Wir produzieren Sicherheit (dazu interessant bei Google nachzulesen der Auszug aus dem Buch Das Gesicht der Bundeswehr: Kommunikationsstrategien in der Freiwilligenwerbung der Bundeswehr 1956 bis 1989).
Auf dem Weg zu dieser Kernbotschaft sind Ministerium und Truppe jetzt ein ganzes Stück vorangekommen. Als (neudeutsch) Claim der Bundeswehr dürften wir demnächst sehen:
Wir.Dienen.Deutschland
(auch wenn die punktierte Schreibweise ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist, deshalb gibt es auch die mögliche Variante Wir dienen Deutschland.)
Entscheiden darüber soll Verteidigungsminister Thomas de Maizière selbst, wenn noch ein paar Überprüfungen abgeschlossen sind – zum Beispiel, wie diese Kernbotschaft bei den verschiedenen (Ziel)Gruppen ankommt.
Im Detail die recht aktuelle Vorlage dazu:
Mal sehen, wie diese Botschaft ankommt. Das ganze erinnert mich übrigens an den vom Kollegen vom Bendler-Blog entwickelten Claim Bundeswehr – Deutschland dienen. Ich glaube allerdings, den haben die vorsichtshalber gar nicht gefragt…
Nachtrag: Mir fällt gerade ein: Hat mal jemand vorsichtshalber den Begriff „Wir dienen Deutschland“ gegugelt?
Mich irritiert das „Wir“.
„Deutschland dienen.“ oder „Die Bundeswehr. Dient Deutschland.“ wäre aus meiner Sicht viel besser. Übrigens generell eine schöne Alliteration! Das „wir“ aber stört mich – es trennt nämlich scharf: „wir“ und „ihr“. Das wollen wir aber ja gerade nicht! Die Bundeswehr muss vielmehr weiter mehr in die Mitte der Gesellschaft genommen werden!!
Plagiate haben im Umfeld der Bundeswehr, Gott sei Dank, keine lange Tradition. Gute Kommunikation leider auch nicht. Damit ist nicht der hier vorgestellte Entwurf gemeint, sondern der Umstand, dass es den Beteiligten gut zu Gesicht gestanden hätte, auch die externe Peer-Group, aus der wesentliche Impulse kamen, aktiv einzubinden. Leider ist man im Presse- und Informationsstab aber wohl etwas ehrenkäsig. Sei´s drum.
Inhaltlich liegt „Wir. Dienen. Deutschland.“ auf der gleichen Linie wie „Bundeswehr – Deutschland dienen“, ist also zielführend. Die Schriftweise irritiert ein wenig, und kann dadurch wirksamer sein. Das finde ich gut.
Dass die intellektuelle Leistung nicht ausschließlich im Ministerium erbracht wurde, zeigen zwei Dinge:
1. In der Begründung fehlt ein starkes Argument, nämlich, dass die Bundeswehr ein Alleinstellungsmerkmal hat, dass sie von anderen Staatsdiensten unterscheidet: Sie ist die einzige Institution der Bundesrepublik, in der Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen Qualifikationen dem Staat in seiner Gesamtheit, also Deutschland dienen können.
2. „Wir. Dienen. Deutschland.“ hat eine stärker selbstbezügliche Komponente. Damit ist er besser als strategischer, sprich nicht-operativer, Claim geeignet, der das Selbstverständnis in den Mittelpunkt stellt. Das leistet auch „Bundeswehr – Deutschland dienen“, hat aber darüber hinaus noch einen appellativen Charakter, kann also auch Menschen ansprechen, die noch nicht dienen.
Das sauber herauszuarbeiten, und in den Hintergrundinformationen auszuführen, wäre eine noch bessere Leistung gewesen. Aber wie sagte schon Karl Kraus: „Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.“
Ob ich beleidigt bin? Natürlich. Nicht, weil diese Gedanken nun in einem Papier des Ministeriums stehen, sondern weil die Kameraden so ehrenkäsig oder unfähig sind, diejenigen, die sich ernsthaft Gedanken machen, einzubinden.
@ Sascha
http://Www.wir.dienen.deutschland.de scheint noch frei zu sein…..vielleicht laesst sich so einen Zusammenarbeit erwirken ;-)
Als Vorteil lässt sich also zusammenfassen: „Er wirkt für einige, wahrscheinlich jüngere, provozierend und altmodisch“. Was für ein Ziel!
Auch interessant ist die reine Innensicht der Entscheider. Denn mal ehrlich, wen interessiert, außerhalb der Bundeswehr und nahestehender Kreise, die „Preußische Heeresreform“ und der „Widerstand [von Soldaten der Wehrmacht] gegen den Nationalsozialismus“? Wenn man 80 Millionen Menschen ansprechen will, sollte man vielleicht auf Partikularinteressen von 250.000 +/- nicht allzu große Rücksicht nehmen.
Und, sehr geehrter Herr Stoltenow, wenn beim Einbezug externen Sachverstandes etwas Ähnliches herauskommt (Bundeswehr – Deutschland dienen), dann kann man sich das Beratergehalt auch sparen.
Solange es der deutschen Politik nicht gelingt, ihren Bürgern (und besonders der jungen Generation) zu erklären, warum man diesem Land dienen und unter Umständen sein Leben für selbiges geben sollte, dann wird jeder Claim und jede Kampagne erfolglos bleiben. Es erfordert Werte, die es zu bewahren und zu sichern gilt. Keine Worthülsen.
