Neue Personalstrategie der Bundeswehr: Hoffen auf neue Zielgruppen (Nachtrag: Links)
Dass die Bundeswehr seit Aussetzung der Wehrpflicht darauf angewiesen ist, verstärkt um ihren Nachwuchs zu werben, ist ebenso offensichtlich wie das Problem, dass das bislang nur eingeschränkte Wirkung hat. Der Apparat aus Verteidigungsministerium und Bundeswehr nimmt nun einen neuen Anlauf, die Bemühungen um neue Soldaten, die auch länger und besser qualifiziert dabei bleiben, zu bündeln – dazu hat Ministerin Ursula von der Leyen am (heutigen) 1. Dezember die Personalstrategie der Bundeswehr erlassen.
Eine der wesentlichen Aussagen:
Die bisherigen Ansätze der Personalgewinnung sind um neue Wege zu ergänzen, damit der Personalbedarf einer Freiwilligenarmee auch zukünftig erfolgreich gedeckt werden kann. Menschen entscheiden sich aus vielfältigen Gründen für einen Arbeitgeber. Das individuelle Potenzial der Menschen mit Freude am Dienst für die Gesellschaft steht dabei im Mittelpunkt, nicht ihre Herkunft, ihr Lebensalter oder ihr Bildungsstand.
Die Bundeswehr strebt daher an, sich für weitere Zielgruppen zu öffnen: für Menschen über dem 30. Lebensjahr als Anwärterinnen oder Anwärter der militärischen Laufbahnen und darüber hinaus für Bewerberinnen und Bewerber, die bisher z. B. wegen fehlender formaler Voraussetzungen nicht unmittelbar in ein Arbeits‐ oder Ausbildungsverhältnis integriert werden konnten, aber über geeignetes Potenzial verfügen. Außerdem wird die Bundeswehr die Möglichkeiten der Öffnung für EU‐Staatsbürgerinnen und EU‐Staatsbürger als Soldatinnen und Soldaten prüfen. Dafür müssen die gesetzlichen und laufbahnrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um Bewerberinnen und Bewerber aus diesen Zielgruppen in die Bundeswehr einstellen zu können.
Da sind die wesentlichen Reizworte schon drin, die bereits vor der Veröffentlichung dieser Strategie die Debatte bestimmten – wenn auch mit leicht übertriebenem Ton. Schon was die Öffnung der Bundeswehr für Bürger anderer EU-Staaten angeht: das steht fast wortgleich schon so im Weißbuch der Bundeswehr vom Sommer, und auch in der neuen Personalstrategie ist nur vom prüfen die Rede. Also noch lange kein Grund, (wieder einmal) das Gespenst einer deutschen Fremdenlegion auszurufen.
Interessanter sind aber zwei andere, und in dem Fall tatsächlich neue, Ansätze, nämlich die Öffnung für die Lebensälteren als Feldwebel-Anwärter und die Qualifizierung von Männern und Frauen ohne Schulabschluss.
Nun ist es schlicht falsch, wie einige Medien behaupten, dass die Bundeswehr nun erstmals Schulabbrecher einstellen wolle – das tut sie im Prinzip auch jetzt schon, als Mannschaftssoldat ist auch die Einstellung ohne (Haupt)Schulabschluss möglich. Künftig soll allerdings die Möglichkeit für diese Soldaten bestehen, einen Schulabschluss nachzuholen und sich damit für eine weitere Laufbahn in der Bundeswehr zu qualifizieren.
Derzeit besteht kein flächendeckendes Angebot, den Hauptschulabschluss neben der Tätigkeit als Mannschaftssoldat zu erlangen, beschreibt die Bundeswehr die Ausgangslage – und die soll sich ändern: Wer das nötige Potenzial mitbringt, soll diesen Hauptschulabschluss erwerben und sich damit erst für eine Berufsausbildung in den Streitkräften qualifizieren können.
Die Öffnung der Feldwebel-Laufbahn für Bewerber (und Bewerberinnen natürlich) über 30 Jahre soll nicht nur dem Personalmangel entgegenwirken, sondern, so die Hoffnung, mehr Lebenserfahrung in die Truppe. Im Ministeriums- (oder eher Berater?)Sprech klingt das so: Lebenserfahrung oder die Einbringung anderweitiger beruflicher Erfahrungen sowie die fortgeschrittene Persönlichkeitsentwicklung werden dem Paradigma des Umgangs mit Vielfalt dienlich sein. Im Auge hat das Ministerium dabei nicht zuletzt Männer und Frauen, die bereits eine Berufsausbildung haben, aber neben dem Interesse an einem Dienst in den Streitkräften auch ganz handfest Interesse an einer weitere Berufsausbildung haben.
Nachtrag: Jetzt auf der Bundeswehr-Webseite:
Der Tagesbefehl der Ministerin dazu
(Foto: Rekruten lernen den Übergang vom Gehen ins Gleiten im Rahmen der Allgemeinen Grundausbildung bei der Übung Bewegungsarten im Gelände auf dem Truppenübungsplatz Döberitzer Heide am 16.11.2016 – Bundeswehr/Jane Schmidt)
(Aus dem Bällebad gerettet, …)
Zur beabsichtigten neuen Einstellungspraxis trifft allmählich das Westerwelle-Wort von „Spät-Römischer Dekadenz“ in der Tat zu.
Personen OHNE Hauptschulabschluss sollen diesen nachholen können, sofern sie sich als SaZ verpflichten. (Wer den Abschluss dennoch nicht schafft, wird entlassen, …?)
Nicht dass Wehrfähige ohne Schulabschluss das Zeug zum Soldatsein nicht haben, ganz im Gegenteil: die britische Berufsarmee hatte (hat?) regelmäßig Rekrutierungsstellen vor den Gefängnissen eingerichtet. Nachwuchs für die Infanterie ihrer Majestät wurde (wird) reichlich gefunden und als K6 in der PzHaub reicht`s allemal auch noch..
Können wir dergleichen wollen? Wohl kaum!
