Nach der Wahl: Ein erster Blick auf die Verteidigungspolitiker
Nach dieser Bundestagswahl dürfte auf längere Zeit einiges offen bleiben, auch in der personellen Zusammensetzung der künftigen Verteidigungs- wie Außenpolitik: Wann eine Koalitionsregierung zustande kommt und wer darin welche Aufgaben übernimmt, ist auch in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik noch nicht wirklich absehbar. Dennoch (nach den in der vergangenen Nacht vorgelegten vorläufigen amtlichen Endergebnissen) ein erster, naturgemäß unvollständiger Blick auf das Personal, das sich bislang mit diesem Themenfeld befasst hat und wieder in den Bundestag eingezogen ist – was natürlich noch nicht heißt, dass die bisherigen Amtsinhaber auch künftig diese Posten ausfüllen werden.
CDU/CSU – Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte Listenplatz 1 auf der niedersächsischen CDU-Landesliste und wird erneut Abgeordnete. Das gleiche gilt für ihre Parlamentarischen Staatssekretäre Markus Grübel (direkt gewählt im Wahlkreis 261 Esslingen) und Ralf Brauksiepe (Landesliste Nordrhein-Westfalen). Aber bei diesem Spitzentrio im Bendlerblock gilt ganz besonders, dass die künftige Aufgabenverteilung Sache einer neu gebildeten Koalition sein wird.
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Henning Otte, wurde im Wahlkreis 44 Celle-Uelzen direkt gewählt; ebenso der verteidigungspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe Florian Hahn (direkt gewählt im Wahlkreis 222 München-Land).
Ergänzung: Der Obmann der Fraktion im Verteidigungsausschuss, Ingo Gädechens, holte direkt den Wahlkreis 9 Ostholstein – Stormarn-Nord.
Der frühere verteidigungspolitische Sprecher Bernd Siebert verpasste den Wiedereinzug, weil er seinen Wahlkreis 170 Schwalm-Eder nicht gewann und zwar auf Platz fünf der hessischen Landesliste stand, die zog aber nicht angesichts der Zahl der gewählten Direktkandidaten.
SPD – Die Sozialdemokraten haben angekündigt, in die Opposition zu gehen. Deshalb dürfte der bisherige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich, diese Position nicht wieder übernehmen. Hellmich zog über die Landesliste Nordrhein-Westfalen erneut in den Bundestag ein. Nachdem der bisherige verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold, nicht erneut angetreten war, könnte sich Hellmich für diese Aufgabe bewerben – ebenso Thomas Hitschler (Landesliste Rheinland-Pfalz), Fritz Felgentreu (direkt gewählt im Wahlkreis 82 Berlin-Neukölln) und Lars Klingbeil (direkt gewählt im Wahlkreis 35 Rotenburg I – Heidekreis).
FDP – Nach bisherigem Stand scheint eine Koalition aus Union, FDP und Grünen die wahrscheinlichste. Aber wer bei den Freien Demokraten das Feld Verteidigungs- und Sicherheitspolitik besetzt – da muss ich im Moment wirklich passen. Die Verteidigungspolitiker(innen), die bis Ende 2013 für diese Themen als Abgeordnete zuständig waren, sind nicht wieder im Bundestag. Und während des Wahlkampfes ist mir da, pardon, nicht wirklich jemand aufgefallen.
Grüne – Die beiden bekanntesten Verteidigungspolitiker der Grünen sind erneut Mitglieder des Bundestages. Die verteidigungspolitische Sprecherin Agnes Brugger (in ihrem offiziellen Profil auf der Webseite des Bundestages steht nicht mehr wie zuvor Agnieszka) zog über die Landesliste Baden-Württemberg ins Parlament ein. Der Haushälter und Verteidigungspolitiker Tobias Lindner wurde über die Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt.
Im Hinblick auf eine mögliche Koalition auch von Bedeutung: Der frühere verteidigungspolitische und zuletzt außenpolitische Sprecher Omid Nouripour schaffte den Wieder-Einzug über die Landesliste Hessen; Jürgen Trittin, als ehemaliger Bundesminister voraussichtlich auch von wesentlicher Gewicht bei Koalitionsverhandlungen, über die Landesliste Niedersachsen.