@erforderlich: Ihre Einschätzung, dass man sich das „Beratergehalt“ sparen kann, entlarvt Sie, denn wer sagt denn, dass Sachverstand automatisch etwas kostet. Außerdem liegt die Vermutung sehr nahe, dass man sich ohnehin in „diesem Internet“ kostenlos bedient hat. Schließlich: Für Agenturen, die den Soldatenberuf wie Schokolade verkaufen wollen, scheint ja Geld da zu sein. Was wiederum Rückschlüsse auf die Qualität der Entscheider, die diesen Etat vergeben haben, schließen lässt.
Dazu passend Werbung für die Hotline: „Ruf. Mich. An. 0800-WIRNEHMENJEDEN“
@ Sascha Stoltenow: Wer Leistungen erbringt, sollte dafür entlohnt werden. Denn von Dankesworten (und sei es auch der Dank des Vaterlandes) kann man weder Strom noch Miete zahlen. Wenn Sie sich aber ehrenamtlich einbringen wollen, verdienen sie meine Anerkennung, auch wenn dann der Begriff „Freiwilligenarmee“ eine völlig neue Bedeutung bekommt. Ich fühle mich also nicht „entlarvt“.
@erforderlich: Dass Sie sich nicht entlarvt fühlen, habe ich mir schon gedacht. Dazu bedürfte es der Fähigkeit zur Selbstkritik. Sie hätten also schreiben können: „Es war unpassend, dass ich Ihnen unterstellt hatte, dass Sie hier auf Gewinnerzielung abgestellte Akquiseversuche betreiben.“
Und wenn Sie das nicht gemeint haben, dann erklären Sie uns doch mal, was Sie sonst auszudrücken versuchten.
@Sacha Stoltenow: Wer wird denn gleich persönlich werden? Kann da jemand etwa selbst nicht mit Kritik umgehen?
Zum einen halte ich es für nicht sträflich, wenn man „auf Gewinnerzielung abgestellte Akquiseversuche“ unternimmt, liegt es doch im Ermessen des Geldgebers, über die Gewährung von Mitteln und den Einkauf von Leistung zu entscheiden. Zum anderen habe ich Ihnen, sollten Sie kostenlos mitarbeiten wollen (und würde man Sie lassen) bereits meine Anerkennung zugesichert. Ich denke das sollte genügen.
Nach wie vor, denke ich allerdings, dass auch Ihr Claim-Vorschlag angesichts der Rahmenbedingungen nicht erfolgreich wäre. „Wir gehen raus. 2 Wochen Höhe 432. Minus 15 Grad in der Nacht. Das ist nicht für jeden was. Aber für die, die es aushalten ist es alles.“ Und jetzt beantworten Sie schwierigste aller Fragen: Warum sollte ich Deutschland genau so dienen, und nicht mit ehrenamtlichen Engagement im Sozialen oder in der Politik? Um es plakativ zu sagen: Lieber betreue ich ehrenamtlich Kinder mit Lernschwierigkeiten, als mir den Allerwertesten in Afghanistan abzufrieren. Ich denke, damit ist Deutschland mehr geholfen. Sollte ich falsch liegen, muss mir das die Politik erklären.
Sehr geehrter Herr Stoltenow, Ich schlage Ihnen vor, dass sie jetzt nochmal etwas dazu schreiben (wenn Sie mögen) und dann lassen wir beide der fachlichen Diskussion den Platz, den sie benötigt, aber leider nur in einem Blog und nicht in der Öffentlichkeit findet. Was sagen Sie?
@Erforderlich: Wie ich schon sagte, gibt es keine andere Institution, bei der ich Deutschland als Staat, als Institution, so dienen kann. Die Frage nach dem „Warum?“ beantwortet Werbung nie. Das müssen Menschen selbst tun. Aber Kommunikation kann sie anregen, darüber nachzudenken.
Und zu meinen Befindlichkeiten: Ungeklärt ist für mich weiterhin, warum Sie unmittelbar die Assoziation Beraterhonorar aufbrachten, die ich in der Tat persönlich nehme. Aber das klären wir andernorts.
@Sascha Stoltenow
“ Wie ich schon sagte, gibt es keine andere Institution, bei der ich Deutschland als Staat, als Institution, so dienen kann“
Was meinen sie mit „so“? Für so viele Arbeitsstunden und Gefahren, so wenig Fürsorge/Alimentation und Anerkennung!
Wer dem Staat wirklich Dienen will kann das in Altenpflegeheimen besser.
Aber man meint wohl eher die Politiker mit wir.
Dienen ist kein Wert! Tat für eine gute Sache ist es!
Wir. Dienen. Deutschland und verteidigen das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes.
Im Moment Verteidigen wir nicht das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes, eher das anderer Völker. Dafür wird das Recht (GG) dann gebeugt bis es nicht mehr geht.
Wir. Dienen. Deutschland. => Aber für was?
Ziel und Gegenleistung? Treue und Fürsorge? Fehlanzeige!
Es wird der günstige/billige Diener gesucht und nicht der Staatsbürger in Uniform mit Familie und Verstand.
Erinnert irgendwie an „Wir dienen der Sovjetunion“. So ein Zufall aber auch.
@Rado
Simmt
Immer wenn das Geld knapp wird, oder man benötigt Menschen die eine ungeliebte Arbeit vollbringen, dann wird es pathetisch und es werden nach vollbrachter Arbeit Orden und Urkunden verteilt.
Umgangssprachlich versteht man heute unter Pathos eine emotionale, theatralische und tendenziell übertriebene Form der Artikulation.
Der Manipulationsverdacht, der pathetischen Artikulationsformen von deutscher Seite oft entgegengebracht wird, gründet sich nach 1945 vor allem auch auf die Kritik an der Rhetorik des Faschismus/Kommunismus. (frei nach Wiki)
@Elhanan: Mir wäre nicht bekannt, dass Deutschland Altenwohnheime betriebe.
