Kein Schiff wird kommen: EU-Antipirateriemission erstmals ohne deutsche Präsenz

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Am vergangenen Samstag übergab der deutsche Flottillenadmiral Jan Kaack das Kommando über die Einheiten der EU-Antipirateriemission Atalanta vor Somalia planmäßig an den Niederländer René Luyckx (Foto oben). Mit der Übergabe endete aber nicht nur, wie schon öfter in der Vergangenheit, das viermonatige Force Command der Deutschen Marine über die Atalanta-Mission: Erstmals seit Beginn der Operation Ende 2008 ist die Bundeswehr nicht mehr bei Atalanta präsent – nicht als Folge einer politischen Entscheidung, daran nicht mehr teilzunehmen, sondern schlicht wegen des Mangels an Schiffen.

Die Fregatte Bayern, das Flagschiff des deutschen Kommandeurs, machte sich einen Tag nach der Übergabe des Kommandos auf den Rückweg. Der Betriebsstofftransporter Spessart, in den vergangenen Monaten das andere deutsche Schiff bei Atalanta, hatte bereits am vergangenen Freitag die Operation verlassen. In diesem Jahr, sagt die Bundeswehr auf Anfrage, wird voraussichtlich kein Schiff der Deutschen Marine mehr nach Somalia geschickt.

Allerdings soll im Herbst erneut ein Seefernaufklärer vom Typ P-3C Orion zur Unterstützung der Mission in Djibouti stationiert werden – wie schon in den vergangenen Jahren, als Jester immer wieder für mehrere Monate bei Atalanta eingesetzt wurde. Die Versorgungs- und Unterstützungsgruppe, ebenfalls in Djibouti, bleibt natürlich auch mit einer kleinen Mannschaft, die die Logistik sicherstellt.

Der Abschied der Bayern markiert eine Zäsur in den zahlreichen laufenden Einsätzen der Marine. Denn in den vergangenen Jahren und Monaten sind immer nur neue Einsätze hinzugekommen, kaum einer wurde beendet (eigentlich fällt mir nur die Absicherung der Vernichtung syrischer Chemiewaffen als der Einsatz ein, der auch abgeschlossen wurde). Im Gegenteil, durch Verschieben von Einheiten aus dem Mittelmeer in den Indischen Ozean und zurück wurde alles versucht, um die – politisch gewollte – Präsenz in allen laufenden Einsätzen ja nicht zwischendurch mal auszusetzen. Und dann kam immer noch was oben drauf, wie die Opeation Sophia vor der Küste Libyens oder der NATO-Einsatz in der Ägäis, mitten im Bündnisgebiet an der Nahtstelle zweier Mitgliedsländer, die sich nicht mögen.

Mit dem Dabeisein um jeden Preis, immerhin, scheint jetzt Schluss zu sein. Denn Deutschland beendet ja nicht seine Teilnahme an Atalanta, sondern beteiligt sich zwischendurch nicht mehr. Das ist ehrlicher als der Versuch, um jeden Preis noch irgendwas Schwimmendes in die Region zu bringen. Und im Übrigen: Andere beteiligte Nationen tun das schon lange – wie die Niederländer, die jetzt erneut die Fregatte Tromp zu Atalanta geschickt haben. An diese Fregatte erinnern sich die Deutschen vielleicht nicht direkt, aber an eine wichtige Aktion dieses Schiffes: Die Befreiung des deutschen Handelsschiffes Taipan nach der Kaperung durch somalische Piraten.

(Foto: EUNAVFOR Atalanta)