Debatte um Kasernennamen der Bundeswehr: Wie denn nun?
Die Debatte über das Traditionsverständnis der Bundeswehr und die Bezüge zur Wehrmacht des NS-Regimes wird in den vergangenen zwei Wochen mit viel Emotion, aber auch mit einem gehörigen Maß an Missverständnissen geführt. Nachdem Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in einem Interview der Bild am Sonntag* das Thema Kasernennamen der Bundeswehr erneut in die Diskussion eingebracht hatte (Wenn wir in den kommenden Monaten den 35 Jahre alten Traditionserlass modernisieren, müssen wir auch an das Thema Kasernennamen ran), habe ich den Sprecher des Verteidigungsministeriums gefragt, ob die Ministerin da ihre frühere Position geändert hat.
Ein Beispiel dafür ist der schon länger schwelende Streit um die Lent-Kaserne in Rotenburg in Niedersachsen, benannt nach Helmut Lent, Pilot der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg und einer der erfolgreichsten Nachtjäger der Wehrmacht. Der Streit um diese Namensgebung ist bei Wikipedia nachzulesen; angeblich gibt es eine Anweisung des Luftwaffeninspekteurs (Korrektur: von wem diese Anweisung sein soll, ist irgendwie fraglich; ich bemühe mich um Klärung), einen neuen Namen zu suchen – dagegen aber Widerstand aus der Gemeinde Rotenburg. Und eine CDU-Abgeordnete aus der Region verweist öffentlich darauf, dass von der Leyen die Entscheidung nicht von oben treffen wolle, sondern das letzte Wort vor Ort gesprochen werde: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat mir persönlich bestätigt, dass über die Beibehaltung des Namens Lent-Kaserne vor Ort in Rotenburg entschieden werden kann.
Gilt das noch, oder ist derzeit alles anders? Danach habe ich den Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jens Flosdorff, gefragt. Seine Antwort macht das, muss ich zugeben, für mich letztendlich nicht so viel klarer:
(Transkript wird nachgetragen)
*Deutsche Verlagswebseiten werden hier aus bekannten Gründen i.d.R. nicht verlinkt; bei diesem Link handelt es sich um eine zur Verbreitung vorgesehene Vorabmeldung
(Wie bei diesem Thema leider nötig, stelle ich alle Kommentare auf moderiert.)
(Archivbild: Frankreich, Juni 1942: Hochdekorierte Offiziere der Luftwaffe (Ritterkreuz; Nachtjäger) auf Podest mit Hakenkreuz-Flagge stehend, 1.v.links der „Kommandierende General der Nachtjagd“, Josef Kammhuber, 3 v.links Helmut Lent; KBK Lw 3 – Von Bundesarchiv, Bild 101I-360-2089-24 / Doelfs / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5411266)
Wenn man sich die jüngsten Einlassungen von Landrat, Bürgermeister und Stadträten vom Dezember 2016 in der Regionalpresse anschaut („Debatte um Umbenennung der Lent-Kaserne ist noch nicht abgeschlossen“), dann könnte man – nach der Logik der Ministerin – den Eindruck bekommen, dass es in ihrem Landesverband der CDU eine Art rechtskonservatives Netzwerk gibt. Zumal offenbar weiterhin eine für Anfang 2017 vom Ministerium avisierte Entscheidung ausgeblieben ist.
In dem Fall war die Ministerin, Aussagen von Parteifreunden, persönlich involviert und hat offenbar nicht die Bewertung des ZMSBw vertreten.
Eigentlich müsste doch hier nach dem Bams-Interview gestern Klarheit herrschen.
Nachtrag:
Hier noch die Originalmeldung der örtlichen Bundestagsabgeordneten – in der Bildunterschrift wird auch dargelegt, dass sich auch der verteidigungspolitische Sprecher mit der Ministerin hierüber unterhalten hat:
http://xn--kathrin-rsel-djb.de/PM-2016/R%C3%B6sel%3A%20Verteidigungsministerin%20best%C3%A4tigt%20Beibehaltung%20des%20Namens%20Lent-Kaserne%20.html
Es handelt sich also nicht um Einzelmeinungen aus einer Kommune, sondern „im Fall Lent“ um Ansichten prominenter Mitglieder der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag.
Unklar ist mir welche neuen Erkenntnisse engagierte Bürger und das ZMSBw zu Tage befördert haben. Dies würde jedoch erklären können warum es zu Jahresbeginn keine Entscheidung gab.
[Hm, hatte ich nicht ganz genau diese Mitteilung oben im Eintrag verlinkt? T.W.]
Herr Wiegold, was soll das tendenziöse nazi-Bild in diesem Zusammenhang? Ist das an der Kaserne?
Es handelt sich um ein Bild aus dem Bundesarchiv, auf dem u.a. Helmut Lent ist. Das ist jetzt warum tendenziös?
Am Wochenende ging das irgendwie unter.
Das Ministerium von Frau von der Leyen hat in einer Antwort an die Linken im Sommer 2014 für die BuReg sehr deutlich geschrieben, dass man sich bei der Frage von Kasernen-Namen keinesfalls aus Berlin einmischen wolle.
Ein paar Zitate: „Traditionsbewusstsein kann deshalb nicht „von oben“ verordnet werden“, heißt es in der Einleitung.
Und: „Die Bundesregierung sieht auf der Grundlage der vorliegenden Informationen keinen Anlass, in die Meinungsbildungsprozesse an den Standorten einzugreifen“.
