Liegestütze für einen guten Zweck: „Push up challenge“ im Camp Marmal (mit Video)

20160923_pushupchallenge_MeS

Liegestütze sind ein althergebrachter Teil des (auch militärischen) Fitnesstrainings. Aber dass im Camp Marmal bei Masar-i-Scharif in Nordafghanistan, Teil der NATO-Mission Resolute Support, gut 800 Soldaten 22 dieser Übungen absolvierten, diente statt der Fitness einem guten Zweck: Die so genannte 22 Push Up Challenge soll daran erinnern, dass sich in den USA statistisch jeden Tag 22 Kriegsveteranen als Sptäfolge ihres Einsatzes das Leben nehmen – und auch wenn es in anderen Nationen nicht diese Zahlen, aber auch keine genauere Statistik gibt: Das Problem gibt es in allen Nationen, die Soldaten in Auslandseinsätze schicken.

Im Camp Marmal nahmen am vergangenen Donnerstag 803 Soldaten aus 20 Nationen, darunter 494 deutsche Soldaten, die Herausforderung an und absolvierten gemeinsam die 22 Liegestütze. Bei dieser Gelegenheit wurden 2.415,96 Euro an Spenden gesammelt, die dem deutschen Verein Angriff auf die Seele zugute kommen: Der Verein kümmert sich um die Soldatinnen und Soldaten, die mit einer psychischen Verwundung, meist eine Post-Traumatische Belastungsstörung, aus einem Auslandseinsatz zurückkehren.
Der Initiator des Vereins, Hauptfeldwebel Frank Eggen, freut sich nicht nur über die Spenden – sondern erinnert auch daran, dass das Problem der Suizide nach einem Auslandseinsatz in Deutschland vermutlich größer ist als die offiziellen Zahlen belegen:

Bei der Bundeswehr haben sich im Jahr 2015 nach offiziellen Angaben 30 Soldaten selbst das Leben genommen. Dieses betrifft jedoch nur den Bereich der aktiven Soldatinnen und Soldaten. Zahlen über ehemalige Soldaten bzw. Veteranen existieren nicht. Wir gehen davon aus, dass es hier eine weit höhere Dunkelziffer gibt, doch dieses Thema wird innerhalb der Bundeswehr tabuisiert – häufig zum Nachteil der Angehörigen. Diese wissen in der Regel nicht, dass eine Wehrdienstbeschädigung (WDB) auch posthum nach einer Selbsttötung anerkannt werden kann. Dies ist insbesondere dann möglich, wenn nachweislich vorher eine einsatzbedingte psychische Erkrankung wie z. B. eine Posttraumatische Belastungsstörung nachgewiesen werden kann. In diesem Fall hätten Angehörige dann ggf. Ansprüche in Form einer Hinterbliebenenversorgung (Renten, Pensionen und Entschädigungen…).

Zu einer solchen Challenge gehört übrigens auch, dass danach Personen (oder beim Militär: Einheiten) nominiert werden, die als nächste diese Herausforderung angehen sollen. Da hatten die Soldaten in Masar-i-Scharif eine klare Vorstellung:

20160923_pushupchallenge_MeS-2

Nachtrag: Das obligatorische Video dazu:

#22PushUpChallenge: 803 Soldaten aus 20 Nationen machen in Afghanistan 22 Push Ups für einen guten Zweck from Frank Eggen on Vimeo.

 

(Fotos: PAO NCO TAAC_N/Resolute Support via Angriff auf die Seele/Frank Eggen via Flickr unter CC-BY-Lizenz)