Kräftiger Schluck aus der Pulle: Bundeswehr plant fast 200.000 Soldaten für 2024
Die Bundeswehr soll in den nächsten sieben Jahren von derzeit rund 178.000 Soldatinnen und Soldaten auf fast 200.000 Soldaten wachsen. Der so genannte Zielumfang der deutschen Streitkräfte soll sich bis zum Jahr 2024 auf insgesamt 198.000 Soldaten und rund 61.400 zivile Stellen erhöhen; dafür soll es über die Planung des vergangenen Jahres hinaus zusätzlich 5.000 militärische Dienstposten, 500 weitere Reservistenstellen und 1.000 Haushaltsstellen für Zivilbeschäftigte geben. Eine entsprechende Planung legte das Personalboard, eine interne Kommission des Verteidigungsministeriums, am (heutigen) Dienstag vor.
Im Mai vergangenen Jahres hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Trendwende Personal ausgerufen und eine Vergrößerung der Bundeswehr um zunächst rechnerisch 7.000 Planstellen Soldatinen und Soldaten angekündigt. Die konkreten Planungsschritte für die Folgejahre sollen jährlich vom Personalboard festgelegt werden, dem unter anderem die Ministerin, die Staatssekretäre, der Generalinspekteur und sein Stellvertreter, die Abteilungsleiter Personal und Planung sowie andere Spitzenbeamte des Ministeriums angehören. Allerdings haben ihre Festlegungen nur Empfehlungscharakter, weil ja letztendlich der Bundestag über die Größe der Streitkräfte bestimmt.
Mit der Mittelfristigen Personalplanung, die die zuvor geltenden Obergrenzen des militärischen Personal abgelöst hatte, soll die Bundeswehr den sicherheitspolitischen Anforderungen flexibel angepasst werden können – und das heißt derzeit eher: nach oben. (Randbemerkung: Das jetzt mit der Zielgröße 198.000 definierte Jahr 2024 ist auch das Jahr, in dem nach den derzeit heiß diskutierten NATO-Festlegungen der Anteil von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben erreicht werden soll.)
Die interessante Frage ist natürlich, wie die Bundeswehr wachsen will, wenn die Truppe bislang schon die angepeilte Größe nicht erreicht: Im zurückliegenden Jahr war die Bundeswehr unter dem möglichen und angepeilten Umfang geblieben; insbesondere die vorgesehene Zahl von 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten wurde nicht geschafft, und im Juni vergangenen Jahres gab es sogar die kleinste Bundeswehr aller Zeiten.
Mit anderen Worten: Da muss mehr neues Personal geworben werden – wie viel, sagt das Ministerium leider so konkret nicht. Denn die Aufstockung soll insgesamt, auch das wie in der Vorjahresplanung, durch einen Mix aus neuen Männern und Frauen und dem längeren Dienst der schon vorhandenen geschafft werden:
Der weitere personelle militärische Aufwuchs bis 2024 wird maßgeblich durch die Verschiebung des anzustrebenden durchschnittlichen Zurruhesetzungsalters (unter Beibehaltung des bisherigen gesetzlichen Rahmens der besonderen und allgemeinen Altersgrenzen), die spürbare Erhöhung der Übernahmequoten zur Berufssoldatin bzw. zum Berufssoldaten sowie die Anhebung der durchschnittlichen Verpflichtungszeit bei den Fachunteroffizieren erreicht. Somit kann vermehrt bewährtem Personal eine längerfristige Perspektive beim Arbeitgeber Bundeswehr aufgezeigt werden. Dieser kann im Gegenzug dauerhaft auf die gewonnenen Erfahrungen zurückgreifen. Dies stärkt zugleich die Demografiefestigkeit des militärischen Personalkörpers. Dazu dient auch die Erhöhung des Anteils der Berufssoldatinnen /-soldaten um 6.000 auf 56.000.
Das mit der besonderen Altersgrenze war Ende vergangenen Jahres schon mal Thema; vereinfacht gesagt: So automatisch wie bisher soll ein Berufssoldat nicht mehr damit rechnen können, eher als mit Erreichen der allgemeinen Altersgrenze in den Ruhestand gehen zu können. Vor allem aber: Es sollen, so die Absicht, mehr Soldaten als bisher eine längere Perspektive in den Streitkräften bekommen.
Nachdem im vergangenen Jahr schon ausgewählte Bereiche oder gar Einheiten für einen Personalaufwuchs genannt worden waren (siehe die Tabelle hier), fügte das Personalboard weitere Bereiche hinzu (allerdings scheint es da auch Überschneidungen zu den im Vorjahr genannten Maßnahmen zu geben):
Insgesamt sind 99 Einzelmaßnahmen geplant, um die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr zu steigern. Dazu gehören unter anderen Spezialisten für den neuen Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum, Besatzungen für die Korvetten K 130 (2. Los), Stärkung der Unterstützungskräfte der Streitkräftebasis (Logistik/ABC-Abwehr), Aufstellung eines 6. Panzerbataillons, Ausbau unserer Sanitätsversorgung im In- und Ausland sowie weitere Schritte, mit denen wir Auswirkungen der EU-Arbeitszeitrichtlinie abfedern wollen.
Zu den heutigen Beschlüssen des Personalboards gibt’s auch grafische Darstellungen, die den Unterschied zwischen Planung 2016 und aktueller Planung deutlich machen – hier zunächst der geplante Aufwuchs über die nächsten Jahre bei militärischem Personal (plus knapp 5.000) und zivilen Stellen (plus 1.000) in der Mittelfristigen Personalplanung (MPP):
… und noch eine sehr interessante Grafik: Die eigentlich schon für Ende vergangenen Jahres geplante Zahl von 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten soll nun bis zum Sommer dieses Jahres erreicht werden:
(KORREKTUR: In der Überschrift und im Text stand mehrfach die falsche Jahreszahl 2014, statt 2024 – ich bitte um Entschuldigung.)
(Foto: Ein Rekrut pausiert während der Allgemeinen Grundausbildung auf dem Truppenübungsplatz Döberitzer Heide am 16.11.2016 – Bundeswehr/Jane Schmidt)
@ Koffer:
Nun habe sogar ich es verstanden. Aber ist ja schon merkwürdig, dass man an hökschter Stelle die Zahl 198.000 nennt.
@ csThor:
Dann schauen sie sich mal das Ansehen der Streitkräfte in FRA, mehr noch in GBR und USA an. Diesen Aspekt kann man, so glaube ich, durch kein Attraktivitätsprogramm der Welt ersetzen oder durch Sonntagsreden verordnen. Insofern sind die Instrumente, die dort greifen, dort tauglich, hierzulande jedoch nicht zwingend. Übrigens haben nicht wenige die Probleme, die wir derzeit haben, vorausgesehen und vor einem Abschaffen der Wehrpflicht gewarnt. Und wenn ich mich nicht täusche, war auch mal das Argument, dass eine Berufsarmee kleiner ausfallen kann, aber gleichzeitig professioneller ist, also insgesamt weniger kostet. Auch dies kann man, so denke ich, getrost als Unsinn bezeichnen, der jedoch in die Zeit passte.
Im Übrigen war die Bundeswehr, spätestens seit Ende des Kalten Krieges, eine Freiwilligenarmee. Niemand wurde mehr zum Dienst an der Waffe gezwungen. Ich finde es übrigens – und das ist nicht auf Sie bezogen – reichlich bigott, dass man die eigenen Landeskinder für zu schade für die Wehrpflicht erachtet, aber kein Problem damit hat, EU-Ausländer für sich die Kohlen aus dem Feuer holen zu lassen. Und wenn man sich anschaut, wie viele jungen Damen und Herren, nunmehr nach der Schule, ein freiwilliges soziales Jahr machen, oder zur Selbstfindung nach Indien oder Australien reisen oder trölf Praktika absolvieren, um herauszufinden, was sie eigentlich beruflich machen wollen, dann muss ich über das Argument „Zeit“ ein wenig schmunzeln.
Ich persönlich sehe eine gesellschaftliche Debatte als überflüssig an. Der verfassungsmäßige Auftrag „Verteidigung“ genießt einen beständig sehr hohen Grad an Zustimmung. Was die Bundeswehr jedoch tun muss, ist, zu definieren, welche unabdingbaren Voraussetzungen sie an den Soldaten stellt. Finden sich dann genügend Bewerber, bon. Wenn nicht, dann darf nicht das Absenken der Anforderungen die Lösung sein – dann darf es keine Denkverbote geben.
