Tiger-Absturz in Mali: Weiter Unklarheit über Autopilot

Nach dem Absturz eines Tiger-Kampfhubschraubers der Bundeswehr in Mali im Juli vergangenen Jahres bleibt die Absturzursache weiter offen – und die Untersuchungen konzentrieren sich jetzt auf mögliche Probleme mit dem Autopiloten der abgestürzten Maschine. Bereits bei der Wieder-Freigabe des Flugbetriebs im September 2017 hatte es Hinweise auf Schwierigkeiten mit der Automatik gegeben, die möglicherweise einen Hinweis auf die Ursache des Absturzes liefern, bei dem zwei Soldaten ums Leben kamen.

Materialversagen oder ein Beschuss der Maschine könnten inzwischen praktisch ausgeschlossen werden, heißt es in einem Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs Markus Grübel an den Verteidigungsausschuss. Aber:

Die bereits in der letzten Unterrichtung vom 22. September 2017 angesprochene auffällige Abweichung im Längssteuer des Unfallluftfahrzeuges hat sich in der weiterführenden Untersuchung bestätigt. Dadurch wurde am Unfallluftfahrzeug der maximale und normalerweise verfügbare Steuerweg in der Nickachse nach vorne erheblich eingeschränkt, wodurch der Autopilot an seine Steuergrenze gelangte und sich entprechend der bestehenden Systemauslegung in dieser Achse abschaltete.

Das automatische Abschalten des Autopiloten wurde der Besatzung systemkonform nicht angezeigt und von ihr auch nicht wahrgenommen. Mit dem Steuerausschlag „ganz vorne“ kippte der Hubschrauber innerhalb von drei Sekunden in einen unkontrollierten steilen Sturzflug, bei dem hohe negative Beschleunigungswerte erreicht wurden. Es ist davon auszugehen, dass die Besatzung von diesem Manöver überrascht wure und, in Verbindung mit den aufgetretenen Kräften, ihre Handlungsfähigkeit vorrübergehend stark eingeschränkt war. Im Verlauf dieses unkontrollierten Flugzustandes wurden die Belastungsgrenzen des Luftfahrzeuges überschritten und ein strukturelles Versagen der Hubschrauberkomponenten ist eingetreten.
Da die auffällige Abweichung in der Längssteuerung nach entsprechenden Untersuchungen bei keinem anderen Luftfahrzeug TIGER der Bundeswehr festgestellt wurde, konnte der Flugbetrieb, wie Sie im vergangenen Jahr bereits unterrichtet wurden, unter Auflagen wieder freigegeben werden.

Das bringt auch im Vergleich zu den Aussagen vom September nicht so sehr viel mehr Klarheit. Auffällig ist jedoch, dass dieses Problem nur bei diesem einen Hubschrauber ermittelt wurde. Das klingt eventuell nach einem Softwareproblem. Aber auch da: nur bei einer Maschine?

Über den Zwischenstand mit dem Schreiben Grübels hatte bereits gestern Spiegel Online berichtet. Auf die Hinweise, dass der Autopilot entscheidend gewesen sein könnte bei diesem Flugunfall, hatte die Herstellerfirma Airbus Helicopters ebenfalls im September vergangenen Jahres reagiert: Bei möglichen Turbulenzen, hieß es in einem Sicherheitshinweis für alle Tiger-Nutzerstaaten, sollte besonderes Augenmerk auf das automatische System gelegt werden.

Nachtrag: Von Airbus Helicopters gibt es inzwischen eine Stellungnahme, allerdings lässt die einen etwas ratlos zurück:

Hinsichtlich der aktuellen Medienberichte zu möglichen Gründen für den Absturz eines Tiger Hubschraubers in Mali im Jahr 2017 stellt Airbus Helicopters fest:
– Da die Untersuchungen noch laufen ist es zu früh, sich auf mögliche Ursachen festzulegen oder Behauptungen in den Medien dazu zu kommentieren.
– Airbus Helicopters hat keinerlei Aussagen zu möglichen Ursachen des Absturzes gemacht, wie in einigen Medien behauptet wird. Es obliegt ausschließlich General Flugsicherheit in der Bundeswehr als zuständige Stelle für die Untersuchung, Ergebnisse der Untersuchung zu kommunizieren.
– Als technischer Berater der Untersuchung stimmt Airbus Helicopters in der Beurteilung der bislang erzielten Ergebnisse mit General Flugsicherheit in der Bundeswehr überein, die in der Unterrichtung für die Mitglieder des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages aufgeführt werden.
– Airbus Helicopters kann die in verschiedenen Medien erfolgte Interpretation der Ergebnisse weder erklären noch kommentieren, hält jedoch fest, dass diese Berichte in größerem Umfang unrichtige Elemente enthalten.

(Archivbild: Ankunft der ersten zwei Kampfhubschrauber des Typs Tiger in Gao/Mali im Rahmen der UN-Mission MINUSMA am 25.03.2017 – Bundeswehr/Marc Tessensohn)