Nach dem Putsch: Bundeswehr nahm Flugbetrieb in Incirlik wieder auf
Nach der vorübergehenden Sperrung der türkischen Luftwaffenbasis Incirlik als Folge des (gescheiterten) Militärputsches hat die Bundeswehr am (heutigen) Montag den Flugbetrieb von diesem Stüzpunkt wieder aufgenommen. Wie geplant seien Tornado-Kampfjets zu Aufklärungsflügen sowie ein Tankflugzeug zur Unterstützung anderer Nationen in der Anti-ISIS-Koalition gestartet, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Die USA hatten ihre Flüge bereits am Sonntag wieder aufgenommen.
Nach dem Putschversuch am vergangenen Freitag war der Luftraum über Incirlik wie an anderen Orten der Türkei vorübergehend gesperrt worden. Der bisherige Kommandeur der Luftwaffenbasis, der türkische Brigadegeneral Bekir Ercan Van, und mehrere seiner Offiziere wurden unter dem Vorwurf der Beteiligung am Putsch festgenommen.
Nach Angaben des deutschen Verteidigungsministeriums war bereits am Sonntag ein neuer Base Commander eingesetzt worden, der auch sofort mit den in Incirlik stationierten Soldaten anderer Nationen, insbesondere der USA, Kontakt aufgenommen habe. Sein erklärtes Ziel sei es, die Basis so schnell wie möglich zu ihrem normalen Betrieb zurückzuführen.
Die Stromversorgung des Stützpunktes, die während des Putsches gekappt worden war, ist weiterhin unterbrochen. Nach wie vor werde die Notstromversorgung genutzt; an der Wiederherstellung der Stromlieferung durch das örtliche Versorgungsunternehmen werde gearbeitet, sagte der Ministeriumssprecher.
Incirlik ist einer der wichtigsten Stützpunkte für den Kampf gegen die ISIS-Terrormilizen in Syrien und im Irak. Die Bundeswehr fliegt von dort ihre Aufklärungsflüge, die USA und zeitweise auch andere Nationen Bombardierungen gegen ISIS. Zudem lagern auf der Basis, offiziell nicht bestätigt, taktische Atomwaffen der USA.
(Archivbild: Vorbereitung von Tornados vor dem Start zu einem Einsatzaufklärungsflug auf der Air Base Incirlik im Rahmen der Mission Counter Daesh am 24.02.2016 – Foto Bundeswehr)
@basse: Danke mache mich heute Abend dran. @Klabautermann: Das eh nicht mit CIA uns so. MiHoP bzgl. Erdogan befiehlt gegen sich selbst zu putschen.
@Hans Dampf: Solche Vergleiche stehen auch nicht zur Debatte….doch laut dem Spiegel hat der Staatschef Nazi-Deutschland als Beispiel für ein effektives Regierungssystem hervorgehoben und nennt Hitler-Deutschland als Beispiel…..wenn das Volk Gerechtigkeit erfahre, würde es ein solches System akzeptieren.
@ klabautermann | 19. Juli 2016 – 12:28
Deswegen glaube ich wie @AoR an einen Let-it-happen-on-purpose-countercoup von Erdogan
Und das ist auch schlüssig von Ihnen beiden dargestellt.
Ich habe mich aber anders entschieden. Für mich bleibt es bis auf weiteres eine Zirkusaufführung Erdogans. Und ich begreife es als richtig Erdogan mit Kritik zu bedenken.
Keine Sorge, dass werde ich nicht hier tun. Keine Sorge, ich weiß, dass ich nur mit open source Informationen meine Entscheidung nicht felsenfest zu begründen im Stande bin.
Es ist eh kalter Kaffee, und wie Sie beide ja konkret ausführten, stehen jetzt ganz andere Fragen im Raum. Zwei Fragen möchte ich aus meiner Sicht ergänzen:
Ich betrachte die Lösung der Kurdenfrage als einen Schlüssel, um den Stabilisierungsmechanismus in der Region in Gang zu setzen und am Laufen zu halten.
Ein Anderer wird sein, ob es Erdogan gelingt, sich mit Russland in der Assadfrage zu einigen.