Linkspartei – Die verteidigungspolitische Sprecherin Christine Buchholz wurde über die Landesliste Hessen wieder in den Bundestag gewählt; der Obmann Alexander Neu über die Landesliste Nordrhein-Westfalen.
(Ergänzung, weil auch danach gefragt wurde: Der frühere UN-Waffeninspekteur Jan van Aken, der sich in der Außen- Sicherheitspolitik engagiert hatte, kehrt nicht in den Bundestag zurück.)
AfD – Da gilt das, was ich bei der FDP geschrieben habe, in noch höherem Maße: Bislang weiß ich nicht, wer aus dieser Fraktion das Themenfeld Verteidigungs- und Sicherheitspolitik besetzen wird.
Das alles ist, wie gesagt, ein noch unvollständiger erster Überblick – und höchstwahrscheinlich habe ich auch jemanden vergessen. Wird bei Bedarf ergänzt.
(Archivbild 2013: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ernennt am 17.12.2013 im Berliner Bendlerblock die zwei neuen Parlamentarischen Staatssekretäre Ralf Brauksiepe (li.) und Markus Grübel (re.) – Bundeswehr/Sebastian Wilke)
Lars Klingbeil (direkt gewählt im Wahlkreis 35 Rotenburg I – Heidekreis könnte durchaus eine Größe werden. Er ist „gebürtiger“ Munsteraner, Vater Ex-Berufssoldat an PzTrS, ein gewisses „Bw-Gen“ kann unterstellt werden.
Allerdings fehlen mir derzeit Aussagen zu SiPo Themen, ggf kam er aber, seiner Jugend geschuldet, bislang nicht zum Zug.
„…ein gewisses „Bw-Gen“ kann unterstellt werden.“
Sprechen wir von dem Lars Klingbeil, der zu seiner Abizeit am Gymnasium Munster das berüchtigte Tucholsky-Zitat am Revers trug?
[Ehe das jetzt in Klein-Klein ausartet: Klingbeil war schon seit Jahren Mitglied des Verteidigungsausschusses – und das klingt jetzt sehr nach alte Rechnungen begleichen… T.W.]
Wie stehts mit van Aken? Ich vermute mal der ist auch wieder im Bundestag vertreten?
[Nein, hätte ich vielleicht erwähnen sollen. T.W.]
Gerod Otten (Listenplatz 8 Bayern) wird wohl auf diesem Feld wirken wollen von der AfD. Gilt Galt schon 2013 als Verteidigungs-Experte der AfD. Einige mit Bundeswehr-Erfahrung gibt es darüber hinaus.
Gerade zu AfD Abgeordneten gesucht/gefunden:
Es gibt da einige Ex-BS, u.a.
– G. Pazderski/Berlin und
– T. Weiß/Sachsen-Anhalt die in Frage kämen, um keinen „rookie“ ins Rennen zu schicken.
Die Festlegung kann sich zweischneidig auswirken. Zwar legte AfD im Wahlkampf Wert auf national orientierte Aussagen (Außengrenzen), andererseits war auch eine gewisse Nähe zu Putin vernehmbar.
@ T.Wiegold
aus persönlichem Erleben: G. Paszderski wird für die AFD maßgebliche Rolle in Verteidigungspolitischen Fragen spielen. Vorausgesetzt die Partei setzt hier überhaupt einen Schwerpunkt.
@wacaffe
Wenn ich das richtig sehe hatte Paszderski keinen Listenplatz in Berlin und ist folglich nicht im BT.
Naja, uschi hatte angekündigt nach Möglichkeit auf dem posten bleiben zu wollen. Wir werden sehen. Es dürften eh schwierige gespräche werden.
Wenn man die Anzahl der Sitze der möglichen Koalition zu Grunde legt, dann werden wohl Grüne und FDP mehr als ein Drittel der Ministerposten bekommen.
Grüne und FDP werden beide nicht scharf auf das BMVg sein und so steigen die Chancen, dass dieses Amt bei CDU/CSU verbleiben wird.