Der Untergang Roms begann mit Dekadenz, Migranten und Elitenversagen und der Folge von Strukturproblemen und nicht mehr kontrollierbarerer sozialer Schieflagen. Die Inhaber der civitas Romana wollten diese mit den „Neubürgern“ aus Gallien, Britannien usw. nicht mehr teilen, bei begrenzten Fleischtöpfen. Das Bürgertum war nicht mehr bereit, sich den Mühen der Verteidigung zu unterziehen, man lies sich verteidigen, von Barbaren, nicht zuletzt aus Germanien, bis diese sich an den warmen Fleischtöpfen selbst bedienten, Folgen bekannt.
Wenn die Gesellschaft der Bundesrepublik DEUTSCHLAND nicht mehr Willens ist, ihre Verteidigung selbst in die Hände zu nehmen, wird dies mittelfristig Auswirkungen auf das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung insgesamt haben.
Wie sieht es ff. aus mit Polizei, Feuerwehr etc.? Angriffe auf und Missachtung dieser staatlichen Organe sprechen Bände gesellschaftlicher Oberflächlichkeit und Intoleranz, die Ausdruck tief sitzender Verweigerungshaltung dem Dienen gegenüber darstellen.
Denk ich an Deutschland in der Nacht …
PS: Ein „Gespenst einer deutschen Fremdenlegion“ besteht nicht:
– Wüsste nicht, wer sich ausgerechnet in DEU in einer Fremdenlegion verpflichten wollte,
– Staaten, die eine Legion unterhalten, brauchen sich um die „Qualität Spezialkräfte“ keinerlei Gedanken zu machen.
[Gedankenloses Rüberkopieren ist hier unerwünscht. Sie haben den Text offensichtlich nicht lesen wollen, wie Ihre Ausführungen zu Soldaten ohne Schulabschluss zeigen, sondern beziehen sich nur auf die vorher gelesenen Agenturmeldungen. Das bringt uns alle nicht weiter. T.W.]
Ist das römische Reich nicht einst in diverse Krisen gerutscht, weil die reichgewordenen Bürger nicht mehr das Blut ihrer Kinder für das Militär zur Verfügung stellen wollten und den Pöbel (also bildungsferne Schichten mit prekärem materiellen und ethischen Fundament) und ausländische Söldner zum Kern der römischen Armee machten? Irgendwann kämpfen die dann nicht mehr für die bürgerliche Mitte, sondern für ihr Ding.
Der Bundesverfassungsschutz macht ja gerade schlagzeilenträchtige Erfahrungen, was passiert, wenn man bei der Rekrutierung kaum noch Maßstäbe ansetzt. Dieser gerade geschnappte Islamist in den eigenen Reihen scheint ja eine mehr als nur schillernde Biographie zu haben.
Bis vor kurzem waren all diese gesellschaftlich-militärischen Wechselwirkungen in der politischen Führung bekannt und man betonte, die Bundeswehr müsse in der Mitte der Gesellschaft verankert sein. Offenbar gilt das nicht mehr.
Ich finde die neuen Ansätze gut. Gerade Geringqualifizierte bekommen da eine Chance und vielleicht hilft dem einen oder anderen die klare Struktur in Streitkräften beim Erreichen eines Abschlusses. Und die Bundeswehr kann länger dienende Mannschaften doch gut gebrauchen. Was die lebensälteren Quereinsteiger angeht bleibt natürlich das Problem, dass dann ein hoher Dienstgrad mit wenig mil. Erfahrung einhergeht. Das haben wir jetzt ja auch schon. Da fehlt so eine Petty-Officer-Laufbahngruppe in der Bundeswehr.
Um qualifiziertes Personal zu gewinnen, ist der Ansatz mit über 30 Jährigen aus meiner Sicht zuerst einmal ein guter Gedanke, nicht nur die persönliche Reife sondern auch eine weitergeschrittene Qualifikation wird da oft mitgebracht. Wenn dann das Geld stimmt gibt es mit Sicherheit einige Bewerber, der Nachteil ist, dieser Personenkreis hat schon meist eine etablierte Lebenssituation, Wohnort, Partner, Kinder usw., dieser Personenkreis benötigt eine gewisse Standortsicherheit, was das Ganze wieder unflexibel macht. Als ehemaliger Wehrpflichtiger bin ich überzeugt, unser Land braucht eine allgemeine, mindestens einjährige Dienstpflicht für Männer und Frauen, das hilft allen Beteiligten, THW, Feuerwehr, Rettungs- und Pflegediensten und natürlich auch unserer Bundeswehr, die Leute lernen fürs Leben und kommen weg von ihren Spielekonsolen.
Dass mit dem mangeldem Schulabschluss muss tatsächlich nicht unbedingt dass
Problem sein. Die geistige und körperliche Entwicklung ist bei jedem anders. Wenn man sich meine Noten aus der 8. Klasse anschaut hätte auch keiner gedacht dass ich mal nen Hochschulabschluss hinkriege. Ich denke die Falle liegt da eher in der charakterlichen Reife der Ausbilder. Wenn man die Leute dort abholt wo sie sind und mit menschenkenntnis weiterentwickelt kann das funktionieren. Hauptproblem ist aber weiterhin das Immage der BW. Es ist nunmal nicht reizvoll bei einer Truppe zu Dienen bei der die Hälfte des Gerätes entweder nicht da ist, oder nicht einsatzfähig ist, oder wenn doch wesendlich älter als die Bediener sind. Und das nächste ist sicherlich auch die mangelnde Zielgenauigkeit der Rekrutierungsversuche.
Ich habe z.b. nirgendwo die direkte kampagne gesehen „es wurden 5 neue Korvetten bestellt, wir bilden ab sofort 600 Matrosen in allen Gehaltsklassen wesendlich besser bezahlt als bei der freien Wirtschaft aus. Und wir übernehmen sämtliche anfallenden Zusatzkosten. Bitte meldet euch“
Fakt ist doch: Es mangelt der Bundeswehr weniger an Bewerbern für die Offizierlaufbahn, als mehr bei den Mannschaften
Fakt ist auch: Selbst in einer technisierten Armee braucht man die bekannten boots on the ground.
Die in der Vergangenheit geübte Attraktivitätssteigerung führte doch nur zur Dienstgradinflation. Fw sind mittlerweile Gruppenführer, Zugführer ist schon mindestens ein Leutnant und als Chef bitte einen Major schon in der Grundausbildung. In Stäben laufen dann HptFw durch die Gebäude und wechseln Toner und füllen Druckerpapier nach.