Zu beiden hatte ich das Warum bereits mehrfach ausgeführt. Darum nur noch einen Satz: Gelingt es den Türkischen Streitkräften nicht, ggü ihren verhafteten Angehörigen rechtsstaatliche Behandlung -also NATO-Standards- durchzusetzen, so wird das ein Problem für die NATO.
wer jetzt über erdogans gebaren erstaunt ist muss die letzten 20 jahre geschlafen haben.
der modus operandi der AKP war es schließlich rhetorisch kreide zu fressen in der sache aber peu a peu in richtung pseudoosmanischem Gottesstaat mit Putinelementen zu transformieren.
Erdogan ist schlicht der geschmeidigere Erbakan. jeder der wollte konnte es wissen
erdogan dixit anno 1998.
@ Benedikt
Sie liegen völlig daneben. Sorry. Ihr Duktus ist allerdings nicht ungefährlich.
@ AoR
Sie nehmen eine Spur auf, die ich gerne weiterspinne.
Mit Bezug auf meinen gestrigen Beitrag möchte ich noch etwas deutlicher werden, weil die darin gemachten Andeutungen offensichtlich zu vage waren.
Im Lichte von Hinweisen und Meldungen, (zu umfangreich, um sie alle hier aufzuzählen) die auch in türkischen Presse diskutiert werden, würde ich gerne folgendes herausstellen:
– Zu einem sehr frühen Zeitpunkt sind zu viele Phasen und Teiloperationen der Putschisten an erstaunlich schnellen Gegenmaßnahmen gescheitert. Für mich ist das keine „stümperhafte Durchführung“, sondern das Ergebnis von Täuschung und Verrat.
Zum .Beispiel.: Keine Luftverlegung nach Ankara designierter KdoTr aus diversen Landesteilen, Abriegeln der Kasernen, der für den Putsch vorgesehenen TrTle durch zivile Busse, Müllabfuhr etc., die rasche Evakuierung Erdogans etc.
Die Gendarmerie war bislang ein Profiteur der bisherigen Säuberungen im Militär. Nun waren also Gendarmerie TrTle für Putschphasen eingeplant, es kam aber nicht zur Beteiligung in größerem Umfang. Zufall oder Absicht?
Was meine ich also? –
Ohne, dass ich harte Belege dafür hätte, halte ich in Kenntnis dessen, was gestern angedeutet hatte jedoch folgendes für möglich:
– M1: Es gab in der Tat entsprechende Putschpläne oder -gerüchte, die dem MIT irgendwann bekannt wurden. Man ließ die Frondeure gewähren, infiltrierte ihre Strukturen und entwarf einen Parallelplan als Gegengift. Zu jedem Zeitpunkt waren engste Kreise um Erdogan im Bilde, was ablaufen sollte.
– M2: Gesondertes, planvolles Täuschungs- und Inflitrationsmanöver. Unter Volltarnung wurde ein Verschwörungszirkel gebildet, vielleicht sogar mit glaubwürdig erscheinenden Schlüsselfiguren, die in Ungnade gefallen waren. Die Putschisten legen somit nach und nach ihre Tarnung ab, werden nun sicht- und verfolgbar. Parallel wurde auch hier an Gegenmaßnahmen gearbeitet. Dieses habe ich versucht gestern anzudeuten.
In beiden Fällen existierte also auf Regierungsseite ein Gegenfahrplan.
Es wurden Opfer und Verluste in dosierten Masse einkalkuliert.
Erdogan selbst- bekanntermaßen ungeduldig, aufbrausend, emotional und stimmungs- schwankend-, konnte seinen Triumph, der Putsch sei ein Geschenk Gottes, nicht verbergen. Es ist irgendwie entlarvend.
Im Ergebnis können nun Säuberungen vorgenommen, die in diesem Maßstab so nicht möglich gewesen wären.
Vielleicht sollten auch die jüngsten außenpolitischen Aussöhnungsmanöver mit ISR und RUS, ungeachtet der wirtschaftlichen Dimensionen, neu bewertet werden, wenn der türkischen Regierung bekannt war, dass sich im Zuge der Ereignisse das Verhältnis zu den USA verschlechtern würde.
Dies deutet sich ja nun an. US Fluglinien stellen bis zum 15.08. erstmal alle Flüge in die TUR ein. Ein Indiz dafür, dass die USA mit einer Verschlechterung der Beziehungen rechnen.
Wenn zutreffend, ist das das Entreé für die Distanzierung zum Westen, als Voraussetzung für den umfassenden Umbau der türkischen Gesellschaft und Neuorientierung in der Region.
