Gefechte in Mali: Blauhelme getötet, Bundeswehr-Hubschrauber im Einsatz (Korrektur, Update)
Bei Gefechten im Nordosten Malis sind am (heutigen) Freitag drei Soldaten der UN-Mission MINUSMA und ein malischer Soldat gefallen, weitere Soldaten wurden verwundet. Das teilte die MINUSMA in der malischen Hauptstadt Bamako mit, nannte aber nicht die Nationalität der gefallenen Blauhelme. Die rund 150 Kilometer entfernt in Gao stationierten Bundeswehrtruppen unterstützten die UN-Soldaten am Boden mit der Aufklärungsdrohne Heron, dem Kampfhubschrauber Tiger als Überwachungsplattform und mit NH90-Helikoptern zur Evakuierung Verwundeter, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr mitteilte.
Die Bundeswehr setzte dabei allerdings keine Waffen – zum Beispiel der Kampfhubschrauber – ein, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos.Die deutschen Tiger seien erst eingetroffen, als das Gefecht bereits beendet gewesen sei. (Damit KORREKTUR der vorherigen Aussage – es hatte ein Missverständnis gegeben, die Bundeswehr-Hubschrauber waren nicht während des Gefechts vor Ort.)
Die NH90-Rettungshubschrauber flogen mehrere Verwundete nach Gao und Kidal aus. Am Freitagnachmittag wurden die Einsätze der deutschen Helikopter ohne Zwischenfälle beendet.
Aus der Mitteilung von MINUSMA:
Am heutigen Morgen hat ein MINUSMA-Kommando einen Angriff während einer koordinierten Operation mit den FAMas [malische Regierungstruppen, T.W.] in der Region Ménaka abgewehrt.
Nach ersten Erkenntnissen wurden während des Angriffs drei MINUSMA-Friedenstruppen getötet und mehrere verwundet, einige von ihnen in kritischem Zustand. Auch ein FAMa-Soldat kam bei dem Angriff ums Leben, ein anderer wurde verwundet.Mehrere Angreifer wurden auch bei der Gegenwehr der Friedenstruppen und der FAMAS getötet, während andere verletzt wurden.
Unmittelbar danach wurden Luftverstärkungen eingesetzt, um die Sicherheit des Umgebung zu erhöhen und medizinische Evakuierungen zu ermöglichen.
Update: Mehr Details in einer Meldung von AP am Abend:
Suspected jihadists attacked U.N. peacekeepers carrying out an operation with Malian defense forces Friday killing at least three peacekeepers from Niger and one Malian soldier, and injuring 14 soldiers and one civilian, U.N. authorities and the Security Council said. (…)
The mission in Mali and U.N. officials in New York said the assailants attacked the peacekeepers’ position in Indelimane, about 70 kilometers (43 miles) west of Menaka near the border with Niger, early Friday morning. (…)
Following the attack, the U.N. said the Mali mission deployed three helicopters to evacuate the 14 injured peacekeepers, 13 from Niger and one from Cambodia as well as a U.N. civilian contractor. (…)
The mission in Mali dispatched a quick reaction force supported by attack helicopters to Indelimane to reinforce the peacekeepers on the ground, the U.N. said.
Die Region, in der das Gefecht stattfand:
(Die dicke Linie unten ist die Grenze zu Niger)
Bei einem weiteren Angrif auf UN-Soldaten in der Region Mopti westlich von Gao kam ebenfalls am Freitag ein Blauhelmsoldat ums Leben, wie die UN-Mission mitteilte:
Der Sonderbeauftragte des Generalsekretärs (SRSG) in Mali und MINUSMA-Chef Mahamat Saleh Annadif verurteilt heute Mittag einen neuen Angriff auf einen Konvoi der MINUSMA-Truppe nördlich von Douentza in der Region Mopti aufs Schärfste.
Nach dem Angriff verfolgten die Friedenstruppen die Angreifer.
