Kästchenmalen für die neue Bundeswehr: Die Brigade ist weg (mit Nachtrag)
Wie die neue Bundeswehr aussehen wird, ist derzeit vor allem eine politische Frage: Die Auseinandersetzung um die Wehrpflicht (so gut wie erledigt) und vor allem die künftige Truppenstärke der Bundeswehr (da scheint das Ministerium auf die Abgeordneten zu hoffen, die doch mehr wollen als die vom Minister vorgeschlagenen 163.000, dann aber auch mehr Geld rausrücken müssten). Derweil werden in den Führungsstäben der Streit- und der Teilstreitkräfte schon eifrig Kästchen gemalt, wie denn die Struktur der geschrumpften Truppe künftig aussehen könnte.
Derzeit kursieren solche Kästchen-Zeichnungen – die allerdings, wegen der Geheimhaltung, so oft kopiert und gefaxt werden, dass bei mir nur eine teilweise unleserliche Kopie angekommen ist. Allerdings lässt sich daraus schon einiges erkennen. Vor allem die Änderungen bei der größten Teilstreitkraft, dem Heer, zeigen die Absicht, den Laden ziemlich umzukrempeln. Alles natürlich unter dem Vorbehalt, dass diese Planungen auch in die letztendlich politisch gewollte Struktur passen.
Das Auffälligste an der künftigen Heeresstruktur: Die Brigade ist weg. Jedenfalls taucht die Brigadeebene in dem Modell Heer mit 54.500 militärischen Dienstposten (darunter 4.500 Kurzdiener) nur noch für zwei Sonderfälle auf: Die Deutsch-Französische Brigade und das Kommando Spezialkräfte – zwei Verbände, die sich der übrigen Gliederung ein wenig entziehen.
Auf der (Ponton)Brücke: Bundeswehrsoldaten beim Training für den ISAF-Einsatz in Grafenwöhr (Foto: Sean Gallup/Getty Images via picapp)
Diese Struktur sieht, wenn ich das auf der Folie richtig erkenne, ein Kommando Landoperationen an der Spitze vor – ich gehe davon aus, dass es das bisherige Heeresführungskommando ist. Darunter, als Divisionsebene, ein Kommando Luftgestützte Kräfte, zwei Einsatzkommandos, ein Kommando Fähigkeiten und die beiden oben erwähnten Brigade-Äquivalente. Unterhalb dieser Kommando/Divisionsebene gibt es dann Regimenter oder gleich Bataillone.
So unterstehen zum Beispiel, nach diesem Entwurf, einem der beiden Einsatzkommandos zwei Jägerbataillone, zwei Panzergrenadierbataillone, ein Panzerbataillon, ein Aufklärungsregiment, ein Pionierregiment, ein Artillerieregiment und ein Versorgungsregiment, außerdem sind die zwei Jägerbataillone der Deutsch-Französischen Brigade assigniert. Das Kdo LGest sammelt Fallschirmjäger und Jäger in je einem Regiment unter sich, zudem in zwei Bataillonsäquivalenten die Tiger-Kampfhubschrauber und die NH90-Transporthubschrauber.
Und ich dachte immer, die Brigade sei der Träger des Gefechts der verbundenen Augen Waffen. Kann man die dann so einfach aufgeben?
Die Luftwaffe mit einem Ansatz von 20.500 militärischen Dienstposten wird ähnlich knapp gegliedert: Ein Kommando Führung Luftstreitkräfte, ein Befehlshaber Einsatzverbände, ein Befehlshaber Unterstützungsverbände.
Tja, und den Rest – Marine, SKB, Sanität – kann ich leider nicht wirklich entziffern. Wg. der oben genannten Problematik der vielfach gefaxten Ausdrucke. Wenn jemand eine ordentlich lesbare Kopie haben sollte…
Nachtrag: Es scheint, fürs Heer habe ich nicht nur eine nur teilweise leserliche, sondern auch eine unvollständige Kopie… Also:
Es sind nicht zwei, sondern drei Einsatzkommandos geplant. Eins in der oben beschriebenen Ausplanung, die beiden anderen mit je vier Jägerbataillonen, je zwei Gebirgsjäger- und zwei Panzergrenadierbataillonen (da sind sie, die von einem Kommentator nachgefragten Gebirgsjäger), je einem Panzerbataillon, einem Aufklärungs-, Pionier- und Versorgungsregiment.
Vor allem aber: Die bisherigen Aufgaben der Brigade sollen bei Bedarf von einem Brigadestab geleistet werden, der aus einem Einsatzkommando, also der Divisionsebene, gestellt wird. Damit ist es eine Frage der Bewertung, ob man die Brigade als weggefallen sieht oder meint, im Einsatz werde sie doch gestellt…
Und was wirklich auf den Folien für die Heeresgliederung fehlt: Die Flugabwehr und die Mittleren Transporthubschrauber CH-53. Da wird wohl noch mit der Luftwaffe verhandelt… Wie überhaupt diese Struktur noch nicht die ist, die am Ende rauskommt. Aber Kästchen müssen schon mal gemalt werden.
@Stefan
Zitat:“Summe 27.624 Panzer!!!“ wieviele davon sind noch nicht verfault??
Vielleicht mal ganz erhellend zu Russlands tatsächlicher Stärke (Georgien war da eine Offenbarung)
http://www.airpower.at/ weiter unten „Georgien 2008“ der rote „Riese“ ist weit davon entfernt dem Westen in irgendeiner Form gefährlich werden zu können. Deswegen müssen die Russen bei jedem Kontakt mit dem Westen mit der Atomkeule winken.Dahinter steht schlicht:“Bitte nehmt uns ernst! Wir haben immernoch einen Haufen Atombomben!! Auch wenn wir konventionell nichts mehr auf die Reihe bekommen.“
Wie sieht es eigentlich mit dem Kdo Fähigkeiten aus? Werden dort die Schulen und Zentren des Heeres gebündelt?
Ich hab mal versucht, die Informationen von hier in einer Grafik zu bündeln…
http://s1.directupload.net/file/d/2289/cjk28kn8_png.htm
@ Henner
Das ist wohl eher eine politische Grundsatzdiskussion.
Wir müssen das Heer so hinbekommen, dass es zumindest zu Land so viel wie möglich kann.
@ Bang 50, Stefan
Lasst uns nicht auf Russland als Gegner versteifen.
@ Husar
Cool, danke.
@Niklas: In diese Diskussion wollte ich auch nicht abgleiten, es geht mehr darum, ob das Parlament so ohne weiteres den Abschied von der Verteidigungsarmee beschließen darf, zugunsten einer Interventionsarmee. Und mit 12 Batallionen Jägerei hat man für die Kernaufgabe eben weniger Kraft, als mit 12 gepanzerten Batallionen…
An der Stelle einfach mal, ohne Kommetar und Anspruch auf Vollständigkeit, die Zahl der Kampfpanzer anderer Nationen. In Klammern jeweil der Anteil der Streitkräfte am BIP:
Türkei: 3000 (2.1%)
Griechenland: 1260 (3.3%)
Frankreich: 1200 (2.6%)
Polen: 1000 (1.95%)
Spanien: 790 (1,2%)
Ukraine: 790 (1,11%)
Italien: 440 (0.914%)
Großbritannien: 400 (2,5%)
Finnland: 230 (1.3%)
Eine Gesamtaufstellung der europäischen Streitkräfte konnte ich leider nicht finden.
@ Henner
Verstanden :)
@ J.R.
Danke! Nur mal als Veranschaulichung.
Deutschland: 393 (1,2%)
Und gerade der größte Paria hat die meisten Panzer ^^
Wenn schon Infanterie behalten / aufstocken, dann mache ich das eher bei den Panzergrenadieren… Sie sind es gewohnt, vom und mit ihrem Fahrzeug zu kämpfen, sei es nun ein Marder, Puma, Boxer oder Dingo. Luftbewegliche Infanterie interessiert kein Schwein mehr seit Vietnam und bei einer Nation, die immer noch keine Hubschrauber in ausreichender Anzahl hat, ist die Idee geradezu grotesk. Soviel zum Thema „Leuchtturmprojekt im Heer“.
