Einsatz gegen Piraten vor Somalia bis 2020 geplant

Die Beteiligung der Bundeswehr an dem seit zehn Jahren laufenden Antipiraterieeinsatz der Europäischen Union vor Somalia soll verlängert werden – und wie die EU stellt sich auch die Bundesregierung darauf ein, dass die Mission Atalanta mindestens bis 2020 fortgesetzt wird. Das Bundeskabinett beschloss am (heutigen) Mittwoch das Mandat zur Verlängerung für ein Jahr, dem jetzt der Bundestag zustimmen muss.

Bei der vorangegangenen Verlängerung vor einem Jahr war von einer Überprüfung dieser EU-Mission mit dem Ziel einer baldigen Beendigung die Rede. Doch ganz so schnell wird es nicht gehen – und dabei spielt auch der Konflikt im Jemen eine Rolle. Aus der Begründung des neuen Mandats:

Die Bedrohung durch Piraterie vor der Küste Somalias ist in den letzten Jahren dank des Engagements der internationalen Gemeinschaft sowie der Anwendung entwickelter Verhaltensregeln durch die kommerzielle Seefahrt stark zurückgegangen. Von Mitte 2014 bis Anfang 2017 wurde am Horn von Afrika lediglich ein erfolgloser Piratenangriff registriert. Seit dem Frühjahr 2017 kommt es wieder in unregelmäßigen Abständen zu vereinzelten Piratenangriffen, der letzte am 22. Februar 2018. Bis auf einer erfolgreichen Entführung in März 2017, die ohne Lösegeldzahlung beendet werden konnte, blieben die Angriffe allesamt erfolglos. (…)
Solange jedoch keine stabilen staatlichen Strukturen in Somalia vorhanden sind, wird es vorwiegend in den Zwischenmonsunzeiten immer wieder zu erneuten Versuchen kommen, um die Wachsamkeit der Handelsschifffahrt und der Seestreitkräfte zu prüfen. Neben dem Rückgang der Piraterie zeigt der Jemen Konflikt Auswirkungen auf die Sicherheit der Seewege, wie beispielsweise die Zunahme von organisierter Kriminalität in Form von Schmuggel sowie illegaler Migration zeigt. Ebenso kam es zu verschiedenen Angriffen auf die saudisch geführte Koalition im Süden des Roten Meeres. Zwar sind Handelsschiffe bisher nicht betroffen gewesen, die generelle Verschlechterung der Sicherheitslage für die internationale Seefahrt, vor allem im Seegebiet um die Meerenge Bab-el Mandeb als Zugang zum Roten Meer und damit auch zum Suezkanal, ist ein ernstzunehmender Risikofaktor. (…)
Die letzte Verlängerung des EU-Mandats der Operation ATALANTA war verbunden mit dem Auftrag an den Operationskommandeur, eine Transitionsstrategie zu entwerfen, um die Operation perspektivisch unter Erhalt der erreichten Erfolge zu einem Ende zu führen. Mitte 2017 stellte der Operationskommandeur Optionen vor als Grundlage für eine entsprechende Strategie. Eine Entscheidung wurde von den Mitgliedstaaten mit Blick auf den sich wandelnden strategischen Kontext (Jemenkonflikt, Golfstaatenkrise) und die anstehende strategische Überprüfung der GSVP-Einsätze am Horn von Afrika zurückgestellt. In den Empfehlungen der strategischen Überprüfung haben die Optionen entsprechend Berücksichtigung gefunden. Zusammen mit anderen internationalen Akteuren hat die Operation ATALANTA eine Reduzierung der Piraterie auf ein tolerierbares Maß erreicht und sie weitestgehend eingedämmt. Zur Sicherung der Erfolge der Operation wird die Fortsetzung auf „minimalen Niveau“, das heißt bei weiterer Verringerung der Kommandostrukturen, um weitere zwei Jahre bis Dezember 2020 ohne Aufgabenänderung vorgeschlagen.

Die Deutsche Marine ist seit August 2016 nicht mehr mit einem Kriegsschiff in der Atalanta-Mission präsent; für einige Monate wird regelmäßig ein Seefernaufklärer vom Typ Orion P-3C auf die Basis Djibouti entsandt. Auch andere Nationen haben deutlich reduziert und schicken nach jahrelanger Beteiligung kein Schiff mehr, zum Beispiel die Niederlande. Derzeit fährt die italienische Fregatte Margottini als einziges Kriegsschiff in dieser Mission, zur Unterstützung gibt es deren zwei Bordhubschrauber, einen spanischen Hubschrauber und neben der deutschen Orion einen spanischen Seefernaufklärer.

Die Bundeswehrbeteiligung bleibt laut Mandat dennoch bei einer Obergrenze von 600 Soldatinnen und Soldaten, auch wenn es in der Praxis regelmäßig deutlich weniger sind.

(Archivbild Mai 2017: Vorbeiflug des deutschen Seefernaufklärers am spanischen Docklandungsschiff Galicia – EUNAVFOR)