Dieser komplexe Angriff, einschließlich des Einsatzes von Sprengkörpern und Panzerfäusten, forderte das Leben eines Blauhelmsoldaten und verletzte drei weitere schwer. (…)
Zuvor hatte der Sonderbeauftragte des VN-Generalsekretärs den Tod von drei weiteren Friedenstruppen in der Region Ménaka bedauern müssen. Bei diesem weiteren Angriff wurden 16 Friedenstruppen verletzt, ein Zivilist verletzt, ein FAMa-Soldat kam ums Leben, ein anderer wurde verwundet.
(Übersetzungen mit Hilfe von deepl.com)
(Archivbild: NH90-Hubschrauber der Bundeswehr in der Nähe von Gao/Mali im Rahmen der UN-Mission MINUSMA am 06.02.2017 – Bundeswehr/Sebastian Wilke; Karte: OpenStreetMap)
Ich verstehe nicht, wenn es mehrstündige Gefechte waren, warum haben die BW-Kampfhubschrauber dann nicht eingegriffen?
Konnten diese nicht schießen, weil sie damit auch die eigenen Soldaten oder Zivilisten gefährdet hätten oder durften sie nicht schießen aus Angst vor einem zweiten Kundus-Vorfall oder weil wir keine stabile Regierung im Moment haben?
Region Ménaka ist nördliche Nachbarprovinz zur nigrischen Provinz Niamey in der am 03. Oktober vier Marines in einem AQIM Hinterhalt gefallen waren, grenznah (80 km) zu Mali.
Damals waren FRA Jets und KHS im Einsatz.
NLD Medien melden, keine Verluste bei NLD Soldaten.
Wäre gute Gelegenheit zum Einsatz der G5 Joint Military Force (G5 Sahel)
Bei einem mehrere Stunden andauernden Gefecht keine Kampfunterstützung durch verfügbare KHS? Erklärungsbedürftig.
Guten Abend,
das ist doch hochgradig peinlich und im höchsten Grad unkameradschaftlich!
„Bundeswehrtruppen unterstützten die UN-Soldaten am Boden mit der Aufklärungsdrohne Heron, dem Kampfhubschrauber Tiger als Überwachungsplattform“
Gibt es das Mandat nicht her unsere Verbündeten (mit allen Mitteln) zu untetstützen?
Ich würde mich freuen den Grund dafür zu erfahren.
Mehrere Stunden andauernde Gefechte,
Gefallene malische Kameraden,
und kein Waffeneinsatz durch Tiger ?
Das Gefecht hat mit nur einmal 150 km Distanz zu Gao in einer absolut zumutbaren Einsatzdistanz der KH gelegen.
Oder ist die Kommunikation zwischen Malischer Armee und MINUSMA so minimal das CAS praktisch nicht möglich ist.
Für Außenstehende drängt sich immer die Frage auf, ob die KH durch reine Show of Force tatsächlich den Feind vertrieben haben, oder ob der Verzicht auf Waffeneinsatz eher zum Repertoire westeuropäischer Deeskalaitionstaktiken gehört.
@all
Hm, die Informationen zu dem Vorfall in Ménaka sind bislang äußerst dünn, um es zurückhaltend zu formulieren. Die recht weitreichenden Schlussfolgerungen finde ich deshalb noch ein bisschen früh.
…das ist einfach nur noch traurig, peinlich, und hochgradig abseits jeglicher Norm…. :-(
Requiescat in Pace !!!
@Frank
Die Bundeswehr Tiger sind meines Wissens nach anders als die französischen Modelle nicht mit einem 360° drehbaren 20mm „gunpod“ ausgestattet, insoweit weiß ich nicht, ob sie überhaupt die Möglichkeit hatten, effektiv in das Gefecht einzugreifen.
@all
Bitte die Korrektur oben beachten: Inzwischen ist klar, dass die Tiger erst nach dem Gefecht zum Ort des Geschehens kamen. Es hatte da ein Missverständnis zwischen dem Sprecher Einsatzführungskommando und mir gegeben.
Das passt absolut in das Bild, das ich in diesem Einsatz erlebt habe. Rangeleien, Wer wichtiger ist, wer wem was zu befehlen hat. Die einen sind Asset und halten sich für wichtig, die anderen führen das Kontingent und halten sich ebenfalls für wichtig. Als im September nachts die Mörsergranaten auf das Camp flogen waren die KHS Piloten stundenlang in ihren Maschinen gesessen und sind doch nicht geflogen. Typisch für diesen Einsatz.