Ich denke, es ist schwierig, in der gegenwärtigen Situation noch von Landesverteidigung gegen einen konventionellen Feind zu reden. Käme es – rein hyptothetisch – zu einem Krieg zwischen der NATO und Russland, wäre eine Entscheidungsschlacht wohl kaum noch in der Norddeutschen Tiefeebene, sondern vielmehr in Richtung Osten zu erwarten. Wenn man davon überhaupt noch ausgehen kann, denn durch den Fortschritt der Führungs- und Informationssysteme stirbt der Begriff des decisive battle immer mehr aus.
Ausschlaggebend ist, dass Deutschland eher durch einen unkonventionell vorgehenden Feind gefährdet wäre. Somit müsste ein Kleinkrieg innerhalb Deutschlands weniger durch reine 62 Tonnen Stahl als viel mehr durch boots on the ground gefochten werden.
Des weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass die Landesverteidigung nicht der einzige Auftrag an die Bundeswehr ist.
Laut Weißbuch 2005 kommen hinzu:
– Sicherung der außenpolitischen Handlungsfähigkeit
– Leistung eines Beitrages zur europäischen und globalen Stabilität
– Beitrag zur Verteidigung der Verbündeten
– Förderung der multinationalen Zusammenarbeit und Integration
Der Großteil diese Aufträge fordert eine Konzeption der Streitkräfte, welche diametral zur Aufstellung für einen „Groß“-Krieg steht.
Mal abgesehen davon: Wo sind eigentlich die Fernmelder gelandet? In der SKB?
@ Niklas:
2009 waren’s mal noch 1,4% (sagst selbst die Springer-Presse). Die führt dann für Europa einen Wert von 1,7% an.
Und in Anbetracht der Einsparungen bei den Streitkräften in Europa dürfte das noch weiter sinken:
– Großbritannien -10%-15% über 6 Jahre (times)
– Griechenland angeblich -25% (Tagesspiegel)
– Italien -10% bis 2011 (DW)
– Frankreich -3 Mrd. bis 2013 (DW)
Ineteressant wäre ja zu wissen, wieviel Geld wir zum Fenster rauswerfen weil wir uns National-Armeen statt einer Europa-Armee leisten.
@Voodoo
Genau darin sehe ich den Knackpunkt des Konzeptes. Sind die geplanten Jäger tatsächlich reine leichte Infanterie (Also gehen sozusagen nur zu Fuß)? Oder sind sie mittlere Infanterie die alle mit Boxer ausgestattet werden? Letzteres wäre noch etwas erträglicher, würde aber ca. 500 Boxer als Truppentransporter benötigen. Da wir ja natürlich sparen wollen, wird es mit Sicherheit ersteres sein (sonst hätte man sicherlich nicht an PzGren gespaart, da man mit der Reduzierung der Pumaflotte richtig Kohle raushauen will ). Bleiben wir gespannt. Letztlich wird eine tatsächliche Verbesserung der Ausrüstung erst möglich sein, wenn man mehr Geld als jetzt in die Hand nimmt.
@Bang50
Zitat: „Vielleicht mal ganz erhellend zu Russlands tatsächlicher Stärke (Georgien war da eine Offenbarung)
… der rote “Riese” ist weit davon entfernt dem Westen in irgendeiner Form gefährlich werden zu können. Deswegen müssen die Russen bei jedem Kontakt mit dem Westen mit der Atomkeule winken.Dahinter steht schlicht:”Bitte nehmt uns ernst! Wir haben immernoch einen Haufen Atombomben!! Auch wenn wir konventionell nichts mehr auf die Reihe bekommen.”
Dazu:
http://www.airpower.at/ weiter unten “Georgien 2008″
Georgiens Vizeverteidigungsminister Batu Kutelia:
„Wir haben unsere Armee nicht zur Abwehr einer groß angelegten Invasion geplant. Unsere Verteidigungsdoktrin, die wir mit unseren Partnern im Westen ausgearbeitet haben, ging nicht von einer solchen Bedrohung aus. Wir lagen damit definitiv falsch. Die Armee selbst war gerüstet – aber für andere Zwecke. Zur Abwehr kleinerer Übergriffe von außen, zu Grenzsicherung oder gegen Aufstände. Wir hätten gleich zu Beginn den Tunnel und den Pass sperren können. Die nächste Verteidigungsdoktrin wird anders aussehen. Die 58. russische Armee ist 20-mal größer – Land- und Luftstreitkräfte inbegriffen – als jene zweieinhalb Brigaden, mit denen wir gekämpft haben. Als wir sahen, dass die Russen ein Flächenbombardement begannen ohne Rücksicht auf Zivilisten, haben wir aufgehört. Wir werden nun einige Prioritäten verändern, wenn wir unsere neue Militärdoktrin aufstellen. Wir werden auf jeden Fall erheblich in die Flugabwehr investieren, das kann ich Ihnen mit Sicherheit sagen…“
Warum hat Georgien also den Krieg verloren?
1. Die mit dem Westen ausgearbeitete Verteidigungsdoktrin für Georgien hat nicht funktioniert. Die groß angelegten Invasion war da, obwohl es sie doch angeblich nicht mehr geben darf. Dumm gelaufen.
(Ich hoffe die im „Westen“ ausgearbeitete Verteidigungsdoktrin für Deutschland und EU funktioniert besser. Haben wir unsere Armee zur Abwehr einer groß angelegten Invasion geplant?)
2. Die Russen waren anzahlmäßig total überlegen.
(Das sind sie für uns auch. Und wir verringern unser SK noch dazu. ???)
3. Die Flugabwehr hat nicht funktioniert.
(Die letzten Flak-Panzer Gebhard wurden ersatzlos außer Dienst gestellt. Patriot gilt als veraltet und soll deshalb irgendwann vielleicht, wenn es nicht doch gestrichen wird, durch MEADS ersetzt werden.)
.
Genau derartige Gefahren sehe ich für den Westen selbst. Irgendwie wiederholen wir vermutlich die hier erkannten Fehler, die zu einer Niederlage führte.
Übrigens, die Russen haben eine ganze Menge mehr Atombomben, als wir. Und Russland ist in Georgien dem Westen gefährlich geworden. Es hat konventionell etwas auf die Reihe bekommen. Trotz westlicher Waffen und trotz US-Militärberatern. Der Westen hat dort einen Stellvertreterkrieg verloren.
Westliche Militärdoktrin, westliche Waffen und westliche Militärberatung (Führung der georgischen Streitkräfte) haben dort kläglich versagt. Das ist die schmerzliche Realität. Soviel zu Russlands tatsächlicher Stärke und zu seiner „verfaulten“ Technik und seinen „unfähigen“ Offizieren. Ich kann diesen überheblichen und für den Westen gefährlichen Unsinn, von der „unfähigen Schrottarmee“ und den unbesiegbaren besseren westlichen Armeen, leider nicht mehr hören. Die Realität spricht eine andere Sprache. Schauen wir nach Afghanistan oder in den Irak. Wie lange benötigen wir noch, um ein Paar Piraten vor Somalia mit unseren ruhmreichen Streitkräften in den Griff zu bekommen.
Ich möchte, das wir einen möglichen Krieg gewinnen, egal gegen wen. Und dazu müssen wir jederzeit bestens vorbereitet sein.
@Husar
Zitat: „Des weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass die Landesverteidigung nicht der einzige Auftrag an die Bundeswehr ist.
Laut Weißbuch 2005 kommen hinzu:
– Sicherung der außenpolitischen Handlungsfähigkeit
– Leistung eines Beitrages zur europäischen und globalen Stabilität
– Beitrag zur Verteidigung der Verbündeten
– Förderung der multinationalen Zusammenarbeit und Integration“
Die Aufgaben der BW sind im Grundgesetz Art 87a festgeschrieben. Gemäß Abs.2 dürfen die SK nur eingesetzt werden, soweit das Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt.
Also:
1. Landesverteidigung (also Gegenwehr im Falle eines Angriffs Deutschlands oder Verbündeter Staaten)
2. Bereitstellung der dafür erforderlichen zahlenmäßige Stärke und nötigen Mittel um diese zu sichern. Der 2+4 Vertrag sah dafür 370.000 Mann als angemessen an.