Und das alles, weil man als Attraktivitätssteigerung alles hochdotiert hat.
Ein Mannschaftsdienstgrad muss kein Abitur haben. Und wenn der die Hauptschule abgebrochen hat, kann der trotzdem ein guter Soldat werden.
Und im Vergleich zu einer Pilotenausbildung oder auch den ZAW-Maßnahmen ist doch ein Schulabschluss nun wirklich auch umsetzbar.
Dekadenz wäre es, wenn die Bundeswehr sagt: Unser Land verteidigen kann nur, wer auch mindestens ein Abitur mit einem Schnitt von 2.x hat, alles andere ist uns nicht gut genug.
@ Henner:
Meinen Sie nicht eher eine Warrant Officer-Laufbahn? Der Petty Officer ist nämlich ein regulärer Unteroffizierdienstgrad anglophoner Seestreitkräfte.
Übrigens hat es ein solches Modell in Deutschland schon mal gegeben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deckoffizier
https://de.wikipedia.org/wiki/Feldwebelleutnant
… sowie die Fähnriche der NVA, analog den Praporschtschiki der Sowjetarmee.
Insgesamt ein zweckdienlicher Ansatz, dessen gutes Resultatspotenzial aber wieder wie immer schnell durch Bürokratie und „systemische Zwänge“ absorbiert werden wird.
1) Lebensältere Fw: guter Gedanke, wenn die zugrundegelegte Ausbildung passt. Da dies aber bereits heute in vielen Fallen nicht gegeben ist, werden wir Alte in hohen Dienstgraden ohne militärische Expertise haben. Die Wechselwirkung zwischen berufsgenossenschaftlichen Forderungen und militärisch geforderter Kompetenz ist m.E. eine der größten Schwachstellen des derzeitigen Werdegangsmodells. Und auch unser leidliches Thema „alle müssen ganz schnell befördert werden“ spielt eine Rolle in diesem Theater. Und dann wäre noch die Frage der gesundheitlichen Eignung fürs Gefecht…..
2) Soldaten ohne Bildungsabschluss: grundsätzlich gut, wenn man sie nach gewisser Zeit auch wieder los wird. Ferner wird man bei einer solchen Klientel mit Erzieherischen Maßnahmen schriftlicher Ausarbeitung vmtl. wenig Effekt erreichen. Da muss sich einiges im Gesamtkonstrukt ändern, um damit umgehen zu können – so wie dies andere Nationen bereits machen, GBR wurde schon zitiert.
Was mir am meisten Angst macht: Das „PARADIGMA vom Umgang mit Vielfalt“. McKinsey-Sprech pur. Vielfalt ist keine Grundtugend. Oder gibt jetzt auch noch einen Vielfaltsplan mit Vielfaltsbeauftragten auf Kompanieebene?
Es sind immer diese Konnotationen, die die eigentlich gute Idee wieder in einem komischen Licht erscheinen lassen und sich meistens nicht gut auf den Gefechtswert auswirken. Aber na ja.
Und was ist da jetzt bitte neu dran?
Aktuell hat zB ein SaZ 4 in der Mannschaftslaufbahn nach der Dienstzeit ca 12 Monate Anspruch auf Berufsförderung -> die man ja auch für einen Schulabschluss nutzen kann
Kann mir sehr gut vorstellen dass dieser Anspruch bei der „neuen“ Möglichkeit dementsprechend gemindert wird wenn hier schon während der Dienstzeit der Schulabschluss nachgeholt wird. Zumal die Mindestverpflichtungszeit bei diesen sicherlich auch nicht viel weniger als 4 Jahre betragen dürfte…
Auch heute schon kann jemand mit beruflichen Qualifikationen auch nach Vollendung des 29. Lebensjahres eine Laufbahn der Feldwebel des Fachdienstes einschlagen, lediglich der Weg in die Laufbahn des Truppendienstes ist aktuell nicht möglich.
Ich lese obigen Text aber so, dass eben genau Leute mit beruflicher Vorqualifikation gesucht werden.
Also, was ist denn nun so neu an der Geschichte?
@ Henner
„Gerade Geringqualifizierte bekommen da eine Chance und vielleicht hilft dem einen oder anderen die klare Struktur in Streitkräften beim Erreichen eines Abschlusses. Und die Bundeswehr kann länger dienende Mannschaften doch gut gebrauchen.“
Und dann findet sich der Gerinqualifizierte, der bei der Bw den Hauptschulabschluss nachgeholt hat, nach 25 Jahren und besser qualifiziert als bei Eintritt in die Bw auf dem zivilen Arbeitsmarkt wieder.
Schon heute merkt man bei den, mit Weiterverpflichtungsprämien geworbenen Mannschaften SaZ an, ob sie sich darüber einen Gedanken gemacht haben oder nicht. Die Masse sieht das gute Geld, den erreichten Standard und denkt (erst einmal) selten weiter.
Was mich immer mehr verwundert ist, dass UvdL die BW als „Verteidigungswirtschaftsunternehmen“ versteht und leitet – sozusagen CEO of German Defence – aber offenbar übersieht, dass das nur funktioniert, wenn der CEO der deutschen Volkswirtschaft – also der Finanzminister – auch diese unternehmerische Sicht für die deutsche Volkswirtschaft teilt und trägt. Der propagieert aber die Schwarze Null.
Unternehmerisch ist es doch eigentlich widersinnig bei massivem Investitionsbedarf auf langfristig angelegte schuldenfinanzierte Investitionen zu verzichten; insbesondere bei niedrigem Schuldenstand und niedrigen Zinsen sollte man doch rentable Investitionen insbesondere in volkswirtschaftliche relevante Projekte wie Infrastruktur, Bildung, Sicherheit tätigen, denn das Fundament von Verteidigungswirtschaft ist nun einmal die Volkswirtschaft. „Die öffentlichen Investitionen in Deutschland reichen gerade einmal aus, um den Verschleiß auszugleichen“ (ZEIT: „Schäubles schwarze Null hat null Sinn“)
Nun kommz also UvdL mit einem neuen, unternehmerischen Personalkonzept aus dem Berliner Busch und will das Human Capital der BW aufstocken – aber ohne Investition, sondern durch Übernahme von weiteren volkswirtschaftlichen Transaktionskosten (Bildung/Ausbildung) Akonto Vtg-HH. Das erscheint mir wenig „unternehmerisch“ sondern eher „populistisch“ (Au weia, was bin ich heute wieder politisch unkorrekt) – als nächstes kommt wohl die Gründung einer BW-Warnschußarrestschule, damit wir auch dieses „Potenzial“ im Bereich Jugendstrafrecht abschöpfen können.
