Erster Direktkontakt der Spitzenmilitärs von NATO und Russland seit Jahren

Erstmals seit dem Einfrieren der militärischen Zusammenarbeit zwischen der NATO und Russland wegen der Ukraine-Krise haben Spitzenmilitärs beider Seiten wieder direkt miteinander gesprochen. Der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, der tschechische General Petr Pavel (Foto oben) und der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow telefonierten am (heutigen) Freitag miteinander, wie beide Seiten mitteilten. Der Gesprächswunsch sei von der NATO ausgegangen, erklärte das russische Verteidigungsministerium:

Today, General of the Army Valery Gerasimov, Chief of the General Staff of the Russian Armed Forces – First Deputy Defence Minister, had a telephone conversation with General Petr Pavel, Chairman of the NATO Military Committee upon the initiative of the NATO’s party.

This is the first high-level military contact since the NATO Council had taken decision to freeze relations with Russia.
The parties exchanged their opinions about topical issues of security, prospects in recovery of military cooperation, prevention of incidents and participation of the Alliance representatives in international activities held by the Russian Defence Ministry.
Valery Gerasimov attracted attention of Petr Pavel to concerns caused by significant intensification of military activity of the NATO near the Russian borders as well as deployment of forward-based systems of the Allied Forces.
General of the Army Sergei Gerasimov informed General Petr Pavel about key international events and exercise organized by the Russian defence department in 2017.
Parties confirmed necessity of mutual steps aimed to decrease tensions and to build up stabilization in Europe.
General of the Army Sergei Gerasimov and General Petr Pavel agreed to continue cooperation.

Der NATO-Militärstab bestätigte auf Anfrage von Augen geradeaus! das Telefonat, nannte aber keine Einzelheiten zum Inhalt. Aktive Kommunikationsverbindungen zwischen dem Militär beider Seiten seien im gegenseitigen Interesse der NATO und Russlands, sagte Sprecherin Eva Svobodova. Zwar habe die Allianz angesichts der illegalen Annexion der Krim durch Russland 2014 die praktische Zusammenarbeit auf militärischer Ebene eingestellt, die Gesprächsverbindungen blieben aber bestehen.

Die russische Mitteilung enthält zwar die bekannten Vorwürfe an die NATO, mit ihrer zunehmenden militärischen Aktivität an der Grenze des Bündnisses zu Russland zur Besorgnis Anlass zu geben.

Interessant ist aber ein – mögliches, nur angedeutetes – Detail: Nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums machte Gerassimow auch Angaben zu geplanten Übungen der russischen Streitkräfte in diesem Jahr. Bislang kritisieren mehrere NATO-Staaten, insbesondere die baltischen Länder, dass es keine offiziellen Mitteilungen über die geplante Großübung Zapad 2017 in Russland und Weißrussland an der Grenze zum Baltikum und zu Polen gebe. Nach Informationen von Augen geradeaus! hat Russland bislang dazu keine der im Wiener Dokument vorgesehenen Unterrichtungen angeboten. Nun wüsste man natürlich gerne, ob der russische Generalstabschef in diesem Telefonat dazu mehr gesagt hat…

(Foto: NATO)