Transportpanzer für NATO-Partner Litauen: „Wir warten auf Genehmigung“

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Die Bundeswehr wird zwar, wie auf dem NATO-Gipfel im Sommer vereinbart, im Frühjahr kommenden Jahres hunderte von Soldaten mit Schützenpanzern und Kampfpanzern nach Litauen schicken – aber das baltische Land bekommt bislang keine Genehmigung, selber Boxer-Transportpanzer aus deutscher Produktion zu kaufen. Ich kann bestätigen, dass wir auf diese Genehmigung noch warten, sagte ein Sprecher des Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann am (heutigen) Freitag auf Anfrage von Augen geradeaus!. Zu möglichen Gründen wollte der Sprecher nicht Stellung nehmen.

Zuvor hatte der Spiegel berichtet, dass der zuständige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Exporterlaubnis verzögere, möglicherweise, um die Statistik der Rüstungsexporte für das Jahr 2016 besser aussehen zu lassen. Eine Bestätigung dafür gibt es naturgemäß nicht; auf meine Fragen nach diesem Thema in der Bundespressekonferenz blieben die Antworten recht nichtssagend:

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(Aussagen von Michael Henjes vom Verteidigungsministerium, Katharina Dubel vom Bundeswirtschaftsministerium und der stellvertretenden Regierungssprecherin Ulrike Demmer)

Litauen hatte im August mit einem Konsortium der beiden deutschen Panzerhersteller Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann den Vertrag über die Lieferung von 88 Boxern zum Preis von 385,6 Millionen Euro abgeschlossen. Im Unterschied zu den Transportpanzern dieses Typs, die bei der Bundeswehr im Einsatz sind, sollen die Boxer für Litauen mit einem israelischen Turm mit 30-Millimeter-Maschinenkanone und Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen ausgestattet werden:

On August 22 the contract of procuring infantry fighting vehicles (IFV) for the Lithuanian Armed Forces was signed at the Ministry of National Defence. 88 IFVs manufactured according to requirements set out by the Lithuanian Armed Forces will be bought for the sum of EUR 385.6 m. The contract was endorsed by the Lithuanian Minister of National Defence Juozas Olekas, managing directors of ARTEC GmbH, the Boxer IFV manufacturer, Stefan Lischka and Christoph Heuman, and OCCAR director Tim Rowntree. (…)
Prior to signing the IFV procurement contract the memorandum of understanding between Ministry of National Defence of Lithuania, the Ministry of Defence of the Kingdom of the Netherlands, and the Federal Ministry of Defence of the Federal Republic of Germany was signed.

Grundlage für den Vertrag war also auch eine Vereinbarung zwischen dem litauischen und dem deutschen Verteidigungsministerium – um so interessanter, dass das deutsche Ressort zu diesem Thema gar nichts sagen möchte.

Die Prototypen wurden dem litauischen Kunden in Deutschland vorgeführt; hier gibt es mehr dazu.

(Foto: Prototyp bei der Vorführung im Klietz im Juni 2016 – Litauisches Verteidigungsministerium/ Ieva Budzeikaitė)