@Sachlicher: Absolut!
Nun… Ich habe mir vor einem Jahrzehnt Methoden zugelegt mit kognitiver Dissonanz umzugehen. Es ist tatsächlich ein Zirkus namens LiHoP. Was wichtig für uns zu erkennen ist, ist dass die Gesellschaft zutiefst gespalten ist. Zunehmend nehmen Parteien Waffen in die Hand.
Die Kurden 1983 mit der Begründung der PKK unter sovietischer Unterstützung.
Mehrfach die Kemalisten auch mit westlicher Unterstützung.
Die Islamisten unter der AKP schlagen Demonstrationen nieder mit Finanzhilfe der Golfstaaten, den Schattennetzwerken der Muslimbrüder und ignorieren Daeshs, also auch extraterritorialer Unterstützung.
Es ist ein Machtkampf um die geografische Lage der Türkei, seiner Demografie etc. Rechtsstaatlichkeit nach europäischem Vorbild, Checks & Balances nach amerikanischem Vorbild und eine pietistische Arbeitsmoral wie es Gülen zum Teil propagiert, sind der Schlüssel zur erfolgreichen Türkei. Die Formel heist EU + US + „Gülen“, Erdogan hat nun der Zukunft in die Zähne getreten und die wird sich rächen.
Die Haltung Kerrys und Merkels sind absolut richtig.
@Eric Hagen: Danke, sie sind der Türkeikenner hier, ich wollte mich nicht zu weit aus dem Fenster hängen.
@AoR
Eine MIHOP durch Erdogan ? Na, das halte ich für most-unlikely angesicht der miltärischen Köpfe hinter dem Putsch, dass die sich so „verarschen“ lassen.
@Georg
Der Punkt ist doch, dass der Putsch nur eine Chance hatte: Erdogan festsetzen und irgendwo „incommunicado“ halten für mindestens 24 Std. Als das misslang (2 mal), war die Kiste gelaufen. Ein toter „Märtyrer“ Erdogan hätte das Land zerissen – deswegen kein „Abschuss“.
Der überhastete Beginn des Putsches ist imho ausgelöst worden, weil Erdogan offenbar geplant hat vorzeitig aus dem Urlaub nach Instambul zurück zu kehren – egal aus welchen Gründen. Das wurde an die Putschisten geleakt und hat deren voreilige Aktion ausgelöst. Nach dem erfolglosen Festsetzungsversuch am Urlaubsort war die nächste Chance in Istambul, aber da hatte Erdogan schon seinen Gegenputsch gestartet (der imho bestens vorbereitet war).
@Sachlicher
Zustimmung zu allen 3 Punkten. Die Schlüsselfrage ist in der Tat wie weit Erdogan in seiner Abgrenzungspolitik gegenüber EU, NATO und auch US gehen wird und ob es noch genügend „Restvernunft“ in seinem Umfeld gibt, die ihn bremsen können.
@Klabautermann: Eben, das ist weder Show noch Röhmputsch, wie hier vermutet wurde. Ein Erdoganscher MIHOP wäre ja das Röhmszenario light (Aufmarschieren lassen, abknallen). Die Szenarien spitzen sich zu @Eric Hagen hatte für mich soweit erstmal das letzte Wort bis wir neue Infos bekommen welche die Thesen unter der Hypothese LiHoP konterkarrieren.
Mal sehen wie lange es dauert bis @Leitmedien wieder hier abschreiben /SCNR … Klar dass wir in der Putschnacht noch nicht alle Antworten hatten. /SARC
@T.Wiegold: Haben sie eine Serverstatistik zur Putschnacht? … konnte mich gerade so durchwurmen so überladen waren die Aufrufe. Ab 0200 gings dann wieder.
@Klabautermann: Die Restvernunft hat(te) Namen: Davutoglu und Gul, beide abgesägt!
@AoR | 19. Juli 2016 – 13:16
Volltreffer ! Wunderbar auf den Punkt gebracht. Mit großer Sorge muß man die „Annäherung“ an die Autokraten wie Putin und Assad betrachten – ich denke aber einmal, dass diese beiden dem Herrn E. so weit trauen wie ich ein Klavier stemmen kann.