Im Übrigen plädiere ich ja, nicht nur in diesem Faden, dafür, die Bundeswehr so aufzustellen, dass sie den Namen „Streitkräfte“ auch verdient. Das heißt für mich: Viel Truppe, viele Indianer, wenige Häuptlinge. Auch hier ist die letzten Struktur ein Treppenwitz: Aus dem HA (geführt von einem Zweisterner) wurde u.a. das AHEntw (Zweisterner) und das AusbKdo (Zweisterner), aus ein mach zwei. Und da erzählt man mir, man habe den Wasserkopf verkleinert. Gelächter im Staate Dänemark. Der Wasserkopf generiert sich dann noch seinen eigenen Bedarf – also die Berufssoldaten für die kommenden 35 Jahre. Naja, es soll ja alles so sein.
Gleichwohl: Ich habe mir das geflügelte Wort „vom Einsatz her denken“ nie zu eigen gemacht, weil nicht zuletzt die (strukturelle) Fixierung auf die Auslandseinsätze, gepaart mit anderen, fragwürdigen Entscheidungen, als Grund dafür sehe, dass die Bundeswehr aus der Bahn geworfen wurde. Von sauberer Planung kann z.B. keine Rede mehr sein. Das Hüh und Hott der letzten Monate zeigt das ja überdeutlich.
@ Fux:
Jawoll, sehe ich auch so.
Ich weiß nicht, ob ich nach Lesen des Beitrages lachen oder weinen soll.
Wir erhöhen also die Verteidigungsbereitschaft Deutschlands durch mehr ältere BS in der Ämter-/KdoEbene? Oder durch mehr IT Offiziere im Cyber Bereich?
Ich dachte bisher, das uns eher Kämpfer und ausreichend einsatzfähiges Gerät fehlen. Ohne die, brauche ich auch keine Unterstützung und Stäbe für selbige.
Ich behaupte das wir uns mittelfristig Kämpfer aus anderen Nationen einkaufen werden, weil sich für diese Art von Einsätzen in Deutschland immer weniger Interessenten finden werden. Die Mehrheit der Deutschen lehnt Abenteuer wie Afghanistan und Mali ab.
@ Insider | 21. Februar 2017 – 20:46
In der Tat: Aufwüchse bei Cypber-war, Marine, Ämtern etc. Und – gewissermaßen als Feigenblatt – ein Panzerbataillon.
Bei genauerem Hinsehen aber gar nicht so doof: Denn damit lässt sicher ein signifikanter Personalaufwuchs demonstrieren (z.B. ggü. Trump), Cypber, Einsätze der Marine und mit Einschränkungen vielleicht Drohnen-Einsätze haben eine höhere Akzeptanz in DEU, weil sie kaum tote Soldaten zur Folge haben.
Mit den älteren Soldaten in den Ämtern, Kdo-Behörden und übriger Peripherie macht man dann Rahmennation, lead nation, Anlehnungs- bzw. Ankernation (weiß nicht was gerade aktuelles Ministeriums-Sprech ist). Damit sorgt man dafür, dass andere Nationen (kleinere Partner) Kampftruppen aufstellen und sich bei Nutzung und Logistik auf DEU Fähigkeiten berufen können.
Und dass ganze funktioniert mit EU-Arbeitszeit-konformen Arbeitsplätzen ohne große Gefährdung. Gar nicht so doof, oder?
Nachdem Sts. Grübel die Zahl von 138000 Bewerbungen genannt hatte, stelle ich mir die Frage, warum aus diesem Potential nichts hängen bleibt?
Sind es die Karriere Center, die die Bewerber versauern lassen oder wird die Latte zu hoch gehängt ? Was läuft in diesem Prozeß falsch ? Das können doch nicht 138000 übergewichtige Untaugliche sein ?
Wer der werten Mitforisten kann sich dass erklären oder hat Antworten ?
Zulu 1975
Wir reden hier von 5500 zusätzlichen Soldaten gegenüber der ursprünglichen Planung. Das sind immer noch 1000 weniger wie vom Bundeswehr verband gefordert!
Ich glaube nicht das hier eine Debatte über Wehrpflicht und Kasernen angebracht ist. Das sind gerade einmal 2% mehr Personal (Soll). Ich versteh die Aufregung nicht.
Man hat aus meiner Sicht einfach den günstigsten Zeitpunkt durch die Trump Debatte genutzt um die Ergänzung der Dienstposten fix mit durch schlüpfen zulassen. Aus meiner Sicht clever und richtig.
@Zulu
Ich glaube nicht das es ein Problem darstellt ausreichend Gefreite zu finden. Wenn ich aber Techniker/Ingenieur/Ärzte/ect. Suche muss ich halt genauer hinschauen. Und die haben auch die Möglichkeit das selbe Geld in der freien Wirtschaft zu verdienen.
Hans Dampf | 21. Februar 2017 – 20:41
„Aber ist ja schon merkwürdig, dass man an hökschter Stelle die Zahl 198.000 nennt.“
Sie haben inhaltlich natürlich Recht. Aber 198.000 (oder wie es jetzt überall geschrieben wird „fast 200.000“) klingt halt besser als 191.000 (oder wie man dann schreiben würde 190.000).
Ist gewissermaßen politisches „Marketing“ ;) Nicht gelogen, aber auch nicht vollumfänglich aussagekräftig :)
Trotzdem auch die „echte“ Zahl 190.000 ist ja schon nicht schlecht. Ist auch der Größe DEU angemessen und lässt sich auch in die NATO einbringen… Mir wären zwar deutlich mehr „junge Kämpfer“ lieber, als schon wieder zusätzliche „alte Amtstäter“, aber wenigstens gehen die Zahlen jetzt wieder in die richtige Richtung :)
@Insider | 21. Februar 2017 – 20:46
„Wir erhöhen also die Verteidigungsbereitschaft Deutschlands durch mehr ältere BS in der Ämter-/KdoEbene? Oder durch mehr IT Offiziere im Cyber Bereich?“
Sie haben leider Recht :(
„Ich behaupte das wir uns mittelfristig Kämpfer aus anderen Nationen einkaufen werden,“
Das machen wir (leider!) in gewisser Weise bereits seit einiger Zeit. Die ganzen Unterstellungen von NLD und jetzt Polen, Tschechen und Rumänen sind ja nichts anderes als „Fleisch“ zu unserer Struktur..
@Zulu 1975 | 21. Februar 2017 – 21:05
„Nachdem Sts. Grübel die Zahl von 138000 Bewerbungen genannt hatte, stelle ich mir die Frage, warum aus diesem Potential nichts hängen bleibt?“
Ich denke nicht, dass wir 138.000 Bewerbungen hatten. Da hat der Herr StS wohl Zahlen durch einander gebracht.
Es dürften vermutlich eher etwas über 100.000 sein (ich schätze mal 105k-110k) und vermutlich eher Erstberatungen, als tatsächliche Einplanungen. Und darüber hinaus dürften da auch nochmals einige tausend zivile Bewerbungen dabei sein.
Im Ergebnis sieht es ja auch für 2016 gar nicht schlecht aus. Es wurden nahezu 100% der ausgeschriebenen DP befüllt und nahezu 100% der Ausbildungsplätze in den Grundausbildungen genutzt.
Aber ein gewisser Qualitätsverlust bei den Einplanungen im Vergleich zu früheren Jahren war schon durchaus erkennbar. D.h. wir mussten viel häufiger auf den „3er oder 4er Kandidaten“ zurück greifen und hatten weniger „gute oder sehr gute“ Bewerber. Trotzdem noch (!) ist die Bewerberlage querschnittlich gut.
In diesem Jahr war nicht die Zahl der Bewerber das Problem, sondern die mangelnde Bereitschaft von UoP und UmP auf „Langzeit-SaZ“ zu verlängern.
Wie das angesichts der 6.500 zusätzlichen (!) Dienstposten in 7 Jahren über die ja sowieso schon jedes Jahr notwendigen 15.000 SaZ Einstellungen hinaus werden wird ist die große Frage…
KORREKTUR
Streiche „vermutlich eher Erstberatungen, als tatsächliche Einplanungen“
Setze „vermutlich eher Erstberatungen, als tatsächliche Bewerbungen“
@ Koffer:
Wenn man ehrlich ist, kann man von der Geschichte „Langzeit-SaZ“ auch nur abraten, insbesondere in der Laufbahn der Msch. Mag für den ominösen Dienstherrn klasse sein, den Kraftfahrer nur einmal auszubilden und ihn dann über 20 Jahre „nutzen“ zu können, aber was nutzt es dem Mann, wenn er sich mit Mitte 40 mit „Ich bin 20 Jahre lang Panzer gefahren“ bewirbt. Ja, man hat BfD-Ansprüche, aber dadurch wird man auch nicht jünger. Zumindest ich könnte niemandem guten Gewissens dazu raten. Wenn es einer unbedingt machen will, ok, allez hopp…
@ Hans Dampf
Zitat: „Und wenn man sich anschaut, wie viele jungen Damen und Herren, nunmehr nach der Schule, ein freiwilliges soziales Jahr machen, oder zur Selbstfindung nach Indien oder Australien reisen oder trölf Praktika absolvieren, um herauszufinden, was sie eigentlich beruflich machen wollen, dann muss ich über das Argument „Zeit“ ein wenig schmunzeln.“
Eben, die jungen Leute machen ein freiwilliges soziales Jahr, gehen zur Selbsfindung nach Südamerika auf Rucksacktour (Mädchen) oder absolvieren Praktika aber gehen nicht zur Bw, weil sie dies weitgehend als sinnlos und nutzlos empfinden.
