Nach den U-Booten: Deutsch-Norwegische Kooperation bei Seezielflugkörpern

Bei der Bekanntgabe der norwegischen Entscheidung, deutsche U-Boote zu beschaffen und gemeinsam mit Deutschland dieses Waffensystem weiterzuentwickeln, gab es schon die (begründete) Vermutung: Das stellt die Weichen für Entwicklung und Beschaffung eines neuen Seezielflugkörpers aus norwegischer Produktion auch für die Deutsche Marine. Am (heutigen) Montag wurde daraus offiziell Gewißheit: Beide Länder kündigten an, die norwegische Naval Strike Missile der norwegischen Firma Kongsberg gemeinsam weiterzuentwickeln, zu beschaffen und zu betreiben. Eine verbindliche Vereinbarung solle bis zum Sommer unterzeichnet werden, schrieb das deutsche Verteidigungsministerium den Abgeordneten des Verteidigungsausschusses.

Aus der Mitteilung auf der Webseite des BMVg:

Deutschland und Norwegen haben eine umfassende strategische Partnerschaft bei der Zusammenarbeit beider Marinen beschlossen. Demnach sollen nicht nur Uboote, sondern auch Seezielflugkörper gemeinsam entwickelt, beschafft und durch die Marinen beider Länder betrieben werden.

Die angestrebte Zusammenarbeit basiert auf miteinander abgestimmten, gleichen Forderungen beider Marinen. Der Bedarf zum Ersatz beziehungsweise zur Modernisierung älterer Lenkflugkörper liegt in Deutschland und Norwegen zeitlich eng beieinander. So müssen die derzeit genutzten Flugkörper Harpoon im kommenden Jahrzehnt ersetzt werden. Auch die Anforderungen beider Marinen an die Waffensysteme sind identisch. Dies bildet die Basis für Synergien und Kosteneffekte.
Norwegen hat eine anerkannte Expertise in seiner Schlüsseltechnologie Flugkörper. Deutschland beabsichtigt daher unter norwegischer Führung gemeinsam die in Norwegen bereits bewährte Naval Strike Missile weiterzuentwickeln. Dabei sollen die jeweiligen technologischen und militärischen Stärken bestmöglich zusammengeführt werden.
Der gemeinsame künftige Lenkflugkörper bildet dann die Basis für eine enge Zusammenarbeit bei Wartung, Ausbildung und Logistik und ist Teil der langfristigen Zusammenarbeit beider Länder. (…)
Als erstes Schiff der Deutschen Marine soll das Mehrzweckkampfschiff MKS 180 mit dem gemeinsamen Flugkörper ausgerüstet werden. Langfristig werden alle Fregatten der Deutschen und Norwegischen Marine den Flugkörper als Standardsystem erhalten.

Damit wird die Zusammenarbeit von Kongsberg und der deutschen ThyssenKrupp Marine Systems, dem Hersteller der U-Boote, zum neuen Standard für die Deutsche Marine. Interessant ist, dass in der Mitteilung davon die Rede ist, dass langfristig alle Fregatten der Deutschen und Norwegischen Marine den Flugkörper als Standardsystem erhalten werden – von den deutschen Korvetten ist somit nicht die Rede. Die sind bislang schon mit dem Seezielflugkörper RBS15 Mark III ausgerüstet, der gemeinsam von der schwedischen Firma Saab und dem deutschen Unternehmen Diehl angeboten wird. Für die weitere Ausstattung der deutschen Kriegsschiffe kann aber damit das schwedisch-deutsche Kooperationsprojekt nicht auf Aufträge hoffen.

(Archivbild 2004: Die Fregatte SACHSEN verschießt einen Flugkörper vom Typ SM 2 (Standard Missile 2). Die Fregatten der Sachsen-Klasse sind außer mit der SM2 auch mit Harpoon-Seezielflugkörpern ausgerüstet  – Bundeswehr/Plankenhorn)