@Bürger: Pardon, natürlich meinte ich den Warrant Officer. Sie haben recht!
@MA: Dann hat der Mensch 25 Jahre ein ordentliches Gehalt gehabt, in die Rentenkasse eingezahlt, wahrscheinlich einen Sack voller Führerscheine und vielleicht sogar einen Versorgungsschein. Was hätte er ohne die BW nach 25 Jahren?
Ob nun „zweckdienlicher Ansatz“, „Verteidigungswirtschaftsunternehmen“ oder neue „Volksbildungseinrichtung“, es zielt an der Ursachenerkennung trefflichst vorbei.
Der Staat, der offenbar gezwungen ist, sich seines Sozialpräkariats werbetechnisch zu bedienen oder alte Männer über DREIßIG als Berufseinsteiger zu gewinnen, muss sich fragen lassen, wieso er denn überhaupt zu dergleichen Maßnahmen genötigt zu sein glaubt?
Was soll eigentlich ein EU-Staatsbürger so ergreifend daran finden, für DEU ggf. den Kopf hinzuhalten, außer angemessener Besoldung. Was ist das eigentlich anders als verbrämtes SÖLDNERTUM, das Agieren in FRA und ESP mit ihren Legionen ist zumindest offen und ehrlich als z.B. „Frankreichs FREMDE SÖHNE“ wahrzunehmen.
Meine beiden Beiträge hierzu sind also bewusst gesetzt, nicht „sinnlos rüberkopiert“, im Gegenteil:
Nur die Beantwortung dieser Fragen ermöglicht letztlich gesellschaftlichen Fortschritt, der u.U. auch den SK dienlich sein kann. Dass wir das irgendwie hinkriegen, keine Frage, zumindest in künftiger Diktion aus dem BMVg. „Org und Besorg“ kann niemand besser als wir, bedeutet aber lediglich herumexperimentieren an vetrackten Symptomen.
Ursachen der Krankheit Wehrunwilligkeit sind nirgends auch nur angesprochen.
Dies sind die entscheidenden Fragen in der beginnenden Diskussion, nicht inwiefern dieser Ansatz aus der Drucksituation heraus gelingen kann.
@ Bürger, @ Henner
Der „Warrant Officer“ ist bei den Amerikanern ein Dienstgrad der am besten mit „Fachoffizier für bestimmte Verwendungen“. Bei den Amerikanern sind dies z.B. Hubschrauberpiloten. Die Dienstgradspanne reicht von Lt – Hptm, bzw. Warrant Officer 2. class, 1. Class und Chief Warrant Officer.
Mit dieser Personalgewinnungsstrategie wird die Bw niemals geeignete lebensältere Bewerber finden, die nach der Fw-Ausbildung (3 Jahre) und entsprechender Bewährung in der Laufbahn den Aufstieg zur Fachoffizierslaufbahn (3 Jahre Ausbildungszeit mit Abschluss staatl. geprf. Techniker, Betriebswirt, Wirtschaftsinformatiker usw.) schaffen.
Ein weiterer Ansatz wäre eine Art „Mini-Rente“ für Soldaten, die sich für 2-4 Jahre verpflichten. Der Gedanke dahinter ist, dass junge Leute zur Bw gehen und dann für einige Jahre danach eine Art Rente bekommen, um die Zeit im Studium oder einer Berufsausbildung zu finanziell zu verbessern.
Für mich als Unwissender stellt sich aber bei all den Neuigkeiten folgende Frage:
Wäre es nicht ein Ansatz, das bereits bestehende Personal durch Attraktivität- und Qualitätsmaßnahmen zu Multiplikatoren zu machen?
Diese könnten doch durch Austattungsoffensiven, offenes und nachvollziehbares Personalmanagement oder einheitliches Unterkunfts- bzw. Fürsorgeausstattung doch das Meinungsbild „in der Gesellschaft“ nachhaltig zum Positiven ändern.
Wenn die aktiven Soldaten zufrieden mit Ihrem Arbeitsgeber sind und dies auch so nach außen repräsentieren, könnte man sich dann nicht einen Großteil der teueren Nachwuchswerbung sparen?
@ Unwissender
100 % richtig die Überlegung !
Das würde aber bedeuten man müsste innerhalb der Bw Verhältnisse schaffen damit die Bestandssoldaten zufrieden sind. Nach 25 Jahren Abbau und Verkleinerung und Einsparung bei der Bw mit entsprechenden Nachteilen für die von bis zu 6 Reformen belasteten Soldaten ein aussichtsloses, nicht bezahlbares, politisch nicht zu stemmendes Unterfangen.
„Ein weiterer Ansatz wäre eine Art „Mini-Rente“ für Soldaten, die sich für 2-4 Jahre verpflichten. Der Gedanke dahinter ist, dass junge Leute zur Bw gehen und dann für einige Jahre danach eine Art Rente bekommen, um die Zeit im Studium oder einer Berufsausbildung zu finanziell zu verbessern.“
Wäre als ehemaliger Wehrpflichtiger und Student auch mein Ansatz.
Allerdings muss dann die BW in der Lage sein, den Bewerbern während der zwei Jahre etwas zu bieten, also fordernder Dienst wäre angesagt. Hier kneift es, wenn ich die Fälle in meinem Bekanntenkreis anschaue.
Kein potentieller Student wird für zwei Jahre Taschenbilliard sein Studium verzögern.
@KPK
Ich lasse das mit den „alten Männern über 30“ mal als humoristischen Versuch durchgehen, würde Sie aber ansonsten dringend bitten, von Ihrem derzeit geübten Ton abzugehen.
“ Das Bürgertum war nicht mehr bereit, sich den Mühen der Verteidigung zu unterziehen, man lies sich verteidigen, von Barbaren, nicht zuletzt aus Germanien, bis diese sich an den warmen Fleischtöpfen selbst bedienten, Folgen bekannt.“
Das ist Verfälschung der römischen Militärgeschichte. Tatsache ist doch, dass die Öffnung des Heeres für arme Bürger (als Berufssoldaten) zu der hohen Qualität des Heeres geführt hat und erst ermöglichte, die Qualität über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten.