3. Beschränkter Einsatz im Innern der Bundesrepublik
Und Ende der Aufgabenstellung, die nur durch das GG selbst erweitert werden kann.
Grundgesetz Art 87a
(1) Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die
Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.
(2) Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses
Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt.
(3) Die Streitkräfte haben im Verteidigungsfalle und im Spannungsfalle die Befugnis,
zivile Objekte zu schützen und Aufgaben der Verkehrsregelung wahrzunehmen, soweit
dies zur Erfüllung ihres Verteidigungsauftrages erforderlich ist. Außerdem kann den
Streitkräften im Verteidigungsfalle und im Spannungsfalle der Schutz ziviler Objekte
auch zur Unterstützung polizeilicher Maßnahmen übertragen werden; die Streitkräfte
wirken dabei mit den zuständigen Behörden zusammen.
(4) Zur Abwehr einer drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche
demokratische Grundordnung des Bundes oder eines Landes kann die Bundesregierung,
wenn die Voraussetzungen des Artikels 91 Abs. 2 vorliegen und die Polizeikräfte sowie
der Bundesgrenzschutz nicht ausreichen, Streitkräfte zur Unterstützung der Polizei
und des Bundesgrenzschutzes beim Schutze von zivilen Objekten und bei der Bekämpfung
organisierter und militärisch bewaffneter Aufständischer einsetzen. Der Einsatz von
Streitkräften ist einzustellen, wenn der Bundestag oder der Bundesrat es verlangen.
Zitat:“Als die Flieger kamen, ging alles schief…“ oder „…hätten wir nur Jagdflugzeuge gehabt!“
Ich will mal sehen wie die Russen gegenüber dem Westen die Lufthoheit erkämpfen. Ist die weg, bringt alle zahlenmässige Überlegenheit nichts mehr. (Siehe 2 Wk.)
Zitat:“Der georgische Angriff auf Zchinwali sowie die russische Reaktion bieten uns – abseits des Erstaunens dass die Führung um Präsident Saakaschwili russische Interventionsbereitschaft, -potentiale und -vorbereitung völlig übersehen oder ignoriert haben – jedoch mehrere Betrachtungsebenen, um die eingesetzte (oder ignorierte) Komponente „Airpower“ zu beleuchten. “
Georgien war schon strategisch vollkommen unvorbereitet.
Zitat:“Georgische Soldaten und Journalisten:
„Wir hätten eine Chance gehabt, wäre die russische Luftwaffe nicht gewesen“, sagte der frisch beinamputierte georgische Panzer-Leutnant Roman Abashidse im Gespräch mit Reportern. „Unsere Truppen waren gut ausgebildet, aber die Luftangriffe haben wir nicht ausgehalten“, sagte ein durch Splitter verwundeter Hauptmann. Der georgische Militärexperte Temur Chachanidse meint: „Luftmacht war der entscheidende Faktor. Als die Flieger kamen, ging alles schief, haben mir Soldaten berichtet.“
Zitat:“Der erste Sekretär des georgischen Sicherheitsrates, Alexander Lomaia:
„Russische Militärflugzeuge überflogen unsere Grenzen in 15-Minuten Intervallen, sie trafen – innerhalb und außerhalb Ossetiens – militärische, zivile und ökonomische Ziele. Einmal waren es bis 50 Maschinen gleichzeitig. Wir hatten, ehrlich gesagt, überhaupt nicht erwartet dass die Russen auch Wohngebiete bombardieren würden, unsere friedlichen Städte und ihre friedlichen Bürger! Selbst ausländische Journalisten wurden nicht verschont, ein holländischer Kameramann wurde leider getötet, ein griechischer und ein israelischer Reporter und ihr einheimischer Fahrer wurden – übrigens durch Streubomben – schwer verletzt. Wir konnten leider nichts dagegen tun – uns fehlten die Mittel…“
Zitat:“Vakhtang Maisaia, georgischer Militärberater unter Präsident Schewardnadse:
„Die Führung unseres Landes war schlecht vorbereitet und hatte keine Antwort auf Moskaus Luftwaffe. Die russische Luftüberlegenheit war entscheidend. Die Georgier konnten mit ihren bescheidenen, taktischen Luftabwehrmitteln (Fliegerabwehrkanonen und leichte Boden-Luftraketen) kaum etwas erreichen. Zwar konnte man anfangs die eingesetzten Truppen schützen – nicht aber die restlichen Strukturen des Landes – und sogar einzelne Erfolge erzielen, aber das war bald vorbei. Hätten wir nur Luftüberlegenheits- bzw. Jagdflugzeuge gehabt*, vielleicht hätten die Russen dann nicht – so schnell oder viel schwieriger – solche Dominanz in unserem Luftraum erreichen können.“
Zitat:“Das Unvermögen, die georgische Luftabwehr trotz ihrer rudimentären Fähigkeiten raschest auszuschalten und – angesichts auch des Fehlens georgischer Jagdflugzeuge – die Luftdominanz herzustellen, zeugt vom armen Zustand unserer Luftstreitkräfte“
Zitat:“Just a few F-22/AWACS combos from Turkey would have made the Russian Airforce over Georgia cry like babies. They would have zero chance and they know that. That’s the only reason they easily rolled over Georgia. It was airpower – and the nonexistent air-defense by Georgia. “
Fazit:
-Die Georgier waren zu doof ihre Luftverteidigung richtig einzusetzen. Ich erinnere an die Bilder von 2008 wo Georgier ihre Boden/Luft Waffensysteme schlicht am Straßenrand haben stehen lassen.
-Die Georgier haben in der Vorbereitung auf allen Ebenen geschlampt das sich die Balken biegen.
-Die Russen haben mit ach und krach gegen Georgien (wegen der Georgischen Inkompetenz) gewonnen. Ihre zahlenmässige Überlegenheit (Lufthohheit) war sicher die Rettung. Nur! Wer so überlegen ist, muss dies weitaus souveräner entscheiden. Gegen die europäischen Kernländer können sich die Russen solch eine Schlamperrei wie sie sie sich in Georgien geleistet haben, nicht erlauben (sonst gibt es eine blutige Nase)
-Lufthoheit ist der Schlüssel zum Erfolg im 21.Jh. Doch gerade auf diesem Gebiet haben die Russen dem Westen nicht mehr viel Entgegenzusetzen. Sie sind 1 Generation hinterher. Ist die Luftüberlegenheit ersteinmal weg, wischen die Amerikaner mit GBU`s, JDAM`s so schnell den Boden auf, das es den Russen ganz schwindelig wird. Von der zahlenmässigen Überlegenheit, können sich die Russen dann nichts mehr kaufen. Viele „boots on the ground“ geben dann viele „targets on the ground“ ab.
Also wenn ich hier so einige Kommentare lese frage ich mich schon ob wir hier über ein und dieselbe Armee schreiben :-)
Als Angehöriger der Waffengattung die gerade vor die Hunde gefahren wird, weil Panzer eben als überholt gelten, erlaube ich mir mal ein paar Anmerkungen aus meiner Reservistenzeit und den durchgeführten Wehrübungen.
Irgendwo hat einer sinngemäß geschrieben :
„.. solange ein deutscher HG das selbe leistet wie ein amerikanischer Olt…“
sieht in der Praxis so aus :
Das ein deutscher Fw der PzTr einen Blutsturz bekommen hat als er als SicherheitsOffz beim Panzerschießen eingeteilt werden sollte.
Das wäre doch Aufgabe der Zugführer, er hätte ja keinen Schießlehrerlehrgang.
Selber PzFw die nächste Krise bekam als ich bei einer Übung meinen RS (U) als Kdt eingeteilt habe und auf sein Auto umgesessen bin und ihm sagte nun führ Du mal den Zug :-)
Das heute kaum noch ein Panzerkommandant in der Lage ist seinen Panzer selbst anzuschießen / nachzujustieren.
Das 99 % der Komandanten mehr oder weniger auf dem Schlauch stehen wenn die Elekronik mal nicht mehr mitspielt.
usw. usw.