@Anonymer_Typ
Die Unterschiede und Gründe der unterschiedlich Ausführungen wurden hier x-Mal ausdiskutiert.
Das die FRA-DEU-ESP-AUS Versionen sich stark unterscheiden, insbesondere hinsichtlich der möglichen Waffenzuladung von UTH über ARH (Armed Reconnaissance Helicopter) bis MZ-KpfHubSchr hat Gründe im Verständnis des Einsatzes von Kampfhubschraubern und nationalen Befindlichkeiten.
Die FRA Version mit einem 30-mm-Bordgeschütz im schwenkbaren Kinnturm hat selbstverständlich andere Leistungsparameter als der DEU (ohne schwenkbare Maschinenkanone), stattdessen zwei Geschützbehälter / 12,7-mm-MGs (MG-Pods), an den Stummelflügeln montiert.
Da das (verspätete) Eintreffen im Gefecht die Waffen nicht zum Einsatz brachte, muss daher ein „was-wäre-wenn“ hinsichtlich Bewaffnung im Einzelnen tatsächlich nicht erneut bewertet werden. Außerdem spielt unabhängig davon auch die (nationale) Einsatzphilosphie eine wesentliche Rolle, wie ebenso die ROE.
Auf einen Nenner kommen wir dabei national ohnehin nicht, von Stimmen der sonstigen Nutzer ganz zu schweigen.
Das dankenswerterweise nachgetragene
– „Die deutschen Tiger seien erst eingetroffen, als das Gefecht bereits beendet gewesen sei“ fordert aber die Frage nach dem WARUM heraus. Ebenso wie
– „… dem Kampfhubschrauber Tiger als Überwachungsplattform“?
„Gefecht über mehrere Stunden“ vs “ erst eingetroffen, als das Gefecht bereits beendet gewesen sei“?
1.
– SOP
– Alarmierungsweg
– Bereitschaftsgrad (mit welcher Waffenzuladung)
– notice to move
– Befehlsgebung
– Verbindung zur Bodentruppe
– JTAC/FAC am Feind?
2. Zu spät eingetroffen, passt nicht zu Überwachungsplattform.
Wozu auch, wenn denn das Gefecht doch bereits beendet gewesen sei?
Die Meldewege der UN und der UN-Truppen sind unglaublich lang! Bis ein die erste Meldung über laufende Gefechte in der deutschen Operationszentrale Aufschlägen vergehen eineinhalb Stunden. Bis zur Freigabe durch das Hauptquartier nach erfolgter Beurteilung der Ereignisse können weitere Stunden ins Land ziehen. Zieht keine Schlüsse wenn ihr nicht wisst wies läuft!!
@622
Danke für die erhellende Information zu den traurigen Gegebenheiten. (Und so ausnehmend freundlich).
Wenn das dann die „usual procedures“ sein sollten, können wir es tatsächlich sein lassen.
Dann braucht die Opposition im BT, egal wer demnächst dazuzurechnen sein wird, gar keine semantisch-anspruchsvolle, das Militärische generell ablehnende Rede abspulen.
„Eineinhalb Stunden“ bis OPZ + “ weitere Stunden“ bis Freigabe durch das Hauptquartier (doch wohl Bamako?), nö das isses nicht.
.
Das Thema „Tiger“ und dessen Fähigkeiten ist in AGA mehr „durch“. Bleibt nur die Frage nach der (auch politischen) Verantwortlichkeit für diesen Hubschrauber.
Vielleicht noch kurz zur Übersetzung: laut der MINUSMA wurde die Luftunterstützung sofort (immédiatement) angefordert und auch sofort deployed .wo sie dann die Sicherung des Geländes und der Evakuierung vornahm.
Interessant wäre dann zwei Dinge:
Fliegen in diesem Fall die UHS „nur“ Begleitschutz für die MedEvac oder sichern sich die NH90 selbst?