Solange sich dies in derer Wahrnehmung nicht ändert, wird man nicht mehr Freiwillige bekommen (und Wehrpflicht halte ich für illusorisch).
@ Koffer
Zitat: „In diesem Jahr war nicht die Zahl der Bewerber das Problem, sondern die mangelnde Bereitschaft von UoP und UmP auf „Langzeit-SaZ“ zu verlängern.“
Vielleicht ist dies so, weil es mittlerweile auch den letzten SaZ 12 dämmert, dass eine Verlängerung auf SaZ 15, 20 oder gar 25 nur eine zeitliche Verschiebung und eine Verschlimmerung seiner Integrationsprobleme in den zivilen Arbeitsmarkt darstellt ?
Zitat: „„Wir erhöhen also die Verteidigungsbereitschaft Deutschlands durch mehr ältere BS in der Ämter-/KdoEbene? Oder durch mehr IT Offiziere im Cyber Bereich?““
Ich bitte event. zur Kenntnis zu nehmen, dass es bei den jetzt anvisierten zusätzlichen 6000 BS-Stellen bis 2024 nicht in erste Linie um die Verlängerung der jetzigen BS geht, sondern um den rechtzeitigen Ersatz von Berufssoldaten, die aufgrund der Baby-Boomer Demografie in erhöhter Anzahl bis 2025 in Pension gehen.
Bei den zusätzlichen BS wird es sich in erster Linie um Spezialisten in der Uffz und Offz milFD Laufbahn handeln, denn ohne BS-Versprechen würden die nach SaZ 12 nicht in der Bw bleiben.
Diese Spezialisten sind auch nur zu einem kleinen Teil in den Ämtern, die Masse sind immer noch in den Verbänden und Schulen (zumindestens bei Lw und Marine). Und die Spezialisten, die als BS z.B. beim Nutzungsleiter Eurofighter oder Tornado oder NH 90 beim BAAINBw in Koblenz eingesetzt werden, die werden da auch dringend als erfahrene Spezialisten benötigt.
@Georg | 21. Februar 2017 – 22:30
„Solange sich dies in derer Wahrnehmung nicht ändert, wird man nicht mehr Freiwillige bekommen“
Naja fast 10.000 FWDL in 2016 sind aber ja auch nicht schlecht :)
„Vielleicht ist dies so, weil es mittlerweile auch den letzten SaZ 12 dämmert, dass eine Verlängerung auf SaZ 15, 20 oder gar 25 nur eine zeitliche Verschiebung und eine Verschlimmerung seiner Integrationsprobleme in den zivilen Arbeitsmarkt darstellt ?“
1. Das mag so sein, ich habe zunächst einmal nur Tatsachen festgestellt ohne diese zu bewerten.
2. In der Bewertung stimme ich Ihnen nur teilweise zu. Je nach rechtlicher und finanzieller Umsetzung, sowie abhängig von der persönlichen Situation, der Berufszufriedenheit und dem erlernten und ausgeübten Beruf kann ein SaZ 15/20/25 eine sehr gute Entscheidung für UoP (Fachdienst) bzw. UmP (Fachdienst und teilweise auch Truppendienst) sein.
Allerdings glaube ich auch, dass wir an der finanziellen und rechtlichen Attraktivität der Langzeit-SaZ dennoch arbeiten können.
„bei den jetzt anvisierten zusätzlichen 6000 BS-Stellen bis 2024 nicht in erste Linie um die Verlängerung der jetzigen BS geht, sondern um den rechtzeitigen Ersatz von Berufssoldaten, die aufgrund der Baby-Boomer Demografie in erhöhter Anzahl bis 2025 in Pension gehen.“
Das ist personalorganisatorisch m.E.n. so nicht richtig. Es muss eine Verlängerung einerseits und Erhöhung der Quote andererseits sein. Anders wären die Zahlen gar nicht zu machen. Zudem spricht die erneute Erwähnung der „Erhöhung des durchschnittlichen Pensionierungsalters“ durch das BMVg dagegen.
„Diese Spezialisten sind auch nur zu einem kleinen Teil in den Ämtern, die Masse sind immer noch in den Verbänden und Schulen (zumindestens bei Lw und Marine).“
Das mag in kleinen Teilen in Lw und Marine der Fall sein.
Insgesamt ist die Masse aller BS in allen milOrg und zivOrgBer in Ämtern und KdoBeh eingesetzt. Viele davon sind keineswegs die von Ihnen erwähnten „Spezialisten“.
@ Georg:
„sondern um den rechtzeitigen Ersatz von Berufssoldaten, die aufgrund der Baby-Boomer Demografie in erhöhter Anzahl bis 2025 in Pension gehen.“
Wenn das wirklich so wäre, dann würde mich es mich ja glatt aus den Socken hauen, dass man schon gute sieben Jahre vorher „gegensteuert“ und nicht erst kurz vor der Angst.
Ansonsten: Ich habe keine Ahnung, wie man jungen Leuten – oder der Gesellschaft allgemein – Nutzen und Sinnhaftigkeit des soldatischen Dienstes so nahe bringen kann, dass man dann auch tatsächlich den Entschluss fasst, sich zu bewerben – nicht nur als Notbehelf, wenn es bei der Polizei nicht klappt oder wenn kein Platz im Wintersemester frei ist.
Wobei ich da auch eher all diejenigen in der Pflicht sehe, darauf eine befriedigende Antwort zu geben, die so leidenschaftlich gegen die Wehrpflicht argumentieren bzw. der Meinung sind, das freie Spiel der Kräfte des Arbeitsmarktes, gepaart mit besserer Bezahlung (jawoll, noch mehr und höhere Dienstgrade, daran krankt es ja auch derzeit…) werde schon dazu führen, den „Kampf um die besten Köpfe“ zu gewinnen. Letztlich bleiben, allen Attraktivitätsoffensiven u.ä. zum Trotze, bestimmte Faktoren bestehen; und wenn es nur die Versetzbarkeit des Zeitsoldaten ist – was vermutlich nur wenige als attraktivitätssteigerndes Element ansehen. Der Soldatenberuf wird niemals ein Beruf wie jeder andere sein können, eine kurze Wiederholung des Eides dürfte das deutlich machen.
@ Koffer
Zitat: „Naja fast 10.000 FWDL in 2016 sind aber ja auch nicht schlecht :)“
Na ja, man muss aber auch die Abbrecherquote der FWDL sehen und wieviele nur für 6 Monate einen Übergangsjob brauchten bis zum Beginn einer Lehre / Studium oder ziviles Arbeitsverhältnis.
@ Hans Dampf
Zitat: „Wenn das wirklich so wäre, dann würde mich es mich ja glatt aus den Socken hauen, dass man schon gute sieben Jahre vorher „gegensteuert“ und nicht erst kurz vor der Angst. “
Zitat vom obigen Text:
Zitat: „Wobei ich da auch eher all diejenigen in der Pflicht sehe, darauf eine befriedigende Antwort zu geben, die so leidenschaftlich gegen die Wehrpflicht argumentieren bzw. der Meinung sind, das freie Spiel der Kräfte des Arbeitsmarktes, gepaart mit besserer Bezahlung (jawoll, noch mehr und höhere Dienstgrade, daran krankt es ja auch derzeit…) werde schon dazu führen, den „Kampf um die besten Köpfe“ zu gewinnen“
Ich denke man muss sich irgendwann einmal ehrlich bezüglich der Bewerberlage machen. Die Bw war außer ein paar wenigen „Eliteoffizieren“, (Adelige, Heeresaufklärer, Generalssöhne usw) immer eine Armee der „Aufsteiger“.