Dies ist wohlgemerkt nicht die Schuld der einzelnen Soldaten, sondern des Dienstherren, der über zahlreiche Reformen zugelassen hat das dem Kern der Armee, dem Unteroffizierkorps das Rückgrat gebrochen wurde indem die Ausbildung der Unterführer entsprechend „modifiziert“ wurde.
Das dies die Angehörigen der Offizierslaufbahn nicht gerne hören ist mir bekannt, jedoch was ist in einer Einheit den die Konstante ? Uffz oder Offz ?
In einem Gefecht / kriegerischem Umfeld ist es unerlässlich, das die Gruppe / der Zug / die Kp / das Btl funktionieren, das die Führer sich kennen und eingespielt sind.
Jeder zusätzliche Reibungsverlust wird mit Blut bezahlt, jeder „unfähige“ ( aufgrund seiner Ausbildung / Vorbereitung) militärische Führer gefährdet sein und das Leben seiner Kameraden.
Zu der oben zitierten Aussage wird umgekehrt ein Schuh draus, das ein OG anno 1980 locker das konnte was ein SU oder FW heute leisten muß ;-)
In dieser Armee hat sich ein „Jobmentalismus“ breitgemacht, der gelinde gesagt unzweckmäßig ist.
So trägt der Versorger eigentlich nur Uniform , damit er im Rest nicht auffällt, die soldatische Ausbildung ist da ja zweitrangig.
Da auf einen Kämpfer mittlerweile 3-5 Versorger kommen haben diese auch das Regiment übernommen und sind die eigentlichen „Herrscher“ im System ohne deren Segen nix läuft. Damit aber auch der größte Kostenfaktor ;-)
In dieser Armee ist genügent Optimierungspotential, ohne gleich einen radikalen Umbau vornehmen zu müssen.
Tradition ist nicht das aufbewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.
In diesem Sinne stimme ich Stefan`s letztem Absatz ausdrücklich zu.
Anmerkung:
Man möge das Militär Georgiens betrachten (Quelle Wiki):
* Kampfpanzer:
o 200 T-72B/Sim1
o 40 T-55AM/AM2B
* Schützenpanzer:
o 80 BMP-1
o 120 BMP-2
* gepanzerte Mannschaftstransporter:
o 64 MT-LB
o 70 Nurol Ejder[6][7][8]
o unbekannte Anzahl BTR-70
o 75 BTR-80
* gepanzerte Aufklärungsfahrzeuge:
o 17 BRDM-2
o unbekannte Anzahl HMMWV
o 170 Otokar Cobra
* Artillerie:
o 26 2A36
o 30 2A65
o 120 D-30
o 12 2S7 Pion
o 26 2S3 Akatsiya
o 43 VZ 77 Dana
* Raketensystem:
o 39 BM-21 Grad
o 12 RM-70
o 15 LAR-160
o 2 M-87 Orkan
* Granatwerfer:
o 240 2B11, 120 Millimeter
o 365 M-38/43, 120 Millimeter
o 259 M75
* Flugabwehr:
o 15 9K37 Buk
o 38 S-125 Newa
o 35 ZSU-23-4
o 40 MT-LB mit ZU-23-2 bzw. 9K38
o 18 OSA-AK
o 12 9K35 Strela-10
o 8 Tor M1
Wirklich nichts großartiges um gegen den roten „Riesen“ anzukämpfen. Dafür das die Russen schon bei diesem Gegner an ihrem Maximum gelangt sind, haut mich die Russische Intervention in Georgien nicht vom Hocker und lässt bei mir kaum Sorgen um Europa aufkommen.
@ StFwdR, Stefan
Danke für die Kompetenz und die Vernunft.
„In dieser Armee ist genügent Optimierungspotential, ohne gleich einen radikalen Umbau vornehmen zu müssen.“
Dem kann ich nur zustimmen. Falls gewünscht exerziere ich das nochmal vor, wie sowas aussehen kann. Naja. Aber vielleicht kennt ja jemand von euch das Gefühl.
Es gibt ein Problem. Es gibt einen Standardlösungsweg, der aber nicht optimal ist. Und auf einmal kommt einer mit einer völlig anderen, absolut abwegigen Idee daher, bekommt Zustimmung und ihr fragt euch, ob ihr nur von Idioten umgeben seid.
So ähnlich gehts mir, wenn ich Leuten wie KTzG und seinem Kommissionshaufen zuhören muss, die meine, unsere Armee verstümmeln. Da kocht mir das Blut.
@ Bang 50
Was ein paar Georgier da in der Scham ihrer eigenen Dämlichkeit vom Stapel lassen ist nicht gerade objektiv, glaube ich. Die Russen werden uns nicht angreifen, weil wir gemeinsasme Interessen haben. Und nicht, weil sie es nicht könnten.
Für echte leichte Infanterie wird eher der Helikopter das Verbringungsmittel sein.
@Niklas
Die Kommentare der Georgier waren durchaus selbstkritisch. (Keine effektive Luftverteidigung gehabt.)
Die Kommentare von russicher Seite waren selbstkritisch (es wurden viele strategische Fehler gemacht die wir nicht hätten machen dürfen)(enorme Schwächen in der Führung etc…)
Der Kommentar von Amerikanischer Seite verdeutlicht wenn auch überspitzt formuliert, wer die unangefochtene „airpower“ dieser Welt ist.
Zitat:“Die Russen werden uns nicht angreifen, weil wir gemeinsasme Interessen haben. Und nicht, weil sie es nicht könnten.“
Die Russen werden uns nicht angreifen weil es nicht in unserem gemeinsamen Interesse liegt.
Die Russen können uns nicht angreifen (zumindest nicht ohne eine gewaltige Vorlaufzeit von mindestens 10 Jahren) weil sie konventionell dazu nicht in der Lage sind. (Davon bin ich fest überzeugt, da ich mich diesem Thema vor 2 Jahren genauer auseinandergesetzt habe.)
Gut, wenn wir mal Russland als Referenz nehmen, auch wenn ich einen Konflikt nicht für das Szenario halte, auf welches wir uns einzustellen haben und ja eher eine Vergrößerung der Bundeswehr bedeuten würde.
Könnten wir uns zumindest relativ zu unserer Bevölkerung SIEGREICH gegen einen russischen Angriff (beide im jetzigen Zustand) wehren?
Oder anders: Hat die Bundeswehr die gleiche Kampfkraft wie die russische Armee?
@Stefan
>>Ich kann diesen überheblichen und für den Westen gefährlichen Unsinn, von der “unfähigen Schrottarmee” und den unbesiegbaren besseren westlichen Armeen, leider nicht mehr hören.<<
Ich hoffe sie sind sich der gewaltigen Ironie bewusst das sie das was sie für "überheblichen Unsinn" halten wenn es um die russ. Streitkräfte geht, genauso, wenn nicht noch schlimmer, über die US Streitkräfte verbreiten.
Anscheinend können gewisse Leute nur in eine Richtung "objektiv" sein. Wenn es heißt mal die Russen zu verteidigen, dann muss man natürlich gleichzeitig einen riesigen Haufen auf die USA setzen. Scheint mir jedenfalls so. Nicht das die USA nicht wesentlich beeindruckendere und größere Militäroperationen durchgeführt hätten in den letzten 20 Jahren, oh nein, dem Herrn fällt nur "Grenada" ein, ganz toll. Am Golf war ja nix.
Stattdessen wird Russland gefeiert weil es in einem 1-wöchigen Krieg gegen eine Mickerarmee mal nicht beschissen ausgesehen hat. Wenn die USA das mit dem Irak macht gibts nur wieder Augenrollen, schon klar.
Zu behaupten die georgische Armee wäre westlich ausgerüstet (faktisch kompletter Unsinn), westlich geführt und hätte nach westlicher Doktrin operiert untermauert dann komplett die eigene Unwissenheit und das ganze erinnert mich dann schon eher an russische fanboys in diversen Foren die Georgien 2008 mal eben so interpretiert hatten als ob Russland die NATO geschlagen hat. Auweiha…
@ Rapax
Wenn auch offensiv formuliert :) Ja, die USA sind die kompletteste und kräftigste Macht der Welt. Russia Strong ist immer Propaganda, auch wenn sie viele sind :)
Es mag, sein dass in den USA auch ein paar Unzulänglichkeiten in den Organisationen herrschen. Aber man muss sagen, dass nirgendwo so fieberhaft, innovativ und ernsthaft experimentiert und an der Armee gewerkelt wird wie eben in den USA.