Ich habe intensiv seit Januar versucht etwas über die verteidigungspolitischen Vorstellungen herauszufinden. Wahlweise bekam man Material aus der vor 2013er Zeit zugesendet oder man bekam die Auskunft das alle auskunftsfähigen Personen so stark eingebunden wären, dass kein Kontakt vermittelt werden könnte. Auch während der (für alle offenen) Programmdiskussion auf „Meine Freiheit“ trat kein über das „interessierte Laien Maß“ hinausgehender Sachverständiger in Erscheinung. Meiner Meinung nach gibt es diese wohl nicht in der FDP. Warum diese nicht auf Herrn Königshaus zurück greift verstehe ich nicht.
@elahan
… Ist das als „Chance“ aufzufassen, oder eher Menetekel 2017.0 ?
@uli
Nach meinem Kenntnisstand müssen Minister keine Mitglieder des Bundestages sein. Somit kann xyz Verteidigungsminister werden.
@Niels K.
Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand wird keiner von der Liste der CSU Mitglied des Bundestages. Dies ist bedingt durch die Anzahl der Direktmandate.
[Was die Minister angeht: Das ist richtig, allerdings recht ungewöhnlich und kommt selten vor. T.W.]
Zum Thema Klingbeil hier ein Link zur Diskussion zu PTBS in Munster (?):
https://www.facebook.com/bzredaktion/videos/1046929845409618/
[Hm, das ist hart an der Grenze. Interessante Frage, ob die Verleger der Meinung sind, dass auch ihre Postings auf Facebook unter das Leistungsschutzrecht fallen… T.W.]
Dante | 25. September 2017 – 13:39
Naja, uschi ……“
Ich halte das für ungehörig.
Ergänzung zur CDU: Auch Kiesewetter zieht mit Direktmandat in den BT ein.
@ elahan | 25. September 2017 – 15:11
Ich fürchte, das Postengeschacher in der Jamaika-Koalition funktioniert anders. Verteidigungsminister will keiner, denn es ist bekannt, dass das unerfreulich und karriereschädlich ist.
Daher könnten die Argumentationslinien anders laufen und das Verteidigungsministerium doch bei einer der kleinen Parteien landen.
Bei der FDP: „ Wenn ihr das Finanzministerium haben wollt, müsst ihr Verteidigung als Ausgleich mitnehmen!“.
Bei den Grünen: „Wenn ihr das Außenministerium wollt, muss wegen des vernetzten Ansatzes Verteidigung auch in eure Hand, sonst können die Ressorts nicht verwoben agieren!“
Ich fürchte, mit der Jamaika-Koalition verhält es sich, wie mit dem wunderschönen Karibikstaat: Bei schönem Wetter sitzen alle kiffend am Strand und finden sich und die Welt toll. Und ohne Drogen werden sich Grüne und FDP nicht gegenseitig aushalten.
Doof ist nur, wenn es stürmisch wird und ein Hurrikane über die Idylle fegt. Die können ja unterschiedliche Namen haben: Putin, IS, Erdogan, Kim …
Dann ist alles zerstört und keiner will eingestehen, dass es dumm war, immer nur bekifft am Stand zu liegen, statt sturmfeste Häuser zu bauen.
Die SPD stellt bisher 6 Minister in der Großen Koalition. Wenn Grüne und FDP deren Rolle übernehmen sollten, dann ist wahrscheinlich, daß FDP und Grüne je 3 Ministerien erhalten. Die FDP wird sicher auf das Außenministerium, das Wirtschaftsministerium und das Bildungsministerium zielen. Die ‚Grünen würde das Umweltministerium erhalten. Und vielleicht noch Entwicklungshlfe und das Justizministerium.
Damit würde das Arbeitsministerium frei und VDL könnte ins Arbeitsministerium zurück kehren, müssten nicht Verteidigungsministerin bleiben.
Die CSU wird das Innenministerium und das Landwirtschaftsministerium bekommen(damit es nicht an die Grünen fällt).
Aber vielleicht wird TdM dann wieder Verteidigungsminister, wenn er sein Innenministerium räumen muss? Es könnte also noch schlimmeres passieren, als das VDL Verteidigungsminister bleibt.
Herr Lindner wird Wirtschaftsminister, wenn er hält, was er vorher gesagt hat, sonst Außenminister. Die Frage ist, wer von der FDP könnte Außenminister werden, wenn Linder es nicht will?