@ erforderlich
@ Elhanan
Sehr gut! Ich bin absolut Ihrer Meinung. Das „WARUM?“ gehört dazu. Vor dem Hintergrund der aktuellen Einsätze wird jeder Erklärungsversuch leicht zu entkräften sein. Und von Pathos kann man nicht leben. Gruß an den gekränkten Herrn Kommunikationsberater. Antworten Sie bitte nicht. Ich werde es nicht lesen und folglich auch nicht antworten. Danke!
Was nützt der beste Markenname wenn das Produkt nichts taugt?
Assoziiert für mich aber wieder mehr die Rückbesinnung zur Landesverteidigung und ein Weg aus dem Auslandseinsatz.
Und eine Armee nur in DEU, permanentes Üben für etwas, dass man nicht benötigt, ist enttäuschend + langweilig.
Die Frage nach dem Warum muss jeder für sich beantworten. Die Antwort des aufgeklärten Individuums sollte immer sein: „Weil ich will!“
@Sascha Stoltenow
„Die Antwort des aufgeklärten Individuums sollte immer sein: “Weil ich will!”“
Dann stehen wir hoffentlich nicht eines Tages unaufgeklärtem Feind gegenüber, dessen Soldaten aus altmodischem Pflichtgefühl auch dann weiterkämpfen wenn der Wille schwach wird.
Mehr solche Werbung bitte. Das motiviert doch: Obi-Wan Kenobi Is Dead, Vader Says
Man beachte insbesondere die Kommentare zu dem Stück.
@Delta: ;-)
„Wir dienen Deutschland“
Soll dies wirklich der Gipfel der Weisheit für das Image der neuen Bundeswehr sein ?
1. Man kann einer großen Idee dienen, Albert Schweitzer, Henry Dunant, Mahatma Gandi usw. Die Diener großer Ideen, konnten sich stets auf die Anerkennung und Wertschätzung ihrer Anhänger verlassen.
Wie schaut dies bei der Bundeswehr aus ? Dienen kann niemals Selbstzweck sein, sonst wäre es eine Selbstkasteiung. Wo ist die große Idee beim Dienen für Deutschland und wie schaut es mit der Anerkennung derjenigen aus, die diesen Dienst tatsächlich erbracht haben ?
z.B. Radarsoldaten – Witwen kämpfen um Renten
z.B. Versehrte aus den Auslandseinsätzen, Veteranen – kämpfen um die Einstufung als Schwerbeschädigte, um Wehrdienstbeschädigung um materielle und idelle Unterstützung ihrer persönlich erbrachten Opfer.
Wer mit dem Slogan wirbt „Dienen für Deutschland“ kann eigentlich in der heutigen Situation nur Blinde, Taube und gesellschaftspolitisch absolut desinteressierte Personen ansprechen, ansonsten müsste der offensichtliche Widerspruch auffallen.
Solange der Dienstgeber gegenüber seinen Soldaten nicht integer auftritt, solange ein massiver Gegensatz zwischen Reden und Handeln des Dienstherrn die Glaubwürdigkeit des Dienstgebers erschüttert, sind solche Apelle alle wirkungslos.
2. Wo ist eigentlich das Alleinstellungsmerkmal dieses Werbespruchs ? Was unterscheidet den Slogan von „Wir dienen Frankreich, Großbritannien usw.“ ? Meiner Meinung nach nicht erkennbar.
3. Vielleicht muss man diesen Slogan für Soldaten im Gegensatz für die Wehrtechnische Industrie sehen, also
z.B. „Wir dienen Deutschland“ im Gegensatz zu „Wir verdienen an Deutschland“
Ist dies die Dialektik auf der dieser Spruch aufbaut ? Das die einen an der Bw verdienen (Rüstungsindustrie, strukturschwache Regionen, usw. ) und die Anderen (Soldaten und Zivilbeschäftige der Bw) dem Staat dienen. In dem Wort „Dienen“ steckt ja auch die Vorstellung von dem Begriff „Verzicht, Unterordnung, Entsagung, Kritiklosigkeit“ usw.
Also mir gefällt das Leitbild des „Staatsbürger in Uniform“ wesentlich besser, der selbstkritisch sein eigenes Handeln und seine eigene Position in einem Organ des Staates hinterfragt, aber aucf der anderen Seite auch das Verhalten des Dienstgebers, des Dienstherrn auf kongruentes Verhalten zwischen Reden und Tuen kritisch beobachtet.
Wenn früher „Sicherheit für Deutschland“ produziert wurde, dann muss jetzt eben in der öffentlichen Diskussion geklärt werden für welches Ziel sich Deutschland heute eine Armee leistet. Aber als Antwort nur sagen “ Dienen und den Mund halten“ ist zu wenig“ !
@ Georg
Sie schreiben mir aus der Seele!
Loyalitaet ist keine Einbahnstrasse.
@Georg | 13. Mai 2011 – 22:14
Zitat: „Wo ist eigentlich das Alleinstellungsmerkmal dieses Werbespruchs ? Was unterscheidet den Slogan von “Wir dienen Frankreich, Großbritannien usw.” ? Meiner Meinung nach nicht erkennbar.“
Das Alleinstellungsmerkmal ist Deutschland, dass es ja bekanntlich nur einmal gibt.