Wirtschaflich war es nach dem zweiten punischen Krieg nicht mehr möglich, mit dem alten System weiter zu machen, da die Bauern finanziell ausgeblutet waren.
In der späteren Kaiserzeit hatten die Gegner im Vergleich zu den früheren Germanen/Galliern einen höheren Organisationstand, ob hier mehr römische Bürger im Heer geholfen hätten, wenn die wirtschaftlichen Probleme nicht gelöst werden konnten, ist zumindest zweifelhaft.
Ich habe die Frage ja schon mal sö ähnlich gestellt: Was ist konkret unter“offenem und nachvollziehbaren Personalmanagement“ zu verstehen? Wie unterscheidet sich das grundlegend vom derzeitigen?
Das Personalwesen in der Bundeswehr trägt, meines Wissens nach, mehreren Aspekten Rechnung.
1.) Dienstpostenbesetzung als maßgebliche Voraussetzung zur Erfüllung des verfassungsmäßigen Auftrages.
2.) 1.) geht im Zweifel vor persönlichen Interessen.
3.) Der Leistungsgedanke bzw. das Prinzip von Eignung, Leistung, Befähigung und Bedarf.
4.) fordern und fördern, Idee des „Karriereberufes“ (in erster Linie für Offiziere zutreffend)
5.) Problem, dass die (flächenmäßige) Verteilung der Dienstposten, gerade in der Truppe, oftmals nicht mit dem Lebensmittelpunkt derer übereinstimmt, die für die Besetzung der Dienstposten infrage kommen. Die Zeiten, in denen Wehrpflichtige aus dem Rheinland oder dem Ruhrgebiet (bevölkerungsreich, vergleichsweise wenig Standorte) gen Schleswig-Holstein (viele Standorte, vergleichsweise bevölkerungsarm) „gekarrt“ wurden, sind zwar vorbei, aber die Problematik an wird es vermutlich auch in Zukunft geben.
Insbesondere 5.) ist nicht durch das Personalwesen zu lösen. Ich kann mir auch keine Art des Personalmanagements vorstellen, dass das Problemfeld zwischen der Dienstpostenbesetzung und den persönlichen Interessen lösen können soll. Es werden ja bereits viele begrüßenswerte Anpassungen am bestehenden Sastem vorgenommen (Personalentwicklungsgespräche mit dem Horizont 5 Jahre, ein jährliches Personalgespräch, mehr Dienstpostenbündelung, Telearbeit etc. pp), aber ich wüsste nicht, wie man die Personalführung, von der Grundsätzlichkeit her, konkret (!) anders gestalten könnte/sollte. In meinen Augen sind es erst mal Phrasen, die sehr innovativ klingen, die Handlungsbereitschaft signalisieren sollen und wovon niemand so recht weiss, was es eigentlich konkret bedeuten soll.
Es hat durchaus etwas von Verzweiflung und „Volkssturm“ (man möge mir den Vergleich verzeihen, er paßt aber auch zu perfekt). Insofern hat KPK mit seiner Diagnose, daß man damit nichts „heilt“ sondern nur an den Symptomen herumzuquacksalbern versucht durchaus recht.
Fakt ist auch: Der Dienst in den Streitkräften ist nicht attraktiv. Gründe sind vielfältig und reichen von der unzureichenden materiellen Ausstattung über überbordende Bürokratie und Regelwahn bis hin zur schlichten Erkenntnis, daß „dulce et decorum est pro patria mori“ eben aufgrund mannigfaltiger Ursachen hierzulande auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen wurde und von dort auch wohl nicht mehr runterkommt.
Wir klabautermann so richtig sagte – ein Verteidigungsminister ist nicht der CEO von „German Defense“ und je länger man diesen Irrglauben metastasieren läßt desto kaputter wird die BW eben aufgrund der, auf diesem Irrtum basierenden, Entscheidungen die getroffen bzw nicht getroffen werden. Der Dienst in der Bundeswehr wird nur dann attraktiv werden, wenn die materielle Ausstattung normale Werte erreicht, wenn der Dienst sinnvoll ist und wenn die Vergütung attraktiv genug ist (von den ideellen Gründen für diese fehlende Attraktivität sprechen wir mal jetzt besser nicht).
@ Hans Dampf
Zitat:“Ich kann mir auch keine Art des Personalmanagements vorstellen, dass das Problemfeld zwischen der Dienstpostenbesetzung und den persönlichen Interessen lösen können soll. “
Nun das ließe sich schon lösen, wenn die Politik auf die Bedürfnisse der Bewerber eingehen würden.
Also z.B. statt dem Einödstandort Holzdorf an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit 60 km bis zum nächsten Autobahnanschluss, hätte man sich auch für den Flugplatzstandort Lechfeld entscheiden können.
Vorteile:
– Attraktives Wohnumfeld in Augsburg, Landsberg oder München
– gute Chancen auf einen Arbeitsplatz für die Freundin / Ehefrau eines Soldaten
– für studierte Jungoffiziere, der Arbeitsplatz der Ehefrau in der Umgebung von München kann nach dem Studium beibehalten werden.
Nachteile:
– weniger Entwicklung für eine abgelegene Region Deutschlands
Man muss halt als Politiker wissen, was man will, entweder Attraktivität für den Arbeitsplatz Bundeswehr oder Strukturförderung für unterentwickelte Gebiete von Deutschland. Beides gleichzeitig geht nicht !
@ Georg:
Völlig unbenommen. Mir geht es nur darum, wohlkingende Begriffe wie „innovatives Personalmanagement“ etc. pp zu verstehen und eine konkrete Vorstellung zu erhalten, was darunter genau zu verstehen ist. Ihr Ansatz ist nachvollziehbar, aber ja nicht innovativ, da er die Rahmenbedingungen, unter denen die Personalführung „arbeitet“, ändert, die Personalführung an sich jedoch nicht „revolutioniert“.
@Georg
Holzdorf war ja ursprünglich als Standort für die NH90 der Luftwaffe (die sollten ja auch mal welche kriegen) vorgesehen, die im HSG 64 zusammengefasst werden sollten. Da hatte man für mehrere hundert Mio EUR bis 2012 all die schönen Hallen gebaut, die dann natürlich nicht ungenutzt stehen gelassen warden konnten.
