Nachgetragen: Zu viele unverkäufliche A400M – und Planungen für einen zweiten Standort

Nach gut sechs Jahren ist der Plan des Verteidigungsministeriums, 13 bestellte Transporflugzeuge vom Typ A400M gar nicht erst in Betrieb zu nehmen, sondern an interessierte Käufer weiterzugeben, endgültig als gescheitert anzusehen. Ein Verkauf konnte bis heute nicht realisiert werden, schrieb der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Markus Grübel am 17. März an die zuständigen Berchterstatter im Bundestags-Haushaltsausschuss. Damit wird die Luftwaffe dauerhaft 53 statt wie derzeit geplant 40 Maschinen dieses Typs im Bestand haben – und wird dafür einen weiteren Standort eröffnen müssen, weil nicht alle beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf bei Hannover Platz finden.

Die Reduzierung auf letztendlich 40 Maschinen (es war auch schon mal ein unabweisbarer Bedarf von 72 und dann von 60 errechnet worden, ehe es dann 53 Bestellungen wurden) hatte noch die schwarz-gelbe Regierungskoalition 2011 beschlossen. Die mit der Verringerung verbundene Einsparung dürfte mit dem neuen Sachstand auch hinfällig sein.

Aus dem Schreiben Grübels:

Der Haushaltausschuss des Deutschen Bundestages hat (…) am 26. Januar 2011 das Bundesministerium der Verteidigung aufgefordert, mit AIRBUS MILITARY S.L. die unmittelbare Weitergabe von 13 Luftfahrzeugen A400M aus dem verbindlichen Bestellumfang von 53 Luftfahrzeugen A400M an Dritte zu vereinbaren.
Diese 13 Luftfahrzeuge A400M sollen ab Ende 2018 sukzessive ausgeliefert werden.
Ein Verkauf konnte bis heute nicht realisiert werden.

(…)
Aus Sicht des Bundesministeriums der Verteidigung wäre ein operationeller Betrieb dieser 13 Luftfahrzeuge A400M im Schwerpunkt im Rahmen einer multinationalen Einheit in Deutschland empfehlenswert. Bis zu einer tragbaren multinationalen Lösung könnten die 13 Luftfahrzeuge A400M zunächst national genutzt werden, um den auf Grund notwendiger Retrofit- und Instandsetzungsmaßnahmen reduzierten, verfügbaren Luftfahrzeugbestand zu kompensieren.
Aus operativ-taktischen Gründen sowie aus Platzgründen wäre eine Verteilung der 13 Luftfahrzeuge A400M auf zwei Standorte notwendig. Ein möglicher zukünftiger Stati0nierungsort wäre im Kontext eines multinationalen Nutzungsansatzes zu untersuchen. Konkrete Planungen hierzu bestehen noch nicht, jedoch gibt es bereits erste Überlegungen zur Nutzung des Standortes Untermeitingen, also des Flugplatzes Lechfeld, als TGeil eines „logistischen Hubs“ in möglicher Kooperation mit Anrainerstaaten.
(…)
Eine grobe Abschätzung anfallender Ausgaben für einen Anfangsflugbetrieb der zusätzlichen 13 Luftfahrzeuge A400M durch die Bundeswehr ergab einen einmaligen Investitionsbedarf im Gesamtvolumen von mindestens 505 Mio. €. Hiervoon entfallen ca. 335 Mio. € auf die Planungsaktegorie Rüstung und ca. 150 Mio. € auf die erforderliche infrastrukturelle Ertüchtigung z.B. am Standort Untermeitingen.

Da ist noch viel Konjunktiv drin. Aber klar ist: Verkaufen läuft nicht, so begehrt scheint das Flugzeug international nicht zu sein. Und wer immer noch hoffte, zusätzliche A400M kämen zur Rettung eines der zur Schließung vorgesehenen Transall-Standorte, Hohn oder Penzing, der kann das auch einstellen.

Für den Oppositions-Haushälter Tobias Lindner von den Grünen ist das ein Zeichen für die grundlegende Schieflage des A400M-Programms:

Diese Entscheidung macht deutlich, dass die Neuverhandlungen des A400M Vertrages von 2010 der Realität nicht standhalten. Die Abhängigkeit vom Export, in die sich die Bundesregierung seinerzeit begeben hat, war und bleibt falsch. Die 13 Bundeswehr A400M, die für den Weiterverkauf vorgesehen sind, finden keine Abnehmer. Die Bundesregierung hat Airbus zudem einen 500 Millionen Euro Kredit gewährt, dessen Rückzahlung direkt von dem weiteren Exporterfolg des A400M abhängt. Die Rückzahlung des Exportkredites ist vor dem Hintergrund, dass für die 13 Airbus der Bundeswehr kein Abnehmer gefunden wurde, äußerst fragwürdig. Das Ministerium selbst beziffert das Ausfallrisiko mit etwa 1,2 Milliarden Euro. Das A400M Programm ist und bleibt ein Sorgenkind.

(Archivbild: A400M am 7. Februar 2017 in Berlin-Tegel)