Also dem Arbeiterkind aus einer kinderreichen Familie, der als 3. oder 4 Kind schauen musste, das er nach der Lehre eine sichere Stelle bekam, oder dem jungen Mann, der sich mit seinen Eltern überworfen hatte und ihnen nun zeigen wollte auch selbst etwas auf die Beine zu stellen, oder dem Facharbeiter mit Mittlerer Reife der beim Bund sich sowohl weiterbilden als auch etwas von der Welt sehen wollte und auch demjenigen den ein Jugendrichter vor die Entscheidung gestellt hat, entweder Bundeswehr oder Jugendknast.
Also die Masse der Zeitsoldaten sind „Aufsteigertypen“, die nach ihrer Verpflichtungszeit einen besseren Job als vorher haben wollten und deren Sozialprognose z.T. auch durch die erzieherischen Wirkung der Bw wesentlich verbessert worden ist.
Ich spreche jetzt alles von Typen, die ich in der Vergangenheit bei der Bw kennengelernt habe und ich denke heute ist es auch nicht viel anders. Man muss ja nur schauen, wo die Masse der SaZ-Bewerber geografisch herkommen – aus Regionen mit relativ hoher Arbeitslosigkeit z..B. Ostdeutschland, ländliche Gebiete (Ostbayern, Ostfriesland usw.)
In der Konsequenz bedeutet dies Alles, biete den Bewerbern eine vernünftige berufliche Perspektive (Aus- und Weiterbildung im Beruf) und vernünftige Rahmenbedingungen (wenig bis keine Versetzungen, Verbleib an einem Standort während der Verpflichtungszeit) dann kommen auch genügend qualifizierte „Aufsteigerbewerber“ für die vorhandenen SaZ-Stellen.
Das der Soldatenberuf kein Beruf wie jeder andere ist, ist auch den jetzigen SaZ und BS völlig klar, trotzdem kann man attraktive Rahmenbedingungen schaffen um zukünftig genügend Nachwuchs zu bekommen.
PS: In Ergänzung zu der Bewerbermotiven
„…oder den vielen Bewerbern für SaZ TrdOffz, die sich das zivile Studieren nicht hätten leisten können….“
@ Koffer
Ich bin bei meiner Betrachtung zu den 6000 zusätzlichen BS-Stellen schon davon ausgegangen, dass die jetzigen BS-Spezialisten mit einer höheren durchschnittlichen Altersgrenze pensioniert werden. Ob dies schon die volle allgemeine Altersgrenze von 62 Jahren sein wird sei dahingestellt (1965 + 62 Jahre wäre 2026). Dies hatte ich weiter oben in einem Beitrag auch so geschrieben.
Mal sehen wer aus der Leitung des BMVg am Jahresende noch im Amt ist und es zumindest bis 2021 bleibt.
Wir befinden uns nun offenbar im Epilog der grossen vdL-Inszenierung: sie kam, sie sah, sie modernisierte.
Die Trendwenden sind sicher eine politische Leistung.
Die wirkliche Arbeit liegt aber in der Mühe der Ebene (=Umsetzung).
Schau mer mal – nach der Wahl.
@ Hans Dampf
Richtig. Aber zum Beispiel die Briten haben jüngst zugeben müssen, daß auch sie seit Jahren ihre Quote an neu zu rekrutierenden Soldaten nicht schaffen – und zwar deutlichst. Doch dort schreit keiner nach der Einführung eines für die Armed Forces bequemen „Zwangsdienstes“, dort macht man sich Gedanken wieso das so ist. Hierzulande kreist eher der Berg und gebiert eine endlos scheinende (immer kleiner werdende) Mäuse.
Zwangsdienst bleibt Zwangsdienst, ob nun beim Bund oder als Zivi (die ja zu oft als billige Arbeitskräfte mißbraucht worden sind). Ehrlich, ich kann diese rosarote Verklärung des Wehrdienstes nicht begreifen. Das ist ein Mittel in bestimmten Situationen bestimmte Ergebnisse zu erzielen, das ist doch kein religiöses Dogma oder Monstranz, die man in Prozessionen durch die Straßen trägt … Aber ich konnte dem Schmonz von wegen „Schule der Nation“ ja noch nie was abgewinnen.
Ist auch nichts, was ich unterstützen würde … genauer gesagt fällt das für mich in die selbe Kategorie wie die Forderung nach Wehrpflicht – Versuch die „dicken Bretter“ nicht anrühren zu müssen (aka Verantwortungs- und Gestaltungsverweigerung).
Für mich bedarf es genau daher der Debatte. Angesichts endlicher Ressourcen (und sozio-politischer Beschränkungen des Militärischen hierzulande) muß von beiden Seiten – Politik und Gesellschaft – auf den Tisch was seit ewigen Zeiten im luftleeren Raum herumschwebt. Wenn die Politik interventionistische Kapazitäten wollte (was ich ihr angesichts ihres Agierens seit 1990 mal abspreche) dann müßte sie das der Gesellschaft auch ins Gesicht sagen. Wenn die Gesellschaft weder derartige Interventionen noch eine Konfrontation mit Russland zu tolerieren gedenkt, dann müßte die Politik ihr klipp und klar die Alternativen vor Augen halten angesichts NATO Mitgliedschaft und EU Militärartikel in den Verträgen. Dann kämen all die unausgesprochenen Widersprüche endlich mal auf den Tisch … zusammen mit all den „politischen Kosten“ die verschiedene mögliche Wege mit sich bringen. Dieses wachsende Delta zwischen ausländischen Forderungen und heimischen Befindlichkeiten kann nicht auf Dauer gutgehen – irgendwann wird es knallen.
@Georg | 21. Februar 2017 – 23:11
„Na ja, man muss aber auch die Abbrecherquote der FWDL sehen und wieviele nur für 6 Monate einen Übergangsjob brauchten bis zum Beginn einer Lehre / Studium oder ziviles Arbeitsverhältnis.“
Wieso? Die Abbrecherquote ist gut (weniger als 25%) und damit vollkommen vergleichbar mit anderen beruflichen Optionen.
Und auch das Überbrücken ist vollkommen iO. Warum auch nicht?! Allerdings sind es min 7 Monate ;)
@Georg | 21. Februar 2017 – 23:20
„Ich bin bei meiner Betrachtung zu den 6000 zusätzlichen BS-Stellen schon davon ausgegangen, dass die jetzigen BS-Spezialisten mit einer höheren durchschnittlichen Altersgrenze pensioniert werden…“
Dann verstehe ich Ihre ursprüngliche Aussage nicht.
@ csThor:
Meiner Meinung nach ist das Beispiel GBR schlecht gewählt, da es dort die Wehrpflicht – im Wesentlichen – ohnehin nur zu Kriegszeiten gab. Das System Berufsarmee ist dort wesentlich älter, wohl im Wesentlichen aufgrund des „colonial soldiering“ der British Army. Ich könnte aber fragen: Wieso haben unsere deutschsprachigen Nachbarn (AUT, CHE) noch die Wehrpflicht? Wieso NOR? Wieso denkt SWE darüber nach, zur Wehrpflicht zurückzukehren? Sind dies Unrechtsregime, in denen das Thema „Gerechtigkeit“ keine Rolle spielt und bei denen man einfach so in die Armee gepresst wird? Hat man dort so große Streitkräfte, dass jeder gezogen werden kann? Unterscheidet sich die Bedrohungslage der Länder signifikant von der Deutschlands? Was machen sie anders in Bezug auf Wehrpflicht? Könnte dies als Beispiel dienen? Nein, natürlich nicht, lautet die Antwort, das scheidet hierzulande kategorisch aus. Man hat epochalen Mist gebaut und doktert nun lieber an den Symptomen herum, statt einzugestehen, dass es so einfach und spottbillig, wie man es sich vorgestellt hat, nun mal nicht funktioniert. Vom Thema Reserve, die es in diesem Land de facto nicht mehr gibt, als integralem Bestandteil der (aktiven) Streitkräfte möchte ich gar nicht sprechen, da sind USA und GBR uns um Meilen voraus. Heute hüh („vom Einsatz her denken“, mehr Infanterie), morgen hott („Gefecht hoher Intensität“, „Abschreckung“, wo sind all‘ die Panzer hin, wo sind sie geblieben?).
Es war und ist der stillschweigende Konsens in der Gesellschaft, dass deutsche Streitkräfte vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte nur dann eine Daseinsberechtigung haben, wenn sie zur Landesverteidigung dienen. Einsätze wie in AFG hatten nie dieselbe Zustimmung wie die Aufgabe Landesverteidigung. Es wird langsam Zeit, sich Gedanken zu machen, wie man diese organisiert – auch, um ein verlässlicher Bündnispartner („Landesverteidigung als Bündnisverteidigung“) zu sein. Und ja, das wird Geld kosten. Wenn man schon mehr Geld in die Bw pumpen möchte, dann wäre es diesbezüglich sinnvoll eingesetzt.
