Urlaubsende. (Und erster Blick auf das, was war)

Mein Urlaub ist vorbei, und entgegen manchen Befürchtungen ist nichts wirklich Schlimmes passiert. Oder doch, und ich hab’s nur übersehen?

Eine bunte Mischung von Ereignissen/Informationen, die mir auch während des Urlaubs so nebenbei aufgefallen sind oder die ich heute nachgelesen habe:

• Das russisch/weißrussische Manöver Zapad 2017: Dazu gibt es aus NATO-Sicht weiterhin Die Äußerung von Bedenken (zum Beispiel hier vom Vorsitzenden des Militärausschusses, dem Tschechen Petr Pavel,  in einem AP-Interview; oder vom Center for Strategic & International Studies), aber vergleichsweise wenig Informationen über die Übung selbst. Von russischer Seite sieht das natürlich anders aus, da gibt es auf der englischen Seite des Verteidigungsministeriums in Moskau einiges (zum Beispiel hier und hier und hier und hier und hier). Aber richtig interessant wird erst die (westliche) Auswertung dieser Großübung.• Dabei sollte man auch nicht die Planungen/Übungen auf NATO-Seite aus dem Auge verlieren. Ich habe ja ein bisschen das Gefühl, dass im Bericht des Heeres über dessen Führungsübung 2017* die wirklich interessanten Dinge nicht in der öffentlichen Fassung drinstehen. Aber was die deutsche Beteiligung an der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) in den nächsten Jahren angeht, sollte man da demnächst noch mal genauer hinschauen.

• Stichwort NATO-Militärausschuss: Auf den Tschechen Pavel wird, voraussichtlich im kommenden Jahr, der britische Air Chief Marshal Sir Stuart Peach als neuer Vorsitzender folgen. Er wurde von den Chiefs of Defense der Allianz, die ja den Militärausschuss bilden, bei der Sitzung in der vergangenen Woche in Albanien (ja, die sind NATO-Mitglied) gewählt. Aus den Niederlanden ist zu hören, dass deren Kandidat Tom Middendorp nicht die nötige Mehrheit erhielt (ob die Deutschen diesmal überhaupt an diesem Posten Interesse hatten, habe ich bislang noch nicht geprüft).

• A400M: Dass einer dieser Transportflieger der Luftwaffe in der vergangenen Woche auf dem Weg zu einer Hilfsaktion nach dem Hurrikan Irma in der Karibik erst mal auf den Azoren liegen blieb, hat eine gewisse Aufmerksamkeit erregt. Dass die Luftwaffe dann aber doch zwei dieser Maschinen in die Karibik brachte und Hilfseinsätze flog, ging dagegen ein wenig unter. Hier der Bericht der Luftwaffe dazu.*

• Und noch was von der Luftwaffe – diesmal zum Einsatz von der jordanischen Luftwaffenbasis Al Azraq aus: Bundeswehr befürchtet geheime Lauschangriffe auf Soldaten, meldete eine Zeitschrift am vergangenen Wochenende. Ich habe mal nachgefragt: Es ist wieder eine im Prinzip ja, aber-Geschichte. Also: Für die interne Camp/Flugplatzorganisation wollte die Bundeswehr, wie in den Camps in anderen Auslandseinsätzen auch, das Tetrapol-System benutzen, ein Bündelfunksystem für den Flugplatz und die Umgebung. Das lehnten die Jordanier mit der Begründung ab, die vorgesehenen Frequenzen würden von ihnen für andere Funkdienste gebraucht. Das kann man nun glauben oder nicht und Abhör-Absichten unterstellen – allerdings: Da geht es um die interne Organisation, nicht um wirklich geheime militärische Dinge wie den Kontakt mit den deutschen Flugzeugen oder die Daten-Anbindung nach Deutschland.

• Für die Marine-Interessierten der Hinweis: Die Briten haben sich entschieden, ihre Harpoon-Seezielflugkörper doch nicht auszumustern, sondern bis mindestens 2020 im Dienst zu halten, berichtet der Informationsdienst Jane’s. Damit vermeidet die Royal Navy eine absehbare Fähigkeitslücke vor der Beschaffung/Indienststellung eines Nachfolgesystems.

• Und das noch am Rande: Natürlich lagern in Deutschand Atomwaffen unter amerikanischer Kontrolle, das ist doch kein Geheimnis, sagt Außenminister Sigmar Gabriel im Interview von Jung&Naiv.

Hab‘ ich was Wesentliches übersehen? Ich hoffe nicht.

*Im Hinblick auf eine absehbare Umstellung der Bundeswehr-Webseiten, nach der diese Links nicht mehr funktionieren werden, die Seiten als pdf-Datei:
20170915_A400M_St_Martin
20170911_Heer_Fuehrungsuebung_2017