@Niklas
Ich gehe nicht davon aus das die BW die Kraft hat, sich Russland entgegenzustellen.(Obwohl sich der Rüstungsetat in beiden Ländern fast gleicht)
Alles was mit dem „roten Riesen“ zu tun hat, kann nur im großen Rahmen der NATO und vorallem den USA geschehen (Die enorme „airpower“ mit Luftüberlegenheitsjägern, Langstreckenstealthbombern mit modernsten Wirkmitteln, AWACS, Elektronischer Kriegsführung (ECM etc.), der enormen Schlagkraft und Flexibilität der Trägerverbände, die Fähigkeit jedes Ziel auf dieser Welt innerhalb Stunden mit Marschflugkörpern zu treffen) sind die Fähigkeiten die einen solchen Konflikt entscheiden.
Im übrigen wollte ich mich nicht auf Russland versteifen. Es ist aber dazu gekommen da viele hier eine robuste Aufstellung für den konventionellen Konflikt fordern. Dabei kommt man automatisch zu der Frage, auf welche konventionelle Bedrohung (Nation) soll diese Planung ausgerichtet sein? Der Klassiker Russland liegt da am nächsten (deswegen auch der längere Ausflug dorthin, den ich eigentlich auch beeenden möchte) China?? Wer könnte noch eine solch starke konventionelle Bedrohung darstellen das wir uns mit massiven Mitteln wehren müssen?? Der Iran?? Die Taliban ;-)??
Hier liegt doch der Hund dieser ganzen Diskussion begraben. In D gibt es kein sicherheitsstrategisches Konzept. Für was soll die BW also ausgerüstet werden? Der Verteidigungsminister glaubt an leichte Einsätze in Krisenregionen mit schlecht ausgebildeten AK47 Schützen im Osten und Afrika. Das dies nicht alles sein kann (und schnell gefährlich werden kann wenn man einer echten Armee gegenüber steht), darüber sind wir uns wohl alle im Klaren. Aber nochmal, was soll die BW den eigentlich können? Diese Frage muss die Politik klären.Dazu ist die Politik aber anscheinend nicht willens („um Gotteswillen!! seriöse Außenpolitik! da will ich nicht die Verantwortung übernehmen!“) und wahrscheinlich auch fachlich nicht dazu in der Lage.
@Stefan:
Leider fehlt in deiner Aufstellung der durch das GG zugelassenen Fälle der Art. 24 Abs. 2 GG:
„Der Bund kann sich zur Wahrung des Friedens einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einordnen; er wird hierbei in die Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, die eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeiführen und sichern.“
So und nur so sind Auslandseinsätze nicht verfassungswidrig, da die Bundeswehr stets im Rahmen der vom Bundesverfassungsgericht aufgestellten Leitsätze (BVerfGE 90, 286 – Out-of-area-Einsätze) handelt:
„1. Die Ermächtigung des Art. 24 Abs. 2 GG berechtigt den Bund nicht nur zum Eintritt in ein System gegenseitiger kollektiver Sicherheit und zur Einwilligung in damit verbundene Beschränkungen seiner Hoheitsrechte. Sie bietet vielmehr auch die verfassungsrechtliche Grundlage für die Übernahme der mit der Zugehörigkeit zu einem solchen System typischerweise verbundenen Aufgaben und damit auch für eine Verwendung der Bundeswehr zu Einsätzen, die im Rahmen und nach den Regeln dieses Systems stattfinden.
2. Art. 87a GG steht der Anwendung des Art. 24 Abs. 2 GG als verfassungsrechtliche Grundlage für den Einsatz bewaffneter Streitkräfte im Rahmen eines Systems gegenseitiger kollektiver Sicherheit nicht entgegen. […]“
All die im Weißbuch dargestellten Aufträge sind dadurch abgedeckt.
/Zitat:
Voodoo | 21. September 2010 – 12:48
Im Zentralen Sanitätsdienst Bw verdichten sich die Gerüchte, das zwei der vier SanKdo´s aufgelöst werden sollen. Zusätzlich dazu sucht man derzeit wohl geeignete Großstandorte, um die Rgt zusammen zu fassen. Des weiteren hofft eine nicht unerhebliche Anzahl an Angehörigen des ZSan unterhalb der Besoldungsgruppe A16 auf eine Rückführung der Sanität ins deutsche Heer und einhergehende Abschaffung des Trümmerhaufens ZSan.
/ Zitatende
Folgende Fragen ergeben sich für mich aus Ihrem Hinweis bezüglich des Sanitätsdienstes der BW.
Welche Vorteile hätte denn eine Rückführung des ZSan in das Heer? Wie müsste ich mir dann die Struktur vorstellen? Ärztliches und nicht ärztliches Personal der Sanität ,dem Heer unterstellt, dann bspw. auf einem EGV ?
SanPersonal das HUT ist, fährt auch so schon in schöner Regelmäßigkeit auf den EGVs mit. Nämlich dann, wenn das MERZ eingeschifft ist.
Des Weiterhin gibt es ja noch den Sanitätsdienst Heer. In der DSO sind die vierten Kompanien der LLUstgBtl reine SanKp. Außerdem befinden sich in den ersten Kompanien der FSchJgBtl noch reine SanZg.
@ Bang 50
Genau das ist die Frage. Aber was sind schon robuste konventionelle Kräfte?
Eine einzige Panzerdivision mit zwei Brigaden ist ja recht wenig (die 10. Panzerdivison, die wir haben ist eigentlich keine, sondern nur die 1.)
Achtung jetzt kommt ein kleiner Roman.
Ich versuche mal zu formulieren, was ich denke, was unsere Bundeswehr können muss. Ich fange mit den beiden kleineren Teilen an.
Marine:
Da Deutschland keine traditionelle Seemacht ist wäre ich da schonmal bescheiden.
Zum Auftrag der Sicherung der deutschen Küste sind ja auch Einsätze wie UNIFIL oder Atalanta oder OEF gekommen… Dummerweise klassische Überwassereinsätze.
Wenn wir den Anspruch haben, dort stark aufzutreten, brauchen wir natürlich recht viele, teure Überwasserschiffe. Ich bin da kein großer Fan von, ehrlich gesagt. Ich denke, die alten Fregatten sollten noch ihre letzten Jahre genießen und dann in Teilen ersatzlos gestrichen werden, sodass wir dort eher die zweite Geige spielen. Stattdessen würde ich die U-Boot-Flotte ein klein wenig vergrößern, da wir dort wirklich sehr leistungsfähig und U-Boote relativ kostengünstig sind und wir so die wichtigsten strategischen Aufgaben hinbekommen.
Luftwaffe:
Ich denke das hat sich gezeigt. Neben der Aufrechterhaltung der Fähigkeit zur Luftraumsicherung ist ja stark die Fähigkeit zum CAS in den Vordergrund getreten.
Außerdem natürlich die Aufklärungsarbeit und die Transportkapazitäten.
Ich denke, die Luftwaffe geht einen richtigen Weg, da der Eurofighter ein Mehrzweckflugzeug ist und der A-400M bestimmt irgendwann auch mal gut ist :)
Die Nutzung von Drohnen ist auch vernünftig und kosteneffizient.
Heer:
Ja, das gute alte Heer. Meiner Meinung nach muss das deutsche Heer alle möglichen Fähigkeiten abdecken. Es ist die wichtigste Teilstreitkraft für uns. In Zeiten schrumpfender Personalbestände wird wichtig sein, den Wasserkopf abzuschaffen, die Etappe zu verkleinern und es so zu optimieren, dass möglichst viel Personal in, sagen wir mal, „Feldtruppen“ dient und nicht am Schreibtisch.