Noch etwas konkreter dann im Frage- und Antwort-Teil:
Frage 11: „Beabsichtigt die Bundesregierung bei allen oder bei manchen (ggf. bitte
konkret angeben) der genannten Standorte auf jeden Fall eine Umbenennung
vorzunehmen? Wenn nein, warum nicht?“
Antwort: „Nein, dies beabsichtigt die Bundesregierung nicht. Die Angehörigen der Bundeswehr und auch die betroffenen Kommunen sollen aus gutem Grund an der
Meinungsbildung zur Namensgebung ihrer Kaserne beteiligt sein. Dies entspricht
den Grundsätzen der Inneren Führung und dem Leitbild vom Staatsbürger in Uniform“.
[Na, dann kannst du auch den Link gleich mitliefern ;-) T.W.]
„Unverständlich | 15. Mai 2017 – 15:44
Herr Wiegold, was soll das tendenziöse nazi-Bild in diesem Zusammenhang? Ist das an der Kaserne?
T.Wiegold | 15. Mai 2017 – 15:49
Es handelt sich um ein Bild aus dem Bundesarchiv, auf dem u.a. Helmut Lent ist. Das ist jetzt warum tendenziös?“
Klasse! Ich denke, damit ist die inhaltliche Kontroverse zum Thema „Ist Lent traditionswürdig?“ schon voll und ganz erschöpft!
Wenn man davon ausgeht, dass die Systematik zum Thema „Kasernenname“ überall dieselbe ist (= Mitsprache, wenn nicht gar Entscheidung darüber vor Ort) und man nicht erst im Jahre 2017, durch den unermesslichen Ratschluss von Frau Ministerin, auf die Idee gekommen ist, Kasernennamen kritisch zu überprüfen, dann mutet die Aussage „müssen wir auch an das Thema Kasernennamen ran“ merkwürdig anmaßend an – zumal es wieder zum alten Muster passt: Es wird ein Handlungsfeld medienwirksam identifiziert, ohne dass überhaupt feststeht, dass dort wirklich (breit angelegter) Handlungsbedarf besteht. Dies scheint sich so durchzuziehen, statt auf Basis einer Analyse wird auf der einer vorgefertigten Meinung gehandelt – oder eben auch nicht. Das ist nicht nur militärisch falsch („Mein Entschluss sieht folgendermaßen aus, schreiben Se mir mal dazu die passende ‚Beurteilung der Lage'“), sondern auch darüber hinaus.
Zumindest ich werde mir entsprechende Merkposten für den 07.06.2017 und fortfolgend einrichten, sprich, was letztlich aus der Aussage wurde, die sie am 07.05.2017 tätigte: „Es wird noch viel hochkommen, das ist gar keine Frage. Da warne ich auch gleich alle, dass wir uns da nicht zurücklehnen.“ bzw. „Wir sind noch nicht durch das Schlimmste durch.“
@gebauerspon | 15. Mai 2017 – 15:55
+1
Hihi. Jetzt werden Sie aber gemein. Sie legen Fakten dar und zitieren das BMVg.
Wo kommen wir denn da hin?!
;)
„Ein paar Zitate: „Traditionsbewusstsein kann deshalb nicht „von oben“ verordnet werden“, heißt es in der Einleitung.“
Das ist übrigens auch Sachstand (bisher) in allen anderen Fragen der Traditionspflege, solange die „linke und rechte Grenze“ der Vorschrifte(n) eingehalten wird.
„Antwort: „Nein, dies beabsichtigt die Bundesregierung nicht. Die Angehörigen der Bundeswehr und auch die betroffenen Kommunen sollen aus gutem Grund an der
Meinungsbildung zur Namensgebung ihrer Kaserne beteiligt sein. Dies entspricht
den Grundsätzen der Inneren Führung und dem Leitbild vom Staatsbürger in Uniform“.“
Auauau.
Und jetzt soll (so verstehe ich die Aussagen der IBuK in der Presse) muss also die InFü entweder so angepasst werden, dass eine Meinungsbildung von unten nicht mehr relevant ist oder aber das das Ergebnis von oben vorgegeben werden kann.
Ich harre gespannt der Entwicklung der Dinge :)
@T.W.:
Mein Fehler. Sorry.
@all:
Bei der Diskussion vor Ort ist aus meiner Sicht wesentlich zu verstehen welche Bedeutung die Nachtjäger aus der Sicht der „Erlebnisgeneration“ des Bombenkrieges und derer unmittelbarer Angehöriger bis heute hat.
Die Nachtjäger haben – gefördert durch die Propaganda – einen zentrale Rolle bei der Verteidigung gegen Luftangriffe gespielt. Oberst Lent war einer der vier erfolgreichsten Nachtjäger des Krieges. Daher wurde er häufiger prominent in der Propaganda erwähnt, unterlag nach der Verleihung der Brillianten zum Ritterkreuz einem eingeschränkten Feindflugverbot und seine Totenrede hielt der Reichsmarschall Göring persönlich.
Zumindest teilweise erklärt sich für mich hieraus der starke Rückhalt der örtlichen Politiker für Lent.
In einer Gesamtbetrachtung im Sinne des Traditionserlasses (Ziffer 29) jedoch keine hinreichende Begründung. Hier wäre es auch – gemäß Traditionserlass – Aufgabe der Ministerin die lokale Sichtweise einzuordnen und entsprechend zu entscheiden. Stattdessen wird die Entscheidung seit Jahren auf den Standort und die kommunalen Gremien abgewählt. Flankiert von Bundestagsabgeordneten steht der Standort zwischen allen Stühlen.
In einer Übersicht zu potenziellen Umbenennungen, bei SPON, waren auch zwei Rommel-Kasernen markiert. In Anbetracht seines Endes (erzwungener Gift-Tod nach Kontakt zu Widerstnskämpfern) sorgt das sicherlich nicht nur bei mir für einiges Stirnrunzeln …
Mal nachgetragen: Die oben zitierte Drucksache, die auch die Aussage enthält
ist vom 21.07.2014 und hat die Drucksachen-Nummer 18/2168.