Also mussten andere Helis her. Und der EFB 3 ist nicht mehr sooo einsam ;)
Unterm Strich haben Sie natürlich recht; Strukturförderung rules!!
@csThor
Zustimmung.
@Georg
Der „Witz“ ist doch, dass man durch Verlägerung funktionaler und strukturell attraktiver Dienststellen in strukturschwache Gebiete an der Strukturschwäche dieser Gebiete überhaupt nicht ändert. Wenn dann noch die militärische Notwendigkeit fehlt, dann geht die Attraktivität/Motivation eben gegen Null – denn nach mehr als 20 Jahren „Armee der Einheit“ fehlt da eben auch jede staatsbürgerliche Motivation zum Umzug insbesondere bei den Bestandssoldaten. Genau die brauchen wir aber zur Motivierung/Gewinnung/Erziehung und Ausbildung des Nachwuchses, der ja in strukturschwachen Gebieten haufenweise vor dem Kasernentor steht/SCNR
Das hat mit moderner „Unternehmensführung“ nix zu tun, das ist Struktur-und Personalpolitik nach Gutsherrenart – selbst der Kaiser konnte das besser.
@Hans Dampf
„Ich kann mir auch keine Art des Personalmanagements vorstellen, dass das Problemfeld zwischen der Dienstpostenbesetzung und den persönlichen Interessen lösen können soll. “
Das Problemfeld wird es immer geben und es ist die Aufgabe des Personalmanagements die Interessen beider Seiten zu verfolgen und eine Lösung zu erreichen.
Die Folge einer Nichtlösung wäre der Verlust/nicht Gewinn (oder Einschränkung der Leistungsfähigkeit) des Beschäftigten/Soldaten für die Bw.
Ach ja, den „Römern“ empfehle ich diesen Wiki-Artikel zum Thema Rümisches Imperium (Kaiserzeit) und Römisches Bürgerrecht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deditio
Wenn nun also Bürger der EU auch in der BW dienen sollen können, dann wohl nur als „fides“ ?
/SCNR
Das Problem mit der Personalgewinnung ist doch ein ganz anderes: Der Wille zu dienen. Der fehlt. Dienen ist in Deutschland ein negativer Begriff. Dem Land und allen seinen Bürgern zu dienen, muss von der Politik gut und ehrenwert anerkannt und in der öffentlichen Debatte dementsprechend diskutiert werden. Früher war der Dienst in den Streitkräften ein Mittel für den sozialen Aufstieg innerhalb der Gesellschaft. Heute katapultiert man sich damit eher an den Rand der Gesellschaft und wird Ziel von linken Agitatoren.
Wer also Nachwuchs will, muss ein Klima schaffen in dem Dienst egal ob Bundeswehr, Polizei oder Feuerwehr usw. öffentlich ausdrücklich anerkannt wird! Dazu gehört auch, dass in Familien und Schulen das Dienen als Tugend dargestellt und nicht als „buckeln“ verstanden wird. Nur wegen der tollen Ausrüstung, Flachbildschirmen oder Bezahlung lässt sich die Mehrheit der Menschen nicht motivieren Ihr Leben in die Waagschale zu werfen. (Ich habe 20 Jahre lang aus Überzeugung gedient – gesellschaftliche Anerkennung oder gar Privilegien- z.B. in Uniform nicht Schlange stehen, weil die anderen einen mit freundlichen Worten vorlassen- habe ich aber nur im Ausland erfahren!)
@Ini
Das Konzept des Staatsdieners in Uniform ist mittlerweile durch das Konzept des Staatsbürgers in Uniform ersetzt worden – nur falls sie das nicht mitbekommen haben sollten.
Soldaten rangieren auf der Anerkennungsskala in der Bevölkerung wohl näner an den Finanzbeamten als an der Polizei, weil Otto und Emma Normalbürger den unmittelbaren Nutzen für das Gemeinwohl nicht so ganz „greifen“ können.
„Staatsdiener werden bei ihrer Beförderung nach abstrakten Kriterien beurteilt, die für alle gleich sind. Was sich grundsätzlich richtig anhört, kann zu Problemen führen. So werden z.B. beim deutschen Fiskus Finanzbeamte nach dem sog. „Mehrergebnis“ beurteilt und befördert. Das Mehrergebnis ist diejenige Steuereinnahme, die der jeweilige Staatsdiener mehr an Ergebnis vereinnahmt hat, als der Durchschnitt der Finanzbeamten. Dies verleitet dazu, dass manche Beamte mehr auf das für die eigene Beförderung wichtige Mehrergebnis achten, als auf die Steuergerechtigkeit den Steuerpflichtigen gegenüber. Der Staatsdiener dient somit nicht mehr dem Staat oder der Volksgemeinschaft, sondern dem eigenen Interesse.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsdiener
;-)
@Sensemann: Einfach das Kommentar nochmal überdenken, wa?
@Ini
Genug Munition, Ausrüstung, Planbarkeit und würdige Unterbringung wäre für viele schon ausreichend.
…..Anerkennung nur, wenn es im Wahlkreis nicht zu Mindereinnahmen führt, siehe Bundesmeldegesetz. Da nochmal mein pers Dank an den DFB-Präsident Reinhard Grindel, welcher dafür gesorgt hat, dass ledigen Soldaten ein wichtiges Bürgerrecht nicht zusteht.
@AoR
Einfach ignorieren, diese Träume vom „Reichsbürger in Uniform“ sind doch einfach nur lächerlich. Die spinnen, die Römer ;-)
Ich dachte bisher, daß man einen Schulabschluß für die Bundeswehr als normaler Soldat haben muss, denn bei Bundeswehrkarriere ist immer von den Möglichkeiten bei mit den Schulabschlüßen die Rede. Dort habe ich noch nichts gesehen, daß die BW auch Schulabbrecher nimmt.
Nur beim freiwilligen Wehrdienst folgt daraus, daß man die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben muss, die mit dem 18 Geburtstag endet, auch wenn man keinen Schulabschluß hat, daß man wohl keinen Schulabschuß für den FWD benötigt.