Viel wird davon abhängen wie weit sich die EU (allen vorran Merkel), die USA und auch Putin hinter die Forderung nach rechstaatlicher Völkerrechts-Konformität in der Türkei stellen (effektive Gewaltenteilung, Menschenrechte, Minderheitenschutz/rechte….etc.pp). Falls die (nun zum Schweigen gebrachte) Opposition in der Türkei da keine klaren Signale erhält, dann kann es ziemlich häßlich werden.
Interview mit CNN „So hat Erdogan die Putschnacht erlebt“ auf FAZ
Aua, aua, aua……E. vergleicht Gülen mit bin Laden.
Weiß nicht ob das hieher gehört
http://www.krone.at/Oesterreich/Die_Allahu_Akbar-Demos_sind_ein_Warnsignal-Regierung_gefordert-Story-520545
aber das macht mir schon sorgen
@Sachlicher
Volle Zustimmung!
Und an all jene, die in diesem Zusammenhang gleich wieder einen Abzug der deutschen Kräfte aus Incirlik fordern:
Ich bin mir recht sicher, dass wir längst abgezogen wären, wenn wir es denn selbst stemmen könnten, von einem anderen Stützpunkt aus zu fliegen. Die Wahrheit ist doch, dass sich die Bundeswehr für viele „Unterstützungsleistungen“ auf die vorhandene US-Infrastruktur in Incirklik abstützt. Mir fallen da ganz spontan so essentielle Dinge wie SatCom, CSAR, Logistic Support, etc. ein. Von PX und ähnlichem ganz zu schweigen. Bei Ausweichen auf eine andere Base ohne diese Unterstützung müsste die Bw schon einige Klimmzüge machen, um die notwendigen Einheiten überhaupt zusammen zu bekommen oder wäre dazu gar nicht in der Lage (z.B. CSAR).
@ Klabautermann, @ AoR
Die Abkürzung „LiHoP“ und „MiHoPo“ steht ausgeschrieben für was, bzw für welche Bedeutung ?
Danke
@Georg
– let-it-happen-on-purpose
– make-it-happen-on-purpose
Das sind natürlich VTs ;-)
Aber wie ich schon sagte, zu einer guten Verschwörungspraxis gehört nun mal, dass man möglichst viele VT in die Welt setzt, um die wahre Verschwörung zu tarnen. Die Türken lieben VT, hängt wohl mit der osmanischen Tradition der Hofintrigen zusammen, was auf eine gehörige Portion verschwörungspraktisches Know-How hindeuten könnte. Und da E. offenbar auf dem Weg in ein Sultanat Türkei ist, sollte man davon ausgehen, dass er sich nicht zu schade ist alle Kunstgriffe der Intrige (ob nun historisch oder neuzeitlich) einzusetzen.
@Georg
als 3. VT ist noch „surprise“ zu nennen:
-– Surprise: Man hat maximal lediglich diffuses Vorwissen, und wird von den XYZ „überrascht“.
– Lihop „let it happen on purpose“ bedeutet: Man weiß sehr viel, aber läßt XYZ geschehen, um davon zu profitieren
– Mihop „make it happen on purpose“ bedeutet: Man macht XYZ selbst bzw. beauftragt Leute mit der Ausführung und hält sich bedeckt hinter plausible deniability.
Wenn meine Theorie stimmt, dann verbreitet E. die Surprise-VT (Gülen), der westliche mainstream die LiHoP (Inszenierung durch Erdogan), also war es wahrscheinlich doch eine MiHoP /SCNR…..die Saudi sind auffallend still…………….
Bevor ich zum Bummeln gehe, muß ich noch „Einen“ krachen lassen.
Falls E. wirklich glaubt, er könne die Türkei zu einer islamischen Führungsmacht aka Sultanat führen, dann sollte man ihm sagen, dass ihm ganz persönlich dazu 4 wichtige „Elemente“ fehlen:
1. Er hat weder Öl noch Gas
2. Er ist Türke….und kein Araber, Perser oder Ägypter
3. Es gibt keine Heiligen Städte in der Türkei
4. Er entstammt weder dem geistigen noch dem weltlichen „Adel“
Er sollte das mit dem islamischen Sultanat besser bleiben lassen.
Ich habe mir das Video über die „Vorführung“ der festgenommenen Generale angeschaut – entsetzlich. Ich hoffe, der Link ist erlaubt:
http://de.sputniknews.com/panorama/20160718/311554254/putschisten-generaele-video.html
Wenn nicht: Es ist auf Sputniknews eingestellt.