@ Memoria:
Es mag zwar in der heutigen Zeit nicht mehr allzu oft vorkommen, aber es soll noch Gemeinden geben, die zu „Ihren“ Soldaten und „Ihrer“ Kaserne ein recht inniges Verhältnis haben. Seit über 50 Jahren trägt die Kaserne nun schon diesen Namen und vermutlich sehen es nur die wenigsten ein, dass dieser nun – ohne wirklich (neue) Begründung/Erkenntnisse – geändert werden soll.
Die Douaumont-Kaserne z.B. beherbergt die UniBw Hamburg. Die Kaserne wurde in den 30ern erbaut und trug den Namen des Forts, das von den Deutschen zumindest kurzzeitig eingenommen werden konnte. Heute deutet man den Namen so, dass damit nicht die Eroberung verherrlicht werden, sondern die Sinnlosigkeit dieser Materialschlacht dargestellt werden soll. Wieso soll diese, ich nenne es mal, zeit- und erwachsenengerechte Betrachtungsweise nicht auch bei anderen Liegenschaften funktionieren? Ja, Rommel war nicht nur der „Wüstenfuchs“. Er hatte in Frankreich wohl auch teilweise mehr Fortune als Verstand. Nein, er war vermutlich kein Verschwörer und wird menschliche Schwächen gehabt haben. Dies alles könnte man an diesem Mann und diesem Namen, vor dem Hintergrund der Zeit, in der er lebte, festmachen. Diese Chance würde bei einer Namensänderung vertan – es bliebe bei einer Entscheidung, die kaum einer nachvollziehen könnte.
@Pham Nuwen
… und auch der ehemalige Reichspräsident von Hindenburg muss wohl dran glauben.
Ironie?
“ …Antrag der in der Liegenschaft stationierten Truppenteile und Dienststellen …“
Da wird dann ÜBERHAUPT NICHT nachgeholfen, bei L9-Hindenburg und X21-GFM Rommel, alles freiwillig.
Übrigens war nicht nur Helmut Lent Nachtjäger. Neben Josef Kammhuber, Werner Streib, Günther Radusch etc. (die alle in der Bundeswehr weiter dienten) ,war auch Walter Scheel einer. Darüber hinaus war er auch noch NSDAP Mitglied. Nach v.d.L. Logik wohl alle nicht traditionswürdig.
@T, Wiegold
„Es handelt sich um ein Bild aus dem Bundesarchiv, auf dem u.a. Helmut Lent ist. Das ist jetzt warum tendenziös?“
Der Schwerpunkt des Bildes ist nicht Lent, sondern die NS-Flagge. Das Bild suggiert damit (insbesondere angesichts der Tatsache dass im Text auf keinerlei Details zur Person Lents eingegangen wird) eine Nähe Lents zur NS-Ideologie. Da so eine Nähe nicht nachgewiesen ist, halte ich das Bild für mehr als nur tendenziös. Schlechter Stil ist so etwas allemal.
Mehr noch – wenn wir diese Aussage der Ministerin mit der o.a. Drucksache vergleichen, sticht folgende Aussage besonders ins Auge:
Wir halten also fest: Selbst wenn die Ministerin in Machermanier und medienwirksam „die Kasernennamen angeht“, so kann sie den Prozess gar nicht alleine und innerhalb ihres Verantwortungsbereiches abschließen. Wenn nur eine Kommune nicht mitspielt, hat sie den (ebenso medienwirksamen) Eklat vor der Tür. Ich bin gespannt, wie sie jetzt noch ohne Kratzer aus der Sache rauskommt…
@Leser X
Na, dann muss ich mir wohl schlechten Stil vorwerfen lassen.
Aus dem Bundesarchiv (via Wikimedia Commons) sind von Lent neben dem oben gezeigten noch zwei weitere verfügbar:
• dieses Foto, was immer herangezogen wird,
und
• dieses Foto vom Staatsakt.
Nach Ihrer Ansicht dürfte ich nur das Porträt verwenden, oder? Alles andere ist schlechter Stil?
@Voodoo | 15. Mai 2017 – 16:45
„Wenn nur eine Kommune nicht mitspielt, hat sie den (ebenso medienwirksamen) Eklat vor der Tür. Ich bin gespannt, wie sie jetzt noch ohne Kratzer aus der Sache rauskommt…“
Ganz einfach. Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Es kommen „neue Erkenntnisse“ ans Licht, die in einer Gesamtbetrachtung die Persönlichkeit als traditionsunwürdig erscheinen lassen.
Damit ist der Namen dann nicht mehr „wählbar“ und die Truppe und die Kommune muss nicht mehr gefragt werden.
2. Indem sie die Regeln verändert. Denn nirgendwo ist ja gesetzlich festgelegt, dass Truppe und Kommune etwas zu sagen haben müssen.
Es war lediglich der Versuch früherer Minister und früherer BMVg-Entscheider das Prinzip InFü und Verankerung der Bw in der Gesellschaft in einem Prozess einfließen zu lassen.
Rechtlich gesehen, kann man ohne Probleme Truppe und Kommune aus dem Prozess rausnehmen…
Unter den drei hier erwähnten Fotos ist das Porträt schon allein aus dem Grunde das einzig geeignete, dass allein dieses den Zweck erfüllt, dem unwissenden Betrachter (mir zum Beispiel) einen Erkenntnisgewinn in Bezug auf der Frage „Wer war Helmut Lent?“ zu verschaffen. Auf dem ersten Foto könnte man sich selbst mit Legende keinen guten Eindruck verschaffen, wie der Mann aussah. Und auf dem Foto vom Staatsakt sieht man nur seinen Sarg (und wie Hermann Göring aussah, wußte ich schon.)