@Zum Heulen
Gut möglich, dass das VM bei der CSU landet; die wollten ja mal wieder ein „richtiges“ Ministerium statt wie jetzt „Feld & Wald“, „Strasse & Schiene“ und „Care everywhere“ ;)).
In Sachen Beschaffung wäre man in jeder Beziehung ganz nah am Auftragnehmer. Zumindest was Land und Luft betrifft….
CDU/CSU: Der bisherige Obmann im VA, Ingo Gädechens, gehört dem Bundestag ebenfalls weiter an. Er wurde in seinem Wahlkreis 009 Ostholstein/Stormarn-Nord erneut direkt gewählt.
@Silent Space
Die Gefahr daß Pazderski Minister wird ist ja überschaubar, die Frage war eher wen die AFD-Fraktion in den Verteidigungsausschuß schicken könnte, bzw. deren Verteidigungspolitischer Sprecher wird.
Nochmals zu Georg Pazderski, derzeit AfD-Fraktionsvorsitzender im Abgeordnetenhaus und nach heutiger Übersicht https://www.afd.de/partei/bundestag/ kein Teil der künftigen AfD BT Fraktion. (Sofern der Link als Propaganda pro AfD verstanden sein kann, bitte löschen).
Ob ein Fraktionsvorsitzender aus dem Berliner Landesparlament trotzdem Verteidigungspolitischer Sprecher seiner Partei sein kann/darf, glaube ich kaum.
…
Wenn die AfD es, aus meiner Sicht „sich leistet“ ein derartiges Schwergewicht in Sachen Bw und NATO in die BT Fraktion nicht aufzunehmen, werden die Streitkräfte offenbar kein zentrales AfD Thema sein.
[Ehe es jetzt völlig absurd wird: Pazderski hat für den Bundestag nicht kandidiert und wurde folglich auch nicht gewählt. Und jemanden „in die Bundestagsfraktion aufzunehmen“ geht nicht wie bei einem Verein. Ich wäre für ein bisschen Sachlichkeit bei diesem Thema sehr dankbar und habe den Kommentar deshalb auch gekürzt. T.W.]
Herrlich, diese wilden und ziemlich vorschnellen Spekulationen. Also hier auf dem ungewöhnlichen Weg des Nachdenkens noch eine kühne Variante: De Maziére bleibt Innenminister. Dafür zieht der Bayer (Oberst d.R.!) Herrmann in den Bendler-Block (als Nicht-MdB) mit Florian Hahn als ParlSts. Ursula vdL übernimmt Außen, Finanzen oder Wirtschaft (je nach Koalitionsverteilung). Und Schäuble wünschen sich zurecht viele als Bundestagspräsident, um die AfD zu bändigen.
Wait and see. Auf dem Weg nach Jamaika liegt bekanntlich ein ganzer Ozean …
@Minenjäger & all
Danke für den Hinweis auf Gädechens, habe ich oben nachgetragen. (Ich wusste doch, dass ich den einen oder anderen vergessen würde; ergänze aber bei weiteren Hinweisen gerne.)
@Uli:
siehe weiter oben:
Niels K. | 25. September 2017 – 11:39
Gerold Otten hat lt. einem Beitrag in der SZ vom 11.09. entsprechende Ambitionen. Ist als Oberst d. R. (Lw) prädestiniert. Die verteidigungspolitischen Eckpunkte im AfD-Parteiprogramm soll er mitformuliert haben.
Wohnt übrigens in Putzbrunn, wie Florian Hahn von der CSU…
@Zum Heulen
„Verteidigungsminister will keiner, …“
Gut, ich machs. ^^
@Edgar Lefgrün @uschi
„Uschi ist eine deutsche Kurz- und Koseform des Namens Ursula.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Uschi
Ich habe lediglich zitiert
Da ist nichts ungebürliches dran.
[Ok, diesen OT hätten wir dann auch geklärt. T.W.]
Vielleicht noch zwei Namen, wenn auch nicht unbedingt ausschließlich Verteidigungspolitiker:
MdB Brandl (CSU) war Mitglied im Verteidigungs- und Haushaltsausschuss und hat wieder das Direktmandat für Ingolstadt.
MdB Brunner (SPD) ist ebenfalls wiedergewählt. Er war nicht nur im Verteidigungsausschuss, sondern ist auch stv Präsident des Reservistenverbands.