Und, wie lange Vorlauf brauchen die Tiger bis zum Abheben?
@all
Und noch ein Update mit mehr Details von AP oben im Text.
“ Luftunterstützung sofort (immédiatement) angefordert und auch sofort deployed .wo sie dann die Sicherung des Geländes und der Evakuierung vornahm.“
Kernfragen sind doch:
wie viel Zeit verging zwischen alarmierung und eintreffen am ort des gefechts?
waren zum Zeitpunkt des Eintreffens der KHS noch OMF vor Ort?
wenn ja, warum wurden diese nicht zerschlagen?
Eigentlich simple Fragen für die nächste Pressekonferenz
[Ich muss mal einem verbreiteten Irrtum entgegentreten – ich nehme an, mit „simple Fragen für die nächste Pressekonferenz“ ist die Bundespressekonferenz gemeint: Es glaube doch bitte keiner, dass diese operativen Details auf der Ministeriumsebene verfügbar sind, so lange es nicht einen gravierenden Zwischenfall gibt. Mit anderen Worten: In der BPK die Bundesregierung danach zu fragen, ist ziemlich sinn- und aussichtslos. (Dass Tilo bei Jung&Naiv bisweilen genau das tut und erwartbar Non-Antworten bekommt, ist ja Teil seines Konzepts.) T.W.]
@FISH:
„Als im September nachts die Mörsergranaten auf das Camp flogen waren die KHS Piloten stundenlang in ihren Maschinen gesessen und sind doch nicht geflogen“
Erinnert an ISAF, insbesondere Kunduz 2007/2008
Was waren die Gründe für die Passivität?
etwas OT
Nach Recherchen zum Mali Konflikt bin ich auf einen Bericht (andere Sichtweise)eines US Journalisten aus 2012 zur Vorgeschichte gestossen.
http://www.matthewvandyke.com/blog/tuareg-rebellion-mali/
https://de.wikipedia.org/wiki/Matthew_VanDyke
Der deutsche Tiger wird in Mali gnadenlos überschätzt. Die Franzosen habe mit ihren ebenfalls in Gao stationierten Tigern in den Wäldern südlich Hombori einen wahren Feuerzauber auf die Islamisten herabregnen lassen. Das hat dort nachträglich für Eindruck gesortgt. Jetzt hofft man dieser Nimbus möge auch auf die deutschen Tiger überspringen. Allerdings wurde uns zunächst lang und breit erklärt wann CAS, auch für eigene Teile im Feuerkampf, nicht möglich ist. (Mehrere hundert Meter Abstand zu Gebäuden und zu Zivilbevölkerung etc). Dies ist auch den im Vergleich zum französischen Tiger unpräzisen Bewaffnung mit den Gunpods und den ungelenkten Raketen geschuldet. Das Gunpod fasst übrigens weniger Munition als die NH-90 Chase mit ihren zwei Maschinengewehren. Wir waren uns nach der Einweisung CAS durch Tiger jedenfalls sicher dass wir uns lieber auf uns selbst oder die Franzosen verlassen als auf die deutschen Tiger.
@T.W.:
„Es glaube doch bitte keiner, dass diese operativen Details auf der Ministeriumsebene verfügbar sind, so lange es nicht einen gravierenden Zwischenfall gibt.“
Es gab offenbar einen gravierenden „Zwischenfall“ (stundenlanges Gefecht). Dabei waren deutsche Mittel und Kräfte unmittelbar beteiligt. Somit darf man davon ausgehen, daß die entsprechenden Meldungen auf jeden Fall im Einsatzführungskommando und im BMVg (Abteilung SE) vorliegen. Zumal der Sachverhalt mediale Aufmerksamkeit hat.
Somit müsste der Sachverhalt als reaktives Thema in der Vorbereitung der RegPK stehen.
Wenn die BReg am Montag also zu den widersprüchlichen Aussagen zwischen VN und BMVg keine Informationen geben kann oder will, dann ist es nicht der Denkfehler von Leuten die das erwarten. Sondern lässt eher auf die Arbeitsweise und Wahrheitstreue des PrInfoStab schließen.