Es ist schon recht interessant. Da laufen jetzt Kommentare auf (insbesondere etliche, die ich angesichts des Tons nicht freischalten werde), auf denen ich mehr oder weniger deutlich dafür beschimpft werde, dass ich ein offizielles Foto eines Wehrmachtsoffiziers verwende, der zusammen mit den offiziellen Flaggen der damaligen Zeit abgebildet ist.
All denen, die meinen, ich dürfte von diesem Offizier nur Fotos verwenden, wenn darauf gar kein Bezug zur NS-Zeit erkennbar ist, kann ich nur sagen: Wenn sie meinen, dass ich in ihrem Interesse nur bereinigte Fotos verwende, liegen sie leider falsch.
Nun ja, wir drehen uns im Kreis in der Bundeswehr: einerseits sollen Kasernennamen von unten aufwachsen (wie immer wieder alle Minister betont haben und es weiterhin tun werden), andererseits kritisiert die Ministerin solche Namen (will aber nicht von oben den gordischen Knoten durchschlagen, wie alle Ihrer Vorgänger – bis auf Rühe – stets auch).
Kurzum: es ändert sich nichts wirklich, vorerst.
Wichtig wäre nunmehr, dass die Grundlagen für die Entscheidungen der Minister/innen zu den Namen auch diskutiert werden können, ergo die Stellungnahmen des ZMSBw auch öffentlich sind. Will vdl das? Ist man sich der Tragweite solcher Debatten bewusst und kann man die aushalten?
Man hört, die Ministerin ist in Koblenz zurück gerudert und habe gesagt, ein neuer TradErlass benötige Zeit – mehr als zur BTW im September. Offensichtlich hat sie mal jemandem zugehört, der das einschätzen kann. Danke demjenigen, wo auch immer.
Anmerkung dazu: der Prozess, den Apel zu den Richtlinien von 1982 brachte, hat beinahe mehr als 5 Jahre gedauert: von der Rudel-Affäre im Oktober 1976 bis September 1982. Nachzulesen bei Donald Abenheim, Bundeswehr und Tradition, München 1989.
Wiederholung: Rommels Traditionswürdigkeit wurde durch ZMSBw geschichtswissenschaftlich positiv abgeklärt (2015 publiziert).
Und: Nachtjäger wurden gegen brit. und US-Bomberströme (Hunderte von Flugzeugen in einem Angriff) eingesetzt und haben beispielgebend gekämpft. Ihr soldatisches Vorbild darf auch heute erkannt werden. In der Geschichte der Nachkriegsluftwaffe gibt es naturgemäß nichts Vergleichbares.
@T.Wiegold: Vielen Dank für den Hinweis, wie Kasernenumbenennungen erfolgen sollen.
Allerdings glaube ich nicht, daß die BW sich in der Vergangenheit, bei den umstrittenen Fällen, daran gehalten hat. Sehr umstritten waren z.B. die Umbenennungen der Gebirgsjägerkasernen General Kübler Kaserne in Karwendelkaserne und der General Konrandkaserne in Hochstaufenkaserne.
Ich glaube nicht, daß es in diesen beiden Fällen einen Antrag der Dienststellen/Truppe gab(ohne Befehl von oben) und schon gar keine Zustimmung der Kommune vorlag.
Wenn die Ministerin sich an die Spielregeln halten will/sollte, wird sie nicht weit kommen mit dem umbenennen, deshalb gehe ich davon aus, daß die Umbenennungen gegen die Kommunen und ohne Antrag aus der Truppe kommen werden.
@ Koffer
Das ist schon richtig, rein rechtlich kann die Bw mit Sicherheit einen Weg finden, um „ungeliebte“ Namen zu ändern.
Allerdings dürfte eine wie auch immer geartete Anordnung „von oben“ nicht gerade wenig Porzellan zerschlagen. Es bleibt die Frage, ob die Union dieses Faß mit all seinen Facetten tatsächlich aufmachen möchte – zumal in vier Monaten Zahltag ist…
Ggf. wird auch dieser Schnellschuss vertagt und nach der Wahl und einem überarbeiteten Traditionserlass aufgegriffen. Vorausgesetzt Ministerin vdL sitzt dann noch in Amt und Würden, denn ein Nachfolger würde zu Beginn einer Amtszeit bestimmt ruhiger ansetzten und nicht mit der Tür ins Haus fallen.
Wenn ich es richtig verstehe, ist die Benennung von Liegenschaften in der ZDV A 2650/2 geregelt, darin wird die Meinungsbildung von unten nach oben beschrieben. Darauf wird auch in BT Drucksache 18/11119, S. 42 , 7.2.2017, verwiesen unter Hinweis auf die Vereinbarkeit mit Traditionserlaß in Antwort Brauksiepe auf Anfrage Fr. A. Brugger zur Lent-Kaserne.( Sorry, kommentiere sonst nicht und kann keine Verlinkungen…)
@T.Wiegold. Richtig. Es wäre falsch verstandene Correctness, wenn historische Bilder nicht mehr gezeigt werden dürften. Der Mann hat nun mal auf dieser beflaggten Kiste gestanden. Er war somit unbestreitbar, wie Millionen anderer ein Beteiligter. Die Historiker sind sich doch relativ einig, wie man das beurteilt. Das Regime war verbrecherisch und die Wehrmacht mit Ausnahmen ihr Werkzeug.
[Hinweis: Auch ich habe jetzt mal Feierabend; es wird ne Weile dauern, ehe ich die Kommentare in diesem Thread freischalten kann. ]
@closius | 15. Mai 2017 – 18:14
„Wenn die Ministerin sich an die Spielregeln halten will/sollte, wird sie nicht weit kommen mit dem umbenennen, deshalb gehe ich davon aus, daß die Umbenennungen gegen die Kommunen und ohne Antrag aus der Truppe kommen werden.“
Da stimme ich Ihnen zu. Allerdings kann sie die Spielregeln ja auch jederzeit ändern. Da Recht dazu hätte sie. Auch wenn es m.E.n. ein großer Fehler wäre…
In Bezug auf die beiden von Ihnen erwähnten Kasernen „Kübler und Konrad“ liegt die Lage allerdings (zumindest in Bezug auf Kübler umfänglich und in Bezug auf Konrad teilweise) etwas anders.