Das Heer muss in der Lage sein,
1. das hochintensive Gefecht zu führen,
2. Stabilisierungseinsätze über mehrere Intensitätsstufen zu absolvieren und
3. Spezialoperationen durchzuführen.
Dabei geht es natürlich auch um Fähigkeitenerhaltung. Von daher halte ich, wie schon tausendmal geschrieben, nicht für angemessen, das Heer so radikal zu verändern.
Ein Gedankengang, wie man die Anforderungen erfüllen kann wäre
(D/F-Brig ausgespart):
-1. Panzerdivision erhalten sodass die Brigaden jeweils 2 Pz und 2 Pz Gren Btl haben.
Der Einsatz im Kosovo hat gezeigt, dass der Bedarf für einen solchen Verband schnell real sein kann. 1 PzDivision ist letztenendes nicht viel.
-Die Zusammenführung der PzGrenBrigaden, GebJ und Jäger zu einer Infanteriedivision mit 2 PzGrenBrig (je +1 JBtl., Vorbild Brigade Nord Norwegen, siehe Manöverbtl.), 1 GebJBrig und 1 JägerBrig (+ 1 PzKp).
Alle Brigaden sind mit Artillerie auszurüsten und können entweder im 1. Szenario quasi die zweite Reihe bilden oder sind eben für das 2. Szenario prädestiniert.
So hat man eine große Division, die extremst flexibel ist und spart einen Stab.
-Bildung einer Reaktionszelle nach belgischem Vorbild.
2 FschJBtl für den klassischen, nicht dauerhaften Einsatz.
Eine Art SOF-Zelle, in der alle Spezialkräfte der BW gebündelt sind:
1 FschJBtl mit erweiterter Ausbildung, KSK / Fernspäh unter KSK-Kommando, Kampfschwimmer, ein spezieller Heeresfliegerverband (Luftbetankung etc.).
Man sieht, hier und da fällt ein Verband flach, bzw. geht in einem anderen auf.
Ziel ist es, gewachsene Verbände und Aktion aus einem Guss zu haben.
Die Heeresflieger sollten z.B. nicht einem Jägerverband fest zugeordnet sein. Da wir zu wenig Hubschrauber haben und sich das nicht ändert, müssen wir die Hubschrauber modulweise bei Bedarf zuweisen.
So, jetzt hab ich ne Menge geschrieben und viel Hass auf mich gezogen, weil hier und da ne Menge fehlt und es nur Wunschdenken und somit wertlos ist. ^^
Da Sie hier oft auf die Norweger rekurrieren, und sicher nicht nur ich mich frage, was genau Sie meinen, der Link zur „Brigade Nord“ an dieser Stelle:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/54/Norwegian_Land_Forces.png
Nun ja, in Norwegen mit seiner Topographie und Bewaldung ist eine starke Infanteriekomponente nebenbei auch zur Heimatverteidigung nicht schlecht. Dass diese Gliederung nebenbei auch gut für Auslandseinsätze passt ist eher ein schöner Zufall.
Warum soll denn die Marinekomponente auf Uboote reduziert werden? Das leuchtet mir nicht ein. Piraten stellt man damit nicht und Frachtschiffe kann man damit auch nicht kontrollieren. Man müsste also zumindest eine Anzahl hochseefähiger und helitragender Überwassereinheiten bereit halten, um dem derzeitigen Anforderungsprofil zu genügen.
@Husar
Ich bin grundsätzlich nicht gegen Auslandseinsätze und habe dies auch nie geschrieben. Ich halte sie in bestimmten Fällen für notwendig. Das GG erlaubt diese allerdings nur, wenn es sich um Verteidigung handelt.
Grundgesetz Art 87a
(1) Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die
Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.
(2) Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses
Grundgesetz es ausdrücklich zulässt.
(3) …
Von Auslandseinsätzen ist nirgends im GG die Rede. Das Schlüsselwort ist Verteidigung.
Nicht Art 24, sondern Art 87a GG erlaubt der BW (nur dann) Auslandseinsätze, wenn es sich um Verteidigung handelt. Darum auch der umstrittene Spruch, Deutschland würde am Hindukusch verteidigt. Verteidigung setzt immer einen Angriff voraus. Diese Verteidigung ist natürlich auch im Ausland möglich. Siehe Verteidigung gegen Piratenangriffe vor Somalia.
Art 24 GG gestattet lediglich, dass wir auch handeln dürfen, wenn andere Staaten unseres gemeinsamen Systems gegenseitiger kollektiver Sicherheit angegriffen werden. Darum musste vom Verteidigungsbündnis NATO auch festgestellt werden, dass die USA am 11.09.2001 angegriffen wurde, damit Verteidigungshandlungen der Bündnispartner erlaubt sind.
Umstritten ist allerdings, ob es sich in Afghanistan nach 8 Jahren noch um Verteidigung handelt. Zu beachten ist, dass sich jegliche Bündnisverpflichtungen Deutschlands, also die Handlungen der BW, nur im Rahmen des GG bewegen dürfen, also nur mit Verteidigung begründet werden können. Auch UNO-Beschlüsse stehen nicht über dem GG und setzen dieses nicht außer Kraft. UNO-Beschlüsse gestatten Staaten lediglich Handlungen, vorausgesetzt diese sind von den nationalen Verfassungen gedeckt.
@Stefan:
Das habe ich auch nicht unterstellt. ;)
Das Problem bei der Anwendung des Art. 87a GG besteht darin, dass der Verteidigungsfall formal gem. Art. 115a GG festgestellt werden muss, damit die Bundeswehr zur Verteidigung eingesetzt werden darf. Damit einhergehend wäre der Übergang des IBUK auf den Bundeskanzler.
Für Auslandseinsätze im Rahmen von Systemen kollektiver Sicherheit (NATO, UN, EU) ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes maßgeblich, das nicht den Art. 87a GG heranzieht, sondern vielmehr den Art. 24 Abs. 2 GG. Dies wird auch im Leitsatz deutlich:
„Art. 87a GG steht der Anwendung des Art. 24 Abs. 2 GG als verfassungsrechtliche Grundlage für den Einsatz bewaffneter Streitkräfte im Rahmen eines Systems gegenseitiger kollektiver Sicherheit nicht entgegen.“ (Quelle: http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv090286.html)
Somit bedarf es eben nicht der Feststellung des Verteidigungsfalls, sondern „einfach“ der Zustimmung des Bundestages.
Desweiteren würde sich eine Begründung z. B. für den ATALANTA-Einsatz recht schwierig über die Definition des Verteidigungsfalls konstruieren: „[…] dass das Bundesgebiet mit Waffengewalt angegriffen wird oder ein solcher Angriff unmittelbar droht (Verteidigungsfall) […]“ (Art. 115a Abs. 1 GG)
Ein Angriff auf ein unter deutscher Flagge fahrendes Handelsschiff ist de jure kein Angriff auf das deutsche Staatsgebiet, obwohl an Bord deutsche Gesetze gelten.
