Neue leere Stadt: Schnöggersburg zum Teil übergeben (Neufassung)

 

Die Bundeswehr hat damit begonnen, eine vollständig neu gebaute Stadt zu übernehmen, in der nie ein Mensch wohnen wird. Die Altstadt von Schnöggersburg, einem ausschließlich zu Übungszwecken angelegten urbanen Ballungsraum auf dem Truppenübungsplatz Altmark nördlich von Magdeburg wurde am (heutigen) Donnerstag an das Heer übergeben. Vom kommenden Jahr an sollen dort Soldaten Einsätze in städtischen Gebieten üben – weil die möglichen künftigen Einsätze immer wahrscheinlicher nicht in unbewohntem Gebie, sondern in Städten stattfinden werden.

Schnöggersburg soll, wenn es in drei Jahren endgültig fertiggestellt ist, mehr als 500 Häuser unterschiedlicher Größe umfassen, von Reihenhäusern bis zum Hochhaus. Bereits jetzt gibt es ein Rathaus, einen so genannten Sakralbau, ein Polizeigebäude und ein Gefängnis, einen U-Bahn-Tunnel (ohne U-Bahn), 800 Meter Flusslauf, mehrere hundert Meter Kanalisation, 1,5 Kilometer Bahngleise mit Bahnhof, 300 zu Wohnzwecken aufgestellte Container als Elendsviertel, einen Flugplatz – und schon mehrere hundert Gebäude, von denen die Bundeswehr jetzt 240 übernahm. (Der Flugplatz mit seiner Behelfslandebahn wurde bereits im vergangenen Jahr in Betrieb genommen und auch schon mit Start und Landung ausprobiert.

Die Gebäude sind, trotz teilweise großzügigen Schnitts der Wohnungen, zum Wohnen weder vorgesehen noch eingerichtet: außen wie innen blanker Beton, keine Möblierung, noch nicht einmal Wasserleitungen – deshalb gibt es auch in keinem Haus eine Toilette. Die robuste Bauweise soll es ermöglichen, den Kampf im bebauten Gelände zu trainieren. Wie im übrigen Bereich des Gefechtsübungszentrums (GÜZ) auf dem Übungsplatz, zu dem Schnöggersburg gehört, werden Sensoren überall die Bewegung der Soldaten und ihrer Fahrzeuge aufnehmen und an die GÜZ-Zentrale weitergeben. Damit lässt sich der gesamte Gefechtsverlauf aufzeichnen und später wiedergeben und auswerten.

Warum die Bundeswehr den Bau von Schnöggersburg begonnen hat, erläutert Generalleutnant Frank Leidenberger vom Kommando Heer im O-Ton:

 

Leidenberger_Schnoeggersburg_26okt2017     

 

 

Ein Gebäude wird vermutlich immer wieder Debatten auslösen: Das so genannte Sakralgebäude. Sehr schnell fällt dafür der Begriff Moschee (auch hier in den Kommentaren).

Dabei sieht dieses Gebäude nicht zwingend so aus – schon gar nicht im Inneren.

Es könnte auch eine christliche Kirche (es sei dahingestellt, welcher Demomination) sein. Die Verengung auf den Begriff Moschee legt zudem nahe, dass das mit Schnöggersburg verbundene Training sich gegen islamische Länder richten müsse.

Der Blick auf die Übungsstadt aus der Vogelperspektive im Bundeswehr-Video:

Ein aktueller Beitrag des Deutschlandfunks dazu

zum Nachhören hier     
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Ein Album mit weiteren Fotos gibt es bei Flickr (allerdings derzeit offensichtlich mit Anzeigeproblemen).

(Foto: Beim symbolischen Durchschneiden des Bandes auf der Unionsbrücke in Schnöggersburg, v. l: Michael Richter, Staatssekretär im Finanzministerium Sachsen-Anhalt; Markus Grübel, Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium undGeneralleutnant Frank Leidenberger)