Diese Türkei hat in der EU nichts verloren. Ebenso wenig wie deren Anhänger – auch die hier in Deutschland. Hoffentlich ist unser Staatsschutz auf dem „türkischen Auge“ nicht blind.
Hans Schommer
Der Drops ist gelutscht und Erdogan ist mit der Türkei ins Putinlager entschwunden.
Der Austritt der Türkei aus der NATO ist nur noch eine Frage von Wochen.
Die Todesstraffe muss aus Sicht Erdogans (und wird) kommen, sonst hätte man Zeugen für den tatsächlichen Hergang des Putsches. Man kann sie danach ja wieder abschaffen.
Es gibt auch für den neuen Sultan keinen Grund mehr aus seiner Sicht als Bittsteller an die EU heranzutreten. Warum auch?
Die Aufmärsche in Europa von Türken oder Demonstranten mit anatolischem Migrationshintergrund, sollten ein weiteres Warnsignal sein. Doch leider reagiert unsere pol Führung kaum.
Die Lage in DEU-EU spitzt sich zu (die Täter von Würzburg und Nizza haben eine neue Qualität, denn für solche Anschläge benötigt man kaum Logistik).
@ Elahan:
„Der Austritt der Türkei aus der NATO ist nur noch eine Frage von Wochen.“
Morgen soll E. ja angeblich etwas sehr Wichtiges mitteilen …
Dann kann man wenigstens die EU-Beitritts-Verhandlungen beenden. Das wäre konsequent und das Thema Visa-Freiheit wäre vom Tisch.
M. m. nach wäre sonst zu befürchten, das der Sultan seine innenpolitischen Gegner und missliebige Teile der Bevölkerung in die EU entsorgt. Auch Einbürgerungen sollten ab jetzt äußerst restriktiv gehandhabt werden.
@klabautermann: Gegen Ihre Theorie spricht, dass sich Erdogan mittlerweile damit gebrüstet hätte, vom Putsch gewusst zu haben und gezielt die Selbstaufdeckung der Verräter zu betreiben . So wichtig das Facetime Interview auch war, so sehr hat es ihn jedoch auch nervös und in Not, also verletzbar, gezeigt.
@ Ziethen | 19. Juli 2016 – 16:44
„M. m. nach wäre sonst zu befürchten, das der Sultan seine innenpolitischen Gegner und missliebige Teile der Bevölkerung in die EU entsorgt. Auch Einbürgerungen sollten ab jetzt äußerst restriktiv gehandhabt werden.“
Ich fürchte eher, dass ein Erdogan seine Bataillone schon nach Europa hat einsickern lassen. Ich habe da immer noch Fatih Zingal vor Augen (bei Anne Will). Wach, intelligent, der deutschen Sprache und Kultur mächtig, dominant im Auftreten. Zingal kann sich im System Europa bewegen wie ein Fisch im Wasser. Dummerweise scheint er aber weiter Erdogans Werte verinnerlicht zu haben und seine Loyalität gilt nicht Deutschland und europäischen Werten, sondern dem islamistischen Türkentum. Wir haben noch gar nicht bemerkt, wie gut Erdogans „Grüne Männchen“ sind.
Diese Figuren werden für uns noch ein großes Problem werden, denn unsere deutschen Spitzenkräfte haben nicht mehr die geistige Schärfe und das Training, es mit diesem Schlag an Meinungskämpfern aufzunehmen. Leute wie Zingal sind nicht in Europa, um sich in unsere Kultur zu integrieren. Sie wollen das Land übernehmen.
BBC berichtet, das 15200 Lehrer und Professoren entlassen wurden, wegen angeblicher Nähe zu Gülen.
Ja ja, die Demokratie wurde gerettet…
Lt. n-tv sollen auch die Rektoren sämtlicher Universitäten und etliche hundert Dekane der Fakultäten ihrer Rücktritt einreichen. So langsam erinnert das an die Jeschowtschina in der SU der 30er.
@Ziethen
Doppelte Staatsbürgerschaft für nicht EU Bürger aus Anatolien sollte ebenfalls überdacht werden.
Doch in diesem Thread sollte eher die Situation unserer Soldaten in der Türkei im Focus sein.
Was ist da los?