Um Menschen ohne Schulabschluß hat die BW bisher jedenfalls nicht offensiv geworben. Wenn dies geändert werden sollte und die BW mehr Möglichkeiten schafft einen Schulabschluß bei der BW nachzumachen, dann könnte ich mir vorstellen, daß dies junge Leute ohne Schulabschluß motiivieren könnte, zum Bund zu gehen.
Daß man jetzt erst mal wieder prüfen will, die BW für EU-Bürger zu öffnen, ist mal wieder schwach. Man bräuchte schließlich nur im Soldatengesetz die Voraussetzung deutsche Staatsbürgerschaft durch EU-Staatsbürgerschaft zu ersetzen, regeln ob deutsche Sprachkenntnisse erforderlich sind oder nicht für die EU-Bürger und man müsste den EU-Bürger die deutsche Staatsbürgerschaft zusagen, falls diese ihre bisherige Staatsbürgerschaft verlieren sollten wg. dem Dienst in der BW.
@Hans Dampf, @Zimdarsen
„Ich kann mir auch keine Art des Personalmanagements vorstellen, dass das Problemfeld zwischen der Dienstpostenbesetzung und den persönlichen Interessen lösen können soll. “
„Das Problemfeld wird es immer geben und es ist die Aufgabe des Personalmanagements die Interessen beider Seiten zu verfolgen und eine Lösung zu erreichen.“
Das liegt an den Rahmenbedingungen. In der Erstarrtheit der Positionen nicht wirklich konzeptionell lösbar (bis auf Einzelfälle = Management by chance).
Jedes Unternehmen mit diesen Problemen würde verstärkt Standorte aufbohren oder dorthin setzen, wo die Beschäftigten sich auch vorstellen können, zu leben und bleiben.
Paralleluniversum: die militärische Führung kann Standortentscheidungen um eigenen Saft treffen. Dann wäre vieles leichter.
Dazu kommt immer noch die Problematik der Dienstgradinflation/Beförderungswahn….
Wenn eine Firma ein Sachbearbeiter einstellt ( also ein DP Stab), dann weiss er, dass er Sachbearbeiter ist und bleibt, evtl. auch bis zur Rente. Nur wenn er sich im bewährt UND es Bedarf gibt, geht es weiter. Wenn nicht, bleibt er wo er ist.
Die Personal/DP-Rotationen zur Erfüllung der Werdegangsmodelle, Verwendungsbandbreite ist der absolute Wahnsinn und kostet jedes Jahr dreistellige Millionen.
Das Ganze fuehrt auch bei Uffz/Maat wie bereits bei Fw/Btsm und Offizieren zur Dienstgradinflation bis zur totalen Fuehrungsunfaehigkeit, weil Fuehrungsfaehigkeit auf Ausbildung, Charakter und Erfahrung begruendet ist.
Wieder ein untauglicher Ansatz Fr. IBUK‘ das System zu verbessern. Sie hat einfach nicht den Wesensinhalt von Streitkraeften verstanden – oder will es nicht.
Mein Loesungsansatz waere eine Spezialisten-Korps‘, ohne Dienstgrad und Fuehrungsverantwortung als ‚Indianer“aber relativ gut besoldet, einzufuehren – das bedeutete natuerlich fuer diese Soldaten eine Abkoppelung des Spezialistentums von der A-DienstgradBesoldung.
Das muesste doch machbar sein – Gesetzesaenderungen sind doch ein Leichtes fuer unser Parlament…
Closius | 01. Dezember 2016 – 16:11
Die belgische Armee bietet bereits die Möglichkeit – französische oder /und flämische Sprachkenntnisse vorausgesetzt) für EU-Bürger in den Streitkräften zu dienen, die Resonanz ist aber – nach Auskunft eines belgischen Kameraden – sehr verhalten.
Ich glaube nicht, dass wir in diesem Bereich wirklich nennenswert Personal rekrutieren könnten.
Tja, und ehemalige SaZ bekommen gerne auch wieder einen neuen SaZ Vertrag, ein mir bekannter OTL d.R. mit 44 ein SaZ 21 Angebot ans Wiedereinsteller. Und das ist nicht der einzige Fall der mir namentlich und persönlich bekannt ist.
Der Wille und offensichtlich das Geld ist da.
Also ist schon eine Trendwende erreicht.
Ich möchte an diesen Maßnahmen zur Personalgewinnung grundsätzlich erst einmal nichts kritisieren. Allerdings zeigt sich hier ganz deutlich, wie groß die Not mittlerweile ist. Mir stellt sich die Frage: Was kommt danach, wenn es nicht funktioniert ?
Zwangszuweisung von Langzeitarbeitslosen durch die Sozialämter ? Oder 9 Monate Bw anstelle einer Bewährungsstrafe ?
Ferner frage ich mich, falls wir dort wirklich vereinzelt gute Soldaten gewinnen, die im Laufe der Zeit reifen und bei denen sich zeigt das sie auch für andere Aufgaben, außer Grenadier oder Ladeschütze, geeignet wären. Haben sie die Chance dann auch noch höhere Schul- oder Berufsabschlüsse zu erreichen und die Laufbahn zu wechseln oder wollen wir sie nur als einfaches Fußvolk ohne mögliche Förderung und nach max. 25 Jahren stehen sie dann mit Ihrem Hauptschulabschluss wieder auf der Strasse ?
Bei den lebensälteren Bewerbern kann ich mir nicht vorstellen das es dadurch wirklich einen nennenswerten Zuwachs gibt. Einzelfälle möglicherweise ja, wenn es zufällig passt.
@FNU SNU
Drei solcher Fälle habe ich bisher auch kennengelernt. Allerdings weiss ich nicht ob wir mit einem OTL d.R., der nur zwei Jahre regulär gedient hat und es mit Reserveübungen bis zum OTL gebracht hat, einen signifikanten Wissens- und Erfahrungsgewinn erzielen. Alle mir bekannten, haben erhebliche Schwierigkeiten (für die sie nichts können) sich in dieser neuen Bundeswehr zurechtzufinden. Und gerade an Offizieren herrscht doch kein wirklicher Mangel, da wird die Bewerberlage doch immer in den höchsten Tönen als besonders gut bezichnet.