Zitat: „Also mir gefällt das Leitbild des “Staatsbürger in Uniform” wesentlich besser, …“
Hier fehlt aber jegliches Alleinstellungsmerkmal, denn dieses „Leitbild“ ist so fast auf jeden Staat der Welt übertragbar. Es ist allgemein üblich, dass Soldaten auch eine Staatsbürgerschaft irgend eines Staates besitzen, meist jedoch die Staatsbürgerschaft des Landes in dessen Armee sie dienen. Soldaten sind also immer Staatsbürger in Uniform. Dazu bedarf es keines „Leitbildes“. Außerdem sagt dieses „Leitbild“ nichts darüber aus, ob die Soldaten deutschen oder ausländischen Interessen dienen.
@Georg | 13. Mai 2011 – 22:14
Nachtrag:
Wenn ein Soldat sich aber unter dem Leitspruch „Wir dienen Deutschland“ verpflichtet, kann er vor jedem Auslandseinsatz erwarten, dass man ihm erklärt womit er dabei Deutschland dient.
@ Stefan 04.25
Die militaerische und insbesondere die politische Bundeswehrfuehrung heben immer wieder hervor, wie sehr der Grundsatz der Inneren Fuehrung im taeglichen Dienst angewandt werde und wie wichtig der Staatbuerger in Uniform sei.
Also sollten doch auch HEUTE SCHON jede Soldatin und jeder Soldat erwarten koennen erklaert zu bekommen, warum sie hier und dort in Auslandseinsaetzten dienen.
Um diese Erklaerung zu erhalten, bedarf es doch sicherlich nicht dem zukuenftigen „Wir. Dienen. Deutschland.“. Die Erklaerung koennte man uns schon heute ganz sauber aufbereitet darlegen.
Desweiteren glaube ich nicht, dass die Angehoerigen der Bundeswehr „nur“ deutschen Interessen dienen – tun sie eher schon lange nicht mehr.
Dazu ist Deutschland zu komplex in die europaeische und globale Sicherheitspolitik eingebunden, als dass hier lediglich unsere Landesgrenzen betrachtet werden koennen und darueber hinaus „ist Schluss“.
@ Georg
hat LEIDER allzu Richtiges angemerkt:
Solange es nach wie vor KEINE Deckungsgleichheit zwischen den Forderungen des Dienstherrn an seine Soldatinnen und Soldaten und seiner Fuersorge ihnen gegenueber – abzulesen in vielen Facetten seines Verhaltens und seiner Lippenbekenntnisse – gibt, reicht „Dienen“ nicht, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.
Erst wenn der Dienstherr wirklich bereit ist, durch die Reform die unzaehligen Knoten und alten Zoepfe abzuschneiden und die Armee und ihre Organisation einschl. BMVg ZIELFUEHREND und MIT MENSCHENVERSTAND aufzustellen, dann koennte Dienen wieder Spass machen und Menschen ueberzeugen.
Aber erst dann …
Meine linken Freunde würden bei der Verwendung von Begriffen wie „Markenkern“ wohl sagen, dass diese die „Kommodifizierung“ des Soldatentums unterstreiche.
Das Problem der ganzen Diskussion: Soldatentum handelt auch von Authentizität. Im Angesicht von Lebensgefahr wird das leere Geschwätz, das große Teile unserer Gesellschaft prägt, bedeutungslos, so wie das Individuum gegenüber der Gemeinschaft an Bedeutung verliert, wenn man z.B. sechs Monate unter Druck und auf engstem Raum gemeinsam Leistung bringen muß. Viele junge Männer, die Soldaten geworden sind, haben genau diese Erfahrung bewusst gesucht, weil sie ihnen elementarer, wahrer und ehrlicher vorkam als das, was man in unserer Gesellschaft sonst erfahren kann.
Wenn man diesen Männern nun ein „Produkt“ vorsetzt, das ebenso durchgestylt ist wie ein Joghurtbecher, eine Toilettenpapiermarke oder eine moderne Partei, dann werden die meisten das spüren, selbst wenn man sie als „Zielgruppe“ genau anspricht. Die Authentizität geht damit verloren, und man will dann vielleicht allenfalls noch trotz der Werbung Soldat werden.
Warum nicht den Weg der Authentizität gehen? Einfach auf einer Internetseite zu jeder Verleihung des Ehrenkreuzes für Tapferkeit (als solches mangels Tradition und vorhandener Alternativen ein trauriger Kompromiss, aber immerhin) die Umstände der Verleihung ausführlich schildern und die Truppengattung dazu nennen und noch ein paar unveröffentlichte Gefechtsvideos hinzufügen. Man wird sich danach über geeignete Bewerber zumindest bei diesen Truppengattungen keine Sorgen mehr machen müssen.
P.S. „Staatsbürger in Uniform“ und Begründungen des Einsatzes dürften kaum einen 18-jährigen interessieren. Da die vorhandenen Begründungen ebenso mängelbehaftet sind wie der in den 50ern vorwiegend zur Beschwichtigung der Opposition erfundene Baudissinismus wäre damit wohl auch nichts zu gewinnen. Wie soll eine Rhetorik, die damals die Opposition davon überzeugen sollte dass die Bundeswehr keine Armee im normalen Sinne und ihre Soldaten nicht allzu militärisch sein werden, heute noch identitätsstiftend wirken oder gar junge Männer ansprechen, die Soldaten sein wollen? Nicht umsonst werden Gestalten wie Jürgen Rose gerne als Verkörperungen der Ideologie der „Inneren Führung“ dargestellt. Wer so etwas sieht, wendet sich als Soldat doch mit Grausen ab.