@ Georg:
D’accord! Man kann sich die Frage stellen, wie viele von den skizzierten Beispielen ohne Wehrpflicht bei der Bw „gelandet“ bzw. geblieben wären.
Zum Schluss: Ich sage nicht, dass die Wehrpflicht ein Allerheilmittel und über jeden Zweifel erhaben war und ist. Dass es aber einen Zusammenhang zwischen Personalproblemen und dem Aussetzen der Wehrpflicht gibt, wird man jedoch nicht bestreiten können. Ich finde es vielsagend, dass man zwar auf der einen Seite von 198.000 Soldaten spricht, aber 191.000 de facto die Zielgröße ist. Wenn man bedenkt, dass dieses Ziel vorrangig durch ein Mehr an Berufsoldaten, die dann auch länger dienen werden, bewerkstelligt werden soll, dann stellt das Ganze reine Zahlenkosmetik dar. Es wird sich dadurch kaum ein (militärischer) Mehrwert ergeben. Der darauf gehofft hatte, wird aller Voraussicht nach enttäuscht werden.
@ Hans Dampf
Schweden und Norwegen haben beide ein gesellschaftlich auch so weit verbreitetes Bedrohungsempfinden durch ihre Nähe zu Russland. Das ist hierzulande nicht gegeben, es gibt keine gesellschaftliche Bedrohungsempfindung. Und unsere Nachbarn – in Österreich hält die Gesellschaft an der Wehrpflicht fest, weil sie die schleichende Aufweichung des Neutralitätsgebots in der Verfassung fürchtet. Dort gibt es, genau wie es hierzulande vor 2011 relativ häufig postuliert wurde, die Befürchtung, daß man in Konflikte anderer durch die EU Mitgliedschaft hineingezogen wird, wenn man auf professionelle Streitkräfte umstellt. Das hat absolut nichts mit einer Bedrohungsempfindung zu tun – das ist schlicht der Versuch einer Gesellschaft ihre Neutralität gegenüber der eigenen und der internationalen Politik zu verteidigen. Und die Schweiz ist sowieso ein Sonderfall.
Sorry Hans, aber Ihre Beispiele sind alles andere als überzeugend. Keines hat die konstitutionellen, gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen wie Deutschland, keines hat genau unseren „Mix an Problemen“.
Richtig … aber das Problem an der Sicht ist, daß nach 1990 diese „Landesverteidigung“ als unnötig mangels Feind angesehen wurde. Das ist doch genau der Grund, warum ich so auf der gesamtgesellschaftlichen Debatte herumreite – wir stecken in einem System von politischen, vertraglichen, gesellschaftlichen und kulturellen Zwängen, die dieses Land alle in verschiedene Richtungen zerren. Entweder wir lösen diesen Widerspruch oder wir werden irgendwann zerrissen.
„sondern um den rechtzeitigen Ersatz von Berufssoldaten, die aufgrund der Baby-Boomer Demografie in erhöhter Anzahl bis 2025 in Pension gehen.“
Ist das eine Legende oder entspricht dies der Wirklichkeit?
Wir haben doch nicht mehr Soldaten in diesem Alter nur weil es damals mehr Geburten gab!
Ausschlaggebend ist doch die Übernahme zum BS und die war abhängig von der Übernahmequote.
Im Moment ist genau die zu gering und deshalb haben wir in den gesuchten Fachverwendungen mangel. Auch haben genau die attraktive Alternativen außerhalb der Bw.
Das System SaZ muss modernisiert, angepaßt und die BS Stellen erhöht werden.
Lebensältere gegen ihren Willen länger zu halten ist die falsche Maßnahme und löst das Problem nicht.
@Zimdarsen:
Letzteres hilft kurzfristig aber der Statistik – und die ist für einige Behörden und Ämter nun einmal alles was zählt.
Das System SaZ war an sich nicht verkehrt, die Modernisierung der BFD Ansprüche ist ja schon in Gange – lediglich bei SaZ20 oder 25 habe ich meine Zweifel, wobei ich gerade beim diskutierten Beispiel des Berufskraftfahrers eben kein Problem sehe (muss ja nicht immer der Panzer sein) – aber das ist doch direkt eine zivil verwertbare Qualifikation.
Von den BS Stellen wollte man zuletzt ja gerade zugunsten der Langzeit-SaZ weg… dumm gelaufen würde ich sagen.
Auch hier ist wieder schön zu sehen: der Mangel an Flexibilität im System BW ist erschreckend. Es muss doch Alternativen zu unserem starren Z8, Z12 oder Z25 oder BS. Das machen andere Berufsarmeen viel besser, auch wenn dort nicht alles Gold ist was glänzt. Und unsere elende Stellenbündelung mit dem Sog nach oben macht noch mehr kaputt.
@Zimdarsen: warum müssen denn mehr Lebenslang dienen (um dann einseitig verlängert zu werden)? Diese Kopplung an den öffentlichen Dienst bzw. Berufsbeamtentum ist m.E. ein entscheidender Hemmschuh für eine wirkliche Reform.
SaZ war ein Kind der Wehrpflicht um im V-Fall genügend mili Führer zu bekommen, jetzt ist es ein Zeitarbeitsmodell mit eingebauter Kündigung.
Leider auch in Bereichen in welchen wir das gut ausgebildete Personal bis 50+ in Ihrer Verwendung benötigen.
Wir benötigen mehr BS (Freiwillige gibt es) mit u.a. dem Attraktivitätsmerkmal früher in Pension zu gehen.
@ csThor:
Nun, Ihre Beispiele (z.B. GBR) überzeugen mich wiederum nicht, da sie nicht dazu angetan sind, die Vorteile einer Berufsarmee gegenüber einer Wehrpflichtarmee zu demonstrieren; das würde ja heißen, die Bundeswehr habe bis zur „segensreichen“ Schaffensperiode von Herrn KTG leistungsmäßig nicht an die Streitkräfte GBR’s heranreichen können, was ich stark bezweifle.
Ich finde es übrigens bezeichnend, dass derselbe Staat, der die Personalbedarfsdeckung der Streitkräfte dem freien Spiel der Kräfte des Arbeitsmarktes überlässt, in Bezug auf den Brandschutz automatisch zum Mittel der „Pflichtfeuerwehr“ greift, wenn dieser personell nicht oder nur unzureichend gewährleistet ist…
Aber sei’s drum, hier ein bißchen mehr Geld, da ein paar Lockerungen der Vorgaben – und alles ist in Butter. Auf dem Papier steht die Absicht 198.000 Mann (und Frau), und alle sind zufrieden, schließlich „wachsen wir ja wieder“.
@ Auslandsdiener:
Den Punkt mit dem „starren System“ lese ich sehr oft. Was ist denn die Alternative, was genau machen die anderen Armeen besser?
Ich finde das Argument „Nachwuchsrekrutierung“ genauso wie „Schule der Nation“ für die Wehrpflicht als Eingeständnis es gibt keinen Grund für die Wehrpflicht.
Es ist ein Argument mal dringend zu prüfen, warum es mit der Rekrutierung und Bindung geeigneten Personals nicht läuft.
MMn ist die Idee man könnte einfach so die Backpacker rekrutieren doomed to fail. weil falsche Zielgruppe.
Irgendwie zeigt obiges Bild doch warum.
@ ThoDan:
Stimmen nicht gerade Sie gern das Klagelied vom unfähigen Vorgesetzten an, der Ihnen begegnet ist? Und nun tun Sie so, als sei die „Nachwuchsrekrutierung“, insbesondere in Bezug auf den Führernachwuchs, eine unbedeutende Randnotiz?
Frau Brugger (Grünen) bringt es meines Erachtens nach auf den Punkt:
„Es gibt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels so gut wie nur eine Möglichkeit, mit der die Ministerin ihre Ziele erfüllen kann, die Absenkung der Anforderungen. Es braucht aber Menschen mit der entsprechenden Qualifikation, hohem Reflektionsvermögen und Verantwortungsgefühl und nicht jeden Beliebigen, nur damit die Ministerin am Ende Erfolg vermelden kann.“
@ Zimdarsen
Zitat:“„sondern um den rechtzeitigen Ersatz von Berufssoldaten, die aufgrund der Baby-Boomer Demografie in erhöhter Anzahl bis 2025 in Pension gehen.“
Ist das eine Legende oder entspricht dies der Wirklichkeit?