Hierzu noch der Kommentar von Maunz/Dürig zum Art. 115a Abs. 1 GG:
„Demnach kann man den „Verteidigungsfall“ i.S. des Art. 115a etwa definieren: als Ausgelöstwerden derjenigen Verteidigung, welche erforderlich ist, um einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff bewaffneter äußerer Gegner von der Bundesrepublik abzuwenden. […] Von „außen“ kommt der Angriff, wenn er aus Gebieten herangetragen wird, die außerhalb des Staatsgebietes der Bundesrepublik liegen. Kriterium ist also ganz formal die Grenzmißachtung. […] Es muß sich um einen bewaffneten (militärischen) Angriff (äußerer Gegner) handeln, um den Verteidigungsfall gem. Art. 115a auslösen zu können. Art. 115a ist also nicht gegeben, wenn der äußere Gegner „nur“ subversive Elemente, Agenten, Spione, Sabotagetrupps usw. einschleust.“
Und noch zum Art. 24 Abs. 2 GG:
„Der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der Vereinten Nationen ist daher nicht als Verteidigung i.S. des Art. 87a I und II anzusehen. […] Damit ist aber nicht gesagt, daß ein Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der Vereinten Nationen verfassungsrechtlich überhaupt nicht zulässig ist. Dahingehende Auffassungen im wissenschaftlichen Schrifttum und regierungsamtlichen Verlautbarungen übersehen jedenfalls die Bedeutung des Art. 24 II GG, wenn sie nicht überhaupt den Inhalt des Art. 87a II verkennen. Außer zur Verteidigung läßt Art. 87a II GG den Einsatz der Streitkräfte zu „soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt.“ Auch wenn in Art. 24 II nicht expressis verbis von der Bundeswehr und ihrem Einsatz die Rede ist, auch nicht von einem Einsatz im Rahmen der Vereinten Nationen, kommt man letztlich doch zu dem Ergebnis, daß ein solcher Einsatz durch Art. 24 II GG zugelassen ist. Vor allem spricht dafür die zeitliche Abfolge, in der Art. 24 II GG und Art. 87a II GG in das Grundgesetz gekommen sind.“
@Stefan: Das ist die typische Laieninterpretation des GG. Selbst in diesem steht aber drin „Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses
Grundgesetz es ausdrücklich zulässt.“. Das ist z.B. eben dieser Art. 24 Abs. 2 GG, der Auslandseinsätze im Verbund multinationaler Bündnisse zulässt, ohne konkrete Festsetzung des Zwecks! Eingeschränkt wird das dadurch, dass gem. BVerfG-Urteil von irgendwann 1994 der BT diesen Einsätzen zustimmen muss und das Ganze natürlich dem Humanitären Völkerrecht entsprechen soll.
Die Bundeswehr ist keine Verteidigungsarmee mehr, strukturell spätestens seit der Struck’schen Reform. Dies ist nach dem Grundgesetz zugelassen und wurde vom Bundesverfassungsgericht bestätigt. Das ist schlicht Fakt, da kann man als Laie (der ich auch bin!) noch so sehr auf dem bekannten Satz „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf“ rumreiten.
Mich würden ja die Planungen auch im Bereich der Luftwaffe interessieren. Dazu kursieren wildeste Spekulationen, aber im Unterschied zu Marine (deren Ausrüstungsplanung ja relativ klar ist) und jetzt auch Heer wenig Handfestes.
off-topic: Ansonsten danke an Bang50 und Rapax für die Klarstellung der Bedeutung der Georgienkrise und des angeblich so gefährlichen Russlands (die ich zwar nicht unbedingt als NATO-Verbündeten, aber definitiv auch nicht als zukünftigen Feind ansehen würde). Im Übrigen halte ich auch nicht viel von diesem in der Bw so verbreiteten Bild der unfähigen USA (nach meiner persönlichen Erfahrung meist vertreten von Kameraden, häufig aus dem Osten der Republik, die nie dienstlich mit den US-Streitkräften zu tun hatten).
Man kann ihnen sicher einiges vorwerfen, vor allem auch eine in den letzten Jahren sehr unüberlegte Außenpolitik – aber in Sachen Militär sind die „Amis“ einfach Referenz. Das geht von der doktrinären Entwicklung über Ausrüstung, zu großen Teilen Ausbildung bis insbesondere hin zur Logistik. Und auch was das Führungswesen anbetrifft, braucht man mittlerweile von deutscher Seite aus gar nicht mehr so arrogant zu sein; Creveld ist ein wertvolles Werk und zieht einige wichtige Schlüsse, seine Darstellung der US-Streitkräfte von 1945 hat jedoch mit dem modernen US-Militär nicht mehr allzu viel zu tun, nach meiner Einschätzung.
Drei Juristen fümf Meinungen :-(
@ Herr Zorn, Henner
Schauen Sie sich mal die Zusammensetzung der drei Manöverbataillone (z.B. beim TelemarkBtl.) an. Die unterschiedlichen Bezeichnungen sind nicht ganz korrekt, da die drei Bataillone alle gleich gegliedert sind.
Die sind deshalb so interessant, weil dort das Zusammenwirken von Panzern und Panzergrenadieren so eng ist. Respektive der ja recht kleinen Kontingente in einem Out-of-Area-Einsatz ist das, wie ich finde, nur zeitgemäß. In der Grafik sieht es so aus, als hätten wir da 2 PzGren und 1 PzBtl., was aber eben nicht der Fall ist.
Bezüglich der Marine: Ich habe übersehen, dass die Bremen-Klasse in zwei Jahren außer Dienst gestellt wird. Das sind acht Schiffe, die durch 4 F 125 ersetzt werden. Von daher ist die Fregattenflotte auch kein so großer Faktor mehr. Mein Fehler.
@Bang50
Korrektur.
Leider ist der Rüstungsetat von Deutschland um mehr als 23 Milliarden € niedriger, als der von Russland.
Verteidigungshaushalt = 31.347.093.000 € Deutschland
http://bund.offenerhaushalt.de/14.html
Verteidigungshaushalt ~ 55.000.000.000 € Russland
http://de.rian.ru/security_and_military/20100922/257320851.html
@ StFwdR,
von wegen drei Juristen fünf Meinungen, Stefan hat bloß keine Ahnung von der juristischen Leseart des GG so hart das jetzt klingen mag.
Aber es stimmt nun einmal das Auslandseinsätzte in einem System kollektiver Sicherheit zulässig sind. Darüber hat aber das BVGer zu entscheiden und bisher hat es einen Auslandseinstz der seine begründung im Art. 24 GG im bejaht.
Hierfür muss kein militärischer Angriff auf die NATO bzw. NATO-Mitgliedsstaaten vorliegen, ich empfehle jedem der das nicht so sieht entsprechende Literature bzw. Urteile.
@Alpha
Ist zwar OT, aber ich kann nicht widerstehen :-)
Wenn Juristen sich nicht klar ausdrücken können oder wollen,
dann schaffen sie unbestimmte Rechtsbegriffe.
Der Streit um deren Auslegung ist nicht nur Inhalt der Ausbildung von Juristen,
sondern auch wesentliche Ertragsgrundlage ausgebildeter Juristen :-)
Im übrigen ist das BVerfG die letzte Instanz bei Streitigkeiten, jedoch ist deren Rechtssprechung nicht unbedingt in Stein gemeißelt ;-)
@Alpha
Zitat: „@ StFwdR,
von wegen drei Juristen fünf Meinungen, Stefan hat bloß keine Ahnung von der juristischen Leseart des GG so hart das jetzt klingen mag.“
Das Bundesverfassungsgericht hat auch schon einmal entschieden, dass das Deutsche Reich fortbesteht und nur derzeitig nicht handlungsfähig ist. Für mich ist das realitätsfremder Quatsch. Was geschieht mit den Bündnisverpflichtungen und unserem GG unserer Bundesrepublik, wenn es wieder handlungsfähig werden sollte? Ich glaube heute fiele die Einschätzung anders aus.
Also doch, drei Juristen fünf Meinungen. Oder? :-)
Ist es nicht eigentlich Wurst, auf Grundlage welchen Artikels des GG Auslandseinsätze durchgeführt werden, wenn sie nur verfassungsgemäß sind.
Grundgesetz Art 87a
(1) Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die
Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.
(2) Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses
Grundgesetz es ausdrücklich zulässt.
(3) …
Was gibt es hier zu interpretieren, unmissverständlicher geht es nicht. Von bedingungslosen Auslandseinsätzen ist im GG nicht die Rede. Das Wort Auslandseinsatz finden Sie dort nirgends. Aber das Wort Verteidigung. Und die kann selbstverständlich auch im Ausland erfolgen. Keine Frage. Umsonst bemühen sich unsere Politiker nicht ständig, uns die Auslandseinsätze mit Verteidigung zu erklären. Haben die auch keine Ahnung von der juristischen Leseart des GG?