Dazu kommt noch der Mörserbeschuss im September und die Reaktion der Bundeswehr.
Das sind dann auch keine operative Details, sondern strategische, ethische und politische Grundfragen.
„Opération Barkhane“ vs „Minusma“
„Äpfel“ vs „Birnen“
Das ist doch bei den Aufklärungs- und Infanteriekräften nichts anderes. In GAO ein „bisschen“ Patrouille fahren machen die Deutschen, wenn es weiter raus geht nimmt man die LRRPTG und was die richtigen Infanteriekräfte machen (Franzosen) weiß sowieso keiner so richtig. Es ist halt ein anderes Mandat und das sollte man beachten. Wenn es schwere Gefechte im Raum GAO geben sollte werden wohl auch nicht die DEU Kräfte die erste Linie bilden.
Zu der Frage wie lange deutsche Luftfahrzeuge brauchen bis sie in der Luft sind kann man keine pauschale Aussage treffen, da es immer auf die RedCon Stufe der Bereitschaft ankommt. Da ist von <15min bis 60min alles denkbar.
Gut aber das die NH90 unterstützt haben und geholfen haben Leben zu retten.
Die Lageverschlechterung kommt ja auch nicht überraschend:
http://augengeradeaus.net/2017/10/zu-heiss-in-mali-niederlande-sperren-munition-im-un-einsatz/#comment-280355
Wir können ja gerne – wie diese Woche bei der Einbringung des Mandates – auf den Friedensprozess verweisen.
Aber wie geht man mit den Gegnern des selbigen um und was hat das alles mit uns zu tun?
@all
hat nur am rande was damit zu tun.
was sind den dass für laffetten an denen die Soldaten dort im Hubschrauber sitzen? Ich hatte mir mehr das wie dreibein aus den vietnam kriegsfilmen gedacht. ist wohl doch neuer.
Die Frage ist halt, wie die Tiger in das Gefecht hätten eingreifen sollen. Vermutlich hatten die nigrischen Blauhelme und die malischen Soldaten keinen ausgebildetn JTAC, der in der Lage gewesen wäre, den Einsatz der Waffensysteme in unmittelbarer Nähe zu den verbündeten Kräften zu koordinieren. Mich würde es sogar wundern, wenn in irgendeiner Form eine Funkverbindung zwischen den Kräften am Boden und in der Luft bestanden hat. Und hätte die Besatzung einfach das Feuer eröffnet, wäre die Gefahr, etwas zu treffen, was man nicht treffen wollte, wahrscheinlich zu hoch gewesen.
Ich halte Aussagen, dass die Hubschrauber nicht eingegriffen hätten, momentan für verfrüht…
@Dante .. einfach mal googeln: FN Herstal M3M .50cal im NH90 ;-)
@ Paula | 25. November 2017 – 10:24
„Dies ist auch den im Vergleich zum französischen Tiger unpräzisen Bewaffnung mit den Gunpods und den ungelenkten Raketen geschuldet. Das Gunpod fasst übrigens weniger Munition als die NH-90 Chase mit ihren zwei Maschinengewehren.“
Das sind Tatsachen, die schon vor der Verlegung nach AFG angesprochen wurden. Dass das verantwortliche Personal (zum damaligen) aber noch nicht einmal wusste, was Risk Estimate Distanzes und PI (Probability of Incapazitation) sind und wie diese bei TIGER (mit den entsprechenden Konsequenzen) aussehen, war nur peinlich. Zum Glück (scnr) wollte man dann einfach Angaben der US Streitkräfte (AH-64 und RED AGM-114 Hellfire etc.) übernehmen.
@ Stephan L. | 25. November 2017 – 12:10
„Vermutlich hatten die nigrischen Blauhelme und die malischen Soldaten keinen ausgebildeten JTAC, der in der Lage gewesen wäre, den Einsatz […] zu koordinieren. Mich würde es sogar wundern, wenn in irgendeiner Form eine Funkverbindung zwischen den Kräften am Boden und in der Luft bestanden hat.
Interessante Frage, denn es muss ja (bei CCA) nicht unbedingt ein ausgebildeter JTAC vor Ort sein, es sei denn die ROR für den (Waffen-) Einsatz der Deutschen TIGER geben das vor.