Wir haben doch nicht mehr Soldaten in diesem Alter nur weil es damals mehr Geburten gab! Ausschlaggebend ist doch die Übernahme zum BS und die war abhängig von der Übernahmequote.“
Natürlich hat der gesamte öffentliche Dienst mehr Angehörige der Jahrgänge 1955 – 1965 als die Jahrgänge danach. Das liegt einfach in der Systematik und in der Demografie begründet, das in den 70 und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts das Angebot zahlenmäßig größer war und in diese Menschen auch in Lohn und Brot gebracht werden mussten. Mitte der 70er Jahre hat der öffentliche Dienst (vor allem Lehrer) und die Polizei massiv „aufgerüstet“, sich also zahlenmäßig vergrößert.
Die Bundeswehr hat bis zum 31.12.1976 Verpflichtungsprämien von 3000, bzw. 5000 DM für SaZ 8, bzw. SaZ 12 bezahlt. Dies alles um genügend Personal zu bekommen.
Von 1977 bis vorletztes Jahr sind meines Wissens keine Verpflichtungsprämien mehr bezahlt worden (außer Kommandantenprämien auf Transportflugzeuge und Rettungsärzte usw.). Dies konnte man sich leisten weil man genügend Bewerber ab 1977 hatte. Diese Bewerber sind im Schnitt 6 – 10 Jahre nach Eintritt zum BS ernannt worden, wenn dies im beiderseitigen Einvernehmen angestrebt wurde.
Also ab 1977 (und damit so ca. ab Geburtsjahrgang 1957, bei Eintritt in die Bw ca. 20 Jahre alt) war die Versorgung mit genügend SaZ und BS für eine 495 000 Mann Armee gesichert. Die damals eingestellten Soldaten sind alle noch vor 1989 zum BS ernannt worden, d.h. die Zielgröße für die BS-Qoute war der Umfang der Bw von 495 000 Soldaten.
Diese erhöhte Anzahl von BS, für eine Armee von jetzt 185 000 Soldaten, geht mit einer event. Erhöhung des durchschnittlichen Pensionsalters bis spätestens 2025 / 2026 in Pension (Geburtsjahrgang 1965 / 1966).
Um dieses überproportionale Loch, dieses Fehl in dem Bereich der Spezialisten (Uffz bis Offz milFD) das sich dann auftuen würde, jedoch nicht der Stabsoffiziere des allgemeinen Truppendienstes, auszugleichen müssen beginnend ab 2017 bis 2024 zusätzlich zu den jetzt bereits geplanten weitere 6000 Spezialisten zum BS übernommen werden.
@ Hans Dampf | 22. Februar 2017 – 11:55
„Den Punkt mit dem „starren System“ lese ich sehr oft. Was ist denn die Alternative, was genau machen die anderen Armeen besser?“
Die Dienstzeitregelung der US Streitkräfte ist durchaus interessant:
1. Verlängerung für den gleichen Zeitraum und nur bei Bedarf und Eignung
2. Ruhestand der Generale/Admirale nach 40 Dienstjahren bzw. 5 Jahren im Rang General
3. Pensionsansprüche nach 20 Dienstjahren
Das sorgt für ordentlich Zug im Kamin und motiviert zu „guten“ Leistungen, weil man sicher sein kann, dass die Stellen oberhalb frei werden.
Ist der Mann nicht mehr in der Lage seinen bzw. einen anderen Auftrag besser zu erfüllen als ein anderer Soldat, wird der Vertrag entweder nicht verlängert oder der Soldat wird in den Ruhestand geschickt.
Dies mag auf den ersten Blick unsozial klingen, aber Streitkräfte haben den Auftrag die Äußere Sicherheit einer Nation zu gewährleisten. Und die Billigung der Pensionsansprüche bereits nach 20 Jahren dient als soziales Netz.
Die Konsequenz dieser Quote ist z.B. eine 100tige Sprungbefähigung der 87. Airbornedivision, während wir Schwierigkeiten haben 50% der LLBrig 1 zu befähigen.
Ähnliche Bilder bei anderen Truppengattungen und Teilstreitkräften (Borddiensttauglichkeit etc.).
Und nur um es klarzustellen ich vertrete die Meinung, dass der deutsche Soldat besser ausgebildet ist als der US Soldat, aber der US Soldat ist was Einsatzbereitschaft angeht vielmals dem deutschen Soldaten überlegen. Vom Gefreiten bis weit in die Offizierränge hinauf.
@ WA-GE:
Also den Takt „Abkehr vom deutschen Status Berufssoldat“ und Einführung eines Systems a la GBR/USA mit dem Ziel, den Wasserkopf abzubauen und das Verhältnis Ämter/Truppe wieder geradezurücken, habe ich hier ja auch schon das ein oder andere mal ‚runtergebetet – aber schön, dass Sie es genauso sehen :-)!
Ich hatte meine Frage eher auf die SaZ bezogen, denn da sei ja das System zu starr, so sprach man…
Für die Kommentatoren, die meinen ein ähnliches Versorgungssystem für SaZ einführen zu können, wie die USA dies machen (ab 20 Dienstjahre, 50 % Pensionsbezüge sofort), denen sei folgendes gesagt.
Bei der Einführung des BO 41 also die besondere Altersgrenze für Kampfpiloten, hatte der Bundestag, bzw. der Innenministerium enorme Vorbehalte den Kameraden eine dauerhafte Pension ab 41 Jahren zu zahlen. Bedingung war dann am Schluss, dass sie zum Pensionierungszeitpunkt eine gültige Fluglizens haben mussten, d.h. keine Versorgungsfälle wegen Krankheit o.ä. In der Zwischenzeit wurde BO 41 fast durchgängig, oftmals gegen des Willen der Betroffenen, in ein normales BS TrdOffz umgewandelt.
Es ist in Deutschland schlicht nicht vorstellbar, dass jemand dauerhafte Pensionsbezüge als SaZ 20, SaZ 25 o.ä. bezieht, wenn er gesund aus der Armee ausscheidet. Die Alternative lautet Erwerbsminderungsrente wenn die Voraussetzungen ( u.a. 60 Monate Beitrag zur Rentenversicherung) vorliegen.
@ WA-GE | 22. Februar 2017 – 13:38
+ 1/2
Mit diesem System müssten sich natürlich einige die es sich in der sozialen Hängematte BW gemütlich gemacht haben umdenken, nur wird das nicht passieren! Einen Umbau in Richtung dieses Systems würde spätestens vom BVG gestoppt werden.
Zum Thema Befähigung und dazu zähle ich auch Lehrgänge usw. oftmals kann der Soldat wenig dafür das ihn der Dienstherr nicht qualifiziert (kein Ausbilder, kein Flieger, kein irgendwas) ihm daraus einen Strick zu drehen wäre grob unfair.
Alleine die Gym´s in den US Kasernen liegen Welten von dem entfernt was Kaserne XY (deutsch) so zu bieten hat, von den sogenannten weichen Faktoren wie z.B. Familienunterbringung am Dienstort, Schulen innerhalb Kaserne, deutliche Zuschläge bei Mangelverwendungen/Einsatz usw. fange ich mal gar nicht erst an.
Aber ich gebe zu das US System bringt innerhalb seiner Hackordnung motivierte und auch gute Soldaten hervor.
Allerdings gilt generell in den USA viel Leistung bringen, auch mal Ellenbogen ausfahren und Erfolg vor allem anderen als erstrebenswerter als in Deutschland wir sind halt n bissl sozialer.
@ Georg:
Wenn man den Zahlen des Dienstherrn Glauben schenkt – was ich natürlich tue – dann waren die Streitkräfte 2000 noch ~ 320.000 Mann stark, davon ~ 180.000 Zeit- und Berufsoldaten (~ 56%). Im Jahr des Heils 2017 sind es insgesamt ~ 178.000 Soldaten, davon ~ 168.000 Zeit- und Berufsoldaten (~ 94%). Auch wenn in den Zahlen, die ich gefunden habe, nicht zwischen Berufs- und Zeitsoldaten unterschieden wird, so darf angenommen werden, dass sich die Zahlen nicht weltbewegend verändert haben, so dass auch der Anteil der Berufsoldaten an der Personalstärke sehr stark zugenommen hat.
Wenn man dann Ihre Ausführungen, Stichpunkt „BS eingestellt für den Bedarf 495.000, dient aber nunmehr in der 170.000 + X Bundeswehr“ hinzunimmt, dann wird doch deutlich, dass diese Bundeswehr zu kopflastig ist. Selbst wenn ich wohlwollend berücksichtige, dass moderne Streitkräfte mehr „Spezialisten“ benötigen als früher, so sieht man doch, dass da etwas nicht stimmen kann.