@Elahan | 19. Juli 2016 – 16:22
Solange Erdogan ca. eine Milliarde Euro pro Jahr von der EU als „Heranführungshilfe“ kassiert, wird er diese Brücke nicht abbrechen, warum auch? Die Europäer beenden die Sache von sich aus bestimmt nicht.
Hurriyet Daily News meldet soeben,
dass die SK-Führung „Stunden vor dem geplanten Putsch durch MIT gewarnt worden seien.“
Damit erscheint klar, dass der Plot bekannt war oder zumindest bekannt gemacht wurde.
Unklar, ob MIT die Verschwörerkreise infiltriert hatte oder selbst geplottet hatte (s. meinen Beitrag von heute, 1310) oder aber es aus den Reihen der Frondeure einen Last Minute – Verräter gegeben hat.
In jedem Falle darf man nun aber annehmen, dass die Putschisten keinen Überraschungsmoment mehr hatten, Gegenmaßnahmen – lange parallel geplant oder ad- hoc aufgelegt- vorbereitet und ausgeführt wurden.
Damit lassen sich nun einige Merkwürdigkeiten, die auch hier aufgefallen waren, erklären.
Alternativ hätte man bereits zu diesem Zeitpunkt die Öffentlichkeit warnen können. Anstelle dessen hat man die Ereignisse anlaufen lassen egal, ob es hier ein Doppelspiel gab oder nicht.
Die Opfer wurden nicht nur billigend, sondern bewusst in Kauf genommen.
Weitere werden nun folgen. Er treibt ganze Familien, Berufsgruppen in die Existenzgefährdung.
Damit stelle ich ihn Assad gleich. Ich denke nicht, dass die Niederschlagung des Putsches die Demokratie gestärkt hat. Das Gegenteil ist anzunehmen.
Die für morgen angekündigte Rede Erdogans wird in der Tat interessant.
Ich halte es für möglich dass er Plebiszite ankündigen wird: Todesstrafe, EU-Beitritt, ja vielleicht Suspendierung von Nato- Operationen auf türkischen Boden und Verhängung Kriegsrecht „um das Trauma zu überwinden“, in das die Putschisten das Land getrieben habe.
Er sucht nun die Legitimation des Volkes unter Umgehung einiger Verfassungsänderungen, für die 2/3- Mehrheiten erforderlich seien.
Dem Vernehmen nach fehlen der türkischen Regierung immer noch einige Dutzend Hubschrauber, der eine oder andere Soldat mit Spezialkräfte-Hintergrund und auch einige Schiffe der Marine. Manche Beobachter mutmaßen, dass die entsprechenden Soldaten angesichts der öffentlichen Vorführung gefolterter Gefangener und sonstiger Maßnahmen des Erdogan-Regimes bald schon zu der Überzeugung gelangen könnten, sie hätten nichts mehr zu verlieren…
@klabautermann: Jaja der AoR verbrteitet i.A PsyOps im Auftrag von? Mann, jetzt wirds persöhnlich. Ich habe echt meine grauen Zellen angestrengt um das Rätsel zu lösen. /tear
Und die Saudis… ohh, die wissen grad net wie ihnen geschieht.
Die Rede morgen wird maßgeblich sein.
@Alf Igel
Vor knapp 20 Jahren hatte er sich so geäussert.
„Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“
Die letzten Jahre konnte man ja immer wieder sehen, dass es ihm dabei wohl ernst sei. Auch dass er sich gegen die Integration der Türken gestemmt hat, macht in diesem Zusammenhang Sinn.
Daher konnten die vielen rechtswidrigen Demos Tausenden von Teilnehmern, die für ihn skandierten, nicht überraschen. Die Bataillone sind längst hier.
Mit Bezug auf das Daesh-Theatre:
U.S. to set up 5 military bases in Iraqi Kurdistan: source
http://ekurd.net/us-military-bases-iraqi-kurdistan-2016-07-19
Mal sehen ab wann unsere Flieger aus Erbil aufsteigen.
@All: Keine Angst vor den Edoganschen Battalionen. Doppelte Staatsbürgerschaft öffnet das Tor zum Entzug selbiger.
AoR | 19. Juli 2016 – 21:38
Mit Bezug auf das Daesh-Theatre:
U.S. to set up 5 military bases in Iraqi Kurdistan: source
Interessant. Dann wären die von mir weiter oben beschriebenen Herausforderungen auf einmal gelöst.