Das FN das M2 in modernisiert als M3M baut wusste ich. von den Lafetten wusste ich noch nichts.
@fux
Ich finde allerdings nur die Gun Pods.
dass die sowas herstellen wusste ich. Das M3M eingeführt wurde wusste ich auch. es geht bei der Frage zu den herstellern der Lafelle für den NH 90
Inzwischen ist es offiziell, dass Belgien mit NH90 die MedEvac-Rolle in Mali übernimmt:
http://deredactie.be/cm/vrtnieuws.francais/Politique/1.3101634
@T.Wiegold: Belgien schickt aber nur 2 NH 90! Die BW hat bisher 4 in Mali stationiert.
Übernimmt also Belgien nur die Hälfte des Einsatzes oder stehen in Zukunft nur noch 2 statt 4 Hubschrauber zur Verfügung? Oder stellt die BW die restlichen 2 Hubschrauber in der Zukunft und kann damit nur 2 Hubschrauber abziehen?
Belgien hat nur wenige NH 90 Hubschrauber, so daß Belgien nicht in der Lage sein dürfte, 4 Stück gleichzeitig in den Einsatz zu schicken.
Verfügbarkeit der BEL NH 90, zusammen mit 50 Mann BegleitPers ab Februar 2018.
https://www.vrt.be/vrtnws/nl/2017/11/23/belgisch-leger-stuurt-twee-helikopters-naar-mali/
Die flämisch sprachige Version der von @T.W. verlinkten Nachricht nennt als Argument pro Einsatz u.a. die Bewerbung Belgiens um einem Sitz im Sicherheitsrat.
Es fehlt der Hinweis auf Ablösung des DEU Kontingents.
@T.W.:
Übernimmt Belgien die Rolle oder mit 2 NH90 eine Teilrolle bei MedEvac?
Mir ist noch nicht klar, ab wann wir dann wirklich die beiden Bereiche Tiger und NH90 abgeben.
In der Bundeswehr aktuell wird ebenfalls die belgische Beteiligung thematisiert, aber keine komplette Übernahme:
https://mobile.twitter.com/ThielsChristian/status/934354260594233344/photo/1
Soll der deutsche NH90 noch im zweiten Halbjahr 2018 in Gao bleiben?
BEL Kapazität bei NH 90 war hier bereits Thema.
http://augengeradeaus.net/2017/11/mali-und-sahel-noch-jenseits-von-minusma-erster-einsatz-der-g5/#comment-280927
Kurz, je vier TTH / NTH.
Bei Ausfällen wird das kurzfristig hinsichtlich Ersatz kaum handzuhaben sein; DEU Heer wird dies berücksichtigen müssen.
@Stephan L.:
Zur Koordination mit Bodenkräften gab es zumindest in Vorgängerkontingenten Absprachen mit den InfBtl der MINUSMA in Gao. Zudem wäre es ja die oberste Aufgabe – gerade auch im CCA-Verfahren – eingespielte Verfahren zwischen Hubschrauber und Truppe zu haben.
Zudem scheint es sich um eine geplante, größere Operation gehandelt zu haben – in absehbar schwierigem Terrain.
Noch eine sehr gute Zusammenfassung:
„… the current model for international peacekeeping in Mali is unsustainable and unlikely to solve the many problems facing the country.“
http://secgovcentre.org/2017/09/un-peacekeeping-with-no-peace-disorientation-demoralization-and-scarcity-in-mali/
Peacekeeping without Peace…
Diese schon länger bekannten Fakten werden nun immer offensichtlicher.
Nochmal eine Zusammenfassung der weiteren Lageeskalation in Mali und der größeren Region:
https://www.longwarjournal.org/archives/2017/11/november-one-of-the-most-active-periods-of-2017-in-terrorist-hotbed-mali.php
Der örtliche AQ-Ableger JNIM hat sich ja bereits zum Angriff von Freitag bekannt:
https://ent.siteintelgroup.com/Statements/aq-s-mali-branch-claims-attack-on-minusma-malian-army-in-in-delimane.html
Es wäre mehr als erfreulich, wenn diese Themen bei einer weiteren Verlängerung des MINUSMA-Mandates wenigstens zur Kenntnis genommen werden würden.