Das Verfahren billigt Truppe und Kommune nur dann eine (Mit-)Bestimmungsmöglichkeit zu, wenn die vorgeschlagenen Personen an sich und in einer Gesamtwürdigung traditionswürdig wären bzw. sein könnten.
Da aber bei Kübler aufgrund neuerer Erkenntnisse (im Vergleich zu den 60er) seit Mitte der 90er Jahre eine gesamtheitliche Betrachtung seiner Person eine Traditionswürdigkeit ausschließt, muss Truppe und Kommune nicht mehr beteiligt werden, sondern die „Entwidmung“(auch im bisherigen Verfahren) wird durch BMVg angewiesen. Die Neubennung hingegen wäre wieder unter Nutzung des „regulären“ Verfahrens vorzunehmen.
Bei Konrad ist die Lage weniger eindeutig als bei Kübler, aber auch in diesem Fall scheint es zumindest ausreichend Zweifel an seiner persönlichen Eignung als Vorbild für deutsche Soldaten zu geben um eine „Ausschluss“ als geeignete Person zu rechtfertigen.
Für Rommel aber liegt diese Vorraussetzungen nicht vor, denn hier ist aufgrund des jahrelangen Streits die Quellenlage in der Zwischenzeit so gut, dass zumindest ausreichend positive Ansatzpunkte bestehen um die Entscheidung wieder im „regulären“ Verfahren zu treffen. Ich glaube bei Lent ist das genauso.
Bei dem halben Dutzend anderer fraglicher Kasernennamen müsste in der Zwischenzeit das MGFA eigentlich auch ausreichend geprüft haben, damit kann eine „Negativbewertung“ für diese eigentlich auch nicht vorliegen. Ausschließen möchte ich das hier aber nicht. Aber wenn kein „Ausschluss-Kritierium“ vorliegt, dann müsste auch hier das (bisherige) „reguläre“ Verfahren angewandt werden (so es denn nicht geändert würde)…
Ein Name allerdings drängt sich mir auf, bei dem ich bis heute nicht verstanden habe, warum man nicht umbenennt und das ist die Hindenburg-Kaserne in Munster.
Natürlich ist Hindenburg eine persönlich tragische Figur und er ist (natürlich) auch kein Nazi (absurder Gedanke ;) ), aber ihn als in einer Gesamtschau vorbildhafte Person für einen (heutigen) deutschen Soldaten zu betrachten halte ich dennoch für gewagt…
Aber naja, vielleicht sehe ich das auch zu dogmatisch…
@Voodoo | 15. Mai 2017 – 18:24
„Das ist schon richtig, rein rechtlich kann die Bw mit Sicherheit einen Weg finden, um „ungeliebte“ Namen zu ändern. Allerdings dürfte eine wie auch immer geartete Anordnung „von oben“ nicht gerade wenig Porzellan zerschlagen.“
Ich bin (inhaltlich) absolut bei Ihnen.
Ich würde es sowohl aus prinzipiellen (soldatischen UND InFü) Gründen für falsch halten, als auch aus politischen Gründen für unklug.
Ich habe ja nur erwähnt, wie vdL vermutlich vorgehen wird (bzw. könnte)…
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 15. Mai 2017 – 16:39
@Pham Nuwen
… und auch der ehemalige Reichspräsident von Hindenburg muss wohl dran glauben.
Ironie?
Da liegen Sie in voller Uebereinstimmung mit der Marinestadt Kiel ‚the sailing city‘, die das Hindenburgufer entlang der Foerde bereits vor Jahren in ‚Kiellinie‘ umtaufen liess.
Wenn über die Traditonswürdigkeit von Helmut Lent gesprochen wird, ist die Frage zu beantworten, ob allein der Gebrauch von Namen für die Nazi-Propaganda diese ausschließt. Wenn das der Fall sein sollte, ist das aus meiner Sicht ein später Sieg eben dieser Propaganga.
Wenn es zutrifft, wie in der Vergangenheit berichtet, dass Lent Dienstbriefe nicht mit der seinerzeit üblichen Grußformel unterschrieb und auf offiziellem Dienstpapier gegen die Verhaftung seines Bruders – Mitlied der Bekennenden Kirche – protestierte, sind dies Fakten, die in der Bewertung der Persönlichkeit Berücksichtigung finden müssen.
Einfach mit einem Foto lässt sich die Persönlichkeit nicht bewerten.
@T.Wiegold
1. Sehr geehrter Herr Wiegold, ich habe mich auch gewundert, warum Sie ausgerechnet dieses Bild gewählt haben. Das Porträt hätte besser gepasst wenn es um eine neutrale Debatte zur Person gehen soll. .
2. Ich habe unten einen Link aus Wikipedia angehängt. Am 14. Dezember 2011 veröffentlichte der 17. Deutsche Bundestag die Drucksache 17/8134 zu Personen mit NS-Vergangenheit in Bundeseinrichtungen, Bundesregierungen und Bundestag. Vorausgegangen war eine Große Anfrage der Abgeordneten Jan Korte, Sevim Dağdelen, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.[1][2]
Nach reinem Überfliegen der Liste habe ich zwei ehemalige Bundespräsidenten, ca. 10 ehemalige Bundesminister und 4 ehemalige Ministerpräsidenten auf der Liste gesehen. Einige dieser hohen Politiker waren auch Mitglied der SA oder sogar SS. Der Eintritt in die NSDAP erfolgte meist freiwillig. Übrigens, Politiker aus CDU, CSU, SPD und FDP sind auf der Liste.