@Sascha Stoltenow
„Mir wäre nicht bekannt, dass Deutschland Altenwohnheime betriebe.“
Der Betreiber ist meist privat, kirchlich oder in komunaler Trägerschaft
Träger der staatlichen oder der freigemeinnützigen Altenhilfe erhalten, wenn sie ein Altenwohn- und Pflegeheim bauen, zum Teil zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln.
Ich denke dies bietet genügend Raum zum Dienen.
Oft ist auch mit einer Spende oder durch Gespräche mit Senioren gedient.
@Someone
„Und eine Armee nur in DEU, permanentes Üben für etwas, dass man nicht benötigt, ist enttäuschend + langweilig.“
1. Hat im Kalten Krieg gut funktioniert.
2. Frieden mag enttäuschend + langweilig sein, aber es ist Verfassungsziel und das wofür viele zur Bw sind.
3. Wer kämpfen möchte kann sich gerne bei den unzähligen Konflikten dieser Erde einsetzen.
4. Ja, es soll Feuerwehrangehörige geben die Gebäude in Brand stecken um die Langeweile zu unterbrechen.
“ Assoziiert für mich aber wieder mehr die Rückbesinnung zur Landesverteidigung und ein Weg aus dem Auslandseinsatz.“
Wer etwas anderes als Landes-/ Bündnisverteidigung möchte muss das GG ändern und sollte bedenken, dass es dafür keine Mehrheit geben wird.
Da viele von uns geschworen haben das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen und dies auch ernst nehmen, sehe ich keinen Grund warum wir über unsere Bündnispartner in der EU hinaus das Leben unserer Menschen in Gefahr zu bringen.
@ Elhanan 10.33
Ein sehr guter Beitrag!
Zum Punkt 1: Leider haben sich die relativ bekannten und festgefuegten Kraefteverhaeltnisse aus Zeiten des Kalten Krieges geaendert (zu haeufig wird in aehnlichen Zusammenhaengen dieses Woertchen „asymetrisch“ benutzt) – ob also die Strategien von damals heute noch funktionieren koennten, glaube ich nicht.
(Aber davon unabhaengig ist der Rest Ihrer Zeilen ein positiver Volltreffer mit Wahrheits- und Sinngehalt.)
@ Stefan
Alleinstellungsmerkmal “ Wir dienen Deutschland“ ?
Auch andere Berufsgruppen, wie Feuerwehr, Polizei, Zoll, alle Beamten usw. dienen Deutschland. Also “ Dienen für Deutschland“ ist kein Alleinstellungsmerkmal für deutsche Soldaten.
@ Delta 0219
Ich verstehe, dass das Motto „Staatsbürger in Uniform“ heute wenige 18-jährige motivieren dürfte Soldat zu werden. Die von Ihnen genannten Gründe sind da viel attraktiver und realitätsnäher. Die Frage ist jedoch in welcher Rechtsordnung tut der 18-jährige Rekrut seinen Dienst für Deutschland. Ist er in weiten Teilen aus der zivilen Rechtsordnung ausgegliedert – wie die Soldaten der USA ? Gibt es eine eigene Militärgerichtsbarkeit und eigene Militärgefängnisse wie in den USA ? Ist er de facto mit seinem Handeln nicht an das Völkerrecht gebunden, weil sein Dienstgeber alles unternommen hat, damit er oder sie vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag nicht angeklagt werden kann ?
Hier sehe ich wesentliche Unterschiede zu den amerikanischen Streitkräften und ich bin froh, dass diese Rechtskultur in unserer Armee nicht vorhanden ist.
Lieber Delta 0219, Sprache ist manchmal schon verräterisch. „Innere Führung“ ist keine Ideologie, sondern die „Unternehmenskultur der Bw“. Wer eine Ideologie betreibt verfälscht die Wirklichkeit zugunsten einer gewünschten Richtung.
Jürgen Rose hätte als Soldat schon längst entlassen gehört, weil er aktiv gegen die freiheitliche Grundordnung Deutschlands arbeitet. Wer die „Innere Führung“ der Bw mit Jürgen Rose in Verbindung bringt, diskredidiert vorsätzlich das Leitbild der „Inneren Führung“.
Ich möchte einen zweiten Deutungsversuch für die alternative Schreibweise des Mottos wagen.
„Wir.dienen.Deutschland.“
Diese 3 Punkte im Motto kann man in Richtung einer Internetadresse also in Richtung http://www.wir.dienen.deutschland.de interpretieren. Man kann allerdings auch den Punkt als Satzzeichen oder als Standpunkt interpretieren. Wenn ein Vorgesetzter „mal einen Punkt macht“, will man damit aussagen, dass jetzt die Zeit des Diskutierens und des Beratschlagens vorbei ist und von nun an gehandelt werden muss.
Wenn das Motto also in diese Richtung gehen sollte, die Zeit der „Inneren Führung“, der aktiven Mitarbeit, des Mitdenkens, der kritischen Begleitung der Führungsentscheidung sei vorbei und ab jetzt geht es von der Auftragstaktik zur Befehlstaktik anderer Armeen über, dann ist dieses Motto meiner Meinung nach ebenfalls ein Rückschritt zu Militarismus und weg vom Staatsbürgern in Uniform, als den geborenen Verteidiger seines (Vater-)Landes.