Es fehlt uns an ganz rudimentärem Gesamtverständnis der Situation.
Dies zeigt auch sehr gut dieser Bericht:
https://www.reuters.com/article/us-niger-mali-security-insight/why-niger-and-malis-cattle-herders-turned-to-jihad-idUSKBN1DC06A
Aber welcher deutsche Offizier lernt systematisch die Grundlagen von Konflikt- und Kriegstheorie einschließlich den letzten Forschungsständen zu greed und grievances?
Ich kann hier weiterhin keine ausreichende Auseinandersetzung zu erkennen.
Ohne diese ist man aber grundlegend nicht in der Lage das Gesamtproblem überblicken zu können.
@Memoria
Diese Themen bei einer weiteren Verlängerung des MINUSMA-Mandates auf alle Fälle zur Kenntnis genommen werden.
Folge: wer schon immer contra eingestellt war, sieht sich bestätigt. Die Pro-Fraktion bleibt defensiv eingestellt, hinsichtlich Umfang des Engagements und vor allem bei den ROE.
Alles was hier gepostet wird, ist in verantwortlichen Bereichen BMVg/BR ebenso und besser bekannt. Schließlich werde unsere Dienste entsprechend briefen.
Die Konsequenzen des Handelns werden aber bisherigen Rahmen nicht verändern, es wird politisch vor allen deswegen nicht gewollt, weil wirklich alles getan wird, Verluste möglichst auszuschließen.
Ein mehr an Truppe mit ausgeweiteter Befugnis passt da nicht ins Bild.
Die saudisch geführte anti-Terror-Koalition mit 41 ausschließlich sunnitische Staaten ist etabliert worden.
http://www.deutschlandfunk.de/saudi-arabien-mehr-als-40-islamische-laender-beteiligen.1939.de.html?drn:news_id=820155
Nicht beteiligt daher der schiitische Iran, Irak und Syrien als Verursacher bzw Betroffene.
Der neue saudische Kronprinz setzt nicht nur den Umbau des Königsreiches fort, sondern bemüht sich auch um Einnahme der Führungsrolle in der sunnitischen Mehrheitswelt des Islam. Der Ansatz zielt zuvorderst auf auf den Iran.
Deutlich mehr findet sich bei http://www.imctc.org (IMCTC English)
The official account of the „Islamic Military Counter Terrorism Coalition“.
Bei Twitter taucehn Bilder einer abgestürzten DEU Drone in MLI aufhttps://twitter.com/issalan_/status/934720077009772544
Sieht nach einer LUNA aus?
In Mali hat Starliteaviation.com hat bei mir einen wesentlich professionelleren Eindruck gemacht, letzlich wegen der Tatsache das ich eine Crew aus einem anderen Einsatzland her kannte.
MEDEVAC nachtflugfähig, und Übungsflüge ohne Ende – auf die ist wirklich Verlaß! Lieber einen Contractor – der weiß wenigstens was er tut.
@KPK:
Ich bin mir nicht ganz darüber im Klaren woher sie diesen Optimismus nehmen. Die Erfahrungen der letzten 15 Jahre haben mir gezeigt, dass viele Dinge an vieler dieser Stelle nicht bekannt waren oder ignoriert wurden. Mit Blick auf Mali gibt es genug ähnliche Hinweise.
Es ist ja eben das Problem, dass – in Verkennung der Lage vor Ort ein sich durchmogeln
… politisch opportun erscheint, aber immer mehr militärisch unmöglich ist.
Zudem habe ich nicht den Eindruck, dass im neuen Bundestag ausreichend kritische Fragen zur Lage und Zielsetzung gestellt werden.
Ich frage mich, ob sich ihr Optimismus nicht doch aus Wunschdenken speist. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
Aus meiner Sicht sollte der deutsche Einsatz nächstes Jahr so stark wie möglich reduziert werden.