Fragen:
1. Wollen wir wetten, dass es von diesen Politikern mit NSDAP Zugehörigkeit auch alte Fotos mit Nazifahnen gibt?
2.Sind all diese Politiker nicht mehr traditionswürdig?
3. Sollen die Bilder der Bundespräsidenten, Ministerpräsidenten und Bundesminister, die Mitglied der NSDAP waren aus den Ahnereihen in den entsprechenden öffentlichen Gebäuden entfernt werden? Diese Debatte muss dann auch von der Politik geführt werden wenn ehemalige Wehrmachtsangehörige automatisch nicht traditionsstiftend sein können.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_ehemaliger_NSDAP-Mitglieder,_die_nach_Mai_1945_politisch_t%C3%A4tig_waren
@Herrn Wiegold
Das ist besagtes Gutachten, dass Lent von einer Nähe zum Nationalsozialismus mehr oder weniger freispricht. In der pdf sind zwei Gutachten, das erste ist ein älteres und das zweite ist das Aktuellste. Vielleicht ganz interessant.
https://sessionnet.lk-rotenburg.de/sessionnet/bi/getfile.php?id=42998&type=do
@Ottmar S. Bocholt | 15. Mai 2017 – 17:57
Zustimmung. So ist das mit den gordischen Knoten.
Die müssen eben seit Alexander dem großen durchschlagen werden. Dies erfordert vorallem Entschlusskraft. Daran fehlt es offenbar.
@all:
Die Kritik am obigen Bild als tendenziös kann ich nicht nachvollziehen. Es ist ein Bild aus dem Kontext dieser Zeit mit der damaligen Reichskriegsflagge.
Wie heute auch die Bundesdienstflagge zur Verkleidung von Rednerpulten verwendet wird, geschah dies in diesem Fall auch. Oberst Lent war nunmal Angehöriger der Deutschen Luftwaffe. Seltsame Diskussion.
Mal wieder über das Ziel hinaus schießen? Typisch deutsche Nachkriegs-Politikertugend.
Nötig wäre – endlich mal – ein unverkrampfter, nüchterner Umgang mit diesem Teil der deutschen Militärgeschichte. Alle Nationen sehen Deutschland – auch – in der Tradition der Wehrmacht und der kaiserlichen Armee. Sie wissen dabei um die unbestreitbaren Verbrechen. Nur wir Deutschen verdrängen und benennen um (Kasernen und Geschwader) bis wir selbst glauben, dass wir frei von Tadel sind.
Ich plädiere dafür nicht „kurzschlusshandelnd“ Aktionen, der Aktion wegen, walten zu lassen sondern im Dialog mit unseren Partnern zu sondieren was in ihrem Ansehen bei uns „geht“ und eben „nicht geht“. Ein sachlicher und nüchterner Umgang mit unserer Geschichte, der dennoch traditionsstiftend sein kann, tut not. Die Bundeswehr schafft es irgendwie immer wieder jeden Ansatz von Tradition im Keim zu ersticken. Das letzte Beispiel ist für mich die „Abschaffung“ der tradierten Begriffe „Jagd-“ und „Jagdbombergeschwader“ durch die kalte Küche (nur weil heutige Kampfflugzeuge vielseitiger sind). In den Niederlanden oder dem Vereinigten Königreich wird ja auch der Begriff „Royal“ nicht abgeschafft weil die beiden Staaten eine gefestigte Demokratie sind.
Die Diskussion um die Umbenennung besteht seit mindestens 1998. Immer wieder wird die Prüfung einer Umbenennung angewiesen. Zuletzt 2013 vom damaligen InspH. 2016 hat sich die Stadt ROW gegen eine Umbenennung der Lent-Kaserne ausgesprochen. Somit kann das gem. Vorschrift herzustellende Einvernehmen nicht hergestellt werden, ohne einen neuen Beschluss der Patengemeinde einzuholen.
Aktuell sind drei treibende Kräfte erkennbar, die sich für eine Umbenennung stark machen:
1. Herr Jakob Knab mit seiner „Initiative gegen falsche Glorie“;
2. Die Fraktion Die Linken mit einer Kleinen Anfrage im Bundestag (Drucksache 18/11691) vom 06.04.2017 und
3. Marc Andreßen (Kandidat bei der Kommunalwahl für Bü90/Grü) der 09/2016 eine Petition auf OpenPetition startete (mit 40 Unterstützern, die unterzeichnet haben), mit dem Ziel, die Kaserne nach Helmut Schmidt umzubenennen.
Traditionsverständnis unterliegt einem Wandel der Zeit. Wenn es heute nicht mehr gewollt ist, Kasernen nach Soldaten zu benennen, die keinen Widerstandshintergund haben, sollte diese Diskussion nicht den TrT vor Ort überlassen werden. Lassen Sie doch bitte nicht den Standortältesten oder den Kasernenkommandant allein, wenn es darum geht, Einsicht für eine politisch gewollte Umbenennung zu erzeugen. Dann bitte doch eine klare ministerielle Weisung.
Ich verstehe nicht, warum die Verwendung der Reichskriegsflagge mit Hakenkreuz hier als Kritik an Lent verstanden wird! Aber das Auffinden dieses Bildes in einer BW-Kaserne wäre jedenfalls ein „Skandal“, was zeigt, daß wir 72 Jahre nach Kriegsende einen normaleren Umgang mit unserer Geschichte brauchen. Ein Bildersturm führt dagegen zu Sprech- und Denkverboten und macht die Wehrmacht für gewissen Kreise nur noch interessanter.