Der umgekehrte Weg des jetzt eingeschlagenen wäre folgerichtig gewesen: 1. die Alten „auslaufen“ lassen und 2. dafür sorgen, dass weniger BS nachrücken. Das wäre sozialverträglich, vernünftig und würde dazu führen, dass man mittelfristig wieder versuchen könnte, ein halbwegs gesundes Verhältnis zwischen Ämtern etc. und Truppe herzustellen. Diese Chance wurde vertan. Wenn sie denn überhaupt besteht, da sich der Wasserkopf ja seinen Bedarf selbst generiert, bzw. jeder Dienstposten ab B7 aufwärts natürlich seinen entsprechenden Unterbau benötigt, um sich selbst zu rechtfertigen – ein perpetuum mobile par excellence! Zahlen sind Schall und Rauch. Wie ich schon mal sagte, man kann sicherlich aus 150.000 Mann „mehr“ machen als aus 198.000, es kommt darauf an, wer wo seinen Dienst verrichtet.
@Georg
Ihre Herleitung ist falsch.
Die Altersbänder sind durch viele Maßnahmen bis zum Jahrgang 1965 ausgedünnt worden.
Die Frage ist, haben wir jetzt Unwuchten in den Altersbändern welche mit der Babyboomer Generation verursacht ist.
Man hat auch in den letzten Jahren immer eine gesunde Altersstruktur zu haben. Die Unwuchten kamen durch die Pers Reduzierungen ins System.
Es fehlen uns die 35-45 Jährigen doch nicht weil es zu wenig Menschen gab oder zu viele im Altersband Älter als Jahrgang 1970.
Wer 2012 die BS reduzierte, braucht sich doch jetzt nicht zu wundern, dass und Fachkräfte im Alter ab 30 fehlen.
Gerade jetzt will man dann auch noch 1966 + länger im System lassen. Gerade diese Verstopfen den Kamin.
@ IstEgal:
Das verstehe ich nicht so recht. Das Problem, das Sie ansprechen, gibt es doch schon jetzt. Nicht jeder kann A15, A16 etc. werden; die Ursachen, weshalb zwei Personen unterschiedlich beurteilt sind und demnach auch unterschiedliche Förderungen erhalten, sind ja vielfältig. Der Unterschied wäre jedoch, dass jemand dann nicht 20 Jahre (oder länger) auf A14 stehenbleibt, sondern nach einer bestimmten Anzahl von Versuchen, A15 zu werden, ausscheidet.
@Hans Dampf
Jetzt stehe ich aufm Schlauch eventuell reden wir aneinander vorbei :-)
Ihre Aussage deute ich das jemand in Zukunft nur noch x-Chancen auf Aufstieg bekommt und dann entlassen wird (Harz 4?).
Falls sie das meinen dann müssten dafür die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden und die könnten mMn erst greifen wenn ALLE jetzigen (nach alter Grundlage eingestellten BS) im Ruhestand sind, da es im Nachhinein keine Schlechterstellung geben darf und darauf bezog ich mich mit der Aussage das so eine Änderung vom BVG kassiert werden würde.
Also reden wir von einem US ähnlichen Prinzip in so ca. 35 Jahren….das wäre mal vorausschauende Politik, also nicht in diesem Staate wird das passieren!
@ IstEgal:
Auf den Part „Zum Thema Befähigung und dazu zähle ich auch Lehrgänge usw. oftmals kann der Soldat wenig dafür das ihn der Dienstherr nicht qualifiziert (kein Ausbilder, kein Flieger, kein irgendwas) ihm daraus einen Strick zu drehen wäre grob unfair.“ habe ich mich bezogen – und ggf. falsch verstanden ;-).
Ansonsten: ja, er würde dann ausscheiden. Wie es in GBR und USA auch der Fall ist – und offensichtlich funktioniert. Hartz 4 ist, je nach Dienstgrad und 50% Rentenanspruch, vielleicht etwas übertrieben Ihrerseits. Es wäre teuer, keine Frage, aber man erhielte sich eine Flexibilität und wäre nicht gezwungen, die Überhänge irgendwo „beschäftigen“ zu müssen – was dann wieder zu Lasten der Truppe geht, wie die letzten Reformen ja beständig gezeigt haben.
@Hans Dampf 14:07
„Der umgekehrte Weg des jetzt eingeschlagenen wäre folgerichtig gewesen: 1. die Alten „auslaufen“ lassen und 2. dafür sorgen, dass weniger BS nachrücken. Das wäre sozialverträglich, vernünftig und würde dazu führen,…“
Da muss man aber deutlich in der jeweiligen AVR/ATB unterscheiden. Es gibt Bereiche, da dauert die Fachausbildung 3 Jahre, wird extern durchgeführt und kostet auch mal so 200.000€. Die Durchfallquoten sind mit >50% (gemittelt über alle Module) so hoch, dass es falsch ist/wäre diesen Mann/Frau gehen zu lassen.
Das ist ja eben auch die Krux, der Fw kommt im 4. Dienstjahr in die Truppe und hat diese bisher kaum gesehen. Nun geht es in die Fachausbildung, ZAW-Meister usw. Schwupss sind 8 Jahre um, in denen er ein Vermögen gekostet hat und bisher kaum verwendbar war. Die 33% Nutzung stehen im keinen Verhältnis. Wer diesen Weg erfolgreich beendet muß mit dem Lehrgangszeugnis auch eine BS-Urkunde erhalten. Alles andere führt auf Dauer in die Katastrophe….
@ Flieger:
Das meinte ich ja, als ich im Nebensatz die „Spezialisten“ erwähnte; dass wir davon tendenziell mehr brauchen als früher, habe ich ja nicht in Zweifel gezogen. Aber im Wasserkopf/Überhang befinden sich ja nicht nur Spezialisten.
Der Dienstherr hat so lange Zähne mit der Erhöhung der Berufssoldaten, da das System neben den Pensionslasten auch einen nicht beherrschbaren Stapel nicht verwendungsfähiger Soldaten erzeugt.
Laut InspSKB sind ca. 50% der über 50jährigen nicht mehr auslandsverwendungsfähig.
Das ist schlecht und bestimmt nicht zielführend.
Meiner Meinung liegt das aber auch daran, dass es keine Leistungsanzeize mehr gibt ab einem Level xxx.
Ich kenne eine Reihe meiner Kameraden, bei denen die PK EdeKa mit A14 definiert, die schon im Einsatz waren, jetzt aber klar sagen, warum und wofür? Werd eh nix mehr, also 90/5 Knie, Rücken, Hals, Segelohren…. Denen ist kaum beizukommen.
Ein Anreiz könnte sein, dass im Grundsatz nur noch derjenige finanzielle Mehrleistung erhält (Beförderung, Planstelleneinweisung, %-Anpassung gem. Anpassungsgesetz), der seinen Job auch kann und machen kann=gesund ist.
Wer krank ist (ein nicht auslandsverwendungsfähig ist aus der reinen mil. Einsatzsicht=krank) wird ja nicht entlassen, nimmt nur nicht mehr an den weiteren Vorteilen teil..
(Um dem Genörgel vorzubeugen sagte ich im Grundsatz, was heisst dass es selbsverständlich Ausnahme für im Dienst verunfallte, versehrte usw gibt.).
Aber wer sich am Wochenende im Garten mit der Kettensäge das Schienbein ansägt und damit 12 Monate 90/5 kann gar nichts mehr hat, darf eben nicht in A15 eingewiesen werden. Das er auf Posten sitzt ist der Lohn der vergangenen Leistungen. Das er es auch wird die Erwartung weiterhin voll zur Verfügung zu stehen.
Ich würde erwarten, dass, wenn es keine Beförderungen / Einweisungen mehr gäbe, sich auf einmal ganz viele 90/5 durch Wunderheilung erledigen würden.
@Flieger
Also Kranke bestrafen und damit auch jene , die sich ggf. kaputt oder krankgedient haben…
@ ThoDan:
Ich glaube, da liegt ein grundsätzliches Missverständnis vor. Die Bundeswehr hat einen verfassungsmäßigen Auftrag, der bestimmte Anforderungen an den Personalkörper und ergo an das Personal stellt. Bis vor kurzem war es noch Konsens, dass dazu auch eine gewisse Altersstruktur gehört – dies wurde ja in einigen Urteilen als „Altersdiskriminierung“ angesehen – bon, wenn das alles so sein soll.
Was die Bundeswehr aber ganz sicher nicht ist, nicht sein kann und auch nicht sein soll, ist gewissermaßen eine Einrichtung, die in erster Priorität der Rundumversorgung der „Mitarbeiter“ dient. Es ist viel mehr so, dass der Dienstherr etwas vom Soldaten verlangt und dieser dafür etwas vom Dienstherrn zurückbekommt. Tendenziell schlägt das Pendel des „Nehmens“ Richtung Dienstherrn aus – was nun mal so ist.