Es kam angeblich vor kurzem zu einem Absturz einer Luna im Raum Asongo:
https://mobile.twitter.com/MENASTREAM/status/934750049120202754
Liegt ungefähr zwischen dem Ort der Gefechte von Freitag und Gao.
Bin mal gespannt, ob in der kommenden Woche klarer wird was insgesamt dort geschehen ist und wie der deutsche Anteil WIRKLICH war und auch nicht war.
Wenn man die Entwicklung der letzten Monate betrachtet, dann wird für mich klar:
1. Die politische und wirtschaftliche Partizipation verschiedener Volksgruppen in Mali ist weiterhin ungenügend. Die nationale Regierung ist weiterhin nicht in der Lage der üblichen Patronagelogik zu entgehen. Politik, organisierte Kriminalität und Aufstand sind eng miteinander verwoben.
2. Transnationale Gruppierungen mit dschihadistischem Hintergrund verschiedener Art (AQ und IS) nutzen die unter 1. beschriebenen Probleme, um insbesondere die ländliche Bevölkerung für sich zu gewinnen.
3. Der Friedensprozess, den MINUSMA überwachen soll, ist durch nicht kooperative Gruppierungen (siehe u.a. 2.) nicht umfassend gültig. Die UN sind auf diese Situation politisch, kulturell, konzeptionell, strukturell, personell und materiell NICHT vorbereitet.
4. Die internationale Staatengemeinschaft hat weiterhin keinen ausreichenden Einfluss, um die obigen Probleme politisch (!), wirtschaftlich, polizeilich, militärisch, etc umfassend anzugehen. Die verschiedenen Missionen und deren unterschiedliche Arbeitsweise und Zielsetzungen erschweren einen wirklich vernetzten Ansatz. Deutschland ist hierbei – entgegen der Selbstwahrnehmung – ebenfalls kein positives Beispiel.
Schlussfolgerung:
Es fehlen in erster Linie nicht Hubschrauber und Munition, sondern wirkliche politische Reformen in Mali und Ehrlichkeit beim Engagement der internationalen Gemeinschaft.
Hier noch etwas Hintergrund zu den obigen Thesen:
http://www.eurasiareview.com/16112017-mali-crisis-a-historical-perspective-of-azawad-movement-analysis/
http://allafrica.com/stories/201711140307.html
http://www.international-alert.org/sites/default/files/Mali_OrganisedCrime_EN_2016.pdf
Man kann aber – gerade auch in der deutschen Debatte – weiterhin negieren, dass der Einsatz zu scheitern droht und sich Immernoch in realitätsfremde Wunschvorstellungen flüchten. Gerade in der deutschen Mandatsdebatte letzte Woche hatte ich den Eindruck, dass man den Einsatz immernoch als etwas gefährlicheren Blauhelmeinsatz verkennt.
@Memoria
Die Herausforderung ist, daß fast im Monatsrhythmus neue Gruppen entstehen. Das macht die Lage etwas unübersichtlich.
@Thomas Melber:
Richtig, dies macht es noch unübersichtlicher und komplexer.
Aber ändert aus meiner Sicht nichts an den oben beschriebenen Grundprobleme.
Dies zeigt lediglich, dass der Verweis auf das Friedensabkommen und dessen Überwachung durch MINUSMA die Situation nicht hinreichend beschreibt.
Die Herausforderung ist, dass die meisten Beteiligten gar keine Lösung der Probleme anstreben. Übrigens auch nicht die Bundesregierung. Zudem gibt es keinen stimmigen Plan.
Es fehlt an Wollen und Können.
Schusslöcher sieht man keine
aber die wertvollen Kameras sind wohl weg
@ Closius
Die deutsche Beteiligung beläuft sich auf 2 NH90 zzgl 2 Reserve. Belgien wird mit 2 NH90 nach meiner Kenntnis ablösen. Also ohne Reserve operieren. Es gehört zu den häufigen Unsauberkeiten, dass man irgendwann unter den Tisch fallen lässt, dass 2 NH90 lediglich technische Reserve sind. (Das bedeutet, dass das Besatzungskontingent auf 2 Maschinen berechnet ist und nicht auf 4 )