Fast das gesamte Ausland geht normaler mit unserer Geschichte um und der Wehrmacht als wir. Besorgniserregend ist die hohe Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunerkünfte , auch durch bisher unbescholtene Bürger, aber nicht ein paar Kasernennamen nach Wehrmachtsgeneralen oder ein paar Wehrmachtsdevotionalien.
Die Soldaten über Leistungen, Opfer, Verbrechen und Widerstand aufzuklären der Wehrmacht, gerade auch in Kasernen oder Tradtionsräumen, würde ich für sinnvoller halten weiterhin.
Daß selbst die Büste eines Widerständlers bei der Marine verschwinden muss, zeigt, daß es im Moment in die falsche Richtung geht.
Wie absurd die Debatte ist, stellt man fest, wer denn die oberste Generalität in der neu gegründeten Bundeswehr gestellt hatte:
https://blog.fdik.org/2017-05/s1494736260
Und bevor ein Aufschrei erfolgt: welche Berufssoldaten waren bei einer Neugründung wohl verfügbar?
Was für eine Heuchelei!
VB.
Anmerkung: der Autor ist erklärter Antimilitarist und Pazifist. Was hier jedoch anwidert, ist die Hypokrisie der Protagonisten.
Kann mir vielleicht jemand erklären, warum Kasernen Namen haben müssen? Gibt es da auch eine Kasernentaufe wie bei einem Schiff? Mir fällt partout der Name der Kaserne nicht mehr ein, in die ich als 18-Jähriger Abiturient einrückte. Gottseidank auch nicht mehr der Name des herumbrüllenden Kompaniechefs, aber dass das etwas mit Tradition zu tun hatte, ist mir durch diese Diskussion klar geworden.
@T.Wiegold
Der General Kammhuber (späterer Inspekteur der Luftwaffe) ist ja als damaliger Vorgesetzter auch auf dem Bild zu sehen.
Irgendetwas stimmt hier nicht mehr zusammen. Warum?
1. „…Ein Gutachten des MGFA kam im Jahre 2013 zum Ergebnis: „Aus wissenschaftlicher Sicht ist dazu festzustellen, dass Lents militärisches Handeln sich nicht an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientiert hat und daher heute keinen ‚sittlichen Rang‘ besitzt, wie die Richtlinien es für die Traditionswürdigkeit in der Armee eines demokratischen Staates fordern…“
2. „…Benannt ist die Kaserne nach Oberst Helmut Lent, ein erfolgreicher Nachtjäger der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Die Benennung erfolgte auf Betreiben des früheren Vorgesetzten Lents Josef Kammhuber [4] im Jahre 1964…“
Nun zur Analyse:
1. Der Oberst Lent hat also „nicht an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientiert“ gehandelt haben. Deswegen soll die Kaserne umbenannt werden.
2. Sein damaliger Vorgesetzter (Kammhuber) ist Träger des „Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband“.
3. Wenn Lent,s Handeln sich nicht „an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientiert hat“ dann das seines damaligen Vorgesetzten (der die Anweisungen gab) doch erst recht nicht, oder?
Fazit:
Wenn die politische Führung konsequent ist, dann muss dem ehemaligen Inspekteuer der Luftwaffe Kammhuber sowohl das Bundesverdienstkreuz aberkannt werden als auch seine Fotos aus dem Bereich der Luftwaffe (zum Beispiel Ministerium und Kommando Luftwaffe) entfernt werden.
Ursprünglich erschien mir ein Kommentar zum Thema wichtiger als einer zum Bild aber letzteres bietet mehr Reizstoff im lexikalischem Sinne.
Ja, das Bild ist angesichts der Thematik eher provokant aber auf eine denkanstossende Weise: Das war damals die Realität und die lässt sich nicht durch geschicktes Ausblenden von Symbolik nachträglich ungeschehen machen. Zumal mir persönlich eine Ungeschehenmachung durch Ausblendung schädicher als eine Zuschaustellung mit einem geringen Ergötzungspotential für Altgestrige erscheint.
Zurück zum Thema, die Frage läuft im Grundsatz darauf hinaus ob es vor, in und nach einem Unrechtsregime gute Menschen und gute Soldaten geben kann. Ich sage: Ja, aber die Massstäbe müssen hoch liegen. Im konkreten Fall berufe ich mich auf mangelndes Fachwissen und erspare der Netzwelt meine Meinung.
@T.W. „…Lent-Kaserne in Rotenburg in Niedersachsen, benannt nach Helmut Lent, Pilot der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg und einer der erfolgreichsten Nachtjäger der Wehrmacht…“
Vielleicht eine zu einfache Frage für eine zu komplizierte Situation:
Wen wollte Lent schützen ?
Zitat aus einem Brief der Hamburger Schwägerin meiner Großmutter, die sich auf’s Land in Sicherheit gebracht hatte, v. 31.08.1943:
„Ich habe jetzt immer eine furchtbare Angst, wenn ich die feindl. Flieger höre. Es schlägt mir gleich auf den Magen, u. im Bett halte ich es dann überhaupt nicht aus. Hoffentlich verlangt mein Chef nicht, daß ich zurückkommen soll. Von … möchte ich mich auch nicht trennen und zu meinen Eltern möchte ich sie nicht geben. Uetersen ist Fabrikstadt u. wird womöglich auch noch dem Erdboden gleichgemacht, …“
Ihr Mann war eingezogen und kämpfte in Russland.
Mein Großvater in Hamburg, logistisch unabkömmlich, also nicht im Felde, schrieb an seine Eltern die Firma sei jetzt 23 Mal bombardiert worden. Man fange morgen wieder an aufzuräumen.
Zwei Jahre später floh mein Vater als Kind aus Pommern. Sie waren die letzten des Trecks, die „durchkamen“. Erst einen Tag später kam der nächste Flüchtling auf einem Motorrad, vorbei an den von englischen Fliegern zusammengeschossenen Leichen des Trecks, von denen er berichtete.
