Neuer Rüstungsbericht: Langsam vorwärts

Einige Monate später als erwartet, der Verzögerung durch späte Regierungsbildung und Einsetzung des neuen Verteidigungsausschusses geschuldet, hat das Verteidigungsministerium seinen neuen Rüstungsbericht vorgelegt. Es ist, wenig überraschend, weiterhin ein Problembericht:

Insbesondere die erneut erforderliche Fokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung erweist sich für die Truppe nach der langen Zeit des Sparens und Reduzierens als erhebliche Herausforderung. Die der Aufgabe geschuldete schnelle Reaktionsfähigkeit erlaubt keine größeren Ausstattungslücken der Verbände und Einheiten. Umso dringender ist es, die existierenden hohlen Strukturen wieder systematisch zu füllen und die Bundeswehr mit stetigen Investitionen aufgabenorientiert auszustatten.

Das dauert. Und, nun ja, trotz steigener Mittel sind es bisweilen unverändert Probleme, die die Bundeswehr seit Jahren mitschleppt. Zum Beispiel:

Der NH90 TTH als bestimmende Ressource zur Sicherstellung der Luftbeweglichkeit des Heeres unterliegt weiterhin erheblichen Einschränkungen im Betrieb. Verfügbarkeit und Flugstundenproduktion des NH90 TTH können derzeit und in absehbarer Zukunft den Bedarf zum Fähigkeitsaufbau und zur Professionalisierung des Personals nicht vollständig decken.
Die in den letzten beiden Jahren eingeleiteten Maß nahmen zur Verbesserung der Flugstundenproduktion mit Industrieunterstützung zeigen Wirkung auf niedrigem Niveau, so dass der quantitative Fähigkeitsaufwuchs weiterhin langsam verlaufen wird.

Ein Gesamtüberblick auf dieser Grafik stimmt auch nicht so direkt optimistisch:

(wobei immer die Frage ist, wie man rechnet und ab wann und wie Vertragsanpassungen berücksichtigt sind…)

… dafür aber ein optimistischer Ausblick im Vorwort:

In der vergangenen Legislaturperiode haben wir hierfür bereits
die grundlegenden Trendwenden für Personal, Material und Finanzen eingeleitet. Die Bundeswehr wächst wieder, und wir haben begonnen, sie auch in der Breite mit modernstem Material auszustatten. Jetzt geht es darum, die Trendwenden konsequent fortzusetzenund weiter mit den nötigen finanziellen Ressourcen zu hinterlegen.
Den Bericht selbst, jedenfalls den öffentlichen Teil 1, gibt es hier zum Herunterladen – angesichts der Übersicht über die Großprojekte schon mal eine brauchbare Arbeitsgrundlage. (Nein, ich habe die 179 Seiten noch nicht ganz durchgelesen, da dürfte im Detail noch viel Interessantes bei den diversen Waffensystemen drinstecken.)
Die in den vergangenen veröffentlichten Rüstungsberichte gibt’s zum Vergleich hier zum Herunterladen.

(Archivbild April 2017: Ein NH-90 der Bundeswehr im MINUSMA-Einsatz nimmt eigene Kräfte nach einer Patrouille in der Wüste von Nordmali auf – Bundeswehr/Marc Tessensohn)