Es gibt auch die Weisheit, Angriff sei die beste Verteidigung. :-)
Ich wollte und will , wenngleich von Haus aus Jurist, nicht in die Tiefe einsteigen. Aber die offizielle Lesart ist m.E. Anfang der Neunziger Jahre durch das BVerfG aus „rechtspolitischen Gründen“ geändert worden. Denn vorher stand in Stein gemeißelt und war so auch die Intention der Verfasser des Grundgesetzes: Nie wieder soll ein deutscher Soldat in einem fremden Land Krieg führen (mal abgesehen von der Verteidigung eines Bündnispartners). Und wie man die Lesart einer Vorschrift aufwändig biegen kann, sieht man an der Umdeutung des Artikels 24 GG. Das ist natürlich nicht vergleichbar, aber wer sich mal Aufsätze von Rechtsprofessoren durchliest, mit denen in den 30er Jahren versucht wurde zu erklären, warum ein Strafrechtsparagraph im Hinblick auf die damals herrschende Ideologie anders zu lesen sei, als vorher in der Weimarer Republik, der lernt viel über Juristerei.
@ Niklas: Vielen Dank, das wusste ich nicht (Telemark). In erster Linie dürfte die fehlende Durchmischung von Pz- PzGren und Jägerbattaillonen bis jetzt in D logistische Gründe gehabt haben. Für den V-Fall war ja immer ein Tausch von ganzen Kompanien geplant, soweit ich weiß.
Achso, das wusste ich natürlich nicht. Ist ja an sich auch legitim, das mit der Logistik.
Wie kommen wir von der Struktur der Bundeswehr auf das Grundgesetz? :) Herrlich.
Ich denke, dass die Grundlagen für die Aufträge der Bundeswehr nun ausführlich(st) diskutiert worden sind.
Meiner Meinung nach ist es schwierig, über die Grobstruktur des Heeres zu urteilen, wenn die Feinstruktur, also der genaue Aufbau der Bataillone und Regimenter, unbekannt ist. Vielleicht ergeben sich neue Konstellationen, z.B. wenn in einer PzGrenKp gleichzeitig auch immer ein PzZg enthalten ist, dann ist das Gefecht der verbundenen Waffen auch in einer niedrigeren Ebene ansatzweise möglich. Gleichzeitig kommt die disktutierte Aufstellung dem neu aufgetretenem Prinzip nahe, dass Kompanien befähigt sein sollen, selbstständig im eigenen Rahmen kämpfen zu können (vgl. FOBs).
Die Mischung der Kp`n ist nicht das Gefecht der verbundenen Waffen ;-)
Auch ist eine Kompanie alleine nur bedingt in der Lage alleine zu kämpfen, da kommen dann jede Menge Unterstützer und Versorger dazu.
Die bisherigen Vorschläge orientieren sich am heutigen und vermuteten zukünftigen Bedrohungsszenario und den daraus resultierenden Aufgaben für bewaffnete Streitkräfte.
Aus der Analyse dieser Vermutungen ergeben sich eben diese Vorschläge.
Persönlich denke ich das es extreme Werte sind die hier in die Diskussion eingebracht worden sind, die von der Landesverteidigung mit großem Heer und viel Material hin zu einer beweglichen flexiblen Interventionsarmee den Weg weisen sollen.
Das ich davon nichts halte, weil Grundfertigkeiten verloren gehen, „Humankapital“ vernichtet wird und sich die Problematik der „Neckermannnachwuchsführungskräfte“ dadurch auch nicht lösen lässt, sowie die desolate Materiallage sich ebenfalls nicht bessert ist kein Geheimnis. ;-)
@StFwdR:
Ja, es entspricht nicht der Definition der HDv 100/100, aber ich habe mich da auch auf das isolierte Vorgehen kleiner Einheiten (z. B. Forward Operating Base, …) bezogen, so dass ich hier mit „Gefecht der verbundenen Waffen“ eher das gemeinsame Vorgehen und Agieren meinte… ;)
Die Grundfertigkeiten sind schon seit Jahren verloren gegangen, wenn man mal von den ILÜs absieht. Welche Fennekbesatzung übt schon das „Sichüberrollenlassen“ durch den Gegner auf dem Übungsplatz? Das einzige, was wirklich noch auf TrÜbPl exzessiv geübt wird, sind Checkpoints und IED-Awarenes…
„Meiner Meinung nach ist es schwierig, über die Grobstruktur des Heeres zu urteilen, wenn die Feinstruktur, also der genaue Aufbau der Bataillone und Regimenter, unbekannt ist.“
PzBtl: St/VsKp, 3-4 PzKp / PzGrenBtl: St/VsKp, 3 PzGrenKp / JgBtl: St/VsKp, 3 JgKp, 1 schwJgKp / GeJgBtl dito ODER GebJgReg: St/VsKp, 6 GebJgKp, 1-2 schwGebJgKp / FsJgReg: St/VsKp, 6 FsJgKp, 1-2 schwFsJgKp, PiKp (?), AufklKp (?) / JgReg: St/VsKp, 4 JgKp, schwJgKp, PiKp (?), AufklKp (?) / ArtReg: St/VsBtr, 4-6 PzArtBtr / PiReg: St/VsKp, 6 PiKp / AufklReg: St/VsKp, 2 PzAufklKp, 2 DrohKp, 2 leAufklKp
@HerrZorn:
Sind das „offizielle“ Angaben oder Ihre Schätzung? Denn beim AufklReg wird es keine 7 Kpn geben, sondern nur 6; dabei werden es wohl keine 2 DrohAufklKp werden.
Dies sind die momentan kursierenden Informationen, da die Obergrenze Bundeswehr noch nicht feststeht, ist ergo auch der Dienspostenumfang der Teilstreitkräfte noch variabel.
Zum AufklReg: mit 6 Kp sind Einsatzkompanien exklusiv St/VsKp gemeint
Der General der Heeresflugabwehrtruppe und Kommandeur des Ausbildungszentrums Heeresflugabwehrtruppe sagte:
„Nach den mir zurzeit vorliegenden Informationen, wurden mehrere unterschiedliche Modelle für eine neue Bundeswehr- und Heeresstruktur erarbeitet und mit unterschiedlichsten Planungsständen auf ministerieller Ebene zur Kenntnis genommen. Gemeinsam scheint diesen Möglichkeiten des Handelns, dass die Aufgabe „Flugabwehr“ einschließlich der Abwehr der Bedrohung durch den Beschuss unserer Feldlager mit ungelenkten Raketen, Artillerie- und Mörsergeschossen (RAM), d.h. auch das neue Waffensystem MANTIS in die „Integrierte Luftverteidigung“ und somit zur Luftwaffe wechseln soll. Dies würde in der Konsequenz das nahende Ende der Heeresflugabwehrtruppe bedeuten. Mich schmerzt diese Entwicklung sehr. Mein größtes, mich selbst verpflichtendes Anliegen ist es nun, frühzeitig sicherzustellen, dass jedem Soldaten der Heeresflugabwehrtruppe eine adäquate Anschluss-/ Weiterverwendung ermöglicht wird und es nicht zu Benachteiligungen unserer Soldaten kommt.“
Quelle: General der Heeresflugabwehrtruppe und Kommandeur des Ausbildungszentrums Heeresflugabwehrtruppe
Oberst Klaus-Peter Kuhlen
Kleiner Nachtrag:
Laut aktueller „loyal“ (Nr. 01/2011, S. 28) soll das Heer zukünftig wie folgt aussehen:
– 2 Divisionen zu je
— 3 Brigaden mit je
— 3 Infanterie-/Panzergrenadierbataillonen
— 1 Panzerbataillon
— 1 Aufklärungsbataillon
— 1 Pionierbataillon
— 1 Logistikbataillon
— Artillerie ist bei den Divisionen aufgehängt
– Kommando Schnelle Kräfte (als Divisionsäquivalent) als Verschmelzung von DSO und DLO
— 1 Fallschirmjäger- und 1 Jägerregiment
— 1 Kampfhubschrauberregiment (Tiger)
— 2 Transporthubschrauberregimenter (NH90)
Über den Verbleib des KSK ist nicht entgültig entschieden, ggf. soll es zusammen mit den Kampfschwimmern beim BMVg direkt angesiedelt werden. Das Heer gibt die ABC-Abwehrtruppe an die SKB ab und die Flugabwehr und CH-53 an die Luftwaffe. Dafür kommen die EODler und alle NH90 an das Heer zurück. Die Masse der neuen Struktur soll die allgemeine Infanterie stellen, dafür werden wohl Fallschirmjäger und Gebirgsjäger reduziert oder umgewandelt.