Kästchenmalen für die neue Bundeswehr: Die Brigade ist weg (mit Nachtrag)

Wie die neue Bundeswehr aussehen wird, ist derzeit vor allem eine politische Frage: Die Auseinandersetzung um die Wehrpflicht (so gut wie erledigt) und vor allem die künftige Truppenstärke der Bundeswehr (da scheint das Ministerium auf die Abgeordneten zu hoffen, die doch mehr wollen als die vom Minister vorgeschlagenen 163.000, dann aber auch mehr Geld rausrücken müssten). Derweil werden in den Führungsstäben der Streit- und der Teilstreitkräfte schon eifrig Kästchen gemalt, wie denn die Struktur der geschrumpften Truppe künftig aussehen könnte.

Derzeit kursieren solche Kästchen-Zeichnungen – die allerdings, wegen der Geheimhaltung, so oft kopiert und gefaxt werden, dass bei mir nur eine teilweise unleserliche Kopie angekommen ist. Allerdings lässt sich daraus schon einiges erkennen. Vor allem die Änderungen bei der größten Teilstreitkraft, dem Heer, zeigen die Absicht, den Laden ziemlich umzukrempeln. Alles natürlich unter dem Vorbehalt, dass diese Planungen auch in die letztendlich politisch gewollte Struktur passen.

Das Auffälligste an der künftigen Heeresstruktur: Die Brigade ist weg. Jedenfalls taucht die Brigadeebene in dem Modell Heer mit 54.500 militärischen Dienstposten (darunter 4.500 Kurzdiener) nur noch für zwei Sonderfälle auf: Die Deutsch-Französische Brigade und das Kommando Spezialkräfte – zwei Verbände, die sich  der übrigen Gliederung ein wenig entziehen.

GRAFENWOEHR, GERMANY - AUGUST 24: German Bundeswehr soldiers training for ISAF deployment in Afghanistan stand at attention on a pontoon bridge during a visit by Defense Minister Karl-Theodor zu Guttenberg at the military training facility on August 24, 2010 at Grafenwoehr, Germany. Zu Guttenberg announced the day before plans to restructure the German armed forces by ending compulsory military service and reducing the number of troops by one third. (Photo by Sean Gallup/Getty Images)

Auf der (Ponton)Brücke: Bundeswehrsoldaten beim Training für den ISAF-Einsatz in Grafenwöhr (Foto: Sean Gallup/Getty Images via picapp)

Diese Struktur sieht, wenn ich das auf der Folie richtig erkenne, ein Kommando Landoperationen an der Spitze vor – ich gehe davon aus, dass es das bisherige Heeresführungskommando ist. Darunter, als Divisionsebene, ein Kommando Luftgestützte Kräfte, zwei Einsatzkommandos, ein Kommando Fähigkeiten und die beiden oben erwähnten Brigade-Äquivalente. Unterhalb dieser Kommando/Divisionsebene gibt es dann Regimenter oder gleich Bataillone.

So unterstehen zum Beispiel, nach diesem Entwurf, einem der beiden Einsatzkommandos zwei Jägerbataillone, zwei Panzergrenadierbataillone, ein Panzerbataillon, ein Aufklärungsregiment, ein Pionierregiment, ein Artillerieregiment und ein Versorgungsregiment, außerdem sind die zwei Jägerbataillone der Deutsch-Französischen Brigade assigniert. Das Kdo LGest sammelt Fallschirmjäger und Jäger in je einem Regiment unter sich, zudem in zwei Bataillonsäquivalenten die Tiger-Kampfhubschrauber und die NH90-Transporthubschrauber.

Und ich dachte immer, die Brigade sei der Träger des Gefechts der verbundenen Augen Waffen. Kann man die dann so einfach aufgeben?

Die Luftwaffe mit einem Ansatz von 20.500 militärischen Dienstposten wird ähnlich knapp gegliedert: Ein Kommando Führung Luftstreitkräfte, ein Befehlshaber Einsatzverbände, ein Befehlshaber Unterstützungsverbände.

Tja, und den Rest – Marine, SKB, Sanität – kann ich leider nicht wirklich entziffern. Wg. der oben genannten Problematik der vielfach gefaxten Ausdrucke. Wenn jemand eine ordentlich lesbare Kopie haben sollte…

Nachtrag: Es scheint, fürs Heer habe ich nicht nur eine nur teilweise leserliche, sondern auch eine unvollständige Kopie… Also:

Es sind nicht zwei, sondern drei Einsatzkommandos geplant. Eins in der oben beschriebenen Ausplanung, die beiden anderen mit je vier Jägerbataillonen, je zwei Gebirgsjäger- und zwei Panzergrenadierbataillonen (da sind sie, die von einem Kommentator nachgefragten Gebirgsjäger), je einem Panzerbataillon, einem Aufklärungs-, Pionier- und Versorgungsregiment.

Vor allem aber: Die bisherigen Aufgaben der Brigade sollen bei Bedarf von einem Brigadestab geleistet werden, der aus einem Einsatzkommando, also der Divisionsebene, gestellt wird. Damit ist es eine Frage der Bewertung, ob man die Brigade als weggefallen sieht oder meint, im Einsatz werde sie doch gestellt…

Und was wirklich auf den Folien für die Heeresgliederung fehlt: Die Flugabwehr und die Mittleren Transporthubschrauber CH-53. Da wird wohl noch mit der Luftwaffe verhandelt… Wie überhaupt diese Struktur noch nicht die ist, die am Ende rauskommt. Aber Kästchen müssen schon mal gemalt werden.