ExerciseWatch: 60 Bundeswehrsoldaten in Georgien

In Georgien hat am vergangenen Wochenende die von der U.S. Army Europe geführte Übung Noble Partner begonnen, und die Bundeswehr ist dabei. Die – inzwischen zum dritten Mal stattfindende – Übung soll die ehemalige Sowjetrepublik weiter an die NATO heranführen. Zumal georgische Soldaten nicht nur regelmäßig an der NATO-geführten Resolute Support Mission in Afghanistan beteiligt sind, sondern auch ein Kontingent für die NATO Response Force (NRF) bereitstellen – obwohl das Land nach wie vor kein Mitglied des Bündnisses ist und trotz einer Zusage 2008 auch so schnell nicht werden dürfte.

Der deutsche Anteil besteht nach Angaben des Verteidigungsministeriums aus gut 60 Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade, die mit sechs Boxer-Transportpanzern, einem Dingo-Patrouillenfahrzeug und einem Bergepanzer Büffel nach Georgien verlegt haben. Die Bundeswehrsoldaten (Foto oben) kommen aus dem Jägerbataillon 291 in Illkirch in Frankreich. Das größte Kontingent bei dieser Übung auf der georgischen Militärbasis Vaziani stellen die USA mit mehr als 2.000 Soldaten, noch vor Georgien mit rund 800.

Aus der Mitteilung der U.S. Army zum Beginn von Noble Partner:

Exercise Noble Partner began with an opening ceremony at Vaziani Military Base, July 30.
Exercise Noble Partner is a bilateral, U.S. European Command-directed exercise conducting home station training for the Georgian light infantry company designated for the NATO Response Force. The eight nations participating in Noble Partner are Armenia, Georgia, Germany, Great Britain, Slovenia, Turkey, Ukraine and the United States. (…)
This year’s exercise seeks to enhance interoperability and readiness by improving the participating nations‘ ability to conduct multinational mission command and control and measure the ability to support a multinational operational scenario, Kelly said.
The exercise will support the training of Georgia’s second light infantry company as it prepares for its certification for NATO’s Response Force.(…)
The main focus of Noble Partner will center around defensive operations. One of the exercises forces will occupy semi prepared positions and defend against an attacking force, using live ammunition.

Das deutsche Verteidigungsministerium hebt zwar die Bedeutung der Zusammenarbeit auch der Bundeswehr mit Georgien hervor, erwähnt die Einbindung der georgischen Infanterie in die NRF aber interessanterweise nicht:

Deutschlands Sicherheit ist untrennbar mit der seiner Verbündeten in NATO, EU und sonstigen Partnernationen verbunden. Dabei gilt die Erkenntnis, dass verbesserte Resilienz auf internationaler Ebene auch der nationalen Sicherheitsvorsorge zugutekommt. Das Übungsgeschehen der Streitkräfte leistet hierzu mit multinationalen Übungen zur Steigerung der Fähigkeit zum Zusammenwirken mit anderen Streitkräften einen wichtigen Beitrag. Die Übung NOBLE PARTNER 2017 wird seitens der Vereinigten Staaten von Amerika (U.S. Army Europe (USAREUR)) angelegt und zusammen mit georgischen Streitkräften sowie multinationalen Partnern, wie zum Beispiel Armenien und die Ukraine, durchgeführt. Sie dient dazu, die militärische Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Partnern zu verbessern und die Fähigkeiten der georgischen Streitkräfte weiter zu entwickeln. Die Teilnahme der Bundeswehr an NOBLE PARTNER 2017 erfolgt vor dem Hintergrund einer langjährigen Partnerschaft und Zusammenarbeit mit den georgischen Streitkräften in Ausbildung, Übung und Einsatz. Zudem unterstützt Georgien die Bundeswehr im Einsatz in Afghanistan spürbar. Die deutsche Beteiligung an solchen Übungen vertieft die erfolgreiche Kooperation im beiderseitigen Nutzen. Deutschland leistet bereits seit den frühen 1990er Jahren bei der Vermittlung des Verständnisses der Einbindung der Streitkräfte in die Gesellschaft und durch die Etablierung demokratischer Wertevorstellungen innerhalb der Streitkräfte einen wertvollen Beitrag zur bilateralen Zusammenarbeit mit Georgien.

Im vergangenen Jahr hatte tagesschau.de einen interessanten Hintergrundbericht zu den Aktivitäten der georgischen Streitkräfte – und über die Hoffnung des Landes, doch noch Mitglied der NATO werden zu können.

Obwohl noch kein NATO-Mitglied, war die Südkaukasusrepublik nach offiziellen Angaben der Allianz im Jahr 2015 mit 870 Soldaten zweitgrößter Truppensteller der Mission in Afghanistan – noch vor Deutschland mit 850 Soldaten.  (…)
Doch trotz des Versprechens beim Bukarester NATO-Gipfel 2008 hat Georgien in absehbarer Zeit keine Aussicht auf Mitgliedschaft. Die Nachbarschaft zu Russland und zwei ungelöste territoriale Konflikte sind dabei nur ein Aspekt. Ein anderer wichtiger Faktor ist die Bereitschaft innerhalb der NATO-Staaten, füreinander einzustehen und darüber hinaus neue Verbindlichkeiten einzugehen.

(Foto: Bundeswehrsoldaten aus dem Jägerbataillon 291 bei der Stellprobe für die Eröffnungszeremonie der Übung Noble Partner in Vaziani, Georgien am 30. Juni 2017 – U.S. Army photo by Sgt. Shiloh Capers)