@Georg
„Wer die “Innere Führung” der Bw mit Jürgen Rose in Verbindung bringt, diskredidiert vorsätzlich das Leitbild der “Inneren Führung”.“
Ich sehe es anders: „Innere Führung“ hat es zugelassen, dass er unter ausdrücklicher Berufung auf den „Staatsbürger in Uniform“ jahrelang die Bundeswehr als Plattform für seine Kampagnen mißbrauchen konnte. Bundeswehrinterne Kritiker schwiegen, weil sie wussten, dass ein Rose zwar geduldet wird, Kritik an ihm jedoch wahrscheinlich nicht. Die Grenzen der Toleranz sind nämlich sehr eng gezogen, solange man nicht „kritischer Soldat“ im Sinne des Darmstädter Signals ist. Ich hatte da ein sehr eindrucksvolles Erlebnis am „Zentrum Innere Führung“. Ich halte den ganzen „Staatsbürger in Uniform“ daher für Heuchelei. Es gibt weitere Präzedenzfälle in anderem Zusammenhang (mit Folgen bis zur Entlassung aus der Bundeswehr), auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Rose hat im Übrigen sogar vor Gericht Recht bekommen, weil die Rechtsordnung, die Sie von solchem Verhalten abgrenzen wollen, genau dieses Verhalten stützt und fördert.
Für Herr Wiegold wäre es vielleicht einmal interessant zu recherchieren, wieviele SaZ 12 mittlerweile gar keine Übernahme mehr als BS anstreben, weil sie sich mit der Bundeswehr auch aufgrund solcher Vorfälle nicht mehr identifizieren können. Und um zur eigentlichen Diskussion zurückzukommen: Je soldatischer der Geist, desto geringer auch die Nachwuchsprobleme. Das zeigt in den USA nicht zuletzt das Beispiel der Marines. Eine soldatischere Bundeswehr wäre m.E. daher auch eine Armee mit weniger Nachwuchsproblemen.
@ Delta 0219
„… Einfach auf einer Internetseite zu jeder Verleihung des Ehrenkreuzes für Tapferkeit (als solches mangels Tradition und vorhandener Alternativen ein trauriger Kompromiss, aber immerhin) die Umstände der Verleihung ausführlich schildern und die Truppengattung dazu nennen und noch ein paar unveröffentlichte Gefechtsvideos hinzufügen. Man wird sich danach über geeignete Bewerber zumindest bei diesen Truppengattungen keine Sorgen mehr machen müssen.“
Was sind denn die Ihrer Meinung nach „geeigneten Bewerber“, die sich wegen der Gefechtsvideos und der Internetseite „Ehrenkreuz“ bei der Bundeswehr verpflichten? Wer wuerde denn da kommen? Und warum kaemen die?
Mir waere es viel lieber, wenn es so wenig Ehrenkreuze fuer Tapferkeit wie moeglich gaebe – koennte naemlich ein Zeichen dafuer sein, dass wir nicht mehr in Auslandseinsaetzen weit weg von Deutschland fallen koennten.
Mich wuerde ebenso interessieren, was Sie unter einer „soldatischeren“ Bundeswehr verstehen? Wie wuerde die denn aussehen, was wuerde bei ihr ausgebildet? Wie saehe das ganz allgemein aus?
P.S.: Innere Fuehrung als Ideologie zu bezeichnen ist schon ziemlich daneben. Entschuldigung!
@SchreckStarr
„Was sind denn die Ihrer Meinung nach “geeigneten Bewerber”, die sich wegen der Gefechtsvideos und der Internetseite “Ehrenkreuz” bei der Bundeswehr verpflichten? Wer wuerde denn da kommen? Und warum kaemen die?“
Ich meine damit Rekruten, die wissen, was sie erwartet, und die sich genau damit identifizieren und darin Exzellenz erreichen wollen und dafür Vorbilder suchen. In jedem Beruf erwartet man das gleiche von jenen, die ihn ausüben. Oder möchten Sie z.B. von einem Arzt behandelt oder einem Piloten geflogen werden, der anderer Ansicht ist?
Die Bundeswehr spricht momentan eben nicht solche Personen an. Gestern wurde ja die Fallschirmjägerin erwähnt, deren Dienst von der Bundeswehr als Vorbereitung für eine spätere Bürotätigkeit dargetellt wird. Ich kann nur spekulieren, ob hier ein Zusammenhang dazu besteht, dass die Bundeswehr wie keine andere Berufsgruppe (auch nicht die bzgl. Tod und Verwundung wesentlich stärker belasteten Feuerwehr oder Rettungsdienste) über „Traumatisierung“ klagt. Vielleicht liegt es nicht immer an den Belastungen, sondern auch an den Menschen?
„: Innere Fuehrung als Ideologie zu bezeichnen ist schon ziemlich daneben. Entschuldigung!“
Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, aber eine Begründung wäre schön. Wikipedia: Ideologie ist „die allen politischen Bewegungen, Interessengruppen, Parteien, aber auch Konzepten immanente Summe der jeweiligen Zielvorstellungen“. Ideologien sind menschengemacht, als solche nicht absolut oder universell, und im Idealfall entwickeln sie sich den Erfordernissen der Realität gemäß weiter. Sonst enden Sie in Erstarrung und Dogmatismus.
„Mich wuerde ebenso interessieren, was Sie unter einer “soldatischeren” Bundeswehr verstehen? Wie wuerde die denn aussehen, was wuerde bei ihr ausgebildet? Wie saehe das ganz allgemein aus?“
Mit einer „soldatischeren Bundeswehr“ meine ich eine Bundeswehr, die sich in Richtung Einsatzbereitschaft und Kampfkraft optimiert und nicht in Richtung Geschlechterquoten oder anderer sekundärer oder kontraproduktiver Ziele.