M.E. ist TUR aus dem Anwärterbereich der EU raus. Und hoffentlich auch bald – wie auch immer – aus der NATO. Einen Feind im Inneren braucht keiner!
Hans Schommer
@ AoR, knoxixx
Bitte mal a) die Quelle und b) den g e s a m t e n Artikel nüchtern evaluieren.
– KurdNet ist eine in NYC ansässige Publikation von in den US ansässigen kurdischen ExPats. Es mag angenommen werden, dass KurdNet ein publizistisches Sprachrohr für die Interessen der (irakischen ?) Kurden ist.
– Im Artikel selbst wird der Widerspruch irakischer Parlamentsabgeordneter gegen dieses Memorandum of Understanding (MoU) – einer diplomatischen Absichtserklärung ohne Rechtswirkung – erwähnt. So halten zumindest einige irakische MPs in Baghdad einen solchen eventuellen (!) bilateralen Deal zwischen den USA und der teil-autonomen kurdischen Regierung für nicht verfassungskonform, kündigen Widerstand dagegen an.
Ergo: ich halte es für SEHR verfrüht, die Einrichtung von fünf US-Basen in den kurdischen Gebieten des Irak als beschlossene Sache zu bejubeln.
@EtienneRheindahlen: Alles richtig, aber schauen sie mal was da schon alles an Militärbasen stehen (auch in Syrien). Und Baghdad versteht langsam, dass US Truppen deren eizige möglichkeit territoriale Integrität wie auch den Luftraum zu schützen.
@ Hans Schommer (zu Kommentar von 21:58 Uhr)
Zustimmung.
Allerdings: insbesondere in der Türkei dürften die Ableitungen aus dem Einsatz „Trojanischer Pferde“ als traditionell-historischer Basisschatz strategischen wie taktischen Handelns auf politischem wie militärischem Feld gepflegt und verinnerlicht worden sein. Schliesslich lag Troja auf einem Hügel der türkischen Dardanellen-Küste…
Des „Sultans“ Aussage („Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“) mag dafür ebenso Beleg sein wie die allerdings überraschend wie überragend unmittelbare Mobilisierung Tausender „Demonstranten“ (vermutlich hoher Anteil von AKP-Sympathisanten und Erdo-Jüngern) in zB Wien und Berlin.
So schnell waren die mit Turkye-Nationalflaggen schwenkenden jungen, durchtrainierten Bartträgern besetzten Profilierungs-Boliden (und Taxen) noch nicht mal nach einem TK-Spiel während der EM zum Autokorso auf dem Ku’damm konzentriert…wie sie Freitagnacht die türkische Botschaft am Tiergarten abriegelten.
Bitte dies keinesfalls als Hetze zu verstehen – aber das fiel mir schon auf, als ich in besagter Nacht dienstlich in unserer Hauptstadt unterwegs war. Ebenso kritisch – am Beispiel Wiens -registriert von der (eher linksliberal verorteten) Tageszeitung „Wiener Zeitung“: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/politik/832435_Erdoganisiert.html
Statistik: 50% der Türken sind gegen Erdogan, 80% gegen militärische Machtübernahmen. Alle türkischen Parteien haben den Putsch verurteilt. Ja da sind verdammt schnell verdammt viele Flaggen zu sehen.
Der Putsch der 80er wurde fast verschleppt, das Trauma sitzt tief. Wir sollten also nicht übereilig interpretieren. Die Säuberungen der Bildungsinstitutionen hat gerade nicht nur den Lira auf Talfahrt geschickt, sondern wird ganz bitter aufstoßen.
Es gab vermehrt übergriffe auf verschiedene Minderhieten in der Türkei. In den letzten Stunden scheint auch die PKK Angriffe auszuüben, werden die Zentrifugalkräfte der Türkei losgetreten?
EtienneRheindahlen | 19. Juli 2016 – 22:41:
Ich seh die TUR Mitgliedschaft in der NATO noch weitaus kritischer. Die Türkei unter Erdogan und seinen Schergen bildet keine Südflanke mehr. Diese Islamisten haben die Seiten bereits gewechselt – Arminius lässt grüßen.
Also raus aus der NATO mit den Türken.
