Landungsboot Schlei: Noch im Dienst und schon abgewrackt

Die Deutsche Marine hatte einst 22 Landungsboote der Barbe-Klasse, die Mitte der 1960-er Jahre gebaut wurden – und jetzt plötzlich nur noch eines: Eines der beiden letzten verbliebenen Boote sollte in einer Kieler Werft instandgesetzt werden. Doch bei den Reparaturarbeiten stellte sich heraus, dass die Schlei nicht mehr mit vertretbarem Aufwand gerettet werden kann: Das Boot wurde ungeplant vorzeitig abgewrackt, noch vor seiner offiziellen Außerdienststellung.

Ein Sprecher des Marinekommandos in Rostock bestätigte einen entsprechenden Bericht des Kollegen Frank Behling von den Kieler Nachrichten (aus bekannten Gründen kein Link). Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen sei die Entscheidung für eine vorzeitige Beendigung der Instandsetzungsmaßnahmen gefallen. Die Werft in Kiel-Friedrichsort, die eigentlich das Boot hatte reparieren sollen, habe auch gleich mit der Verschrottung begonnen, berichteten die Kieler Nachrichten.

Offiziell gehört die Schlei aber noch zur Flotte – erst gegen Ende Oktober wird sie in einer Zeremonie außer Dienst gestellt. Die knapp 20-köpfige Besatzung hatte vor der Verschrottung nicht nur brauchbares Material von Bord geholt, sondern auch Namensschilder, Wimpel und andere Gegenstände mit Erinnerungswert.

Die Landungsboote waren einst Teil der amphibischen Fähigkeiten der Bundesmarine und später der Deutschen Marine; allerdings wurde diese Fähigkeit nach Ende des Kalten Krieges als nicht mehr nötig angesehen und personell wie materiell praktisch abgeschafft. Die letzten zwei Landungsboote, von denen jetzt nur noch die (der?) Lachs im Dienst ist, wurden in den vergangenen Jahren allerdings zunehmend für Übungen genutzt, zum Beispiel vom Seebataillon – das solche amphibischen Fähigkeiten wieder aufbaut.

Die Landungsboote waren zudem im Sommer kurzfristig zu medialer Berühmtheit gelangt: Ein Boot, vorgesehen war die Lachs, war als eine der möglichen Unterstützungsmaßnahmen der Bundeswehr für den G20-Gipfel in Hamburg angefragt worden.

(Archivbild 2009: Landungsboot Schlei – mit freundlicher Genehmigung von Helwin Scharn)