[Dann gehört aber auch in die Liste: Oswin Veith (CDU), Präsident des Reservistenverbandes, direkt gewählt im Wahlkreis 177 Wetterau I.
Und weil Augen geradeaus! ein journalistisches Blog ist und da die Regel gilt „Ein Name ohne Vorname ist kein Name“, hier noch nachgereicht: Reinhard Brandl und Karl Heinz Brunner. T.W.]
Macrons Vision zu Europa, soeben in der Sorbonne, u.a. im Bereich Sicherheitspolitik:
Macron fordert, mit Beginn 20er Jahre gemeinsame EU Interventionsmacht einsatzbereit verfügbar zu haben.
Desweiteren will er eine EU-gemeinsame „Geheimdienstakademie“ und bietet allen europäischen Bürgern den Eintritt in die FRA Streitkräfte an.
In 2018 soll neue EU-Migrationsgesetzgebung (nach DEU Vorbild) aufgestellt werden sowie eine europäische Asylbehörde, die durch gemeinsame Grenzschutzpolizei nicht Asylberechtigte zurückbringt in die Herkunftsländer.
Aber auch: Ein zurück zu nationalen Grenzen wird es nicht geben können, nur Stabilisierung der Lagen in Herkunftsländern kann Migration reduzieren.
usw …
Angesichts der Berliner „Findungslage“ nach der Wahl gibt er allen Fraktionen und vor allem der künftigen Koalition eindeutige sicherheitspolitische Forderungen mit auf den Gesprächsweg, die Teil einer Koalitionsvereinbarung sein werden.
Da hier der FRA Präsident gesprochen hat, wird nicht zur Tagesordnung übergegangen werden, die Kanzlerin wird sich die Übersetzung sehr genau ansehen.
[Ergänzung: Reuters setzt Macrons Rede direkt in Bezug zum deutschen Wahlergebnis: Macron paints sweeping vision for Europe T.W.]
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 26. September 2017 – 16:16:
„[…] und bietet allen europäischen Bürgern den Eintritt in die FRA Streitkräfte an.“
Das ist so visionär nun auch wieder nicht, denn in Belgien und Luxemburg hatte man diese Idee schon vor Monsieur Macron.
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_militaries_that_recruit_foreigners
Nochmal zu Pazderski:
Dieser hat sehr wohl für den Bundestag kandidiert und zwar im Bundestagswahlkreis Berlin-Pankow. Dort hat allerdings der Linken-Außenpolitiker Stefan Liebich gewonnen. Da Pazderski auf einen Listenplatz verzichtet hat, ist er nicht im Bundestag vertreten. Um die Verwirrung komplett zu machen, hat Pazderski die erste Fraktionssitzung der AfD geleitet. Bei Fraktionssitzungen kann teilnehmen, wen die Fraktion zulässt. Anscheinend wollte sie eine neutrale Leitung haben, die keine interessen an Posten hat.
Zu MdB und Minister:
Das ist nicht so ungewöhnlich. VdL hat ja als Familienministerin auch ohne Bundestagsmandat angefangen. Diese Legislatur war es beispielsweise Heiko Maas, der kein BT-Mandat hatte. Es werden immer mal wieder Minister aus den Hut gezaubert, die im Wahlkampf (bzw. Schattenkabinett) keine Rolle gespielt haben. Mit Kiesinger wurde 1966 sogar ein nicht-MdB Bundeskanzler.
Potientielle Verteidigungspolitiker AfD:
Die AfD hat übrigens einen Soldaten in ihrer Fraktion, der hier noch nicht erwähnt wurde. Jan Ralf Nolte, Jahrgang 1988, wurde über Listenplatz 4 der hessischen Landesliste in den Bundestag gewählt. [Wahlprogramm gelöscht, s.u. T.W.]
Über die Aussagen möge sich jeder seine eigene Meinung bilden.
(Quelle: http://www.afd-hessen.org/unsere-kandidaten/kandidatenprofil-jan-nolte/)
[Danke für den Hinweis auf Pazderski, der war mir in der Tat durchgegangen, eben weil er nur als Direktkandidat antrat und nicht auf der Liste stand.