@Georg
„Ist er de facto mit seinem Handeln nicht an das Völkerrecht gebunden, weil sein Dienstgeber alles unternommen hat, damit er oder sie vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag nicht angeklagt werden kann ?“
Einen Staat, der sich schützend vor seine Soldaten stellt und sie nicht an irgendwelche fragwürdig legitimierten Tribunale ausliefert (in Deutschland wurde extra das GG geändert, um dies zu ermöglichen), nach Ausübung ihres Dienstes nicht erstmal unter Generalverdacht stellt und die Staatsanwaltschaft gegen sie ermitteln lässt und Sprüche wie „Soldaten sind Mörder“ nicht als Ausdruck intakter Gesinnung feiert, fände ich in der Tat gut. Aber unser Staat sieht eben anders aus, und auch deshalb fällt es offenbar zunehmend schwer, Begeisterung für Dienst in dessen Armee zu wecken.
@Georg: Nein, Feuerwehr und Polizei sind keine „deutschen“ Institutionen, sondern Ländersache. Ausnahme wäre die Bundespolizei, aber die bieten bspw. Hauptschulabsolventen meines Wissens keine Perspektiven.
@Elhanan: Ich kenne mich recht gut im Spzialwesen aus. Die Rolle Deutschlands bzw. die Beziehung dazu ist ideell sehr überschaubar, wenngleich sie materiell (Sozialetat) überragend ist. Und weil ja über den Haushalt alles mit allem verbunden ist – Gemeinwesen – kann ich auch an der Würstchenbude Deutschland dienen. Hier aber geht es um eine Primärorientierung, zu der die Bundeswehr ein Angebot machen kann, ja, nach Aussetzung der Wehrpflicht machen sollte, wenn nicht muss.
@ Delta 0219
Bei dem Spruch „Soldaten sind Mörder“ sind wir einer Meinung. So kann ein Staat nicht mit seinen Soldaten umgehen lassen. Aber dass verschiedene Kriegsherren jetzt in Den Haag angeklagt werden, wie serbische, kroatische oder kongolesische Kriegsherren, weil sie in ihren Kriegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, kann man doch wirklich nur begrüßen.
„Aber unser Staat sieht eben anders aus, und auch deshalb fällt es offenbar zunehmend schwer, Begeisterung für Dienst in dessen Armee zu wecken“.
Vielleicht liegt es eher darin, dass unser Staat nicht mehr vernünftig definieren kann, für welche Zwecke er seine Soldaten einsetzt und für welche eben nicht. Des weiteren stehen die Damen und Herren Abgeordneten ungefähr genauso fest hinter den Soldaten wie z.B. hinter der städtischen Müllabfuhr. Man braucht sie, aber bringt ihnen wenig Sympathie und Empathie entgegen. Vielleicht liegt hier der Schlüssel zur Neukonzeption der Werbestrategie für die Bundeswehr. Vielleicht muss erstmal das Verhältnis Bürger, Staat zu ihren Soldaten in Ordnung gebracht werden, bevor man über neue Werbesolgans für potentielle Rekruten nachdenken kann.
@Georg
„Aber dass verschiedene Kriegsherren jetzt in Den Haag angeklagt werden, wie serbische, kroatische oder kongolesische Kriegsherren, weil sie in ihren Kriegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, kann man doch wirklich nur begrüßen.“
Unsere Bundesregierung hat das GG geändert, damit Bundeswehrsoldaten so wie diese Personen in Den Haag abgeurteilt werden können. Welche Botschaft ist damit verbunden? Für mich hört sich das nicht anders an als „Soldaten sind Mörder“ bzw. „Bundeswehrsoldaten sind Kriegsverbrecher“ auf der gleichen moralischen Stufe wie irgendwelche Kongobanden. Warum sonst hätte man sich die Mühe einer GG-Änderung (kommt sonst ja nur sehr selten vor) machen sollen, zumal nationale Gesetzgebung in Deutschland für eventuelle Fälle völlig ausgereicht hätte?
Vermutlich war der Regierung aber egal, welche Botschaft sie nach Innen sendet. Wichtig war wohl nur die Geste nach New York (Hoffnung auf permanenten Sitz im VN-Sicherheitsrat). Der Schlag ins Gesicht deutscher Soldaten war dafür offenbar ein akzepatbles Mittel. Mit denen kann man es ja machen, meint man, und liegt damit ja auch richtig.
Ich freue mich schon, wenn die „Wir.Dienen.Deutschland“-Kampagne wirklich kommt. Mit Photoshop kann ich umgehen, und was man mit unglaubwürdigen „Claims“ kreativ anstellen kann, hat ja die parodistische Reaktion auf die „Du bist Deutschland“-Kampagne ja eindrucksvoll gezeigt.
„Die Hälfte der Taliban des Distrikts waren mit ihren Führern versammelt. Planten sie mit den Lastern den vernichtenden Schlag gegen uns? Ich gab ihnen keine Chance. Jetzt braucht meine Familie zu Hause Personenschutz“.
Bundeswehr-Wir dienen Deutschland
„Das Fahrzeug raste trotz Warnung auf uns zu. Selbstmordattentäter oder nicht? Ich musste handeln. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft“.