Hans Schommer
Abzug amerikanischer Nuklearwaffen?
http://foreignpolicy.com/2016/07/18/americas-nukes-arent-safe-in-turkey-anymore/?utm_source=Sailthru&utm_medium=email&utm_campaign=Defense%20EBB%2007-19-16&utm_term=Editorial%20-%20Early%20Bird%20Brief
@Hans Schommer
Wichtig ist nach wie vor der Bospurus – allerdings läßt sich dieser auch ohne TUR recht einfach sperren.
Daß TUR radikalen islamischen Kräften im Einverständnis mit der Regierung als Ruheraum dient, ist bekannt.
Ich werde das Gefühl nicht los, die Türkei befindet sich am Vorabend des 30. Januar 1933 in Deutschland.
Aus einer demokratischen Mehrheit für Erdogan wird gerade eine absolute Mehrheit für Erdogan und die AKP. Alle Staatsorgane werden gerade durch Erdogan und seine AKP gleichgeschaltet.
Die erdoganischen Ableger, bzw. dessen Stellvertreterorganisationen befindet sich bereits in Deutschland wie letzten Sonntag bei Anne Will zu sehen war. In Österreich anscheinend auch.
Die DITEB, die staatliche türkische Religionsgemeinschaft ist bereits in Deutschland mit mehreren Hundert in der Türkei ausgebildeten und von der Türkei bezahlten Imamen in Deutschland vortreten. Also viele türkische Gemeindevorsteher sind praktisch türkische Staatsbeamte, die an entscheidenden Schlüsselstellungen in Deutschland ihren Dienst verrichten.
Wessen Lied werden die wohl singen ?
Das der staatstragenden AKP mit zukünftig absolutischer und antiwestlicher Ausrichtung oder die Werte der freiheitlich demokratischen Grundordnung in Deutschland ?
Ein neues Aufgabenfeld für den Verfassungsschutz ?
So z.B.
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48875/1.html
(‚mußte erst ‚mal den Artikel suchen, man liest und löscht so viel)
@Georg
Sie wollen doch nicht die DITIB als fünfte Kolonne Ankaras bezeichnen? Und die AKP-Wähler hier als willfährige Unterstützer?
Und die König-Fahd-Akademie in Bonn als wahhabitisches trojanisches Pferd?
@ Thomas Melber
Wenn Sie einen Beitrag ironisch meinen, dann sollten sie ihn kennzeichnen. Ansonsten stimme ich Ihnen zu.
@Georg
Ironie bedarf eines gewissen Niveaus an Intelligenz; dies setze ich bei den Lesern und Nutzern des Blogs einmal voraus.
Oder gehören Sie zur Fraktion „lieber eine geradlinige Brutalität als eine subtile Grausamkeit“?
@ Thomas Melber
Zitat:“Oder gehören Sie zur Fraktion “lieber eine geradlinige Brutalität als eine subtile Grausamkeit”?“
Ich versuche nur verständlich zu sein. Ich habe mal gelernt und in der täglichen Praxis umgesetzt, dass meine Gedanken „operationalisierbar“ sein müssen.
Ironie in Kommentarbeiträgen kann leicht missverständlich wirken, deshalb schreibe ich was ich denke und versuche das zu tun, was ich schreibe, bzw. sage.
Hier schätzen wohl einige die Lage völlig falsch ein. Klar besteht die Gefahr, dass die Türkei abrutscht in ein Irgendwas zwischen Demokratie und Sultanat. Aber sie ist NATO Mitglied seit 1952, länger als Deutschland, und wir haben da im Wechsel schon weitaus üblere Regierung gesehen, gerade vom Militär. 650.000 Verhaftungen und Liquidierung von unliebsamen Personen mittels Todesstrafe, nur zum Vergleich.
Deshalb wird die Türkei NATO Mitglied bleiben und wir werden uns arrangieren.
@ll. Was soll der m.M.n. „Quatsch mit der Todesstrafe“ (vgl. auch http://augengeradeaus.net/2016/07/nach-dem-putsch-bundeswehr-nahm-flugbetrieb-in-incirlik-wieder-auf/comment-page-2/#comment-243471, letzter Absatz).
Das ist nur bewußte Trommelei und Bauernfängerei von Erdogan um sich „sein Volk“ zu sichern! Kann sich die Türkei wirtschaftlich gar nicht leisten.
Viel wichtiger ist, die EMRK fangen nicht erst bei der Todestrafe an und diese EMRK samt aller seitens der Türkei unterzeichneten Zusatzabkommen gilt es durchzusetzen bzw. von Erdogan einzufordern!