Was die neuen MdB angeht: Nein, jetzt wird hier nicht jeder (Ex)Soldat, der für die AfD in den Bundestag eingezogen ist, gesondert mit Auszug aus seinem Wahlprogramm gewürdigt. Ich habe dieses copy&paste rausgeworfen, den Link lasse ich stehen. Bei den anderen Parteien wurde und wird auch nicht jeder (Ex)Soldat als potenzieller Verteidigungspolitiker angesehen. T.W.]
@T.W.
Naja, Nolte ist aus meiner Sicht der einzige Soldat, der aus dem aktiven Dienst neu in den Bundestag gewählt wurde, fraktionsübergreifend.
Wenn ich keinen vergessen habe, ist er neben Gädechens und Kiesewetter jetzt einer von drei Bundestagsabgeordneten, die aus dem aktiven Soldatendienst in den Bundestag gewählt wurden.
Wenn man den Maßstab etwas großzügiger anlegt, könnte man noch Pascal Kober hinzunehmen, der für die FDP als aktiver Militärseelsorger in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. (Dieser war von 2009-2013 bereits MdB und hat jetzt zwischenzeitlich Einsatzerfahrung gesammelt.)
Da weder bei der AfD noch bei der FDP jemand als profilierter Verteidigungspolitiker heraussticht, sollte man beide schon erwähnen.
Frage: Interessant wäre eine Liste potentieller Außen- und Sicherheitspolitiker aus allen Parteien. Gibt es das?
Kriterien für eine solche wären (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
– Ehemalige Berufs- und Zeitsoldaten.
– Frühere Mitarbeit bei SiPo- Think-tank’s (SWP etc.)
– Themengebunde Publikationen
– Mitarbeit im diplomatischen Dienst
– Gegebenenfalls für die Außenpolitik interessante Personen, weil sie aufrechterhaltene Wurzeln im Ausland und damit interkulturelle Kompetenzen haben. Dabei sollte man sich nicht nur auf die Deutsch-Türken stürzen, zu Ländern wie Japan, den USA oder den Briten brauchen wir (inzwischen wieder) kulturelle Mittler. Auch Deutsch-Russen werden da ein Thema.
Interessant in diesem Zusammenhang wäre dann auch die Frage: Wer sind Diener fremder Herren? Jemand wie Frauke Petry war mir in den letzten Jahren zu oft in Moskau und hat zu viel Schützenhilfe von RT bekommen, als dass ich da ungesteuerte Neutralität vermuten würde…
Liegen eigentlich schon Analysen zu Einmischungen in den Bundestagswahlkampf vom Ausland vor?
[Eine solche Liste gibt es – noch? – nicht, aber ich bezweifele, dass die genannten Kriterien dabei hilfreich sind: Wer welches Themengebiet besetzt, wird bei weitem nicht allein nach Sachkenntnis entschieden. Regionaler Proporz innerhalb aller (!) Parteien, das Gewicht eines Abgeordneten in der Partei, in der Fraktion oder in der Landesgruppe, und nicht zuletzt dessen Interesse (wer sagt denn, dass ein früherer Soldat nicht viel mehr Interesse am Thema Steuerpolitik hat, um ein frei gegriffenes Beispiel zu nennen?) – all das spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle.
/edit: Und das weitere ist wieder recht nah an der grundsätzlichen Parteiendiskussion, die hier bitte nicht stattfindet.
T.W.]
@ TW
Realpolitisch ist an Ihrer Anmerkung durchaus was dran.
Nur können sich auch die Mechanismen der Realpolitik ändern. Wenn, nicht nur aus Medien, gefragt wird, wer im Thema X den mal SACHKUNDE haben könnte und deswegen qualifiziert fürs Thema wäre, kommen die Gralshüter etablierter Besetzungsstrukturen in Erklärungsnot.
Das eher randständige Thema Sicherheitspolitik wäre doch ein guter Startpunkt für diese Herangehensweise, weil bei diesem Thema nicht dauernd die Alpharüden im Weg stehen beim Revier markieren.
Über die Kriterien kann man ja noch reden, solange es nicht „Kommt aus Franken“ oder „Hat ne Werft im Wahlkreis“ ist.
Es verdichten sich die Gerüchte, dass Joachim Herrmann Verteidigungsminister werden könnte. (siehe auch n-tv)