Airbus gegen Polen: Da brennt die Luft

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Vor wenigen Tagen hat die polnische Regierung einen bereits sicher scheinenden Vertrag mit Airbus über die Lieferung von 50 Hubschraubern abgesagt. Das führte nicht nur zu wütenden Reaktionen aus Frankreich

France reacted angrily on Friday after Poland scrapped a multi-billion-dollar helicopter deal with Airbus, warning it would review defense cooperation with its NATO ally and cancelling a presidential visit to Warsaw.
Poland had agreed to buy 50 Airbus utility helicopters in April 2015 for 13.5 billion zlotys ($3.5 billion) as part of efforts to modernize its military at a time of tensions with Russia. Its previous centrist government, beaten by the Law and Justice (PiS) party in elections last October, had agreed the provisional deal, but on Oct. 4 the new authorities said they were scrapping the contract altogether.

sondern am (heutigen) Dienstag auch zu öffentlichen Reaktionen des Unternehmens, wie ich sie jedenfalls aus der Rüstungsindustrie so noch nicht gesehen habe.

Aus der Stellungnahme von Airbus-Chef Tom Enders, im Original auf Deutsch veröffentlicht:

Noch nie wurden wir von einem Regierungskunden in ähnlicher Art behandelt wie jetzt durch die polnische Regierung. Die kontroversen und widersprüchlichen Erklärungen der polnischen Regierung im Laufe dieses Beschaffungsvorgangs vermittelten den Eindruck beispielloser Konfusion.

Airbus beabsichtigte, im großen Stil in Polen zu investieren und wollte zum Aufbau einer wettbewerbsfähigen Luft- und Raumfahrtindustrie im Land beitragen. Doch Polens Regierung hat uns die Tür vor der Nase zugeschlagen! Wir haben dies zur Kenntnis genommen.
Verschärft wurde dieses Durcheinander durch die jüngsten Erklärungen der polnischen Regierung über Hubschrauber-Anbieter, die unzulässige Angebote eingereicht haben und damit vom Ausschreibungsverfahren ausgeschlossen wurden. Wir haben den Eindruck, dass wir von der aktuellen polnischen Regierung seit Monaten an der Nase herumgeführt worden sind. Im Vertrauen auf ein faires und professionell geführtes Ausschreibungsverfahren haben wir in den vergangenen Jahren enorm viel Zeit und Geld investiert. Wir werden nun selbstverständlich geeignete Maßnahmen ergreifen.

Bereits zuvor hatte die Tochterfirma Airbus Helicopters einen offenen Brief ihres Chefs Guillaume Faury an die polnische Regierung veröffentlicht. Kernaussage:

Our offset offer would have generated more value in Poland than the revenues that would have been generated for Airbus Helicopters through the helicopter supply contract.
Out of a global Airbus Group ambition to create 6000 jobs in Poland, the Airbus Helicopters project would have led to the creation of 3800 jobs, including 1250 direct employments mainly in Lodz, Radom and Deblin.

Der ganze Brief hier.

Das scheint ein recht ungewöhnlicher Vorgang, dass ein Unternehmen der Verteidigungs-, aber auch der Luftfahrtindustrie einen abgesprungen Kunden so öffentlich angeht. Mal sehen, was daraus noch wird.

(Archivbild: H225M Caracal auf er Paris Airshow in Le Bourget, 2015 – Airbus Group/JV. Reymondon)