Wenn nun jemand seine Verwendungsfähigkeit verliert, dann ist es aus sozialen Gesichtspunkten sicherlich gewissenhaft zu prüfen, ob er auf einen Dienstposten gebracht werden kann, für den er tauglich ist. Irgendwann stößt man allerdings an die Grenzen dieses Prozederes. Und da muss man sich dann schon die Frage stellen dürfen, ob es sich Streitkräfte leisten können, dass ein maßgeblicher Anteil des Personals gar nicht mehr dafür tauglich ist, wozu es eigentlich da ist. Ein kleines Beispiel: Es wurden auf Brigade- und Divisionsebene Abteilungen geschaffen, die im Einsatz z.B. Mentoring durchführen sollen. An sich sollte man meinen, dass auf diesen Stellen, als normative Kraft des Faktischen, auslandsverwendungsfähige Soldaten sitzen, da sie ja in den Einsatz gehen sollen. Aber nein, dem ist nicht so! Logisch? Nein! Zielführend? Nein! Also ist es recht und billig, sich die Frage zu stellen, ob das eigentlich alles so richtig ist.
@ ThoDan
Dann macht den Ansatz halt anders, wer voll Dienst- und Einsatzfähig ist kriegt 120% des Lohns (auf den Tag genau), nur 100% wer diesen Status nicht halten kann. Wer trotz Einsatzfähigkeit am Mittwoch, am Donnerstag einen Einsatz ablehnt kriegt für die Dauer der geplanten Einsatzvor- nachbereitung und des Einsatzes selbst nur 80%, damit werden dann auch die „Spontanerkrankungen“ zügig gemindert.
Damit belohnt man und bestraft nicht. Ich weiß ist eine Deutungssache, aber mit Ehre und Vaterlandsliebe kriegt man heute nur noch die wenigsten Soldaten gepackt, daher müssen die Anreize zwangsläufig monetär gesetzt werden. Schade, aber ist halt so.
Selbstverständlich gibt es Verwendungen, da ist man eben mit zunehmendem Alter nicht mehr einsatzfähig. 90/5 ist wohl begründet und wenn nicht, dann hat die Einschränkung im Einzelfall keine Berechtigung und muss geändert werden. Doch grundsätzlich sind die Kriterien ja nicht wahllos erstellt worden. Auch sind sie nicht in Stein gemeißelt. Es gibt auch die andere Seite viele wollen in den Einsatz und man lässt sie nicht. Es gab schon einen Grund warum man in vielen Nationen, bis auf höhere Offiziere, die Soldaten zwischen 50 und 60 in den Ruhestand schickte. Wer die Pensionslast nicht tragen will, soll die Finger von Streitkräften lassen. Wo bleibt denn das Geld, des öffentlichen Dienstes, der Pensionäre und Rentner? Es ist das Lebenselixier für die Wirtschaft und kein rausgeschmissenes Geld. Wer 30 Jahre als Soldat einem Staat gedient hat, hat ein Recht auf Pension. Die frühe Pensionierung ist ein Bestandteil der Attraktivität. Auch hat jeder hat grundsätzlich die Möglichkeit Soldat zu werden, wenn es so toll wäre, dann könnten wir uns vor Anfragen ja nicht retten.
@Hans Dampf
MKn sehen die Vorschriften vor, das Soldaten zu entlassen sind, die voraussichtlich eine gewisse Zeit 1 Jahr glaube ich Dienstunfaehi g sind.
Nuh kommt da jemand a n und will Soldaten den Sold kuerzen bzw. die ( Be) foerderung streichen, die einen Unfall haben und sich verletzt haben.
Mit der Treue und Fürsorgepflicht des Dienstherren hat das nichts zu tun, eher mit dem Umgang mit Söldnern.
Heuer für die einen, morgen hoffentlich bei den anderen.
Jede dieser Beschuldigungen als Simulant, Krankfeierer etc. betrachte ich aus Erfahrung mit großem Vorbehalt,
a) es kommt zu oft von Leuten die da ihren Charakter zeigen
b) andere können nicht in jemand hineinsehen und nicht sicher beurteilen ob es jemand wirklich schlecht geht, manche merken es erst wenn jemand umfaellt.
c) wissen sie oft nicht, ob der Sport etc. nicht sogar der Heilung förderlich ist.
@WA-GE
Also sprechen sie jedem der schwangere, kranke und verletzt nicht in den Einsatz geht die Ehre ab?
Bekommen Soldaten, die nicht in den Einsatz gehen AVZ?
@ ThoDan:
Jetzt aber bitte nicht alles durcheinanderwerfen. Ich habe nirgends etwas geschrieben, dass ich Kameraden unterstelle, zu simulieren etc. Und ja, auch die Fürsorgeverpflichtung habe ich nicht ohne Grund erwähnt.
Gleichwohl gibt es ein Spannungsfeld zwischen der geforderten (personellen) Einsatzbereitschaft der Streitkräfte zur Erfüllung des verfassungsmäßigen Auftrages und der Tatsache, dass es (Berufs-) Soldaten gibt, die für ihren Dienstposten körperlich nicht tauglich sind, aber gleichwohl auf ebenjenem sitzen. Wenn es sich um Einzelfälle handelt, geschenkt, aber ab einer bestimmten Prozentzahl ist das ganze keine Lappalie mehr.
„Und unsere Nachbarn – in Österreich hält die Gesellschaft an der Wehrpflicht fest, weil sie die schleichende Aufweichung des Neutralitätsgebots in der Verfassung fürchtet. Dort gibt es, genau wie es hierzulande vor 2011 relativ häufig postuliert wurde, die Befürchtung, daß man in Konflikte anderer durch die EU Mitgliedschaft hineingezogen wird, wenn man auf professionelle Streitkräfte umstellt.“
Nö. Diese Diskussion findet eben nicht statt. Der Grund für die Wehrpflicht ist ganz ganz einfach: Ohne Wehrpflicht gäbe es keine Zivildiener. :-)
Grüße aus dem österreichischen Exil. :-)
@Hans Dampf
Kann es sein, dass sie irgendwie unter einem Tiger-Willy-Syndrom leiden ;-) ?
Ein Soldat ist doch nicht nur dann „dienstfähig“, wenn er „gefechtstauglich“ ist – um es einmal ein wenig überspitzt zu formulieren. Der von Ihnen so oft zitierte Verfassungsauftrag der Streitkräfte gibt das imho einfach gar nicht her, eine solche Forderung zu erheben. Der Bund stellt Streitkräfte primär zur (Landes)Verteidigung auf, sekundär zur erweiterten Landesverteidigung – aka Bündnisverteidigung – und tertiär, bzw. subsidiär zur Teilnahme an der internationalen Konflikt- und Krisenbewältigung im Rahmen kollektiver Sicherheitssysteme. Wie kann also eine Aufgabe dritter Priorität auf einmal zum primären Bemessungskriterium für die persönliche Einsatz- und Verwendungsfähigkeit eines Soldaten werden ? Das bitte ich mir mal zu erläutern ;-)
@ThoDan
Erzählen nich so einen Unsinn. Schwangerschaft ist keine Krankheit und wie gesagt ich schlage nicht vor das bei Krankheit Geld gekürzt wird, sondern Einsatzfähigkeit durch einen Bonus belohnt wird.
Weiterhin schlage ich vor, dass SBL-bedingte Adhoc Ausfälle mit Gehaltskürzungen geahndet werden. Es ist keine Seltenheit, dass Kaneraden auf dem Kasernenhof die Größte Klappe haben und dann zwei Tage später beim Chef oder Zugführer auf der Matte stehen Mund Versetzungsanträge in andere Teileinheiten oder Kompanien stellen (wohlgemerkt keinen anderen Standort), nachdem Gerüchte aufkommen, dass der nächste Einsatz zu bestücken ist. Wohlgemerkt bei einer Division die das Motto „Einsatzbereit, jederzeit, weltweit“ in Ihrem Wappen trägt.
Und was AVZ angeht, dies ist eine Gefahrenzulage und keine Kompensation für eine Trennung von seinem sozialen Umfeld, sieht man auch daran, dass diese bei Übungen und Lehrgängen im Ausland nicht gezahlt wird.
Also bitte nicht mit falschen Argumenten ins Diskussionsgefecht ziehen.
@Ulenspiegel
Naja, von österreichischen Gesprächspartnern (meine Mutter führt eine Pension) habe ich auch schon das mit der Neutralitätsklauses gehört. Ist vermutlich eh ein Konglomerat aus vielen Gründen … und der mit den Zivis kommt mir verdammt bekannt vor. ;)