@Bin_dabei: Ich denke, wenn die BW EU-Bürgern, auch ohne Sprachkenntnisse, die Möglichkeit geben würde, in der BW zu dienen bzw. die deutsche Sprache während des Dienstes zu erlernen, wie es bei der französischen Fremdenlegion üblich ist, dann kann die BW in Osteuropa mehr Soldaten gewinnen, als sie braucht.
@ Ziethen 14:37 Uhr
Zitat: „Da hatte man für mehrere hundert Mio EUR bis 2012 all die schönen Hallen gebaut, die dann natürlich nicht ungenutzt stehen gelassen warden konnten.“
Und die schönen neuen Hallen in Roth für den Tiger kann man jetzt ungenutzt aber fertig gestellt abreißen und durch Unterkunftsgebäude für die zu verlagernde Offizierschule ersetzen, oder ?
@ Insider
Zitat: „Haben sie die Chance dann auch noch höhere Schul- oder Berufsabschlüsse zu erreichen und die Laufbahn zu wechseln oder wollen wir sie nur als einfaches Fußvolk ohne mögliche Förderung und nach max. 25 Jahren stehen sie dann mit Ihrem Hauptschulabschluss wieder auf der Strasse ?“
Die Praxis der letzten Jahre zeigte doch, dass man einen fähigen Mannschaftssoldaten im 3. oder 4. Dienstjahr nicht zur Fw-Laufbahn zulassen wollte, ihn aber als Mannschafter SaZ 15 angeboten hat. Ich glaube diese, ihre Frage an die Personalführung ist in den letzten 5 Jahren im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in den Jahrzehnten davor (Aufstiegslaufbahnen) beantwortet worden.
Die Idee des „atmenden Personalkörpers“ von 2010 sah ein „Hire and Fire“ vor. Also eingekauft für 12 Jahre und dann Tschüss, der nächste bitte.
@Closius
Da würde ich die „Freiwilligen“ aus Osteuropa nicht vergessen. Der Verdienst in der Bundeswehr gerade im Bereich Mannschaften ist gegenüber einer Tagelöhner oder Mindestlohntätigkeit sicherlich nicht zu verachten. Und an diese Zielgruppe denkt die Ministerin sicherlich auch eher, als an Spanier oder Holländer.
@ Ini | 01. Dezember 2016 – 17:03
Die Bw nicht mehr als ‚Schule der Nation‘ sondern jetzt als ‚Schule Europas‘?
vdL: EU Staatsbürger in der BW nur in Ausnahmefällen (gerade in WDR 5)
@ Insider. In dem Fall SaZ 12, ausgeschieden. Werbungen gemacht und da zum OTL befördert.
Aber ja der ehemalige SaZ 2 ROA wird Probleme haben. So wie din ganzen Hauptleute die vor Jahren direkt wegen Studium eingekauft wurden. FachVerwendung. Und nach ein paar Jahren kam P mit verwendungsbreite und schon war das Problem da.
Jedoh sind wir uns hier alle einig dass es Personalmangel gibt. Und die BW versucht diesen gerade irgendwie zu lösen. In Zeiten von boomender Wirtschaft und schwachen Jahrgängen.
@MikeMolto: Da werden wir in Anbetracht des National:Bewußtseins und -Stolzes der anderen Europäischen Lände keinen Blumentopf gewinnen.
Ein guter Anfang und bereits ein bei der Rekrutierung wirksamer „Selbstreinigungseffekt“ wäre m.M.n.
http://de.legion-recrute.com/mdl/info_liste_a.php?article_theme=26&titre=vertrag&block=24 und man beachte vor allem den Untertext.
Der Personalstärke (ca. 7.700 Mann) der Legion steht das Achtfache an Bewerbern (61.600) gegenüber. Der Anteil der Mannschaften beträgt ca. 72%, der Unteroffiziere ca. 23% und der Offiziere ca. 5%. 50 Prozent der Legionäre sind inzwischen selbst Franzosen und das Ansehen sowie die „Präsenz“ der Legion im Bewußtsein der französichen Bevölkerung ist zunehmend gestiegen.
Absolut nicht denke ich etwa bei der Bw an deren Umstrukturierung zur Legion oder gar an „Reichsbürger in Uniform“, aber trotzdem machen wir offenbar in eigenen Landen Vieles falsch. M.M.n. speziell durch die immer weitere Inflationierung des „Soldatischen und des treuen Dienens“ sowie in einer fast schon obskuren Attraktivitätsdusselei? Das Gegenstück zu Fürsorge heißt Forderung!
Habt Ihr Euch mal angesehen, was man für einen Hauptschulabschluss benötigt? Nichts. Absolut nichts. Wir reden hier ja nicht von einem guten Abschluss, sondern vom Abschluss überhaupt, also auch noch mit 3,9. Das ist nicht mehr als ein Zertifikat, dass man kein Analphabet ist.
Solche Leute waren früher gut als Kanonenfutter, aber das brauchen wir heute nicht mehr. Wir jagen keine Kompanien mehr durch Minenfelder (hoffe ich). Heute benötigen wir Soldaten, die Dari, Paschtu oder Arabisch sprechen und die Ahnung von Demokratisierung und Minderheitenrechten haben. Die Schulabschlusslosen aus Thüringen und Sachsen sind dafür kaum die richtigen.
Ich würde die Öffnung für Ausländer viel weiter betreiben: Wir haben ja Hunderttausende von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten und aus Afrika. Die sprechen Arabisch, Kurdisch, Persisch und Suaheli (und mittlerweile auch Deutsch und Englisch, letzteres meist besser als schulabschlusslose Deutsche). Sie sind jung, kräftig und fit (sonst wären sie auf dem Weg zu uns gestorben). Sie sind motiviert. Sie kennen die Regionen, die in der Zukunft wohl eher das Einsatzgebiet der Bundeswehr sind, und könnten dort viel leichter Kontakt zur Bevölkerung finden. Sie sind sogar schon an Krieg gewöhnt, einige von ihnen haben ihn jahrelang ausgehalten, bevor sie endlich geflohen sind.
@Andreas Moser
Ich weiß nicht, ob Sie Ihren letzten Kommentar provozierend gemeint haben (würde Ihnen das auch nicht unterstellen), aber ich habe bzgl. der Reaktionen gewisse Befürchtungen…
Ggf. behalte ich mir vor, in diesem Thread alle Kommentare auf moderiert zu setzen.