Bundeswehr-Wir dienen Deutschland
„Noch heute denke ich an mein Gelöbnis: Die Demonstranten spuckten auf uns, als die Bischöfin uns Mörder nannte. Aber wir blieben aufrecht.“
Bundeswehr-Wir dienen Deutschland
@Delta 0219,
ich teile Ihre Argumentationsrichtung und allen „Innere Führungs – und Staatsbürger in Uniform-Apologeten“ kann man doch nur folgendes zu bedenken geben:
Bis in die 90er Jahre hinein war die Bundeswehr eine „Ausbildungsarmee“, deren Ziel es war, gut auszubilden und „kämpfen zu können, um nicht kämpfen zu müssen.“ Die heutige „Einsatzarmee“ dagegen ist da, um zu kämpfen. Die Ziele werden von der Politik bestimmt. Dass sich aufgrund dieses Wandels auch das Berufsbild des Soldaten verändert hat, dürfte einleuchten. Deshalb ist zu fragen, ob das bisherige „Leitbild vom Staatsbürger in Uniform“ noch gültig sein kann. Ist der Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland überhaupt bereit, als Leitbild für Soldaten zur Verfügung zu stehen? Und wollen die Soldaten sich selbst auf ein möglicherweise fragwürdiges Leitbild zurückführen? Ebenso ist zu fragen, ob die Bundeswehr als Einsatzarmee noch „Spiegelbild der Gesellschaft“ sein kann, wenn der überwiegend pazifistisch eingestellte Teil dieser Gesellschaft sich den Soldaten gegenüber bestenfalls „freundlich desinteressiert“ zeigt. Jetzt , wo die Wehrpflicht als verbindendes Element zwischen Gesellschaft und Armee ausgesetzt ist, ist es doch wirklich an der Zeit, sich die Statik dieser „heilen Welt“ einmal näher anzusehen und nicht erst solange zu warten, bis ein dann wieder medial aufgebauschter Vorfall in den Streitkräften zu hektischer Betriebsamkeit führt. Noch wichtiger scheint mir aber, dass wir es im Kampf für dieses Land stehenden Soldaten nicht zumuten können, dass ihr Leitbild möglicherweise auf einem Trugbild gründet. Und: eine auf einem fragwürdigen Leitbildern gründende Werbekampagne ist ohnehin zum Mißerfolg verurteilt.
Mit den alten Geländewagen kamen wir auch in die abgeschittenen Bergdörfer. Bis man ihre Abgaswerte kontrollierte. Für manche sind es nur Paragraphen, aber für uns ist es alles.
Bundeswehr-Wir dienen Deutschland
Seit Monaten sickerten die Taliban in den Distrikt ein. Bald schon würde ihre Offensive beginnen. Aber wir durften nicht handeln. „Vorrang für Zivil“, hieß es aus Berlin.
Bundeswehr-Wir dienen Deutschland
@ Delta 0219
Eigentlich war die zeitliche Reihenfolge bei der Bewertung der Handlung vom Luftschlag gegen die Taliban (Oberst Klein, 04.09.2009) doch eine Andere.
Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat den Fall zur rechtlichen Bewertung an den Bundesgerichtshof in Karlsruhe abgeben. Dieser stellte fest, dass das internationale Völkerrecht im Kriege anzuwenden sei. Folgedessen war der Luftschlag eine erlaubte Handlung. Parallel dazu entwickelte die Bundesregierung, unter dem sich abzeichnenden Urteil des BGH, die Haltung, dass sich Deutschland in einem „nicht internationalen bewaffneten Konflikt“ befindet. Auf gut deutsch, dass sich Deutschland an einem Bürgerkrieg zugunsten der Regierungsseite beteiligt.
Also das internationale Völkerrecht, bewertet durch den BGH, hat die Politik gezwungen öffentlich anzuerkennen, dass Deutschland sich an einem Krieg beteiligt.
In dieser Richtung wird ein Schuh daraus, nicht in die Richtung dass deutsche Soldaten in AFG auf die gleiche Stufe wie Kriegsverbrecher vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gestellt werden. Aufgabe der Bundesregierung wäre es allerdings, diese Position gegenüber der eigenen Bevölkerung nachdrücklich zu kommunizieren.
@Delta 0219
Respekt !
Dass durch mehrere, stumme Verteidigungsminister und einer Politik des Nichtauffallenwollens heraufgeschworene Desinteresse muß dort beseitigt werden, wo es entstanden ist. Und die fortschreitende entmilitarisierung der BW empfinde ich auch nicht als hilfreich.
Zitat deutschesheer.de :
…Wir setzen hier das Konzept der modernen und zeitgemäßen Menschenführung nach einem Modell der DLO um“. So herrsche in Hardheim ein kameradschaftlicher Umgangston auch in der Ausbildung. Den militärischen Zapfenstreich, also den Befehl zur Nachtruhe in der Kaserne, gibt es nicht mehr.
…
Das ganze erinnert mich irgendwie an den Film „Dogma“ – wo u.a. die kathol. Kirche den verzweifelten Versuch unternimmt, mehr Kirchgänger durch Änderungen der Kernaussagen zu erhalten: Abschaffung des „depressiv machenden Kruzifixes“, „Kumpel Jesus“ …
@Georg | 14. Mai 2011 – 13:02
Wofür unsere Soldaten eingesetzt werden dürfen steht unmißverständlich im GG. Zur Landesverteidigung Deutschlands. Also „Wir dienen Deutschland“. Das dies bei Soldaten nicht mit einem Feuerwehrschlauch, Rollstuhl oder Schieber geschieht dürfte klar sein.
@Delta: Ich freue mich sehr über die Beweise, dass Kommunikation wirkt. Wirkt, weil sie durch die vorgeschlagene Form schafft, die Diskrepanzen zwischen Soll und Ist zu verdichten. Das ist der richtige Weg, um die Beteiligten zu involvieren und den Souverän und seine Vertreter zu Verbindlichkeit zu verpflichten. Ein lange überfälliger Klärungsprozes kann beginnen.
(Bin mal kurz online, weil über meinem Wochenendsee ein Gewitter tobt…)
Hihi. Da hat sich doch jemand ganz schnell die Domain WirDienenDeutschland.de gesichert… (gestern nachmittag war sie noch frei.) Und zwar nicht die Bundeswehr oder das BMVg.