War kein Lent da gewesen.
@Stellung halten_Daheim
Ich weiß nicht, ob Sie’s schon mal gehört haben: Es hatte eine gewisse Vorgeschichte, warum die englischen Flieger kamen. In der die deutschen Streitkräfte auch eine Rolle spielten. Und die Luftwaffe hatte nicht wirklich allein die Rolle, deutsche Zivilisten vor feindlichen Angriffen zu schützen.
@ T.Wiegold
Es hat schon einen gewissen Hautgout, eine Apologie für brutale, meiner Auffassung nach schon nach damals geltendem Recht, erst recht aber nach den gerne bemühten „heutigen Wertmaßstäben“ völkerrechtswidrige Angriffe auf die Zivilbevölkerung in Stellung zu bringen, um jemanden zu kompromittieren, der sich bei der Abwehr dieser – zu allem Überfluss auch noch in ihrer Zielsetzung völlig gescheiterten – Strategie hervorgetan hat.
Ich selber bin kein Freund der Methode, die „heutigen Wertmaßstäbe“ unreflektiert auf die Vergangenheit anzuwenden. Aber wenn schon, dann bitte entweder oder. Es kann nicht gleichzeitig Helmut Lent aufgrund seines Dienstes in der Luftwaffe des nationalsozialistischen Deutschland in der Rückschau kompromittiert sein und gleichzeitig das gezielte Einäschern von Wohnvierteln als aus dem Zeitzusammenhang erklärbare akzeptable Kriegsmethode gelten.
Notabene: Die deutsche Luftwaffe hatte „nicht allein“ den Auftrag, deutsche Zivilisten vor feindlichen Angriffen zu schützen. Aber die deutsche Nachtjagd hatte in der Tat primär diesen Auftrag. Emotional bin ich mal ganz ehrlich: Um jeden abgeschossenen Bomber, der auf Lents Konto geht, bin ich froh. Weniger Zivilisten aus der Generation meiner Großeltern mußten einen elenden und sinnlosen Tod sterben. Da bin ich mit mir völlig im Reinen.
@Pete
“ „Aus wissenschaftlicher Sicht ist dazu festzustellen, dass Lents militärisches Handeln sich nicht an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientiert hat …“
Interessant zu wissen wäre was man Lent denn nun vorwirft. Etwa ein erfolgreicher Pilot gewesen zu sein?
Stellung halten_Daheim | 16. Mai 2017 – 0:12
Sie schreiben die Begründung, warum mit sog. „Kriegshelden“ vorsichtig umzugehen ist, im Prinzip selbst. Vielleicht lesen Sie noch einmal ein paar Geschichtsbücher.
Darum: Gebt den Kasernen neutrale Namen; Personen sind immer umstritten.
so und nun sind wir beim Aufrechnen angelangt.:(
Guernica, Warschau, Rotterdam, London, Coventry usw.
Hamburg, Dresden, Pforzheim, Würzburg, Zweibrücken usw.
und das alles wenige Wochen vor der BT Wahl
danke IBUK, eigentlich sind das Sachen die man am Anfang einer Legislaturperiode erledigt
Pete: Nein, das folgt ganz und gar nicht. Kammhuber hatte sich eigene Verdienste in der Bundeswehr erworben, und für die kann er natürlich geehrt werden.
@Pete
Nein das Bild von Kammhuber muss nicht entfernt werden, denn es hängt dort in einem anderen Kontext an der Wand.
Stellen sie sich bitte die Frage, warum hängt das Bild dort?
@.TWiegold | 16. Mai 2017 – 0:30
„Ich weiß nicht, ob Sie’s schon mal gehört haben: Es hatte eine gewisse Vorgeschichte, warum die englischen Flieger kamen.“
1. So wie Geschichte des 2. Weltkriegs auch eine Vorgeschichte hat und diese Vorgeschichte ebenfalls eine Vorgeschichte ……usw. usw. Aus der Auseinandersetzung mit Geschichte können wir nur dann lernen wenn wir so weit als möglich objektiv bleiben und uns dem gesamten Geschehen versuchen anzunähern. Das sehe ich nicht. Ich sehe die selbstgerechte Verurteilung eines jeden Menschen, der damals in einer Diktatur leben MUSSTE ohne Gnade und Empathie! So können wir aus der Geschichte nicht lernen.
Es gehört nur wenig Empathie dazu, um zu wisseen, dass auch diejenigen Frauen und Kinder, die ausgebombt wurden und nie Hitler gewählt hatten, weil zu jung, gelitten haben.
2. Auch alliierte Kriegsverbrechen an Zivilisten waren Kriegsverbrechen und müssen, um aus der Geschichte lernen zu können, auch so benannt werden dürfen. Es gibt keine „guten“ und „bösen“ Kriegsverbrechen. Kriegsverbrechen sind unabhängig von der „Kriegsschuld“ immer „Kriegsverbrechen“.
@Volker Birk
„Was für eine Heuchelei!“
Danke, dass Sie das so einfach und so klar ausgedrückt haben!
Die selben Menschen, die diese ehemaligen und längst toten Soldaten weiter “ mutig“ bekämpfen, ohne auch nur damals gelebt zu haben, haben häufig kein Problem damit, dass den „Angriffskriegern“ der Gegenwart der „rote Teppich“ ausgelegt wird und beispielsweise dem menschenverachtenden saudischen Regime im Krieg gegen die jemenitische Bevölkerung jede Unterstützung, auch militärische, gegeben wird. Auch die Ministerin wurde mit Ehren in Saudi Arabien empfangen.
Kann es sein, dass es weniger Zivilcourage erfordert, gegen die Toten von damals zu kämpfen als gegen die „Angriffskrieger“ von heute?
Was für eine selbstgerechte Heuchelei !